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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-25
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1881
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. äeterliou mid Lrpkdition JohauueSgaffe 33. Sprecht»«»»« der Uedactio»: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. »Er- ÄÄN" ^ ^ >«»aH«e »er für die aichftf»l,e«ve Nn««rr destimmten Ansernt« an S«chaa»,e» »t« » Utzr «Ochmttrag«, n» S««». „«» Festtagen früh hi»'/,» Uhr. 3» öe» FUiale» für Ins.-^nuahme: Otta Ule«», UniverfitätSstraße 22, Laut» lösche, Katharinenstraße 18, p nur dtS '(.s Uhr. ttprigtl-TagklilaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschiftSverkehr. Metz-Auslage L7LSV. Ld«N»r»r«t»»rn» viertelt. 4'/, t»cl. Brruaerloka b ML. durch dir Post bezogen 6 AI. Jede »mzeiae Nummer 23 8s. Belegexemplar 10 Ps. Gebahrra iür Eptrabeikaar» Ohne Postbesörderung 39 AL »»t Postbesörderung 49 ML Inlerate Kaeipaltene Petitzeile rO Pf. Größere Ächnsten laut unserem Preis- verzetchnig. Labellartscher La» nach höher«» Darts. Ltttune« »ater den Kedartionsürich die Svaltzeile bO Ps. Juserate find stet« an die Eppehitt«» t» seadeu. — Rabatt wird nicht gegebeu. Zahlung prueuumorumlo oder durch Post» Nachnahme. 288. Sonntag den 25. September 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Sestentliche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, am 28. Septbr. ».Abends « ,Uhr im Eaale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Dahl fünf unbesoldeter Stadträthe an Stelle der am JahreSschluß auS den, RathSeolleqiuin ausscheidenden Herren Seyfferth, Fiedler, Holtze, Döhlinger und Nagel. n Gutachten deS Bau- und bez. Finanz-Ausschusses «her: ». die Vereinbarungen mit der Oberpostdirection wegen Errichtung eines Fernsprcch-NetzeS in Leipzig; d. die Ab änderung der WafferleitungS-Anlagen aus dem Obst markte rc.; c. die Verpflichtung der Thcaterdirrction zur Wiederiustandsctzunq deS KönigSzimmerS im Neuen Sladttheater; ck. Einlegung der Wasierleilung von der Fichte- »ach der Hochstraße; e. den Durchbruch der Decke im Octogon deS MnseumgebäudeS. III. Gutachten deS Finanz-AusschuffcS über: ». Verwillignng eines BercchnungSgeldeS für die Armenstatistik; d. Unter stützung eines erblindeten SckulaufwärterS. IV. Gutachten deS Ausschusses zur Gasanstalt über Nbändc- rung der BeleucktungS-Anlagen aus dem Obstmarkte. Vtkanntmachung. Nackchem über die Auslegung unserer Bekanntmachung Vom 8. August dieses Jahre« Zweifel erhoben worden, bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. daß wir die Garkeustraße auf deren Tract von der südöstlichen Ecke der Eiscnbahnstraßc bi« zur Grenze deS Grundstück- Nr. 21 mit de», Nr. 22 der Gartenstraßc in der vollen Breite und läng- de« Grundstück« Nr. 2 bi- zur Miltelaxe der Straße in städtische Unterhaltung übernommen haben. Leipzig, den 23. September 1881. Der Rath der Gtadt vr. Georgi. dt Leimig. i. CichopiuS. Königliche Vaugewerkenlchule zu Leipzig. Ter Unirrricht in dem bevorstehenden Wintersemester beginnt Tauner«»«,, »en Ü. Oktober, früh 8 Uhr. Die Nachprüfung und die Prüfung Derjenigen, weiche unmittel- bar in rinrn hührre» LurS ausgenommen sein wollen, stnhe» Sonnaben», den 1. vrtoher, von früh 8 Uhr an statt; die Aufnahmeprüfung der für den ersten (untersten) Curl Angemeldeien Montag. Heu S. