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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-15
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1881
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Erscheint täglich stütz S'/, Uhr. »>tz LkpetUi«, Johamitsgasse LS- Sprechstunden der Kednctinu: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» L—- Uhr. e»r- LAÜ»" ^ A««h«e »er für »te »ächsts»l,mde Nnmmer »eftt««trn Inserate an ««cheuta-m »i« 2 Nhr Nachmttta,«, «« S«««- «n» Keftta,«» früh hi»'/,» Uhr. 3« de« Filiale« für Ins.-^nnatzme: Ltt» Kl«««, UmvrrsjtiUsstrabr 22, L»«i» Lüsche, Katharinenstratze 18, p. »nr »iS '/,8 Uhr. WMr.TaMalt Ameiger. Anslage LS,SS«. Adonnenentsprei» viertelj. 4'/, Mk. tncl. Briaarrloh» 5 VN.. d«rch di« Post bezöge» 6 M. Jede eiazrlne Nummer 2b Ps. Belegerrmplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» »H»e Poftbesörderuug 3S ML Mit Postbesörderung »8 ML Insernr« Sgespaltene Petitzrile 20 Pf. Größere Schristrn laat aaserem Preis- verzrichaib. labellarischer Sa» nach höherem Tarif. LerUune» nuter de« Ledarti»«»ftrich die Spaltzeile bO Pf. Juserare si»d stet« an die tzst»«»tt1a« za senden. — Rabatt wird nü^ gegeben. Zahlung praauuweranäo oder durch Post- uachnahme. ^ 258. Donnerstag de» 15. September 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekaslltmachims. Nach den gemachten Wahrnehmungen hat die in tz. 3, Abs. 2 unseres Anlagenregulativs enthaltene Bestimmung, nach Welcher jeder GruilkstückSbesitzer bez. dessen Stellvertreter gehalten ist, t« Lauf« de» Katasterjahre» die etwai ge» bezüglich der Mieth«, Stützung», Bachtertragnifse etngetretene» Veränd« (Erhöhung »der Derinindernng) fofoet h«tt»ge«ch» anznzeige«, nicht di« durchaus no . .. oder Verändernagen «ahr» nothtvendige achtüng gesunden." ES wird deshalb diese Bestimmung erneut mit dem Be merken zur öffentlichen Kenntniß gekracht, daß Unter- laffnngen «it Ordnungsstrafen bi» z» SV Mar? helegt werde« können. Entsprechende Formulare sind in unserer Stadt - Steuer einnahme, Brühl 5l, zu entnehmen. Inglcichen find die Anzeigen, welche früher von» Lhaartieramte zur Instandhaltung des Verzeichnisses über die Einquartierungspflicbligcn und die zur Einquartierung geeigneten Räume erfordert wurden, an die Stadt- Gt»»eret»«ah«e und nicht «ehr a» da» Quartier- abzugeben. Leipzig.' den 10. Septem der 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Die Liefern»» »es ve»»rs« an Stein»«»!«» bester Sorte für die Kaiserliche Ober-Postdirection und die hiesigen Stadtvost- anftalte» für die Zeit vom 1. Oktober 1881 bis Ende September 1882, welcher aus etwa 335/XX1 Kilogr. sich belaufen wird, soll im Wege des NnbietunaSversahrens vergeben werdeu. Eine Zusammenstellung der Lieferungs-Bedingungen kann bei der kanzlet der Ober-Postdirection, sowie bei den Postämtern in Chemnitz in Sachsen und Zwickau in Sachsen eingesehen, auch gegen Er- stattung der Abschreibrgebühreu von der hiesigen Kanzlei bezogen werden. aaete Unternehm« wollen ihre Angebote bi» zum 25. d. M. ilich bei der Ober-Postdirection in Leipzig anmelden, die Auswahl unter den Bewerbern wird ohne entscheidend« Rück- ficht aus die Mindestforderung Vorbehalte». Leipzig, am 12. September 1881. Der Kaiserliche Vüer-Paftdtreetor. Walter. daß