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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-24
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1881
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«rfche1«t täglich frth «»/, Uhr. Urttttioa vud Lkprditio» JshmnrlHnss» 38. ZP»chß«ndtn »er Urdattir»: «»»mittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« «—6 Uhr. Wuxch»« her skr »t« »Lchftf»lge«h« N»»mer heftimmten Inserat» a» 2» de» Filialen fite 2ns.-Annal>«e: vtt« «lem». NntversitLr-straße 22, 8ä»ts Lisch«, Kathartnenstraße 18, p. »nr tt» ' ,8 Uhr. Wgtr.TilgMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,SSO. Lbnu»r«rnt,Preia viertelt. 4V, Mli^ incl. Brlnaerlohu 5 Mk.. dariti dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2b Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» »dne PostbesSrderung 30 Mt. mit PostbesSrderung «8 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzrichntß. Tabellarischer Sa» nach höherrm Taris. Lrclamen unter den Nedartianrstrlch dir Kpaltzeile bO Ps. Inserate siad stet- an die vr-ehtti«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaouinerniuio oder durch Post» Nachnahme. Z° 236. Mittwoch den 24. August 1881. 75. Jahrgang. SSiSS Amüicher Thetl. Wegen Lesung von Wafferlrilung-röhren wird dir O»-t«to»»eysir«che vom Mittwoch, den »4. d. M. ao di« zur Fertigstellung der Arbeiten für den durchgehen de» Aährderrehr gesperrt Leipzig, a» 23. August 1881. Der -t«th der Stadt Letprtg. vr. Georgi. Harrwitz. Vekanntmachung. Dal Ngath« Beraer'fche Stipendium für „«inen armen Studenten zur Erlangung d«r Magisterwürde" ist auf die Termine Mtchaeli« 1878 bis mit Michaelis d. I. im Gefanrmtbetrage von 182 Mark 7V Pf. zu ver geben. Bewerber um diese« Stipendium werden aufgefordert, ch«« Gesuch« nebst dm erforderlichen Bescheinigung«» dis zum l8 September d. I. bei uns «inzureichen. Leipzig» dm 17. August 1881. Der -kath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Verpachtung. Der hiHge Schwanenteich soll znr Fischzucht und Benutzung al» TtSbahu anderweit aus 8 Jahre, dom l. November 188l bis 31. Oktober 1887, an den Meistbietenden verpachtet werden. Die Versteigerung findet Montag den SS. dies. Mo». Vormittags 11 Uhr ans dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr, 16, statt. Di« Verpachtung«, und VersteigcrungSbebingnngen liegen aus dem Rathhau-saale, l. Etage, 'zur Einsichtnahme aus. Leipzig, dm 15. August 188 s. Der Stath der Stadt Leipzig. Dr. Tröudlin. Stoß. VrklUliltrnilchUllg. ds«. I., de« deutsche« Nationalsesttage, e »eschlassca. Leipzig, den 23. August 1881. Der VSrsenvorstaod. Am 8. Leptemter bleibt die Vorse geschl, Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 84. August. Unsere westlichen Nackbarn haben am letzten Sonntage unleugbar dm Beweis geliefert, daß sie daS Wort Thiers' verstanden haben: „die Republik wirb konservativ, oder sie wird nicht sein"; denn rie Wahlen in Frankreich haben, soweit sich da« Ergebnis zur Stunde Übersehen läßt, zu einer Stärkung der gemäßigten republikanischen Rich. tung, zu einer Niederlage der Parteien der Rechten wie der Intransigenten geführt. Die Frage, auf die man mit besonderer Spannung die Antwort erwartete, ob nämlich Gambetta in seinem alten Wahlkreise Belleville wieder durchdringm werde, ist zu seinen Gunsten entschieden worden. Aber freilich ist der Sieg nur mit so geringer Stimmenmehrheit erfochten worden, daß man ihn mit Recht als Pyrrhussieg bezeichnen kann. Die Republik ist gekräftigt au« diesen Dahlen herdorgegangen, die Person Gambetta's aber hat unverkennbar einen empfindlichen Stoß erlitten» und in Frankreich pflegt eS rasch veraab zu gehen, wenn der Niedergang einmal begonnen hat; Da» wird auch Gambetta ren. )ir in Deutschland können mit dem Grundergebniß Vilser Wahlen, der Stärkung der gemäßigten republikani schen Parteien, der Schwächung der Monarchisten und Radi kalen, nur zufrieden sein. ES ist diejenige Staatöform und politische Richtung befestigt worden, die noch am meisten die Wahrscheinlichkeit in sich trägt, leidliche Nachbarschaft mit un« zu Pflegen und einer Politik der Abenteuer und der krie gerischen Verwickelungen sich zu enthalten. Wir in Deutsch land können e- nur mit Gcnuathuung begrüßen, wenn die politischen Verhältnisse in Frankreich auf Grund der bestehen den StaatSform sich immer mehr befestigen. Nicht ein ruhiger stetiger Gang der politischen Dinge ist eS, was wir zu fürch- ten haben, sondern daS Vordringen der extremen Parteien, der Lärmmacher von recht» und link«. lieber den Eindruck, welchen die Wahlen in Berliner politischen Kreise» hervorgrruse», wird u»S von guter Hand geschrieben: „Der Pyrrhussieg Gambetta'« in Belleville wird in unseren politischen Kreisen mit überraschender Ein- müthigkeit beurtheilt. Man sieht denselben al« den AuS gangSpunct einer entschiedenen und Dauer verheißenden Wen düng in der Politik de« Kammerpräsidenten an. Der ehe malige Feuerbrand, der Radikalste der Radikalen, welcher dann aus der Leiter de« „Opportunismus" in die Regionen staat-männischer Mäßigung hinausgestiegen war. welchem aber in dieser Rolle der Mäßigung niemals recht getraut wurde, wird sich nun allem Anscheine nach an« Uebcrzeugung und mit Thatkraft von der äußersten Linken lossagen und feine Stütze in den breiten Massen de» friedlichen und besonnenen Bürgerthum» suchen. Daß er sie dort auch finden wird, dafür bürgt seine Geschicklichkeit in der Taktik, sein Imperatoren talent, di« Geister an sich zu fesseln und ihnen vertrauen aus seine Kraft einzuflvßen. Für Herrn Grevh. den „bürgerlichen" Präsidenten, erwächst damit freilich eine ge fährliche Eoncurrenz. So lange Gambetta sein« Unter- mimrungSthäligkeit gegen die jetzige Regierung von außen her leitete, konnte sie parirt werden; in dem Augenblicke, wo er al« „Freund" und GesinnungSaenoffe unter die gegen wärtige» Machthaber tritt» hat er Anspruch auf die weitest gehende Rücksichtnahme, und der höchste Preis, die Erb schaft Grevy'« selber, wird ihm ohne Zweifel gerade gut genug erscheinen. Man glaubt bier Dem entsprechend an «ine baldige Wandlung der französischen Regierung, und man hält «< nicht für unmöglich, daß dieselbe schon vor dem Zu. sannnentritt der »«gewählten Kammer zuw Ansbruch kommt. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß der Wahl act selbst sich in vollkommener Ruhe vollzog. Auch der ")osfZta." wird Gleiche« meiner Pariser Eorrespondenz vom Nivmag gemeldet: Seit den legendären Ruhetagen zur hohen Zeit der Juli- Monarchie hat Pari« noch keinen Wahltag erlebt wie den gestrigen. Kein« Spur von Agitation, Leidenlchast oder Span- iiung. Die Morgrndlcttter erschienen noch mit einem letzten Aus- rus an die Wühler, der sich vergeben« abmülüe, pathetisch und heftig zu scheinen. In einigen vierteln tauchten auch noch neue Maueranschlüg« aus. die Bevölkerung