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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-02
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nriaction und Lrpeditiou JohauncSgasse 33. Sprechstunde» der Uedartion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. tzttr st« nu<i»»d« »«»elandlkr r»»milc6pl« «ichi sich tie «etaciio» nicht »«diadUch Nnnah«« der für die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis S Uhr Nachmittag», an kann- nnd Festtagen früh bi» ;,S Uhr. In den Filialen für Inf.-Ännahme: Ltt« Klemm, Nniversitütsstraße 22, L»Ui» rische, Katdarinenstraße 18, p. nnr bis '/,S Uhr. ripMerIUMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L«,SS«. Idmuklueutnrns Viertels. 4'/» iucl. vrinoerlohn b Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2b Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Sxtrabeilaae» ahne PostbesSrderung 39 Mr. Mit PostbesSrderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzrile L0 Pf. Größere Schriften laut unserem Prrt». verzeichniß. Labeliarischer Satz nach höherem Larif. Lertamen unter den ltedartidurstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet« an die Srpedirion ,» seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrasnumerautio oder durch Post. Nachnahme. ^-214. DienStag den 2. August 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Der ofsicielle Anfang der diesjährigen MichaeliSmeffe füllt auf den Ltt. September und eS endigt dieselbe mit dein IS. Oktober. Während dieser drei Wochen können alle in- und a«S- lä'ndtsehe« Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbetreibende ihre Waarcn hier öffentlich seilöielc». Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereits in der zum Auspacken bestimmten Vorwoche, vom lv. September an, betrieben werden. Das AuSpacken der Waarc ist den Inhabern der Mcß- lveale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen fcilhallcndcn Verkäufern in der Woche vor der Bölkcherwocbe gestattet. Zum Einpackcn ist das Osfcnhaltcn der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zablwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Osjenhalten eines solchen Bcrkaufolocals? ebenso daS vorzeitige AuSpacken an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jekcSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe biü zu 7ä Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de? WaarenvcrschlusscS an bis mit Ente der Woche nack der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den 29. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Harnvitz. Bekanntmachung. Da» 2l. Stück des diesjährigen RcichSgesetzblatteS ist bei uns eingegangen nnd wird biS zum 18. August d. I. auf dem RatbhanSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 1443. Bekanntmachung, betreffend eine Nblinderung des Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedürfen. Vom 26. Juli ,88l. Leipzig, den 30. Zuli l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. I>o. Tröndlin. Cerutli. Bekanntmachung, die Sperrung des Peterssteiuweg» für dcu gfahrvrrkebr betreffend. Die Sperrung de« PcterSsteinwcgS bez. der Zeitzer Straße für den Fährverkehr aus der Strecke vom ebemaligcn Peters schießgraben bis zur südlichen Fluchtlinie der Albertstraße tritt erst von Donnerstag, de« 4. August dS. JrS. ab ein. Leipzig, am 1. August l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Dr. Wangemann. verltcigcrung ant den Abbruch. DaS im ehemaligen Botanischen Garten, Harkortstraße Nr. 5/6 Abtb. 6. gelegene Wächtcrhaus soll Dienstag den ». August «i-., Bormittags tl Uhr. aus dem Rathhausc, I. Etage, Zimmer Nr. 16 und unter den