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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-10
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1881
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Erscheint täglich früh «V, Uhr. Rrbarti»» „t <rpetM«a Johamiesgaste 83. LPttchstRlldt» irr Lriartio» vormittag« 10-1» Uhr. Nachmittag» 4—« Uhr. '*"Stt«'Ä'.LLLLr' Annahme »x, für bte «4chstI»I,enb« Nu«E» bestimmte« A«jrrat« «» Wacheuta«en bi« L Uhr -tachmittaa«, au Sonn- an» Seftta,r« früh hi« Uhr. I« in» ^Nalru fstr Ins.-Tnuahme: vtta Ule««. UniversiiStsstrabe 22, Laut« Löjitzc, Lalharineaftraßr 18, p. «t»r h«s Uhr. WMer JaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSstSverkehr. Auflage L«,SS«. Adannrmrntspreis viertelj. 4'/, Mlt^ , incl. Briaanloy« 5 Mt , durch die Post bezöge» K Mk. ' Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ' > ahne Poftbesürderung 39 Mk. «tt Postbesürderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeilc L0 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen unter den Redartionastrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die Erpevlüoa z» seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praerwmerimäo oder durch Post» Nachnahme. Ho 222. Mittwoch den 10. August 1881. 15. Jahrgang. Amtlicher Theil. 1 Vtlmmitmachlmg, Anstatt - Dtattsttk betreffe«^ Infolge rin« Verordnung de« Königlichen Ministerium- VeS Innern sind siir die Zn'ecke der NnsallversickerungS- qesetzgebnng in säininllichcu gabrike« und alle» sonstige» Betrieb«,, m welch«» Dampfkessel oder durch elementar« Kraft (Wind, Master, Dampf, Ga«, heiße Lust u. s. w.) bewegte Triebwerke zur Verwendung komme», in den Monaten August bis inil November d. I. statistische Materialien über eingetreten« Unfälle zu sammeln, sowie Nachweisungen über hi« Alter-verhältuiste der am 5. Octobrr 1881 beschäftigten Betrieb-beamtet» und Arbeiter aufzustellen. Wir haben zu diesem Zwecke den uns bekannt gewordenen Herren Gewerbtreibenden der genannten Art Formulare zustellen lassen, ersuchen jedoch diejenigen Herren Gewcrb- treibenden» welchen solche Formulare bi- Montag, den 8. Aflaust noch nicht zuaegangen sein sollten, diese sobald als möglich in unserem statistischen Bnrea«, Brühl bl. abtzole» zu lasten. Zugleich fordern wir, in Befolgung ebenderselben ver» ordnung, alle diejenigen Unternehmer, welche bereit- bisher Unfall - Journal« geführt haben, die ihnen die Ausfüllung de« Formulars auch sür die Vergangenheit, und zwar soweit zurück, al« eS mit Sicherheit geschehen kau», gestatten, aus, unserem statistischen Bureau Hiewon Mittheilung zu machen, behufs Nachlieferung der „tzthigen Formular«. Leipzig, den 8. August 188 l. Der -kath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Haste. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 10. August. Die Angelegenheit de« Culturfrieden-schlusseö schreitet schnell. I)r. Korum ist bereit-, wie die „Germania" zu melden weiß, durch ein päpstliche- Breve zum Bischof von Trier ernannt und wird am nächsten Sonntag die Cons^rratio« empfangen. Dies« Meldung «hält einen beson ders interessanten Hintergrund durch da« HuWchiaeu de- uttramontane» Blaste», daß der vischos-candidat sich gegen die Uebernahmr de« ih« zuaedachtrn Amte« gesträubt habe, „weit e« ib« nicht möglich schien, unter den gegebenen Ver hältnissen sein« Pflichten als katholisckier