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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-19
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1881
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Erscheint täglich früh 6V. Uhr. Rrdaction und LrptdMü« Iohannergasse Ä. -ßrkchknudtu der ssedactlou: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 1—6 Uhr. 8»« du Mick^sik ^N^Ianiik- «acht gch >»»«-«» ds» für »ie^nSchstsolgendi «»»«Kr »estt««»eu Susor««, »n »vchnitogen »i« » tthrRaOmittpo«. ü«G«un« nutz Kofttügen früh tiü'.VÜHr. 2« den ^Malkn für 3ns.-An«ahmr: ktto Sit««. UiilversstätSstraßc 22. rsnis vvsche» Kaiharinenstraß« 18, p. nur bi» ';.S Uhr. nmigrrTagMalt Anzeiger. Organ fiir Politik. Localgeschichte, Handels- «nd GeMftSverkehr. Auflage 16,SSV. ^donnemkiltsvrris viertelj. 4'/, Mk., turl. Brinaerlohn » vtt., durch di« Dost bezogen 6 Vit, grd« einzeln» Nuininer üö Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gedühren für Extrabeilage, «Hu« Postbes-rdrrung M Mk. Mt Poftbesörderung 18 vtk. Änsdratk Saespaltene Prtitzeile 80 Pf. Großer« Schrillen laut «usrrrm Preis- vrrzeichnih. Labrllartscher Sa» nach höherem Tarif. llrrl»«rn unter -r« ttedncti»,»»Krich dt« Gpaltzril» du Pf. Inserat« siud stet« an die »rtzrdittau »» fend««. — Rabatt ivird nicht gegebea. Zahluug pruoaumvrmnlo oder durch Post. Nachnahme. L3l. Freitag den 1v. August 1881. 75. Jahrgang Amtlicher Thetl. »erpicht»»-. Der hiesig« Tchwancutrtch soll z»r Fischzucht und Venutzung als ViSbahn anderivrit auf <» Jahre, vom I. November 1881 bis .71. Oktober 1887, a« den Meistbietenden verpachtet werde». D»e Verstclaeruiig findet Montag den 2V. dies. Mo». Vormittag» 11 Uhr auf dem Nachhalls«, I. Etage, Zimmer Nr. 1Ü, statt. Die Verpachtung-- und VersleigcrungSbedingnngen liegen aus drin Ralhhaussaale, I. Etage, zur Elnsichtnahme auS. Leipzig. den 15. August 1881. Der Rath der Ttadt Leipzig. liu. «ton. Ilr. Tröndli Sevölbe-Vcrmirttzinlg. Da» bisher an das Damenmünfelgeschäft der Firma I'. Uedeaeliana vermtethete Gewölbe lammt Gutrrspl tm „Mvurtcianum", Grinl- maifch« Straß« Nr. 16, wird -um 1. April 1882 miethsrei und soll von dtricm Zeüpunctc an, »ach Befinden auch früher, aus sechs Jabrr im Wege der Licitation anderweit vermiethct werden. Reflektanten werden ersucht, sich Montag, den 22. August o. Vormittag» 11 Uhr tm UniversitütS-Rentamte sPaulinum, Rordfl., 1. Stage) einzufindcn und ihr« Gebote abzugebe». Di« LiritottonSbedingungen ltege« daselbst zur Einsicht au«! auch bleibt die «u«wahl unter de» Licitante» und die Entschließung in der Sach« überhaupt Vorbehalten. Leipzig, am ö. August 18S1. Universitäts-Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 19. August. Aus dem revolutioiiaircn Lager wird berichtet, dag die Einleitungen für den bevorstehenden Wahlkampf mit größter Energie getroffen werden, und saß Siegessreud, und beueidcn-werth« Zuversicht unter vrn Anhängern des Zukunft^ staatr» zu ssttdrn sind. Man wird in der Thal mit größt« Spannung der Haltung und de» Erfolge» der Social demokraten bet den Wahlen entgegen sehen dürfen. Sie treten zum ersten Mai unler der Herrschaft des AuSnabine - aesctzc« an die Wahlurne heran; in ihren bedeutendsten Sitzen ist überdies der „kleine Belagerungszustand" verhängt; die öffentliche Wahlagitation ist ihnen also unmöglich ge macht, die geheime erschwert. Gleichwohl haben sic alle Vorbereitungen getroffen, in die Wahlbeivcgung einzugreisen, und in einer ganzen Reihe von Wahlkreisen Neben ihr-. Candidaten bereit. Bor der An zahl socialdeniokrattscher Abgeordneten wird man. nachdem die Part« rS zur Zeit