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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-27
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1881
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NM«»» 1»»k. alt« 210-815^ »der WO «». alter 177-1« X slscher 175 de» « be». iKS^lL«»., ««r «bq. ^ll be»^ n »o er Skptbr^Ocwba iovember-Deeember ,c» 60.S0 Geld. wall Lrottzsch. >. :amm. ichte. llrse.) laar«bab» SW.—. rschlesisch. 917.1L Bleuer Bankveret» e Bank 176.—. Lapierreute 67.80. vo» 1880 75.75. .75. Dorttminder urahütte 118.« tachmittag». taattdahn 630.—, ichweidnttz 106.S0r 104.50. «lbethal- ch Sk.-Pr. 117.—. mstädter 176.75. -mrahütte 118«. Silberrente S8.3V. >. iachm. Vtoattb. 686—. h« 247.10. «alt. veubacher 116.75. viteonto 880.25. urahütte 118.—. aoierrentr 67.85. »risch« Goldrente Ruhig. er Et. ^r?«85. Sre-lau-Schweld- >Bodenb. Et^U, Ile-E»ra»^lube» n»-Vah» 17V.—» 16.75. Oesterr.» Pilsen-Priele» lieLre-Oder-User Wriinar-Gera Verl. Handelt« oburaer Credit« >e Bank 175.—. 0.25. Dresdner ', do. Handelt» tDitHsellsch. r «a»k 100.10. -. weimarische, Bankleerein —. md. Unio» St- homrock 08.75. dr. (Hll.tniann) 167.60. Belg. Land»» k. S. Ner-burg ' E. euk.S. I ". chtaul. 10,7.». 0.70. berrente Oesterr. «W.—. »oten 171.80 »kditcontt auf » »md Ba nle» tosen 626.—. .90. Mainzer 25. Deutsche 7.50. Dortm. ). rle.) 3»/. Elchs, «reute 67'/» H. Orient. Hessisch, lA/» Dann» lredtt SIS»/» 21'/» Rord» iconto 830*/» ernte 91.10. Lombarde» lizier 387« .60. Silber : Reichtbank» 1873 91'/.» e vo» 1878 «0-210 X. °185chO ediguag: 18. er «ugust. 30 H- - per -. Tendenz: l15.50^l > cHkftet Bolleo. — msa» 8000 e» verlaust. je Dmnpf« rselb« über. »ser„Arra- vo» der chello" Heber ikmrg-west- (80/H der iHmnburg. che »rde» «LÄ träum des Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Urdartiou und Lrprditio« Johanne-gasie 33. ApreOistunden -rr Ne-actioa: «onnittagt 10-18 Uhr. Nachmittag» 1—6 Uhr. Annahme der für die nächstsolgend« Nummer bestimmte» Inserate an Wochentagen dt» - Uhr Nachmitta« an Ean». und Aefttagrn früh di» '/,v Uhk Zn -rn^ilialrn für Ins.-Äunahme Ott« Klemm» UnivrrsitLtSsirahe 22, L«»iS Lüsche» Latharinrastraste 18» P. nnr di» '/,8 Uhr. UchMer.TaMatt Anzeiger. Organ för Politik» Localgeschichte, tzandels- undGeschastsverkehr^ 23S. Somrabeud den 27. August 1881. Auflage LS^rsv. Zlbonnnnrntsprei« Viertels. 4V, Mt., incl. Brinaerlohn 5 ML, durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 25 Ps. Beltgeiemplar 10 Pf. Gebühren sür Cxtrabeilaaen ahne Postbeförderuug 39 ML mit Poftdesörderuag 18 ML Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verztichaib. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Kerlamen unter den lledartiousstrich die Spaltzeile 50 Vs. Ins,rat« sind stet« an die »rpedttia» za seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoiiiaeraixlo oder durch Post» uachuaho»«. 75. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntng, den 28. August, Vormittags nnr bis 1.» Nhr geöffnet. Lxpeältlon äe« I»e!p/.!l;er Amtlicher Theil. Brkanntmachnng. Wir bringen hierdurch zur öffcnllccheu Kenntniß, daß am Nationalfcsttage Deutschlands, dem 2. September, Vor mittags 10 Uhr. ein Dank- und Festgolleodienst in der Maltbäikirchc stattfinden wird. Leipzig» am 24. August 188l. Die Kirchentnspection für Leipzig. Der Superintendent. Der Skath der Stadt Leipzig. I. St.: Dr. Georgi. Diakonus Dr. Suppe. Dr. JLangemann. Bekanntmachung. Sämmtliche städtische DerwaltungS- »nd Caffen- expeditionen dieiben am 2. September d. I geschlossen. Leipzig, de» 24. August l38l. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Dr. Wangemann. Bekanntmachung. Da eS wünschenöwerth ist, daß kein Ratioaalfesttage Deutschlands, dem 2. September, in unserer Stadt auch äußerlich ein festliches Gewand gegeben werde, so richten »vir an die Bewohner unserer Stakt daS Ersuchen» an diesem Tage die Gebäude iu würdiger Weise mit Flaggea- rchmuck za versehen. Leipzig, am 24. August 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ Dr. Georgi. Dr. Wangemann. Bekanntmachung. DaS Befahren dcS Wege» zwischen dem ehemali- i^ankfurter Thore und den» neuen Schützen- ' "r Ehrend der Zeit von 4 Uhr RachmittagS »'.! -. Septeruber d. I. »vird hiermit sür Fichnvcrk jeder A.t untersagt, und wird der Fährverkehr während dieser Zeit, auf den Weg vom neuen Schützenhause nach dem Knhthurme verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe biS zu 2V Mark geahndet. Leipzig, am 24. Anglist 1881 Der Rath und daS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Dr. Rüder. Dr. Waligeinann. Bekanntmachung. Die Herstellung der am Obstmarkt »nd in dessen Um gebung ausrusührenden GaSgräbcn ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Keniitniß gesetzt. Leipzig, den 23. August >88>. Der Rath der Stadt Leipzig. Eiche Dr. Georgi. choriuS. Auctions - Bekanntmachung. Im AuctionSlocale des Unterzeichneten RalheS, Gerder- strasie Nr. HG, Hof I. Vtage, sollen den S1. August 1881, Borm. 9 Nhr, Möbel- und KleidiinaSstückr, Koffer, 4 Taschenuhren, 3 goldne Ringe. 1 Posaune» 1 Flöte» 2 Posaunen- ziige rc. »c. a» den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 22. August l88l. Der Rath -er Stadt Leipzig. Dr. Georgi.Rüster. Verpachtung. Der hiesige Schwanenteich soll zur Fischzucht und Benutzung alS EiSbahu anderweit aus « Jahre, vom l. November 1881 bi« 31. Octobcr 1887, aa den Meistbietenden verpachtet werden Die Versteigerung findet Montag den 2k». dies. Mo«. Vormittags ÜL Uhr auf dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr. 16, statt. Die Verpachtung«- und Bcrsteigcrungsbedingnngea liegen aus dem RathhauSfaale, I. Etage, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 15. August l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Trönvlin. Sköß. Am 2. September ds«. I.» dem demjcheu Nationalfesttage, bleibt di- Börse «efchl.fie». Leipzig, den 23. «uqust 1881. Ter v-rsen»«rsta»b. Vebmnlmach»!-. Die Anfertigung von 156 Lelbmatratze» und 1571 Kopfpolsteru don Roßhaaren so» a» den Mindestsorderndeu vergeben werden. Resleetante» könne» die Bediugunge» im Geschüftölacale der Unterzeichnete» Benvaltuag — Schloß Pleiße»burg, Thnrmhaul. Stube 15 — einsehe», auch sind die Offerte» daselbst bt» z»m 89. August a, «ormittag» 11 Uhr, schriftlich »ud verfiegeU abzuaebeu. Leipzig, am 81. August 1881. Küuigttch« S»«r»is«»per»»lt»,^ veulschkattzolische Semeinde. Sonntag, den 88. August, »ach Schluß der Erbauungsstunde Gemeinde»versammln»^ Tagesordnung: Wahl eines Abgeordneten z» der vom Laude»- Vrcheavorstand für de» 18. September auSarschriebeucn Lanbeesynode. Anto» Fischer, Borfitzender. Nichiamtlicher Theil. Leipzig, 27. August. Die Lage in Frankreich nach den Neuwahlen nimmt unausgesetzt das allgemeine Interesse in Anspruch. Die «ine Stimme, welche Gambet 1a im zweiten Belleviller Wahlbezirk über die absolute Mehrheit erhielt, ist von großem Einfluß aus die Gestaltung dcS Landes. Denn ohne diese Stimme würde Gambetta wahrscheinlich unterlegen sein und sein Eintritt in die Kammer, der deshalb ja doch nicht unter blieben wäre, hätte dann einen ganz andern Eindruck gemacht als jetzt. Gambetta hat ein Stück von jener außerordent liche» Gunst