Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-12
- Monat1881-08
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1881
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rer )er ro. »er ier ler rr- ik- A- a- L >ie ö. 77 il. S. 0. Erscheint täglich früh «V. Uhr. Nrtaction und Lrpedttio» IohanneSgasie 33. Aprrchüundeu drr Urdarti««: vormittag» 10—19 Uhr. Rachmttlag» 4—6 Uhr. LÄL- ^ >»»«tz«r »rr skr »te «ichstf»!,«,», Rnmuier b^»i««ten 2nser«te a» W«che»t«qe» hi« » Uhr Rach«lttaqs, ««r«n«» un»Scstta,rn früh ht«'/,» Uhr. 2» den Mi«len für 3uf.-^nuatz«r: Ltt« <Ie»«, NntversttätSstraß« 99, Louts Lösche, Katharinrnstraße 18, p. «ur bi« i,S Uhr. rimlgkr.Tagcblatt Auzeiger. 224. Auflage L«,VS«. Ä.d«»r»r»t,prri, viertelt. 4'/, r tnrl. «rioaerloh» 5 Mk.. h«ch die Pest bezogen 6 Mk. . Jede einzelne Rümmer 2ä Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen «hur PostbcsSrdenlng 39 Mk. «it Postbesördernng 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. GrSßerr Schriften laut nnferem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Ltkla«en »uter den Urdactioorstrich die Epultzeile 50 Ds. Inserate sind siel« an die Srpebitton »u jcadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnraovmerarxli» oder durch Post» Nachnahme. Freitag dm 12. August 1881. 75. Jahrgang. AmtlicherTheil Vekannlmachung. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1880 und Oster» 188l aus einer der hiesigen Volks schulen entlasse» worden oder von etnrr höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle das 15. LebenSjahr vollendet »nd die Classe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu den. Besuche der Fortbildungsschule für Knaben verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie tm Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Director Püschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fortbildungsschule aufhalten, bei Herrn Director vr. Störl zu erfolgen hat; 3) da» auch diejenigen Knabe« anznmelden Änd, welche auS irgend eine« Grunde von dem Besuche der städtische« Fortbildung-, schnle entbunden zu sein glauben; 4) daß hier einziehende «naben, welche Ostern 1879, 1880 und I88l auS einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fort bildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach dem Ginzuge bei dem Director der Fortbildungsschule ihres Bezirks anzumelden sind; 5) daß Ellen,, Lchrherrcn. Dienstherrschaften und Arbeit» geder bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu SO Mark, die im Falle der Nichlrrlegung in Haft umzuwandeln ist, die schulpflichtigen K«abe« z« dieser Anmeldung aaznhalte» oder letztere selbst vorznnehme« haben. Leipzig, am 6. August l881. Der Skath der Stadt Leipzig. Ür. Tröndlin. Lchnert. Im Monat Juli k. I. gingen dein, rlrmenamte ein an Geschenken: 5 Mk. — Pf. durch die Post ,,zum Besten der Armen", 2 » — - Zeugengcbllhrcn in Sachen W. R. L Co./H. in Berlin, durch das hiesige königliche Amtsgericht, 10 » — - als Sühne in Sachen R./O. durch daS Gewerbeschiedsgericht, alt Sühne in Sachen N.F. andere übergehen werden, oder gar wie sich die feineren Schatlirungcn innerhalb jener Gruppen gestalten, welche Richtung bei den Conservativc», welche bei den Liberalen da- Uebergewicht erlangen wird. ES mag im Einzelnen manche Uebcrraschung Vorbehalten