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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-20
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1881
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Grfcheint täglich ftith 6'/, Uhr. llrSaltion nnd Lrprdition Johanue-gasie N. 2Prrchkn»-rn -rr lik-action: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. Ktir »ie NUcksiave si,>,ei.i«d»rr M»»»Ic>„«e «ach» sich »u -tadact,«» »ich» »erdtiNlutz Annahme »er sür die uächstfolgeuste Nummer stestt»»»ten 2»jerate a» Wochentagen »t« 2 Ntzr Nachmittag«, an Sonn- nnd Krsttage» srühsti»'/,VUtzr. In -rn ^iiialkti fnr Ins.-Äunahme: Ott« Klemm, Universitälsstraße 22, Louis Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur di» '/,» Uhr. dgtr.TtlgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 2K3. Dienstag den 20. September 1881. ^ r Meß-Auflage L7,LS«. Abonnemeutsprei« Viertels. 4'/, M>t.^ incl. Briaaerlohn S Ml., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» sür Extrabeilage» ahne Postbesörderuug 38 Ml. mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate llgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Leclamen unter den lledartionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition z, senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemimernncko oder durch Post nachnahme. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. 8« genauer Nachachtung dringen »tr hierdurch die Vorschriften: Dass jeder ankommende Fremde, welcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, und wenn diese erst in den Abendstunde» erfolgt, am andern Tage vormittag» von seine« Wirthe bei unsere« Kremden-Bureau anz«melden ist. diejenigen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich aufhalten. Anmeldeschein zu läsen haben, in Erinnerung nnd bemerken, stab vernachläsfignngen der selben mit einer Veldbuste von 15 oder »erhältnttz- mästiger Haftftrafe geahndet »erden wnrde«. Leipzig, am 18. September 1881. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. vr. Näder Daegner, G. Die WirthschaftSwässer aus den Grundstücken werden häufig nicht direct mittelst der Beischleußen in die Haupt- schlcußc geführt; eS sind vielmehr in den Kellern sogenannte Schlaniiiisänge angebracht, in denen die WirthschajlSwässer zuvörderst einen Theil des Schlamme» und sonstigen UnbatheS absetzen. Derartige Anlagen sind jedoch wegen der "damit verbundenen Ansammlung nnd Zersetzung von Fäulnißstofse» inmitten von Wohnhäusern völlig unstatthaft. Wir unter sagen daher hiermit da» fernere Anlegen von dergleichen Schlammsängen in den Kellern der Grundstücke und ordnen die ungesäumte Beseitigung derartiger Anlagen hiermit an. Gleichzeitig bestimmen wir, daß über alle beabsichtigten Ncuanlagcii von Küchenwasser- und Abtrittsableitungen ge? nauc Zeichnungen, in denen die Lage und Richtung, ^die Weite und daS Gefälle aller Rohrleitungen genau angegeben sind, zur Prüsu "Zevor nnd Genehmigung vorgelcgt werden. > Bevor eine derartige Anlage nicht von unS ln jedem einzelnen Falle genehmigt ist, darf mit deren Ausführung nicht begonnen werden und hat sowohl der betreffende Grund stücksbesitzer, als auch der auSsührende Gewerke für Beobach tung der vorstehenden Norschristen zu hasten. Zuwiderhandelnde haben eine Geldstrafe biS za «« Mar? zu gewärtigen, außerdem sind eigenmächtig hcr- gestelltLund den gegenwärtigen Vorschriften nicht entsprechend« Schleüßeuanlagen