ebendaselbst aus dem große» Saale zur Einstcktnahmc auS- liegenden Bedingungen auf den Abbruch versteigert werden. Eine Besichtigung kann am 5. und 6. August, Nachmittags von 2—3 Uhr staltsindcn und wird deshalb ein Beamter von unS zur Stelle sein. Leipzig, am 29. Juli 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. EichoriuS. Vieb-ahls-Vekanntmachung. Gestohlen wurde» allhur erstatteter Anzeige znsolqe: 1) Tin gelber Herren - Sonnenschirm. ein Muschelporte: «»»nate, leer, eins deSglrichr» von schwarzem Leder, mehrere Shlipse, sowie zwei hölzerne Nistchrn. mittelst Einbruchs aus einem GartenhäuSchcn auf dem westvorstädtische» Schreberplatze, in der Nacht vom 22. zum 23. v. M.; 2) ein Täschchen von gelbem Leder, darin zwei Milttairpäffc nnd vier Atteste, aus Ludwig Kunze lautend, au» einer Arbeitsbude am Thüringer Bahnhof, am 23. v. M.: S) ein Paar rindslcderne Halbstieselii, fast neu, mit Stiftabsätzen nnd rothem Schastsutter, ans einer Schlafkammer in Nr. 26 der Burgstraße, vom 22. bi« 24. v. Mts.; 4) eine silberne Phllndcrnhr niit Secund«, geriester Rückseite mit wappenähnlichem Schildchen in der Mitte, im Innern des Teckels die Buchstaben U. H. einaelripelt, nebst kurzer Nickelkcttc, aus einer gelle tm Dianabad, am 24. v. MtS. Bormittag«. 5) eine dcrglriche» klein, mit Sprungdeckcl und eben solcher Rückseite wie vorstehend, nebst kurzer Talmikette, daran ein ovales, goldenes Medaillon, auf einer Leite schwarz emaillirt, sowie ein unechtrs Verlogne, au» einer Wohnung in Nr. 13 b der Schloß, gasse vom 24. bi» 25. v. MtS.; 6) drei Lpitzhackr», aez. .4. k. sowie zwei Schippe« au- der Vlll. Lbtheilung de« südlichen Friedhof«, vom 23. bi» 25. v. Mts.; 7) ein Hrdrkorb, darin drei MannShrmdrn, gez. O. 8., zwei Aranrnhkoide«. X. k. gez., vier Lindrr-rmdchen, vier weiße »tntzerschürzen, fünf weiße Taschentücher, gez. o. 8. bcz. X. U., drei Betttücher, ge». 0. 8„ drei bunte tlissenüderzüge: ebenso ge»., ein wcisicS Tischtuch, gez. X. eine weiße Häkeldecke, least Handtücher, o. L. bez. X. li. gez., 2'/, Kilo Getse, ebenso- viel Soda, Kilo Kaffee, eine gleiche Quantität klarer Zucker uud zwei Päckchen Grdmandrlkaffrc, au« einem-Handwagen, welcher in der Windmühlenstraße gestanden hat, am 26. v. MtS.; 8) ei« MaNN»j«a«rt von grauem Turnertuch, mit braunem Futter, eine graugeiprießelte Mütze uud zwei Handtücher, aus einem Eppeditionslocal« auf dem Waagcplatz, in der Stacht vom 26. zum 27. v. M.; 9) eia Nock von dunklem Stoff, mit einer Reih« Knöpfen und schwarzem Futter, ei» ebrnsolchcr mit zwei Reihen Kuöpsen, «in Paar Hose» von dunklem und ein Paar deralelchrn von hell- carrirtem Stoffe, seiner zwei schwarze Tnchräcke init einer Reihe Knöpfen und schwarzen» Futter, ein« braune Hose, eine graue Weste, rin Paar Hose» von grauem englischen Leber, ein« braun« Gtoff- »este, ein grauer Stoffrock, eine grauleinene Jacke» eine blaue gewirkte Untersacke und ein Schur,leder, mittelst Gintrnch» au» »nur Baubude an der L-Straße, in derselben Nacht; 10) ein Nock von dunkelblauem Stoff, mit zwei Reihen Knöpfe» und schwarzen, Futter, und eine Weste von granein braungestrciste» Stoffe, mit braunen Hornknöpse», ferner ein Paar Hosen von dunkelblauem Stoff und ein weißes Borhemdchcn. aus einem Schlas- locale in Nr. 2 der Magazingasse, am 28. v. Mts.; 11) ein weißer vrttüdkrzng. gez. 3. II., und ein weißleinen«» Franrnhemd, von einem Trockenplätze im Grundstück Nr. 52 der Frankfurter Straße, an« 27. v. Mts.; 12) sechs wcißlcinene Haiiiitiichcr aus einem Küchcnlocale in Nr. 12 der Südstraße, von, 14. bis 29. v. Mts.; 13) ein Portemonnaie von weißem Leder, mit einem Inhalte von ca. 4 ./ü, in