Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108203
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-20
- Monat1881-08
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1881
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Erscheint täglich früh «»/, Uhr Kr-action «n- Lrpk-ition JohanneSgasse 88. Aprechstvndrn -er Nr-arti-»: Vorniittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. »te «in^kiandier M-n^r^i« «acht stch Annahme her für hte nichstf«l,e»h« Nnmmer hefttmmte« Inser«»e an Wecheutage« dis t Nhr Nachmittag», a«L«nn- »nh-eftta»en früh Uhr. 3» den /Malen für Ins.-^nnahmr: vtta Riem«, UniversitätSstraße 22. L»uts Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur di« 'l,S Uhr. LlWM.TMblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L«,VSO. Adonnemrittonreii viertelj. 4'/, Mt., t»rl. Bringerlohn 8 Mt., durch die Post bezogen « Mi. Jede einzelne Nummer 28 Pf. Belrgsrmplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ahne Postbesörderung 89 Mk. mit PostbesSrderuug 48 Mi. Inserate Sgespaltrne Pctitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Krltamrn unter den Uedactiouostrtch die Spaltzeile 80 Ps. Inserate siud stet» an die Exhedttla« za seadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumorunäo oder durch Post- uachnahme. 232. Sonnabend den 20. August 1881. 75. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 21. August, Vormittags nur bis jrS Uhr geöffnet. LxpeMlov äes I^lpslxsr 1'agtzbl»tt«8. Amtliche^ Theil. VtkanMach«-. 2m Grundstück de» Krankenhauses, Liebigstraße Nr. 28, sollen DienStag de« LS. d». Mt«., Vormittags 1V Uhr, 8 Stück in Gebrauch gewesene WafferbassinS »o« Gtsendterh, ü 2.80 Meter lang. 0.95 Meter breit, 0.83 Meter hoch, gegen Baarzahlung und unter den an Ort und Stelle bekaimt zu machenden weiteren Bedingungen an die Meistbietenden verlauft werden. Leipzig, deu 1k. August 1881. De« Skath« B»«deputatio«. Umbau -es Kaiser!. P-ß-ebSudes am AugnSusplatz,« Leipzig. «uf dem Hofe de« Kaiserliche» Wsstgebüudks am «ugustuSplatz Hierselbst sollen verschiedene bei« Abbruch gewonnene Gegenstände, wie Thorc, äußere und iuuere Thüren, eiserne Visen, Brennholz, Fenster öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung ver kauft werden. Zu diesem Zwecke wird am L-nnabend, den 2«. August 1881, vor«. 11 Uhr rin Termin aus dem Hofe de» obcnbenannten PostgcbäudeS abge- halten, wozu Kauflustige mit dem Bemerken einaeladen werden, daß die «eriaustbedingungen vor dem Tennis bekannt gemacht Verden. i Kripzig..-» 16. August 1881. , , . . I Ti« vonoerioaltuu«. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 20. August. Das Stichwort des TageS ist wieder einmal „Canossa", ein Beweis basier, dag die modernen Staaten mit den» römischen Lberpriestcr zu rechnen haben und daß da» Pa pst - thum ein überaus zähe» Leben hat. Schon 1870, als der Kirchenstaat annectirt wurde, glaubte man dessen Ende unmittelbar bevorstehend, und als PiuS IX. starb, hielt man die- Ende für gekommen. — Man hat sich getäuscht, baS Papstthum ist zwar nur noch der Schatten der Macht, die cS ehedem darstcllte, aber eS ist immerhin noch eine Macht. ES giebt noch weile Länderstrecken, wo die Scndlinge des Papstes unumschränkt herrschen; man denke an Südamerika. Und selbst in Europa hat der Papst noch weithin zu gebieten, wenn er auch keinen eigenen Staat mehr besitzt. Man denke daran, daß selbst Gambetta, seitdem er sich regierungsfähig fühlt, eS nicht mehr wagt, einen völligen Bruch mit drin Papste anzubahnen, sondern lieber das Concordat aufrecht Hallen will. DaS protestantische Preußen hat zwar im Culturkampf mit dem Papste gebrochen, aber seitdem die päpstliche Partei in Deutschland mit der Regierung wieder pactirt, ist natür lich auch das Berhältniß zwischen dem Papst und dem Reichskanzler ein freundlichere« geworden. Mit einem Wort: der römische Einfluß ist wieder obenauf in, lieben Deutsch land. Es ist immer noch jene« Netz ausaespannt über die Welt, daS die Meinungen der Böller mit Svllabus und Index reguliren und Niederhalten zu können glaubt, und kein Staat Euröpas hat bi- jetzt dcn Muth besessen, die politische Organisation, an deren Spitze der Papst steht, einfach als .-inen Berein aufzusassen und seiner BereinSgesetzgebung zu unterwerfen. Damit wäre die Frage einfach gelöst, aber man will sie so nicht lösen! Warum nicht? Etwa aus Furcht vor Windthorst. Schorlemer und Genoffen? Nun, durch die Macht dieser Herren würde Deutschland auch noch nicht unteraehen. Man pactirt aber lieber noch mit einer Macht, die gar kein gegründetes Recht aufwcisen kann, sich in die inneren Angelegenheiten der europäischen Staaten einzumischen, deren Streben aber sichtbar dahin geht, in der Schule wieder den alten Einfluß zu gewinnen und den Staatsbürger wie früher unter die Macht der Kirche zu beugen. Und diese Macht, Welche sich der Erziehung der Jugend bemächtigen will, er klärt heute noch die großartigen Beweise Kopernikus und Kepler für ihre Weltanschauung beibrachlen, für Ketzereien, verdammt heute »och Galilei und behauptet, die Erde sei eine ruhende flache Scheibe, über die der Himmel als Bogen auSgespannl sei, und an diesem Bogen wandte die Sonne über die Erde hin. Und dieser Macht sollte man die Erziehung der Jugend wieder in die Hände geben! Wenn man aber daS Nctz zerstören will, welche« daö Papstthum über ganz Europa au-gebreilet hat. so darf man bei dieser Arbeit zuerst nirgends anders anfangen, als in Rom selber, wo die Maschen und Knoten de« Netze« zu sammen lausen. Und im Allgemeinen ist gerade in Rom selbst der Kampf argen da« Papstthum am lässigsten geführt worden, wenn man oedenkt, daß die Römer am meisten dabei inter- esstrt waren. Da« Jahr 1847 sah sogar einen „liberalen" Papst, denselben PiuS IX., der später daS Unfehlbarkeit-» Dogma proclamirte, und die Römer schwammen damals i», Entzücken. Schon rin Jahr daraus sollten sie durch daS Blutgerüst und durch den Kerker belehrt werden, was ein „liberales" Papstthum bedeutet. Aber die in Unwissenheit und Elend verkommen« Bevölkerung des Kirchenstaates wäre niemals au- eigner Krasl dazu gelangt, da- vaticanische Joch abzuschütteln, sie war aus die Hülse von außen angewiesen und diese kam etwa« spät. Als >870 der Kirchenstaat annectirt wurde, schuf man das Garanticaesetz. welches das Papstthum an erkannte und dem jeweiligen Nachfolger Petri reiche Einkünfte anwies. Wenn man glaubte, damit den Zorn des irre» geleiteten katholischen Volkes beschwichtigt zu haben, so irrte man sich. Die Bilder, auf denen dargestellt war, wie der „gefangene" Papst auf Stroh lag, sorgten dafür, den Groll der ultramontanen Masten wach ru halte». Und die Kirche ist so reich und der PclcrSpfeunig floß so stark, daß der Papst stolz die ihm vom Staate gebotenen Millionen zurtickweiscn konnte, »nd seine Getreuen jubelten ihn, zu. Jetzt scheint sich indeß in Rom ein anderer