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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-01
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1881
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Erscheint täglich früh «»/, Uhr. Lrt«rtiou »«- LnetUim» JohaaneSgaffe 3». SPrechüulldea der Neditt»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. ' - "N2.M». LkLÜ- -- - Umnch«« »er für »i« ,ichstf»l,e»2e Nnnuner teftt««te» Inserate an lS»chritt»>r» »ts t Uhr Nack»ltta-«, an »a«»- »»» -efttagr» srüt»i«'/.»Ühr. 2« öe» Stiele« fiir 3ns.-^ua>h»r: vtt« Me»». Untversitälsstraße 22. t«ü» Lösche» Kathanueuftraß« iS, p, nar »is '/,» »tr. riNMr.TagLblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anflage L«,VS0. Ahovenentonreia Viertels. 4V, iuel. Bnnaerlohn 6 Mk., durch dir Post bezöge» « Mk. Jede einzelne Nummer 2ü Ps. Beleg «emplor 10 Ps. Gebühre» für Lrtrabeilaa», stzue Poftbrsörderung SS Mt. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut »aserem Preis, verzeichmß. Labrllarischer Sah »ach höherem Tarif. Lectmnen unter den Nedaetisnsßrich die Spaltzeile w Ps. Juserate find stet» a» Ine «Metzttt»» Pi seade». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwuumenuuio »der durch P»^ »achnahme. 244. Donnerstag den 1. September 1881. 75. Jahrgang. Zur gefilllgen Vealhümg. Morgen Freitag, den 2. September, wird aus Anlaß der Sedan-Feier unsere Expedition von 1« Uhr ab geschlossen bleiben. Lxpeältlov ä«8 L-stpLlxer l'LgvdlLtt««. Amtlicher Thetl. Vedamloilbmul. Donnerstag, de« L. September I., t« der Zeit »o» 8»/, dt» LO Uhr Nde«d» für den Kahttwrkehr gesperrt. Leipzig, de» 2«. August 1881. Der Math der St«dt Leipzig, vr. Georgi.Harrwltz. Vekanntmllch»«-. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß am Nationalfesttage Deutschland«, dem 2. September, Vor mittag« 10 Uhr, ein Dank- und Feslgottesdienst in der Matthäikirche stattsinden wird. Leipzig, am 24. August 1881. Dt« Ktrchentnfpectto« s»r Lrtpzta. Der Snpertnteadeat. Der Rath der Stadt Leipzig. I St.: Vr. Georgi. Diakonu« vr. Supp«. vr. Wangemann. Veklnintmlnhung. Da e« wüaschenswerlh ist. daß dem ttatioualfesttage De«tsch»la«d», dem 2. September» in unserer Stadt auch äußerlich ein festliche« Gewand gegeben »erde, so richten wir an die Bewohner unserer Stadt da» Ersuchen, an diesem fch»a^v»ver^«»* Eveise »tt Klagge«. Leipzig, am 2«. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. vr. Wangemann. Vekanutmachsug. Sämmtliche städtische VerwaltuagS- und baffe«. expedttto«e» bleiben am 2. September d. I. geschlossen. Leipzig, den 24. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. , vr. Georgi. vr. Wangemann. Vrkanntmachllng. Au« Anlaß der Feier de« Sedantages sind die Expedi tionen de« Slande-amte« am König-Platze am 2. September d. I. nur Vormittag« 11—12 Uhr behuf« Anmeldung von Todesfällen geöffnet. Leipzig, am 27. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Am 2. TepSplstber, dem Nationalfestlage Deutschlands, bleibt da« städtische lNuseum geschloffen. Leipzig, am 2». August 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Da« Befahre« de» Wege« zwischen de« ehemali ge« Aranrfnrter Lhore «ad dem «e«e« Schützen Panse während der Zeit »o« ,I—S Uhr Rachmiktag» am «. September I. wird hiermit für Fuhrwerk jeder Art ««tersagt, und wird der Fabrverkebr während dieser Zeit aus den Weg vom neuen Schützenhause nach dem Kvhthnrme verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe dt» in »«Mark geabndet. Leipzig, am 24. August l88l. Der Rath ««d da» Polizei amt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Rüder. Vr. Waugemann. Vekanntmachnng. Am B. Teptrmber ds«. I.» dem deutsche» Nationalfestlage, bleibt bi« Börse geschloffen. Leipzig, den 23. August 1881. Ter Vörfenvorstanv. Lrdai-Ieirr. Di« hiesige» Handelsfinne» «nd Gewerbtreibende» werden eesncht, d»ah Schließung ihrer G«schSst»locale am 2. September d I. znr Feier de« Nalionalsesttage« berzuttagen. Leipzig, den IS. Auguß 1681. DieHoSeiSöeNtMer. Die Gewetbekemmer. vr. Wochsmuth, Bors. D. >. Oehlee, stell». Vorsitzender, vr. Geusel, T. Herzog, S. 8tü6tLsirke k'ortbitäunxs- sekule für Lnubell. 2» ck«r Trat*»», so» 2. ltzoMemdor, Tormitt»», IS'/, Vbr tm Latamie 4» V. Sttrgornoh»!« ttattfinäencke« U«t«r ch«» bmdrt rieb äj« Mten». l-ohrbonen ». ». w. <i«r 8cklU»r 1» !4»wm, »«» Hodrar-OoUaginio« «rgodenit eiuwüwiou vettzaiU, 4m l. Soptowd« 1881. vr. Stoarl, viroetor Nicolaigksmnaßnm. Festakt»«, welche» dir «»stall au« «»laß der N»ti«»«1- d«ö H. GeptembeeS am genaaute» Tuge vormittag 10 Uhr wird (Festredner: Herr Oberlehrer vr. Baunack), ladet . im Namen de« Lehrerkollegium« ganz ergebenst eia Leipzig, de» 30 «vguft 1881. Vr. Ltz. Vogel. Rektor. fonie*i btdast» Ltz-««s-Schule. dem am 2. September früh » Uhr stottstndeude» Lctu« de« Lehrercollegttnn« ergebenst ei» vr. Ja»,»an». Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß zu dem au« Anlaß des 50 jährigen Jubiläums der Verleihung her Constitution in den hiesigen Kirchen am 4. September d. I. abzuhaltcnden Dank- und Festgottesdienst t« der ThomaS- kirche für die Mitglieder de» Rath»- und Stadt verordnete» »bolleginn,», sowie für die königliche« Behörden Plätze, womöglich im Schiffe der Kirche, reservirt werden. Leipzig, am 27. August 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. - vr. Georgi. Vr. Wangemann. Da, wie neuere Vorkommnisse gezeigt haben, daS TranS- portiren von unverhüllten Spiegel» auf den Straßen daS Scheuwerden der Pferde herbeiführen kann, wenn diese durch den plötzlichen Anblick ihres Spiegelbildes oder durch den Hellen Spiegelreflex erschreckt werden, verfügen wir hiermit, daß Spiegel a«f den Straften ««r verhüllt oder verdeckt tra«Sportirt werden dürfen. Zuwiderhandelnde werden um Geld bis zu Sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft werden. Leipzig, oen 16. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Harrwitz. Holr-Auction. Im UutperfitäkSwalde bei Ltebertwolkwttz sollen Mittwoch, de« 7. September 1881 von vormittags 10 Uhr an 23 Raummeter birkene Rollen, 13ö » kieferne deral., 6,z, Wellenhundert birkene Rcißigbunde und 36», . kiefern« deral. gegen Erlegung der geordneten Anzahlung sofort nach dem Zuschläge und unter den sonst bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Versammlung: im Durchforft«,g»orte «« lange« Wege «nmett be» Forfthause«. Leipzig, am 29. August 1881. llutpersttöt« - Ncntamt. «ras. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 1. September. ES ist nur als eine von der Hitze der Wahlkämpfe schein bar unzertrennliche Uebertreibung anzusehen, wenn im Re gier» ngSlager fort und fort versichert wird, daß schon die nächste Sitzung deS Reichstages sich mit der Vorlage, betreffend die allgemeine Alters- und Invaliditäts- Versicherung, zu befassen haben werde. Eine solche Ab sicht mag beim Fürsten Bismarck persönlich eine Zeit lang bestanden haben; indessen ist es klar, daß sic vor den unüber sehbaren Schwierigkeiten der zu lösende» Aufgabe zurück- lreten muß, bis die Vorstufen überwunden sind und eine Reihe von Erfahrungen die Grundlage für den Weiterbau gelegt haben. Schon jetzt ist cs kein Gcheimniß mehr, daß die Vorarbeiten, die im Reicksamt des Innern unternommen worden und die in den durchaus vertrauenSwerthen Händen deS Direktors Bosse und des Geh. Raths Loh mann ruhen, ru dem gleichen Ergebniß gelangt sind oder doch demnächst gelangen werden. ES stellt sich heraus, daß namentlich die Berechnung der Prämiensätze bei den vorhandenen HülsSmitteln so gut wie unmöglich ist, daß sich mit anderen Worten über die finanzielle Seite der Frage, die wichtigste von allen, noch gar Nickis sagen läßt. Die Ergebnisse der Unfallstatistik sowie der Armenstatistik können hieran auch Nichts ändern. Beide Materien behandeln einen so kleinen Ausschnitt auS den, Gebiete, welches gesetzgeberisch bewältigt werden soll, daß sie für den eigentlichen Kern der Angelegenheit nur wenig inS Gewicht fallen. E« ist schon beim ArbeiterunfaUversichcrungs- gesetz der letzten ReichStagSsitznng auffällig bemerkt worden, daß dasselbe über die finanzielle Belastung durch den ReicbS- oder Staat-zuschuß säst Nichts enthielt. Erst durch private Berechnungen wurde sestgestellt, daß jene Zuschüsse jährlich ungefähr 26 bis 30 Millionen Mark betragen würden. Stellt man eine einsache Gleichungsrechnung, so ist eS klar, daß im Verhältnis zu den größeren Ausgaben, die sich Fürst Bismarck jetzt gesetzt, jene Behauptung al« eine überaus schwankende erscheinen muß, nach welcher die Erträge deS Tabakü- monopolS zur Deckung der Kosten der allgemeinen In validitätsversicherung dienen soll. Wir wagen kaum die Summen zu nennm, welche nach der Ansicht bewährter Fachleute für den angegebenen Zweck flüssig gemacht werden müßten. Nicht 130 Millionen, wie Professor Wagner meint, sondern vielleicht 300 Millionen jährlich würden erforderlich sein, um die riesenhaften Pläne deS Kanzler« inS Leben einzusübren. Die stummen und starren Zahlen, diese« eiserne „Muß", daS aus den Thatsacken mit unbezwinglicher Nalurnothwendigkeit entspringt, läßt sich eben nicht durch de« Willen eine« Einzelnen, und sei er auch von den edelsten Beweggründen geleitet, aus der Welt schaffen oder sonst wie beugen. Daß die Socialpolitik des Kanzlers nicht ruhen und rasten wird, bis sie ihr Ziel erreicht oder sich von ver Unmöglichkeit, e« zu erreichen, überzeugt hat, ist zweifellos. Aber ebenso zweifellos ist eS. daß noch manches Jahr vergehen wird, cb« eia Reichstag der Zukunft sich mit der Alter«verficherung«vorlage ernsthast zu beschäftigen haben wird. So lange die Wahlbewegung andauert, dürste man sich kaum zu dein Eingeständmß dieser Thatsacke verstehen, dennoch ist schon heute mit der Gewißheit zu rechnen, daß di« Reform Vorlagen der nächsten Session sich aus ein verbält- nißmäßig bescheidene« Maß einscbränken und vorauSsickllich nur in einer Wiederholung deS abgclchnlcn Unsallvcrsicherungs- gesetzcS bestehen Werden. Der gestern von uns erwähnte Wahlaufruf der wel- sischeu Partei, jener Sonderbündler, an deren Spitze Herr v. Windthorst steht, kommt reckt passend, zu einer Zeit, wo so viele einfache Grundwahrheiten getrübt sind. Mit aller nur wünscbenSwerthen Klarheit, mit einer Unver frorenheit ohne Gleichen wird hier ausgesprochen, daß