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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-06
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1881
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,Erscheint täglich früh SV, Uhr. Letsrtion und Expedition JohauneSgassc 33. SprechKunden -er Uedartion: ' Vormittag« 10-.12 Uhr. . Nachmittags 4—6 Uhr. - - MA- " »m,aH«e »er für »te nächstsolgen»« stcnmmer befttmmte« Inserate «, Sochent«,«» dt« r Uhr Nachmittag«, «»Tonn- »«»Festtage« früh tiö'j.9 Uhr. 2» de» Filialen für 3«s.-Änuah«e: Vtt« Kle««» Universitätsstrobe 22» Laut« Lüsche» kathariuenstraßr 13» p. «ar »t« '/,» Uhr. npMtr.TlMblaü Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. .1? 249. Dienstag den 6. September 188t. Amtlicher Theil. die Sketch»tagS»«dl betreffend. Behufs Ausstellung der Reichstag-Wahllisten werden in den nächsten Tagen in die einzelnen Grundstücke der Stadt von nn« Fragebogen gesendet werden, in welche alle die jenigen hier wesentlich wohnhaften, wenn auch vorübergehend abwesend männlichen Personen mit Bor- und Zunamen nach Stand und Gewerbe einzuzeichnen sind, welche das 25. Lebens jahr erfüllt haben und Angehörige des deutschen Reiches sind. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter haben diese Fragebogen den Abmietbcrn, letztere ihren etwaigen Aster- miethern zuzustellcn; dir Fragebogen sind genau nach der den selben vorgedruckten Anweisung auszufüllen und bei Ver meidung von 15 Mark Geld- beziehentlich entsprechender Haststrase längsten« hinnen 2 Tagen, vom Tage der Zusen dung an gerechnet,, von 8^12 Uhr Vormittag« und von 2—S Uhr Nachmittags im hiesigen Einwohnerbureau» Rcick«- straße 5S/54, , von den HauSeigenthlimern oder deren Stellvertretern persönlich oder durch Beauftragte, welche über die Hausbewohner genaue Auskunft zu ertheilen vermögen, abzuaeben. Zeder Wähler hat sich übrigens nur in den Fragebogen de« Hause«» in welchem er wohnt, einzutragen. Leipzig» am 1. September 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. . He ß l er. Nitzsche. Zn den Monaten Juni» Juli und August 1881 sind Pom Stadtrath angestellt worden: als GaScontroleur: Gustav Spiegel; als Nöhrenwärter bei der Stadtwasser kunst: Heinrich Gustav Gras; als Expedient im Kranken haus«: Carl Robert Felix Lang; als Rathsdiener: Friedrich August Retfch und Friedrich LouiS Papsch. Votsiluiigs-Vermiethugg. Die zeither an Herrn Schneidermeister Meyer vermiethetc, au» 11 Stube«, »l Mlkove«, U Kaunaeru, 2 Rüchen und sonstigem Zubehör bestehende, mit Wasserleitung versehene Wohnung in der I. Stage de« der Stadtgcmeinde soll vo« 1. April 1882 an aus drei Jahre an den Meistbietenden anderweit veraciethet werden. D« Versteigerung fiodet Donnerstag, de» II. »«. Mt«., Vormittag« 11 Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, statt. Di« Vermiethungs- und BerlteigerungSbedingungen liegen schon vor dem Termine aus dem RathhauSsaale, l. Etage, zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 1. September 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. H e ß ler. Stöß. Gestohlen wurden allhier erstatt«» Anzeige zufolge: 1) Ein Geldtäschchen von dunkelbraunem Leder, enthaltend O ^l» in drei Thalern, sowie eine alte Kupfermünze und zwei Visitenkarten, aus einer Zelle im Tiana-Bad, am 27. v. MtS.; 2) eia Küdel, «ixn- ? 