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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-19
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1881
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Erscheint täglich stütz S'/, Uhr. Uriarlion n,d Lrpe-tti<» IohaaneSgass« SS. Sprrchltundrn der Uktzarti»»: vormittag» 10—12 Uhr. Rachmittag» 4—S Uhr. i tv Nva»«»« «»«isertM, »» N«t»clio» «ich» »«rückaa Annah«« der für hie »ichstfOt,en«e ««»»er brsti««te» Lnlerat« a» Wochenlage« »i« S Uhr Rochmttto,«. »« So«»- ««» Fefttageu früh hi«'/,» Uhr. 3» -t» Filiale« für 3ns.-Ai>»«tz«e: Dtto Ute««, Uuwersitätsstrahe SS. Laut« Lösche, Kathariurnftrahe 18, P. ««r hi« i,r Uhr. UchMer.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd EeschiftSderkehr. MeH-Anflage L?,LS0. Ll>oi»>rment«»rri» Viertels. 4'/, Md.» iacl. Bringerlohn L Rk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 2ö Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren ,ür Extrabeilage» ohne Postbesürvrrung 39 Mt «it Postbeförderuug 48 Rk. Inserate Sgejpaltrne Petitzeile 20 Pf. SrSherr Schriften laut »»irrem Preis- verzeichnih. Labellarischer Say »ach höhere» Tarif. Nerlainra unter de» Nedarti«n«ärich die Spaltzrile Ü0 «. Iuserate sind stet« an die Sr»ed>lio» zu seade». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumeramlo »der durch Post. Nachnahme. LKL. Montag den 19. September 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. ^3« ^e»a»er Rachacht«», hrt«,e« toir tzter»«rch hie Latz jeder anko««e«de Fremde, welcher hier sthoneachtet. a« T««e setner Ankunft, ««h we«« Niese erst in de« Adendttnudeu erfol,t, «« anNer« Tage Borwttta,« »«« seinem Strthe hei ««serem Kremhen-Vnr»«« a«z««eiNe» ist, Nieje«i,e« Arenrden «her, »eiche läoarr al« drei Tage hier sich aufhalte«, Anmeldeschein «» löse« hate«, t« Erinnerung ««» deinerte«, Nag ver»achlasfi,an»e« Ner- srlNe« mit einer Selddnche »o« IS over »rrhiiltnitz- «ästiger Haft,träfe geahndet werNen würde«. Läpzi,, m» 18. September 1881. Da» Voltret-Amt Ner Stadt Lethztg. vr. Rüder. Daeguer, S. Di« zur Verlegung eine- Telegraphenkab.ls von dem Postamt Nr. 3 am Bairischen Bahnhof Hierselbst durch die Bairische und KSrnerstraße bi» nach dem im Hause Rr. 1 der letzteren Ltrahe neu einzurichtenden Postamte Nr. 11 erforderlichen Erd- und Pflasterarbeiten sind zu vergeben. Die bezüglichen Bedingungen können bei der hiesigen Kaiserlichen Ober-Postdirection, Abtheilung IV. während der GeschLstsstunden von S—12 Uhr Vormittag« und von 4 — 6 Uhr Nachmittag- ein» gesehen werden. LeistungzsShige Unternehmer wollen ihre Angebote, zu welchen Formulare bei der vorgenannten Stelle zur Benutzung entgegen- geuommen werde» kSnnen, unter der Aufschrift „Kabelverlegung" verschlossen und frantirt bi- zum 22. d. Mt», vormittags II Uhr an die Kaiserliche Ober-Postdirection, Abtheilung IV, Hierselbst gelangen lassen. Die Eröffnung der Angebote erfolgt daselbst zu dem angegebenen Zeitpunkte in Gegenwart der etwa erschienenen Anbieter. Leipzig, den 17. September 1881. Der Kaiserliche Vder-Vaftdtrertar. . Walter ÄllLtÜM. Dienstag he« S». Eehtemöer 1881,1» Uhr vormittag« sollen im gerichtlichen Auction-locale, Eingang von der kleinen Burg- gaffe, et» großer Posten Galanterie- und Spielwaaren, für Händler paffend, öffentlich an den Meistbieteoden i» Partien versteigert werde». - LeipPg, de» IS. September 1881. , Der Gertcht-hollzteher he« Ktlni^iche, Amtsgericht». Thierbach. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, IS. September. Von Seiten der Berliner RegierungSprefse wird in Abrede gestellt, daß die neuesten Anordnungen über die Reihenfolge der parlamentarischen Körper schaften mtt der Berzögerung der kirchenpolitischcn Verhandlungen im Zusammenhang stehen. Die Einberufung de» Reichstag« vor dem preugischcn Landtage entspreche vielmehr nur dem in der vorigen Reichstagssession vor- getragenen Wunsche. Diese Rücksichtnahme ist aberkennen; für die Dauer aber werden die jetzt getroffenen Maßnahmen ersprießliche Zustünde auch nicht schaffen. Die Zerreißung der ReickStagSsession in zwei Hälften ist nicht »vün- schcnSwerth. Eine frühzeitigere Einberufung de« Reichs tags, etwa End« Oktober, würde eS möglich machen, daß derselbe seine Arbeiten bi» Ende Januar in der Regel vollständig erledigt und alsdann dem preußischen Landtag Platz macht. NebrigenS wird man, mag der Stand der kirchenpolitischen Fragen auf diese Anordnungen von Einfluß gewesen sein oder nicht, de» Eindruck- sich nicht erwehren können, daß die Verhandlungen mit der Curie viel weniger vorgeschritten sind, als man gewöhnlich angenommen. Die eigentlich entscheidenden und sachlichen Verhandlungen scheinen noch gar nicht begonnen zu haben, sondern für eine zweite Sendung de» Herrn von Schlözer Vorbehalten zu sein. In Rom ist der Eifer, zum Frieden zu gelangen, offenbar lange nicht so drängend wie in Berlin, und derjenige, der de» Frieden« am nöthigsten zu bedürfen glaubt, ist ge wöhnlich auch der, der die Kosten zu tragen bat. Ein über die Ansichten der klerikalen Führer wohl unterrichteter Berliner Correspondent de» ultra mon tanen „Westfälischen Merkur" schreibt diesem Blatte: Heber die kirchenpolitische Frage hört man jetzt so.viel und so verschiedene», daß e« außerordentlich schwer ist, die Spreu vom Weizen zu sondern. Im Allgemeinen möchte ich aber betonen, daß die von mir stets srftaehaltene Annahme, die dem Landtage vorzu- legtiidtn Gesedeiilwüne würden nicht nur discretionüre Vollmachten, sondern auch Nevisionsvorschläge der Maigesetze enthalten, wohl jetzt als bestimmt behauptet werden kann. Es versteht sich von selbst, daß der heilige Batrr diskretionären Vollmachten ebenso wie das Eentrum abgeneigt ist. Ob zwischen Herrn von Schlözer und dem Cardinal- Staatsserretair Jacobini bereits eine Vereinbarung getroffen ist, will ich dahingestellt sein lasten. In einigen Punkten scheint jedenfalls ein« Verständigung erzielt und so nne Basis der Verhandlungen gelegt z» soin. Ich Hab« allen Eirund zu der Annahme, daß die Rückkehr dervijchöse von Münster, Limburg und Breslau in ihre Dicöesen bereits so gut wir entschieden ist. Zur Zuriickbcrusung dcr Bischöfe ist übrigen« in Prcußen «in Gesetz erforderlich; in der vorigrn Sitzung hatte da» Abgeordnetenhaus den „BischosS-Paragraphen" verworfen. Die „Nordd. Allg. Atg." schreibt: DaS viel verbreitete Gerücht, daß ein neue» Preßgesetz ausgearbeitet werde, welche» de« nächsten Reichstage vorgrlegt werden solle, ist, wie uns versichert wird, unbegründet. Wie die „Dam. Z " auS zuverlässiger Quelle hört, ist dem Coutre-Admiral Livouiu« in Danzig, dessen