die Wiederherstellung de-selbstständigen Königreich- Hannover der leitende Grund der „deutsch-hannoverschen" Partei ist. daß sie auch heute noch so weit wie je entfernt ist, die Ereignisse de» Jahres 1868 anzuerkennen, daß sie zwar, wie gütig! dem neuen Deutschen Reiche und der Einfügung eine« wiederhergestellten Königreich« Hannover in dasselbe nicht widerstreben, sich aber einer fortschreitenden Ler- preußung Deutschland« aus Schritt und Tritt entgegen- stemmen will. Und in der Förderung derjenigen Bestrebungen, welche in diesem Wahlaufruf sich kennzeichnen, erkennt noch heute die conservative Agitation ein erstreben-werthcS Ziel und fühlt sich diesen Elementen näher verwandt als den Nationalliberalen. Solch« Kundgebungen muffen doch endlich beweisen, wie ungeheuer frivol und unverantwortlich eS ist. auf diesem noch immer so gefährdeten Boden in vermeintlich konservativem Interesse eine Wahlagitation zu fördern, die direct gegen den Bestand de« preußischen Staate- gerichtet ist, mit dem Deck mantel „konservativ" Bestrebungen zu verhüllen, die ihren wahren antinationalen und antipreußischen Charakter offen zu bekennen nicht mehr die geringste Scheu tragen. An der Spitze der Candidaten, welche aus Grund dieses wackeren Programms empfohlen werden, steht der Abg. Windthorst, der unbestrittene und anerkannte Führer des CentrumS. der Selbstherrscher der ultramontan-conservativen Mehrheit, welche im letzten Reichstage die „Geschäfte leitete" und in wichtigen Fragen den Ausschlag gab. Dem Cenlrum ist offenbar in nächster Zeit eine noch entscheidendere Rolle zugedacht; weit vornübergebeugt reicht man ihm die Hand zur Versöhnung, und in demselben Augenblick erscheint der Narr.: seines Führer» in einem Wahlmanisest. da« nicht» Geringere» al» die Zerreißung der preußischen Monarchie als Ziel aufstellt. Wir haben zu diesem Zeichen der Zeit nicht» Erläuternde- zu bemerken; eS muß für sich allein sprechen, wo man überhaupt noch hören und verstehen will. ES ist die Frage erhoben worden, ob Fürst Bismarck diesmal von der neuen Geschäftsordnung, welche er im vorigen Jahre dem BundeSrathe gegeben, Gebrauch machen und die leitender. Minister der Einzelstaaten vor Be ginn der Reichstag-Verhandlungen zu Bundesrathssitzungen vereinigen werde. Wenn man bedenkt, daß neben dem preu ßischen Landtage auch die parlamentarischen Körperschaften von ? ,rn. Sachsen u. s. w. in den letzten Monaten de« Jahres >ersammelt sind, und di« Anwesenheit iyr-r. vornehm sten Regierung-Vertreter erfordern, so fühlt man sickxkaum geneigt, die Frage zu bejahen. UebngenS hat Fürst Bismarck selber bisher Wenig genug dazu gcthan, um die Geschäfts ordnung. die sein eigenstes Werk ist, sich einwurzeln und be währen zu lassen. Habe» doch auch vor Beginn der letzten RcichstagSsitzung keine Ministerbcrathungen stattgesunken, obwohl damals die Zeitumstände günstiger für dieselben ge wesen wären al» gegenwärlig. vr. Ko rum ist thalsächl'ich zum Bischof von Trier er nannt und von demselben zur Uebernahme des AmleS die ersorkerliche Anerkennung Sr. Majestät nachgcsucht worden. Wie der „ReicbSanzeiqer" melket, bat nunmehr die Aus händigung der vom Montag datirlcn landesherrlichen An erkennungsurkunde an Biscbos Korum seitens des CultuS- ministers stattgcsunde». Ueber den Erlaß deS HomagialeideS verlautet indessen bis zur Stunde etwas Bestimmtes noch nicht. Eine Berliner Eorreipondenz der „Allgemeinen