29, enthaltend ca. 41 Kilo Butter» aus einem NeschüstSlocale in Nr. 29 der Rittcrstraße, in der Zeit vom IS. bis 29. v. MtS.; 3) ein MannSrvck von grauem Stoff, ein Fraucnpaletot von schwarzem Tuch und ein braunseidener Regenschirm mit Fischbein, gestelle, mittelst Einbruchs, aus einem Gartenhäuschen am Gohliser Wege» vom 25. bis 29. v. Mts.; 4) ein altes schwarzledcrncs Portemonnaie mit Stahlbügel, enthaltend 300 Mark, chn Kronen und Doppellroncn, ein eben solche« mit einein Inhalte von 49 Mark, in Thalern, Zweimark- und Markstücken, au« einer Wohnung in Nr. 26 der Blücherstraße, iu der Nacht vom 30. bis 31. v. Mts.; ö) ein- desgleichen von rothem Leder, enthaltend ca. S Mark, i» iwet Markstücken und kleiner Münze, sowie ein silbernes Petschaft mit den verschlungenen Buchstaben 6. 8. und eine «lechmarke, mittelst TaschendiebstatzlS aus dem ThomaSkirchhos, am 1. dS. MtS.; 6) ein Sammerüberzikher von schwarzgraumelirtem Stoffe, mit einer Reihe verdeckter Knöpfe und schwarzem WollatlaSsutter, im Henkel der Name „Oustav llsssel, älarkrnnstLclt", aus der Ausstellungshalle auf dem Königsplatz«, am nämlichen Tage Abends; 7) zwei Paar Hosen von grauem Stoff und ei» Markstück, »»« einer Schlaskammer iu Nr. 19 der Steruwarteustraße, vom 2. bi< 3. d. M.; 8) ein schwarzer Ftlzhut Mit blauem Futter und de« Firmen- Pempel ^I'oxer, IHprix", aus einem Restauration-local« in Nr. IS am «önigsplatz, am 2. d. M. SbendS; 9) ein Sommerübcrzikher von schwarzem Stoffe» mit einer Reih« schivarzer Hornknüpse, Sciteiitaschen mit Patten, schwarzem, gestreiften WollatlaSsutter und unter dem Henkel die Firma „Munk witz. Anger", ferner eia schwarzer Filchut mit gelbem Futter und dem Firmenstempel Johann Löst, Reudnitz, au« dem Tauziaal in, Pantheon, zu gleicher Zeit; 10) ein alte« rothlederne« Portemonnaie mit einem Inhalte von circa 5 Mark, in einem Zweimark-, zwei Markstücken und div. Hein« Münze. mittelst Tascheudiebstahl« aus dem Marktplatz«, am L. d. MtS. Vormittag«. «twnige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimmal- Abtheilung zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am b. September 1881. La« Polizei-Amt »er Ata»« Leipzig. kW. Rüder. Kitschte. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 6. September. vor einigen Monaten schon war die Red« davon, daß in Algier und Tunis die Zustände sich derart gestaltet hätten» daß «ine Truppenmacht von 120,000 Manu kaum genügen »erd«, um der aufständischen Bewegungen Herr zu werden. Inzwischen haben die Wahlen in Frankreich so sehr Alle« in Anspruch genommen» jede- Interesse sck sehr absorbirt, daß über dem Wahlkampf in Bellevillc der Bey von Tunis. Bu-Amcma und die verwüsteten Alsapflanzongen vollständig in Vergessenheit geriethen; aber nur. um sich jetzt auf eine nicht« weniger denn angenehme Weise in Erinnerung zu bringen. Sollte» di« Wahlen die Regierung der französischen Republik so sehr in Anspruch genommen baben» daß sie gar nicht bemerkte, wie der in Norvafrika ourch die tunesische Expedition entzündete Brand immer weiter um sich griff, um endlich allenthalben zu Hellen Flammen aufzuschlagen? Ja, zu Hellen Flammen» denn wenn auch daS Verheimlichung«- und Ver- tuschungSshsiem deS Herrn GeneralgouvcrneurS Albert Grüvy >n den amtlichen Depeschenwesen noch so viel als thunlich weiter betrieben wird» so läßt sich doch nimmermehr verleugnen» daß der Ausstand die sämmtlichen arabischen Stämme der Wüste ergriffen hat und daß die Lage eine sehr ernste zu werden beginnt. Man hat aus Tunis und Algier die meisten Truppen wieder zurückgezogen und eine Mittheilung sprach jüngst davon, daß sich in Algier noch nicht 20,000 Mann Franzosen befänden. Diese Entblößung der beiden Provinzen, von denen die eine erst erobert war, wurde vielfach als eine politische Klugheit angesehen, weil geeignet, den friedliebenden Charakter der französischen Politik darzulegen. Nunmehr wird Wohl Niemand die Truppmentsernung als besonder« weise be trachten. In Algier rücken die südlichen Stämme mit gesammelten Streitkräften auf mehreren Puncten vor und die Franzosen scheinen ^um energischen Widerstande zu schwach; in Tunis sollen die Truppen deS Bey zur Unterdrückung der Jnsurection behülflich sein, aber mit dieser Hülfe scheint es sehr flau auSzusehen, und eS scheint fast, al« ob sich die tunesischen Regierungstruppen absichtlich schlagen ließe». Es tritt jetzt in jmen nordasrikamschcn Provinzen die Regenzeit ein, welche sowohl dm Franzosen als den Ara bern erst die eigentlichen kriegerischen Operationen gestatten wird; denn der Sommer ist, namentlich für dm Europäer, zu heiß dazu. Wie stark die im Ausstande befindlichen arabi schen Streitkräflc sind, kann man nicht sagen; jedenfalls sind sie hinreichend, um die emsteste Besorgnis einzuflößen. Denn ein Krieg mit Muhamedanern, der einen religiösen Anstrich hat, ist immer gefährlich durch dm Fanatismus, mit welchem die Anhänger des ZSlamS für ihren Glauben kämpfen. Ein französischer Oberst hat die Ungeschicklichkeit begangen, den religiösen Fanatismus auf« Aeußerste zu schüren, indem er daö Grab eines Marabut zerstörte und die Gebeine dieses Heiligen der Araber fortschleppm ließ. Dieser unbedachte Streich wird viel Blut kosten. Man darf sich einigermaßen darüber wundem, daß sich in Frankreich noch Niemand erhoben hat, welcher fragte, au« welchem Grunde man denn eigentlich diesen Kabyien ihr Land abzunehmen sich für berufen erachte und ob eS an der Zeit sei, die Eroberungen von Louis Philipp und Napoleon lll. in Afrika sortzusetzen? Im Ganzen hat man in Pari- auf Nordafrika eben so viel Recht wie auf Neu seeland ; aber derartige Fragen pflegt man nur platonisch zu erörtern. Allerdings ist die« Nordafrika an fremde Herr schaft gewöhnt; seit der sagenhaften Niederlassung der Phönicier haben immer fremde Elemente dort doininirt. Und vom Slandpunct der Zweckmäßigkeit muß ja Jeder mann zugcbcn, daß eine französische Herrschaft m Nord- asrika für die ganze civilisirle Welt ungleich vorlhcil- haster ist. als das verfaulte Regiment der verschiedenen mubamedanischen Fürsten. Damit sind aber auch die Rechts gründe erschöpft, und die Kabylcn weliren sich mit demselben Recht um ihre Heimath, wie einst die Vorfahren der heutigen Franzose» unter dem gewaltigen Karl Martcll gegen den Einsall der Araber. Nur dag die Araber heute iveniger glücklicher sein werden als die Franzosen des achten Jahr hunderts. Die Franzosen müssen jetzt mit ihrer neuen Kammer warten, da die Mandatsdauer der alten noch nicht abgrlansen ist: sonst hätte man die Sache sicherlich schon zur Baratt,ung gebracht. Wenn die Kammer au die algerische Angelegenheit bcrantritt, dürste der Kampf schon in vollem (Hange sein. Nicht so rasch, wie die Franzosen hoffen, wird der Ausstand unterdrückt sein, denn die Zähigkeit der Araber ist be kannt. Daß cs in Algier rasch zur Ruhe komme, liegt nn Interesse ganz Europas, nicht etwa Afrikas wegen, sondern weil sich auS dieser Angelegenheit leicht ein größerer Brand bilden kann. Die muhamedanische Welt, überall ge drängt, zurückgeworfcn, verkürzt und bei Seile gesetzt, könnte gar leicht in eine Art Wuthkrampf gcrathcn und zu einer allgemeinen Erhebung wider die Ungläubigen schreiten, ohne vorher die Staatsmänner zu befragen, ob auch der richtige Moment dazu gekommen sei. Man darf eine so große Völkergemeinschaft, wie die Muhamedaner sind, nicht zum Acußersien treiben. Nach San Stefano eben erst Thes salien und Tunis; waS Wunder, wenn der Fanatismus der Muhamedaner erwacht? Diese Menschen können auch ihre Periode der Kreuzzüge haben und man fürchtet nicht ihr Schwert, man bedauert aber ihre Verwüstungen. Wohl uns in Deutschland, daß uns diese orientalischen Wirren nichts anzehen! In Petersburg ist die Stelle eines Stadthaupt manns ausgehoben und durch die eines Polizei meist erS ersetzt worden — ein Wechsel, der sich den Traditionen früherer Zeiten etwa- nähert und wiederum als ein Beweis angesehen werden kann, wie wenig Lust man zu wirklichen Neuerungen im Sinne der Zeit hat. Doch nein. Herr Jgnatresf hat wirklich eine neuere Richtung «ungeschlagen; er will eine Commission einberusen, die auS Abgeordneten der Landschaften und auS Delegieren der Regierung bestehen soll. Diese Commission soll über Maßregeln zur Bekämpfung der Trunksucht berathen. Eine bübsche Aufgabe in Ruß land und am ehesten geeignet, da« Ministerium Jgnatieff un populär zu machen. Aber Das ist'S nicht allein; auS dieser Maßregel spricht auch die vollständige Rathlosigkeit der leitenven russischen Staatsmänner. Wenn ein Schiff auf dem Meere, vom Sturm bedroht, dem Untergang nahe ist. jo wird cs unge mein lächerlich erscheinen, wenn der Capitain nicht« Anderes zu thun weiß, als dem Schiffsschuster zu befehlen, noch schnell die Schuhe Ler Mannschaft auSzubcffcrn; die plötzliche Inan griffnahme von Maßregeln gegen die Trunksucht seiten« de« Herrn Jgnatieff aber erscheint nicht weniger lächerlich. Dazu sollen in den Dörfern Bibliotheken von Volksschnsten, meistens religiösen, theilwcise auch historischen Inhalt-, angelegt werden; auch Votkstheater will man den russischen Baueim gönnen! — Gerade als ob eS in Rußland zuginge wie einstenS in Arkadien! als ob dort noch niemals ein Wässerchen getrübt worden wäre und al« ob die russischen Bauern vor allen Dingen Bcdürsniß nach einem Theater hätten! Welcher Art die von Herrn Jgnatieff gebotenen Volk-schrislen sein dürften. kann man daraus schließen, daß seit seiner Regierung nun olle freisinnigen Blätter rum Opfer gefallen sind und nur noch die panflav»- welcher daö russische Reich bedarf. b°s hei«t da^ Pl Scbwanre ausräumen, denn die Reform des russischen ttb-nSmuß itqan ankeren Dingen beginnen; der russisch- Bane, brau»" wohl -in anständiges Wohn^ tüchtigen Vichstand, aber vorläufig noch kein BolkStheater. Wenn in diesen Reformen die ganze Schlauheit steckt, die man so oft hinter Herrn Jgnatiew sieht, dann ist e« sicher lich nicht weit her mit derselben und dieser wunderliche Staatskünstler wird dasselbe Schicksal haben, w,- s-'n-Mg- ften Vorgänger — er wird abtreten müssen. Ganz Rußland dürstet nach Aufhebung der alten Bevormundung, nach Be seitigung der Bestechlichkeit im Beamtenthum, nach constttutto- nellen Formen und nach Förderung einer den Bedürfnissen deS Landes entsprechenden Industrie, wie nach Hebung der Landwirthschast. Da kommt der leitende Staatsmann, theilt Volksbücher und volkSthcater auS und will die Trunk- ^ES nra^scin. daß e« sehr schwer ist, im Augenblick in Rußland mit passenden Reformen vorzugehen; aber wer sich dazu nicht fähig fühlt, der muß eben d,e Hände von der Re gierung lassen. — So scheint diese» unglückliche Land be stimmt zu sein. einem „System" nach dem anderen zum Opfer zu fallen und mit jedem neuen Regierungs-Experiment schlimmer zu fahren. Scheint es doch, als ob bald Niemand mehr wüßte, wo eigentlich die Ursachen liegen, an denen Ruß land krankt und als wollte man ruhig zuscben, wie der rus sische Staat seinem gänzlichen Zerfall zutreibt. Wir erhalten au« Danzig ein Privattelegramm, nach welchem an die CbesS der dortigen Bebvrden die Mittherlung zelana' se,. daß am 9. September daselbst eine Zusammen kunft Kaiser Wilhelm'- mit dem Kaiser Alexander IN. stattfinden werde. Die Berliner „Tribüne" bestätigt diese Mittheilung, indem sie, wie folgt, schreibt: Die bedeutungsvollste Meldung des TageS trifft heute auS Danzig ei», vorläufig noch in der Form de« SerüchiS, gleichwohl ludest mit so sicherem Auftreten, dost die thalsächliche Bestätigung unmittelbar bevorzusteheu scheint. Die Meldung betrifft eine bevor- stehende Zusammenkunft unsere- Kaiser- mit dem Zaren Alexander III., die am nächsten Freitag in Danzig stattfiaden soll. Der „Danziger Ztg." zufolge sind Sonnabend Abend dort die bezüglichen telegraphischen Mittheilungen an die Lhess der Behörden gelangt. Kaiser Alexander 111. wird, wie eS heißt, mit einem russischen Kriegsschiff über Lee »ach Danzig kommen, dort wahr- scheinlich von dem deutschen Panzergeschwader und der Hosyacht „Hohenzollern", mit welcher Admiral ». Stosch am Donnerstag von Kiel anlangt, auf der Rhede empfangen werden und dann in Danzig auf wenige Stunden Quartier nehmen. Zu gleicher Zeit werden mit Extrazug vom Konitzcr Kavallerie - Manöver kommend Kaiser Wildelm mit Gefolge und wahrscheinlich auch der Kronprinz in Danzig eintreffen, woraus dann eine freundschaftliche Begrüßung der beiden Souveräne statifinden soll. Kaiser Wilhelm wird im Gouvernement-Hause Absteigequartier nehmen. Die Anwesenheit der Majestäten und ihre« Gefolges wird sich auf einen Tag (Freitag, 9. September) beschränken. Die Ankunst der Hossouriere wurde bercilS Montag erwartet. Im Lause dieser Woche stehen die Wahlaufrufe der meisten Parteien zu erwarten, nachdem nunmehr der Reichs- lagSwahltcrmin ossiciell bekannt gegeben worden ist. DaS Programm dcS CentrumS wird schon heute urbi et ordi verkündet werden. Da eS in seinem Wortlaut bereits vor Monaten sestsland, dürfte eS den Schein nicht vermeiden können, unter den jetzigen Verhältnissen etwas veraltet zu sein. Aber vielleicht ist eS gerade Daö, wa« Herrn Windt- horst z. Z. am