aber war von einer in diesem Menschrnalier hier bei Wahlen noch nicht beobachteten Gleich gültigkeit. Die Straßen üllerraschten durch ihre Menschenleere. Die zahlreichen Pariser, die letzt auf dem Lande wohnen, kamen mit eigenen Wählerzügcn, welche alle Bahne» veranstalteten, zeitig Bor- mittag« zur Stadt, gaben ihren Stimnizcttel ab und fuhren sogleich wieder weg. Die Arbeiter und Alkinbürger im So»ntag«ftoal strSmlen nur in sehr dünnen Zügen nach den Wahllokalen, wo es weder Diskussionen, noch Ansammlungen gab. In manchen Bezirken stimmte kaum die Hälfte der Wahlberechtigten, in allen war die Betheiligung geringer al« jemals seit 1870. Nach Schlub der Wahl, der überall um lech« stattsand, begann die Zählung in Anwesenheit weniger Neugieriger. Rur in Belle- ville drängten sich größere Masse» heran, um den Fortschritt der Zählung zu überwachen. Auch hier erfüllte sich kein« der gehegten Befürchtungen. Wohl zeigte dieser Staditheil eine lebhaftere Pl,a siognomie als die übrigen: doch kam r« nicht zu Lärm und Aus. läusen, und auch die Bekanntmachung de« Wahlresultot« veranlaßt,: keinerlei übermäßige Demonstration. Nach acht Uhr Abend« begannen die Pariser Resultate bekannt zu werden. Der Boulevard zeigte ledoch selbst dann keine besondere Bewegung. Nicht« von jenen über- jchwenglichenScencn, wie sie drr lS.Lctober 1877 gebrach!. „Soir", der nach neun ausgegcbe» wurde und bereit« einige Resultate enthlelr, wurde etwa» lebhafter al« sonst gekauft, doch gab es nicht da» her» kömmliche Gedränge um die Zciluiigskiosks. Nur um die Bureau; einiger Boulevardblätter, welch« di« Resultate assichirten, sammelten sich größere Gruppcn an. Man Hörle nur höchst vereinzelte Ruse „Vivo l» Käpukligne" und „Vive Oamdstta!" und ein Fremder, der da- Slraßciilebcn von einem Kafseehausc au« beobachtet hätte, würde kaum elwaS Außerordentliche« bemerkt haben. Bis jetzt sind 512 Wahlergebnisse bekannt. Die ge wählten Depulirlcn werden von dem Ministerium bcS Innern rlassifieirt wie folgt: Republikaner der Linken ober der republikanischen Union 340, klerikale Royalisten 40. Bonapar- tisien 33. äußerste Linke 36. Intransigenten 3, Stichwahlen sind 55 erforderlich. Die Wahl Gambctta'S in dem 2. Wahl bezirke von Belleville wird angesochlen, da die für denselben abgegebenen Stimmen nickt ausreichend sein dürsten, um die gesetztich« Majorität der Abstimmenden zu bilden. ' - Viele haben gesudelt, daß mit Gladstone'S Landbill die die Nerven Englands zerrüttende irische Landfrage gelöst oder doch aus unbestimmte Zeit vertagt sei. Sie haben sich getäuscht; wenn auch da» Unterhaus nach langwierigen Debatten dem Werke Gladstone'S seine Sanclion nicht ver weigert hat, so trafen die Neuerungen im Oberhause auf den entschiedene» Widerstand der edlen Lord«, die von dem Geist der Vorrechte der rotten borougks, der „faulen Flecken", einmal erfüllt sind und nicht davon lassen wollen. WaS kümmern diese „Herrlichkeiten" die Beschwerten des Pächters, wa« die Zerrüttung einer ganzen großen Provinz dcö Reiches, wenn eS nur in den rotten doroueü« bleibt, wie eS seit Jahr hunderten gewesen! Diese „gaulflccken-Edellcute" Ver fahren mit Irland genau so, wie einst die römischen Patrizier mil Italien; sie ersetzen den Ackerbau durch ungeheuere Wcideländerrien und kümmern sich nicht darum, wenn dadurch die Bevölkerung sich in einem von Natur reichen Lande nicht mehr ernähren kann. Mag sie in Massen über den Ocean