ihrer höchsten Blüthe nicht über ei» Dutzend gebracht hat, keine ernsteren Besorgnisse z» hegen brauchen. Neue Wahlkreise werken die Soeialdeinokrate» schwerlich gewinnen, in vielen aber sind sie so zahlreich, daß sie. wenn auch keine Hoffnung auf den Sieg, so doch die sichere Aussicht haben, bei den zu erwartenden engeren Wahlen ausschlaggebend initznwirke». In welcher Richtung sie Tie- th»n werden, wird eine für daS Schlnßergebniß der Wahlen sehr wichtige Frage sein. ES werden dabei aller Voraussicht nach zwei verschiedene Erwägungen und Strömungen sich kreuzen. Einmal haben die Social- deinokraten ein Interesse daran, Eandidaten zum Sieg zu verhelfen, welche gegen eine neue Verlängerung des Aus nahmegesetzes zu stimmen sich verpflichten; e» ist dies die Fortschrittspartei n»d, sofern die Haltung bei früheren Gelegenheiten noch maßgebend, der größte Theil de« Cen- trumS. Nebenbei bemerkt, wäre eS von Wichtigkeit, bald zu erfabrrn, ob die Zulassung zur „liberalen Partei" die Ablehnung einer Erneuerung deS Socialistrngesetzt» zur noth- wcndigen Voraussetzung hat: daS Nrthcll der Fortschritts Partei und ihrer Presse Über das Gesetz ist stet« derart ge wesen. daß inan Dies annehmen muß. Die Secession isten aber haben fast ohne Ausnahme für daS Gesetz und seine Verlängerung gestimmt. Inder bevorstehenden Gesetzgebung-Periode wird ohne Zweifel eine neue Verlängerung dieses Gesetze« beantragt werden. Es dürste für die Wähler von Interesse lein, sich rechtzeitig zu vergewissern, inwiefern die Zugehörigkeit zum „entschiede nen" Liberalismus c« erfordert, den gesetzlichen Schutz gegen die Ausschreitungen der social-demagogischen Hetzereien be seitigen zu Helsen. Die andere Erwägung, welche bei der Stimmabgabe der Socialdeniokraten bei engeren Wahle» oder in Wahlkreisen, wo sic eigene Candidaten nicht ausstellen, in Betracht kommen wird, ist die, ob nicht dach d-u arbeiter- freundlichen Pläne» des Reichskanzler- und seinen freigebig auSgestreutc» Versprechungen vom socialiftischen Standpunctc aus eine günstige Seite abzuqewinnen ist. Man erinnert sich ja. daß im Reichstag die socialdcmokratischen Abgeordneten sich keineswegs ganz ablehnend gegen da« Unsallgesetz ver hielten, daß Liebknecht Len Reichskanzler in gewissem Sinne als Bundesgenossen begrüßte; »och verlockender dürste Vielen die Idee der Alter«- und Invalidenversicherung er scheinen. Bis jetzt ist nun freilich i» der Wahlbewegung eine Hin neigung dieser Partei zu den konservativen Freunden de« Reichskanzler« nicht zu Tage getreten: «incr der hervor- ragencsten und entschiedensten unter denselben, Adolf Wag ner, hat noch dieser Tage in Elberfeld und Barmen einen harten Kamps mit seinen socialvemokratiscken Gegnern aus zusechten gehabt. Allein co erscheint uns doch keineswegs a»S geschlossen, daß die Eocialdrmokratcn unter Nmständen einem konservativen Anhänger der Wirtschaftspolitik Le« Reichs kanzler- ihre Stimmen geben. ES war gewiß ein Fehler de« .ForgeschriUeneo" Liberalismus, daß er sich ablehnend auch «am de» berechtigten und durchführbaren Sern dieser Vor schläge verhielt. In welchem Grade diese verschiedenartigen Erwägungen schließlich aus die Haltung der Social demokraten einrvirken werden, wage» wir heute nicht zu entscheiden. Zu den viele» unberechenbaren Einflüssen, die bei de» bevorstehen den Wahle» mitspielen, gesellen sich auch die Entschließungen dieser Partei. Die Vorgänge in Stettin haben in Berlin die flrößte Sensation bcrvorgerusen. Daß solche Ausschreitungen in eurer der größten Städte der preußischen Monarchie, am Sitze der Negierung und de« ArmcecorpS-CominanvoS mög