deS Glückes auszuweisen, daS Staatsmännern und Feldherren zuweilen eigen ist, jenes Glückes, welches Napoleon die schon verlorene Schlacht von Marengo deniioch gewinnen ließ. Aber Nichts ist launenhafter als daS Glück, und wie der Sieger von Marengo schließlich dennoch nach Waterloo kam, so dürste auch sür den leitenden Staats mann Frankreichs der Wahlsieg mit einer Stimme daS letzte Lächeln deS Glücks bedenken. Bald wird er seine Treulosigkeit keiinen lernen; vorläufig allerdings können Gambetta »nd seine Anhänger sich »och ihres Sieges freuen. — DaS Gesammteracbniß ker Wahlen weist einen großen Sieg der republikanischen Parteien überhaupt aus; sämmtliche Gruppen mit Ausnahme der Intransigenten haben an Boden gewonnen und die Kosten dafür haben Bouapartistcn, Legiti- misten und Ullramontane bezahlen muffen. Die alten Führer der Bonapartiste», Nouher u. s. w., werden nicht mehr in der Kammer erscheinen; nur der Skandalmachcr Cassagnac ist noch da. Aber auch Herr Bardoux, der bekanntlich in der Kammer im Aufträge Gamdetla'S die Listenwahl bean tragte. ist nickt wieder gewählt worden; ei» bedeutsames ZeichenI AuS diesen Wahlen kann man schließen, daß die ungeheure Mehrheit der französischen Bevölkerung mit der gegenwärtigen Staatssorm einverstanden ist und sie gewahrt wissen will. Aber damit ist noch keine Entscheidung für alle diejenigen Fragen geschaffen, die daS Land bewegen, denn eS bandelt sich doch auch um andere Dinge, als um die bloße StaatS- forin. ES werden vielmehr in dieser GesetzgebungSperiode der Kammer zahlreiche und heftige Kämpfe ausgefochlen werdvn müssen und man kann nicht absejzen, wie ich öffentlichen Zustände dann gestalten werden. Die große ein heitliche Majorität, welche Ganibctta in seiner Rede von Tours verlangte, ist nicht da und wird sich aus den republi kanischen Gruppen auch nicht berstellen taffen. Die Republi kaner sind in drei große Fractioncn gespalten: die republi kanische Union, weiche von Gambetta beherrscht wirk; die gemäßigte Linke, welche den Präsidenten Grcvy und das Cabinet Ferry stützt, und die radikale Linke unter Clemenceau, welche letztere nicht leicht mit einer der beiden anderen Fractioncn bei wich tigen Fragen übereiiistimmen wird. Diese drei Gruppen werden sich unter cinanver bekämpfen, denn wenn sich auch Herr Fcrry für die thcilweisc Revision der Verfassung aus gesprochen hat, so läßt sich dock nicht annchmen, daß das Eiuversländiiiß deS Ministerpräsidenten mit Gambetta von Dauer sein wird. Tenn Gambetta wird mit Rücksicht aus seinen Anhang die Revision viel weitgehender verlange» müsie», alS Fcrry angenehm ist, und hier liegt der Keim zu neuen Differenzen. Der Unterschied zwischen der Gambctta'fchen republikanischen Union und de» Anhängern Grevy'S ist überhaupt so leicht nicht zu verwischen. Gambetta arbeitet energisch auf Fort schritte und Reformen hin, während Grcvy mit der Be dächtigkeit dcS Alters sich dem BorwärlSstürmen widcrsetzt. Dieser Unterschied ist tiefgehend und entscheidend. Gambetta bat sich zwar die Gewohnheit angeeignel, den Präsidenten der Republik persönlich zu verherrlichen, während er besten Politik angreist, indem er ein Programm entwickelt, das nur ver wirklicht werden kann, wenn Grevy'S Einfluß gebrochen ist. Der Kampf zwischen de» beiden Staatsmännern wird sich in dieser Gesetzgebungsperiode noch verschärfen. Nun sagt man. die Schwierigkeiten zwischen Gambetta'scher und Grevy'scher Richtung könnte» ausgeglichen werden, wenn Ganibctta endlich einmal die Negierung über nehmen wollte. Es ist aber dennoch fraglich, ob Äambetta dies thun und au« seiner