wieder zu beseitigen. Leipzig den SO. August 1881. Der Math »er Gtadt Leipzig. . vr. Georgi. vr. Wangemann. In Gemäßheit 8 22 des Regulativ«, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betreffend, vom IS. November 1867, bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir niit Zustimmung der Herren Stadtverord neten für die das T Laagka««er'sche, sonst L. Beide« rottz'sche an der Waldstraße gelegene Areal berührenden Straßenzitge einen Bebauungsplan festgestellt und in unserin Bauamt (Tiefbauabthcilung) vier Wochen l wanneS Einsicht auögelegt haben Leipzig, den 12. September 1881. Der Skat» »er vr. Georgi. Wilisch. Aff. Wochen lang zu Jeder- Bekauslwachrtug. Die Pflasteraiebciten in der Leplay-Etrast« läng» de« Irmler'schen Grundstück« sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liege« ln unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau», Zimmer Nr. 14 au» und könne» daselbst entnommen werden. Bezüguch« Offerten sind versiegelt uich mit der Aufschrift: „Gstnsterarbeiteo t» »er ^ versehen, ebendaselbst und zwar »t» zun» AE. Septeneder einznreicben. Leipzig, am 15. September 1881. Der Skat» »er Stadt Leipzig. - - - vr. Georg i. Cichoriu». Leplay-Stratze" or » -Nachmittag- S Ntzr Die Mitglieder do« AlnstregnltruagSverbande- in Gohlis bei Leipzig werden zu einer am S. Oktober diese» Jahre», Nachmittags 4 Uhr im SchtllerfehlSgche« z« Gohli» abzuhaltenden Genossenschaft» - Versammlung eingeladen. Tagesordnung: 1) Berichterstattung. 2) Neuwahl von 3 AuSschußmitgliedern und S Stell vertretern. 3) Auseinandersetzung mit der freiwilligen Genoffenschaft. 4) Feststellung der Bedürfnisse und deren Deckungsmittel. Leipzig, am 17. September 188l. Der GenoffenschaftS.Dorstand. Stadtrath Mechter. Anher erstatteter Anzeige zu Fol^ift dem Dienstmädchen Lnfanne au- Würbitz ihr von der Polizei-Verwaltung NamSlau ausgestellte» Dienstbuch abhauven gekommen. Wir bitten im Anffiadung-salle daffelb« hterselbst abzugeben. Leipzig, den 17. Seviember 1881. D«S Polizei-Amtier Stodt Leipzig Jnnck, Pol.-Rath. Höffer, Rcfdr. Vir-ßalj!s-Vrklttmt«achu«s. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein «rißleinene« Herrrn-Dstertzenest mit Umlegekragen und abgerundeten Manschetten, X. D. gezeichnet, von einem Trockenplatz« an der Dasonr-Straße, am 1. d. Mt».; ei» Sowwernderztetzer von schwarzem araumelirten Stoffe, mit schwarzem Futter, an» dem «orsaal em« Wohnung in Nr. 1 der Wintergartenstraß« in der Zeit vom 8. di» 10. d. Mt» 3> ein rothwollener Fronenrock, an« dem Vorsaal einer Woh. »ung -ohrstraße 7, am 11. d. Mt-.; 4) »in Portewonnoie von schwarze« Leder, enthaltend ca. KE ^l, in einer Krone und div. Münze, ferner ein« vlechwark« »t« de» Stempel „Schloß Pleißenbnrg Nr. 40", rin Vadrdillrt nnd »in Vtäet «tt der Anffchritt „Stenographie', an« einem Gast, locale in der Tonhalle, am nämlichen Tage: b) et» goldener Straekrtng mit he^.t-ne» Stein, au» einem Geschäft-locale in «r, 40- der 1 geriesten Stoff, fast S> 6) ein Sommerüherzieher von neu, mit einer Reihe verdeckter Knöpsc, schwarzem Futter und im Henkel mit dem Siamca „VollsUtckt, I-vipeig", aus dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 87 der Weststraße, am 12. d. M. Nach mittag-; 7) em Nahrftnhl von birkenem Holze und V. l,. gez., au» einem Eorridor in Nr. 8/10 der Hainstraße, am gleichen Tage; 8) ein Sammernberzteher von dunkelgrauem Stoff, mit einer Reihe