flüchten, wenn nur „Ihre Herrlich keiten" den Pachlzm« erhalten. Warnend rief der berühmte römische Schriftsteller PliniuS der Jüngere der Nachwelt zu, daß die Latifundien, die großen Weikcländercien der römischen Großen daS alte Italien zu Grunde gerichtet haben: aber waS acht Da- die edlen Lords des Oberhauses an? Warnungen der Geschichte sind für diese „Herrlichkeiten" nicht vorhanden. Dcshalo leisteten sie den heftigsten Widerstand, als die Glad- stonc'sche Landbill au- dem Untcrhause an sie gelangte. Tie LorvS verwarfen mehrere nicht unwichtige Zusätze und Paragraphen und fugten eigene Zusätze hinzu, so daß die Landbill ganz anders auSsah, alS sie wieder auS dem Oberhause herauSkam. Die Regierung kam dadurch in eine fatale Lage. Sollte sie dem Obcrbause nachgebe»? Dann war die ganze Arbeit VeS Unterhauses, welche« 46 Tage ans die Bcrathung der Bill verwendet hatte, vergeblich gewesen; da- Zustandekommen eines solchen Gesetze« war aus unbe stimmte Zeit hinausgeschoben und man mußte sich auf die atalstcn Zwischenfälle in Irland gefaßt machen, ganz abge- ehen davon, daß ein solches Schicksal der Landbill auch alS eine Niederlage der Regierung ausgesaßt werden mußte. Da beschloß Gladstone dem Oberhause einen Vergleich anzubietcn, bei welchem er allerdings den Kürzeren zog. So opferte Gladstone die wichtige Bestimmung, daß die gerichtliche Beitreibung de« rückständigen Pachtzinses gestundet werden müsse, wenn der Pächter eine Erniedrigung deS Pachtzinses verlangt hat. Diese Bestimmung gefiel den Lord- nicht, welche den Ertrag ihrer Ländereien gern pünctlich eingelicfcrt erhalten. Und Gladstone gab nach, waS ein entschlossenerer Staatsmann nicht gethan hätte, denn die LordS vertheidiglen in eng herzigstem EgoiSmuS ein Scnderinteressc ihrer Kaste und dein durste der Leiter de« britischen Reiches nicht nacbgebcn. An ders, wenn sie einen prinripiellcn Widerstand geleistet hätten, dann konnte man sich mit ihnen verständigen. So aber nicht, den» wenn Opfer sür den Staat und seine Wohlfahrt ge bracht werden müssen, dann kann man solche von den Herren LordS ebenso, vielleicht noch eher verlangen kenn von anderen Leuten. Die Landbill hatte ohnehin die Wunder nicht gethan, die so Viele von ihr erwartet haben. Sie regelt blos die Pacht verhältnisse in Irland; aber eS sind doch die Pächter nicht allein, welche von den bcklagenSwertben Zuständen in Irland betroffen werden: auch andere BerusSclassen haben daran Tbeil. Wenn nun auch die Reformen, welche die Bill sür die Pächter bringt, noch geschmälert werden, dann müssen rie Hoffnungen, die man aus die Landbill gesetzt hat. dahin- ichwinden. UebrigenS wird die ganze Menge der ländlichen Tagelöhner in Irland von den Reformen der Bill kaum be rührt und eS läßt sich nickt einmal erwarte», daß der Massen flucht der irischen Landbevölkerung über datz Meer in einem erheblichen Grade gesteuerl wird. Ter Ire blickt aber beute immer ncch niit Ingrimm aus die Fluren, die seinem Later, seinem Großvater und Urahnen gehört haben und die bei den verschiedenen englischen Einfällen einfach dem Lord To und So überliefert worden sind, während die Nachkommen de- ehemaligen EigenthÜmerS als Tage löhner oder kleine Pächter mühsam exiftiren. Der Ucbergang ganzer Landschaften auS freien Grundbesitzern in die Lage abhängiger Pächter ist eben auch gar zu schroff gewesen, ui» nicht seine Übel» Nachwirkungen zu haben. Aber Herr Gladstone. wenn er