Bischof zu erfüllen". „Ob man", bemerkt die „Gcrinania" dazu, „au- der doch erfolgte« Winahme de» Amte« den Schluß ziehen darf, daß eingreifende Acnderungen der preußischen Kirchcngesetzgebung in AuSsicbt gestellt seien, muß sich bald zeigen." Wir würden einen solchen Schluß, wiewohl auch wir einer Aufklärung darüber mit der größten Spannung entaeqeiischc», einstweilen doch noch al- verfrüht betrachte». Wenn die preußische Regierung in die Einsetzung eine« katholischen Bischof- mit den im vorliegenden Falle gegebenen persönlichen Voraussetzungen willigt, dann ist es, scheint uns, Sach« der anderen Seite, Zusicherungen und Beweise friedfertiger Ge sinnung zu gebe». Am wenigsten dürste Bercmlasinna zu „eingreifenden Aenderungen der kirchenpolitischen Gesetze" gegeben sein. Denn um diesen Prei- hätte die preußische Regierung, wenn ihr daran gelegen wäre, schon lange nicht nur einen, sondern mehrere Bischöfe haben können. Mao schreibt un-au-Berlin: „Von Tag zu Tag erregt es mehr Mißmuth, in welcher Weise sich die Regierungs blätter über den Vorgang auf kirchenpolitischem Ge biete an-schweigen, während eS doch auch außerhalb der leitenden und direct mit einander verhandelnden Kreise Mistende genug girbl. Ein solche« Verfahren muß notbwendig den Argwohn rege machen, daß Das, wa» hinter den Coulisseii vergeht, das Licht der Oeffentlichkeit scheuen möchte. Ist dieser Verdacht ungerechtfertigt, so stand Nichts im Wege, daß in dem Re- giermm-orgai, seiner Zeit offen gesagt wurde, die Verhandlungen mit Rom feien ncuerding« in einem Fahrwasser, in welchem sic ein gedeihliches Resultat zu haben versprächen, oder der gleichen. Die betreffende Erklärung hätte noch so reservirt gehalten sein könne», aber sie hätte, wenn sie den Mit theilungen der „Germania" oder „Ä. A. Ztg." zuvorgekommen Wäre, entschieden verhindern können, daß ein solche- hoch gradiges Mißtrauen gegen die kirchenpolitischen Absichten der Regierung um sich griffe, wie jetzt der Fall ist. Auch in der Angelegenheit der Beschlagnahme der beiden Schiffe in Kiel wäre eine etwas grvßereRücksichtnahmrauf den gerechtenAnsprnch an Publicität nach innen wie nach außen hin nur geeignet ge wesen, der Regierung gute Dienste zu thun, während ihr da« entgegengesetzte Verhalten auch in diesem Falle den schlechtesten Dienst erwiesen hat. Tag sür Tag werden viele Federn sür die Absichten und Pläne der Regierung mobil gemacht, um da« Land hinterdrein darüber auszullären, wa« man vor so und so viel Jahren oder in einer überwundenen Legis laturperiode eigentlich gewollt habe. Wenn die Aufklärung kommt, ist ne in der Reget überflüssig, weil eS al-dann nicht erst der Offieiksen bedurfte, nm sie zu verbreiten." Wir hören bestimmt, daß alsbald nach der Ordnung der Trierer auch an die der Kuldaer Angelegenheit geschritten werden soll und daß dann auch in nicht gar ferner Zeit die Regelung der O-nabrücker und Hildesheimer Diöcesan frag« zu erwarten sei. Es heißt, daß namentlich Fürst Bis marck aus die möglichst gleichzeitige Erledigung aller dieser Einzelfragen dringe, uni nicht womöglich immer in neue Verhandlungen ein treten und von Verhandlung zu Ver handlung sich den Preis in die Höh« treiben lasten zu müssen. Man schreibt uns au« Fulda vom 8. August: „Der vor wenigen Tag«» verstorbene Berivrser de« ErzdiStbum- Frei- bürg, Weihbischos Kübel» bat bei den feit dem 