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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-13
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1881
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Erscheint täglich frühem, Utzr. . - Ueösrtisn nid Lkpe-iti«» JohanneSgasse 33: Aprechftuuden drt Pe?agio«u vormittags 10—12 Uyr. AachniiltagS. 4-7-6 Uhr. v«r die nn^I^ndi^ ** Lumehuz« der für öi» «-chsts-lgn,»« Nummer bestimmten 2» irrst« a» Wochentagen bi« » UbeDtachmtttaa«. a« »*n» «,» K«stt«,k» früh dt« '«,9 ützr. 2» -t» -Malen str Lus.-Auuatzint: vtta Air««» UntversstätSstraßr «, 9a»t« Lösche, katharinenftrahe iS, p. itnr dt« '/.» Uhr. MMtk Anzeiger. Lr-an fiir P-litik, Lscalgsschichte, Handels» and GeMstsderkehr. Auflage »«,»»». ZU>onnemeut«»rkis viertel,. 4'/, Ml»., incl. vrmaerloha 5 Mk„ tmrch die Lost bezogen 6 vtt. Ied« nuzetne Nummer SS Ps. Velegeremplar 10 Ps. Gebühr«» für Extrabeilagen «4>e VM-sörderung R Mk. »it PostbesSrdermig 48 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uaserem Preis« verzeichuiß. Tabellarischer Latz »ach --herein Tarif. Knlamen nnlrr.dkn Redartionsstrich di« Spallzeile bO Df. Inserate sind stets an die vxpedtrioti zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«uum«nu»l<> «der durch Poft- «achnahme. .N 225. Sonnabend den 13. August 1881. 75. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 14t. August, Vormittags nur bis Uhr geöffnet Lxpvältloih Ae« LttztpLlxer laxelilattes. Amtlicher Theil. Luctton. Bon dem Unterzeichneten Arnicnamte sollen im Stadt hause allhier (Eingaua Müylgasse Nr. 7) Montag, den LL. Sluaust ». Dorm. » Uhr, verschiedene Nachlaftgoßrnständc. akS: Möbel, HauS- und Küchengerätbc. Bette», einige Wäsche. 2 silberne Taschen uhren u. s. w. meistdietend gegen sofortige Baarzablung ver steigert werden. Leipzig, den S. August 1881. Da» Armenamt. Winter. Iunghähnel, Israelitische Neligisnsschulc zu Leipzig. Der Uuterricht bebiitnk wieder Sonntag, den 11. Äugust 1881, v^rmttttrg« F^UHr. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 13. August. In den nächsten Tagen wird dieAnkunst de« Reicht« kanzler« ln Berlin zu.einem.kurzen Aufenthalt erwartet und cs herrscht di« nabeucgeud« Boriuuthung, daß während dieses Aufenthaltes wichtige Berathuugen und Beschlüsse >im StaatSmmistcrium bevorstehen. Namentlich wird jetzt der desinitive Beschluß über den Wahltermin »u erwarten sein, dessen Bekanntmachung alsdann unverzüglich erfolgen wird. Unsere neuliche Mittheilung, da» die Wahlen 6 »de Ae rober siattfindrn sollen, wird aller Boraussicht nach ebenso wie die andere, daß die Einberufung de« Reichstags erst im nächsten Jahre deabsichtigt ist, ,h« Bestätigung finden. ES wird ferner allgemrin vermuthet, daß während der seht bevorstehenden Anwesenheit deS Fürsten Bismarck in Berlin auch in der kirchenpolitischcu Frage entscheidende Beschlüsse zu erwarten seien, und die bereit« erfolgte Ankunst deS EuttuSminister« von Goßler giebt die ser Bennnlhuna eine gewisse thatsächtiche Unterlage. ES wird sich allem Aiischeine nach jetzt darum Handel», ob und in welchem Umfange die bevorstehende preußische LandtagS- srssion mit einem neuen kirchcnpolitischen Gesetz befaßt oder mit anderen Dorten, ob und wie tief eine Bresche in die Maigesetzgebung gelegt werden soll. Mit einer einfachen Ver längerung der Geltung deS demnächst ablausrnden IuligrsetzeS wird man sich beider heutigen Strömung schwerlich begnügen; derzFricdenSschlnß, der nun einmal mit aller Gewalt gefördert werden soll, wird wohl noch andere Opfer erheischen. Be deutsame Entscheidungen für die weitere Entwickelung unserer politischen Verhältnisse wird man sonach in den nächsten Tagen erwarten dürfen Während dleEcntrumSfraction als solche mit ihrem Wahlaufruf und Wahlprogramm »och im Rückstand ist, sind die rheinischen Mitglieder der Partei in einer dieser Tag« m Köln stattgehabten Versammlung von Ver trauensmännern selbstständig mit einem derartigen Manifest vorgegangen. Bei der entscheidenden Rolle, die dem Centrum in der Fortführung der wirthschastlichen Gesetz gedmig zugedachl ist, beansprucht jede proarainmartige Sund aeduna von dieser Seite hohe« Interesse. Der rheinische Theil oeS lUtramontaniSmuS ist derjenige, der in politische» Frästen verhäUnißmäßig noch am meisten an den alten libe ralen Pnncipirn sesthält. Den wirthschaftSpolitischen Plänen des Reichskanzlers wird denn auch nur in sehr bedingter Weise zugestlmmt: „StaatSsocialistischen Bestrebungen, welche nur geeignet sind, alle selbstständigen gesellschaftlichen Krästc iu Familie, Gemeinde und Kirche zu lähmen und der Verwirklichung grimdslürzender Lehren daS Feld zu be reiten, werben wir entschiedenen Widerstand entgegensetzen." „Zu einer Bewilligung neuer Steuern sind unsere ErwerbS- verhäUnisse in keiner Weise angrthan. Zunächst bleibt da voll« Erträgniß der im Iabre 187» bewilligten Schutz- und Finanzzvlle abzuwartcii. Sollte später eine weitere A»-bil- du»a de« iubirccten Steuersystems sich rmpsehle». so muß durchaus aus eine« entsprechende» gleichzeitigen Entlastung von direkten Steuern bestanden werden. DaS beste Mittel, daS Gleichgewicht zwischen Einnahme» «ck Ausgaben zu sichern, bleibt die Herbeiführung von Ersparnissen, namentlich in der Militairverwaltung," Ob der Reichskanzler mit einer so bedingten und verelausulirten Zustimmung zu seinen Pläne» zufrieden ist? Und für diese zweifelhafte Unterstützung wird nichts Geringeres verlangt als die vollständige Beseitigung de» tirchcnpotitischrn EonslieteS durch Aufhebung der ganze» Maigesetzgebung. Da« Ecntrum ist bereit« so weit, Alle« zu verlangen und Nicht« zu bieten. lieber die Beendigung de« CulturkampfeS wird u»S au- Berlin vom Donnerstag geschrieben: „AuS der DiÜces« Trier liegt noch keine direct« Kundgebung darüber vor, wie sich di« Eingesessenen, inSbcsonder« di« Geistlichkeit, zu dem ibnen oetrovirten Bischof« stellen werden, inveß dar man wohl die Erklärung, welch« der Abg. 1)r. August Reichinfverge« vorgestern bei Gelegenheit der Be^amm- luna de- EentralwahieomitsS in Köln abgegeben hat, all maßgebeiid für di« von den Ultramontanen cinnmehmend« Haltung betrachten. Sie machen eben gute Miene zum bösen Spiele, unterwerfen sich in Allem dem Dillen de« Heil. Stuhle« und begrüßen demzufolge di« von ihm voll zogene Ernennung de« De. Korum zum Bischof als den ersten Schritt zur wirklichen Beendigung de« Eulturkampf«. Has ja doch schon der Bruder de« vorgestrigen Redners, der Oker- IribunalSrath Peter Reichensperger, vor 5 Jahren in seiner Schrift ..Eulturkanips »der Friede in Staat und Kircke" erklärt, daß, wen» nickt der Staat durch Aufhebung der Maigesehe und Wiedereinführung der Versassnng-arlikcl den früheren