Knöpfen, Schooßtaschen, schwarzem Aermel- und braun- gestteislem Schooßsutter — in den Taschen befand sich ein rothe-, weißgetnpsteS seidene- Taschentuch, ein weißleinenes desgleichen, gez. 8. «., ein Paar hellgraue Glavehandschnhe und ein Et- garren-Etni von Strohgeflecht — aus dem Tanzsaal im Pan- theon, am nämlichen Tage in den späten Abendstunden; 9) eine Kiste, vis». L. IV. Nr. 178, enthaltend siebzehn Flasche» Porterbier, au- der Hausflur des Grundstücks Nr. 12 der Magazingasse, am 13. ds. Mts. Nachmittag-; 10) ein schwarzer Atlzhut, ziemlich hoch, mit weißem Futter und dem Firmenstempel ..krsnr läixlner, l^iprix", au- einem Restaurationslocale in Nr. 25 am Brühl, am 13. d. Mts. Abend-; 11) ein Paar rindslederne Halbstiefrln mit rothem Schaftsutter und Stiftabsätzen, au- einem Neubau an der Jacobsstraße, am 14. d. Mts. Bormittag»; 12) ein Mannsrock von schwarzgraugelprießeltem Stoffe, mit schwarz nnd weißgestreistem Aermel- und schwarzein Schooßsutter, — in de» Tasche» befand sich ein Notizbuch, eine Eigarrenpfetfe und ein gelbbaumwollenes Taschentuch, von einem Eilendahnwageu im Kohlenbahnhofe, an demselben Tage Abends; 13) ein Wetdenkorb, gez. 0. L., enthaltend eine Partie blaue Weintraube«, ungefähr 19 Kilo an Gewicht, au- der Plauenschen Passage, am 15. d. M.; 14) ein Herrcn-Oberhcmd von Shilling, gez. U., ein weiß- leinene- Krauenheind mit Spitzenbesatz und drei ebensolche Knabenhemdc«, ans einem Waschhause im Grundstück Rr. 10 der Härtclstraße, vom 1b. bi- 16. d. M.; 1b) eine blauleinene Manusschürze, eia gelbe- Taschentuch» gez. 3. v., eine Eartkuhippe mit grauer Hirnschale, ca. 30 Stück Cigarren und zwei Packetche» kleine Stearinlichter, mittelst Einbruchs au- einem Gartenhäuschen am Exrrcirplatze, in der selben Zeit; 16) ein Fnnktheil eine- österreichischen TtaatSlooseS, Ser. 1284, Nr. 14 nebst Talon und sechzehn Eoupon-, aus einer Woh nung in Nr. 5 der Liebigstraße, zu gleicher Zeit; 17) ein Paar Hosen von schwarzgraumelirtem Sommerstoff, eine kurze Tabakspfeife von braunem Holz, ein Ha«mer und sechzehn Stück Stearinlichter, mittelst Einbruchs au- einem Garieuhüu-- che» in der Näh« des Militair-Ho«pital-, vom 14. bi- 16. d. M.; 18) -»iu Monntrock von schwarzem Tuch, ein schwarzwollenes Franenkleid, ein ebensolches von bnntem Katt»», mit zwei Kliffs- fälbeln, ei» AopfAffo» mit «»«leinenem güsttt, nebst rot« und weißcarrirtem NoorrMg^ oste oton nnst waipmurir-er Dm und ei»' welßkeincne- Ar»N«st«»st, au- einet Wohnung t» Rr. 1 der Moltkestraße, am 17. ds«. Mt-.; IW ei» goldener Siepetrtng sttr Damen, mit hellblauem Stein und Graviruiigen auf beide» Seiten, a»S einer Wohnung in Rr. 13 am Nrnkirchhof, i» der Zeit vom 10. bi» 18. d. M s 80) zwei Wakchlelne» »nd eine Handart, au» einem «arten- Häuschen am Dösener 21) eine silberne raub »ad Blumena r Wege, vom 1b. bt« 18. d. M.; Ltzitnderntzr mit Sernnd», abgenutztem Gold- o»f der Rückseite, nebst kurz«, stark Rests »ration-locale in »aravirnng gliederiger Talmtkrtt«, t» Peter-straße, vom 18. bis 19. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Berblieb der Sachen «W» h» Thäter fi»d ungesänmt bet unserer AbtheistWU MW Aozetoe -» bringe«. der 1881. »er Stadt Leipzig. J»»ck, Polizei-Rath. Kmfchke. U-sißliche Lktdrmie -er -U-eu-en Lituße ««- LLkstgeverbrsihslr z« Leipzig. Die Studie» im Wsttterhalbjahre 1881/88 brgstme» Mantag. de« ». vetoäer ». die TageSeurie früh 8 Uhr, die Aden darrst »m 5 Uhr. A«meld»»ge» z«r Aufnahme sind i» der Zeit vom 15. dt» I». September in der Expeditio». weül. Flügel drr Plettzendnrg II, Etage, R-chm. zwischen 4 «nd 5 Uhr zu bewirken. LchM. a« »4. August 1881. Der Dtreetdr: Nteper. «albstrahe, vom ». «S 12. d. «„ I pi beschäftige» Hobe». Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. September. Auch die nationalliberale Partei ist nunmehr ans dem Kampsplatze erschienen, um, unentwegt von recht« »nd links, für ihre bewährten Grundsätze bei den Reichstags- wählen einzutreten. Der Wahlaufruf derselben hat folgenden Wortlaut: Wir stehen vor Reichstagswahlen, welche für die fernere politische Entwickelung unseres Vaterlandes von kchwerwieqendster Bedeutung sein werde». Die nationalliberale Partei hat ihr Programm erst vor wenigen Monaten in der Erklärung vom 29. Mai d. I. niedergelegt. Wir weise» auf diese Kundgebung zurück, welche wir in ihrem vollen Umsange bestätigen und aufrecht erhalten. An dcr Spitze unsere- Programm- wird immer die Betheuerung unverbrüchlichster Treue zu Kaiser und Reich stehen. Je mehr in den Parteikämpseu unserer Zeit der nationale Ge- danke oft getrübt erscheint, um so mehr kalten wir e- sür unsere Aufgabe, die schwer errungene Einheit unseres Reiche« und Bolkes aeaen alle Anfechtungen zu schützen und unter Achtung der ver- saslnng-inäßigen Rechte der Bundesstaaten weiter zu entwickeln. Wo e- di« Sicherheit nnd Festigkeit de« Reiche- galt, ist nie vergeblich die Hülse de» >.atloi «illiberalen Partei angernsen worden. Wie wir die nationalen Errungenschaften einer großen Zeit un geschmälert zu bewahren und kräftig sortzubilden streben, so auch die freiheitlichen. Es ist unsere feste Ueberzengung, daß eine nationale deutsche Politik dauernd und heilbringend nicht zu führen ist im Gegensatz und Kamps gegen die Bestrebungen eine« maßvollen Llberali-mu-. wie er in de» breiten Mittelschichten unsere- Volke« leine festen Wurzeln hat. Aber Schmälerung der versaffung-mäßigen Rechte de- Volk- nnd seiner Vertretung, >edem Versuch, die Grundlagen unsere- constitntionellen Leben» zu verrücke», werden wir mi« alle» Kräften entgegentreten. Ebenso werden wir jede Verkürzung unveräußerlicher und unent- behrlicher Rechte de» Staate» t» seine» Bezieh»»»«» »«r Kirche und Schule abwehreo. Für die Wiederherstellung eine» friedlichen Ler- hältoisst» zwischen Staat und Kirche sind wir bereit mitzuwirken, wenn daffelbr ohne PrrtSgebnug der i» hartem Kampse errungenen Stellungen de» Staate» herbeigesührt »erde» kan». Die neue GeletzgebungSperiod» de» Reichstag» wird wieder >» hervorragendem Maß« «tt wirthichafttp»Mischen Frag«» sich eschästige, habe». Unsere Partei wirb auch t» Znknnft den Grundsatz persönlicher Freiheit in Erwerb und Verkehr sesthalten »nd gegen reactionaire Angriffe vertheidigen. Immer von Neuem bestätigt die Erfahrung, daß Zollfragen nicht zur Grundlage politischer Parteidildung gemacht werden dürfen und daß die Verpflichtung aus eine einzige handelspolitische Richtung nicht zum Erfordernisse liberaler Gesinnung gehört. Weiteren Anforderungen an die Steuerkrast de- Volke- wer den wir nur im Falle des dringendsten nachaewiesenen Bedürfnisses »der bei einem vollwcrthigen Ersatz« durch gleichzeitige Steuer- erleichtern»»«» und Steuerreformen, unter Ausrechthaltung eine gesunden Verhältnisse» zwischen der direclen und indirekten Be- steuerung, und unter Wahrung drr constitntionellen Rechte der Volksvertretung