es andererseits sich mit de» brennendsten Ta mit leeren und glatten Redensarten abfindet. Ader euuge allgemeine Züge sind doch für die Stellung deS Ullramonta- niSmuS zur Regierung sehr bedeutsam. DaS gesammte Steuerreform-Programm de« Reichskanzler«wirdabge- than mit der Bemerkung, daß das Ziel derselben nur durch eine Einschränkung der Ausgaben, und zwar an erster Stelle beim Heerwesen, zu erreichen sei. Zwar spricht der Auf. ruf auch von einer „gerechten Bertheilung" der Steuern, und man könnte annehmcn, daß zu diesem Zwecke da- Centrum bestehende di recte Steuern durch geeignete indirekte zu ersetzen bereit sei. Aber Das steht jedenfalls fest, daß der Kanzler für seinen steuerpolitischen LieblinaSplan, das Tabakmonopol, mit Hülse deS CentrumS eine Mehrheit nicht erlangen wird, zum Mindesten die nicbtpreußischen CcntrumSmitglieder nebsi den Wclsin werden da- Monopol ckon auS partirularistischen Gründen niemals bewilligen. Was ferner die Socialpolitik anlangt, so läßt die Ver wahrung gegen ein Uebergrcifen der Staatsgewalt über ihren berechtigten Machtkreis hmauS und die scharfe Betonung de« dundcSsiaatlichen Charakters der ReichSversassung hinlänglich vermuthen, wie wenig Unterstützung Fürst BiSmarck für seine weitgehenden Pläne >m entscheidenden Augenblicke von der Jesmtenclique zu erwarten hat. Obendrein noch hat Herr Mousana, einer der streil- iarsten Kämpfer deS CentrumS. auf dem Bonner Katholiken- congreß zu dieser Stelle de« Ausrufs eine unzweideutige Er klärung gegeben. Damit aber auch der Hohn nicht fehle, so wird allen Reform- und BeglückungSplänen des Kanzlers gegenüber erklärt, daß die Heilung unserer socialen Schäden nur erreicht werden könne, wenn man die römische Pnester- 'chast unbeschränkt schalten lasse und vor Allem den Ie- uitenorden wieder einführe. Das ist der Weg, auf welchem Fürst BiSmarck da« Centrum voll und ganz gewinnen kann, ein Weg, schnurstracks entgegen gesetzt demjenigen, der zur Errichtung des deutschen RetcheS unter dem Seichter der Hohenzoüern geführt hat. Daß der Kanzler ihn betreten werde, fürchten wir nicht. Aber wo indet er dann seine so lange gesuchte Majorität? Auf Antrag des Herrn Louis Rühlig in Liadenan als Vollstrecker des letzten Willens des verstorbenen Herrn OrtSrichters Carl Fried rich Koch in Lindcnau sollen die aus dem Folium 694 des Grund» vnd Hypothckenbuchs für Lindenau eingetragenen Grundstücke, bestehend auS einem Wohnhgule mit Garten — Poststraße Nr. 26 in Lindenau — einem daneben befindlichen Bauplatze von 2677 LH Ellen Flächenraum, einer Wiese 215 LH m groß, öffentlich verlaust werden. ES wird dazn Berkausstermin am 28. September ». o. Vormittags 11 Uhr »» »uterzeichneter AmtSgericht-stelle anberaumt, woselbst vorher die BerkausSbi' stunden Lindenau, Roßstrafie Nr. 19, erfolgen. Leipzig, den 6. September 1881. Königliche» Amtsgericht »«selbst. Abtheilung V, Section III. I. A.: C.-Rath Friedrich, Assessor. Hch-Auctlon. Im UniberfitStSwalbe bei Ltebertmolkmttz sollen Mittwoch, de« 21. September 1881 von Vormittag 10 Uhr an 11 Raummeter eichene Nutzscheite, 66 . . Brenuholzscheite, 35 » . und birkene Rolle« und 42 Aellenhnndert harte Reihigbund« gegen Erlegung der geordneten Anzahlung sofort nach dem Zuschb iwd unter den sonst bekannt zu machenden Bedingungen mefftbietl »ersteigert werden. Versammlung: auf dem Kahlschlage i» de» sogen. Saulöchrrn Leipzig, am 9. September 1881. UntversttStS-Nentamt. Graf. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 15. September. ES wird wohl am Platze sein, die Aussichten derkünf tigen Regierung-Majorität schon jetzt in Erwägung zu ziehen. Wenn eS sich nicht anS unseren inneren Verhält nissen, wie sic sich in den letzten Jahren gestaltet, von selbst ergäbe, so würde doch daS ganze Verhalten der officiösen Presse bekunden, daß die Regierung für den nächsten Reichs tag ihre Hoffnungen aus eine au» Conservativen und Ultramontanen gebildete Mehrheit gesetzt hat. Dem Namen nach freilich find d,e Angriffe der betreffenden Organe meistens alle gegen Fortschrittler und Secessionistcn gerichtet, in der Sache aber ist Alle» gemeint, was nur «men Hauch von Liberalismus an sich trägt. Da gegen wird jede Fehde gegen den IesuitiSmu« sorg sättig vermieden; der früher von den Regierungs journalisien ausgestellte Satz, daß da« bloße Dasein einer derartigen Partei ein Act der Feindseligkeit gegen da« Reich sei, ist leichten .Herzens vergessen; nicht die leiseste Andeutung wird laut, daß da- Centrum zum Mindesten nach erfolgtem Friedensschlüsse zwiffen Preußen nnd Rom seine Daseinsberechtigung verloren baden werde. Welch« Aussichten aber bieten sich nun für eine also geplante Regiernngsmebrheit? Wir wollen die Conservativen schlechtweg als unbedingte Gefolgschaft der Regierung betrach, ten; für die in ihren Rechen enthaltenen Partie ul aristen trifft Dies freilich nicht überall zu. doch würde Da« au» geglichen werdeu durch den bedeutenden Zuwachs an prru Hische» Conservativen, den die Regierung-organe als sicher «nzunehmen scheinen. Wie aber stellt sich da» Ce nt rum, Herr Windthorst und seme gehorsame Knappschaft? Wir habe» bereit- hervor- Centrum in seinem Wahlaufrufe alle in ^ z« getretenen Anzeichen emer sch, weit mung mit Rom emfach unbeachtet läßt. Meldungen aus Itzehoe wu^b-n ^ Rühe ^ " Nach tele am Montag Abend von mehreren in der Nähe der Villa des Commerrienraths de Boß, dem Absteigequartier Sr. Majestät teS Kaiser-, Wohnenden ein Feuerwerk abgebrannt, während im Parle des CommerzienralhcS ein Ständchen, ausgeführt vom 8. MusikcorpS, stattsand. Der Park war mit elektrischem Licht prachtvoll erleuchtet. Der Zapfenstreich der MusikcorpS de« IX. Armeecorps verlies unter zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung äußerst glänzend. Se. Majestät der Kaiser hat sich wiederholt sehr erfreut über den ihm bereiteten Empfang ausgesprochen. Am TienStag Nachmittag 4 Uhr fand in dem Ralbbause, auf welchem die kaiserliche Fahne wehte. daS von Sr. Majestät dem Kaiser den Provinzialbehörden gegebene Galasesimahl statt. Zu demselben hatte außer den Spitzen aller Behörden auch die Generalität Ein ladungen erhalten. Die Ausfahrt zu dem Diner war äußerst glänzend. Se. Majestät der Kaiser wurde bei seinem Erscheinen von der dichtgedrängten Volksmenge mit nicht endenwollcnden begeisterten Zurufen begrüßt. Se. K. K. Hoheit der Kron prinz erschien smit Ihrer K. K. Hoheit der Kronprinzessin. Während der Tafel brachte Seine Majestät einen Toast aus das Wohl Schleswig-Holsteins auS, wo er