Geist Bahn brechen zu wollen. Wir meinen hier nicht Jene, die sich in einem Tumult, der einer Schaar von Straßenjungen würdiger gewesen wäre als einer Schaar von Männer», an der Leiche PiuS des Neunten vergreise,» wellte». Wir meinen vielmehr jene antipäpstliche Agitation gegen daS Garantiegesetz, welche gegenwärtig in Rom sich sümbar macht und die von radikalen Elementen geleitet wird. Radical bedeutet in Italien und Spanien so viel wie bei unS liberal. Wir halten die For derung der Abschaffung der Garantiegcsctze für sehr zeitgemäß und die italienischen Finanzen werden cS sehr wohlthätig euipfinden. wenn die für den Papst auSgeworsenen Millionen, die trotz Ablehnum; dcS PapstcS eben doch brach liegen, zu fruchtbringenden Zwecken verwendet werden können. Leo XIII. hat die Drohung ausgesprochen, die Sieben- hügelstavt verlassen zu wolle». Nun, die Päpste hatten schon einmal ihre Residenz nach Avignon verlegt und Rom befand sich recht wohl, so lange sie nicht da waren. Mit Ausnahme seines speciellcn Anhang» wird auch Niemand den Papst am Verlassen Roms verhindern wollen. Leider würde eine solche Veränderung an der allgemeinen LageNichlS ändern' denn daS Papstthum versteht sich meisterhaft aus die Kunst, von wo auö immer cs sei, seine Haken in den Organismus unserer Staatcnbildungen cinzuschlagcn. Die zu Dortmund tagende Hauptversammlung de» Gustav-Adols-VereinS übersandte am 17. Sr. Mai. dem Kaiser von ihrer Festtafel einen telegraphischen Gruß, zugleich in Tl'cilnahinc der Erkrankung Ihrer Majestät ge denkend, woraus fast umgehend an den Vorptzenten folgendes Telegramm aus Schloß Babclsbcra von Sr. Majestät dein Kaiser einlief: „Empsangen Sie sur die Versammlung de« Vereins Meinen aufrichtigen Dank für dessen Begrüßung und für da» Gedenken der scbwergeprüslim Kaiserin-Königin, Meiner Gemahlin, die durch Gottes Guade genesen und so den Lohn Ihrer Gottcrgcbeiihcit hoffentlich genießen wird. Wilhelm." Zur Parteitage wird uns auö Berlin geschrieben: „In der »»PiorralPiLereal«» Parteileitung ist, wie wir hören, die Frage erhoben worden, ob man nicht in dem vor- bereüctcn Wahlaufruf zu dem neuerdings plötzlich in dcnlsu Bcrdergrund gerückten TabakSmonopo! bestimmte Slel-TV lung nehmen solle. Niemand war und ist ein entschiedenerer Gegner dcS Monopols als gerade Herr von Bennigsen. So bekannt Dies ist und so wenig der Kanzler hoffen darf, die nationalliberalc» Stimmen zur Verwirkiichuug seines Ideals zu gewinnen, so erscheint es tocb hervorragenden Mitgliedern der Fraction nicht unaligeuicsscu. wen» m klaren Worten nochmals betont würde, daß von dieser Seite her jedem Ver such enlgegeiigelrctcn würde, eine blühende Industrie zu ver nichten und der Nation im Hantumdrehen eine Steuer von mehreren hundert Millionen auszucrlcgen. Ob die Schritte, die zu diesem Zweck bei der Parteileitung aethan worden sind, Erfolg haben werden, steht noch dahin. Vielleicht finden die Fractionösührer, daß bei der Einsachheit der Sachlage eine Wiederholung früherer bindender Erklärungen für jetzt über flüssig sei, und man kann diesem Ltandpuiict auch eine gewisse Berechtigung nicht abspreche». Bei der Bewilligung dcS gegenwärtig in Geltung befindliche» TabakslcncrgesttzcS waren alle betheiligte» Stellen der Meinung, etwas Taueru- deS zu Stande zu bringen, die Tabakstcucrfrage sür absehbare Zeiten auö der Welt zu schaffen und namcntticb die Gefahr dcS Monopols zu beseitigen. Selbst die Vertreter