15. Oetbr. >887 dahier sehr häufig abgebaltenen Eonsera,;«» der deut schen. bzw. der preußischen Bischöfe eine hervorragend« Rolle gespielt. Derselbe fungirtc nämlich jedesmal al« Protokoll- sichrer und dt« meisten in diesen Eonserrnzen verfaßten Schrift stücke. al« Hirtenbriefe. Jmmediatvorstellungen an de» Kaiser, Proteste an die Regierung«» und die Volksvertretungen rc.. sind von ibm eoncipirt. Kübel gehörte in den Eonzereuzen der preußische» Bischöfe, au ivelchen er für Hohenzollern Theit »ahm. zu der Fraktion der „Unversöhnliche»" — wenn wir un« so a»«drücken dürfen — und bildete hier mit den Erzbischöfen von Posm «nd Köln, sowie den Bischöfen von Mainz — für die in Preußen gelegenen Pfarreien de« BiS- thum« Mainz! —, Limburg. Trier :c. die Majorität. Al« es sich um den Protest gegen di« Maigesetze handrtle, war e» Weih bischos Kübel, welcher der Minorität, namentlich den Bischöfe» von Osnabrück, Fulda und Culm gegenüber die schärfere Fassung de- bezüglichen Aktenstück- durchsetzte. Wie wir aus sehr guter Quelle wissen, hat sich übrigens Kübel al» Ver treter der oberrheinischen Kirchenprovinz gegenüber der Eurie manche Verdienste erworben hinsichtlich der Erhaltung leid licher Beziehungen zwischen dem Papste einerseits und den Regierung«, der Staaten, zu welch«, die diese Provinz bildenden Diöcesen Freiburg, Rottenburg, Mainz. Lunburg und Fulda gehören. Die Zustimmung der Curie zu der Zu- thciliiiig der ehemals bairischen Rhöndislricte zur Diverse Fulda und die Aufrechhaltung des Kirchen- und Schulverbands zwischen Kurhesscn uud Sachsen-Weimar sott lediglich feinen Bemühungen zu verdanke» sein. Noch in neuester Zell hat er sich auch darum bemüht, die von Preußen und Hesten- Tarmsiadt in Folge der 18«'»0cr Gebiet-Veränderungen ge wünschte anderweite Regelung der betreffenden Diöcesan- verbände durchzusetzen." Die „Kieler Zeitung" erfährt auS sicherster Quelle: Das Verbot deö AuslausenS der Schiss« „SokrateS" und „Diogenes" ist von dem Minister deS Innern in Folge einer Mittheilung des auswärtigen Amtes, daß die Schisse nach den vorläufig angestellten Ermittelungen möglicher weise zu einer kriegerischen Verwendung seitens der Staaten Peru uud Bolivia gegen Chile bestimmt feien, ergangen und zwar deshalb, weil die völkerrechtlich an erkannten Neutralitätsgrundsätze den neutralen Staaten die Verpflichtung auferlcgen, darüber zu wachen, baß auf ihren Gebieten Kriegsschiffe sür einen kriegführend«, Staat nicht auSgcriisict werben. AuS diesem Grunde sind die (Gebrüder Howaldt zur Beibringung des Nachweise«, sür wen und zu welchem Zweck die bezeichneten Sckitfe be stimmt sind, aufgefordert worden und wird bis zur Führung de- Nachweise-, daß die Schisse nicht zu kriegerischenZwecken oder zum Kreuzen gegen eine mit dem deutschen Reich« in Frieden lebend« Macht bestiiiimt sind, da- Auslaufen verhin dert werden. Die Entscheidung darüber, ob der geforderte Nachweis für genügend zu erachte» ist, soll der Minister de» Innern sich Vorbehalten haben. Ü« bleibt schließlich noch zu erwähnen, daß bei der bezüglichen Eröffnung an die Gebrüder Howaldt ausdrücklich bervorgeboben worden ist, daß di« bc- tresfcndcu Maßregeln in Ausübung der staatlichen Polizei- Hoheit erfolgten. — In englischen Blättern ist die Rede von eiirer d hü'jpi» scheu Veränderung in Süddeutsckland. In Bezug hieraus geht der „Germania" auö Baden folgende Zu schrift zu, welche dieselbe unter aller Reserve mittheill: „(sch habe Grund zu der Annahme, daß die angedcutete dynastische Veränderung in der Annabmc deS KönigStitelS durch Se. königliche Hoheit den Großhcrzog von Baden besieh«, wirb, wozu der Kaiser von Deutschland und Oesterreich, so dann die Könige von Baiern, Sachsen und Württemberg an läßlich der !