Nebersiedeümg nach Berlin zum Antritt seine» neuen Amte« al« Direktor in der Admiralität erst zum 1. Oktober in Aussicht genommen war. unerwarteter Wnfe dcr Befehl zugegauge«. sich bereit« gestern (Sonntags in Berlin einzufinde», um bi» zum l. vrtohrr in Vertretung de» Admiral» v. Slosch die Geschäfte der Admiralität zu führen - . " Die gegen die „Presse von Elsaß nnd Lothrin gen" vom Statthalter verfügte Maßregel wird de» Actio- nairrn de» Blatte- kaum unerwartet gekommen sein. Es schien nach dem Gebühren desselben in dcr letzten Zeit, als wollte man »in« klein« Suspension Hervorrufen, nnd Da« märe den Ha»ptunternehmern vielleicht nicht unerwünscht gewesen. um den Finanzen de» Blatte» ein wenig aufzuhclfen. Diesen Sorgen ist nun durch die völlige Unterdrückung ein- für alle mal ein Ende gemacht. Gras Ta affe hat mit der Ernennung de» Grafen Richard Belcredi (der 1865 die Verfassung einfach confiScirte) zum Chespräsidenten deS obersten BerwaltungSgerichtShose» den höchsten Unwillen bei den Deutsch-Oesterreichern erregt. Wenn der Mann, der die Reich-Verfassung aushob, zu einem ihrer obersten Hüter ernannt wird, so wlrd e» fortan schwer sein, da» Bewußtsein in der Bevölkerung auSzurotten, daß e» sich um die administrative Lahmlegung deS ConstitutionaliSmu» handelt. Man denke nur. wie sich in der Zeit deS nationalen Haders mit und unter den Behörden die Conflicte. deren Entscheidung dem BerwaltungSgerichtShose zuftehen, häuften k Die» Tribunal war eS, welche» den polnischen Beamten die Errichtung ruthenischer Schulen anbefahl und die Entscheidung de« EuituSministers aufhob, daß die Juden Brodys kein Recht hätten, eine deu tsche Schule zu verlangen, weil eine Religion keine Nationalität begründe. Solche Wahrsprüche wirdGrasBel- credi nach Thunlichkeit zu verhindern wisse». Aber man konnte ja dasselbe Ziel auch mit vielen anderen Persönlichkeiten bester und weniger auffällig erreichen, da Belcredi nicht einmal Jurist von Fach ist, eS hat sich also offenbar um einen Schlag in» Gesicht für die VerfaffungSpartei und für die Deutsch- österreicker gehandelt. Daß Graf Taaffe diese brutale Herausforderung ausführte, zeigt deutlich, wie er bereit» so »eit gekommen ist, die Unterstützung deS alleräußersten Flügel» der Klerikal-Feudalen nicht mehr entbehren zu könne»; und wie weit die Zeit hinter ihm liegt, wo er noch bei jedem Anlässe erklärte, niemals werde er sich dazu hergcben, ein Ministerium Hohen wart mit seinem Namen zu decken. Belcredi verhält sich zu Hohenwart, wie Vitriol zu Kölnischem Wasser. Belcredi. im ReichSrathe schon unter Schmerling als der „Bischof" bekannt, ist aber auch ein Römling vom reinsten Wasser. Als StaatS- i.iinister ließ er eS seine erste Sorge sein, die nach dem Protestantengeseh gestattete Gründung evangelischer Ge meinden in Meran und Innsbruck zu verbieten und völlig ungesetzlich ei» Landtaasgesetz zu vollziehen, welches das Protestantenpatent sür Tirol aufhob. Wenn dir offenbar jetzt wieder geplante Aushebung jener beiden evan gelischen Gemeinden, sich in administrativem Wege vollzieht, werden sie vergebens Sckutz suchen bei dem BerwaltungS gerichtShose unter „Bischof" Belcredi, Jedenfalls ist r« auch ein merkwürdiae» Zeichen der ungeheuren Freundschaft mit Deutschlands daß der allmächtig« Staat-minister