bequemen Steilung, in der er daS Land ohne Verantwortlichkeit regieren kann, herauStrelen wird. Möglicher Weise wird er erst am Ende der GesetzgebungS- perivbe, da seine Wahlersolge so ziveifelhast sinv und eS beim nächsten Mal wahrscheinlich noch mehr sein werden, in die Regierung eiulreten wollen. Aber selbst wenn Gambetta sich bereit finden ließe, ein Cabinct zu bilden, an besten Spitze sein Name stände — waS wäre bann mit Ferry, den« Führer der Grevy'scben Partei? Entweder würde, was sehr wahrscheinlich, Ferry in die Kammer zurücklrcten und dort an die Spitze der Opposition gegen ein Ministerium Gambetta sich stellen. Oder. waS unwahrscheinlicher ist, Ferry würde im Ministerium mit irgend einem Portefeuille bleiben — aber wo bliebe dann di« Einheit im Cabinet? — Man sieht, et ist nicht leicht, die republikanischen Kractionen zu einem Ganzen zu vereinigen; eS wird die- verhindert, theil- durch die Verschiedenheit der Ziele, theil- durch di« Gegnerschaft der Führer. Die Ehrgeizigen aller Schattirvngen haben begriffen, daß i» Frankreich jetzt rin Feld für sie ist; sie dürsten aber in der ruhigen und imposante» Haltung der Bevölkerung erkannt haben» daß man keine» all» große« Werth mehr aus Schlagworte legt, »nd anch Herr Kainbktta mag gewahr geworden sein, daß, wenn er in Belleville auch unterlegen wäre, Frankreich deshalb »och lang« nicht in Sack und Piche gegangen wäre. Wenn die Bevölkerung gerade dem Wahlgejchre, Ruh« und Besonnenheit entgegensetzt, so ist daS ein günstige- Zeichen für di« Entwickelung de- öffent lichen Geiste-. Diese zu Tag« getretene Besonnenheit »nd Nüchternheit der Bevölkerung dürste e- auch sein, .velch« Gambetta zwingen wird, an di« Stelle feiner Reden und Programme endlich Thaten zu setzen, wenn er seine Rolle in Frankreich weiter« führen will. Der Versprechungen, an die man ihn erinnern kann, sind nicht wenige, und man wird ihn ohne Zweifel ganz energisch daran erinnern. Die nächste Zeit schon (denn in Frankreich entwickeln sich die Dinge sehr rasch) werden wir sehen, ob Gambetta eine wirkliche Resormpolittk einschlägt oder ob seine Versprechungen nur der Wahl wegen, so oft, gemacht worden sind^ wie schon iqe L°Ä L' »«-m> «nnr iü lacken aenau den erwarteten Verlaus genommen. Die S Vettre^e? dÄ'wM,e7d^ v i S m uh" allein da» Wort. Man kratzt den europäischen Firmtz ab und läßt den Asiaten zum Vorschein kommen Daß es d u gegenwärtigen Leitern des russischen Re.chcS dan 't Er, st ist. beweist auch der Plan, die Residenz ^»^-n von P-te rS- bura nack Moskau zu verlegen. Es wird behauptet, oc>8 dieser Plan bestehe; kann man c- auch nicht sicher beweisen, so muß ».an doch gestehen, daß, er ganz vortrefstich .-' d'- Pläne der Ignatieff und Genossen paßt. Denn Peters bürg ist vor allen Tinge» europäische und dann erst russische Skadl, eS hat fick dort das deutsche Element e,,,e achtung gebietende Stellung verschafft und auch die Nahe der de-u cken Ostseeproviiizen übt einen sehr fühlbaren Euisluß auS PelerS- dura ist die einzige Residenz eine» großen Reiches, die so §» sagen an besten Grenze und nicht nach dessen Mitte zu ge legen ist. AlS Peter I. diese mächtige Stadt erbaute, lagen natürlich ganz ankere Rücksichten und Intercffen vor als heute Damals bestand nock Polen, und Schweden war noch ungleich mächtiger. Peter wollte den russischen Hände aus der Ostsee heben durch Grüiidnila eine» solchen Stapelplatzes und er verlegte zugleich seine Residenz dahm, um seinem -öe- streben mehr Nachdruck zu geben. ..... Aber inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert. Die Elemente, weiche zur Zeit