diese Gegensätze einmal üderbrücken will, soweit dies bei den Pächtern möglich ist. häkle den Witer- ständ deS Oberhauses nicht so sehr fürchte» und die Segel streichen solle», da er doch das Unterhaus für sich hatte. Verstümmelt und verwässert ist die Bill zu Stande gr- kommen und Ihre Majestät hat da- Gesetz, wie uns soeben telegraphisch gemeldet wird, genehmigt; ob sie die Wirkung haben wird, in Irland den öffentlichen Frieden herzustcllen, daS muß man abwarlen. Von der Ostsecküste wird der „All. Zta." vom 20. August geschrieben: „DaS große Kanonenboot erster Classe „Nautilus" kcbrt in diesen Tagen nach Kiel zurück, nachdem c» seit dem Frühling 1874 unablässig die australischen Gewässer durchkreuzt und alle dortigen Inselgruppen genau erforscht hat. Der Capitain deS „Nautilus" ist auf dieser Reise gestorben. Die neue kürzlich vom Stapel gelaufene Glatt- dcckScorvctte „Carola" (nach der Königin von Sachsen so genannt) segelt in den nächsten Tagen von Kiel nach Australien, und die BollbcckScorvette „Elisabeth" Anfang« Oktober nach Japan. Während im Mittelmeer gewöhnlich nur ein oder zwei kleine Kanonenboole der deutschen Kriegsflotte stationirt sind, kreuzen in den australischen und ostasiatischen Gewässern siet« 4—5 Eorvellc» und große Kanonenboote. Diese große Zahl der dcutscbcu Kriegsschiffe in den fernen Meeren hängt mit dem jetzt in Berlin verfolgten Plan zusammen, in der Südsee deutsche Slrascolonien (?) und vielleicht auch ausge dehnte Handclsnieterlassunge» zu errichten und zu diesem Zweck passende Küstenstriche oder Inselgruppen zu erwerben. Die Ossicicre aller dort befindlichen Kriegsschiffe müssen die ausgedehntesten Beobachtungen in klimatischer. geographischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht über alle Lander, die sich hierfür eignen dürften, anstelle» und darüber genaue Berichte nach Berlin eiusenten." Man schrribt un« au- Berlin vom Montag: „HeuteAbend kehrt der Krieg«minister v. Kamele von seiner pommerschcn Besitzung Hohenfelde nach Berlin zurück. Unmitlelbar nach seiner Ankunft stehen die letzten Anordnungen sür die Her bst - manüver zu erwarten, die in diese» Jahre «in besondere« Interesse haben und durch die Tbeilnahme einer ungewöhnlich großen Zahl ausländischer Ossiciere ausgezeichnet werden dürsten. Mtt besonderer Spannung sieht man namentlich den Cavallerie Manövern bei Könitz entgegen. Bekanntlich macht sich in »euerer Zeit in der Kricgswissenschast eine ziemlich starke Strömung ge^eu die Cavallerie gellend. Ei» Theil unserer Grncralstabsosssciere hält dafür, daß die Waffe für den großen Krieg eigentlich die Bedeutung nicht mehr habe, die ihr früher zucrkannt wurde. Man spricht von dieser Seite sür eine Verringerung der Zahl der Cavallerie und für eine dcmeulsprechende Vergrößerung de« Bestände« der In fanterie- und Artillerie-Regimenter. Es heißt nun, daß die diesjährigen Reiterei-Manöver mit den Zweck haben sollen, Werth und Bedeutung der Waise einmal von dem angege benen GesichlSpuucte au« zu prüfen. Die Vertreter de«, wenn der Ausdruck erlaubt ist. cavalleristiscken Element«, an ihrer Spitze LerPriuz Friedrich Karl, geben sich hierbei nalür- lich der Hoffnung hin, daß e« ihnen gelingen werbe, die Ver- kleinerer ihrer LieblingStruppe von Ver Grundlosigkeit der erhobenen Vorwürfe zu überzeugen." Die Kampsmelhode der CentrumS-Demagogie bleibt da« unerschöpfliche Thema der Tagespresse. Für die Strö mung, welche