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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-03
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1881
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Elrscheint täglich früh 6»/, Uhr. Uetartirn und Lr»editi»n J»honae«qasse 33. -Prechkunden der llkdaction: Vormlltog« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. 8»r »t« »», der sür »te «ichftf«lnr»de Rümmer tefttmmten Lnserute au >Bche«t«nen dt» 3 Uhr Rachmittgu», an r-nn» nnd Festtagen früh dt»'/,» Uhr. In den Minien für Ins.-Äunahmr: vtt« Klemm, UnivtrMl-straßt 23, Laut« Lösche, Katharmenstraße 18» V. nur dt« '/,» Uhr. UchMtr.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschLstsverkehr. Auflage L«FA0. -idrunnnentiWrei» viertel,. 4V, Ml., incl. Bringcrlohn 5 Mk.. ourch dir Post bezogen K Mk. Jede einzelne Nunimer 2ä Pf. Belegexeniplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbesSrderung 3S Mk. mit Postbeförderung «8 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile SO Pf. Irößerr Schriften laut unserem Preis- verzrichnig. Tabellarischer Sa» nach höhere« Tarif. Keclamrn unter den Urdartinnastrich die Spaltznle 50 Pf. Inserate sind stet« an die t-rptdlti»« ,, fendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praauuml-rnuilo oder durch Post» Nachnahme. ^ 24«. Sonnabend den 3. September 1881. 75. Jahrgang. Zur gesiilligkn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 4. September, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältlon äes I^elpLlger ^»xeblLttv«. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentliche» Kcnntniß, daß zu dem au« Anlaß de« 50 jährigen IubilLuiiiS der Verleihung der Constitution in den hiesigen Kirchen am 4. September d. I abzuhaltcnden Dank- und FestgotteSdienst tu der ThomaS» Arche für die Mitglieder de» Rath«, und Stadt verordnete» »Collegium«, sowie für die königlichen Behörden Plätze, womöglich im Schiffe der Kirche, reservirt werden. Leipzig, am 27. August t?5l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Das 7. Stück de« diesjährigen Gesetz» und Verordnung«, blatte« für da- Königreich wachsen ist bei un- eingegangen und wird dt« znm 17. September d. I. aus dem Rath» Haussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 4 t. Verordnung zur weiteren Ausführung des Gesetze« vom 20. Mai 1867, LaS Befugniß zur Ausnahme von Protokollen und zu Beglaubigungen bei Justiz- und Verwaltungsbehörden betreffend; vom 4. August l88t. Nr. 42. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Schwar zenberg »Johaungeorgenstädter Staatseisenbahn betreffend; vom 5. August 188l. Nr. 43. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betreffend; vom 8. August 1881. Nr. 44. Bekanntmachung, eine Prioritäts-Anleihe der Actiengesellschaft Sleinkohlenbau-Vcrein Hohndorf betreffend; vom 9. August 188l. Leipzig, den 1. September 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. Heßler. Äöß. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 3. September. Die preußisch-deutsche Regierung hat mit der Curie einen nothdürstigen Frieden abgeschlossen und al<bald den Termin für die ReichStagSwahlcn, welche am 27. Oktober stattfinden sollen, bekannt gemacht. CS handelte sich also darum, in zwölfter Stunde mit Thatsachen hervortretcn zu können, um den ultramontanen Wühlereien nach Möglichkeit den Boden zu entziehen und das Centrum für die Unterstützung von der Regierung ergebenen Candi- baten zu gewinnen. Immerhin bedarf die Taktik der Re gierung dem Batican gegenüber noch sehr der Aufklärung. Von hochbeachtenSwerther liberaler Seite werden wir daraus aufmerksam gemacht, wie vieldeutig und diplomatisirend die Fassung