>i»sll»dzwanzigjährige» VermahlinigSseier deS Großherzogs mit der Tochter VeS deutschen Kaiser- (20. Sep tember t. 2.) als Angebinde ihre Zustimmung crlhcilen würden. Schon früher verlautete auch, daß nach dem Her kommen die Trauung einer Prinzessin in deren Heiniath nur stattsinden könne, wenn der Rang derselben mit dem Range deS fürstlichen Bräutigams wenigstens gleich sei. Dieses Bedenken gegen die gewünschte Trauung der Prinzessin Victoria und deS Kronprinzen von Schweben in Karlsruhe würde durch die Annalunc der KönigSwürde seitens der großhcrzog- lichen Eltern gleichfalls seine Erledigung finden." Nach dem Ausfälle der Wahle» u, der am Sonnabend zu Prag stattgefundencn Geiicral - Versammlung des Derein- der AdvocaturS-Candidatcil in Böhmen, in welcher die Czecken daS mit Pen. Deutsche» vereinbarte Com- prvmig ignorirten und überhaupt durch Unterbrechung jede« deutschen Redners der Versammlung einen lumultuoseu Charakter gaben, ist der weitere Bestand des Vereins als zweisprachiger stark in Frage gestellt. Die majorisirlen Deutschen beabsichtigen, pch* dem deutschen Juristen- vcreine anzuschlieyen. Die Deutschen haben sich streng nach dem Compromiß gehalten, welche- bie Obmannschaft diesmal einem Deutschen zusprach, und candidirtm sogar als zwciten Ersatzmann einen Czechen, so daß die Schuld an dem abermaligen Verschwinden eine« «traquistischen Vereines in Prag den Czechen zusällt. In Pest fand am Sonntag Nachmittag im Beleznatz- Garten die angckündiqte Volksversammlung statt, welche gegen eine etwaige Verletzung deS Asylrechte- in der An-> getegenbeit deS Nihilist«, Niemijovsky protestiren solltet Die ganze Kundgebimg, an welcher etwa 500 Personen theil«, nahmen, hatte einen sociatiftischen Anstrich. Eine vor» gelegte Resolution gipfelte in der Forderung, daß sich die' Volksversammlung solidarisch erkläre mit den für dir politische- und sociale Befreiung kämpfenden internationalen Revo» lutionairen und gegen die Verfolgung und Auslieferung solcher Vorkämpfer prvlestire. Der Vertreter der Polizeibehörde' gestattete nicht die Abstimmung über diese Resolution, und so ionrde denn, nachdem mehrere dem Arbeiterstanke angehörige Redner den Fall Nicinijovsky beleuchtet Hallen, btoS cm Protest gegen die Auslieferung NiemisovSky'S und die For derung der Freilassung desselben beschlossen. Die Residenz P.ctcrsbu ra wurde am Sonnabend durch die Nachricht von der Rückkehr de« Zaren nach Pcterhos überrascht. Dir Väter der Clabt, welche üch Mittag- versammelt hatten, um über di« Empfangs-Feierlichkeit zu berathen. waren der weiteren Erörterung dirskS Gegenstandes Uberboben, da sie verständigt wurden, da» Kaiserpaar werde um 2 Uhr Nach mittags in Pcterhos eintrcssen, ohne die Residenz zu verührcn. Der Zar setzte die Reise zu Schiss bis Jarowslawl fort, worauf die Rückkehr nach RybinSk erfolgt, von wo die Familie am Abend mit der Bahn die Rückreise autrat. Bezüglich deS kürzlich ' gemeldeten Ueberselle« der Post bei Vilek iiz der Herzegowina erhalt die „Neue Freie Presse" au« der dalmatischen Stadt Curzola die Nach richt. daß eS sich bei dem Uebcrlall üib einen sogenannten Militair - Postwagen gehandelt habe, der von einer starken Räuberbande, unter Ansltbrung des .Hänptling» Kvvazevich. angegriffen wurde. Ter Posiconducteur uud zwei Soldaten, «eiche der Post zuin Schutz beigegebtn waren, leisteten kräf tigen Wiederstand; sie wurden jedoch von der Uebermacht be wältigt und ermordet, woraus die Räuber die Geldsendungen mit sortiührlcn. Bezeichnend sür die Zustände in Süd-Dal- matien »st die Thatsach«, daß eine etwa 400 Mann starke Truppenabtheilung, die bei der Verfolgung der Räuber die Grenze der Crivoscie überschreiten wollte. von der Landbe völkerung ausgchalten und schließlich zurückgedrängt wurde. Den Grund dafür soll man in der Erregung zu suchen haben, welche in den dortigen Gegenden darüber herrscht, daß da selbst nun doch da- Landwrhrsnstem eingesührt werden soll. Tie Politik de- Grolles, der Rache und der Ucberscbätzung ist die Politik der französischen Wühler, nicht die der StaalSinäniicr. Gambelta will den Senat refcrmireu, weil dieser tieListenabstimmung verworfen hat. „DieRevision", bemerkt dazu „La Paix", „ist in Gambetta'S Augen eine Strafe sür da-, waS er deS Senat- Vergehen nennt' Gambelta'S neue Haltung in der Revisionssrage ist folglich die Frucht eine- Grolle-." Und eben deshalb sinket sie so wenig A»- klang. Die „Röpubligue" hat aber Eile; sie meint, Frankreich könne nickt bis 1885 mit der neuen Regierung-Maschine warten. Die Pariser Presse beschäftigt sich mehr mit Gambctta als mit der Wahlbewcgung selbst, denn man süblt, daß Gambelta'S Sieg oder Mißerfolg über da« Schicksal der Republik entscheiden wird. Merkwürdig ist die unsichere Haltung der Geistlichkeit, die nicht offen auszutreten wagt und doch wissen muß, daß ein Sieg Gambctta'« eine Ver nichtung ihrer bisher so zäh behaupteten Stellung sein wird. Gambctta hat in Tour- de- CulturkampseS nicht erwähnt, doch die Vorwürfe, die ihm von radikaler Seite deshalb ge macht werben, sind sehr überflüssig. Es steht mit dem Cultur- kanipse in Frankreich wie mit der Arbeiterfrage, über die in den Wahlversammlungen leicht hiagegangen wird. DaS „Journal de« DsbatS" aber findet diese- Schweigen unheimlich. Den Socialistcn wurden in den neuen Gesetzen über Preß freiheit rc. Waffen geboten, die ihrer Propaganda gewaltigen Vorschub leisten. Am Sonntag hat im Alhambra-Theater zu Rom da von den Radikalen gegen da- Garautiegesetz vom Mai 1871 inscenirle Meeting stattgesundrn. Tie beiden Söhne Garibaldis, Menotti und der eben auS Australien heimge- kebrte Ricciotti, waren angesagt. E» warm 3000 Personen anwesend und Alle« verlief ruhig. Eine Resolution, welche die Aushebung de- Garantiegesetzes verlangte, durste jedoch nicht verlesen werden; schließlich löste die Polizei die Ver sammlung auf. Der gewaltige Lärm, womit seit dem 13. Juli die Klerikalen ob der angeblichen „Gefangenschaft" LeS Papste- die Welt erfüllen, scheint dem Cabincle Mancini bange zu mache». Ta» Garanliegesetz enthält bekanntlich von Seiten der italienischen Regierung sehr liberale Bürgschaften sür die Sicherheit und Unabhängigkeit de» Papste» « Rom, b«m es pekröchstiche Dotation zusicherk. Der vatikanischen Re- gMung wurden selbstständige diplomatische Vertretung, eigene Post- und Telcgraphen-Verwaltung. ausschließliche Gewalt über die