Pcter'S die unruhigsten waren sind heute die stummen Anhänaer de- Zaren — die Kosaken. Wenn srüher die Nähe der Kosaken de« Zaren m Moskau gefährlich werden konnte, so wäre sie ihm heute günstig. Und die gebildeten Kreise, die sich namentlich in Petersburg angesamiiielk haben, liefern heute die Bcsiankthcile jener furchtbaren Opposition, die mau als Nihilismus bezeichnet. Die Residenz vo» den, europäisch entwickelten Petersburg zu entfernen und sie in daö altrustische, halb astatische Moskau zu verlegen — daS würde die Acticn der Ignatieff, Kalkvff und Genosseu steigen lasten. Der Zar wird also zur gegebenen Zeit nach Moskau übcrsiedel»; eS wird sich dort in Folge Dessen ein ganz anderes wirthschaftlicheS und politisches Leben entwickeln als bisher. Moskau liegt an den Haupt-Eisenbahnlinie» Rußlands; die Moskwa ist schiffbar und man braucht »ur ein entsprechendes EanalisationSney herzustellen, um die Schifffahrt aus diesem Fliisse wieder in Schwung zu bringen. Man weiß, daß Moskau, eine „heilige Stadt" der Elaven, reich an allerlei Uebcrlieserungcn ist. Die« Alles würde dazu beilragen — so rechnen die Herren Ignatieff und Genossen — dein an der Newa erschütterten Zarenthui» an der Moskwa einen neuen Halt zu gebe». Ohnehin ist die strategische Lage von Moskau al- Centrum des RcickcS günstiger alS die von Petersburg. Aber, fragt man sich, wird diese Uebersiedclung wirklich dem russische» Reiche neue Grundlagen geben? — Nein und abermals nein! Wir halten die Befürchtungen österreichischer Blätter, welche glauben, daß daS übrige Europa, insbesondere Deutschland und Oesterreich, von einem solchen Residenzwcchscl „aufs Empfindlichste" berührt würde, für übertrieben. Man kann sagen, daß die russische Macht, wenn sich die Rcsideuz de- Zaren in Moskau befindet, etwas mehr concrnlrirt ist. aber darum ist es doch dieselbe Macht und nicht Mehr, nicht Weniger. In Rußland ist eS glücklicher Weise denn doch so weit gekommen, daß die gebildete Gesellschaft auch ihre Stellung behauptet und ein Wörtchen mitzuredcn hat. Wenn die Gebildeten in Rußland auch ein Contingent zu de» Nihilisten stellen, so gehören sie doch in ihrer großen Maste jener Nesormbewcgung an, welche mit aller Entschiedenheit Neuerungen verlangt, die Europa und Rußland einander näher bringen. Diese Reformbewegung ist vo», 'Nihilismus ebenso weit entfernt wie vom Absolutismus, aber ihr gehört offenbar die nächste Zukunft Rußlands und da« Zarenthum wird mit dieser Beiveguiig rechnen muffen. Die Frage liegt nicht: Petersburg oder Moskau? sondern: Reformen oder nicht? und bevor nicht diese Frage gelöst ist, kann etwa« Andere- überhaupt nicht in Betracht kommen. Mit nur zu gerechtfertigter Vesoraniß verfolgt man in allen Kreisen, die ehrlich und treu die Würde de- welt lichen Staate» gegen römisch« Anmaßung hochzu- balten wünschen, jene Nachrichten, nach welchen auch ilir Fulda e,n Geistlicher der Straßburger Diöces«. also eia Pnester, der noch unter der französischen Herrschaft groß geworden ,st und seine Richtung erhalten hat, in Aussicht genommen sei. Der Verdacht muß hierdurch neue Nahrung finden daß e« sich bei der beabsichtigte« Beendigung des SulturkampseS um em Abkommen zwischen der preußischen Regierung und dem Batican handelt, welche- geeignet ist, auch de» Rest do» Selbstständigkeit iür immer zu beseitige». den sich d»e katholisch« Kirche m Deutschland trotz der Beu- gung unter da- Joch de« vaticanifchen ConcilSbeschiuffe- noch bewahrt hat. Für den Augenblick mag dieser AuSweg ,Ür die Regierung der bequemere sem; später wird sie sich ^°ber sagen müssen, daß e- sür jede- Land