drei Markstücken und kleiner Münze, aus einest, Schlaslocale in Nr. 15 an, Thomaskirchhof, von» 28. bis 29. v. M.; 14) ein Spankard, darin 16 Stückchen Butter und drei weiß- leinene Buttrrtücher, aus einen» Handwagen, welcher in der Einilienstraßc gestanden hat, an» 30. v. M. Vormittags; 15) ein schwai»ledernes Portemonnaie mit Siahlbügel, rat- haltend 7 ./<, in Mark- und Füilszigpsc»iligstückc», mittelst TascheA- diedstahls in der Ka!hari»e»straße zu derselben Zeit; 16) drei Stück messingene Wassrrpostkapscln mit Gewinde, von den Wasserpostei, aus dein Gohlijer Wege, bez. am Exercierplahc, im Laufe der letztvergangcnen 5 Tage. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Lachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 1. August 1881. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I)r. Rüder. voblseld. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 2. August. Da« Mini steriu n, Ferry muß sich auf leinen curu- lischcn Sesseln nicht besonders sicher fühlen, sonst hätte es nicht den Versuch gemacht, wie man lrotz aller Einreden eben doch glauben muß, den Wählte rmin so lange zu verheimlichen, um jetzt die Parteien mit dcmselbcii zu über raschen. Eine Negierung, die sich ihrer Position völlig sicher ist, braucht solche Millclchcn nicht aiiznweiiden; im Gegcn- thcil kann ihr volle Klarheit nur erwünscht sein. Ist aber daß cS schon vorher seine Unruhe nicht verbergen kann. Ter Hauptgcgncr de« Ministeriums, Herr (Äambctta, ist seit den Verhandlungen über die Listenwahl, die mit seiner Niederlage im Senat endeten, äußerlich ruhig geworden; zur Zeit bemerkt man keine agitatorische Thaligkeit bei ihm. Aber es ist dies offenbar nur die Sammliing zu dem bevorstehenden Wahlscldzuge, bei de», cS an heftigen Kämpfen nicht fehlen wird. Gambetta ordnet seine ungeheuren Mittel, mit denen er den Wahlkampf zu seinen Gunsten zu lenken gedenkt. Seine Hanptwaffe ist die Presse, die von ihm beeinflußt wird. Im Laus der Zeit hat er viele große Zeitungen an sich ge bracht, andere mit Geldmitteln versehe», und die RedaclionS- plätzc init seinen Parteigängern besetzt; auch die beiden mili- lairischen Organe, welche >» Paris erscheinen bat er ange- kaust, uni drc Armee in seinem Sinne zu bearbeiten. So hat er die Republik mit einem dichten Netz von Blättern umsponnen, die säinmtlich für ihn arbeiten und die öffentliche Meinung für ihn zu gewinnen bemüht sind. Gambctta's Macht ist in der Presse gewachsen seit den letzten Kainmcrwahlcn; wöllle man aber daraus schließen, daß für ihn der Sieg eben so leicht und so vollständig sei» werde, wie damals, so würde man sich irre». Tenn als Mac Mahon die Kammer auslöste, als daS Ministerium vom 16. Mai mit einem Staatsstreiche drohte und eine tief reaclionaire Strömung a»S kein Palast des Marsckall- Präsidcnlcn sich über daS Land zu ergießen im Begriffe stand, da schlossen sich alle rcpnblikanischen Gruppen der Kainmer fest zusammen gegen den gcineinsanicn Feind. Die Unterschiede verschwanden in dem großen Hccrhanscn der berühmte» 363! ES galt, den Herzog von Broglie und seine Eoterie zu stürzen und in diesem Ziele fanden sich Alle zu sammen, von den Opportunitäts-Republikanern des linken Centrums bis zu den Intransigenten der äußersten Linken. Die Wahlagitation war eine einheikliche; die 363 stutzlc» und crmuthigtcn sich gegenseitig. DaS Land, welches durchgängig republikanisch gesinnt ist, brachte die von Gambetta geleitete Linke zu», Sieg. Während jenes Wahl kampfes aber erkannte Alle« widerspruchslos die Autorität Gambctta's an und man war glücklich, einen so geschickten Führer an der Spitze einer großen Partei zu wissen. Dennoch