geistlichen Seminarien, unbeschränklcS ErnrnnungS- recht der Bischöfe, wobei der König auf seine PatronatS- rechte verzichtete, und zahlreiche andere Immunitäte» gewähr leistet. Spanien reorganisirt mit allem Eifer sein Heerwesen. Nach dm Miltbeilungm ministerieller Blätter soll da- RecrlltirunaS-Systcm in der Weise umgcstaltet werden, daß Spanien ohne wesentliche Belastung deS Budget-(?) binnen Kurzem im Stand« sein würde, eine active HcercSmacht von 350.000 Mann cvcnt. schlagfertig in- Feld zu stellen, während gleichzeitig eine entsprechende Reserve zur Sicherung der Ord nung und Ruhe in dm bevölkertsten Städten de- Lande- dispoiiibcl bliebe. Bezüglich der Dienstzeit im activm Heere uud in der Reserve würden etwa dieselben Bestimmungen aboptirt werben, die gegenwärtig im deutschen Heere maß gebend sind. Hamzeh Aqha, der persische Kurdenfnhrer während deS füngile» Äusstaiides, ferner einer seiner Brüder, «singe Neffen und eine Anzahl von Dienern wurden am 29. v. M. in Doujbulagh erschossen. Ihre Köpfe wurden alödann dem Gouverneur von Azerbaidjan, Ale-ed-Dauleh, der sich gegen wärtig in Urmia ausbält, übersandt. Die Ernennung von Sipah Salar Azem Huflein Khan zum Gouverneur von Aho- rassa» soll auf Ersuchen der russischen Regierung erfolgt sein. Man erwartet indes nicht, daß der neue Gouverneur sich in der Frage der russisch-persische» Grcnzbcrichligung den russi schen Interessen besonders günstig enveisen werte. Eine Versammlung von Vertretern der irischen revolu- tionairen Gesellschaften hielt am Freitag eine geheime Sitzung im Palmer House zu Chicago, um zu entscheiden, ob O'DonovanRossa und seine Tynamit-Potitik gebilligt oder verleugnet werden solle. Crown, der Held von Pcorra, wird vielfach al- ein PrahlhanS bezeichnet; andererseits be hauptet man. daß seine Mittbeiluugen dazu dienen sollen, die Ausmerffamkeit von der richtigen Spur abzutenkm. Die Mehrzahl der Höllenmaschine« soll in Philadelphia an- gefertigt sein und für die Ubrmvorrichtung sollen gewöhn liche Uhren gekauft sein. Die senischm Führer bemühen sich nun, die Höllenmaschinen in Fteisch- oder Mehlfässer verpackt und ans regelmäßigen Verkehrsweg«, auS irgend einer west liche» Stadt ausgegcbm, nach England zu verschiffen. DaS hierzu erforderliche Geld wird auS New-Vvrk geliefert. Die «ffmtlickie Meinung in Amerika macht sich so stark gegen diese Ausschreitungen gellend, daß die Regierung ihr Aeußer- strS tbun wird, um die Versendung von Höllenmaschinen zu .Verhindern oder Verbrecher au-zuliesern, di« nach Amerika kommen, nachdem sie Schandtbaten in England verübt haben, vorausgesetzt, daß Enzlaud ihr« Au«lieseruna »acbsucht und Beweise beibrinqt. Die Regierung-beamten sind «och immer mit ver Untersuchung der Angelegenheit beschäftigt. ' Der Gcneralanwalt M'Veag hat erklärt, daß jedes qesetzlicke Mittel zur Bestrafung der Urheber der Dynamit-Verschwö rung ergriffe» werden würde. Lutschei-ungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quell« wird gerichtlich verfolgt.) Tie verehelicht« Maurer Louise D. 1« v. welche seit Jahren daS Gewerbe als Hebamme betreibt, ohne appro- birt zu sein, ist «egen fahrlässiger Tödtung au» A. 222 kr- Str.-G.