zustimmen. Den socialpol irischen Fragen werden wir unsere volle Teil nahme widmen und alle aus die geistige und materielle Wohlfahrt der arbeitenden Classeu abzieleoden Vorschläge aus- Sorgfältigste »nd mit dem ehrlichen Streben positiven Schaffens prüfe», getreu der übernommenen Verpflichtung, als wir der Staatsgewalt die Waffen gewährten, gewaltsame Ausbrüche der socialdemokratischen Bewegung niederzul»alten. Wir verlangen aber, daß Fragen, welche an Ernst und folgenschwerer Bedeutung alle anderen überragen, nicht zum Gegenstände unübersehbarer, finanziell unausführbarer Experimente gemacht, sondern mit ruhigster Prüfung in stetem Hinblick aus das Erreichbare und Mögliche in Angriff genommen und ihrer Lösung zugesührt werden, ohne Ueberlastung des Staate- mit Aus gaben, welche nur unter ernstlicher Gejährdung des Gemeinwesen der Thätigkeit und Selbstverantwortlichkeit de- Einzelnen entzogen »erden könnten. Bei Wahrung ihrer vollen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit wird die nationalliberale Partei gegenüber der drohenden Gefahr eine» immer engeren Bündnisse-der kirchlichen und politischen Reaktion mit anderen liberalen Richtungen fest zusainmenstchen in der entschlossenen Abwehr klerikal-consrrvativer Angriffe auf unsere Verfassung und Gesetzgebung. Bon diesen Gesichtspuncien geleitet, fordern wir alle Parteige- genossen auf, der Vorbereitung sür die Reichstag-Wahlen nunmehr ungesäumt ihre ganze Kraft und Thätigkeit zuzuwrnden, in allen Wahlkreisen sich schleunigst und kräftig zu organisiren und vollzählig bei derWahl zu erscheinen. Der Ernst dcr politischen Lage duldet kein Zaudern und keine Lässig keit. Er legt jedem Gesinnungsgenossen die Pflicht aus, bei den Wahlen in vollem Maße und mit aller Hingebung seine Schuldigkeit zu thun. Es gilt zu zeigen, daß unser Bolk seine Einheit und Freiheit nicht allein in einem raschen Anlaufe zu erringen, son- der» auch in Noth und Gefahr zu behaupten vermag. Berlin, am IS. September 1881. Der vorstehende Ausruf trägt die Unterschriften von: X. v. Bennigsen, v. Benda. vr. Böttcher, vr. Buhl, Vstsmg, Vr. v. Cu nh. Forkel. FrieS, vr. GareiS, Marquardsen. ^ .öttler, riedrich Weder, Vr. Max Weber, vr. Weigel, vr. Wolsison. Wir zweifeln nicht, daß die männliche undfesteSprache dieser Kundgebung de» CentralwahlauSschusseS dcr national liberalen Partei bei unseren politischen Freunden lebhafte Zu stimmung finden wird. ES gilt nun, diese von echtem Patrio tismus getragenen Grundsätze mit Erfolg den Gegnern gegen über zu vertheidigen und einmüthia und entschlossen Alles »u thun, um der gemäßigt liberalen Partei den Sieg zu ver schaffen l Es sei unS gestattet, an dieser Stelle noch die Erklärung in wiederholen, welche die am 29. Mai in Berlin ver sammelt gewesenen, der nationalliberalen Partei angehörenden Mitglieder de» Reichstag- und der Volksvertretungen deutscher Einzelstaaten beschlossen hatten. Dieselbe lautet: Die nationalliberale Partei steht in unverbrüch licher Lrene zu Kaiser und Reich. Bei voller Wahrung der versaffung-mäßigen Rechte der Linzeistaaten wird sie nach wie vor der weiteren Entwickelung der ReichS-Jnstitutiouea in nationalem und freiheitlichem Sinne ihre Dienste widmen. Wa» für diese Entwickelung unter entscheidender Mitwirkung der Partei geschehen ist, bezeugt die Geschichte und die Gesetzgebung des ReichS in den ersten zehn Jahren seine- Bestehen». Die national liberale Partei hält