war der Erfolg nicht so groß, wie man anfänglich gehofft hatte; nickt alle 363 kchrlcn auS dem Wahlkampfe als Sieger wieder, wohl aber kehrte jene Majorität zurück, welche zunächst Mac Mahon stürzte, Grcvy an seine Stelle brachte und der französischen Republik ihr gegenwärtiges Gepräge gab. Bis dahin waren alle Mitglieder der Linken einmütbig zusammen gegangen, n»n aber trennten sie sich und stimmten nur noch in den großen Fragen zusammen. In untergeordneten Dingen bekämpfen sich die verschiedenen Fractionen der Linken auss Heftigste. Da ist zunächst di« grcße Fraction der eigentlichen Gambettisten, die republikanische Union; ferner die Fraction gemäßigter Republikaner, denen Gambetta eigentlich zu weit geht, nnd die äußerste Linke unter der Führung von Clömenecau, welche in sich auch nickt ganz geschloffen iit und sich jedenfalls spalten wird, wenn bei den nächste» Wahlen einige CoiiiinunardS aewählt werden sollten. Diese drei Fractionen »»iß Gambetta jedesmal durch die Gewalt seiner Rede mit sich sorlreiße», wen» er eine StaatSaction unternimmt. Bis jetzt ist eS ihm auch gelungen. Dieser gespaltenen Linken steht die an Zahl weit geringere Rechte gegenüber, die au« Legitimisten, den Anbängern der alten Monarchie, und den Bonapartislen, den Anhängern der revolutionären Monarchie, besteht. Die Boiiaparlistcn stimmen oft für die Anträge der äußersten Linken, in der Hoffnung, der Republik zu schaden; im Ganzen aber gehen Ultramontane, Bourbonistcn, Orlcanistcn und Bonapartislen einträchtig zusammen. Die Gruppen der Rechten werden bei den Wahlen schwerlich ihren alten Stand behaupten können; dagegen wird sich zu den Gruppen der Linken noch eine neue gesellen, nämlich d»e der revolulionairen Socialistcn oder der Commu- nards, di« an einigen Platzen ganz bedeutende Chancen habe». Sie dürsten einige Sitze gewinnen, welche jedenfalls die Gambettisten abgeben müssen. Die Intransigente» dürsten sich gleichfalls aus Kosten der Gambettisten vernärke», wofür sich diese kann bei den gemäßigten Republikanern tcS rechten Eentrum» schadlos halten werken. Die Hauptfrage also: Werden die nächsten Wahlen die Macht Gambetta- ver- LL7.. 'S L-..ÄH.Z-L S.S.? SS- Ar.'« L- A'S, nämlich Grcvh und seinen Anhang. Es 'st ,rag^. S^sÄinff i» » 7 fl-»- iK-» L'"7,PLn--- nächsten Wahlen die Physiognomie rer ä epubl, kaum > scnllich verändern dürsten; >m Ganzen wird die Giluaiioi dieselbe bleiben, wenn auch ^>»it kleinen Variationen. Daß Gambetta der einflußreichste Staatsmann bleiben wird, sä.« unS außer allem Zweifel zu stehen. Das Berliner I-suitenblatt. die „Germania". ba§ Cenlralorgan der deutschen Ultramonlanen. gebr^! «nb einiger Zeit, besonders wenn si- uber gewisse Vorgäng- und qustände in Rom berichtet, den Auodruck ..Eanalllc . ll.ib wem legl sie diesen Ehrentitel bei? N'ch' nur cm-m italienischen Dcputirten. der sich erlaubt halte, den Dicken zug Pius' IX mit de». Ruse „Tod dem Papste zu be grüßen (Nr. 158. 16. Juli), sondern harter italienische R caicrun g. Das Schandblall schreibt nämlich in Nr 163 (22. Juli), nachdem es bemerkt, der Regierung scheine jetzt endlich ein Licht darüber auszugchen. dag tlc,enigcn vom Auslände sich darüber haben belehren lassen, was Anstand und gute Sitte einem Lcichenzuge gegenüber gebietet." Wir er,..angeln nicht, dies. Thatsachcn zum ewigen Ankc.tten fest- zunageln, und werken uns derselben bei paffender Gelegen heit 'zu erinnern wissen. Die Caplanövrcsse wird sich sedcn- salls nicht darüber wundern oder entrüsten dürfen, wenn wir gewisse Mitglieder dcS Centrums. den päpstlichen StaatS- sccrclair und Alles, waö drum und dran hängt, verkommen den Falls .erbabene Gotlesstreitcr" nennen —! Nicht bloS in Berlin liegen sich die Ultramontanen unter einander in den Haaren, im katholischen Baiern ist daS »och mehr der Fall. Dort stehen sich die sog. Ge mäßigten und die „Ertrcmcn" aufs Schroffste gegenüber. Wie weit die Feiiiksckaft und der Haß zwischen diesen beiden »ltra- montanen Gruppen geht, davon liefert ein drastisches Beispiel die Rede, mit welcher sich das Hanpt der bairischen „Palrio- len", der Abgeordnete und Herausgeber der „historisch-politi schen Blätter", Ilr. Jörg, der bekanntlich kein Mandat für den Reichstag noch für den bairischen Landtag mehr an- nchmcn will, kürzlich von seinen Wählern in Landshut ver abschiedet hat. Er bezeichnet« bei dieser Gelegenheit zunächst die Angriffe, die er von einer gewissen „unter exclusiv katholischer und bairischer Fahne durchs Land gehenden" (der ertremcn) Presse zu erdulden gehabt habe, als „unqualisiclrbar" und erklärte, diese Art von Presse sei „eine Schmach für unser Land und eine Schmach für die katholische Kirche". Sodann bemerkte er über das Ausscheiden der Ertremen aus der Patriolenparlei wörtlich: „Erst nachdem die Trennung statlgcsunden Halle, konnleu wir ruhige, ordentliche Berathungcn »n der Fraction führen. Vorher ist es wirklich oft zu Scencn gekommen, die — ich dars wohl sagen — mehr i» eine Matrosenkneipe. als in eine Fraction von Abgeordnete» gepaßt hätten!" Dem Regensburger Programm endlich, welches seine eigene Partei seiner Zeit unterschriebe», wirst Dr. Jörg vor, eS habe damit, daß eS die ausgestellten Forderungen für „erfüllbar" erklärte, d. h. für Forderungen, welche die patriotische Mehrheit habe zur Erfüllung bringen können. eine „bewußte Unwahrheit" gesagt. Der berühmte Führer der bairischen Ultramontancn kennt natürlich seine Pappenheimer. Es wird also vollkommen richtig sein, was er von seinen ehemaligen Parteigenossen und deren Presse sagt. Sein Urtheil ist um so bemcrkcnswerther, da es auch aus die Freunde der bairischen Extremen im übrigen Deutschland, wie sie in der „Deutschen NcichSzcitg.", der „Riederrhcin. Lolközcitg." und ähnlichen EaplanSblältcrn ihr Wesen treiben, gemünzt ist. Man schreibt uns auö Berlin vom 31. Juli: Heute begebt der ehemalige Minister des Innern. Graf Botho zu Eulcnburg, seinen fünfzigsten Geburtstag. An Be weisen der Sympathie, auch über den Kreis seiner persön lichen Freunde lniiaus. fehlt eS bei diesem Anlaß dem schwcrgekränktcn Manne nicht, welcher in unscrm Parteilebcn die denkbar merkwürdigste Stellung einnimmt. Ein Eonser- vativer vom reinsten Wasser, dessen schnelles Emporsteigen aus der Leiter der Aemter und Ehren seine aristokratischen Partei genosse» mit unbegrenzten Hoffnungen begrüßt hatten, stößt wo er in die Proscripkionsliste der osstciösen Iour- nallstik eingetragen worden, aus die warme Zuneigung der liberalen Bevölkerung und ibrcr Vertreter in ken Parlamenten. DaS Volk bat den öffentliche» Cbaraktercn gegenüber eine seine Empfindung für Selbstständigkeit und Lauterkeit der Gesinnung, vor welcher selbst die Parleiunterschicdc ver- schwziitcn müssen; den gestürzten Minister des Innern rangirt cS nicht neben die Grasen Arnim und Stollberg, von welchen der letztere ihm gleichgültig war und blieb, sondern neben die gciittißigt liberalen bürgerlichen Minister, die aus Freunden und Mitarbeitern beS Fürsten Bismarck seine politischen Widersacher geworden. Gras Eulcnburg hat nun allerdings so wenig wie ,ene die Natur eincSAbtrünnigen. Schon weil er trotz alledem was geschehe,,, mit seinen politischen Smnpathicn voll nnd ganz im System Bismarck wurzelt, wird er sich cmcr s„r ,hn u.isruchtbaren, weil seine Zukunft gefährdenden Opposilionslaktik enthalten. Aber er i,,. wie uns versichert wirk-, keineswegs gesonnen, sich von der politischen Bülme d?. u"k>. sn'n'uth'gt znrückznziehcn. sonder» er wird zu- nach,, P.