lich sind, scheint doch auch selbst in höheren Regionen, in welchen man bisher diese ganze Bewegung ziemlich leicht genommen hatte, ernste Bedenken hervorgcrufcn zu haben. Inzwischen kommen bittere Klagen auS den Gemeinden derjenige» Städte Pommerns und WcstpecußeiiS, in welchen Iudenkrawalle stattsandcu, wegen der den Stadtbehörkcn zufallendeu Ent scheid, gungSlasi, welche sich an einzelnen kleinen Oeien, z. B. in Schicvclbein, bis zur Höhe von 150,000 Mark steigert — lieber die Stettiner Excessc vom Dienstag liegt heute der folgende Spccialbcricht der N. St. Z. vor: Scho» kurz nach 8 Uhr sammelle sich in der Langebrückestraße eine Menge von Arbeitern, Gesellen, Leimungen und dal. an, die unter Gefohlc und Hep-Hepruscn sich sortbcwcgle. Schon jetzt kamen einzelne Verhaftungen vor. verschiedene Trupps durchzogen sodann die dort mündende» Straßen, die Menschenmassen sam melten sich in einem immer größeren Maßstabe a», bis sich die- selben im nnlcren Thcil der Breiten Straße zusauimenstaiiten und sich in wüstem Schreie» aller Art, in Pseiien und Gejohle er- liistigten; eine Patrouille in der Stärke von sieben Mann mit ausgepflanziem Bayonnct trieb sic schließlich auseinander. Die Schuvmamischasten halte» sich an verschiedenencn Krcuzuugs- Plinctcn der unruhigsten Straße» mit blanker Waste aus- gestellt und verhinderten dadurch, daß sich die Masse» »ach einem Punkte conceniriren konnten. Mehrfach mußten einzelne Gruppen, die sich de» Anordnungen der Polizei nicht fügte», mit Säbelhieben auseinander getrieben werden. Dabei wurden Schutz- leutc mit Steinwürsen empfangen, ohne daß jedoch erhebliche Per- letzungen vorgekomim'» wären. Derartige Cceiien spielten sich bis 10V, Uhr in der Reisschläger-, Papeu-, Langebrück-, Mönchen-, Breite» Straße rc. zu wicdcrhollcn Malen ab. Im Ganzen machte der Krawall den Eindruck gänzlicher Thorheit; theilwcssc wurde, wie immer in solchen Fällen, gegen das energische Einschreiten der SicherheilSbehörde stark opponirt: Ligeiithumöbeschädigungen kamen nicht vor. E» kan» ja leider nicht auSbleibcn, daß auch von Seiten der Polizei hier und da etwa- schars vor- gegangen wird; doch sollte Jeder, der sieh al» neugieriger Zu- schauer bei diesen Vorgängen einfindet und hier »nd da eine barsche Zurechtweisung erfährt, brdrnken, daß sich dergleichen kaum vermeiden läßt, und daß er sich etwaige Unannehmlichkeiten selbst zuznschrelbrn hat. Bor Allem halten wir e« für gänzlich überflüssig, daß, wie wir mehrfach bemerkten, sich jüdische Mitbürger» namentlich jünger«, unter di« Menge mische». Ueber die Zahl der vorgenommenen Verhaftungen liegen genauere Daten noch nicht vor. (Ein Drlea»amm meldet« uns gegen SO Berbastnuge». D. R. d. L. Dtt Die gänzliche «rsoialoftgkeit und Zwecklosigkeit cwch de« grst^je» Putsche« trat so drastisch z» rage, daß eine wettere Fortsetzung diese« Unfug« hoffentlich ausgejchlosse» bleibt. Eine ernste Mahnung liegt in diesen Vorgängen auf jede» Fall: wir drnle», sie wird ans fruchtbaren Boden fallen. I» Breslau ist e«, trotz mannigfacher, allerdings ziem lich kindischer Versuche, Dank dem gesunden Sinne der Be völkerung, zu ernsten Ausschreitungen nicht gekommen. Tic „Breslauer Zeitung" berichtet darüber: Wir freilich nach unserem Studium der große» Masse des Volkes — wir sprechen hier gerade nicht von de» Gebildeten — meinen, daß man aus de» gesunden Sinn unserer Bcvölterung sich ruhig ver lasse» kann. Das hat sie vor einigen Monaten erst bewiesen. Uns Kat ein ruhiger, unserer Partei nicht angehöriger gut conscrvaiiver Man», der der hiesigen Hcnrici'schen Versammlung betgewohnt hat, versichert, die