sein. Allein schon der bisherige Ver lauf der Wahlbewegung wird die Hoffnung aus ollen Seiten er heblich eingeschränkt haben, daß es gelingen wird, die großen gegnerischen Richtungen in so entscheidendem Maße auS ihrer nöherigcn Machtstellung zu verdrängen, daß mit ihnen nicht mehr zu rechnen ist. Wir sind in dieser Beziehung ebenso oft ans einen ganz unberechtigten, sich selbst täuschenden Opti mismus als aus einen unnöthigen Pessimismus gestoßen. ES scheint unS nicht Ivohlgclhan, die fernere Entwickelung unsere- politischen Lebens auf Voraussetzungen aufzubauen, für deren Eintreten wir in den Thatsachen keine hinlänglichen Bürgschaften erblicken; Enttäuschungen können alSdann nicht auSbleiben. Die Behauptung, baß die liberale Sache im Volke den Boden verloren, ist ebenso unrichtig und leichtfertig, wie die entgegengesetzte, daß die reaclionaire Bewegung eine künstlich von oben genährte Pflanze ohne Wurzeln m den Massen deS Volkes sei. In der Wahlagitation mögen solche Behauptungen hin- gehcn; besonnene Politiker jeder Richtung aber werben sich darauf gefaßt machen müssen, auch in Zukunft noch mit der cvnservaliven Partei ebenso stark rechnen zu müssen wie mit der liberalen, von dem eigenartigen Gebilde deS CcnlrumS ganz zu schweigen. Diejenigen mögen wohl Recht behalten, welche meinen, daß auS kein chaotischen Wogen dieses Wahl kampfes sich ein Resultat ergeben wird, welches >m Großen und Ganzen unsere parlamentarischen Verhältnisse beim Allen läßt. Man wird jedenfalls beim AuSmalen unserer politischen Zukunft diese Eventualität nicht, außer Acht lasten dürfen, sondern sich auch darauf einrichtcn wüsten. 80 - . . - - L.L. — » » » » « M./W. 50 » » » « » H./A. — - » » » » A./A. — - - » » » Sch./R. 75 - von dem Künstler Herrn Blondin. durch den Friedensrichter Herrn G.A. Jauck «en. 555 Mk. 75 Ps. Leipzig, den 5. August 1881. DaS Armen»Direetorinm. Winter. Niysche. Gewölbe-vtrmiethung. DaS bisher an das Damenmäntelgeschäst der Firma k. 8elie»«t>»nq dermiethete Gewölbe lammt Eutresol im „Mauricianum" Grim- «ätsche Straß« Rr. 16, wird zum 1. April 1882 miethfrei und soll von diesem Zeitpunkte an, nach Befinden auch früher, auf sechs Jnhre im Wege der Licitatiou anderweit vermiethet werden. Reflektanten werden ersucht, sich Montag, »en 22. August e. vormittag« 11 Uhr tm Untdersität-.Rentamle (Paulinum, Nordfl., 1. Etage) einzufinden und ihr« Gebote abzugeben. Die LicüationSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht auS; auch bleibt die Auswahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sach« überhaupt Vorbehalten. Leipzig, am 9. August 1881. Universitäts-Rentamt. Gras. Israelitische »eligionsschnle zu leipjig. ^ " beginnt wirder 14. Angnst 188t, vormittag« 8 Uhr. Der Vorstand. Drr Unterricht «r» Nichtamtlicher Theil. Leipzig 12. August. Die Erwartung, daß sich auS der gegenwärtigen Wahl beweaung in ihrem weiteren Fortgang mehr Klärung. Sammlung und Durchsichtigkeit ergeben "werde, ist bisher nicht oder nur m sehr geringem Maße erfüllt worden. Einzelnen Wahlkreisen, in denen die Verhältnisse klar und scharf sich heransgebildet haben, stehen weil mehr andere gegenüber, in denen ein (Mähren und Wogen herrscht, besten schließlichcS Resultat voraußzusehen auch dem scharfsichtigsten Kenner der Politischen Stimmungen und Strömungen nicht