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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-15
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uedaction und Expedition JohanneSgaffe 33. Aprechliundrn -er Nedartiou: Bormittagl 10—13 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. «Itk dt« ->^ri-nc»r M-^uIcr^t, »»cht sich Auuatzme »er sür dt« «Schstsoloen»« Xnmmer »eftt««ten Inserate an Wochentagen dt« 3 Nhr Nachmittag«, au Louit» nn» Iesttagen früh bi«'/,» Uhr. 3„ den Filialen fiir Zns.-^nnahmr: vtt« Klemm, UniversitätSstraße 23, raut» Lischt, Katharinenstrab« 18, p. nur bi« ' ,3 Uhr. UchMcr.TaMalt Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LV,VSV. Adonnementspreis Viertels. 4'/, KUr.. iml. Brinaerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 35 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesürderung 39 Mi. Mit Poftbrjürderung 48 Mt. Inserate Lgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröber« Schriften laut anserem PreiS- verzrichnlb. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. Lettinnen unter den Redartionsstrich die Gpaltzeilr 50 Ps. Iaserate sind stei- an die itrpeblrton zu seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuwer»näo oder durch Post nachnahme. ^ 227. Montag den 15. August 1881. 75. Jahrgang. Amtliche^ Theil. Vckanutmachung. In hiesiger Stabt ist die Stelle kos polizeidirector» ander- weit zu besetzen. Die Wabl de» Polizeidirrctor», welcher zugleich Mitglied de« Stabtrathc« ist u»v die Fähigkeit rum Richteramt, bez. zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft besitzen muß. erfolgt durch da» Stadtverordneten-Collcgium und zwar zunächst aus 6 Jahre. Eine Wiederwahl gilt aus Lebenszeit, während, wenn eine solche nicht erfolgt, die Hälfte deS Diensteinkommens atS jährliche Pension zu gewähren ist. Der ÄahreSoehalt beträgt 9000 Mk. Ticjcnigc», welche sich um die Stelle bewerben wollen, werden ersucht, ihre Anmeldung bei dem Unterzeichneten Stadtverordncten-Cvllegiui» (Bureau: Katharinenstrage 29,11.) bis zum I. September 188L schriftlich rinzureichen. Leipzig, den l5. Juli I88l. Die Stadtverordnete«. I)r. Schill. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 15. August. Gestern früh sollte der Reichskanzler wieder in Berlin eintrefsen. Dag hochwichtige Entscheidungen nur aus da- persönliche Eingreifen deS leitenden Staatsmannes warten, muß Jedem, der die Vorgänge aus tirchenpolitischem Gebiet in den letzten Tagen und Wochen verfolgt hat, klar sein, und c« ist kaum zu bezweifeln, daß die unmittelbar bevorstehenve Anwesenheit deS Reichskanzler« in der Haupt stadt zu Berathungen und Entschließungen führt, die den Charakter der „klärenden Ereignisse" einigermaßen an sich tragen. Wie viel dem Frieden mit der Cune und dem Centrum zum Opfer gebracht werden soll, da« wird wohl in den nächsten Tagen entschieden werden. Die welsischen Anhänger de« Centrum« treffen bereits ihre Anstalten für den Fall, daß das Centrum „seinen Frieden mit BiSmarck schließt". Ihr Organ, die „Deutsche Volk-zeitung", fordert entschieden, daß in diesem Hall die Welfen dem Cenlrum sofort den Rücken kehren. „DaS von den Deutsch-Hannoveranern in und außerhalb der Parlamente vertretene Att-Haiuiover kennt nur Eine Art de- Friedens mit Berlin: die Wiederherstellung Han nover«." WaS wird der Abgeordnete Windthorst, der Weisenthum und UltramontaniSmuS so glücklich