« Pflichte» und Rechte, die ihm als Mitglied des Löwenb^k^l^^ ^-r ist Vertreter für Bunzlau- intere^>.tt, ."""hast und gewissenhaft ausüben. Eine 2 l-ec",'allS sein, neben dem nationalliberalcn Ermmister Hvbrechl und dem gleich falls nationalliberalen, wenn auch nicht dem Fractionsver» banke angchkrentcn Exminister vr. Falk als Dritten im Bunde de» deutsch konservativen Grasen Eulanburg Kritik an der Regierung üben zu sehen. Für Herr» v. Min Nige rs de'S stolze« Wort: „Wir führen die Geschäfte de« Lan des!" ist daS gerade kein schmeichelhafter Commentar." Unter dem 26. d. MtS. hat der Minister I)r. Fried» berg den preußischen Justizbehörden anfgcgcbcn, die »lahl der am I- Oktober 1879 anhängig gewesenen und.die Zghl der am 30. September d. I. nocis anhänaigen. nactz-Hen früheren Vorschriften zu erledigenden bürgerlichen NschtS- sireitigkeitcn, EoncurSsachen nnd Strafsachen ziiWerinitteln. Die Zusammenstellungen müssen bis zum 20. Oktober d. I. dem Justizministerium eingcrcicht sein. Der Minister nimmt, auf Grund der ihm erstatteten Gcncralberichte an, daß bei der überwiegenden Mehrzahl der Gerichte gegenwärtig nur noch eine sehr geringe Zahl von Rechtssachen der bezcichneten Art anhängig «st und daß deren Erledigung durch Schuld der Parteien oder durch Verhältnisse verzögert wurde, welche in der Besonderheit der Einzelfällc liegen. Man schreibt uns aus Berlin: „Für Herrn Windt- horst'S Eonfcrcnzcn mit dem Herzogvon Braunschweig, die soviel von sich reden gemacht, hören wir jetzt eine Erklä rung. die um so annehmbarer ist, als sic von einer Politisch uninteressirten, sachlich wohl unterrichteten Seite kommt. Darnach waren eS emzig und allein die Privatangelegen heiten dcS Herzogs, die ihm vertrauliche Besprechungen mit dem bewährten und erfolgreichen juristischen Beirath de« Hannoverschen Königshauses wünschenüwertb erscheinen ließen. Der letzte Welse auf deutschem Boden will sein Testament machen, nnd eS ist nur natürlich, daß er. wie jeder verstän dige Privatmann in solchem Falle auch thun würde, sich de» nach seiner Ansicht zuverlässigsten nnd daS meiste Vertrauen erweckenden Anwalt« bedient. Inwieweit daneben die Erb- folgcfragc diScutirt worden, kann die politische Welt um s» gleichgültiger lassen, als weder der Herzog von Braunschweitz noch der EentrumSführer im Stande sind, die Karte von Nordwestdcutschland nach ihren Herzenswünschen zu ge stalten." Tie Prager „Politik" sucht den Nachweis zu erbringen, daß die deiitschc Reichsregierung sich um öster reichische Verhältnisse absolut nicht kümmere. Die deutsch- östcrrcichssche Allianz lege der deutschen Regierung gewisse Rücksichten auf, die ohne Schädigung der gegenseitigen innigen intimen Beziehungen nicht außer Acht gelassen werden dürsten und die außer Acht zu lassen am allerwenigsten Bismarck cinsalle, der sich um daS Zustandekommen der Allianz nicht deshalb bemüht habe, um da- Treiben der österreichischen Blindesgcnvsscn seiner einheimischen Opposition unter inter nationalen Schutz zu stellen. — „Pokrok" trägt sich mit der Hoffnung, bald eine Fraction der deutschen Partei erstehen zu scheu, die mit den Czechen und der Versöhnung-« Acra paclircn und die Erbschaft der Verfassung-Partei an» trcten werde. Wie ein Telegramm der „Boss. Ztg." aus Wien meldet, ist im Seebad Blankenbcrahe nach dreitägiger Krankheit der frühere österreichische Ackerbau-Minister Hieronymus Graf MannS selb gestorben. Derselbe war 1842 al- der älteste Sohn deü Fürsten Joses von Eolloredo-MannSfeld geboren, diente in der Armee, widmete sich dann der Bewirthschastuug seiner Güter und erwarb sich bald den Ruf eines intelligenten LandwirlhcS. 