e» für ihre nächste und wichtigste Aufgabe, das aus diesem Wege Geschaffene in seinen wesentlichen Grundlagen ungeschmälert zu erhalten, ohne der bessernde» Abhüls« sich zu versagen, wo einzelne Mängel in der Erfahrung hervorgetreten sind. Ihr Vertrauen zu der da» Ansehen Deutschlands und den Frieden Europa- sichernden Leitung unserer auswärtigen An- gelegenheiten besteht unerschüttert fort. lieber die veränderte Richtung, wclche die innere Politik der Reichsregierung zur Zeit verfolgt, giebt sich die Partei ebensowenig einer Täuschung hin, wie über die Beräirderung, welch« ihre eigene Stellung zur Reichsregierung dadurch erfahren hat. Aber die Zn- rückhaltung, welche hierdurch der nationalliberale» Partei auserlegt ist, wird sie nicht abhalten, olle Vorlagen der Regierung auch aus 'etzgebung unbefangen und sachlich zu ännteii ihre Unterstützung zu leihen. d.'in Gebiete der inneren prüfe« und dem als nützlich na Dies gilt namentlich auch von den Vorschlägen, welch« für die arbeitenden Elassen die Förderung der Wohlfahrt und de» Schutz gegen die Folgen von Unglück-sällen im Auge haben. Getreu der natürlichen und übernommenen Verpflichtung werden wir der soelalistischen Bewegung nicht lediglich durch die Niederhaltung dro hender gewaltsamer Au-brüche, sondern vor Allem auch durch posi tive Maßregeln für da- Wohl der arbeitenden Elasten entgegenzu- treten bemüht sein. Alle Bestrebungen, gleichviel von welcher Seite sie kommen, welche aus die Schmälerung der versassuna-mäßigen Rechte der BolkSvertretung und aus die Rückkehr zu abgestorbenen Formen unsere- wirtbschaftlicheu Leben« gerichtet sind, wird die Partei mit Entschiedenheit bekämpfen. Sie ist jederzeit bereit, dazu beizutragen, daß ein frirdliches Brrhältniß zwischen Staat und Kirche wieder hergestellt und ansrecht erhalten wird. Sie weiß auch sehr wohl die große Be deutung de- kirchlichen Leben- für unser Bolk zu würdigen. Aber den nothwkndigen und unveräußerlichen Rechten des Staate» gegen- über der Kirche wird sie keinen Abbruch geschehen lassen, namentlich auch nicht aus den Gebieten der Schule und der Ehegesctzgebung, wo Uebergriffe kirchlicher Reaction gerade in Deutschland stels am peinlichsten empfunden sind und am unheilvollsten gewirkt haben. Entschlossen, die bestehende gewerbliche Gesetzgebung und die ans ihr beruhend« wirthschastliche Freiheit gegen reactio- naire Angriffe zu vertheidigen, halten wir an der ueberzengung sest, daß entgegenstehende Meinungen über Schutzzoll und Freihandel nicht zur Grundlage politischer Parteidildung dienen dürfen. Di« Verschiedenheit der landschaftlichen Interessen, je nach dem Verwiegen von Handel und Schifffahrt, von Ackerbau oder von Industrie, er- fordert dringend, daß innerhalb unserer Partei abweichenden An schauungen über Zollsragen Raum gelaffen wird. Ein Ausaeben dieser Freiheit würde eine über ganz Deutschland sich erstreckend« nationalliberale Partei unmöglich machen. Kaum vollständig zurück- gedrängte politische Gegensätze von Norden und Süden, von Osten und Westen müßte» in unserem noch so jungen Deutschen Reiche a»f bat Gefährlichste immer vvn Neuem Hervorbrechen, wenn große ftlich« Interessen zugleich al» politische Parteien sich de rampsreu Steigen«- der eigne«, Einnahme, de» Reich» »nd der an-reichend« Befriedigung seiner finanziellen Bedürfnisse gehört zu dem alten Programm der Partei. Sie ist einer ent sprechenden Vermehrung der indirekten