zu ver binden wußte, zu dieser Aussicht sagen? Wie die Welsen, so werden e« aber ohne Zweifel vorkommenden Falle« auch noch andere Bestandtheile und Anhängsel de« Ecn- truin« machen, die nur bei einer Partei der Opposition ihre Stellung finden konnten, wie die Polen und em nam» Hafter Theil de« Cenlrum« selbst, wie die bairischen und überhaupt außerpreußischen Uttramontanen. Der Heerführer, der e« unternehmen wollte, die große Partei deS CentrumS in« Lager der Regierung und der Conservativen hinüberzu- sühren, würde bald ein bedenkliches AuSreißen unter seinen eigenen Truppen bemerken und in sehr geschwächtem Zustand am Ziele anlangcn. Man pflegt mit den hundert Mitglie dern keS EcntrumS zu rechnen; schließlich wird man erleben, daß eS günstigsten Falle- nur »och ein paar Dutzend sind. Hoffentlich betrachtet man sich die Sache noch einmal unter diesem Gesichtspunkte, ehe man den geforderten Preis bezahlt. Bezüglich de- neuen „Canossa"-Artikel- der „AugSb. Allgem. Zeitg." bemerkt die „Kreuz;tg.": In Bezug aus die Gesammthcit der Auslassungen bemerken wir. daß der Verfasser jedenfalls zu sehr von oben herab die NegierungS- politik kntisirt, und dag nach den wiederholten und aus drücklichen Kundgebungen der Regierung, zumal bei den Verhandlungen über daS Juligesetz, von vornherein nicht zu befürchten steht, in Preußen werde das staatliche Recht gegenüber der römisch-katholischen Kirche etwaigen Prätensionen deS UltramontaniSmuS geopfert werden.— Dasselbe Blatt schreibt ferner: Die Verhandlungen mit Nom wegen Wiederbesetzunz deS BischosöstuhlS in Trier sollen, wie man hört, zu der Zeit begonnen haben, als Sc. Majestät der Kaiser und König in EmS war, und die Verhandlungen vollzogen sich unter Borwissen und aus drücklicher Bewilligung Sr. Majestät. Wir geben diese Notiz im Hinblick aus die am Schluffe des neuesten „Canossa-Artikel-, gezeichnet „v. 8 ", ausgesprochene Erwartung, e- werde sich kein Minister in Preußen finden, der die Ernennung de» vr. Korum zum Bischof inTricr Sr. Majestät zur Genehmigung unterbreiten werde. Ueber die Vorgänge bei der Ernennung de- Grasen Eulenburg, die begreiflicherweise Aussehcn macht, erfährt die „M.Ztg." daS Folgende: DaS Patent, welches den Grasen sür den Staatsdienst zurückgewinnl, datirt auS den letzten Tagen de« Juli. ES ist richtig, daß der frühere Minister deS Innern sich lange und hartnäckig gesträubt Hatte, irgend ein Amt anzunehincn, und. wie e« heißt, hat der Kaiser die Ein reden bcS Grafen auch voll gewürdigt; nur war ihm von Gastein auS bedeutet worden, die StaatSregicrung wolle die au-zczeicbnete Kraft und da» administrative Talent de- ehe maligen Minister- unter allen Umständen gewinnen, und «S sei insbesondere der Wunsch deS Kaisers, den Grasen von Eulen- bura wieder im Amt zu wissen. In dem Umstande, daß der Kaiser persönlich in diesem Falle sich geäußert hatte, erblickte Gras Eulenburg einen Befehl sür sich, dem er sich nicht ent ziehen dürfe. Die gemeldet, hatte sich Pros. Adolph Waaner vor Kurzem auf direkte Einladung de» Reichskanzler- nach Kissingen begeben. ES heißt, daß Pros. Wagner jetzt eine besondere porzana grau» beim Fürsten BiSmarck sei. Der Reichskanzler holt jetzt von verschiedenen Seiten Gutachten Uber die Frage der Einführung de» TabakSmonopolS ein, über welche er auch mit Prof. Wagner conferirt hat. DaS Wiener „Fremdenblatt" veröffentlicht in Ver anlassung einer