im Eentru m noch immer die Oberhand hat. ist ganz besonder« charakteristisch, daß anläßlich de« bevor stehenden katholischen Parteitage« in Bonn auf die Heranziehung de- nicbtdeutschen Elements so großes Gewicht gelegt wird. ES ist seiten- der Unternehmer Sorge dafür getragen, daß ausländische Bischöfe und andere Geistliche anwesend sein werden, und daß eS auch an Ansprachen in iremtcn Sprachen nicht fehlt. Der Zweck dieser Heraus forderung liegt aus der Hand. E« soll der preußischen Regie rung und den staat-treuen Parteien gegenüber betont werke», daß die ullramontane Partei auf deutschem Boden sich nur als Theil und Glied eine« größeren Ganzen fühlt, daß sic sich für verbindlich erklärt sür die vaticanisch« Gcsammi- Politik, sür welche die deutschen Verhältnisse nur eine Welle »» großen Strom sind, und daß sie diese scharfe Accentuirong ibrcS doppelten Charakter« al» deutsch-politische und zugleich als internationale Partei gerade in diesem Augenblick sür »ötbia hält, wo sie au« dem einflußlosen Kreise in da« Centrum politischer Action zu treten eingeladen wird. Der Bbg. Windthorst hat e« immer ganz vortrefflich verstanden, sich zur reckten Zeit dem gefährlichen Netz der „RegicrungS- sähigkcit" zu entziehen, indem er plötzlich eine neue Grund lage für die Entsaftung seiner taltischen Künste fand. Erst vor wenigen Monaten zeigte er eine Probe dieser Geschick lichkeit. als er bei der dritten Lesung de« Unsallversichcrungs- gcsetzeS da« Eompromiß, welche- die Regierung anbot, zurück- wie«, trotzdem e« den eigenen Forderungen de« CentrumS beinahe völlig entsprach. Fühlt jetzt auch der ultramontane Führer, daß eS gelte, die Schranke zu erhöhen, die zwischen seiner Partei und den, Reichskanzler liegt und welche der be- barrliche Eifer de« letzteren nach und nach zu lockern ange- saugen? Man muß c« glauben, ja eS beinabe als Gewißheit binnchmen, wenn man die nervöse Geschäftigkeit in der EentrumSleituna beobachtet, wenn man namentlich Richtung und Zusammensetzung der bevorstehenden Bonner Parteiver- sammlung eingehender betrachtet. Innerhalb der Regierung baden selbst die vorbereitenden Schritte schon lebhaft ver stimmt, und e« wird den weiteren Schritten dieser ultramon tanen „Heerschau" eine Aufmerksamkeit gewidmet, wie sic den herkömmlichen Katholikrnversammlungen kaum je zu Theil geworden. Herr v. Treitschke hat cm seine Kreuznacher Freunde folgende Zuschrift grrichtet: Di« kragen mich wegen eine«, i» Ihrem Wahlkreise offenbar mit Absicht verbreitete» -erachte«, da« mir nachsagt, ich hätte meine Gesinnungen geändert »nd wolle mich von jeder Berührung mit den Liberalen sernhaltrn. Die Wahrheit «st. daß ich über alle wesentlichen politischen Fragen noch heut» genau ebenso denke, wie vor zehn Jahren, al« mir Ihr Wahlkrei« zuerst sein Mandat übertrug. Ich bin damals nicht aus den Namen einer Partei gewählt worden und habe vor der Wahl von 1878 a»«drückltch erklärt, daß ich mich nicht für eine Fractwa ver pflichten könne. Ich habe stet« aus der Rechten der nattonalliberaleu Fraktion gestanden und mich 1878 vergeblich bemühl, die Ber» wersung des Socialistcngesetze« zu verhindern. Mit ihr begann der Bruch zwischen dem Reichskanzler und den Nationalliberalen. Im solgenden Jahre trat ich au« der Fraktion au«, iveil sie den Zoll- taris verwars und doch nicht anzugcbcn wußte, durch welche andere Mittel da« Reich seinen Geldbrdars decken sollte. WaS mich von der