des Bundesraths erklärten in der Comiiiission, cS könne zwar keine heute beschlossene gesetzgeberische Maßregel endgültig und sür immer die Einführung einer andcrn Steuererhebung und also auch nicht daS Monopol beseitige». Tic Vorlage aher sei anz»,sehen als der ernste Versuch der Regierung, unter Abweisung dcS Monopols einen dauernden Zustand zu schaffen. Diese unzweideutige Erklärung war abgegeben im Namen der verbündete» Regierungen und also auch des Reichskanzlers, aber freilich, was Helsen solche papierne Schranken gegen einen mächtigen Willen, der mit seinem ..ceteruni censeo^ de» Monopols die öffentliche Meinung und die Parteien in steter Aufregung erhält." Die Verständigung unter allen liberalen Richtungen über gemeinsame Candidaten sür die ReichStagSwahlen, wie sie in Westpreußen und Schleswig-Holstein im Werke ist. findet in fortschritt lichen Blättern nur sehr bedingte Zustimmung oder selbst offenen Widerspruch. Zu der von der „Kieler Zeitung" vor- qeschlaaenen, sür die Nationallibcralen wahrhaftig nicht sonderlich günstigen Candidatenliste für Schleswig-Holstein läßt sich z. B. die Berliner „BolkSzeitung" schreiben: Einmülhig wendet sich SchleSwig-Holstein diesmal nur Landi- baten von ganz entschieden liberaler Gesinnung zu. Für Herrn Wach« in Tandern war nicht einmal ein Comils zusammenzubringen und Pros. Marquardsen überzeugte sich al-bald in Schleswig per- sönlich, daß für seine Eandidatur kein Boden sei. Ebenso war Prof. Beseler für die Liberalen unmöglich geworden. Sieben Versamm- lungen an Hanptorten des Beseler'schen Kreises haben daher die Eandidatur de- Rechtsanwalt- GieSchrn gegen Beseler theil- ein stimmig. theil« mit erdrückender Mehrheit angenommen, Fortschritts- vereine haben sich gebildet und dte Organisation der vertrauen«. Männer ist in den letzten Tagen über den ganzen Krci« ausgedehnt worden. Während der ganze AgiiationSplan der Fortschritt-Partei sür Schleswig-Holstein in Uebereinstimmimg auch mit den Abge- ordneten Häncl und Karsten sestgestellt Ist, versucht es die „Kieler Zeitung" auch cnunal unter der Firma „Aeschästssübrender Aus- schuß der liberalen Partei" (von dieser „Geschäftsführung" hat man bisher in keinem Kreise etwa- gemerkt) zu decretire», daß die Fort schrittspartei die Eandidatur Gicschen zurückzieht und sich reumüthig wieder zu Herrn Professor Beseler bekehrt. Tie Vertrauensmänner der Partei werden die Antwort aus dielen Eingriff in die Selbst ständigkeit der einzelnen Wahlkreise nicht schuldig bleiben. In der „Nortd. Allg. Zig." und anderen ReaicrungS- blättern wird eS als ein besondere» Verdienst deS Fürsten BiSmarck und seines ArbeitSministrrS Maybach hervor- aehobcn. daß sie auch die Anregung zu Canalbauten im Interesse der wirthschastlicben Entwickelung bisher vernach lässigter preußischer LandcSlhcile gegeben haben, ja eS wird bisweilen den Liberalen der dircctc Vorwurf gemacht, daß sie in dieser Beziehung an Eifer eS haben fehlen lassen. Wenn man die Name» der Leute liest, welche in dem bekannten „Centralderrin für Hebung der Fluß- und Canalschifffahrt" hervorragend tyätia gewesen sind, so kann man über die Unbegründetheit dieses Vorwurf» keinen Augenblick im Zweifel sein, an einem specicllen Beispiel läßt sich aber an der Hand einer erst vor wenigen Jahren im Aufträge deS damaligen preußischen Handelsministers herauSgcgebenen Denkschrift, betr. die im preußischen Staate vorhandenen Wasserstraßen, deren Verbesserung