ist. in welchen der ..Reichsanzeiger" den Abschluß der Verhandlungen wegen Wiederbesetzung des BiSthumS in Trier meldete. Cs rst in dieser Mitlheilunq niit keiner Silbe von der einstmaligen Absetzung des Bischofs Eber hard die Rede, mit welcher für die Negierung der bischöfliche Stuhl in Trier doch schon erledigt war, sondern da» preußische Staatsministerium stellt sich ganz aus den Standpuncl der Curie, für die allerdings eine Stuhlerledigung erst mit dem Tode de« Bischof- Eberhard eintrat. Indem ferner nur von einer Ernennung des Herrn Korum durch päpstliches Breve die Rede ist, wird stillschweigend anerkannt, daß eine andere Absetzung als durch den Papst fortan nicht erfolgen kann und darf. Wohin man sicht, Nicht« als Zugeständnisse deS Staates und nirgend- eine Gegenleistung deS Vatikans! Die Regie rung verpflichtet sich. die Anzcigepslichl abzuändern, den kirchlichen Gerichtshof durck eine Minislerialconimission, also eine biegsame, wenig Vertrauen erweckende Verwaltungs- instani, zu ersetzen, das Gesetz, betreffend die Gehaltessperrc, zu befeittgen, die Vorbildung der Geistlichen theilweisc den Seminaren und Convicten zurückzugeben, die Curie aber thut Nicht-, als daß sie sich in Personensragen schweigsam zeigt und die Eompromittirte» deS CullurkampsS, die Ledochowski und Melcher«, gleichgültig fallen läßt. Verständlich genug ist freilich, daß Fürst Bismarck, der die lebendige persönliche Wechselwirkung stet» höher als die Institutionen durch Gesetze gestellt hat, hierin ein Entgegen kommen argen seinen eigensten Standpunkt findet. So lange er selber baS Heft in der Hand hat, mag der Schade Wohl erträglich sein. Aber, wer bürgt dafür, daß nicht wieder «in Zeitpunkt kommt, wo die friedliebenden" Kirchenfürsten, denen man jetzt entgegmzusehen hat, sich al« Träger vaticanischer Unduldsamkeit entpuppen und wo die leichten Herzen« ausgegebenei» Außenwerke staatlicher Souve» rainetät in schweren Kämpfen zurückeroberl werden wüsten? Dir Sorge für die Zukunft ist eine so allgemeine, daß man e< von ehrlichen und gemäßigten Conservativen auS- sprechen hören kann, «S gebe höhere staatliche und Partei» qesichtspuncte al« diejenigen wirthlchastlicher Natur und e« hei unter Umständen denkbar, daß wieder wie zu den Zeiten de« Ministerium« Falk di« FractionSunterschiede von Recht« und Link« derblasten zu Gunsten de« gemeinsamen Kamps« für die Würde de« weltlichen Staat«. Waren e« doch wenig sten« die Freiconservativen nicht, bei denen sich da- Cen- trum für di« Erleichterungen de« Puttkamerschen Frieden«- gefrtzeS zu bedank« gehabt hat. Wie sehr übrigens die Anmaßung der Ultramon tanen in Folge der neuesten Wendung der kirchenpolitischen Frage gestiegen sind, das kann man recht deutlich an der Generalversammlung der schlesischen Katholiken sehen, die gegenwärtig in Frankenstein tagt. Die dort gehaltenen Reden tragen ein hohe« Maß von Zuversicht und Uebermuth zur Schau. WaS bisher zur Besänftigung de- CulturkampfcS geschehen, bezeichnet« die dortigen Redner, z. B. der Abgeordnete Franz, als eine ganz dürftige und unzulängliche Abschlagszahlung, die Katholiken aber wollten die ganze Schuld abgetragen wissen. Einzelne Maß regeln nützten nicht, wenn die Grundsätze aufrecht erhalten würden. Die Regierung müsse so viel Einsicht und Patrio tismus besitzen, von den Irrthümern der Kirchenpolitik abzu- gehcn. Nie könne man mit halben Maßregeln und d,s- crelionaircn Gewalten sich zufrieden gebe». Die Katholiken verlangten nur ihr gutes wohlerworbenes Recht. In dieser Tonart gebt eS weiter. Der Staat hat nach den dort wieder vorgetragenen Anschauungen schwere- Unrecht begangen und ist verpflichtet, es wieder gut zu machen, indem er den Culturkampf gänzlich aufgiebt, d. h. die ganze neuere kirchen politische Gesetzgebung widerruft. Bon ihm allein ist da« Unrecht auSgegangen; er allein hat die Opfer zu bringen, die de» Frieden wicderherslellen können. Nicht die leiseste Anerkennung hört man. daß die Kirche oder der deutsche UltramontaniSmuS daS Ihre zur Entstehung und Verschärfung de« Streits beigetragcn hätten und daß auch die Curie ihren Antheil an der Wiederherstellung de« Frieden- darbringen müsse. Und bei alledem, wenn man er wartet, daS Ccntrum werde den Lobn für die Beendigung des CulturkampfcS aus wirthschastSpolitischcm Gebiet abstattcn, so klingen alle neueren Kundgebungen dieser Partei owohl in der Presse als auf der schlesischen Generalverfamm- lung mehr als zurückhaltend; sie lauten in den wichtigsten Fragen, der Steuerreform, deS SlaatSzuschusscs zu der Ver- icherung u. a., entschieden ablehnend. Wir fürchten, die Rechnung, für die Liebling-Pläne deS Reichskanzlers aus wirthschafllichem Gebiet in, Zentrum ge fügige Anhänger zu finden, erweist sich hinterher als trüge risch und der Preis im Cukturkamps al» umsonst bezahlt. Dabei wollen wir von dem Umstand noch ganz absehen, daß mit einer wirklichen Beendigung de« kirchlichen Kampfe- da« Centrum jede Einstenzfähigkeit verliert und dauernd unmög lich bestehen kann, dem Reichskanzler also die mühsam ge- chaffene Majorität sehr bald unter den Händen wieder zer rinnen würde. Der Plan einer Altersversicherung für Ar. beiter ist vorläufig nur eine lcickt hingeworseiie Idee, noch ehr entfernt von bestimmten gesetzgeberischen Vorschlägen; kaum die »othdürstigslen Vorarbeiten dazu mögen bereit begonnen haben, und cS ist bei dem großen Umfang und der ungemeinen Schwierigkeit der dabei in Betracht kommenden Fragen ganz selbstverständlich, daß die Zeit, wo dies lustige Project sich zu einem bestimmten Gesetzentwurf verdichtet haben wird, noch gar nicht abzusehen ist. Der Reichstag hat sich vielleicht in der ganzen Gesetz gebung mit diesem Gegenstand noch nickt zu beschäftige»; vielleicht schreckt auch daS tiefere Eindringen in daS Problem überhaupt von dem Versuche ab, die Sache weiter zu ver folgen. Daß die Angelegenheit aus alle Fälle noch sehr im weiten Felde steht, hat auch die „Provinzial-Correspondenz" zugegeben. Eö liegt für Publicisten und Politiker dermalen kaum ein Anlaß vor, sich mit der Frage anders al- in theo retischer Weise zu beschäftigen. Es hat auch nicht den An- chein, alS ob daö Project sehr mächtig in die Wahlbcwegung eingreifen werde; sollten an dasselbe in dieser Hinsicht große Erwartungen geknüpft worden sein, so werden sie wohl ge täuscht werden. Di« socialistisch zersetzten Arbeiterkreise, auf welche diese Idee zunächst zu wirken geeignet wäre, verhalten sich sehr kühl und zurückhaltend: sie habe» sich noch nicht daran ge wöhnen können. daS Heil von der Stelle zu erwarten, von der eS ihnen neuerdings geboten wird. So fern und ncbel» Haft aber einstweilen dies großartig umwälzende Project vor uns steht, um so bestimmter werden wir un« in der nächsten Zeit wieder mit der Unfallversicherung zu beschäftigen haben. Die öffentliche Behandlung dieses Thema geht noch mit ungeschwächter Kraft fort. Wenn die Regierung aus den Reden der meisten MandatSbcwerber und den Erörterungen der Presse sich ein Urtheil über die Stimmung deS künftigen Reichstags zu diesem Gegenstand bilden wollte, so müßte sie zu der Ucderzeugung komme», daß das Gesetz nur unter wesentlichen Abänderungen Aussichten hat, im neuen Reichs tag ei» besseres Loos ru sinten als im alten. Ter haupt sächlichsten Klippe de- Anstoßes gegenüber, dem CtaatSbeitrag, ist die Stimmung keineswegs günstiger geworden. Auf liberaler