Reichtsteneru zu diesem Zwecke nicht cntgegengetreten. Gegen da- Projekt de- Tabaks- monopolS hat sie au- wirthschastlichen wie politischen Gründe» entschieden Widerspruch erhoben. Bor dem Eingehen aus weiter« umsaffende Pläne, welche die Steuerkrast de- Lande» in höhere» Maße in Anspruch nehmen, muß zunächst da» volle und nachhaltige Ergebniß der vom Reichstage im Jahre 1879 bewilligten Zölle und Verbrauchssteuern abgewartet werden. In Preußen wird die Partei bei einer Reform der direkte» Steuern Mitwirken, welche die Entlastung der weniger bemittelte» Llaffen von einem Theil« der ihnen auserlegteu direkten Steuer» hrrbeijuführeu bestimmt ist. Einer Zerstörung de- direkten Steuer systems oder einer wesentlichen Schmälerung seiner Erträge zu Gunsten ungemeffener Vermehrung indirrcter Steuern werden wir un- widersctzen. Für die Ueberwrisuug eine» Theil» der Gruud- und Gebändrsteuer in Preußen an Lommune» und Eommunalver- bände — eine alte Forderung drr liberalen Partei — werde» hoffentlich die im Jahre 1879 bewilligten Reich-stcuer, in ihre» nachhaltigen Erträgen unter normalen wirthschastlichen Verhältnisse« einer umsichtigen Finanzverwaltung die Mittel bieten. Gegen eine übermäßige Centralisation drr Staat»- ewalt werden wir die Selbstständigkeit und die Selbstverwaltung Gemeinden vertheidigen und weiter entwickeln. Nach schmerzlichen Erfahrungen und Prüfungen der Vergangen heit ist die nationalliberale Partei au- dcr Ueberzeugnug unsere- Volke- hervorgcgangen, daß eine über ganz Deutschland au-gebreitete. unabhängige, reactionairen wie radikalen Teiideiize» leichmäßig sich fern haltende, durch die Unterordnung individueller lnsichten unter die großen gemeinsamen Ziele starke liberale Partei eine Rothwendigkeit ist. Ohne eine solche Partei würde ein fort» dauernder, die Grundsesten des Staate- erschütternder Kamps zwischen extremen Richtungen, an dem andere Völker kranke» und nicht zur uhe kommen können, unserem Baterlande nicht erspart bleiben. An dieser Ueberzeugung hält die nationalliberale Parte! auch in der heutigen Zeit unerschütterlich fest, wo wirthschastliche Sorge, wie politische Enttäuschung und Verbitterung da- ruhige Urtheil zu ver wirren und die Bevölkerung in großer Zahl den» politisck»e» Leben zu entfremden oder extremen Richtungen nach recht- oder li»k- zuzutreiben droben. Für Deutschland ist nach wie vor eine Partei nothwendig, welch« die weitere Entwickelung unsere» Vaterlandes aus den mühsam erkämpften Grundlagen in entschiede» freiheitlichem, aber zugleich maßvollem und die realen Verhältnisse beachtende» Sinne erstrebt. Wir halten fest an der Zuversicht, daß diese Auffaffuug bei unserem Volke in Stadt und Land noch i» weitestem Umfange voll« Zustimmung findet. Unabhängig, in sich geeinigt, srei von Ermüdung toi« von Verbitterung, z« ernster Arbeit entschlossen, wird die nationalliberale Partei auch Unter gesteiger ten Schwierigkeiten ferner Ihre politisch« Pflicht er füllen. Parteien, welche gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen, werden un» zur Berständigung und z« gemeinsamem Wirke» immer bereit finden. Die arabischen Obersten in Kairo, lvclchc aus eine Zeit lang di« eghptische Staatsgewalt in der Hand Halle», scheinen vvn Staatükünsten NicktS zu verstehen. Die Zügel sind rasch wieder ihrer Hand entfallen. Sie wollten schlau sein, indem sie eine Anzahl von angesehenen Leuten de- Landes nach der Hauptstadt riefen, die