passendsten dünkt. ,.Urtiter in moäo, «uarütor in re" kann cs jetzt nnter Umkehr dcS bekannten Spruchs von der Kampsweise der Ultramontancn heißen. Und daß ihre Sprache so schroff wie nur je zuvor ist, das lehrt nicht bloS ein Blick in ihre Presse und jeder mündliche Gedankenaustausch niit Angehörigen der Partei, sondern das werden in noch höherem Grade die morgen beginnenden Verhandlungen dcö Bonner Katholikentage« zeigen. Liest man die „Germania", oder, besser noch, versteht'man Das jenige. was ossiciöS eingeblasen ist. heranSzufinden, so sieht man überhaupt nicht ein, weshalb der Reichskanzler die Kirchcnpolitik rückwärts schraubt und den Frieden mit dem Ccnlrum sucht. Da ist die entschiedenste Gegnerschaft gegen daS Tabaksmonopol, da wird die Socialpolittk de« Fürsten BiSmarck als „verwerflich" bezeichnet, da findet sich kein Funke von Wärme sür die sogenannte Steuerreform. Frei lich. der Kanzler lveiß, WaS er von der „Entschiedenbcit" der Ultramontanen in dem Falle zu halten bat. wo Rom ge sprochen und zwar zu seinem Gunsten gesprochen hat. Aber eS ist dock) wohl nicht Alle« bloße« Slrohscuer oder blinde Kanonave. was jetzt an« den Reihen de« EentrumS sich ver nehmbar macht. Soweit man bi» jetzt über den Charakter der in Vor bereitung begriffenen neuen preußischen krrchenpolitischcn Vorige Antcutu.igcn vernimmt, scheint anch sie wieder in dem System der sogenannten „diSeretionairen Voll machten" zu wurzeln, wie der Regien,»gSentwurs vom vorigen Sommer. Da« scheint auch die ..Norddeutsche All- gcmeine Zeitung" sagen zu wolle», wenn sie von den dem Gesetze-twur, vom lg. Mai 1880 „analogen" Vorlagen sxricht, welche d,e Regierung behus« Regeln»?der katholischen ^ """öm in der Lag« sein werde. Ta« System der d,«cretto»airen Vollmachten, wenigsten« in w^"^nge. w,e e« m dem genannten Entwurf verlangt aber von allen Seiten, mit «»«nähme der R-N'«ung«anl>änaer. entschieden zurückg-wiksen ^ *ai»r mit vollster Sicherheit vorausgesagt werden. A.. ' 2Seg* d,e Nationc>tliberal«n. mit deren "vw 1« Z">i 1880 zu Stande ge- "erden. Bei der Fortsetzung ^t'cn wird nun freilich schwerlich ^Wirkung, sondern ans eine conAvati^ klerikale Mehrheit gerechnet werden. «Nein anch im Ccntrum Ldoimnruts-rki» viertelj. 4 V, Mir« incl. Brinaerlohn S Mk.» durch die Post bezogen 6 Mk.' Jede einzelne Nummer 2ö Pf. Belegacinplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilage» Ohne Poftbesörderung 39 Mk. »tt Poftbesörderung 48 Mk. Zklerate 6gespaltene Petitzrile SO Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem TarG. LecUmen unter den Kedactionrstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserat« stad stet« an die Srpetzitt*» ZN senden. — Rabatt wird nicht gegebea. ZahliUig pnwuuwc-raucio oder durch PoD» Nachnahme. 75. Jahrgang. hat der Gedanke, die Maigesetze rechtlich bestehen zu lassen, ihre Ausführung aber dem Ermessen der Regierung anheim- ,»geben, stets den entschiedensten Widerspruch gesunden. Man erinnere sich nnr an d«e Verhandlungen deS Ab geordnetenhauses vom vorigen Sommer, und dieser Tage noch schrieb die „Germania": „DaS Svstem der Maigesetz« hat sich als unverträglich mit den Lebensberingungen der katholischen Kirche erwiesen. Die Politik der diSeretionairen Vollmachten will da» System facultativ aufrecht