Seite hat man' nirgend« einqeräumt, mit den. Widerstand gegen diesen Vorschlag einen Fehler begangen zu haben, unk mit größter Entschiedenheit haben auch neuerdings wieder beachtenSwerthe Stimmen aus dem Cenlruni diesen Besiandtheil des Gesetzentwurfs als gänzlich unannehmbar bezeichnet, so dieser Tage die „Germania" in einem ein gehenden Artikel. Wo soll da eine Mehrbeil berkommen. wenn daS Gesetz wiederum mit diesem Vorschläge erscheint? Es wäre höchst wünschenSwerth, die Regierung machte sich rechtzeitig klar, WaS zu erreichen ist und begnügte sich damit. lieber den Empfang de» Kaiser« in Hannover liegt heute die folgende aussiibrlicbere Mittheilung vom Donners tag vor: Se. Majestät ist heute Nachmittag 4 Ubr 35 Minuten allbier eingelrofien. Der Kaiser wurde aus dem prachtvoll geschmückten Balmbos von der Generalität und den Spitzen der Behörde» empfangen und begab sich von da auS in einem sechsspännigen offenen Wagen, in welchem neben dem Kaiser Sc. Königliche Hobeit der Prinz Albrecbt Play genommen batte, in die festlich geschmückte Stakt, überall von der versammelten Menge mit ,iib«l»den Zurufe» begrüßt. Am Vahnbossplatz war ein grvßer Triumphbogen errichtet, welchen eine Colosialgruppe, Stadt nnd Land Hannover darstellend, krönte. Im Momente, wo de« Kaiser« Ankunst erfolgte, hatte sich daS Regcnwetter aufgeklärt. E« ist ausfällig genug, daß die Ossi ciösen, die sonst ebenso kritiklos als beharrlich da« Geschäft de« Ablängnen« betreiben, kein Wort der Entgegnung für die Meldungen fanden, nach denen die Stellung de« Herrn v. Ke» Vell in Rom erschüttert sei. Sie könnt« freilich die Nachricht nicht gut ableuqnen, da sie (inan muß sagen: leider) Wohl be- gründet ist. Wenn dieselbe noch einer Bestätigung bedurfte, o lieqt diese nunmehr in der Mittheilung, daß Herr v. Schlözer, der deutsche Gesandte in Washington, die Unterhandlungen mit dem Papste führe, offenkundig vor. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man m diesem, blS- her wenig in de» Vordergrund getretenen Diplomaten den zukünftigen Botschafter des Reichs beim Quirinal erblickt. Herr v. Treitschke beabsichtigt, sich der Fraction der deutschen Reick «Partei anzuschließen, fall« seine Kreuz- nacher Wähler ihn »och einmal mit der Ehre ihrer Ver tretung im Reichstage betrauen sollte». Die „Elsaß-Lothringische Zeitung" schreibt, daß in letzter Zeit eine Gruppe von Arbeitern, die au» dem rechts rheinischen Deutschland stammten und in Straß bürg wohnhaft seien. Verbindungen mit den Führern der deutschen Sociatdemokratic angeknüpt't hätten. Es sei Pflicht der Regierung, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln solchen Bestrebungen cntgcgenzutrctcn, um daS Land vor der Ern- chleppung deS socialdemokratischen Giftes zu bewahren und jede daraus abzielende Bewegung schon im Keime zu ersticken. Im Bewußtsein der mit Zeinen Vollmachten verbundenen Verantwortung und der ibm obliegenden Pflichten habe der kaiserliche Statthalter die Ausweisung zweier dieser Personen au- dem ReichSlande befohlen, welche erwiesenermaßen mit Führern der deutschen Socialdemokratie in Verbindung ge treten seien, um deren Bestrebungen nach Elsaß-Lothringcn zu verpflanzen. Wie der „Nationalzeitung" au« Pari« telegraphirt wird, erkalten die schlimmen Nachrichten au« Tunis volle Be tätigung, dagegen scheinen tbatsäcklich die letzten, auch von der „Agcnce HavaS" verbreitete» Hiobsposten auS Algerien übertrieben gewesen zu sein, obgleich die dortige Lage eben- allS sehr bedenklich ist. Aus Constanline wird gemeldet, daß die tunesischen Grenzstämme in Masse nach Tebessa kommen und dort zu jedem Preise ihre Schafe, Ziegen, Ochsen ver kauf«. um dagegen Pferde und Manlthiere