Zeitung" unterwirft die Ernennung vr. Ko rum's einer Betrachtung, die aus eine Polemik gegen die „Germania" hinauSläusl. Wir heben auS derselbe» die folgenden bcmerkcns- werthen Sätze hervor: Es kommt nur daraus an, sagt die Wochenrundschau der „Ger mania", einen würdigen Priester zu finden, de» die Regierung oline Eid zulassen will. Als Preis für den Rücktritt der Erz bischöfe von Köln und Posen-Gnesen bezeichnet sie den Ab schluß eines soliden Friedens, und dieser steht ja in naher Aussicht, da, wie es jetzt heißt, die Borlage, welch« dem preußischen Landtag in der nächsten Session zugehen soll, den Weg der discretionairen Vollmachten, den das Iuligesetz betreten Halle, wieder verläßt und die Bestimmungen über die Anzeige- Pflicht in definitiver Weise abändert. Wenn die Consequenzcn der Anzeigepslicht und namentlich die Berufung an den kirchlichen Ge- richtshos durch eine solche an das StaatSministerium ersetzt wird, io bleibt allerdings die Anzeigepflicht bestehen, aber eS handelt sich dann nur noch um eine bedeutungslose Formalität, der die Euric sich mit Vergnügen unterwersen wird. Hn diesem Sinne wird denn auch die Reise Kornm's nach Varzin autgesaßt; je nachgiebiger die Jesuiten in der Form sind, um so sicherer kann man daraus rechnen, daß sie in der Sache unerbittlich bleiben. Daß Herr Korum nach Barzin reiste, sagt man, ist der beste Beweis dafür, daß Fürst Bismarlkvir- tuell den Ansprüchen der Curie entgegengekommen ist. Geh. Rath Hahn, der Verfasser der neuen „ Geschichte des Culturkampses in Preußen", meint freilich, mit den Worten des Reichskanzlers: „Rach Canossa gehen wir nicht", werde viel Mißbrauch getrieben; das deutsche Volk aber wird sich nicht auSreden lassen, daß die Abände rung der Maigesctze zu dem Zwecke, dieselben der Curie mundgerecht zu machen, die Verleugnung des Princips der Souveränität der Staatsgesetzgebung bedeutet; und etwa- Andere- versteht Niemand unter dem „Gange nach Canossa". Natürlich wird der Reichskanzler nur so weit gehen, al« nöthig ist, um das Cenlrum zu neuen Dienst- leistungen im Parlament zu verpflichten. Wie die „Post" meldet, dürste die Ueberstedelung Ihrer Majestät der Kaiserin von Coblenz »ach Baden- Baden nach den neuesten Nachrichten schon in nächster Zeit erfolgen, da die klimatischen Verhältnisse von Eoblenz die Genesung der hohen Patientin nickt in dem Grade unter stützen. al« solche- von der Lust in Baden-Baden zu erwarten ist. Der untere Theil deS Schlvßgartens von Coblenz ist feucht und die Luftbewegung osl scharf. Mit fremder Unter stützung vermag die hob« Frau in ihren Zimmern umherzu gehen. Der Appetit ist bester geworden. daS Einnehmen von NabrungSmitteln geschieht nach den Acußerungen de» NabrungSbctiirsniffcS. Mit der körperlichen Kraft hat sich anch die seelische Stimmung der hohen Frau gehoben. Ter Wille zu». Loben ist erwacht, und ein LieblingSqcdanke der Kaiserin ist eS, der Trauung ihrer Enkelin al» Zeugin bei wohnen zu können, wenn auch nicht in der Reibe der Fami lienmitglieder. welche daS junge Paar am Allar umgeben werden, so koch von irgend einer Loge der Schloßkircve aus. AuS Kiel wird gemeldet: Tie gedeckte Corvelle „Vincta", Commandant Capitain z. S. Zirzow, welche im k^ctober 1879 den kiesigen Hasen verließ und bereits von Eapstadt aus aus der Heimreise begriffen war, hat wegen 60 cingetrctener TvSenlericsäUe »acb Port Elisabeth zurückkrbrcn minien, um durck zweckmäßige