so viele Freundlichkeit gesunden habe. Der Oberpräsident stellte Sr. Majestät die einzelnen Behörden vor, wobei der Kaiser an jeden Einzelnen huldvolle Worte richtete und namentlich seine Freude über die Aufnahme in Itzehoe auSsprach. — Se. Majestät der Kaiser, Ihre K. K. Hoheiten der Krön ' rinz und die Kronprinzessin und Se. K. Hoheit der Groß erzog von Mecklenburg-Schwerin sind dann am Abend 6'/, Übr mittelst Extrazuge« von Itzehoe nach Allona abgereist. Die Berliner Officiösen, die sonst mit Vorliebe in Tönen der Drohung oder Verleumdung sich hören lasten, ziehen heute der Abwechselung halber ein anderes Register auf, welche- wegen feines seltenen Gebrauch- sicher sei» kann, Eindruck zu machen, nämlich dasjenige der Erweckung der Neugierde! Allerlei gcheimnißvolle freudige „Uebcr- raschungen" in den Fragen der Kirchenpolitik werden in Aus sicht gestellt, und es fehlt nicht viel, baß wirklich von der Regierungspreffe behauptet wird, der Culturkampf habe durch die bedingungslose Unterwerfung des Papstes unter die Maiqesetz« sein Ende erreicht. Denn darauf läuft eS im Großen und Ganzen hinaus, wenn die Eingeweihten des Preßbureau versichern, die Errichtung einer preußischen Gesandtschaft beim Batican beweise, daß seilen der Curie alle Bedingungen erfüllt seien, die Fürst BiSmarck in der berühmten RcichStagsrede vom No veinber 1874 für die Wiederanknüpfung diplomatischer Beziehungen zum Papste gestellt. Es wird hier so Viel ver sprochen, daß daS Mißtrauen in die Nachgiebigkeit der Curie, statt sich zu zerstreuen, nur vermehrt werden muß. So er freulich eS wäre, wenn jene überschwänglichen Prophezeiungen Recht hätten, nach welchen die liberale Presse befriedigt oder auch beschämt verstummen würde, wenn einmal die Größe der Zugeständnisse Roms bekannt wird, so liegt doch in den bisherigen Thatsachen leider Nicht» vor, was zur Vertrauens ^ ... . -- gen steht harakter in aller Schärfe von demjenigen trennen will, den eine Vertretung deS Deutschen Reich» haben müßte. Er legt, wie man bört, besonderes Gewicht daraus, der ersteren nur den allcrbcscbei- denstcn völkerrechtlichen Rang beigelegt zu wissen: sie soll nicht eine stillschweigende Anerkennung der päpstlichen Sou veränität, wie sie in der Errichtung einer gcsanimtdeulscbcn Vertretung liegen würde, bedeuten, sondern sie soll nur daS Mittel sür die Action des Cultusminister- abgeben, yleich- sa m die katholische Abtheilung des Cultus Ministe riums mit dem Sitze in Rom bilden. Ob diese Auf fassungen. wie sie an maßgehender Stelle gebegt werden, ge eignet sind, Vertrauen und Beruhigung zu verbreiten, mag für jetzt dahingestellt bleiben. Thatsache ist. daß sie vor handen sind, und den Gang der kinbenpolitischcn Verhand lungen sowohl bisher bestimmt haben als auch sernerbin wesentlich bestimmen werden. Di« freiconservative „Post" beschäftigt sich mit der Stellung der nationalliberalen Partei im Wahl kampfe. Das Blatt erklärt sestzuhalten an der llebcrzeugung, daß eine gedeihliche, stetige Fortentwickelung des Reich» nur dann mit Sicherheit erwartet werden kann, wenn die ge mäßigten und von wahrhaft nationalem Geiste etragenen Elemente im conservativen wie im iberalen Lager in dem Parlament da» entschei dende Wort zu reden haben. „DaS ist (so sührt