erhalten, so daß die Kirche der Anwendung der unerträglichen Gesetze jeden Augenblick auSgesetzt ist. Diese Politik sichert also nicht der Kirche ihr Gebiet und ihre LebenSbedingungen. Deshalb kann sie nicht genügen zur Herstellung eines wahren und dauernden Friedens. Sondern die Grundlage eines solchen bietet nn« nur die Abänderung der Maigesehe im Einverständniß mit der Kirche, da diese allein eine geordnete und gesicherte Wirksamkeit der katholischen Kirche in Preußen wieder ermöglichen kann." Dian wird es dem Centrum nicht verdenken können, wenn eS sich auf eine Taktik, die al« da« „Niederlegen der Waffen aus dem Fcchtboden" bezeichnet worden ist, nicht einlassen will. Kommt die preußische Re gierung dennoch wieder auf die- System zurück, so wird sie unfehlbar die Erfahrung mache», daß sie für diese Vorschläge keine Mehrheit in der Volk-Vertretung findet, daß die einzige Mehrheit, auf die Herr von Goßler überhaupt rechnen kann, nur um den Preis einer endgültigen Abänderung der Maiqefetze zu haben ist. In uliramonlane» Kreisen schmeichelt man sich mit dem Gedanken, daß die preußische Regierung in ihrer jetzigen Friedensstimmung der Herjiellung einer geordneten katholischen Militairseelsorge geneigter als bisher sein würde, und daß der Posten enieS Armeebischofs dem nächst wieder beseht werden dürste. Bon allen Bedürfnisse« deS katholischen CultnS ist dies aber wohl daS letzte, was Befriedigung erheischt; und ob Herr von Kamele sich be flissener zeigen wird, als Herr von Roon eS war, einen Herd unliebsamer Reibungen in dem starren MechaniSmu« der Heeresverwaltung zu errichten, möchte doch wohl zu be zweifeln sein. Bekannt ist. wie energisch und wirksam sein Vorgänger im Amte des KriegSministeriumS die Anmaßungen des letzten ArmecbischofS zurückzuweisen und Diesem mit ver blüffender Schnelligkeit Muße, aber eine solche ohne Würde zu vereiten verstand. Die Reform de« Genossenschaft-recht« beschäftigt da« Reichsjustizamt in eingehender Weise. Wie mau hört, ist schon für die nächst« ReicbStagösession eine bezügllche Vorlage zu erwarten. In wieweit der bekannte Mirbachffch« Antrag aus Einführung der Theilhast an Stelle und nebm der jetzigen Solidarhaft Aussicht auf Verwirklichung durch die Gesetzgebung hat, da« hängt von noch nicht zu Gide ge führten Erhebungen über die Wirksamkeit der Schulze- Dclitzsch'schen Verbände und verwandten Genossenschaften (Reiffeisen'sche Darlehn«cassen re.) ab. Im Allgemeinen spricht sich m liberalen Kreise« da» Zutrauen auS, daß von diesen im besten Sinne unpolitischen Fragen des Erwerbsleben« auch regierungsseitig Alle« fern gehalten werden würde, was nach Begünstigung deusch-conservatrver Partciwünsche auSsehe, und daß die Mirbach'sche Theilhast nicht etwa deshalb, well sie aus dem Lager der Regierungspartei stammt, zu Gnaden ausgenommen werden würde. DarlchnScassen und Consum- verbände die auf diesem Princip beruhen, sind sehr wohl denk bar ; und stellen sie eben etwa« durchaus anderes dar als die Genossenschaften nach Schulze-Delitzsch und werden nicht« al« den Namen mit ihnen gemein haben. Noch können die Meinungen und Meldungen über die anderweite Verwendung deS deutschen Gesandten in Washington, Herrn von Schlözer, keinen höheren An spruch erheben, als denjenigen, bloße Gerückte zu sein, und