demagogische Sprache de- Herrn Henriet habe die Menge so sanatisiri, daß er sich nicht gewundert hätte, wenn sie gegen eine Classe der Bevölkerung, die der Redner ausnahmslos so ungesähr wie den Abschaum der Menschen hinstcllte, losgcschlage» hätte. Da- war die Versammlung, welche unter der anscheinend rcservirten Snmpathic hiesiger hochangesehcner oder unter der Negidc sehr einflußreicher Männer stehender Zeitungrn staltgehab! hat und über welche jene Blätter mit Genugthuung meldeten, wie man Juden — die bekanntlich kein« Jude» waren — aus dem Saale so herausgehaueii hat, daß sie aufs Araukciibctt käme». Wir haben die skandalSie Versammlung iguorirt; vielleicht kommen wir doch aber noch einmal darauf zurück, um zur Kennzeichnung gewisser Kreise zu berichten, was für Männer es z. B. für angezeigl gehalten haben, der famosen Rede des Herrn Henrici zuzuhöre». Also wir sind für die Da mpfsp ritze auch i» Zukunft (in BreSlan war das Gerücht verbreitet, die Behörde hätte bei einem Anzeichen von Krawall die Dampsipritze heize» lassen, um die Massen mit Wasserstrahlen auseinander zu treiben. D. Red. d. L- T.); wir meinen aber alle» Ernstes, wenn man doch vielleicht wieder Lust verspürt, durch Herrn Henrici oder Herrn Winter selb Haß und Verachtung nicht etwa gegen eine Partei, sonder» gegen eine ganze „—. 7, -- Elaste der Bevölkerung predigen zu lassen — so dürste nach unser» die,liberale Partei, bot dle Alternatld« „national oder Meinung die Dampsipritze vielleicht nicht immer genügen Wir haben nicht eine Spur von Besoraniß: unsere Polizei »nd unser Militair wird dafür sorgen, daß die Saaten unserer Herrn» Antisemiten nicht so feurig ansgrhen — aber daß bethörte und verführte Mitbürger nicht in« Unglück gerathen, Das liegt »ns am Herzen. Und darum wollen wir rechtzeitig einen WariniiigSrlis ergehen lasse». Mögen bei den bevorstehenden Wahlen die Wogen noch so hoch gehe», möge man sich mit den schneidigsten Waffen bekämpfen: wir wünschen aber, daß der besonnene Theil unserer Einwohnerschaft ohne Unterschied der Partei und der Eon- srsfion einigen fanatischen Hetzern, welche Unruhe und Verwirrung seit Jahren in unsere Stadt gebracht haben, endlich da- Hand werk lege. Die sonst so redseligen Ofsiciösen sind in Bezug aus den Stand des Eulturkampses sehr schweigsam. Mußte e- schon am vergangenen Mittwoch befremden, oaß die „Prov.- Eorr." kein Wort über den Stand der kirchcnpolilischen Frage sagte, so ist e« um so auffallender, daß sie ihr Svsteni keS Schweigens auch heute sortsetzt. Eine gewisse Nicht achtung der öffentlichen Meinung läßt sich diesem Verfahre» nicht absprecken. Anderer eils liegt es nahe genug, daß sich daS Publicum sagt: „Wenn die Regierung aus die herbe» Kritiken ihre BersahrungSart in der Trierer Angelegenheit Nichts zu erwidern hat, dann wird sie wohl nicht umhin können, die Richtigkeit der erhobenen Vorwürfe zuzugcstehe», und rS ist damit erwiese», daß sie zu voreilig der Curie sich genähert." Solche Schlußfolgerung ve« gesunden Verstände« der Massen fordert gewiß zu einer Entgegnung heran«, und Herr v. Goßier wird- es wohl verschieben, aber nicht auf die Dauer vermeiden können, sie in der einen oder der anderen Form zu geben. — Auch di« „Nationalliberale Correspondcnz" äußert sich in diesem Sinne: Allgemein hat man angenommen, daß der gegenwärtige Aufent halt de« Reichskanzler« in Berlin mit wichtigen Enischlüssen io der klrchenpolitischen Frage ia Zusammenhang siehe. Ueber der Stellung, welch« die Regierung argenwärtig i» dieser Frage einnimmt, über dem. was bereit« geschehen und wiS noch beabsichtigt ist, schwebt ein