gelingen kann. Weil es von ganz zufälligen, unberechenbaren Entscheidungen abhängen wird. Mil dem einzigen Worte der völligen lln» berechenbarkrit ist die Physiognomie der herrschenden Wahl bewegung am besten gekennzeichnet. Wenn wir die massenhaften Stimmung«» und Wahl berichte in den Zeitungen durchmustern, so tritt unS freilich bei allen Parteien große Siegeszuversicht entgegen; allein es ist nicht diel Scharfblick erforderlich, »m z» erkennen, daß dieselbe sehr häufig mehr zur Schau getragen als aufrichtig aemeint ist. Auch da- gehört zur Wahlagitation. Bei aller unberechenkarkrit aber glauben wir doch tieicnige Ansicht als wenig wahrscheinlich bezeichnen zu müssen, welche von de» bevoritebcnoen Wahlen «ne ganz fundamentale und um stürmnde «enderung unserer Parteiverhältniffe erwartet. Die drei großen politischen Richtungen, ivelch« »nser Partrilrben beherrschen, di« conservativ«, die liberale und die ultra montane, haben all« drei feste Wurzeln in weiten Volksschichten und werden ohne Zweifel alle drei in bedeutender Stärke wieder auf dem Platz« erscheinen. Dir wollen nicht versuchen, da« Horoskop zu stellen, wie diel Wahlkreise von einer dieser drei großen Parteien auf eine Man erschöpft sich jetzt in Vermuthungen, ob eS Herrn Gambe tta gelingen wird, ein für seine Partei und seine Bestrebungen günstiges Wahlresuttat herbeizuführcn, wenn schon man die Bestrebungen Gambctta'S nicht genau kennt, denn er Pflegt feine Ziele >c nach den Umständen rinzurichtc». In Cahvrö war er gegen eine Revision der Verfassung der Republik, in Tour« dagegen hat er eine solche vorgeschlagcn. DaS liegt eben in der Natur der opportunistischen Richtung, die Gambetta vertritt. Aber wie alle Politiker, die zugleich große Redner sind, ist er einmat der Ansmrrksamkrit sicher. Daß sein früheres ComitS in Bellevilte sich gegen ihn auSgciprochen hat, hat ungemein Aussehen erregt und man zerbricht sich den Kopf, ob Gambetta sich noch einen anderen Wahlkreis suchen werde und was für einen. Das ist einmal so; die Redner finden fast immer mehr Aufmerksamkeit, als die organisircndcn Köpfe, welche bei der Anstrengung ihrer Gedankenarbeit keine Zeit finden, daS Publicum mit Reden zu unterhalten. Die Reden deS Herrn Gambetta würden oratcrische Meisterstücke sein; aber sie haben Frankreich seine gegenwärtige Gestalt nicht gegeben und namentlich die Stärke Frankreichs, seine wirthschästtiche Entwicklung ist nicht daS persönliche Verdienst Gambctta'S. sondern das Verdienst der ganzen herrschenden Richtung. ES handelt sich bei den inin- mchr erfolgenden Wahlen viel weniger darum, ob Gambetta in Bellevilte wicdcrgcwähll wird, sondern vor allen Dingen darum, ob sich eine Majorität wieder findet, welche Energie, guten Willen und auch die »ölhigen befähigten Leute hat. eine weise und geschickte WirlhschastSpolitik durchzuführen, die eS versteht, die Rcichthümer deS Landes zur Förderung deS allgemeinen WohlcS ru verwenden. Man muß hiev daran erinnern, daß die auS den Budgets von 1876—1882 entfallenden Ucbcrschüssc in zivei große Fonds gethcilt worden sind. Man verwendete 279 Millionen zu Steuererläsicn. Das läßt sich auch eher hören als 14 Millionen — und 284 Millionen zur Vermehrung der Ausgaben. Den Löwcnanthcil daran verschlang auch in Frankreich die KriegSrüstung; es entfielen lOt Millionen aus den Krieg, 90 Millionen auf die öffent liche Schuld, 68 Millionen aus den Unterricht, 24 Millionen auf Verbesserung der Postciilrichliingrii, 16 Millionen auf Ackerbau und Handel, 17 Millionen aus Verschiedenes. Daneben begann man die Ausführung deS gigantisches Planes deS berühmten Ingenieurs, ehemaligen BaulenministerS, dann Premierministers und jetzigen Senators Fr che in et. Dieser Plan licj auf eine großartige Verbesserung der Communi- cationSmittel Frankreichs hinaus, er bezweckte eine Aus dehnung deS Eisenbahnnetze-, die Anlegung vieler neuen Linien, die Negulirnng von Flüsse», Anlegung von ganz neue» Wasserstraßen und Canälen, die Vertiefung von Seehäfen u. s. w. Mit der AuSsübrung dieses PlancS ist längst begonnen worden; man beschloß, fünf bis sechs Milliarden Francs dafür zu verwende». Herr Freycinct ist als Baulenministcr «elbst an die Ausführung seines Planes gegangen; später, als Premierminister, wurde er durch Gambetta zum Rücktritt genöthigt. Aber seit 1879 sind 655 Kilometer »euer Bahnen fertig geworden; demnächst wird man 502 neue Kilometer befahre» können; etwa 5430 Kilometer sind im Bau begriffen und etwa 3000 Kilometer sollen nunmehr in Angriff ge nommeu werden. Dieses großartige Werk erfordert natür lich eine umsichtige finanzielle Operation und ein verkehrtes Verfahren könnte daS Land in die größte Verlegenheit bringen. Man hat die Erfahrung gemacht, baß eine Menge von kleinen Bahnen, die sich anfangs schlecht verzinsten, jetzt einen ganz annehmbaren Gewinn nbwerfen und man will deshalb die Bahnen nicht so leicht wiöder an Eisenbahngescllschaflen verkaufen. Im Ganzen kann maii bis jetzt mit dem zufrieden sein, waS in Betreff deö Frcycinet'schen Plane- erzielt worden ist. Man sieht, Paß tje künftige Entwicklung Frankreichs enge mit dieser Verbesserung der Verkehrsmittel zusammen hängt. Wenn eine Majorität auS den Wahlen hervorgeht, welch« die bisherige- Finanz- und- Wirtschaftspolitik rüstig weiter zu führen und zu entwickeln weiß, dann ist dir Zukunft Frankreich« sicher gestellt und eS ist kann vielleicht auch zicmlich gleichgültig, ob Gambetta in Bellevillc oder auderSwo gewählt ist. oder wrim er auch in der Kammer fehlen sollte, wa- aber gar nicht onzunehmen ist: - ' ' Dir Franzosen, namentlich die . gewerbetreibenden, acker» bauend«» «nd »rbeitenve« Elaste«, dürsten am besten ver spüren. daß eio« solch« WirlbschoftSpotitik vor dem schützt, wo« überall am meisten gefürchtet ist, vor drr Arbeit«, lostgkeit. Darum handelt eS sich bei dm nächsten Wahlen für dm politisch denkenden Franzosen. So mancher „große Redner" wird diesmal wohl unbeweint au» der Kammer fortbleiben müsse». Allzuviel schadet« nicht. In einem Rückblick auf die Kaiserbegegnung in Gastrin sagt die „Prov.-Corr": „Alle Berichte über die Zusammenkunft der beiden Kaiser stimmen darin überein, ' der Verkehr der beiden Kaiser diesmal einen besonders lichen Charakter gezeigt hak. Namentlich wird die unab- ässige Sorgfalt deS Kaisers Franz Josef, seinem greisen kaiserlichen Freunde jede Anstrengung zu ersparen, lebhaft «rvorgrhoben. So hatte derselbe schon den vom Kaiser Dilhelm beabsichtigten Besuch in Ischl abgelehnt und cben- allS nach seiner Ankunft in Gastein ails den Gegenbesuch de« deutschen Kaisers verzichtet." Tie „Prov.