RechtSzustanv wieder Herstellen wolle, der zweit« Weg zur Wiederherstellung des Friede»-der der Verständigung mit dem päpstliche« Stuhl« s«i. Zu eben derselben Zeit chrieb sreitlch ein Mann, von den, man wohl annehmen nuß. daß er die An,ächten der preußischen Regierung u»d deS Fürsten Bismarck wiedergab, der Leiter des osficiösrn Preß- duroau« llr. Constantin Rößler, über die Haltlosigkeit eiuoS cden Ausgleichs mit Rom: „Vielleicht, daß die päpstliche Politik Wege findet, unter Wahrung ihre- SlandpimcteS den römischer KlcruS in Deutschland vorübergehende Nachgiebig keit zeigen zu lassen. Vielleicht, daß diese Politik eine Combination der auswärtige» Politik abzuwarten sucht, welche ihr a«statt«t, an die Spitze einer gegen Deutschland gerichteten Eoalition zu treten oder doch die oesttn Früchte dieser Eoalition für sich zu pflücken. Wenn dann der römische KlernS Deutschlands und diejenigen Elemente der Bevölkerung, die ihm folgen, die Prob« Ve^BalerlcmdStreue nicht bestehen sollten, so wäre ver deutsche Staat freilich um so mehr im Rechte, er wäre eS 'ogar der eigenen Nation schuldig, die Papstkirche von emem Boden auszuschließen. Aber wenn die päpstliche Politik auch nicht die Gelegenheit sinken sollte, eine Eoalition gegen das Deutsche Reich zu führen, so wird >e dock jede» Moment scheinbarer oder mcrtticher Schwäche der deutschen Staatsgewalt benutzen, LaS Joch deö StaatSgesetzcS wiederum abzuschilttelü. unter welches sie ihr:,» Kleru« vielleicht zeitweilig gestattet hat sich zu beugen. Der Kamps, der möglicherweise jetzt vertagt wirb, der möglicher weise durch einen oder mehrere vorsichtige Päpste eine Unter brechung erleidet, muß einmal wieder auSbrecken und einen Charakter annehmen, der einen entscheidung-losen Abbruch nicht gestattet." Herr Rößler spricht seine Uederreugung dahin auS, daß der deutsche Staat eines Tage- die Pnpsskirche als 'einen unversöhnlichen LebenSseiud behandeln, Ihr aus deut- chem Boden jede Wirksamkeit untersagen und abschueiden müsse. ES wäre sehr nUeressant. zu ersahren, ob die preußische Regierung noch heute diese Uebcrzrugung theitt und oo sie nickt zuweilen der Brrniuthung Raum «gebt. Laß durch ihr jetzige» Vorgehen die katholisch« Kirche in Deutschland noch viel. bedingungsloser in die Abhängigkeit vom römischen Paps» hum hinemgezwungen wird." Die schrecklichen Ereignisse in Rußland haben einen Augenblick die Aufmerksamkeit von den panslaviftischen Bestrebungen abgelenkt; nunmehr, nachdem eine Ruhe pause eingetrcten, machen diese sich wieder beinerkbar. Wen» Herr Ignatiess ein Staatsmann wäre, wie ihn die Situation in Rußland braucht, so würde er sich mit ganzer Lrast aus die Neforminiiig der verworrenen inneren Verhältnisse des ungeheuren Reich,« werfen und würde daS,.Testament Peter'ö deS Großen", d. h. die Bestrebungen nach einer russische» resp. slavischen Weltherrschaft einstweilen bei Seite trgen. Aber eS giebt in Rußland eine große und starke Partei, welche den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und welche von dem Weltbcruf deS slavischen Elements so fanatisch durch drungen Ist, daß auch die Schlag auf Schlag folgende» Er eignisse in dem Kampfe zwischen Negierung und Nihilismus nicht vermocht haben, die Blicke dieser Doktrinär« vom Weste» abzuzicl-en und sie zu veranlassen, sich «»blich um ibre eigenen Angelegenheiten zu bekümmern. Die