geheimnißvolle« Dunkel, welches nicht wentz »ur Verwirrung und Unklarbett der ganzen Lage beiträgt. In Trier führt sich ein neuer Bischof mit eturm von kirchlicher Galr ertheiltrn Mandat ein, und wir ersahrru kein Wort, vo und unter weichen Voraussetzungen ihm die staatlich« Anerkennung zu Theil geworden, ob ihm der Eid erlassen ist, ob er i« der Anzeigc- jrtzge irgend welch« Garantien bietet, ob man unbedingt und ohne Irgend welche Lantele» an« der Hand'der Eurie einen Bischof entgegen genommen hat. Wir erfahren kein Wort darüber, tn welcher Weise diele neue BsschotSernennung al« «in Unter- psnnd einer Verständigung im Kampfe betrachtet »erden kann, 0» der Bsschof brzw. dir Huri« zu irgend einem praktischen nwelu» vivsocki unter Auslechierhaliung der welentlichkru Beftandtheil« der Maigesrtze die Hand geboten haben oder ob die Zertrümmerung dieser Gesetze im Interesse des Frieden« mit dem Ultramontani«n,u« im Plane lieg!. Da« Dunkel, ,n welche« die Regierung diele ganze Angelegenheit gehüllt hat, ist ihr nicht z» Statten gekommen: ihre Haltung hat i» der liberalen Presst eine Beurlheilung gesunden, die vlellrich« noch schärfer ist, al« durch die Thaisachen gerechtfertigt. Da- vollständige Schweigen der Regierung über Vorgänge, die dem ganzen Volk nahe am Herzen lieqen, mußte man sich so deuten, al« ob dieselbe im Bewußtsein, die öffentliche Meinung nicht aus ihrer Seite zu haben, Scheu trage, über die Schritte, die sie bereits gethan und »och beabsichtigt, Klarheit zu verbreiten. Li« muß inzwischen die Ersahrung gemacht haben, daß ihr die« Verhalte» keinen Nutzen gebracht hat. Zur Frage der Autorschaft der bekannten Canossa- Artlkci der Augsburger „Allg. Ztg." schreibt das Berliner Iesuilenblatt, die „Germania": „ES fangen zu viele adlige Namen mit einem großen S an. v. Schutte bestreitet rS, v. Sicherer und Alexander v. Svbel verlieren durch den zweiten Artikel den Nimbus der Autorschaft. Jetzt deute» einige Blätter an, ein Mitglied des Geschlechtes v. Salm Hab« das zornige Lied von Canossa gesungen. Wenn sie ein mal soweit geralhcn haben, dann könnten sie auch gleich de» Gothaischen S- 168 anfschlagen, wo verzeichnet' steht, Fürst Alfred Salin-Rcisserscheid-Dhck. königlich preußischer Oberst Marschall und erbliches Mitglied dcö Hcrrcnbauses. Derselbe zählt zur katholischen Confessio», wohnt aus Dnck bei Neuß in der Erzdivcese Köln, ist 18t l geboren und bat also sowohl da« Aller als die Stellung, um schon zu Miihler'ö Zeiten a» »laßgcbrndster Stelle sich hören zu lassen, hat im Jahre 1872 bei der Abstimmung in» Herrenhaus« sür da« SchulaufsichtSgesetz volirt und damit seine kirchliche An schauung im Sinne deS v. S. documenlirt. In wie weit Se. Durchlaucht bei der Abfassung der Artikel, insbesondere der elsässischc» Alinea, von Herrn Alexander v. Svbel. dein ehemaligen Straßburger Regirrungörall) au« Düsseldorf in der Nähe von Neuß, unterstützt worden ist, weiß »ch nicht." Das klingt, als ob die „Germania" in der Thal den Fürsten Salm für den Aulor hielte. Dem Reichstage wird in seiner nächsten Session ein Gesetzentwurf zugekcn, welcher nach Art de« Gesetze« über die IGcknsioncn der Wittwen und Waisen von Reich«, bram tfn auch den Hinterbliebene» der Osfieiev« mV Beamten in Hvs. und Marine dir gleichen Wohityat« zu Theil werde« lassen soll. Von der VcilragSpflicht ver «nverheira- theten vssicierc zu der PensionScasse ivird Abstand genommen ivcrden. Wie c« heißt, ist auch für Preußen rin ent sprechendes Gesetz oder vielmehr eine Revision deS bestehend«« WittweiicaffenwescnS i» Boroereituna. Da« letztere beruht aus Grundsätzen, deren Unkiattbarkeil