die „Post" weiter au»), so ungünstig nach mancher Richtung die Situation im Augenblicke liegen mag, für die Folge nnt Sicher heit dann zu erwarten, wenn die gemäßigten Parteien in dem wogenden Kampfe der Ertremen sich sesbst treu bleiben und mit derjenigen Entschlossenheit, mit der der Kahn in wogender Brandung gesteuert werden muß, unentwegt ihr« Bahn ziehen. An ünS soll e- in dieser Hinsicht nicht fehlen. Wir hoffe» auch, daß die Nationalliberalen, weiche seit Bennigsen'» Rückkehr sich zu rühren beginnen, in demselben Geiste in den Wahlkampf treten werden." Außerordentlich rührige Anstrengungen macht in der gegen- wärliqen Wahlbewegung die süddeutsche Demokratie. In Würtemberg, in Baden, in der Pfalz hat die Partei eine ganze Anzahl von Candidaten ausgestellt und befindet sich in der rosigsten Stimmung. Auch dort sollen die Eroberungen hauptsächlich aus Kosten der National liberalen gemacht werden. Die süddeutsche Volköpartei unterhält auch mit der norddeutschen Fortschrittspartei Fühlung; in der Liste fortschrittlicher Candidaturen finden sich auch mehrere Nameu süddeutscher VolkSparteiler und ein Wahlkampf zwischen den beiden Parteien wird nirgends stattfinden. Mail wirst den Nationalliberalen oft vor, die Grenze, wo sich die liberalen von den conservativen Grundsätzen scheiden, nicht stark genug zu markiren. Wir möchten dagegen auch einmal bitten, die Grenze zu ziehen, wo sich der Liberalismus in da- 'chwäbisch-srankfurtische Demogogcntbum verläuft. Die Frankfurter Zeitung" hat ganz offen erklärt, daß ihr seales Ziel die Republik sei; in der württcmbcrgischen Demo kratie treiben die ödeste Cantönliwirthschaft und der einae- leischteste Preußenhatz ihr Wesen. Nicht ein einzige» Mal abcn wir in der fortschrittlichen Presse eine Verwahrung gegen die Gemeinschaft mit diesen Elementen gesunden, dre noch ganz aus demselben Standpuncle stehen, der sie um da» Jahr 1866 zum Spott und Aerger von ganz Deutschland machte. In der Berliner „Lolkszeituug" werden di« gün stigen WaklauSsichte» eines Karl Mayer w»d seiner An hänger gegenüber nationalgesinnten Männern ganz mit der selben freudigen Genugthuung verhimmelt, wie die eine» Richter oder Virchow. Wenn die „große liberale Partei" fortwährend bis aus Sonnemann und Karl Mayer ausgedehnt wird, dann wundere man sich nicht» daß sie so wenig Fortschritte macht und ein Trugbild bleibt. Obschon die Vorlage wegen Errichtung deS ReichS- tagS-Gebäude- in der letzten Session nutzt eingcbracht werden konnte, so schreiten doch die Vorbereitungen üöcr Her stellung eines geeigneten BaulerrainS durch Ankauf deS R a czynS k i'scheu Palais unter Anschluß von städtischen und rrivaten Grundstücken dauernd vorwärts, so daß mit Be- I im ml heit aus die Einbringung der Vorlage in der nächsten Session zu rechnen ist. Inzwischen richtet man sich ganz darauf cm, das provisorische RcichStagS-Gebäude noch auf Jahre hin zu benutzen. Die Herstellung von Wotznungen für den Burcaukircclvr, den Botenmeister u. s. w. in Räumen der ehemaligen Porzellanmanusactur ist nahezu beendigt. Dickt an diesen neuen Flügel des provisorischen ReickSlagS-GebäutcS schließt sich das nun vollendete Kunstgewerbe-Museum, welches am 18. Octodcr, dem Geburtstag des Kronprinzen, seiner Bestimmung übergeben