wieder! ganz mnthwrllig vorgefncht wird, der mit Moritz Esterhazy den Anstoß zu dem Kriege von 1868 gegeben und nachdem Tage von Kvniggrätz di« Slaven ersuchte, nicht allzu stark Hol, auf den Deutsch-Oesterreichern zu hacken, weil die armen Teufel eS jetzt ohnehin schwer genug hätten. Die Leichenfeierlichkriten für den verstorbene« Prinzen Friedrich der Niederlande finden, wie au» dem Haag gemeldet wird, am Freitag, den 23. d. M. VormittagS t l Uhr vom Schlöffe Depauw au- statt. Der Trauerzüg wird sich durch de« Haag nach der Stadt Delft bewegen, wo der Pastor van KoetSveld die Leichenrede hält. Außer der königlichen Familie werden Prinz Albrecht von Preußen und der Erbgroßherzog von Sachsen den Feierlichkeiten beiwohnen. Die tuaefischen Wirrnisse scheinen die Geduld der Pariser erschöpft zu haben. E» herrscht denn auch ein wahrer Stur« in der französischen Presse. Niemand glaubt dem officiellen Dementi betreffs der Niederlage der Colonn« Sabatier. Eine Anzahl Blätter verlangt die Versetzung der Minister in Anklagestand. Henri Rochesort, der wird«» di« ganz« Macht fernes dämonischen Witze« er langt hat, sagt, die Regierung stehe heute dort, wo das Kaiserreich am Borabend de» 4. September gestanden. Eine wirtlich« Niederlage, ruft er, „würde ein« Revolution der Armee oder eine solche der Straße" Hervorrufen. Diese Auf regung der Presse kommt daher, weil man ofstciell au» Tunis Nicht» hört al« leere Dementi», während Privatdepeschen die Lage in den schwärzesten Farben malm. Nach diesen Berichten ist auch die dem General Sabatier zu Hülfe eilende französisch« Colonne C»rr«ard bereit» von den Arabern schwer bedrängt. Sie leidet überdies furchtbar unter der Hitze und mußte sich zurückziehen, um Verstärkungen abzuwarten. Die Be stürzung in Lnni« und Goletta ist enorm wegen de» Wasser mangels. Der letzte Behälter ist fas« leer. E« verlautet. Italien widersche sich der Absetzung de» Bey energisch. NebrigenS verharrt Dieser, betrübt über Mustapha'S Entfernung, auf der Absicht, zurückrutreten, aber nicht zu Gunsten seine- älteren Bruder« Ali Bep. sondern de» jüngeren. — Abba- Sa «l, ein Brrwandter de« Sultan», trifft demnächst von Konstantinovel in Pari« ein. Er soll Neberbringer einer ver traulichen Botschaft der Pforte sein. — Die Minister bc- riethcn am Freitag lange mit Roustan. In Folge der so dann getroffenen Entscheidungen wurde Dieser angewiesen, sich sofort auf feinen Posten zurück zu begeben. Herr Bl,aniäreS, das französische Mitglied der eghptischeu Controlcommission, der gegenwärtig in Pari» ist, hat mit dem Redakteur de« „Voltaire" eine Unterredung über Egypten gehabt. BligniSre« verwirft den AuSwea einer Unterordnung de« Khedive unter dm Einfluß der fremden Gcneral-Consuln schon wegen der steten Eifersüchteleien unter den Aertretern der sechs Großmächte. Dagegen empfiehlt derselbe die Durchführung dcr VerwaltungS-Reform Egypten» unter Her einige« Mitwirkung der Consuln. Blignitrc« be tracht^ die letzt« Meuterei al» unerheblich und schätzt den EinfiiG tzrr Obersten und der Armee gering. Scheris t er für einm aufgrklärten Freund Europa» und net, die übernommen« Aufgabe durchznführen. ehmen nach hat die sranzösifche Regierung der Vorschläge unterbreitet aus Ernennung einer mili- französisch-englischen Commission in Egypten zur der