dort die Vertretung deS Lande- bilden und den Handlungen der Aufständischen einen Schein von Gesetzlichkeit geben sollten. Allein die Berufung dieser Leute führte gerade zum Gegentheil. Die Wenigen, die er schienen waren, bekämpften aufs Entschiedenste die Forderungen der meuterischen Ofsiciere, und namentlich daS Verlangen nach einer Verfassung wurde verworfen. Die Muha- medaner sind rigenthümlich hartnäckig in ihrem Be harren gegen alle- constitutionelle Wesen; fast überall, wo Staatsverfassungen eingesührt waren, sind sie wieder beseitigt worden. Bei dem Muselmann sind politische und religiöi« Vorstellungen derart verquickt, daß er glaubt, der Koran genüge sür Alle-, und in der Thal ist drr Koran für den Türken DaS, waS der Europäer nach unserem Sinne in einer Verfassung erblickt. An dieser Gleichgültigkeit, an diese« Haß gegen alle neuen StaatSgrundqesetze sind auch die aus- ständischen Ofsiciere gescheitert. Die Bevölkerung stellte sick» jedenfalls, soweit bei den trägen Egvptern davon die Rede sein kann, auf die Seite der Notablen, und dcr Ausstand mußte sich damit begnügen, daß ein andere» Ministerium ernannt wurde. Nicht einmal in dem so sehr streitigen Puncte bezüglich einer Vermehrung de» stehenden HecreS wurde den Aufstän dischen nachgegeben. So wäre also, könnte man denken, die ganze Sache nn Sande verlausen und die Ruhe wieder her- gestellt. Da irrt man sich indessen bedeutend, denn rS giebt in Europa Leute genug, welche nunmehr wieder eine Gelegen heit gefunden haben, sich in fremde Angelegenheiten, die sie ganz und gar nicht angehen, einzumlschen. Die biederen Engländer sind in diesem Puncte natürlich Allen voran. Zwar ist die Ruhe hergestellt, zwar müssen die Regimenter, mit welchen dcr Ausstand bewirkt worden ist, die Stadt Kairo verlassen, aber in London giebt eS verschiedene Leute, welche damit nicht zufrieden sind und welche erklären, in Egypten herrsche ein solcher Zustand der Gesetzlosigkeit und Unsicher heit. daß man nicht mehr zögern dürfe, die Rothröcke dort einmarschiren zu taffen. Wie gefährlich DaS wäre, braucht nicht erst lange nachge« wiesen zu werden, wenn man weiß, welche Befugnisse den fremden Mächten in Egypten eingeräilmt sind. Der Khcdive hat nur über die Armee zu verfügen, die Pforte hat die politische Oberhoheit, und Frankreich und Eng laust controliren geineinfchastlich die Verwaltung de» Landes. Eine Besetzung könnte also nur aenieinschasttich von England» Frankreich und der Pforte geschehen, wenn e« nicht gleich im Anfang zu argen und gefährlichen Streitigkeiten komnic» sollte. Und wie sollte die Form sein, welche die drei Mächte dem egyptischcn Staate geben könnten und die geeignet wäre, Alle zu befriedigen? Wahrlich, eS thut jetzt nicht Noth. solche Vckwickclttiigen herbeiznsührcn; eS liegt überall so viel Zünd stoff ausgehäust, daß eS die Regierungen alle Mühe losten wird, gefährliche Ausainmenstößc zu vermeiden. Die „TimeS" hat vorgeschlagcn. man möge e- doch dem Khedive selbst überlassen, mit seinen Truppen fertig zu nier- den und die DiSeiplin wieder herznstetten. Dir» scheint un« auch das Richtigste zu sein. Die Intervention-Politik ist di« gefährlichste von allen in solchen Fällen; sollte jede« Mal. wenn einige Schreier eS verlangen, intervenirt werden» so würden wir in Europa »nd im ganzen Orient vor lauter Iutervenireu keine Ruhe mehr kriegen Lasse mau de«
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