und Vermehrung zeigen, daßgerade liberale Abgeordnete mit großen Opfern a» Zeit und Mühen Canal pläne viele Jabrc hindurch eifrig ausgestellt haben, ehe,>e von den Regierungen in irgend welcher nennenSwcrthei» Weise unterstützt wurden. In Mecklenburg hat sich vor vls Jahren aus Anregung de» Rcichstagsabgeordneten oritz Wigger» der Mecklenburger Canalvercin gebildet. Dieser Verein hat in den Jahren 1871 und 72 aus Grund besonderer technischer Vorarbeiten daS Projekt sür einen Rostock-Berliner Canal bearbeiten lassen, durch dessen AuS- sührung man die Ostsee bei Warnemünde, dein Hascnorte Rostock», in eine direkte und ausgiebige Wasserverbindung mit Berlin zu bringen beabsichtigt. Die geplante Canallinic verfolgt im Wesentlichen die Richtung von Norden nach Süden, in welcher, mit Benutzung deS Warnow-Flußes von Rostock bi» Bützow und weiter deS NebeltbaleS über Güstrow bi- zu der Hochebene der Mecklenburgischen Seen, über RheinSberg den Anschluß an den Ruppiner Canal und somit an die von hier bis Berlin vorhandene, jedoch umzubauenden Wasserstraßen erreicht werden soll. Die Länge dcö Wasserweges von Rostock bi» Berlin würde hierbei 265 Kilo»,, betragen, wovon 105 Kilom. im preußischen Gebiet liegen. Von der gesammten Canallinic fallen etwa l6b Kilom. in natürliche Wasserstraßen, Seen oder vorhandene Canäle, so daß eine Canallänge von >00 Kilom. vollständig neu hcr- zustellen sein würde. Alle Bemühungen dcS Adg. Wigger» und seine» Vereins haben indeß bis jetzt noch nicht dahm geführt, daß die betheiligten Regierungen die Ausführungen deS Canal» in die Hand genommen hätten. Uebcrhaupt würde cS der „N. A. Z." schwer fallen, wenn sie Thatsachen bcibringen sollte, auS denen sich eine Förderung von Canal- bauten durch den gegenwärtigen preußischen Arbeitsniinister Nachweisen ließe. Die Ansichten über den neuen Bischof von Trier, vr. Ko lk um, lauten zwar insofern übereinstimmend, als er von allen Seiten als ein sein gebildeter Geistlicher, ein würdiger Priester und tüchtiger Kanzclredncr genannt wird. Uever seine kirckenpolitischc Zulässigkeil sind die Stimmen getheilt. Eine sehr ungünstige Nleiuung über ihn ist neulich aus Grund «ne« Artikel» der „Allg. Ztg." durch die deutsche Presse ge äugen. Do» anderer Seite, der es an guten Mittheilungen licht zu fehlen pflegt, wird dagegen versichert, daß der neue Bischof von Trier. viSher vom Culturkampfe nicht unmittel bar berührt, den kirchlichen Frieden in seiner Diöcefe pflegen werde. „Ich melke Ihne» Dies — so wird der „Kölnischen Zeitung" aus den Reichslanden geschrieben —zwar unter allein Vorbehalte, öa ich nicht auS eigener Kenntniß spreche, möchte aber doch nicht unbemerkt lassen, daß im Allgemeinen der rcichSländischc Klerus (von den Heißspornen ü In Minierer u. s. w. abgesehen), entsprechend im Großen und Ganzen den Ueberlieserungcn der katholischen Kirche in Frank reich, immer »och um Vieles rcspect- und rücksichtsvoller gegen den Staat auszutreten gewohnt ist, als dies von seinen ConsratreS in Altdcutschlanb zu geschehen pflegt. Aus die Stimme der Nationalität möchte ich aber auch bei den, neuen Bischof wenig geben. In Deutschland und außer Deutsch land ist sie bei der Geistlichkeit durch die Stimme RomS längst ersetzt worden." Wie gcslcni telegraphisch gemeldet, ist der bisherige RcicbS- tagS-Abacordnctc Rechtsanwalt Max Roemrr a»S Stutt gart. bisher Vertreter deS 10. württcmbcrgischen Wahlkreises (G»iülid-Göppi»gcn), plötzlich