-Eorr." yitirt hieraus die Auslastungen der „Wiener Abciwpost" über die beiden Kaiser und sagt im Anschluß hieran: „Diese von warmer Empfindung eingegebenen Worte finde» in den Herzen der lZevölkcrung Deutschlands gewiß den freudigsten Wikerhall." Die „dynastische Veränderung" im Großherzogtkmm Baden sinket in Hofkreisen vorläufig keinen Glauben. Man weist in Berlin auf die allem fürstlichen Gepränge abholden, ast bürgerliche Einfachheit liebende» Neigungen deS groß herzoglichen PaareS hin nnd erinnert daran, daß vor dem 50jährigen RegierungSjubiläum deS Herzog« von Braun- chwcig an sich viel glaubwürdigere, gleichfalls eine StandeS- crhöhung betreffende Gerüchte durch die Zcitungm gegangen ind, ohne irgendwie Bestätigung zu finden. Damals hatte man sogar den Großhcrzog von Baden zum angeblichen Träger der bezüglichen Verhandlungen zwischen dem Herzog von Braunschweig und den übrigen BundeSsürsten gemacht. — Davon, daß der russische Botschafter Fürst Lobanow in London durch den Botschafter v. Saburow inBerlin ersetzt werden solle, ist dort durchaus nichts bekannt. In der russischen Botschaft weiß man nur, daß Herr v. Saburow in diesen Tagen von Norderney nach Berlin zurückgekebrt «st und ich mit seiner Gemahlin, die bisher in e,nein englischen Bade verweilte, noch zu einem mehrwöchcntlichen Sommeraufent- >alte nach Dresden begeben wird. Dnrch daS Verbleiben deS Herrn v. Saburow auf seinem Posten würde immerhin ein Botsckafterwechsel in London nicht ausgeschlossen sein, wo vielleicht Rußland« centralastatische Politik der persönlichen Beliebtheit deS jetzigen russischen Botschafters nicht gerade 'Sicherlich gewesen sein mag. Man schreibt unS auS Berlin, den 10. August: „Ge legentlich der vorübergehenden Anwesenheit deö Reichs kanzlers in Berlin, welche für die nächste Woche in Aussicht gestellt wird, sollen die endgültigen Aiiordnnnaen Ab«» vi« parlamentarische Campagne des nächsten Winter« resp. .Herbste« getroffen werden. Gleichzeitig aber dürften bei diesem Anlaß die schwebenden Fragen bezüglich der Neubesetzung einer Reihe vou Oberpräsidien ihre Erledigung sinken. Wie genugsam bekannt, handelt e« sich, nnd zwar schon seit geraumer Zeit, nicht nur um anderwrite Besetzung deS Oberpräsidium» von Kassel, sondern auch um eine derer von Münster, von Königsberg und von Potsdam. Man hält c« aber nach wie vor in unterrichteten Kreisen für wahrscheinlich, daß bei der Neubesetzung eines oder deS anderen OberprSsikiumS auch ans die Person eines zur Zeit noch im Amte befindlichen Minister« zurückgegrifsen wird. Natürlich werden sich die Ossiciösen beeilen, die Stellung deS Herrn Bitter auch jetzt wieder als die denkbar festeste zu bezeichnen. Wie wenig Werth indessen alle solche Versuche haben, den Schalten weg- zuleugnen, dm die Ereignisse vorauSwcrsen, dafür liegt in den« endlichen Abschluß der Oberpräsidenten krise von Kassel daS schlagendste Beispiel vor. Pflicht schuldige und bestellte Dementis könne» den Eintritt von Thatsachen, die sich auS innerer politischer Nöthiaung vollziehe», nicht verhindcrn und nickt einmal aushaltcn. Daß der Finanzinmister sich trotz tiefgehender Meinungsverschieden heiten mit dem Kanzler so lange behaupten konnte, wird immer merkwürdig genug bleiben. Noch merkwürdiger aber wäre eS, wenn dieses morsche Verhältniß noch ferner andauerte