selbst der Fmanzmmister Bitter in letzter Zeit zugegeben hat. Mit Bezug auf die bekannte Resolution, welche jüngst von einer Versamnilung liberaler Wähler in Marien- bnra gefaßt wurde, nämlich in jedem westpreußischen Wahlkreise unter Hintansetzung aller Fractionsuntcrschiede einen liberalen Candidaten für die nächste Reichstagswahl auszusiellen, bemerkt die ,. Pr 0 v. - C 0 r r," unter der Ilcbrr- schnst: National oder liberal- Folgende«: „So begreiflich wir c« vom liberalen Siandvunete au« finden, wenn tn denjenlgrn Kreisen, in welchen die deutschen Wähler selbst bet einer Stüninrnzrrsplitternng den Polen gegenüber die Majorität besitzen, durch vrreimgung sämmtlicher liberaler Stimmen der versuch grniachl wird, einem liberalen Eandidaten gegenüber einem conscr- valwea zum Siege zu v«rh«lsen, so wenig vermögen wir eine Durch- sührung der Maricnburger Resolution in den von der polnischen Partei umworbenen zwrisklbastcn Wahlkreisen mit de« so ost von der liberalen Partei bewntcn Patriotismus oder mit der so häufig von ihr wiederholten Versicherung wirklich nationaler Gesinnung in Einklang zu bringen. Am wenigsten vermögen wir abe, zu verstehen, wie einsichtige Poti- tiker z» einem derartigen, die deutsche Sache tm höchsten Grade ge- satzrd«»tz«n Vorgehen der liberalen Partei in Wesyireuhen ihre Zu- siimmMg haben geben können. Wir können nicht dringend genug davor warnen, die deutiche Sache den unberechenbaren Zufällen einer engeren Wahl prci«zugeben, und würden et lebhaft bedauern liberal" gestellt, sich nicht noch rrchlzeitia entschlösse, ihre svrciellcn Portei-Jnteressen den nationalen Interessen »um Lpser zu bringen. Die Verantwortung sür «ine Niederlage der deutschen Sach« würde sie allein zu tragen haben." Betreffs de« Wahltermins wird den „Hamb. Nachr." auö Mecklenburg geschrieben: „Die in eck lanburg iscki c Re gierung bat behus» Anfertigung der Wahllisten vertraulich in Berlin ansragrn taffen, ob und wann etwa der Termin zur Vornahme der ReichStagöivahlen schon bestimmt sei. ES ist daraus erwidert worden, daß der Tag der Wahlen zwar noch nickt bestimmt festgesetzt sei, jedenfalls aber nicht vor Mitt« Oktober erfolgen würde. Man legt in Berlin Gewicht daraus, daß alle Ernlc- und Saatarbeiteu am Wahltage schon möglichst beendet sind, damit die ländlichen Wähler nicht wegen ihrer Arbeit vom Wählen abgehalte» werden, sondern möglichst zahlreich erscheinen möchten." ^ Vettteralfeldmarschall Graf Moltke ist am Sonnabend Abend von Stockholm abgereist, um zunächst einen Verwandten in Sckooncn zu besuchen. Di« hauptstädti schen Preßorgane widme» dem veutschei» Frldherrn säst aut. nahmSlvS einige AbschieLSworte. „Aftonbladet". da- bc dcutendste schwedische Blatt, schreibt: „Gras Moltke wurde bei der Abreise von der Centralstation von einer zahlrrichruZuschauer« schaar, die sich eingesunden hatte, um dein berühmten Krieger ein Lebewohl feite»» der schwedischen Hauptstadt zu bringe», mit Hurrahrusen begrüßt. Schon vorher war er von emcin an deren Th«>l der hauptstädtischen Bevölkerung auf dem Hassel. backen lebhaft Legrllgt worden Der Besuch deS deutschen Heerführers in unserer Hauptstadt ist «in kurzer gewesen, dürste aber bei Demselben eine angenehme Erinne rung zurücklafsen. gleichwie alle Diejenigen, welch« den großen Man» sahen, sich sicher »och lange der Einfachheit und An spruchslosigkeit erinnern werde», mit welcher er Überall, wo er sich in der Hauptstadt sehen ließ, auftrat." Diese Sprache deS schwedischen Blattes klingt ganz anders al« die, welch« die dänischer» Blätter nach dem Moltke'scheu Besuche in Kopenhagen führten. Der „Düsseid. An».