in Konstanz auf einer Reise gestorben. Er war ein noch junger Mann, geboren am 28. Juni l536, ein Sohn de» württemdcrgischen Märzmini- ster» und Bruder de- als ReichSgerichtsrath verstorbenen früheren RcichstagSmitgliedS. Nachdem er in Tübingen und Leipzig die Rechte studirt hatte und 1860—6l der würt- teinbcrgischc» Gesandtschaft in Paris zugetheilt gewesen. ließ er sich l866 in Stuttgart als Rechtsanwalt nieder und war ein eifriges Mitglied der nationalen Partei Württembergs. AlS Abgeordneter gehörte er der national-liberalen Fraction a», bis er sich im Sommer 1879 von ihr mit seinem Landsmann Höldcr trennte und sich der Gruppe Völk isch auß anschloß. Die Nachricht von dem unerwarteten Tode Roemer'S wird in weiten Kreisen mit Tbeilnahme aus genommen werden. Man erzählt sich in Berlin — und nach gewissen An deutungen, wie die „Voss. Ztg." meldet, nicht ohne Grund — daß vor Kurzem von sehr hoher Seite auf energische Maßnahmen gegen die Anlisemiten-Agitation hingc- wirkt und in Folge dieser Anregung theil» in der Regierung». Presse, theil« mit behördlichen Anordnungen vorgegangen worden sei. Es wird al« verbürgt versichert, daH ,n den allerhöchsten Kreisen Uber die Krawalle in Pommern und Westprenßen sehr große Verstimmung herrsche. Wir bemerken dazu, daß auch nicht ein Wort de« Tadel« bei den Lsfieiöse» in Bezug aus die Krawalle zu finden ist. Inzwischen haben sich in Stettin auch am dritten Tage die bekannten Vor gänge wiederholt. Wieder sammelten sich größere Menschen mengen kurz nach 8 Uhr, die in derselben Weise wie an den früheren Abenden unter Schreien, Hep-Hrp-Rusen ,c. sich bald hier bald dort in den Straßen ausstauten. Diesmal trat daS Militair mehr in die Aktion al» di« Polizei; von der Hauptwache aus, wo eine Compagnie aufaestellt war, wurden kleinere Abtheilunaen detachirt, die im Verein mit den Schutzleuten und Nachtwächtern von der Ecke der Breiten- und Schulzenstraße aus die Säuberung der Straßen in ziemlicher Schnelle bewirkten. Hier und da fanden einige heftige Zusammenstöße der Polizei mit dem Publicum statt, bei den«, auch Verwundungen vorgekommen sein solle». Verhaftet wnrden etwa fünfzehn Personen. Eigenthnms- bekchädigungen kamen, soweit bekannt, nicht vor. Die „Breslauer Zeitung" schreibt: „In Berliner Zeitungen taucht jetzt wiederum da» Gerücht auf, daß über DreSlau in nächster Zeit der kleine Belagerung», zustand verhängt werden soll. Diese- Gerücht wurde schon inehrsach verbreitet, ohne sich bestätigt zu haben." Au« Prag wird vom Mittwoch gemeldet: In der Stadt- verordneten-Sitzung wurde der Antrag de« StadtratheS. zum Wiederaufbau de» czechischen National - Theater« 50,000 fl. in zwei gleichen Jahresraten von nächsten Jahre angesangen au« den Sladtrenten zu bewilligen, einstimmig angenommen. Bürgermeister Skramlik gab bekannt, daß auch die städtische Sparcasse 80,000 fl. au» ihrem Reservefonds demselben Zwecke widme, jedoch vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung, da dem Reservefonds erst dann Beträge ent nommen werden dürfen, wenn er 10 Proccnt der Gesammt- einlage erreicht hat, während er bisher nur 4 Proc. erreichte. — Vor de», Deutschen Casino gab cS heute eine crechische Demonstration. Gegen 10 Uhr Abends zog eine an 200 Köpfe zählende Volksmenge, welche die anläßlich der GeburtSfeier de» Kaiser- auf dem Ringe concertirende Musskcapelle in die Kaserne begleitet hatte, beim Casino vorbei, sang daS slvvkine«, begann