einruhandeln. Man schließt daran«. daß der Ausstand m Tunesien immer größere Verhältnisse annehmen werde. Die gesammtc Pariser Presse mit Ausnahme der gaiubettistischen geht neuerdings mit den heftigsten Angriffen gegen den KriegSministcr Farre vor und verlangt Dessen Abschung, damit seine Unfähigkeit nicht nvch größeres Unglück kerbeisühre. grcyeinet verwahrt sich dagegen, daß er einwilligen werde, da« Krieasmmiftermm zu übernehmen. In dem Briese, den der Ministerpräsident IuleS Ferry an seine Wähler ge richtet hat. erklärt Derselbe, daS lttgebniß der Wahlen >avc die vollständige Zustimmung deS Landes zu der von der biSherigin Kammer und der jetzigen Regierung befolgten Politik dargethan und gezeigt, daß daS Land keine Äen- dcruiig dieser gemäßigten und fortschrittlichen Politik wolle. Ucbrigcns lassen alle Nachrichten aus Frankreich erkennen, daß, wenn Gambetta die Miiiisterpräfidenlschast übernehmen will, er sie erkämpfen muß. DaS wenigstens scheint daS Ergebniß der Verhandlungen, die der Präsident Grevy mit dem Ministerpräsidenten Ferrv in deS Erster« Landsitz Monl-sur-Vaudrey jetzt gehabt hat. zu sein. Alsbald nach der Rückkunft Ferrys von dort veröffentlichte die hochossicivse „Corresponvance HavaS" die folgende Note: „Alle Gerüchte über Neubildung und Veränderung deS Ministeriums, wie die von einer beschleunigten Zusammenberufung der Kammern sind ungegründet." Es ist da» die klare und deutliche Antwort Grevv'S auf die Erklärung Gambetta'S in der „Rspublique srantzaise", zur Uebernahme de» Ministeriums bereit zu sein; die Ablehnung ist damit geschehen. Ferry hat weiter, wie man auS Pari« meldet, die ausdrückliche Erklärung abgegebm, in dem Aus fall der Wahlen sähe die Regierung ein Vertrauensvotum für sich. Ferry will eS also zum Kampfe mit Gambetta kommen lassen und die Organe de« Letzteren nehmen die Note schon höher, der radikale Ton wird wieder mehr forcirt und das Wahlprogramm der Gambetlisten in Bellcville für die kommende Nachwahl geht sehr erheblich über das erste Programm Gambetta'S hinaus. Man darf daher ungewöhnlich bewegten Session« rntgegensehen, wenn es Ferry nicht gelingt, mit Gambetta schließticb doch noch eine Bereinigung abzuschließen. Im Augenblick hat Gambetta sich tbatsächlich zwischen zwei Stühlen niederge- lass«, dem Stuhl de« Präsident« der Deputirtenkammer, de» ihm Brisson wegzieht. und dem Stuhl de« Minister präsidenten, den Herr Ferry eben mit einen, hörbaren Ruck unter Gambetta, der sich eben daraus nicderlassen wollte, au sich herangezogen hat. Gambetta bereitet eine große agita torische Runvreise vor und sein Verfolger Rochesort heftet ihm alsbald den Witz a», er fahre mit der ängstlichen Be weglichkeit einer vergifteten Ratte nmher. Zur »i'llitairischen Lage in Tunis und Algier erhalten wir noch die folgenden telegraphischen Meldungen auS Paris vom Donnerstag: Von Toulon und Marseille sind gestern mehrere Bataillone theils nach Tunis, theils nach Algier adgegangen; 3 Bataillone sind zur Besetzung Susa« bestimmt. — Aus Tunis wird gemeldet: Die ttolonnc des Liierst Lorreard, welche den Weg von Tunis nach Hammainet sreimachen und die Ausständiichen aus sich lenken sollte, um die Besetzung von Hammainet durch die in Golelia eingeschifften Truppe» zu erleichtern, schlug zwei gegen sie gerichtete heftige An griff« — am 26. v. M. bei Erbaiin und am 29. v. M. bei Aom balla — zurück und verlor dabei einig« 20 Mann, während die Araber gegen 1000 Mann Lobte und Verwundete hatten. Nach der gestern Morgen erfolgten Besetzung von Hammamet ist die Lolonne de« Lberst Lorreard nach Hammaclis zurück- gegangen, um sich zu vcrproviantiren, dieselbe wird aber mit Verstärkungen wieder vormarschiren, un, einen