-B. vcrurthritt» weil si, zu W. am 9. Juli v. I. den Tod de- am 5. desselben Mon. geborenen Kindes der Eheleute N. durch Fahrlässigkeit verursacht hat, und zwar indem sie zu der Aufmerksamkeit. welch« sie au» den Augen setzte, vermöge ihres Gewerbe- besonders ver pflichtet war. Am 5. Jul, war Krau N. von einem Lind« entbunden, welche- 4 Tage daraus in Folge von Nabel- blutnnaen gestorbe» ist. Diese waren Folge der un zweckmäßigen und ordnungswidrigen Behandlung der Angeklagten» welch« die Nabelschnur, anstatt sie drei Zoll vom Nabel ab doppelt zu unterbinden und zwischen den unterbundenen Stellen zu trenne», dicht am Nabel- rinae abgeschnitten. In ihrer Revision führt die An geklagte auS, eS sei nicht sestgestellt, daß sie die Möglichkeit des von ihr verursachten Erfolge- nach den Umständen hätte voransschen können und müssen, da die strafrechtliche Ver antwortlichkeit sür einen durch Fahrlässigkeit herbeigcsührten Erfolg die Möglichkeit einer Vorstellung von dem Eintritt der Folge zur Voraussetzung hat, und rügt sie ferner, daß bei ihr «ne besondere Verpflichtung zur Aufmerksamkeit nur dann hätte angenommen werden dürfen, wenn sie als Hebamme approbirt wäre. Der ll. Stras-Scnat de- Reichsgerichts hat am lO. Mai diese- Jahres daS landgerichtliche Urlheil bestätigt. An sich enthält di« Feststellung, daß die Angeklagte durch Fahr lässigkeit den Tod de- Kindes verursacht hat, zugleich die Feststellung der Möglichkeit einer Vorstellung von Ver Causatität ihres Handeln»; denn indem das Gesetz die Fahrlässigkeit nicht als solche, sondern nur in Verbindung mit einem «»getretenen strasrcchtswidriaen Erfolge unter Strafe stellt, fordert eS nicht bloS ein fahrlässiges Ver alten in abstracto und einen ursächlichen Zusammen hang zwischen demselben und dem Erfolge, sondern zu- leich eine subjective Verschuldung >n Bezug aus den verursachten Erfolg. ES craicbt sich dicö daran», daß die Frage, ob eine Folge durch Fahrlässigkeit herbeige- sührt ist, nur mit Rücksicht aus die Individualität deS Han delnden, insbesondere seine Befähigung, sich unter den ge gebenen Umständen den einaetretcnen Erfolg als möglich vorzustcllen, geprüft werden kann, bei cntgcgenslehentcr Auf fassung würde dre mangelnde Intelligenz ohne wirkliche Verschuldung die Strafbarkeit begründen. Die letzte Aus führung der Revision anlangend, so kommt eS nach dem Wortlaute de» tz. 222 Str.-G.-B. nur auf den Betried deS Gewerbe-, nicht auf bie Berechtigung zum Betrieb« an und die mangelnde Berechtigung könnte vielleicht al- Strafschärfung--, niemals aber als Straf aufhebungsgrund in Betracht kommen. Der Bergmann Joseph G. zu C. ist wegen fahrlässiger Tödtnug verurtheilt. Da» Landgericht hat sür erwies«! erachtet, daß er bei der Kohlenbesörderung im Schachte, und zwar gemeinschaftlich mit einem anderen Bergmann St. yLudetud. einen Sprrngschuß abgegeben hat, indem er, der Angsklagte O., da« Sprengloch bohrte, sein Genosse St. aber baorlbe mit Pulver füllt« »nd die« anrüudete, sowie daß durch diese- Sprengen die Entzündung (schlagender Wetter und durch diese sodann der Tod zweier Bergleute verursacht worden ist. Di« Schuld de- Angeklagten G. wird gleich- mäß»a mit der de- St. darin gefunden, daß da- Schießen zum Zwecke der Kohlenbeförderung den Arbeitern verboten und die- ihnen bekannt war und daß sie als Bergleute die Gefährlichkeit desselben und die Möglichkeit der dadurch hcrbei- grsührten Entzündung von Gasen kannten. Di« Revision de« Angeklagten, welche sich gegen di« An nahme der Gemeinschasttichkeit de» Handeln- richtet, wird vom IU. Stras-Scnat« de- R.