und wenn Fürst Bismarck, ganz gegen seine Gewohnheiten, einen Mitarbeiter ertrüge, der sich nicht unbedingt in den Dienst seiner Ideen zu stellen Willen« ist. Für dir Frage, ob der Finanzminister im Amte bleiben wird, gilbt eS ein ganz bestimmte« Kriterium, nämlich die Entscheidung, welche der Reichskanzler über die Bitter'schen Entwürfe zur Reform der directen Steuern trifft. Die Capitalrmtensteuer und die revidirte Gewerbesteuer fallen, man mag sich zu diesen Pro jekten stellen, wie man wolle, dock recht erheblich au« dem Nahmen der Steuerpolitik deS Fürsten Bismarck heran». Und daß sich der Finanzministrr für diese Entrvürse voll und ganz mgagirt, dafür liegm Aussprüche von ihm vor, an deren Tragweite auch für seine Stellung im Staatöininisterium nicht zu zweifeln ist." Es wird un» als bestimmt bezeichnet, daß die Curie als den Preis ihre« ferneren Entgegenkommens auf kirchenyoliti- schein Gebiete zunächst die Aushedung deS kirchlichen Gerichtshofes verlangt bat. Nach der Wendung in der Trierer BiSth um «frage ist der Rückschluß lewer be rechtigt, daß ein bezügliche- Versprechen seitens der Preußischen StaatSregieruna lhatsächlich bereit« erfolgt ist. In ziemlich mysteriöser Weise deuten Personen, die dem EultuSminister nahe stehen, an, daß diesem, sowie dem Statthalter v. Man ien ssel eine „bohe Auszeichnung" seiten« de» Papste« zu- gedacht sei. Schon die bloße Ankündigung ist bezeichnend für die neu geschaffene Lage. Welcher Art übrigen« die „hohe Aus zeichnung" auS dem Vatican sein soll, ist schwer ersichtlich; die „Orden", die der Papst verleiht, sind stark im Curse ge sunken, seit er ein „König ohne Land" geworden. Man schreibt uu« au« Fulda, 10. August. „Nachdem die SediSvacanz.Frage in Trier plötzlich eine Lösung erfahren bat. welche zur Evidenz beweist, daß das den Mai- gesetzcn zu Grunde gelegte Princip der staatlichen Souverainität. gegenüber den Forderungen der römische» Curie, längst den Bedürfnissen der Reaktion aeopscrt worden ist, hören wir heute aus bester Quelle» da« eine gleiche „gesetzliche" Neu besetzung auch de« hiesigen BilchosSsiuhlS unmittelbar bcvor- steht. lieber die Köpf«, oder, richtiger gesagt, über den Kop deS nur noch m» einem stimmberechtigten Mitglied? bestcben- den Domcapitel« hinweg hat die Ciirie mit der preußischen Negierung verhaiwelt, die Bestimmungen der für die Er richtung der oberrheinischen Kirchrnprcvinz und damit auch für die Diverse Fulda erlassenen beiden Bullen werde» von dem unfehlbaren Papste suSpeudirt, und schon binnen kurzer Frist werden die Gläubigen der VvnisaciuSstadt einen Biscvo in den hohen Dom einzirhen sehen, der nicht von den berufenen Vertretern der Curatgeistlickkeit ordnungsmäßig gewäklt ist, sondern einem au« der Verquickung staatlicher und päpstlicher Machtvollkommenheit hervorgegangenk» Delegatnk gleicht wie ein Ei dem andern, lieber die Person des neuen Bischof«, de« vierten seit der Errichtung der oberrheinischen Kirchen- wovinz, verlautet so viel, daß derselbe nicht auS der Zahl unserer Diöeesangeistlichen genommen werden wird; eS soll vielmehr, nachdem mehrere Deeanr und Pfarrer — so an» tkblich die von Weimar und Fritzlar — vertraulich wegen Ncbernahme diese« hohen Posten» befragt worden sind, aber entschieden abgelehnt haben, die im besten ManneSalter ste henden