sei» Gefahr. «o der Jahrtausend« alte Gegen- ' > at<- und Kirchengewalt vorübergehend auS- Ää°n!n."8?7!' die Hirtenstühl« in de, Kirch« mit Mäanern besetzt find, bei denen von einer nationalen Gesinnung gar kein« «cd. mehr sein kann. Man hat freilich auch den seit Erlaß der CulturkampsS- gesetz« abgesetzten preußischen Bischöfen den Vorwurf gemacht ^ L" i""" iE- doch immer den gewaltige» Unterfchied im Auge behalten, der etwa rwischcn dem in Österreich lebenden Fürstbischof vo» Bre-lgu und dem neuen Bischof von Trier besteht. Dr. Förster hat sich den Kirchengesetzen nicht gefügt und dc-halb ausgehört, Bischof von BreSlau zu sein, aber im Ernste wird man dock von eine« Manne, der ein lange« Lebe» in und mit seinem schlesischen Volke gewirkt, der in der Frankfurter Nationalversammlung sür die Neugestaltung seines Vaterlandes eingetretcn, nicht be haupten können, daß er nun auch aufgehörl habe, ein Deutscher .» ixjn. Ihm, den, Vertrauten mehrerer preußischen Könige und so vieler hochgestellter preußischen Baterlandssreuude, wird man doch auch seine preußische Nationalität nicht absprechen wollen. Und damit vergleiche man nun den Dr. Korum, der. alS Franzose geboren, in einer tiroler Iesuitcnanstalt gebildet, die Leitung der ihm vollständig fremden Trierer Diöcese nnr übernimmt, um. Ivie er selbst aussagt, seinen Ge horsam gegen den heiligen Stuhl zu beweisen. Preußen hat 1866 den Krieg mit Oesterreich gehabt (und Schlesien war am meisten davon berührt) und l870 de» Krieg mit Frankreich. Ist damals auch nur der Schatten eine« Verdacht« gegen den Dr. Förster laut geworden, daß er es etwa an Eifer fehlen lasse, die Vaterlandsliebe seiner Diöcesanen zu beleben, oder ist er nicht vielmehr mit schmeichel« haften Anerkennungen belohnt worden? Kein Mensch wird wünschen, daß dem Dr. Kerum ähn liche Proben seiner Befähigung als preußischer, als deutscher Bischof bevorstehen; aber gewiß wird Niemand heute den M»lh habe», vvrauszusagen, daß dann der Bischof von Trier wie der vormalige Bischof von Breslau bestehen würde. Unv nun soll c» bei diesem einen ausgezwungcucn und auS dem AuSlande bezogene» Bischof gar »>ckl einmal bleiben, der Name de« für Fulda bestimmten Geistlichen ist schon qcnannt und für Köln glaubt bekanntlich der Hen v. S. der ÄugSburgcr „Allgemeinen Zeitung" AchnlicheS befürchten zu müssen. Da ist eS denn wirklich c>n der Zeit, daß die öffent liche Meinung sich mehr noch, als eS bisher geschehen ist, dieses hochwichtigen Gegenstandes bemächtigt. Don ultramontancr Seite ist kürzlich behauptet worden, Fürst BiSmarck beabsichtige eine Art vo» Cvncordat mit dem Papste zu schließen. Der Kanzler hat indessen den Gedanken an cm solche« Abkommen bisher stets zuriickgewicse». und die Nachricht hat auch jetzt, trotz de« Ganges, den die Verhandlungen wegen der Stühle von Trier unv Fulda ge nommen, wenig Wahrscheinliche« sür sich. Mit Recht ist den, Vorschläge, ein Concvrdat cinzugeheu, stet- entgegeuge- halten worden, daß der Staat Preußen sich sch«> um de-» willen hierzu nicht herbeilaffen köune, »veil der römische Stuhl Concordate überhaupt, ungeachtet ihrer Vertragsform, nur alS päpstliche Cpccialgesctzc betrachte, welche einseitig vom Papst wieder aufgehoben werden konnten. Diese Theorie ist in vcr That von einer Reihe katholischer Schriftsteller ans gestellt worden, und man muß anerkennen, daß sie an den Grundsätzen des Völkerrecht- einigen Rückhalt sinket, denn eS besteht bei Verlragsschlüsien zwischen Monarchen keine rechtliche Stelle, welche'beide Bündner zwingen konnte, den Inhalt dcö Vertrages zu hatten, zumal wenn derselbe