Puncr zwischen Ham- maiiiet und Zaghuan zu besetzen und diese «egend, in welcher sich augenblicklich alle ausständischen Banden von Tunis concentrirt haben, zu säubern. — Telegramme aus Orau melden, daß die Praviantzusuhren sür Mecheria sorldauern, wo rin Eentralpunct für die zum Herdstseldzug ersorderlichen B-rräthr geschaffen werden soll. Dir sür den Herdstseldzug bestimmten Truppen wer»« 10,000 Mann zählen. — Die Journale von Algier fordern, daß der 184.', mit Marokko abgeschlossene Vertrag gekündigt werde, damit jedem Streite bezüglich der Gebier« vorgebeugt w-rde, »ach welchen die «usständi- schen etwa von dem für den Herdstseldzug bestimmt« Expedition«, corps vcrsolgt werde» kSnnren. Landtag. s Dresden. 1. September Die Zweite Kammer ver Stänveversammlung trat beute Abend 6 Uhr zu ihrer ersten öffentlichen Präliminarsitzuna zusammen. Derselben wohnt« bei die Herren StaatSminisler von Nostitz-Wallwitz. CultuSminister I)r. von Gerber und Finanzminister von Könneritz. Der derzntige Präsident Herr Bürgermeister Haber« körn au» Zittau eröfsnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Meine Herren i Dm 4. d. M. kehrt der Tag zurück, au welchem vor 50 Jahren durch die Verleihung der Bersassuugsurkunde da« Königreich Sachsen zu einem constitutionellen Staate erhob« wurde. Wohl verdient es dieser Tag, daß er ganz besonder« ausgezeichnet werde; denn die BerfassungSurninde war eS, welche uns die werth- vollsten Rechte, das volle Gesetzgebung-- und Bewilligungsrecht, ein- räumten und die Grundsätze anderer konstitutioneller Staat« auch in Sachsen zur Geltung brachte. Der hochherzigen Gesinnung zweier selig verstorbener Käsige, deren Andenken wir stets in Ehren halten werden, verdanken wir diese Bersassung, sür deren Zustandekommen Sachsen« Reaentenhau» nicht unbedeutende Opfer brachte, um mit seinem Sachienvolkc ia Frieden und Eintracht zu leben und demselbm gerecht zu werden. Wandlungen unterliegen aber nicht nur Sitten und Gebräuche, sondern auch Gesetze und so sind denn auch die 50 Jahre an unserer Verfassung nicht spurlos vorübcrgegangen. Die Forderungen der Zeit erheischten nach Begründung eine« einigen deutschen Reiche größere Beschränkungen der Rechte der einzelnen Staaten und die Uebertragung derselben aus eine größere Vertretung, den deutschen Reichstag. Dessenungeachtet aber bleibt unsere Bersassung da« werthvollste sächsische Gesetz, was wir hoch zu halten, in seinem jetzigen Bestände zu vertheidigen haben. Um nun an dem Tage, an welchem vor 50 Jahren die Ver fassung dem Königreich Sachsen verliehen wurde, seine getreuen Stände um sich versammelt zu sehen, hat Se. MSjestät der König diesen ordentlichen Landtag früher al« sonst gewöhnlich zusammen- berufen. Sie haben diesem Ruse durch zahlreiches Erscheinen Folge geleistet und heiße ich Alle hrrzlichst in diesem Saale Willkomm« l Zur Tagesordnung überczeycnd, lheilte zunächst Herr Präsident Haberkorn mit, daß der im 22. städtischen Land tagswahlkreise gewählte Abgeordnete Hermann Grimm au» Reichenbach am 27. August »ach kurzem schweren Leid« aus dem Leben geschieden sei. Die Kammer ehrte da» An denken de« Verstorbenen durch Erbeben von dm Plätzen. DeS Weiteren constatirte der Herr Präsident, daß sämmt- liche Abgeordnete der Zweiten Kammer zur heutigen Sitzung erschienen seien, mit Ausnahme de» Abgeordneten Rechts anwalt Frey tag in Leipzig, der sein Nichterscheinen durch dringende Berussgeschäste entschuldigt habe. Hieraus ersolgte, nach Maßgabe des tz. K der Landtag»- ordnung vom 12. Oktober 1874, durch oas LvoS die Theilung der Kammer in 5 Abtheilunge», welchen di« Prüfung der Legitimationen und der Wahlen obliegt. Nach geschehener Auslovsung zogen sich die Abtheilung«, zurück, um sich sofort zu constituiren. Nach kurzer Panse wurde daS Resultat der Constituirung bekannt gegeben. Hiemach sind gewählt worden: in der I. Ablheilung: die Abgg. Gradl ai» Vorsitzender, v. Seydewitz als Stellvertreter. 