Priester einer anderen preußischen Diverse in Aussicht genommen sein. Die paar hiesigen höheren Geistlichen, welche vielleicht gern die Last de« KrummstabS getragen hätten, scheinen in Berlin koch nicht für annebmbar gehalten worden zu sein. So wird denn. Dank der wenig erfreulichen neuesten preußischen Kirchenpolitik, die Wiederbcsetzung de« Zuldaer ÄischofSstuhl« nach fast achtjähriger SediSvacanz auf eine Weise erfolgen, an welche noch vor wenigen Jahren Niemand gekackt hat, — der in dieser Angelegenheit so häufig angerufene heilige Bonifaciu« wahrscheinlich selbst nicht!" Mit Bezug auf die Excesse, welche in den letzten Tagen gegen die Juden in Pommern und Westprenßcn statt» gefunden haben, schreiet (wie wir heute ausführlich wieder» polen) die „Provinzial-Correspondcnz" Folgende«: An mehreren Orten der Provinzen Pommern und Westpreuße» haben in der letzten und vorletzte» Woche bedauerliche, mit der Be- chädigung und Zerstörung von Privaieigenihum verbundene Ruhe- iörungen stallgesunden. Dem energischen Einschreiten der OrtS- behörden ist e« — zum Theil allerdings erst nach Verstärkung de« Exeeutivpersonal- und unter Beihülfe de« einsichtsvollen Theil« drr Einwohnerschaft — überall gelungeu, die Exerste »u unterdrücken und die Ercedentrn zur Untersuchung zu ziehen, seiten« de- Ministeriums des Innern sind die Regierungs-Präsi denten der betreffenden LandcStheile beauftragt worden, mit alle» Mitteln, welche die Gesetze an die Hand geben, der Wiederkehr der. artiger Ruhestörungen vorzubengen und rlwaiaen erneuten Versuche» mit vollster Energie enigegrnzutreten. JuSbesondere sind die bethei- ligien Behörden angewiesen worden, einer Ausbeutung und Steige rung der vorhandene» Aufregung, welche au« einer öffentlichen Er örterung der bezeichne«»» Erciauifse «nd ihrer Ursachen iu den von bekannten Agitatoren abzuhallenden Versammlungen zu bcsürchte« ein würde, sosori zu begegnen, soweit die« überhaupt nach den Bor- christen thuiilich ist, welche bezüglich der Verhütung eine« die ge- ctzliche Ordnung gefährdenden Mißbrauch» de- Versammlungsrechts n Geltung stehen. AuS Kiel vom 10. d. M. wird der „W. Z." sftmeldet; Obgleich die beiden mit Beschlag belegten, auf der DiederichS« dorser Rhede zu Anker liegenden Schiffe „Diogenes" und „SokrateS" wegen Verstoße« gegen die Hafenpolizeiordnung durch da» Unterlassen de» Histrn» von brennenden Stag» kate-nen während der letzten Rächt« von der kaiserliche» Marine in den südlichen, von der Hafenbeh-rd« z« übersehende« Theil de« Hase,»» gelegt werde« sollten, so ist dennoch die Ausführung dieser Magregel bi« heute unterblieben, und die ganze Angelegenheit durch di« am 8. erfolgte Rücksendung der der Marine übersandten Schiffsschlüssel an die Firma Howalkt in ein weitere« Stadium getreten, indem nunmehr beide Theile sich weigern, die Verantwortlichkeit für die llon- scrvirung der Schiffe übernehmen z» wollen. Die Behörde behauptet, daß durch die proponirte bezw. nothwendige Ort«» Veränderung der Schiffe ihr keineswegs eine Verpflichtung resp. Verantwortlichkeit erwüchse, dieselbe vielmehr auf der Firma beruhen bliebe, während umgekehrt die Firma Howaldt, die die Schiffe zur bequemeren Controle nach der Swentine» Mündung legen wollte, nunmehr im rvcnt. Falle durch die größer gewordene Entfernung von der Fabrik