panslavistische Partei, die am Hof« herrscht, spiegelt dem Zaren vor, die Verhält nisse in der Ostsee seien dem Throne der RomanoffS viel gefährlicher, als die furchtbare Minirarbeit der Nihilisten. Der Canal, welchen daS Deutsche Reich von der Ostsee zur Nordsee führt, macht cö von Dänemark maritim ganz un abhängig; das ist gefährlich für Rußland. Auch Schweden ist unzuverlässig; es müssen also die Durchfahrt-recht« durch Sund und Belt neuerdings fest bestimmt werde». Ob der Zar wohl alle diele Vorspiegelungen alanbt? Natürlich richtet sich die Haupterbitterung' der Panslavislen gegen Deutsch-Oesterreich. Sie behaupten, Oesterreich habe die Skaven gespalten, aber sic setzen ihre Hossiiuim aus die Ezcchcu und ihre anti-germanische Agitation. Die ganze echifche Agitation erscheint sonach in neuem Lickte. Die anslavisten hoffen nämlich aus die Ooerherrschaft der slavischen -leinentc in Oesterreich >uid darauf, daß sie, unterstützt durch den Nachdruck de- gesa»»ntcn slavischen Ostens, endlich daS AiiSeinandersallea de« österreichischen FördeiativstaateS bewir ke» werden Die Panslavistcn glauben, wenn der Augenblick de- Zerfalles Oesterreichs gekommen, würden flc sich mit Deutschland verständigen können, dem sie dann gütigst Deutsch Oesterreich überlassen wollen, während sie, die biedere» Pan- slavisten selbst, Böhmen und die Donau, d. h. die von der selben von Oesterreich at- durchströmtrn Länder in ihren Besitz zu bringen hoffen. Also die Herren Aksakow und Katkow. Diese Hoffnung» sind sehr sanguinisch und ihre Verwirk lichung dürste weder Herr Aksakow noch Hetr Kälkow erleben. Indessen kann man den Panslavislen nicht absprechen. daß sie in so fern die Situation richtig erkannt haben, als sie erfaßten, daß Oesterreich der Damm ist, an den» sich eme panslavistische Cturnifluth brechen müßte. Sowie einmal der PanslavitmuS bis dicht a» Deutschland brandet, ist die Go fahr eine- europäische» Kriege- in Permanenz erklärt. Viel liegt allerdings an Oesterreich selbst und daran, vb man dort erkennen wird, wohin di« ezechische Oberherrschaft führt. Wenn man eS bis jetzt nickt gewußt hat, fo dürsten eS die Panslavisten dock nun deutlich germg sirnmcht haben. Je mehr man die Ezechen hätschelt, netto mehr selbstmörderische Arbeit verrichtet man. Der Grundfehler ist indeh heut« nicht mehr gut zu macken; er lag in der Lheilung Polens, mit welcher man di« beste Vormauer gegen Rußland nirdergerissen bat. D«r österreichische Kaiserstaat ist unterivüblt »nd ein Hauptvcrtretrr de- PanslaviSmu» hat sich dieser Tage dahin geäußert, man könne in Rußland ganz zufrieden sein' mit der Arbeit, welche die Czecken in Oesterreich verrichten. Nur dürsten di« Herren Panslavisten sich täuschen, wenn sie er« warken, daß Europa ganz ruhig zvsehen wird, weun sie sich anschicken, die Länder der ,mlcwn und mittleren Donau zu annectire». Da giebt eS denn doch Leut«, di« auch ein Wort mitzureden habe». Aber aus alledem ersteht man, daß die. jetzt in Rußland herrschende politische Richtung die denkbar gefährlichste ist und daß sie so zu sagen ständig den Frieden Europas bedrohen würde, wenn sie nickt, wie im Augenblick, durck innere Schwächungen deS Reiches an einer Actio» gebindert wären Ter Nihilismus besorgt unfreiwillig und ebne daran zu renken die Mission, den Panflavilmu« im Zügel zu halten, indem er Rußland unfähig macht, mit gewassneter Hand in di« europäischen Verhältnisse sich emzumischen. Aber die gegen wärtige Situation ist nur eine iuterumsusche. Dis Gefahren, mit denen un< der PanslaviSmu» bedroht, tverden bald wieder deutlicher hervortreten. Weun in Rußland, »vaS sehr wahr- chcinlich, eine allgemeine revolutionaire Bewegung auSbrickt, o wird sich die Acußcning der in einer solchen Be>v«au»g virkendcn Kräfte auch über die Grenze» deS Reiche- er- lrcckcn und diesen Augenblick wird der PanslaviSmnS be nutzen, nur gegen den „verfaulten Westen" loSruschlagen, denn zwischen den Panslavisten und den russischen Nevo- lutionairen besteht kein solcher Gegensatz, daß sie sich nicht mit einander vertragen könnten. Oker eS ge lingt, waS sehr unwahrscheinlich ist, der gegenwärtigen Regierung, die Ruhe im Innern herzustcllen. Dan» wird eS ihr sehr leicht sein, den Zaren zu enier Aetion gegen den ! Besten scrtzureißen, namentlich wenn die Ezechen in Oester reich so gut vorgcarbcitet haben und wenn Berliner cssiciöse Blätter sich am Ziel« ihrer Wünsche sehen werden, wenn nämlich in Oesterreich die verfassungstreue Opposition bis zur Widerstandslosigkeit geschwächt «st. Die jetzt in Rußland regierende panslavistische Gesellschaft >at nur einen Zweck ini Äuge. auS den Zuständen, mögen >e noch so verworren sein, die Mittel zu icböpscn zum An marsch gegen den Westen. ES wird die Zeit kommen, wo man eS sehr bereuen dürft«, daß man die Russen bis vor Konstaiitinopel kommen und Ken russisch-türkische» Krieg durch einen Vertrag, wie den von Sau Stefano, beendigen ließ. Um die Theilnabme de- Kaiser- von Oesterreich an der einstweilen »ock sehr unbestimmten Rangerhöhung des Groß- hrrzvaS von Baden zu erklären, haben u. A. auch die verschollensten staatsrechtlichen Theorien auS dem Anfang de« IahrbmidertS lierhalten müssen. Oesterreich, so heißt eS, ist vo» Atter- her Baiern gegenüber verpflichtet, ihm die rechtsrheinische Pfalz mit Mannheim und Heidelberg zu vrr- ckassrn; jetzt aber würde sich eine treffliche Gelegenheit bieten, dieser Berbinviichkeit levig zu werden, wenn Baden ium Königreich erhoben würde. Abgesehen davon, wie dir bairischen Ansprüche und da- Engagement der habsburgischen : kröne für dieselbe» durch die Verleihung erhöhter Würden an Bade» hinsälllg werden könnten. l«i»«1 diese gairz« historische Erinnerung an einem sebr schlimmen Fehler: sie ist nämlich einfach gegenstandslos. Allerdings hatte sich Barer«, wo eit 1777 vi« pfälzisch« Nebenlinie der Wittrl«bach«r herrscht, ür den Fall de« AuSsterben- der älteren legitimen Linie in Baden die Zurückgabe der badischen Pfalz ausbrvungen, und ie war ilmr durch einen Vertrag mit Oesterreich 1818 auch wirklich zngesickert worden. Dagegen aber protestirte Groß« erzog Ludwig und erklärte Baden für untheilbar 1817. Endlich trat Baiern, nachdem eS die badischen Grenzen niit einem Einsatt bedroht hatte, sein« Ansprüche gegen 2 Mill. Gulden und daS Amt Steinselb ab. wogegen Baden von Oesterreich die Grafschaft GeroldSeck erhielt. Man sieht also, daß eS sich um eine Augetegeicheit bandelt, die in aller Form bereits beglichen ist und für deren erneute« Auftaucken gewiß nickt dicKronjiiristen von Wien. München und Karlsruhe, sonder» mirdieUnkenntnißeinerRcihe österreichischer Blättervcrantwort- lick zu machen ist. Z» manchen Absonderlichkeiten, an denen wir schon genug »nd über genug laborirrn, würde e- übrigens eine unersreuliche Zugabe sein, wenn u»S auch noch dynastische und territorial« Streitigkeiten ganz nach Art der alten BundcStaqSniiscre erwüchsen. Zum Glück kann aber, nach der voraufgegaugenen Darlegung, hiervon nicht die Rede sein. WaS nun das noch immer ungelöste Mheinniiß angcht, da« über den Monarchcnbegegnungen in München und am Boden fee schwebt, so werden jetzt von wohlunterrichteter Seite „für die allernächsten Tage" authentische und tefrie digende Aufklärungen in Aussicht gestellt. Die Vertreter Deutschland- und Oesterreich- im Ausland« sind der „Morning Post" zufolge angewiesen worden, die Erklärung abzugebrn, daß die Begegnung der beiden Kaiser i« Gastein lediglich eine persönliche Angelegenheit sei, aber dass sie nicht- dcstoweniger die Schaffung eines mächtigen Einvernehmen- zur Aufrechterhaltung de- Frieden- zum Er« gebniß gehabt habe. Die Rolle, welche der Statthalter v. Manteussel bei der Berufung de-Vr. Korum zum Bischof von Trier gespielt, harrt noch ihrer genaueren Aufklärung. WaS ün- von guter Hand darüber mitgetbeiit wird, ist kv sehr geeignet, peinlichste» Mißtrauen zu erwecken, daß eS .m Interesse de» FeldmarschallS dringend wünschenSwerth wäre, wenn er für kein Verhalten bessere Gründe reibringen könnte. Nack In formationen. an denen zu zweifeln wir keinen Anlaß haben, hat Freiherr von Manteussel die Anregung zur Bcrasun; de- lir. Korum deshalb gegeben, um sich der klerikalen Partei in den ReichSIandcn gefällig zu erweisen und jene Politik zu krönen, di« mit der Wiedereröffnung de- ZilliSbrimer Knaben- seniinar« begann und natnrnrlhwendig auf die Stärkung der Protestler gegenüber de» Autonomisten und den einaewanderten Dtntichen abziett«. Vom Feldmarsckallwurde zuerstda-Augcn- merk gerade auf Herrn Korum gerichtet, und man war in Berlin um so geneigter, seiner Empfehlung dieser Persönlichkeit stattzugeben, als man den GesichtSpunct der specifisch eisaß- lotöringischen Politik nicht kannte, welcden der Statthalter bei den bezüglichen TranSactionen frstbirlt. In reich-ländischen dvberen Beamrenkreisen hrrekcht über da« Unerwartet« geradezu Erbiltrntna, und wenn Herr von Mantensfrl in einzeln« Briefe Einsicht nehmen könnte, die an- Straßburg angelangt sind, wir glauben, er würde doch wohl stutzig werden über den Erfolg seiner Vermittlerrolle, Über die Niederlage, welche er dem deutsch-nationalen Standpunel in der Wesimark des Reiche- bcigebracht. Wie eS übrigen« heißt, ist der EultuS«iniftrr von Goßler gar nicht in Straßburs gewesen. Dieser Nebenumstand wäre nicht nnwesentlich bei der Abmessung der Veraniwortlichkrit für die Wahl Korum'« de« Jesuiten, zum Bischof. lieber di« Autorschaft de« Canossa-Artifel» der Augsburger „Alla. Ztg.". gezeichnet d. S. lwelche Professor v. Schult« in einer Zusckmst an die „N. A. Z." ablebnt). schreibt man der „Bat. La»de-ztg." au« Straßbura: „Wer den Artikel aufmerksam durckgelesm bat, weiß sofort, daß ihn nur mn Preuße und nicht der Münchener Herr und daß ihy auck nickt Herr v. Schulte, sondern nur ein Mann geschrieben haben kan», der in, Elsaß und besonder« bier in Ttraßburg längere Zeit gelebt haben muß. Der Verfasser war hier Jahre lang RegterungSrath und kennt die drei neuen, von Preußen zu Bischöfen gemachten Herren Fleck, Stumps und Korum ganz genau, jedensall- besser, als die „Nordd. Allg. Ztg." und Herr V. Goßler. Daß sein Nothschrei völlig ver geblich sei, hat der Verfasser gewußt, eS aber für seine Pflicht gehalten, noch rechtzeitig vor dem unheilvollen Schritte zu warnen, der jetzt bereit« gethan ist." Nach dieser Andeutung liegt e« nah«, den früheren Straßburger Regirrungsrath von Svbel (den Bruder de« Professor«) sür den Verfasser zu halten. Geh. Rath Nass«, de» zum Präsidenten der Regierung zu Trier ernannt ist, war »ach der Annexion de« Herzog- lhum« Nassau längere Jahre Landrath de« Untcr»Lahukre,seS. Nachher wurde er erst commissarisch, dann definitiv in da« Ministerium deS Innern berufen. Al» Land-mann wird er den Bewohnern de« Mosellande» von vornherein sympathischer ein, al« c» Herr Tiedemann gewesen wäre. G'b. Rath vr. Rottenburg, der desianirte Nachfolger de« Herrn Tiedemann in der Leitung der Reichskanzlei» ist bisher wenig in die Oeffentlichkeit getreten. Nur in der letzten Reich-tag-session, und auch da erst in der zweiten Hälfte derselben, wurde sein Name in engeren Kreisen Häu ser genannt. Bei der Intimität, die stoischen ihm und dem StaatSseeretair d«S Innern zu bemerken war (1>r. Notten- burg erschien mehrfach am BundeSrathStisch) kann e« nicht Wunder nehmen, wenn man ihn als die „rechte Hand" de« . Zerrn v. Bötticher bezeichnete. Für seine zukünftige diSercte jermittlerstellung ist da« jedenfalls keine übte Vorbedeutung. Dem Feldmarschall Grasen Moltke wurde während eine« Aufenthaltes w Kopenhagen eine in der-Hauptstadt Dänemarks gewiß nicht erwartete Huldigung dargebracht. Am Montag Abend besuchte der berühmte Feldherr nämlich da- Tivoli und wohnte dem Coneert bei. Der Orchester- dirigent Herr Balduin Dahl brachte nun zu Ehrsn de- Gaste« daS deutsche Nationallird „Heil Dir im Cieaerkranz" zum Vertrag. DaS PublirUm «pplaudirte ko lebhaft, daß die Melodie äa oapa gespielt werden mußte. In national- dänischen Kreisen hat diese Ovation sehr unangenehm berührt. Ltan wirst dem Herrn Dahl vor, durch die dem Grasen Moltke dargebrachte öffentlich« Huldigung unbesonnen und taktlo- gehandrlt zu haben. DaS opportunistisch« Wahleomit« deS zwanzigsten Arrondissements in Pari« veröffentlicht ein um sangreiches Docatnent, welchem Gamhslta durchaus beiznpslichten er klärt. Einleitend heißt kS, Mmbetta habe niemals sein Pro gramm von 188S ausgegebea, sondern mrr gewisse Puncte verlassen, well di« Umstände sich verändert hätten. Der letzte Krieg und der Commune-Ausstand hätten gezeigt, daß die 'lebenden Heere und die politische Erntralisation energisch ausrecht «hatten werden müßten. Bor 1870 habe Frankreich die Möglichkeit de- universellen Frieden- geträumt. 1878 ei Gambetta auf ein so sehr unbestimmtes Programm ge- vählt worden, daß e« einer unbeschränkten Vollmacht gleich- dmme. auch heut« müßten die Wähler genug Vertrauen »n Gambetta setzen, um ihn nicht an ein detaillirtcS Programm binden zu wollen, nameutlich, weil die Umstände sich von Tag zu Tag veränderten. Nach einer langen Auszählung der Lrruiigeiisckasten und Wohlthatrn dev neuen Regime- heißt r-, die Repntlik sei in die Tradition der Revolution wiedereingetreten und Hab« die Freiheit de« Gewissen« und de« Unterricht« gesichert, bi« die Trennung von Staat und Kirche einmal möglich werden könne. Es bleibe viel zu thun Übrig DaS ComitS glaube, durch die Listenwahl wurde die Kam mer homogener und