SensationSnotiz der „National-Zeitung" folgende anscheinend inspirirtc Auslassungen: Di, Besuche, welche unser Kaiser am Bodensee dem König von Württemberg und dem Großberzoa von Baden ad- stattetr, sowie dir Begegnung unsere« Monarchen mit dem König von Sachsen in Münzen gebn, den deutschen Vlüttern fortwährend >»la- i» den gewagteste» Eomknnationen. Zu der absonderlichsten Auslegung der mit de» Fürstenbegegnungen verbundenen Zwecke »er steigt sich heute ei» Berliner »ationalliberaleS Blatt, welche» e« allerdings seit einiger Zeit als seine Aufgabe zu betrachten scheint, Zwietracht zwilchen Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu säen. Au« dem Umstande nämlich, daß unser Kaiser nicht mit dem König von Baiern zusammengetroflcn ist. folgert da» Blatt, daß e« sich um Angelegenheiten der bairischen Dynastie gehandelt habe und zwar wird angedeutet, daß da» Auftreten de» Prinzen Ludwig, de» wahrscheinlichen bairischen Thronerben, beim deutschen Schützenfest verstimmt habe, wodurch vielleicht die Gelegenheit geboten sei, seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Leopold, dem Schwiegersöhne unsere« Kaisers, den Thron zu verschaffen. Wir verzichten daraus, die hieran ge« künpften unwürdigeuJnsinuationen de-BerllnerBlatte» mit de», richtigen Namen zu bezeichnen. Wer daran-, daß das Oberhaupt der bairischen Dynastie nicht mit unserem Kaiser zusammcngetrossen ist, folgern kann, e« habe sich bei den Fürstenbegegnungen um Angelegenheiten der bairischen Dynastie gehandelt, bei dem darf inan sich über nicht» verwundern. Im klebrigen wollen wir nur daran erinnern, dag der Kaiser während seine» Ausfluges Gelegenheit hatte, in freund schaftlicher Weise mit dem Prinzen Ludwig zu verkehren, der, wie wir bestimmt versichern können, nicht im Entferntesten daran denkt, aus sein bairische« Thronfolgcrccht zu verzichte», und dem eine solche Zuniulhung am allerwenigsten von unserem Kaffer gestellt werden wird. Möge man doch endlich aushüren, den Fürstenbegegnungen gewaltsam politische Zwecke uiiterznschieben. Politisch bedeutungsvoll find diese Zusammenkünfte doch nur insofern, als in dem unge zwungenen, von allen politischen Hintergedanken freien Berkehr de« Kaiser» von Lesterreich-Ungarn mit den deutschen ReichSsürsten der beste Beweis liegt, dag die Kämpfe einer vergangenen Zeit wirklich vollständig überwunden sind. Die vom Publicum in St. Petersburg mit Spannung erwartete Nachfolgerin des „GoloS" ist am Freitag erschienen. Nur ein Titelunterschied ist vorhanden: die Art der Lettern, deS Formals, die Rubricirung der Artikel ist genau dieselbe wie beim „GoloS". Der Rcdactcur. Proscffor Modestow, erklärt, der Leiter der Zeitung habe zu einer Zeit die Concession bereits eingcholt, wo die RegierunaS- ansichten bezüglich der juridischen Stellung der Presse günstig gewesen seien. Leider sei ein Umschwung eiugetreten und habe ihn jetzt nur die unfreiwillige Waffensircckung de» College» „GoloS" zur Eröffnung deS Blattes bewogen. Sein Banner sei den Lesern bekannt. In cincni zweiten Leitartikel wendet sich daS Blatt energisch gegen Kalkvw und Aksakom bezüglich der Scmstwvfragen. Der Fürst von Bulgarien hat, wie die „Turguie" mit- theilt, der Pforte den sür ihn günstigen AuSgang der von ihm selbst provocirten Krise angezeigt. Der Baltcnbergcr hat gleichzeitig seinen Dank sür die wohlwollende Haltung ausgesprochen, welche die kaiserlich