-G- am 7. Mai d. I. ver worfen, da beide, G. und St., als Mitthäter im strafrechtlich technischen Sinne anzusehen sind, wenn auch in Fällen der vorliegenden Art, sobald e» sich um einen recht-verletzenden Erfolg handett, welcher berbeigesübrt ist durch die zusammen- treffend« körperliche Thätigkeit mehrerer Personen, die Straf barkeit der Einzelnen nicht auS dem Begriffe der bewußten Gemeinschaftlichkeit des Handeln», sondern nur an- ver Causatität ihre- eigenen Handeln» entnommen werden darf. Dieser Anforderung ist aber Genüge geschehen, da sestgestellt ist, daß der Angeklagte G- den Schuß, durch welchen der eingetretcne Erfolg der Tödtung herbeigesührt ist, mit dem Bergmann St. gemeinschaftlich handelnd und in di« ringln«» technischen Verrichtungen mit ihm sich thei- lend, abgegeben, also denselben in bewußter und gewollter Weis« verurlacht hat; die Fahrlässigkeit de« Angeklagten aber ist darin anerkannt, daß er um das Berbotcnsein der »orgenommenrn positiven Handlung gewußt und das Gefährliche derselben, sowie die Möglichkeit des dadurch veranlagten Eintritt- de« Zwischenersolaes — der Wetter- Entzündung — gekannt hat und auö feinen» Berufe noch einen besonderen Anlaß zur Vorsicht und zur Unterlassung der gefahrbringenden Handlung hätte entnehmen müssen. Aus LtaLt uud Land. * Leipzig» s. August. Der sächsische Landtag tritt, wie »um auch da- „Dre-dn. Journal" meldet, am l. September rusammen und zwar erfolgt diese frühzeitige Einberufung diese» Mal au« den» Grunde, daß die Stände bei der am 4. September zu begehenden Feier der Verleihung eine, Constitution an da« sächsiscbr Volk zugegen sind. Außer der Tbeilnahme an den betreffenden Festlichkeiten werde» beide Kammern zunächst nur die Wahl de» Direkto rium», der Ablheilungen und Deputationen, sowie «ne» neuen landständisch«, Archivars vorzunehmen hahen und hieraus sich bi« Mitte Oktober vertagen. Erst dann beginnen die Kam mern ihre eigentliche parlamentarische Tbäligkeil, von welcber man hofft, daß sie bi- Weihnachten beendet sein werde. Wir theile» diese Hoffnung nicht, fall» der Landtag nicht von der bi«herigen zeitraubenden Art der Budgctberäthung Abstand nimmt. * Leipzig, 9. August. E« giebt bekanntlich auch in Leipzig trotz des Umstande«, daß hier dir faeultative Fleischbeschau eingerichtet und bei der größeren Anzahl angesielttrr Ftnschbeschauer e» Jedermann leicht gemacht ist, die zum Schlachten bestimmten Thicrr» insbesondere die Schweine, vorher untersuch«, zu lassen, noch eine Menge Kieischer, welche von dieser wichtigen und wohtthätigen Ein richtung keinen Gebrauch machen. Wir wollen zur Warnung dieser Gewerbtreibenden mittheilen, daß vor Kurzem in Fürth in Baiern der dortige Metzger und Wirth A. Kramer zu drei Jahre» Gefängniß verurtheilt worden ist, weil er nichtnntersuchte« trichinrnhaltige« Fleisch ver kauft« «nd dadurch über 100 Erkrankungen und 4 Todesfälle derbefführti. * Leipzig» 9. August. Unter Leitung de« Herrn F. A. Martia, Redakteur der „Zeitschrift für Drechsler" und Lehrer an der hiesigen polytechnischen Gewerbscbule, besuchten in diesen Tage» etwa >00 Schüler dieser Anstalt die AuS- ftelluug in Halle a. S. Für 50 derselbe», welche sich dnrch Fleiß a»-ge,e>chn«1 hatten, war von der polytechnischen Gesellschaft in Leipzig frei« Fahrt und freie« Entr-e bewilligt
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