werden wird. Augenblicklich ist man niit der Aufstellung der Sammlungen beschäftigt. Ter RcichstagSabgeordnelc v. Bühler-Oehrinaen war bekanntlich vom Fürsten BiSmarck mit seinem Ab rüstung Sa nt rag an „Deutschlands Nachbarn" verwiesen worden. Er bat diesem Winke Folge gegeben und sich zunächst an die Friedcnsgesellschasten in Gens und Paris gewandt, die seine Bestrebungen auch scheinbar freundlich ausnahmen und Nachsätze, welche die „Befreiung" Elsaß-Lothringen- verlangten oder betonten, Frankreich könne unmöglich mit Abrüstung vorangchcn. Von diesen Ausschlüssen wenig befriedigt, ging Herr v. BUHler einen Schritt weiter und ivandte sich direct an Gambetta. den er aussorvcrte, sich offen und unzweideutig über die FriedenSsrage zu erklären und seinen mächtigen Einfluß sür die Abrüstung geltend zu machen. Die „Franks. Zlg.", der die betreffende Correfpondenz zugänglich geworden, druckt das Schreiben Bühler'S seinem vollen Wortlaut nach ab. Das selbe dürste wenig Interesse haben; interessanter aber und lehrreicher ist die Thatsache. dag Gambetta auf dieses Schreibrn, da- vom l5. Juni d. I. datirl ist, bis jetzt nicht geantwortet hat. also wobl auch nicht mehr antworten wird. Gambetta geht emer offenen Erörterung der KneaS- und Friedenosrage aus dem Wege und dieses Schweigen vc- lehrt uns vielleicht bester über seine wahren Absichten, als alle schönen Reden, die er in letzter Zeit gehalten. Zum Glück Vars er in dieser Frage nicht als der vollgültige Re präsentant der zur Zeit in Frankreich herrschenden Stimmungen gelten. Die Angelegenheit der beschlagnahmten Schiffe „SokrateS" und „Diogenes" wird, nach unS zugehendcn Mitltzeilungcn, in der einen oder der anderen Form auch da- preußische Ab geordnetenyauS nach besten Wiederzusammentritt beschäftigen Herr v. Puttkamer selber soll den Wunsch geäußert haben, daß ibm Gelegcnbeit geboten werde, die vollste Loyalität und Gesetzlichkeit, von welcher sich die Regierung in dieser leidigen Frage leiten ließ, der Volksvertretung und damit den weitesten ' - ^ Wunsch gen. Für die Verwirklichung teffclben burste e- zur rechten Zeit an einer politischen Kreisen zum Bewußtsein zu bringen. Der Wur ist in gleichem Maße zu verstehen wie zu villigen. Für Verwirklichung desselben dürfte e- rur rechten Zeit an ' Interpellation au- der Mitte de» Hauseü uicht fehlen. Dem Abg. Eremer ist au» seinem rheinischen Wahlkreise die dringende Aufforderung zugegangen, sein Mandat nieder zulegen. Bei der verlorenen Stellung, in welcher dieser ultramoutane Parteigänger nach und nach gerathen, mag es ihm auf ein bische» mehr oder weniger Zerwürfnisse mit leinen ehemaligen Freunden nicht ankommen, und so ist es glaubbast genüg, wenn versichert wird. Herr Eremrr denke gar nicht daran, dem Ersuchen seiner Wähler stattzugeben. Man darf sich darauf gefaßt machen, daß zwilchen ihm und .Herrn von Schorlemer-Alst noch manche« widerliche Stück schmutziger Wäsche im Abgeordnetenhaus« gewaschen werden wird. Es kann letzt wohl als gewiß gelten, daß der Hochver rathSproceß gegen den ehemaligen socialdemokratischen Ülbg. Hasselmann unterbleiben wird, obwohl er vom preußischen Minister de» Innern aus Anlaß der Socialisten- debatte im Reichstag in sichere Aussicht gestellt war. An- irblich hat die