dortige» nnlitairifche» Verhältnisse. Von ite wird diese Meldung indessen demrntirt. jener „Fremden-Blatt" Heilt man mit. daß da» Commando de» Eontrr-AdmiralS Wippttnger crreichische Gtschwader in Folge erhaltener Befehle i»s der Rbcdc von Alexandrien angrlanat ist. Auch da« «ngliscbe Mittelmeer-Geschwader hat di« Weisung erhalten, sich von Malta nach Alexandrien z» begeben Es bat also de» Anschein, daß die vorläufige Beruhigung, welche i» Kairo einactreten, nicht al» die letztePhafe der egyptische« Krisis anaetrken. sondern vielmehr w« NithMMdigkeit einer baldige« Imervmtion erwartet wird. lisM» v isiLn s. «elu-A de rer »eit vem W> ad« ^l c Dem enalisi tmris Rege' anderer De« unter stehend« Der „Berner Tagespost" wird mitaetheilt. daß der nach Bern einberufene socralistische Weltkongreß von etwa SS Personen besucht werden wird, worunter sich die durch ihre Borträge in der Schweiz belaimten socialistischen deutschen ReicbStagSabgeordneten und einig« französisch« Professoren befinden werden. „Sollte nun," fragt da» ge nannte Blatt dann anläßlich dieser Mittheilung, „gegen diese 80 Mann, die privatim in einem Saale ihre Versammlung halten und keine Umzüge noch anderweitige öffentliche Demon strationen veranstalten werden, wirklich der große Eanto» Bern in Aufruhr grrathm? Wir können an der Aufrichtig keit Derjenigen, welche wegen dieser Sache so lauten Lärm schlagen, kaum glauben. Oder wäre der Bär wirklich so schreckhaft geworden, daß er einer Hand voll Socialistm wegen sich mobil machen müßte?" Da die „Berner Post" dem Berner RegierungSrathe sehr nahe steht, hat diese An frage eine unverkennbare Bedeutung. Sollte er wirklick, trotzdem daß die große Mehrzahl deS Berner Volke« dagegen isi, daS AbhaUen de- Congreffe» in Bern bewilligen wollen? Musik. Neues Theater. Leipzig, 18. September. Der frühe Tod deS liebens würdigen und lebenslustigen französischen Cvmponistcn Ge orges Bizet ist von Allen, welche ba- bedeutsame Talent de« jugendlichen Autors zu würdigen vermochten, tief »be trauert worden. Gefeiert von seinen Freunden, wurde der geistvolle Tondichter der irdischen Laufbahn entführt, als er eben mit seiner Oper „Carmen" den ersten großen Erfolg errang. Genau vertraut mit dem spanischen Volksleben, be geistert sür die Naturschönheiten in den Pyrenäen, deren Berge und Thäler er mit frischem Muthe als kühner Tourist kennen lernte, gab er sich dem seiner Natur ungemein zusagenden Stoffe hin, dessen dramatische Gestaltung die Textdichter Meilhac und Halsvy übernommen hatten. Diese genannten Bühnenkenner bewältigten daS Material mit nicht aerinaem Geschick und formten au» der Meri- mLe'schen Novelle äußerst anziehende Scenen, welche dem Componisten reiche Gelegenheit boten, sein musilatisch- dramatische» Talent in vietseitrgcr Weise zu entwickeln. Die dramatische Behandlung de« Hauptcharakter« war für die Tertdichter wie für den Componisten jedenfalls die schwierigste Ausgabe. Ein wilde«, der Leidenschaft schrankenlos sröhnenbe» Zigeunermädchcn, dessen wechselnde Neigungen und Launen von der Sinnlichkeit bestimmt werden, für die Bühne so zu gestalten, daß die Handlungen desselben da» Interesse de» PubticumS vier Acte hindurch rege erhalten, ist jedenfalls nur einem bedeutenden Talent möglich, dessen melodische Kraft den Charakter künstlerisch emporhebt. Ohne Musik wäre „Carmen" trotz der von Seiten der Textdichter geschaf fenen trefflichen sceniscken Arrangement» wohl kaum erträg lich; durch die Tonkunst aber erhält da» Zigeunermädchrn einen nationalen Charakter, die von demselben gesungenen leidenschaftlichen Weisen berücken den Zuhörer und der dra matische Ausdruck gewinnt durch die musikalisch« Deklamation eine solche Intensität, daß die äußere Wirkung in Folge der musikalischen Ausstattung zweifellos gesickert wird. George» Bizet hat entschieden in semer Richtung Bedeutende- geleistet; denn ein Mädchen, von welchem der letzte Liebhaber» der starke Stierkämpfer EScamillo sagt, ,.Carmen'» Liebe währe nie länger al- sechs Wochen", durch die Musik so anziehend zu gestalten, daß selbst in der Scklußscene, wo sie den früheren Geliebten höhnisch von sich stößt, noch eine gewisse Theilnahme vorhanden ist: zur Lösung dieser Aufgabe gehört jedenfalls eine ungewöhnliche Begabuug, deren Macht sich in dem Bizet'scken Werke unwiderstehlich Geltung verschafft. Diese Schlußscene wird dadurch besonder» gehoben, daß Carmen, von den Freundinnen vor dem lauern den, durch die Liebe bi» zur Verzweiflung getriebenen JosL gewarnt, dennoch mit Mulh und Entschlossenheit den früheren Liebhaber erwartet und seinem Andringen gegenüber ent schieden erklärt, er möge sie tödten, sie würde doch nicht von ihrem EScamillo lassen, dieser nur fei all' ihr Glück. In dem ganzen Wesen dcr Zigeunerin spricht sich gegen über dem zwischen Guten, und Bösen, hin- und herschwankenbcn Charakter de- Jos» eine gewisse Ueberlegenheit n»d Verachtung au», sie weist ihn au» den Reihen der Schmuggel und Ban diten fort, weil sie erkannt hat, daß er nicht zu ihnen passe und nicht die Entschlossenheit besitze, mit seinen früheren Grundsätzen ganz zu brechen. Ter schwcrmüthige Joss ist ihr offenbar langweilig geworden, seitdem dcr fröhliche Stier kämpfer EScamillo ihr Herz bezaubert hat. Als Gtzgensatz zu diesem wilden Zigeunerdlut erscheint Micasla, E einfaches Bauernmädchen mit unerschütterlicher Liebe zu JosS, welchen sie trotz der ihr drohenden Gefahren in dem Schlupfwinkel der Schmuaglerbandc aufsucht und zur sterbenden Mutter zurücksühren will, nachdem sie schon früher während dcr Soldatenzeit de- Geliebten ihm die Bitte der Mutter, in die Heimath zurückzukrhren, ohne Erfolg über bracht hatte. Der Charakter diese« Mädchen« ist zwar must- kalisch bei Weitem geringer bedacht, al» dm Zigeunerin Carmen, deren Melodien und Tänze die Herze« bestricken; die ganze Behandlung zeigt aber deutlich, daß der Componist auch die ernstere Lyrik zu beherrschen vermochte und niit einer reichen ProductionSkrast für den lyrischen Ausdruck aus gerüstet war. Jene Gegensätze: die in ihrer Leidenschaft feffello« schwel gend« Zigeunerin und da» einfache, tugendhafte Landniädchen MivaSla, der düstere, schwermüthig« Jos» nnd der kraftvolle, lustige Stierkämpfer E-eamillo hat der Componist auch in den Ensemble« festaehalten, sie treten innerhalb der rhythmisch belebten, oft der Tanzform huldigenden Chile« kräftig heraus und erscheinen al» die belebenden Faktoren in der Fortbewegung de» Ganzen. Selbst die zur dramatischen Exposition nothwendiaen Gestalten von secundärer Bedeutung, der Lieutenant Zuniga, die beiden Anführer der Schmuggler und