187l betrat er, von dem Großgrundbesitz in den böhmischen Landtag gewählt, die politische Lausbahn; hier und im NeichSrathr, in welchen er einige Jahre später ein trat, hielt er sich zur Verfassung-partn und trat 1875 al- Minisler für Ackerbau in das Cabinet Auersperg ein. AlS solchcr hat er sich mancherlei Verdienste um die Angelegen heiten seines Ressorts erworben, obwohl durchgreifende Re formen ihm so wenig gelangen, wie dem Ministerium Auersperg überhaupt. Nach de», Rücktritte dcS Ministerium- bctheiligte sich Gras MannSfcld wieder lebhaft bei den parlamentarischen Geschäften aus der Seite der VersassungSpartei. Für die letztere ist sein Tod ein schwerer Verlust, weil er der dem- nächsiige Chcs einer der wenigen höheren Adclösamilien war, welche nicht zu den Ultramontancn und Feudalen halten. — Wie cö heißt, werde Dr. Herbst deninächst au- seiner Reserve hcrauSlreten und eine Versammlung seiner Wähler einberusen. Papst Leo hat, wie eS heißt, beim Empsang der Abitu rienten de- Oollexium germauieum geäußert, eS seien augen blicklich Unterhandlungen mit der preußischen Regierung im Zuge. Zugleich soll er den nach Deutschland zurüc^- kchrcndcn jungen Geistlichen empfohlen habe», jeden Coiiflict mit der StaalSgewalt zu vermeiden, weil letztere geneigt sei, die Stellung der Bischöfe und Pfarrer in billiger Weise zu regeln und damit den Grundstein zur Wiederherstellung de« religiösen Frieden« zu legen. ES wird sich bald zeigen müssen, ob an dieser Nachricht etwas Wahic« »ü Die Haltung der EcntrilmSpartei, welche mit dem der Negierung feindlichen Fortschritt pactirt, und die Bemerkung der „Germania", daß die Regierung die Beendigung des EulturkanipseS nicht sür dringlich zu erachten scheine,' läßt jedenfalls von etwaigen Verhandlungen nickt viel Gute- hoffen. Ter Kaiser Alexander von Rußland ist. wie ge meldet, nebst Familie in Moskau cingctroffcn. Die Reise ist plötzlich erfolgt, aber unerwartet kam sie nicht. Seit langer Zeit drängte die moSkowitische Partei, daß der Kaiser sich in die alte Zarenstadt begebe und dort die Huldigung der alt- russischen »nd panslavistischen Kreise cntacgeunehmc. Diesem war und ist Petersburg immer rin Dorn im Auge, und die europäisch-liberalen Kreise der Residenzstadt werden von der allrussischen und der moSkowitische» Partei, die beide in der alten Zarenstadt ibrcn Stammsitz haben, aufs Entschiedenste bekämpft. In der Umgebung dcS Kaisers haben diese Parteien einen bedeutenden Anhang und man geht nicht fehl, die Kaiser- rcise ihrem Conto zuzuschreiben. Da der Kaiser von seiner ganzen Familie begleitet wird, ist c» wahrscheinlich aus eine» längeren Aufentbalt im Kreml abgesehen. Erwägt man. daß Moskau in der heißen Jahreszeit emrn noch dies unangeneh meren Aufenthalt bietet als Petersburg, daß der kaiserliche Hofstaat hier alle die Herrlichkeiten entbehren muß, die da» schöne Petcrhof — LaS Versailles von Petersburg — bietet, ja daß nicht einmal ein Garten im Kreml vorhanden ist; daß der Kaiser aus dieser Fahrt vom Minister dcS Innern be gleitet ist, und daß im Kreml ein großartiger Empsang statt- gesunden hat. so wird man dieser Kaiserrnse eine Bedeutung sür die innere Politik Rußland- kaum absprechen können. E» wird nun freilich viel darauf ankommen, welche von den beiden Parteien, die allrussische oder die panslavistische, „das Ohr deS Kaisers" behalten wird. Hiervon wird nicht nur
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