ottomanischc Negierung während der ganzen Dauer der Krise der bulgarischen Negie rung gegenüber bewahrt habe. Der Großvczier Said Pascha antwortete dem Fürsten Alexander, daß er diese Mittheitung zur Kenntniß nehme. Gambetta hat in Bcllville eine Wahlrede gehalten, welche dem Chauvinismus der Franzosen reichlich Rech nung tryg und daher lebhaft beklatscht wurde. Der Stchuß dieser Kundgebung, über welche wir bereit- telegraphisch be richtet, lautet folgendermaßen: „In Zukunft gehört Frank reich nur sich selber an. Es wird weder die Pläne der Ehr geizigen außerhalb noch diejenigen der Dynastikcr im Jnlande begünstigen. CS gedenkt sich zu sammeln, sich aus sich selbst zu concentriren, sich eine solche Macht, ein solche» Prestige, einen solchen Aufschwung zu geben, daß eS am Enke kraft feiner Geduld wohl den Lohn seine« guten und klugen Verhaltens empfangen kann. Theucrc Mitbürger! E» scheint mir, daß, wenn ich die französische Gesellschaft in der Ruhe, der Freiheit und der Arbeit voranschreitcn sehe, wohl einst der Tag kommen wird, wo die gestellten Probleme sich lösen werden, vielleicht durch den Fortschritt des Völker recht« und durch den Triumph de- Geistes des Friedens. Gordische Knoten taffen sich nur durch daS Schwert, aus wärtige Probleme nur durch Gewalt lösen, aber der Geist deS Rechte- und der Gerechtigkeit ist auch Etwas, und wer wagte denn wohl zu sagen, daß nickst einst ein Tag gegenseitiger Verständigung sür die Gerechtigkeit in diesem alten Europa kommen wird, dessen älteste Sonne wir sind? Wer wagte denn wohl zu sagen, daß die» eine chimärische Hoffnung ist? Ich glaub« da« Maß der Klug heit und der politischen Vorsicht nicht zu überschreiten, wenn ich wünsche, daß meine Regierung, daß meine Republik, die demokratische Republik, wie Sie wissen, aufmerksam, wachsam und klug sei. dabei stets höflich in den Angelegenheiten, welche sie in der Welt berühren, aber stets enlsernt von dem Geiste allgemeinen Umstürze», der Verschwörung und deS Ueber- sallS — und dann denke ich. hoffe ick, daß ich diesen Tag sehen werde, wo durch die Majestät deS Recht«, der Wahr heit und der Gerechtigkeit wir wiedcriinden. wir ausS Neue inil uns vereinigen werden die getrennten Brüder". AuS Zürich meldet die Tr.: Einen trüben Schatten auf kaS Schützenfest warf ein fataler Jndustrieritter, der Notar Genoud, Mitglied deS Organisation«-EomittS. Einen Tag vor dem Feste verschwand er mit Hinterlassung von 400,000 Frc«. Schulden. Seine letzten Worte bei der Abreise waren ein Segenswunsch sür daS gütig- Gericht, welches die Verhaftung verweigerte, als zwei Atvocaten >m Namen verschiedener Betrogener di« Festhaltung de» Spitz buben begehrten. Die Schützensestcaffe ist nicht betroffen, wohl aber viele kleine Lente m Freiburg und eine Anzahl politischer Freunde deS Durchaebrannten, so in empfindlichem Maße der Vicepräsidcnt deS Feste», Bielmann, welcher um 50,000 Frc«. Nordostbahn-Obligationcn geprellt ist. In Pari» und Gens sollen einige 100,000 Frc». Börsen- disserenzen unbezahlt bleiben; »m die ist e» weniger Schade. Bezüglich der spanischen CorteSwahlen stellt die „Jndep. bclge" eine Berechnung an. nach welcher au» den Dcpnlirtcnwahlcn eine ministerielle Partei von 300 bi» 330 Stimmen hervorgeben und der Opposition etwa 100 Mandate Zufällen würden. Die Wahlen für den Senat, der zur Hälfte auS gewählten Mitgliedern besteht, finden am 3. Sep