Fraktion trennt», war nicht ihr Liberalismus, ondern ihre Gleichgültigkeit gegen die nationalen Pflichten de« deutschen Reich«, lag«. Ebenso habe ich auch »cuerding-, der Meinung der Fracttoa zuwider, die Politik deS Reichskanzler« untrrstützt, al« sie darauf ausging, die verfassungsmäßige Einheit des deutschen Zollgebiet« zu vollenden und den für alle lheile schädlichen Privilegien der Hansastädte ein Ende zu machen. Ich vermag nicht einzuschen, daß das FcsllMlien an pariicularlstischen Privilegien oder der Rus „sott mit Bismarck" ein Zeichen liberaler Gesinnung sein sollte. Nach meiner, Meinung ist e« die Pflicht aller wahrhaft Freigrsiunten, die Politik deS Reichskanzler- zu unterstützen, natürlich in voller Unabhängigkeit, wie e« einem Parlamente ziemt. Nur wenn die Mittelpattcien der im Wesentlichen dercchtiglen Politik deS Reichskanzler» ihre Unter stützung leihe», wird eS möglich sein, die Extreme von Links und Recht« in ihre Schranken zurückzuwcisen. E« ist eine von der Fort schrittspartei und ihren Genossen an-gesprengte Unwahrheit, daß der Reichskanzler reactionaire Pläne verfolge. Ich hoffe, über diese Dinge mich demnächst mündlich vor meinen bisherigen Wählern au«, zusprechen. Die Angabe, daß zum Wahltag der 17. Oktober auS- ersehen sei, hören wir al- unrichtig bezeichnen. Der Termin ist vielmehr noch etwa« weiter hinauSacschoben und wird erst in die letzten Tagen de« Oktober fallen. Der bezüglich« Beschluß scheint bei der treulichen Anwesenheit de« Reich-»' kanzlerS in Berlin gefaßt worden zu sein. Soeben ist unter Anderm dem ViccpräseS deS katholi schen Gesellenverein» in München, dem Dom- beneficianlen Löscher, aus die BeilcidSadresse, welche genannter Verein anläßlich der Vorfälle in Nom an den Papst gerichtet hatte, nachstehende« Anlivortschrciben vom 31. Juli durch die Münchener Nuntiatur übermittelt worden: Euer Hochwürden l Zn großem Droste gereichte dem ttrf- betrüblen Herzen de- Heiligen BaterS die edle Geiinnung, mit welcher Lw. Hoch würden und Ihre Bereinsgenossen in Ihrer BeilcidSadresse Ihren Abscheu kundgabrn über die bcklagenSiverihen Vorkommnisse in unserer Stadt in der Nacht des 13. Juli und Ihre lebha t« Tbeilnahme für die Freiheit und Unabhängigkeit de« erhabenen Oberhäupter der katholischen Kirche zum Auodruckr brachten, welche« da sehen mußte, wie di« ehrwürdige Leich« seine« Vorfahren gestraft verhöhnt und beschimpft und wie von einem nichtSwürdigea Gesindel Io viele gutgesinnt« Gläubige, die nicht» Anderes thatrn, al« daß sie ihrem verstorbenen Bat» und Sonverai» den letzten Tribut lindliqer Hingebung und Dankbarkeit Vorbringen wollten,, mißhandelt wurden. Aber da« sind nicht di« einzigen Dinge, welche da« Herz Sr. Heiligkeit betrüben; sie sind gleichsam nur da« Signal zu den schmählichsten Verunglimpfungen seiten« einer gottlosen und revolutionären Presse, welche die Lage deS Heiligen BaterS stündlich schwieriger und gefahrvoller zu gestalten droht. Unter solchen Um» ständen ist es Pflicht aller Katholiken, mit lauter Stimme gegen die unwürdige Behandlung ihre« oberste» Hirten zu protkstirea. Schließ, lich spreche ich Ew. Hochwürden und allen Ihren BereinSgenossea den lebhaften Dank Sr. Heiligkeit sür diesen Ihren Liebesdienst au« und übermittle Ihne» Allen freudig den Apostolischen Segen. Mit vollster Hochachtung Ew. Hochwürden ergebenster L. Eardiual. Jacobini. Bekanntlich macht die Reichsregierung feit längerer Zeit