jede Verant wortlichkeit für etwa cintretende Schäden ablchnt. Auf der Howaldt'schen Werst werden augenblicklich die 6 Zokkutter und der Zolldanipfer für die Elbe gebaut." Die eS heißt, wird im Lause de« nächsten Monats ein größere« rnsslfchcS Geschwader den Kieler Hafen besuchen. Einerseits werden die von den asiatifchrn Stationen hcimkchrendcn Kriegsschiffe dort anlausen und dann gemeinsam die Tour nach Kronstadt sortsctzen, andererseits soll Großfürst AlcxlS die Absicht haben, mit dem UebungSgcschwadcr einen Besuch in Kiel und Kopenhagen zn machen. Alexis ist de» kanntlich der dritte Sohn de» Kaisers Alexander II. Erst vor Kurzem ist er an Stelle seines Onkels Constantin zum Groß-Admiral und Chef der riifstschen Marine ernannt, und diese Ernennung ist mit Freuden begrüßt worden. Großfürst AleriS, eine sympathische Natur und ein ernster Charakter, ist in Rußland sehr populgir.' Er ist der Held einer roman tischen Geschichte. DaS ist nichts Außerordentliches, aber daß ein Mann in seiner Stellung seinem Herzen treu blieb, hat ihm die Liebe deS Volkes erworben. Wider den Willen seine- VaterS hatte er sich heimlich) mit einer Hofdame vermählt. Als die Sache bekannt wurde, trennte man die Liebenden und die Ehe wurde für ungültig erklärt. Man suchte den Groß- fürste» durch ciue Reise um die Welt zu zerstreuen. Er be suchte damals die Bereinigten Staaken, wo ein förmlicher CultuS mit ihm getrieben, wurde. Inzwischen ist eine Reihe von Jahren verstrichen, aber Großsurst Alexis ist Junggeselle geblieben, eS soll ihm sehr schwer gefallen sein, zu vergessen. Er bat sich mit ernsten Arbeiten beschäftigt und seiv Auf merksamkeit insbesondere dem Studium der Marine rüge- wendet. Im russisch-türkischen Kriege hat er nur eine unbe deutende Rolle gespielt; er war Chef der Donau-Flottille und nahm Nur bei dem Bombardement auf NikopoliS acliven Anthcil am Kriege. Er hat, abgesehen von einigen Reisen in Deutschland und Italien, in den letzten Jahren meisten« in Petersburg gelebt. Oestcrreichisch« Blätter berichten, daß eine Zusam menkunft zwischen dem Könige von Italic» und dem Kaiser von Oesterreich aus österreichischem Grund und Boden in Aussicht stehen. Umberto soll nämlich Franz Joses den lebhaften Wunsch auSgedrückt habe», ihm in Ischl oder später in Gödöllv einen Besuch abznstatten. Drr Kaiser soll geantwortet haben, daß er den König von Italien »nl ganz besonderer Freude als Gast begrüßen werte, wo immer je« auch sei. Interessante Combinatwnen an diese Aussicht zu knüpfen, scheint noch nicht nothwenbia zu sein. Die Meldung de« ministeriellen „Dintto", daß der Papst in Folge der Vorgänge bei der Uebersührung der Leiche Pius' IX. Rom zu werluflen »vd nach Malta übcrzusiedel» entschlossen sei. ist nach einer MitLcilung de« „Verl, lagcbl." ungenau. Vorläufig sei vur wahr, daß England dem Papste cin Asyl i» Malta gewähre» wolle. Derselbe habe indessen noch keinen Beschluß gefaßt. Die „Germania", welche die Angelegenheit in ihrem Leitartikel bespricht, ruft wiederum die europäischen Mächte zur Intervention auf: „Sollte drr heilige Vater — schreibt sie — je gezwungen werden, Rom . ru verlassen, so fällt die Schuld Zunächst aus die italienische Regionmg, die dem Papsttkmm den weltlichen Besitz geraubt />
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