zwei Zigeunermädchen, Carmen'» Freundinnen sind zur Ent wickelung de» musikalischen Eontraste« sehr glücklich benutzt. Mit diesem GestaltungStalcnt einte sich die genaue Senntniß der zur Darstellung benutzten Mittel. Vocalsatz und Instrumentation zeigen un« selbst in den trivialen Num mern, welch« an Werth sich wenig über de« Schlag de» Tambonrin und tz«tz Geklapper der Üaftagnetten erbeben, den erfahrenen Tonsetzer und JnstriimentationSkünstler. der selbst eine nichtssagend« Phrase mit Geschick zu formen und au-zn» statten verstand. Kurz, da» Werk hat trotz aller Gründe, welche der drama tischen Richtung gegenüber geltend zu oiachen sind, von künstlerischem Ttandpuncte au» entschieden Berechtigung. Engherzig «nd einseitig müßte man erscheinen, tvenn man dem hochveaabten Autor diese Berechtigung absprecken wollte. Die Aufführung war nach meiner Ueberzeugung eine sehr gute. E» ist selbstverständlich, daß bei der ersten Aufführung eine« Werke», welche» besonder» iu rhythmischer Beziehung mancherlei Schwierigkeiten bietet, nicht jede Einzelnhcit in der vollkommensten Gestalt znr Darstellung kommen kann; aber die ganze Vorführung hinterließ den Eindruck, daß die energie- volle, rastlo» thätiae Operndirection alle Sräsle eingcsevt hat, der Bizet'schen Oper eine Heimstätte aus dem Leipziger Theater zu bereiten. Herrn Operndirector Reumann ist e» allerdings gelungen, eine künstlerische Kraft für di« Leipziger Bühne zu gewinnen, deren Genialität wahr lich Bewunderung erregen muß. Frau Reicher-Kin der ma nn, diese ausgezeichnete Vertreterin Gluct'schcr Cha raktere. diese hinreißende Leonore in Beethoven'» Fitclio, oicse dämonische Ortrud» sic vermag e» auch im Gegensatz zu jenen gewaltigen Gebilde» der dramatische» Kunst, rmc Partie in vollkommener Weise durchznsühre», deren Inhalt »veil von dem Ernste deutscher Kunst entfernt ist. deren Wesen »nS vielmehr hineiusühren soll in da» leichtfertige, sinnliche Treibe» der südländischen Banditen. Schmuggler und Zigeuner, al beren Mitlelpunct Carmen mit ihren dämonischen LirbeS- künsten erscheint. Auch in diese« Situationen enoie» sich Frau Reicher-Kinvermann al« große Meisterin, deren Kunst, in» Bunde mit den herrlichen Naturanlagcu, während der scharfen Charakteristik jene- ausgelassene« ZigeunermädchenS einen wahren Triumph feierte. Die Stimm« voll Kraft und Schönheit, da» Auge voll Feuer und südlicher Gluth. Mimik und Aktion voll Anmuth nnd Grazie, war die Künstlerin ebenso ausgezeichnet in den Scenen, in «eichen da» leichtfertige Naturell Carmen» hcrvortritt, wie in den Situationen, wo die Zigeunerin ihren Wille»» »nit hervor brechender Leidenschaft und mit gewichtigeren Accenten im Ausdruck kund giebt. Recht glücklich führte auch Herr Bro«lickde» schwankenden Charakter de» Josö durch. Sowohl der Zigeunerin al« anch dem Stierkämpfer und dein Lieutenant Zuniga gegmMer ttms er iu der Haltung und Action da« Richly,«» bezßtztisb de» Gesänge» aber erfreute der Künstler wiederum durch seine schönen Mittel und durch sei» gediegenes Strebe» iu der Be handlung derselben. Vortrefflich war auch der Gesang de» Fr. Schreiber (Micatzla) unv sehr charakteristisch die AuS- drucksweise und Actio» deS Herrn Schelper bciDnlchsiihrung dcr Rolle de» EScamillo. Herr Biberti stellte den Lieutenant Zuniga sehr tüchtig