Anstrengungen, eine Militcitrstrafproceßordnung zu Stande zu bringen, waS bisher hauptsächlich daran scheiterte, daß Preußen da« geheime Verfahren beim Militairstraf« prccctz nicht aufgeben will, Baiern aber nicht sein brwährte« mündlichcS und öffentliches Verfahren. In der letzten Zeit ist hierüber wieder verhandelt worden. Das gab Gelegen heit. den bairischen Mililairrickterstand in der Frage zu hören. Vom Gencral-Auditoriate wurden die zwei Militalrbczirk«- gerichte des Königreichs um gutachtliche Aeußeruna betress ter von Preußen angestrebten Abschaffung deS öffentlichen Verfahrens ber Militairproceffen angegangen. Wie der ..Nal.-Ztg" au- München berichtet wird, hat sich sowohl MilitairbczirkSgerichtS-Dircctor vr. v. Englert in München, al« auch Direktor v. Koppmann in Würzburg verneinend ausgesprochen und betont, daß eine Aenderung in bcregtcm Sinne zu verwerfen sei. Die Sonnabend Uber Wien erfolgte Abreise de« Grafen Hatzseldt nach Konstantinopel zur Uebergabe seine« AbberusungSschrcibcnS wird damit begründet, daß nach den nunmehr getroffenen Anordnungen die Uebergabe türkischer Gebietslheile an Griechenland mil Ausnahme von Volo bis zum 3. September d. I. abgeschlossen sein wird. Die schließ- liche Uebergabe deS letztgedachten Platze-, welche fünf Monate nach Vollzug de« Vertrage« zu geschehen hat, ist erst im December zu erwarten; man ist deshalb ohne jede Bcsorgniß und konnte somit die Hauptaufgabe deS Botschafters Grasen Hatzseldt in Konstantinopcl als erledigt erachten und seine definitive Berufung zur Leitung de« Auswärtigen Amte«, welche fast seit vollen zwei Jahren provisorisch qesührt wurde, beschließen. E« zählt die Angelegenheit zu den Personalfragen, welche bei der neulichcn Audienz deS Reichskanzlers beim Kaiser ibre Erledigung gesunden haben. Die Reise, welche derKönig von Italien nach Oester reich bezw. nach Berlin machen will, wird bereits in den Blättern lebhaft besprochen und erörtert. Es ist gewiß recht bemcrkcnSwerth, daß schon jetzt von den Ofsiciösen in Wien, freilich mit großer Absichtlichkeit, verbreitet wird, eS handle sich bei der Reise de« König« Humbcrt um eine rein per sönliche Angelegenheit, die keinen politischen Charakter babr. Man ist in Berlin nicht geneigt, dieser etwas naiven Auf fassung zuzustimmcn, sondern will vielmehr der Reise eine hervorragend politische Bedeutung beilegen. Inzwischen ist noch nickt bekannt, ob und in wie weit derKönig die Absicht hätte, von Oesterreich auS lund eS heißt, seine Zusamiiien- kunst mit dem Kaiser von Oesterreich solle in Salzburg stattsinden) seine Reise an den Berliner Hof auSzudehnen. In Konstantinopel verlautet gerüchtweise, daß der englische und der italienische Grenzcomrnissar von Räubern gefangen genommen worden seien, welche 40,000 Pfd. St. als Lvsegeld sür ihre Gefangenen fordern. Der „TimrS" wird dagegen gemeldet: „Den Telegrammen rusolge, die hier von den Consuln in Ianina eingegangen sind, wurde daS britische Mitglied be- GrenzberichtigungS-Nu-schusseS am 18. d. unweit der Grenze von Epiru» von Räubern angegriffen. Nach einem scharfen Gefechte, in welchem der Befehlshaber der türkischen Bedeckung grtödtct worden sein soll, wurden die Räuber zurückgeschlagcn." Wie schweizerische Blätter berichten, wird der Ent- scheid de« BundeSgerichl». betreffend die Recurse gegen da« Verbot de« socialistischcn Weltcongresse«, auf
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