tember. der Zusammentritt der CortcS sinket am 21. Scp- tembcr statt. Die innere politische Lage England« bat sich in Folge der ablehnenden Haltung de« O berHauses gegenüber den Beschlüssen de« Unterhauses in der Frage der iri schen Landbill zu einer überaus kritischen gestaltet. Die »Dime«" hält den Rücktritt deS Ministerium- oder die Auslösung de- Parlamente« sür unvermeidlich. ES steht in dessen wohl zu erwarten, daß schließlich noch eine Verständi gung erzielt wird. In der letzten ObcrhauSsstzung, in welcher die vom Unterbausc abgclchntenÄmendcmcntS zur irischen Lankbill mit großer Majorität wieder hergcstellt wurden, erklärte der StaatSsecretair de« Auswärtigen, Lord Granville, er wolle dem Hause Zeit ersparen und daher keine Abstimmung ver langen, die Regierung behalte sich indessen alle Rechte vor. Er bedaure die Beschlüsse der Opposition, die weder durch die wichtige Frage, noch durch die Majorität der Volksver treter beeinflußt worden sei. Der Marqni« von Salisbury sprach sein Erstaunen au« über den Ton Lord Granville'S und erklärte, da« Han« habe nur gesucht, Privalintcressen und die verfassungsmäßigen Grundsätze gegen eine gewalt same Invasion zeitweiliger Leidenschast zu schützen. DaS Oberhaus habe nur seine ursprüngliche Hauplfunction auSgeübt und werde sie kühn bi« an« Ende auSüben. — Ein Telegramm au« London vom IS. August Abend« meldet noch: ES wurden dem Unterhaus mehrere P eff klonen überreicht, tn welchen das Hau» aufgefordert wird, die vom Oberbau» beschlossenen Abänderungen zur irischen La ndbill zurülkzuweisen. — LaVou cher e kündigte an, er werde ansangS nächster Session die von ihm bereits früher angemeldete Resolution gegen da» Oberhaus be antragen, eS sei denn, dah Gladstone ihm noch in dieser Session die Möglichkeit gewähre, diese Resolutton vorzubrlngen. Die letzte osficielle Veröffentlichung über Eypern erregt in England allgemeine Unzufriedenheit durch die Aussicht auf ein chroniscbesDesicit, welches auS dem englischen Staats säckel zu decken sein würde. Da zugleich die Nutzlosigkeit der Insel in militairischcr Beziehung angenommen wird, so ent springt die Frage, was mit der Znsel zu thun sei. Die .TttneS" bemerkt, Niemand denke daran, die Insel den Er pressungen und der Mißwirtschaft der Pascha'» zurückzuczebcn; die liberalen Staatsmänner sollten daher einen AuSweg finden, der weder die politische Zukunft zerstöre noch Englands eigene Interessen schädige. Das „Journal de St. P6terSboura" bespricht die Interpellation über die Fortschritte Rußlands in Mittel-Asien, welche der Marquis v. Harlinglon kürzlich im englischen Unterhaus« beantwortet hat. Von den AuS- sühruiigen de» russischen ofsiciösen Organe- ist nur die Er klärung von Interesse, daß Rußland niemals die Verpflich tung übernommen habe, nicht nach Merw zu gehen, und sich volle ActionSfrcihcit Vorbehalten hätte, diese» Räubernest zu zerstöre», im Falle die Bewohner von Merw die russischen Truppen nöthiacn sollten, dis dahin vorzudringen. Die plündernden Kosakenschwärme werden schon dafür sorgen, daß der nöthige Zusammenstoß zwischen den russischen Truppen und den Bewohnern von Merw im geeigneten Momente nicht auf sicki warten lasse. Aus Durban meldet eine Reuter'fche Depesche vom 11. d».: Der Transvaal'sche VolkSralh trat gestern zu sammen. Die Wahlen zum neuru VolkSralh sind aus den 15. September anberaumt worden. C» ist beschlossen »vorden, daß die amtliche Sprache in Transvaal in Zukunft die holländische sein soll, und in den Gerichtshöfen wird keine andere Sprache gestattet sein. Deutscher Duchbinder-Longreß. i * Leipzig. 