4>r. Schmidt und Ruppert als Secrctaire-, in der II. Abtheilung: die Abgg. May als Vorsitzender. Schreck al«Stellvertreter. Uhlc-Plaue undv. Römer als Secrctaire; in der III. Abtheilung: die Abgg. Stephani als Vor sitzender, Heger al« Stellvertreter, Starke undAhnert al« Secrctaire; in der IV. Abtheilung: Die Abgg. Ackermann al« Vorsitzender, Ilr. Schasfrath als Stellvertreter, MöbiuS und von Bosse al« Secretaire; in der V. Abtheilung: Die Ab^z. Haber körn al« Vor sitzender, Oehmichen als Stellvertreter, Speck und Georgi als Secretaire. Die zweite Präliminarsitzung findet morgen Vormittag 10 Uhr statt. Auf deren Tagesordnung sieht die Wahl de» Directorium«. Srdanfeier in Leipzig i. * Leipzig, 2. September. Wiedemm feiert unser deutsches Volk seinen Scdantag, wieder erinnern sich heut« Millionen treuer deutscher Herzen mit Rührung und Dank barkeit der Stunden, in den« vom Strande der Maas die Kunde in Deutschland- Gauen scholl, daß einer der größt« Siege, welche die Weltgeschichte kennt, erfochten, daß da« ganze feindliche Heer, Frankreich» Kaiser an der Spitze, nach schwerem blutigen Kampfe die Waffen gestreckt habe und gefangen sei. Wenn hier und da die engherzige Frage auf- gcworscn worden, ob. nachdem ein Jahrzehnt seit jenem denkwürdigen Tage verflossen, eS noch an der Zeit sei, den 2. September als Nationalfesttag zu begehen, so hat die große Mehrheit de« deutschen Volke» di« Antwort daraus schon gegeben, denn nach all« vor liegenden Berichten werden sich auch in diesem Jahre nur verschwindend wenige Orte von der Feier «»«schließen. Unsere Stadt Leipzig insonderheit hält unverbrüchlich an der Feier fest und eS wetteifern in ihr alle Kreise der reich«- treuen Bürgerschaft, den Ehrentag deutscher Nation so festlich und glänzend wie nur möglich zu gestalten. Die Straßen und Häuser haben sich überreichlich mit Fahnen, Flaggen und anderen Decorationsgegcnständen geschmückt und die ganze Physiognomie der Stadt zeigt, daß heute kein Arbeit«-, sondern ein allgemeiner Festtag ilt. Ein rege« festliche« Treiben ist überall schon vom frühen Morgen, wo die Rcqiments- capellen durch ihre Reveillen die noch nicht erwachten Schläfer er munterte», in all« Theilen der Stadt zu treffen, viele Gr- schäslSlccale sind gar nicht eröffnet worden, und von den jenigen, welche Vormittag- sich aufgethan, ist bestimmt anzu- nehmen, daß sie sich von Mittag an schließen wrrdrn. Zu allem diesen festlichen Thun gicbt auch der Himmel sein« Segen, denn nach langer Zeit unbeständig« und ungünstigen WeltcrS sind die trüb« Wolken verflog«, der blaue Himmel breitet sich über dem Feste au« und warmer Sonnenschein, der nun einmal zum Gelingen großer festlicher Veranstal tungen nothwendia ist, strahlt von» Honzontc herab. Ein alte» Sprückwort vesagt zwar, man soll den Tag nicht vor dem Abend lob«, indessen die berrschrnde Luftströmung, ein leichter Ostwiad, scheint da« Wetterglück sür dm ganz« Festtag verbürgen zu wollen. Die Vorfeier am gestrig« Abend vollzog sich ganz im Rahmen der althergebrachten Ordnung Gegen 7 Uhr sammelt« sich die Theilnehmer de» Zuge« nach dem Napoleonstein auf dem Platze hinter der städtischen Turnhalle und man konnte die erfreuliche Wahrncbmung machen, daß die Betheiiiguna an diesem Zuge gegen frühere Jahre sich nicht vermindert hatte, sondern eher noch gestiegen war. Nachdem die Fackelträger ihre Fackeln entzündet
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