unabhängiger werden. Der Senat, aus einer vreiteren Grundlage gewählt, würde an Autorität gewinne». Es sei aber nacbtheilig, aus dem Senat ein Spiegel» vitd der Kammer zu machen. Da« Eomik« wünscht eine Iustizrrform ans Grundlage der Auswahl, verbunden mit Unab- s-tzbarkeit der Richter, die allgemeine Wehrpflicht, aber so kurz al« uioglich, ohne daß die nationale Sicherheit bedroht würde; die dreiiährigeWehrpssicht, wenn dieBilbung verCadre- nicht dadurch gestört werde. E» spricht sich auch selbstverständlich sür die größte Ausdehnung d«S Unterricht«, ferner sür administrativ« Deccn- tralisatiou und politisch« Eentralisation und sür die local« Gemeindesrriheit insofern au«, al- die nationale Einheit nicht dadurch beeinträchtigt werde. DaS Eomitb schenkt Denjenigen, welche social« Probleme zu lösen gedächten, alle seine Sym pathien, will sich aber nicht aus hohle Deelamationen ei»- lassen. E- sei für die AsscciatiouSfreiheit, den Syndikats verband und die Gründung von AlterSeassen. Die rückfälligen Verbrecher müßten in Gtrascolomeu internirt werden. Da« Doeument schließt mit den Worten: „Wir glauben, daß Frankreich, indem eS obigen Elementen Rechnung trägt, sich mit Sicherheit reronstituiren wird, sowohl hinsichtlich seiner moralischen und materiellen Größe, al« in Bezug aus die Integrität seine« Gebiet«, und dag eS der Republik eine lange Periode des Frieden-, der Prosperität und der Ehre ver danken wird." Ta- englische Eabinet betreibt eifrig die Durchführung der Reformen für Armenien. Telegramm« au« Köspoli melden, Lord Dufferi» ermuntere den Sultan, au» eigenem Antriebe Vorzugehe», damit da» Eingreisen der Mächte über flüssig werde. Zugleich veröffentlichte die Regierung ein Biaubuch Uber Kleinasien und Syrien mit Depesche» Gran- villc'S und Goschcn'S über Grausamkeiten und Mißregiernng in Armenien, augenscheinlich um dir BolkSstimmung in Eng land anzureaen. Di« Zustände in Armenien werden mit den Zuständen m Bulgarien während der Zeit der bekannten „Greuel" verglichen. Lord Äranville fordert Goschen aus, dem Sultan mitzutbeilcn, daß die Gcdutv der armenischen Bevölkerung erschöpft sei und daß sie, um au« der augen blicklichen scheußlichen Lage herau-znkonnnrn, bereit sei, irgend einen Plan anzunebmen, der auch nur eine schwache Hoffnung aus Befreiung böte. Andererseits scheint da« Eabinet die eyprische Erbschaft allmählich ausgeben zu wolle», denn alle Verbesserung«« «us der Insel iverden untersagt. So tele- graphirt der Colonialminister Lord Kiliiberlry dem Gouverneur Bidulph, die Anpflanzung von kickerch-ptus glaluilu» einzu stellen: „denn in Anbetracht unserer Stellung in Eypern und der dortigen Finanzen hin ich nicht berechtigt, Maßregeln zu genebmigen, welche erst nach langen Jahren und mit großem Kostenaufwand Frücht« tragen". Di« „Daily NewS'^ meldet die Freilasimm ihre« in Merw lang« in Gefangenschaft gehaltenen Berichterstatter«, sowie dessen am 8. d. M. erfolgte glückliche Ankunst in Mesched, wohin er von SO berilkenrn Turkmenen geleitet wurde DaS Blatt stattet Lord Granville. sowie dem briti schen Gesandten in Teberan, Tbompsen, seine» Dank sür ihre mit Erfolg gekrönten Bemühungen in dieser Angelegenheit ab, und dankt auch dem Fürsten Lobanow sür die von der russi schen Regierung sür die Sicherheit deS Berichterstatter- ge.
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