zu zischen und zu pfeifen und marschirte unter Gejohle weiter. DaS FiaSco Gambettc/s in Bellcville ist, wie die „Post" a»S Paris meldet, das TagcS-Ereigniß und bildet daS Gespräch in allen Schichten der Gesellschaft. Dessen ungeachtet ist seine Wiederwahl zweifellos. Tie gambettisti- schen Blätter ergehen sich in Schimpfereien, die auf der Höhe der genugsam bekannten Skandale sind. Um die öffentliche Meinung irre zu leiten, «reist daS Journal „Paris" in der heftigsten Weise die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" wegen ihre» Artikels über die erste Rede Gambetta's m Bellcville an. Ucbrigcns wird auS bester Quelle versichert, daß, wenn Gambetla gesprochen hätte, er wiederum Anspie lungen auf Elsaß-Lothringen gemacht haben würde. Im Ministerium rechnet man aus 375 gouverueincntal-opportuni- stische, 40 radicale und 90 conscrvative Wahlen. Gain- belta hat eine Karte ansertigen und in Hunderttausenden von Exemplaren unter dem Lanvvolke vertheilcn lassen, welche die Besitzungen der todten Hand deS CleruS und der Con- grcgationen'zeigt. Die Wahlen selbst finden bekanntlich am nächsten Sonntage (den 2l. d. M.) statt. Nach einer römischen Corrrspondcnz der .. Gcrmania " wohnten der bereit» telegraphisch erwähnten, am Sonntag stattgesundenen Consccration von 5 Bischöfen, darunter der de» BisckofS Kor ui», u. A. bei: Msgr. v. Montel, Auditor der Rota sür Oesterreich, Msgr. 2aenig, päpstlicher HauSprälat und Rector der Anima, Msgr. de Waal, päpst- licber Ehrenkämmerer und Rector des deutschen GotteSackerS, die meisten augenblicklich anwesenden deutschen Geistlichen. Vertreter der deutschen Vincenzconserrnz und deS Lesrvrrein« der katholischen Deutsche» und cnidere angesehene Laien. Der Cardinal Hohenlohe, welcher durch Unwohlsein verhindert war, dem Consecrationöact beizuwobncn, wie er anfangs beab sichtigt hatte, sandte dem Bijckos Korum ein kostbare« Reli- ouiar zum Geschenk. Der Bischof von Trier, dem im Laufe de- Tage- zahllose Glückwunsch-Telegramme sowohl aus seiner heimathlichen, als aus seiner neuen Diöcefe und au« alle» Lbeilen Deutschland« zugrkommeu siud, hat schon gleich nach 'dem Pontificalamt mit dem Schnellzug Rom wieder verlassen. Von der Anwesenheit eine« Vertreter« der deutschen Botschaft, über welche da» „Montaasbl." berichtet, meldet der Correspondent der „Germania" Nichts. Al- Ergänzung unseres heutigen Artikel« über da- Papstthum geben wir an dieser Stelle eine Eorresvondenz der „Kölnischen Zeitung" aus Ron» wieder, welche sich mit der Haltung der Römer Leo XIII. gegenüber beschäftigt. Dieselbe lautet: Tie RSmcr befinden sich noch immer in einem Zustande anti klerikaler Erregung. Seit die Kundgebungen vom vorigen Monat zu Ende gingen, hat die LereiuSagitatiou begonnen: sie gründe» jetzt antiklerikale Zirkel und haben deren bereit« vier zu Stand« gebracht, welche zusammen etwas über 1000 Mit glieder zählen mögen. Man redet in diesen Zirkeln sowohl gegen die ultramontane Ucberhebung »m Allgemeinen als auch im Beson deren gegen die Garantiegesetze, und gegen die letzteren unter nehmen zugleich die radicale» Zeitungen einen Sturmlaus, wie deren schon so viele gewesen sind. Eigenthümlich genug klang es in diese Bewegung hinein, als das osficiöse „Diritto" vor einigen Tagen mel dete, der Papst wolle ansziehen — nach Monaco. Ich habe allen Grund, anzunchmen, daß man in densenigen italienischen Kreisen, aus welchen ossiciSse Nachrichten zu