*' schreibt: „Die unrichtige Mit theilung m auswärtigen Zeitungen, da» Sedansest sei von der Stadt Düsseldorf gänzlich fallen gelassen, veranlaßt« den hiesigen französischen Konsul zu einer französischen Anfrage an die städtisch« Verwaltung, ob eS wahr sei. daß mit Rücksicht ans da» Nationalgcjühl einer benachbarten de- stundeten Nation die Frier de« Sedantage« unterbleiben solle. Wie un« versichert wird, ist den» Herrn Consui von der be treffenden Stelle di« deutsch« Antwort geworden, daß man an ein Ausgeben de» Sedansest«» hierorts nicht denke, der Sedan tag auch nicht eine Erinnerung an die Niederlagen der Fran- zosen, sonder» eine Belebung und Erhebung des deutschen NationalgesÜhleS und Patriotismus bedeuten solle." Daraus ist der Rcdaction de« ««nannten Blatte» von dem fran zösischen Consul in Düsseldorf rin Schreibe» zugeganaen, worin derselbe erklärt, sein« Anfrage in Betreff des Se- danscste« sei dadurch veranlaßt worben, daß er zu Dc»- ienigcn gehört habe, denen die SubsrriptioiiS-Lisicn für die Frrten-Colonien armer Kinder zugeschickt worden seien, und er auch seinen Beitrag zu diesem, auch in fremden Länder» nachabmunaSwerthen WohlthätigkeitSwerke den Gaben anderer Stadtbewohner-recht gern zuaesellt Hab«. Als er später und unrnvartkt durch die „Kölnische Zeitung" erfahren habe, daß der Fest-Auszug der Düsseldorfer Schulkinder am Sedantagc diesmal nimt stattsinden solle, und daß die Summe von 1000 Mark, welche bisher den Kostenaufwand deS Festessens gedeckt, von der Stadtverordneten-Versaiiimlung zu Gunsten der Fcri«n-Cotonic» armer Kinder verwendet werden dürfe, habe er als französischer Mitspender für ein deutsches WohIthätigkeitSunIcrnchmen da» leicht erklärliche Begehren empfunden, Uber die Richtigkeit der angegebenen Tbatsache nähere Auskunft zu erhalten, »voraus auch in bereit willigster Weise die Antwort ringetroffen sei. Der ..Pest» Lloyd" bespricht in heftiger Weise eine Grenz verletzung im HaromSzeker Comilatc. Dieselbe sei em neuer Beweis der stetigen rumänische» Agltation gegen Oesterreich-Ungarn und stehe im Zusammenhänge mit der Agitation der rumänischen Sendbotru unter der rumänischen Bevölkerung Siebenbürgens. Rumänien müffe eine energische Zurückweisung erfahren, da sonst Serbien und Bul garien dem Beispiel« Rumäniens folgen und die Interessen Oesterreich-Ungarn« im Orient stark gefährden könnten. Die Regierung in Rußland konnte zwar bisher thun und lassen was sie wollte; Beschränkungen gab eS sür sie nicht, wenn sie e» für gut fand, die perlvnliche Freiheit zu unterdrücken. Diesem rohen Absolutismus soll jetzt aber rin Ende gemacht werden. Die Regierung will mit der Zeit svrlschrcitrn und ihre« unbeschränkten Gewalt das MLntelchar der Gesetzmäßigkeit umhängen, wie es civilisirten Staaten ziemt. Zu kiesen» Behus« wurde vor einiger Zeit eine Com mission unter dry» Vorsitze de» Staat-sccretär« Köckanow be- Ä^iHeLh ^e^mmlL'^^d-l^regeln cmszimrveirm. Ms Ganz un- gewöhnlichen» Eise« und toll den Entwurf schon fertig habe». Schwer ist Ihr« Ausgabe freilich nicht gewesen. Herr Kochanow hat «äwiich von Deutschland dlc Einrichtung des großen und N-inrn Belagerungszustandes entlehnt, und schlägt vor. dlts«s>e ia Rußland rinzuführcn. Ni» aber dem Fortschritt Rechnung zu tragen, hat er de» kleinen Beiagcrung«- justand ,.Zustand der gestörten Ruhe" «nd den großen „Zu stand der Gefahr" getauft. Der erster« Zustand darf aus rin ganzes, der letztere nnr aus eia halbe» Jahr vom Gouverneur verhängt werden. Die Bestätigung erfolgt durch das Minister- Comite. Auch di« „Verbannung aus administrativem Wege" soll geregelt und »war «icht mehr auf unbestimmte Zeit ver fügt »verden. W« -och da» Maximum genommen werden darf, ist noch nicht angegeben. Trotzdem kennt man, wie die »Beff. Ztst-" meidet, von dem Gesetzentwurf schon genug, um dir ganze Arbeit der Tvmmission sür reine Zeitvrracuduug zu erklären, denn im Wesentlichen bleibt Alle« beim Alten. Durch die telegraphisch gemeldete Abstimmung de« eng- lischen Oberhaus«» ist di« große Krisis beendigt. Trotz all« Arndrrungeu ist die Landvorlagc nur unmerklick von der ursprünglichen Fassung verschieden, so daß Parnell's Behauptung, sie sei durch die Feinde Irland» verkrüppelt worven, eine Patzlrilüge ist. Die Regierung beabsichtigt, nachdem die Vonag« Gesetz geworden, alle Agitationen m Irland mit Strenge uiederzuschlagen, weil dann jede Berech tigung der Wühlerei fehlt. Der ,,Standard" fährt fort, das Gebaren der Lord« «Es eine Eomvdlt zu behandeln, deren dritter Act Versöhnung «is Kall de» Borhange« unter allgemeinem Beifall gewesen. Da» gestern ausführlich telegraphisch gemeldete FiaSco Gambetla's in Vellevill« giebt einem Feuilletonisten der „Rat.-Ztg." Lutaß zu folgender Bcmerknng: Bei der Lraür» Me« Brnchwü »trd man unwillkürlich an die Zeit erinnert, tu wrWe Gauche» tn di« politische Arena eintrat. Damals g«h»G- er »oO b« Bo Ga» de« Quartirr Latin an und de» aus der Zeit der Encvklopädisten 'n welchem » allnächtlich srinr, Frank- d«»/vlün« mit dem Eifer und der irn^Rrtzurr nachgeratzx stereomp gr- e» chm höufig z» aeschehrn, daß er chwav, erzeugt«» Errequng und Be- rtuer bar Zuhörer nach dem anderen Reduar sich im leeren Raum befand, n Getreuen qcschah, welche auch vor lliq ist aeramnc Zeit seit ;enen und Gambetta darf seit dem zählt« »u her brrlh reich Md Suadä en worden sind tn dp» »0, täu»u>>, >M> k " i »Aß. so da« Locol j aa», wie »« »sich» «bchd leere« Bänke» pqchigren. ersten Rcdeversuchen der" BuSgange trrter von aewählt wurde, „r der damalige VohSm« bei alle« Ehrgeize and allem Selbstgefühl sicherlich nicht geahnt Hot. So lts-t dam auch der Vergleich zwischen da» gestrigen Abend, 0» de« er rühmt»«, - »an seinen ehemaligen Anhängen! «it de« Schimpfwort, „Renegat" ' räumen mußte, uad bau Beginn genug. - der seHztg« Za-ie,1ckvo er zum ersten Mal als ver- Vellevtll« tu den gefchgeb«»den Körper des Kaiserreiches »rde, etnr Fülle glönwader Erfolge verzeichnen, wie fic t „Renegat" bolegt, da« Feld seiner politischen Laufbahn »ahc So groß aber war selbst gestern noch die Siegeszuversicht ambrsta s, daß er an der Spitze der .Mpubligue Franrais?' pomp haft anNindtgen Heß. do« Blatt würde Heu» bereit« „den aussühr- lichen stenographische» Bericht der Rede «ürheileu, welche er tn der Wahlversammlung «o> Beüevtste HMtr, werde". Line im Keime erstickt« Wahlrede« Die Gambrttistisch« Presse setzt natürlich Himmel und Erde in Bewegung, u» di, Bedeutung dieser kolossalen Schlapp« akzuschmächer, Auch da» radiral - republikanische Cowttä von Bclleviü« tadelt in einer Protesterklärung energisch die Urheber de, Unordnungen kn der Versammlung vo» Charoun« und sprich» die Hoffnung au«, daß alle wahren Republikaner Gambetta rächen werden, indem sie ihm ihre Stimmen g^em Dip Versammlung fand in dem Stadt viertel Eharann« stattrdasselb« wird durch deu Ptre Lachaise von de« Stadtviertel Menilmontant getrennt, und man über blickt e». wenn mau von der Höhe de« Kirchhofe» La» Auge nach Lincome« hinüberwendet. Eharonne gehört mit zum AI. Arrondissement vo» Pari», dessen Maine in Menil montant steht, da» »aa «wer « der letzt» Zeit gewdhnlich nach dem viertel Bellevtlle genannt hat.
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