dar, die Zigeunerinädchc». Cigarren arbeiterinnen, Schmuggler, Soldaten, Tänzer und Tänzerinnen bewegten sich in» Ensemble mit Geschick, die Chöre ginge» mcistentheil» recht gut zusammen, da» Orchester entwickelte unter seinem Führer Herrn Capcllmeistcr Seidl Bravour und Virtuosität, und die Ausstattung entsprach allenthalbcu strengen Anforderungen. Tie Ausführung der Oper Carmen ist mithin wiederum al» eine gelungene Thal unter dcr jetzigen Operndircrtio», zu verzeichnen. OScar Paul. * Leipzig, 13. September. Jin Carola-Theater hatte sich die gestrige Aufführung dcr Joh. Stranß'sckwn Operette „Die Fledermaus" eines ziemlich zahlreich»» Besuche» und einer sehr beifälligen Aufnahme zu erfreue»». Die Vorstellung ging glatt und flott von Statten, während die Träger der Hauptparticn bemüht waren, ihr Beste» zu leisten. Insonderheit zeichnete sich gestern wieder die Debü tantin Frl. Therese Mittler auS, welche ihre Rolle al- Rosalinde vorzüglich durchiührte und sich so aus» Neue al» eine tüchtige Künstlerin vcwährte, deren Engagement der Direktion nur empfohlen werden kann. Von den übrigen Mitwirkenden traten namentlich Frl. Salden al» Adele, Herr Kaiser als Eisenstein, Herr Präger al« I)r. ^alkr, Herr Richter al» Gesänanißdirector Frank und Herr Man der als ungeniein komiicher GerichtSdicner Frosch in de» Vordergrund. Endlich sei noch erwähnt, daß sich auch da« Orchcster unter der tüchtigen Leitung de- CapcllnielstcrS -Hern» Hartenstein recht brav hielt. * Als Dirigent der Euterpe-Concerte ist .Herr vr. Paul Klengel, jetzt wieder nach Leipzig zurückgrkchrt» gewählt worden. Vom Deutschen Schachcongreß. Im Meisterturnier cnangcn: Blackburiie mit 14 Gewinn« Partien den 1. Preis, Zukertort mit ll den 2. Preis. Um den 3. und 4 Preis haben Tschigorine und Winawcr mit je 10'/,, um den 5. und 6. Preis Mason und Mittel mit je g'/, mit einander zu stehen. Minckwih und Schwarz je 8'/«, Berger und LouiS Paulscn je 8, Wilsried Paullc» 7',,. Schallopp 7, Riemann und WcmmerS je 6'/^ Noa !»'/* Schniid 3'/,, v. Schütz l'/, Gcwinnparticn. Töschner's Veitbahn. * Leipzig, >8. September. Am gestrige» Abend fand die solenne Eröffnung dcr neuen Re» tbah» des Herrn Stallmeister Täschner in dem Grundstück Elstcrstraße 39/40 statt. Die hiesige Sportwelt war zahlreich erschienen, so daß die geräumigen Logen und Galerien bi« aus den letzten Platz besetzt waren. Militairmusik crössncte die Festlichkeit, woran, ein von 16 Herren uutcr Direct»»» de» Herrn Stallmeister Täschner gerittenes Manöver folgte, dessen giicklichc nnd cxacte Durckssührung in allen Tonrcn die Znscbaucr z» wiederholtem Beffall vcranlaßle. Einige Musikstücke schloffen die Ein« weihungSscierlichkeit, »ach welcher die Mehrzahl dcr An wesenden die Anlage in ihren vcrschicdcnc» Theilen, in-hesen- derc auch dir Stallungen, in Augenschein nahm. Dcr Eindruck, de»» da» Gaure macht, war ein äußerst imposanter nnd die Manege in iyrcr effektvollen Bclcuchlnng nnd verständnißvollen Einrichtung dcr Gegenstand allgemeinster Anerkennung; auch die Akustik ist eine vorzügliche, »nd c» aebört gar keine so große Capelle dazu, um größere Äus- silbrungen ,c. wirkungSvoU auSzustatten. Im Marita ll tritt gleichfalls überall eine geschickte und plastische Einrichtung
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