14. August. Am gestrigen Abend wurde der Deutsche Buchbinder-Congreß, an dem auch die deutsch-österreichischen Fackgenossen theilnahmen, durch einen Begrüßung- - Eommerü cröfsiict. Gegen 300 Personen waren in dem großen Saale dc» Bonorand'schcn Etablisse ments versammelt, der auf Veranlassung deS Festcomit« durch den Tapczirer und Decorateur Herrn Hanicke aus daS- Prächtigstc geschmückt worden war. In der Mitte LeS Saale- befanden sich große Flaggen mit den Wappen und Farbe» deS deutschen und deS österreichischen KaiscrreicbS au-gespannt, an der dem Hintere» Garten zugckehrten Seite senkten sich die Fahnen der hiesigen Buchbinder-Innungen herab, ringsum an den Wänden waren zahlreiche Wappen. Embleme und symbolische Verzierungen angebracht und in den vier Ecken de- SaaleS hatte man die Büsten de» Kaiser», de» König«, der Königin und deS Fürsten BiSmarck ausgestellt. Gegen l/,9 Nhr eröffncte der Vorsitzende de» Localcomitö, Herr Winckler, den CommerS mit herzlicher und schwung voller Begrüßung der Anwesenden; die Ansprache gipfelte in einem mit Begeisterung ausgenommen«» Hoch auf den dc»t- sck'cn Buchbinderverband. Herr Fischer-Dre-de», derzeitiger Präsident deS Verbände», ließ die gesammten College» hoch lebe», wäbrcnd Herr Schulze-Crimmitschau in gut gelun gener poetischer Weise, wobei er die Worte „verbinden" und „verbunden" zu einem sinnigen Wortspiele benutzte, einen Toast auf die Buchbinderei ansbrachte. Herr Fritzsche-Leipzig gedachte de» Umstande», daß zu dem Cougreß auch Theilnehmer über daS Meer, au» Kopenhagen und Riga, erschienen seien und leerte aus deren Wohl sein GlaS. Herr Danndors au» Glatz stellte sich als der Delegirte der Buchbinderinnungen in der Grafschaft Glatz vor, bekundete seine herzinnige Freude, sich in der Mitte so vieler lieben deutschen Landsleute und College» a»S allen Gauen de« Vaterlandes zu sehen und ließ Sachsenland und die Stadt Leipzig hoch leben. Herr Reichert-Leipzig. von dem Motto deS BuchoindergewerdeS „Dcr Buchbinder ist Gotte» Wort und der Gelahrtheit Hand langer" ausgehend, schilderte mit beredten Worten die Bedeu tung der Buchbinderei atS Kunstgcwerbe und brachte in dieser ihrer Eigenschaft ein Hoch aus sie au». Herr Winckler, der Vorsitzende, gedachte m herzlicher Weise der anwesenden Gäste, Herr Warnecke-Hamburg ries die Erinnerung an die Zeiten wach, wo die wahre Collegialität unter den BerufSgcnoffen noch in Blüthe ge standen. betonte die erfreuliche Entwickelung, welche daS deutsche Buchbindergewerbe in neuerer Zeit wieder genommen, wovon man sich in den großen Leipziger Buchbinder-Etablisse- mcnt» überzeugen könne, forderte die Angehörigen de» Buch- binderstandcS ans, treu zu ihrem Berusc zu sieben, denn wer sein Handwerk ehre, der ehre sich selbst, und schloß seinen mit lebhaftem Beifall ausgenommen«» Trinkspruch mil einem Hoch auf die Collegialität, ein Toast, den Herr Sieber-Stettin noch dahin erweiterte, daß er die Einigkeit unter der Collegen- schaft hoch lebrn ließ. Außer diesen rednerischen Leistungen trugen auch die ge meinschaftlich gesungenen CommerSlieder, von denen nicht weniger al« ein halbe« Dutzend zur Vertbcilung gelangten, zur aUaemeincn Fröhlichkeit bei. Der ComnicrS bildele in