Untersuchung nicht so viel Stoff ergeben, daß ich eine Anklage auf demselben ausbauen ließe. Wir glauben „dessen nickt fehl zu geben, wenn wir diese Begründung ür da« Fallenlaffen de« ProeesieS als falsch bezeichnen. In Wahrheit läge hinreichendes Material vor; doch bat man ich zuständigen OrtS wohl mit Recht gefragt, ob nicht der Schade, der durch Aufdeckung der verbrecherischen inter nationalen Umtriebe angestiflet werden dürste, größer sein werde, alS wenn die Kenntniß dieser Dinge da« Gebeimniß der Regierung bliebe, welche ihrerseits in der Stille viel wirksamere Gegenminen anlegen kann, al» im vollsten Licht« der Oeffentlichkeit. Würde doch auch Genosse Hasfelmann elber, der in Amerika weilt, von der Strafe gar nicht ge troffen werden. Die von un» bereits erwähnte Affaire der beide» österreichisch-ungarischen Officiere, tvelche sich in eine Erörterung über die Bedeutung des Fahneneides ein- zelaffen hatten, zieht, wiezu erwarten war, weitere unliebsame Folgen nach sich. In Pest hat sich die Universität«» ugend der Angelegenheit bemächtigt, um eine Straßen- emonstration zu veranstalten. Am 10. Abend» zogen etwa 200 Juristen, d,e sich zu einem BegrüßunqSadend zusammen- zefunden hatten, vor die Redaktion des radikalen „Függettenseg", m der Meinung, Göczel dort zu finden. Als ne hörten, daß er nicht anwesend sei, zogen sie ab; eine halbe Stund« später fand jedoch eine neue Ansammlung statt. Auf die Ruf« der Menge erschien ein Redactionsmitglied am Fenster und nun wurden Rede« gehalten, woraus sich die Menge unter Elien« auf Göczel zerstreute, klebrigen« hatte die Jugend schon in ihrer Versammlung beschlossen, eine Adresse an Göczel zu richten. Ferner verlautet, daß mehrere Franzstädter Bürger im Ver laus der Woche ein Banket zu Ehren Göczel'« veranstalten wollen. Telegraphisch wird gemeldet: „Hauptmanu Leudl (der Göczel zuerst provocirte und dann anzeigtc) hat ans Weisung seines Vorgesetzten Eommandos di« Führung seiner Compagnie und sämmtüche dienstliche Agenden an den Ober» lieutenant Gabriel Loskav abgegeben. Es »ird gemeldet, daß der Kais« de» General EdelSynm «it der Berich terstattMW. in dieser Angelegenheit betraut und Diese, der betreffende». Militairbehörde ausqetragen Hab«, ihm sämmtliche Schriftstück« einzusenden. Von Hauptmann Lendl erzählt da« «ine Ge rücht, daß er vom Dienste suspeudirt worden sei; ein zweites, daß er feinen Abschied eingereicht habe. Die St. Petersburger Regierung-Presse schickt sich an, die Ergebnisse der Danziaer Begegnung im ünstigsten Lichte erscheinen zu lassen. So schreibt die „Agence iuffe": Der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten. Staats» secretair Geheimrath Gier«, übersandte da« telegraphisch« Rundschreiben an die Vertreter Rußlands im AuSlande, welches nächsten« im amtlichen Blatte veröffentlicht werde«, wird, von Danzig auS. In demselben theitt Geheimrath Gier« mit, daß eine Begegnung zwischen dem Kaiser Alexander und dem deutschenKaifer stattgefunden, mit dem Hinzusügeu. daß die engen Bande der Verwandtschaft und der überlieferten Freundschaft, welch« beide Monarchen verbinden, genügten, um die Beweggründe der Zusammen kunft zu erklären und ihren Charakter zu bezeichnen. Er wolle aber feststellen, daß der warme, herzliche