stammen Pflegen, an die Richtig- keit dieser Angabe aufrichtig geglaubt hat; dennoch bedarf e< keiner langen Ueberleanng, um sich zu sagen, daß sie höchsten« ein Versuchsballon sein konnte. Ja den päpstlichen Kreisen ist man überzeugt, daß dieIta Neuer sofort in de» Vatikan einrückcn würden, wenn der Papst ihm nur einen Augenblick de» Rücken drehte; so fest glaubt man Dies, daß der Papst haupt sächlich au- diesem Grunde die GefangenschastSfictioa sesthält und nicht nach Eastelgandolso oder Perugia zu gehen wagt, ob- gleich er sehr unter der Hide leidet und seine Schniucht nach den heimlichen Bergen öfter» ausgesprochen hat. Wenn der l-eilige Vater schon diese geringere Gefahr nicht lauten will, wie soll er dann seinem Rest von Souvcrainiiät selbst denGarau« machen, indem er förmlich auSwanden. War aber die Notiz rin Veriuchsballon. so hat sie der Curie ein recht negative« Ergebniß cingcbracht: die Italiener haben sich darüber gefreut und die anderen Nationen haben sich nicht darum gekümmert, da ist Alles, was der angebliche Auszug dcS Papstes in der Welt an- gerichtet hat. Im Ganzen hat die gegenwärtige Zeit der anti- klerikalen Agitation den Erfolg, daß sie die Aufmerksamkeit der Italiener aus die päpstlichen Interesse» gespannt erhält, und sie kann bei künftigen Wahle» den Liberalen Früchte bringen; daß ober augenblilklichr Ergebnisse von ihr zu erwarten seien, ist wenig glaublich. Tie Nachrichten über daS Befinden dcS Präsidenten Garsield lauten, trotz der milde» Form, »>» welcher das Kabel diese HivbSposten vermittcll, derart, daß man sich aus das Aergste gefaßt machen muß. Tic freudigen Hoffnungen, mit denen »»an sich in den Vereinigten Staaten an den Gedanken der Rettung dcS Präsidenten allinälig gewöhnt hatte, sind bereit« im Schwinden begriffen und machen einer tiesen Niedergeschlagenheit Platz. Tie neueste auS New- Bork gekommene Post hat sich vcn der Gefährlichkeit der Lage noch immer keine vollständige Rechenschaft gegeben. Berichte auü Washington im „New-Uork.Hcrald" vom 2. August sind jedoch trotz des damals noch günftig lautenden ofstclcllcn Bulletins ziemlich düster gcsärbt. Die „Nationat- zeitung" giebt au» diesen sehr umsangrcichen Mittheilungen den solgrnbrn Auszug: Einer der behandelnden Aerzte giebt an. daß Lhinin den» Patienten sehr reichlich gegeben wird: cs sind ihm so während der letzten drei Wochen wcnlgsten» 250 Stück 4 3 Gran gegeben worden. Die körperliche Schwäche wird zugegeben, doch bildet d-S Fehlen erhöhter Temperatur eines der hoffnungsvollen Zeichen, »nd der schnelle Pul« bereitet den Aerzte» wenig Sorge. Nachts erreichte die Temperatur 100 »nd der Puls stieg bi« zu 104, während di« «ih- mu„g aus 20 verblieb. Während der letzten Woche war, die beiden erregten Tage Montag und DienStag (25. und 26. Juli) ringeschlossen, die Temperatur um 7 Uhr nur zeitweise über 10», während sie in der vorhergehenden Woche nur zweimal über 100 war, auS- genommen bei dem Rückiall am Sonnabend, 23. Juli; der Pul», welcher Erschöpfung, wenn nicht irgend eine andere Eomplication, verräth, ist in den letzten vier Tagen stärker geworden, als er zu irgend einer Zeit war. za der sich der Patient besser befinden sollte. BetressS der schlechten Lust wird, obwohl der Kühlapparat nicht immer in THörigkeit ist, behauptet, daß die Luft, welch« dem Raume deS Präsidenten durch den Kühlapparat zugeführt wird, immer
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