fcdcr Beziehung eine treffliche Einleitung zu den eigentlichen Geschäften des Eongrcffes. Die erste Sitzung de« Eongrcsse« wurde heute Vormittag >0'/. Uhr im Boise», von etwa 300 Bcröa»rs»>ilgliedcrn durch den verbanb-prästdenlen, Herrn Fischer-DrcSken, mit einer kurzen Begrüßung-ansprachc eröffnet. Derselbe betonte mit Genugthuung da? vom Verband bisher schon Erreichte, und spracv die zuversichtliche Hoffnung au«, daß, wenn auch noch manche Klippe zu umschiffen, manche Frage zu erörtern fei, der Verband doch da« von ihm gestockte Ziel erreichen werde. Die Hauptsache, um welche e« sich bei dem jetzige» Eongreß handele, fei die OrganisationSfrage^ eS werke die selbe an der Hand de« vorliegenden. von einer Commission auSgearbeiteten GtatutenentwurfeS leicht gelöst werde». Der Vorsitzende schloß mit den Worten, daß Gotte« Segen auf den Arbeiten de« Eongreffc« ruhen möge. Herr Bürgermeister 1)r. Tröndlin brachte der Ver sammlung im Namen der Stadt Leipzig herzlichen Will- kommengrnß dar. ES sei vielleicht, so bemerkte kor Redner, nicht ganz zufällig, daß der deutsche B»ck,bi»der-Veröand Leipzig al« Ort ferner Zusammenkunft gewählt habe. Leipzig, al« alte Metropole de« deutschen Buchhandels, sei auch eine Hauptstälte deS KunstgewerbeS der Buchbinderei und auS diesem Grunde bringe die Stadt Leipzig dem Eongreß lebhaftes Interesse entgegen. Wenn in neuerer Zeit innerhalb der gewerblichen Kreise wieder da« Bestreben stärker bcrvorgetretcn, zu den älteren Gestaltungen de« gewerblichen Lobend zurück- zukehren, so liege darin noch kein Rückschritt; die nökbige Voraus setzung hierbei sei allerdings, daß man die Zunft nicht in der jenigen Engherzigkeit, zu der sie sich in der letzten Zeit ihre» Bestehens bcrauSgcbildct hatte, wieder auslebcn taffe. Die mittelalterliche Zunft habe der modernen Entwickelung Platz machen müssen, aber damit sei nun keineswegs gesagt, daß der Zunslgedanke unzweckmäßig und verwerflich sei. Wenn der Zunftgcdanke darin wurzele, in der Vereinigung von BrrusSgenöffen wieder da« Bewußtsein der Solidarität, die Freude an der Arbeit und die Ehre der Arbeit ausS Neue zu erwecken, dann könne man nur auf da« Dringendste wünschen, daß der Zunstgedanke zur Verwirklichung gelange. So lange noch jeder Meister, jeder Geselle diese Freude au der Arbeit gehabt und von dem Gedanken durchdrungen gewesen, daß die Arbeit den Menschen ehre, da habe eS noch keine solche Zerklüftung gegeben, wie sie leider seit längerer Zeit in den gewerblichen Verhältnissen bestanden und noch bestehe. Möge darum der Verband der deutschen selbstständigen Buch binder eine Berciniaiing werden, welche dazu beitrage, daß die Freude an der Arbeit, die Liebe zur Arbeit wieder in die Herzen der Arbeiter einziche, daß da« Bewußtsein der Ehre der Arbeit wieder voll und ganz lebendig werde. In diesem Sinne brachte Redner den WillkommenSgruß der Stadt Leipzig dar. (Lebhaftes Bravo!) Der Vorsitzende bracht« Herrn Bürgermeister Tröndlin besten Dank für seine freundlichen Worte dar und forderte die Versammlung auf, ihren Dank durch Erheben von den Sitzen zu bekunden. Herr Obermeister Schmidt begrüßte im Namen der alte» Leipziger Buchbinderinnung die Versammlung. Gleiche« erfolgte im Namen der neuen Innung durch Herrn Fritz sche, welcher mit beifällig aufgenommenen Worten die Verhältnisse innerhalb de« BuchbinderstandcS einer etwas scharfen Kritik unterzog, namentlich