schon beschäftigt sich dre poltische Wett mit der Frage der Nachfolgerschaft diese« Diplomaten. Es wird daran erinnert, daß vor Monaten schon von einer Versetzung des Grafen Herbert BiSmarck als Gesandschastssecretair nach Washington mit der Anwartschaft ans baldige Beförderung im Rahmen jener Sendung die Rede wcw Gegenwärtig glaubt uian dieser Ankündigung eine erhöhte Bedeutung bei legen und sie al« Vorläufer demnächstigcr Uebcrraschungen ansehen zu sollen, mit welchem Recht, dürste nicht leicht zu entscheide» sein. Richtig ist r« jedenfalls, daß in den persön lichen Verhältnissen deS Grafen Herbert Manches liegt, wa« seine Verwendung außerhalb Europas nickt gerade als be fremdlich und unbegründet erscheinen lassen dürste. Die Fähigkeiten dcS älteren SohncS des Kanzlers werden übrigens auch von Solchen, die nicht zu seinen politischen Freunden zählen, als „hervorragende" anerkannt. Ueber einen orthodoxen Eiferer wird u»S auS Schleswig-Holstein geschrieben: Eiu -weiter Märtyrer Stephanus ist unserer Landeskirche in der Person de- Herrn Pastor Paulscn in Kropp erwachsen — wenigstens behauptet er DaS von sich selbst, und er must es doch am Ende am Besten wissen. Mit diesem hochwürdigen Märtyrer aber hat eS folgende Bewandnist. Herr Pastor Lühr i» Eckernförde ist einer der wackeren liberalen Geistlichen, welche im „Gemeindebotcn" mit anerkennen«- werthem Math« dafür eiutreten, daß die von den freisinnigen Predigern ln UebereinOimmung mit dem größten Theile ihrer Gemeiudeu vertretene freie Auffassung de- LhristenthumS in der evangelische, Kirche nicht nur geduldet, sondern als gleichberechtigt mil der sogenannten orthodoxen Auffassung derselben anerkannt werde. Darob entbrannte lichterloher Zorn in der Brust deS Herrn Pastor Paulsen and in heiligem Elser behauptete er in seinem „Anzeiger', Pastor Lühr „chloroformlre sein Gewissen und interpretire seine» «mtSeid mit solchen Kniffen, daß mit solche» Gründen jeder Eid geleistet werden könne, wenn man sich nur etwa« Andere« dabei denke." Er beschuldigte mithin seine« «mttbruder der Eidbrüchigkeit und schle» dnte somit eine ganz »nerhSrle Verleumdung gegen Denselben. Mit Recht erachtete rl denn auch da- den liberalen Geistliche» gar nickt besonders günstig gesinnte Kieler Konsistorium für seine Pflicht, den schwer verleumdeten Pastor Lühr in Schutz -u nehmen, erthrrltr Sr. Hochehrwürde» in Kropp einen wohlverdiente» Rüssel und warnte vor ähnlichen Ausschreitungen, „da Herr Pastor Panhe, m dieser Sache nicht -um Richter berufen sei." Wa« thnt nun der fromme Mann? Statt sich in Dcmuth dem Spruche der ihm Vorgesetzte» Behörde za beugen und etwa dem beleidigten Amt«, bruder aetzenüber Abbitte -» leisten, erklärt er in keinem Blatte dem >bm ertherltrn Verweis« gegenüber, „daß Jeder, der die Grundwahr- Leu", der Kirche »lebt bekenne, ein Vcrräthcr sei. Keine Kirche», beh-rde könne von ihm »nb seinen Glaubensgenossen verlangen, daß bk stimme Hunde seien. So lange die Jrrlehrcr (!) in der Kirche geduldet würde«, werbe er nicht schweigen, sondern über sich ergehen lassen, was kirchlich« »nd staatliche Behörden für Strafen erkennen. Müßten si« ftr ihre Zenguisse Straf« leiden, so erinnere Dir« «» Märtyrer Stephani Zelten" u. s. w. i. 4
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