NabrungSmiltcl. Wohnen am Laude re. dieser Epidemie zu begegnen. Die „Vineta" hat 380 Köpfe Bemannung, ist 1863 in Danzig vom Stapel gelaufen und daher eine» der ältesten Schiffe unserer Marine; sie ist CadettenauSbildungSschiff und von der gedeckten Corvetle „Hertha" , Commandant Capitain z. S. v. Kall, abgelöst worden. Seit der ersten und zweiten ostasiatischen Expedition mit den Schiffen „Arcona", „ThetiS" und „Gazelle" ist ein derartige« epidemische» Austreten der Krankheit in Folge besserer dem Klima entsprechender Nahrung, guten Trinl- waffer» und größter Sorgfalt mit Bezug aus Reinhaltung der Schiffe nicht wieder vorgekommen. Der Capitain z. S. Zirzow wird nach seiner Rückkehr die Oberwersldirectorstelle u> Danzig, die bi« dahin der Admiral Livoniu» inne hatte, übernehmen. In dem 4. schleSwig-holsteinifchen Wahlkrei«, Tondern, den bisher der nationalliberale vr. Wach« vertreten, hat die Fortschrittspartei -Herrn Vr. GieSchen aus Hamburg al« Candidaten aufgestellt und in der Liste der .Hicler Zeitung" war diese Candidatur genehmigt worden. Wie man uns miltbeilt, hat sich der bisherige Vertreter. Herr Wach», gegenüber seinen Parteifreunden bereit erklärt, obwohl persönliche Verhältnisse ihm die Wicderübernahme eine« Mandat» sehr schwer machen, sich aus» Neue aufstellen zu lasten, wenn seine Candidatur Aussichten gewährt, den Wahlkrei» der nationalliberalen Pattei zu erhalten. Au» Mecklenburg theilt man un« zu den Wahle« mit: Bon einer Bewegung für die Wahlen ist hier zu Laub« bi» dahin noch nicht viel zu verspüren gewesen; Da- ist aber bei den hiesigen Verhältnissen kein Schaden, wenn die Agitation nur später desto lebhafter erfolgt. Bei dem Mangel eine« regen politischen Lebens in Mecklenburg ist da» Interesse der Wähler nicht nachhaltig genug, um e» allzu lange frisch zu erhalten. Die bisher stattgrhübtN'. Verhandlungen 2i,v B^ sprechungen über die liberalen Candibaturen haben vorläufig zu folgenden Resultaten geführt: 1. Wablkrei«. Hagenow: Wiederaufstelluna de« bisherigen Abg. Witt« (Secessionist). 2. Wahlkrei«, Schwerin: Ausstellung de« bisherigen nationalliberalen Abg. Büsing oder, fall» diesem die Wieder annahme eine« Mandat« nicht möglich sein sollt«, de» früheren Abgeordneten Bürgermeister Haupt in WiSmar. 3. Wahlkreis, Parchim: Der bisherige fortschrittliche Abg. Moritz Wigger« will ein Mandat nicht wieder annehmen; eine liberale Candidatur ist noch nicht ausgestellt. 4. Wahl kreis, Malchin, bi-her von dem conscrvatwen Gras Plessen vertreten, der sich um ein Mandat nicht wieder bewirbt; l«e» raler Ccmdidat: Hermann Pogge » Roggow (nationalliberal). 6. Wablkrei«, Rostock: der bisherige Abgeordnete Baumgarten hat die Wiederbewerbung abgelehnt; an seiner Stelle wird der ncttionattiberale Professor Paasche in Rostock aus gestellt. 6. Wahlkreis, Güstrow: der bisherige Abgeordnete Julius Wigger» bat ein neues Mandat abgelehnt; at« libe raler Candikat ist der nationalliberale LandgerichtSrath Heide mann in Güstrow ausgestellt. 