betonte, daß der Gemcinssnn, der Sinn sür Collegialität in diesem Stande fast ganz verloren gegangen und in Folge dessen eine Scblcuderconcurrenz groß gezogen worden, die dem Gewerbe nur zum Ruin gereichen könne. Inmitten solcher Zustände sei die heutige, so zahlreich von Beruf'Scollegen besuchte Ver sammlung eine Freude. Es gelte nicht die Gcwerbcsreiheit, sondern nur deren Auswüchse zu beseitigen und deshalb seien die Buchbinder zu einem großen Verbände zusammengetreten, der einzig und allein die ideelle und materielle Hebung seiner Mitglieder bezwecke. (Beifall.) Herr Warnecke-Hambura dankte nochmals dem Ver treter der Stadt Leipzig für feine so überaus sympathischen BegrüßungSwvrle. An dem Verbände werde eS nun liegen, die aus densetben gesetzten Hoffnungen in Erfüllung gehen zu lassen. Der Vorsitzende deS Localcomitü, Herr Winckler, erstattete einige geschäftliche Mitthciliingcn und erklärte so dann die mit dem Eongreß verbundene Fachausstellung für eröffnet, sie gleichzeitig den anwesenden Ehrengästen, unter dcncn wir unter Andern» den Vertreter der königl. Staats- regierung, Herrn Geheimen NegierungSrath Gump recht, bemerkten, zu freundlicher und nachsichtiger Betrachtung cin« pfehlcnd. Erster Gegenstand der Tagesordnung war hiernach die Erstattung de» Geschäftsberichtes durch dcu Schrift- sührcr Herrn S chuster-Dresden. Dieser Bericht berührte in der Hauptsache interne VerbandSaiiaclcgcnhelteii und wir glauben nur erwähnen zu sollen, dax der Verband gegen wärtig in 107 Städten 193 Mitglieder, worunter 18 Eor- porationen, zählt. Im letzten Jahre ist ein Zuwachs von 5l neuen Mitgliedern erfolgt. Der durch Herrn Hcinzel- m a ier - Dresden erstattete Easscnbericht wie» cinen Cassenbestanv von 283 Mark nach. Eö erfolgte hieraus der Bericht deS Gencralsecretair», Herrn Ad am-Gießen, welcher sich über die vo» außen an den Verein hcraugetreteneu Fragen verbreitete. Der Redner gedachte der Institution de» VolkSwirlhschastöratheS mit der Betonung, daß derselbe bei seiner jetzigen Zusammcn- sctzuna keinen großen Werth sür den Geiverbcsiand habe, ber Knnstgewerveschulen, der HauSflcißbcslrcbungcn »ach dem System de« RittmeisierS Clauß-Kason, Besircbungcn in denen Redner keinen Nachtheil sür den Gewcrbcsiaiid zu finden vermochte, sondern sie zu fördernder Thcilnahnie empfahl, de- neuen GewerbeaejctzcS, zu dem Redner bemerkte, der Buchbinderstand wolle keine Zwangsiniluiigcu, aber eS sei falsch vom Reichstag gewesen, die Bestimmung zu streichen, daß nur JmiungSmitgticder Lehrlinge auSbildcn dürfe», deS Unfall-Versicherung--Gesetze», de» SchnIbücberhalidelS re. Der Bericht, dessen besondere Anträge in der nächsten Sitzung zur Beschlußfassung vorgclegt werden sollen, fand im großen Ganzen beifällige Ausnahme. Zu Mitgliedern de- VerbandS-VorstandcS wurden für da» Jahr 188t—1882 durch Zuruf gewählt die Herren Fritzsche- Leipzig al» erster, Fischer-DrcSdcn als zweiter und Maul- Leipzig al» dritter Vorsitzender, die Herren Kölner, Sieber und Schuster al» Schriftführer. Damit schloß die heutige Sitzung. Äus Stadt und Land. ) Leipzig, 14. August. Gestern Abend 9 Uhr S5 M. traf aus der An halt er Bahn der vom Reise-Unternehmer Herrn Riesel veranstaltete Extrazug nach der Schweiz mit ISO Personen von Berlin hier ein. Derselbe fuhr lO Uhr l5 Min. unter Benutzung der Verbindungsbahn nach dem
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