ohne bestimmte Geltungsdauer geschlossen ist. In Wirklichkeit haben denn auch die weltlichen Regierungen stets daS Reckt beansprucht und anstanv-lo- auSgeübt, ihrerseits die Con cordate mit dem Papste zu kündigen. Von Oesterreich ist Das beispielsweise erst im Jahre 1869 geschehen. DaS Gerücht erhält sich, daß neuerlich die Berhandluiigcn zwischen der preußische» Regierung und der Curie auch auf die wiederholt erwogene Frage einer Theilung der Diöcese BreSlau sich erstrecken. Für die Lösung der Schwierigkeit einer Neubesetzung de« bischöflichen Stuhle« in BreSlau wäre daS ein bequemerer AuSweg als die Verleihung d«S PurpurS an den Fürstbischof Förster. Denn eS entspricht nicht dem Herkommen im Vatikan, daß ein einfacher Diöcesanbischos, als welcher Herr Förster trotz seiner ausuabiuSweisen Titulatur erscheint, zum Cardinal befördert werde. Nnn hat sich freilich die C»rie bisher stet- dagegen gesträubt, in eine Theilung dcS Bre-lauer Sprengel» zu willigen. Es gehört zu deu Grundsätze» ihrer Politik, di« Grenz- und StaatSangehörig» keitsverhältnisse gering z» achten und an ihrer eigene» kirckeic- politischen Geographie mit Zähigkeit festzuhalten. Noch heul« hegt und pflegt man im Vatican die Täuschung von dem Primat des Erzbischof» von Posen über alle polnische» BiS- thümer. Und wie schwer war eS nicht, di« LoSlösung von Straßburg und Motz von den französischen Metropolitan- stühlcn zu bewirken. Es bedurfte dazu deS ganzen Euifluffe- der damaligen klerikalen Regierung unter Mac Mahon, eine- Einflüsse», wie er jetzt in den Verhandlungen über die BreSlauer Frage der preußischen Regierung gewiß nicht von irgend einer Seite her zu Gebote steht. Invcssen gleichviel l Wenn einmal die FriedcnSsehnsucht in Berlin die schwersten Steine sür da- Entgegenkommen der Curie auS dem Wege geräumt hat, dann wird daS BersöhnungSwerk a» jenem verhältnißmäßig doch nur untergeordneten Punct gewiß nicht scheitern. Eine erste Probe ihrer Bercitwilligkeil, mit der Regierung zu gehen, werden die Ultra montanen bei der Credit- sorderung von 40 Millionen Mark für den Zol lausch luß Hamburg» abzulegen haben. Nack dem bisherigen Ver halten de» EentruniS in dieser Angelegenheit war der Schluß zulässig, daß der Abgeordnete Wi» dthorst unv seine Freunt« der Aushebung der hansestätlischen Freihasenstellung nickt feindselig gegenüber ständen. Neuerdings aber kann man doch von ultramontanen Wortführern in Privatgesprächen Be denke» äußern hören, ob di« Finanzlage de- Reichs die Be willigung der ungeheuren Summe von 40 Millionen, sei «» auch ratenweise, gestatten werde. Dieser thcilweis« Rückzug von dem eigenen, srüher eingenommenen Standpnncte ist be zeichnend für da- Wesen der Partei. Tro?dem läßt sich mit ziemlicher Gewißheit vorher sagen, daß daü Centrum im cnl- tcheideildcn Augenblick klug genug sein wird, sich zur Mehr heit sür jene Vorlage zu stellen. Denn nachdem die Prin« ripiensrage geregelt worden, ist eine Mehrheit sür die Vor lage. bestehend a»S den Conservativrn und den meisten Libera len. in jedem Fall gesichert. Die Letzteren sahen sich durch den Vertrag mit Hamburg in eine Zwangslage versetzt, die sie bedauern, die ihnen aber nicht gestattet, die Hansestadt ven unberechenbaren llnaunehmlickkeitcn auSzusctzen, wie üe auS einer Ablehnung der Crcditsorterung hervorgcben müßten. Wenn e» sich bestätigt, daß eine Verlegung de« Etat-jabreS vom 1. April auf ben 1. Juli »» Werke »k, so würde inan darin rie Abficht erkennen dürfen, cillmälig in kl« allein zweckmäßige Reihenfolge der parlamentarischen
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