7. Wahlkreis, Mecklenbnrg- Strelitz: gegen den bisherigen konservativen Abgeordneten von Dewitz wird der nationalliberalc Candidat Franz Pogge ausgestellt. Ueber die Aussichten der Wahlen für die Liberalen ist augenblicklich noch kaum ein Urtheil möglich; am günstigsten liegen sie ohne Zweifel in den Wahlkreisen 2, 3, 5, 1. Die Berliner „BolkSzeitung" verwendet sich heute auf« Neue warm für daS Project der „Arbeiter-Altersver sicherung und im Zusammenhang damit da» Tabakmono pol, für den „guten StaatSsocialiSmuS". Wir haben bisher von keiner Seite eine so unumwundene Anerkennung diese« riesenhaften umwälzenden PlancS vernommen wie von Seiten dieses der Sociatdemokratie allerdings sehr gewogenen Organs der Fortschrittspartei. Die „Nord. Allg. Ztg." wünscht, daß endlich einmal da« Wort „Reptil" aus dem Sprachschatz der Presse ver schwinde. DaS dem Kanzler so nahe stehende Blatt scheint sich gar nicht niehr zu erinnern, daß Fürst BiSmarck selbst e« war, der jene? Wort in die politische Sprache einfübrte und Veranlassung dazu gab. daß die mit Beschlag belegten Capi talien deS Königs von Hannover und deS Kurfürsten von Hessen ganz allgemein den Namen „RcvtilicnfondS" erhielten. Freilich sollten diese Fonds nicht zur Fütterung, sondern zur Bekämpfung und Vernichtung von „Reptilien" dienen. Der Zusammenhang ist der folgende: In der Sitzung des preußi schen Abgeordenhause« vom 30. Januar 1869 wurde die Beschlagnahme deS Vermögens deS Kurfürsten von Hessen lebhaft bekämpft, gerade so wie TagS vorbei die gleiche über das Vermögen des Königs von Hannover vcrbängte Maß regel. Ter Ministerpräsident Gras BiSmarck nabm sich ebenso lebhaft des Verfahrens der Regierung an »nd schloß eine lange Rete für die betreffende» Gesctzcntwiirse mit folgenden Aussührungen. „Ucbcrall, wo Fäulniß ist, stellt sich ein Leben ei», welches man nicht mit reinen G.lacehand- scbubcn ansaffen kann. Dieser Tbatsachc gegenüber sprechen Sic dock nicht von Spionierwcscn! Ich bin nicht zum Spion geboren meiner ganzen Natur nach; aber ich glaube, wir verdienen Ihren Dank, wenn wir unS dazu vergeben, bös artige Reptilien zu verfolgen bis in ihre Höhlen hinein, um zu beobachten, was sie treiben." Einer au» wohlunterrichteten Kreisen siamnienden Ber liner Correspontenz der „Bohcmia" zusolge hat »ach Auffassung deS Fürsten BiSmarck ein etwa durch Italien verstärkter österreichisch-deutscher Bund den Zweck, nicht nur eine Garantie de» Friedens in Europa zu bilden, sondern auch den belheiliqtcn Staaten die Möglichkeit zu scbaff'cn, die Reorganisation in. Innen, in Hinsicht auf die socialen Gefahren durchzusübren, denen der moderne Staat entqegen- aebe, wenn er nicht für eine gesunde Nationalwirtiffchast sorge. Die StaaWn und Völker sollten sich zn friedlicher Reform-Arbeit vereinigen, um die sociale» Schäden und hiermit den Connnuniömuö und Nihilismus zu beseitigen; sic müssen Kriege aus alle Fälle zu vermeiden und zu verhindern sticken, weil sic dadurch in ibrer wichtig sten und eigentlichen LebcnSausgabc gehindert würdc». Wenn fick zu dieser Friedenspolitik zwei oder drei Staaten im Herzen Europas verbände», dann babe der Friede nicht nur durch die Macht der vereinigten Waffen, sondern auch durch da» moralische Gewichk-dcr friedlich reorganisatorischen Bestrebungen dieser Mächte die sicherste Aussicht aus Dauer unk Bestand. Eine andere Bedeutung könne auch der Bei tritt Italien- zu den, deutsch österreichischen Bündnisse nicht haben, wenn er erfolge, und er könne in dem Augenblicke als vollzogen betrachtet »verden, wo der König von Italien nach Wien und Berlin reisen würde. DaS Eine sei aber schon jetzt mit Genugthuung zu betonen, daß die »talinische Politik mehr und wehr die Richtung einschlägt, welche eine Uebrr- cinstimmung der Interessen und Ziele mit denen Deutschland«
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