Empfang, der' dem Kaiser von Rußland zu Theil geworden, vollständig den eigenen Gesinnungen desselben entspreche. DaS Circular be tont schließlich, daß die Begegnung sür die Beständigkeit der zwischen beiden Ländern in ihrem gegenseitigen Interesse, sowie im Interesse de« allgemeinen Friedens bestehenden Be ziehungen Zeugniß ablege. — Wie die „Ayenre Russe" weiter meldet, überreichte General v. Werder im Augenblicke der Abreise dem Staatssecretair Geheimrath Gier« eine hohe OrdrnsauSzeichnung. — Das „Journal de St. Pstersbourg" betont, daß die europäische Presse im Allgemeinen die Kaiser Zusammenkunft in Danzig in ihrer wahren Bedeutung aus- gelegt habe, nämlich als Kundgebung der herzlichen Sympathie zwischen den beiden Kaisern, welche zu gleicher Zeit ein« Garantie sür die Sicherheit aller Rationen sei. In erster Linie sei e« die deutsche Presse, welche einstimmig der Kaiserzusammenkunst diese Auslegung gab. DaS Journal spricht sich sodann anerkennend über die Zurückhaltung au-, welche die gut unterrichteten Organe der Berliner Presse gegenüber den vorzeitigen Gerüchten über die Begegnung beobachtet hätten und meint, gewisse Organe der russischen Presse würden von ihrer irrthümlichen Auslegung dieser Haltung zurückkommen, in der sie da» Bestreben finden wollten, die Tragweite dieses Ereignisses abzuschwächen. Was die „TinieS" angeh«, die von den berechtigten Interessen Englands und der Mililairreiche spreche, so wolle sich das Journal daraus beschränken, zu erklären, daß die einzigen berechtigten Interessen, um die es sich bei der Zusammenkunft bandeln konnte, die allgemeine Ruhe und der Welt sriede waren. Da- „Journal de St. PslerSbourg" nimmt endlich Bezug aus die Bemerkungen de« „Journal de- DsbatS", daß die Interessen und die Geschicke der Nationen das Ueber- grwickt haben müßten über die verwandtschaftlichen Bande, und hebt hervor, daß die herzlichen Kamilienbeziehunaen der Kaiser von Rußland und Deutschland da- politische Einver nehmen begünstigten und gerade dadurch ven Interessen der Nationen dienten, und von großem Gewicht sür deren Geschicke seien. Nach einer Depesche auS Sofia ist di« Zwölszahl der Apostel al« di« geeignete erkannt worden sür die Milglieder zahl des ReichSrathes. Dem Fürsten steht die Ernennung von vier Mitgliedern zu. Die Stärkezahl der unisormirten Gendarmerie ist ebenfalls festgesetzt worden, und zwar auf l5»l3 Mann. Um bei den Zahlen zu verbleiben, sei noch bemerkt, daß bei der Volkszählung. (1,998,600 Einwohner) Rust« schul mit 26.867 Bewohner» sich al» die bevölkertste Stadt Bulgariens ergeben hat. Varna behauptet den zweiten Rang, die Hauptstadt Sofia «it 20,541 Einwohnern »i«mt erst dm dritten Platz ein. Die in S aint-Dis gehaltene Rede des Minister-Präsi denten Ferry findet auch innerhalb der republikanischen Presse nur eine bedingte Zustimmung. Seine Hoffnung, daß die neue Kammermehrhrit nur die Fortsetzung der alten sei und sich mit wenigen homöopathischen Reformen begnügen werd«, begegnet in Par»« vielem Zweifel und Widerspruch. Der „TemvS" meiut, Ferry habe, indem er sich über die zukünf tige Regierung mit vorsichtiger Achtung der verfassungsmäßigen Vorrechte Grrvy's au-gesprochrn, dm Entschluß angedeutet.
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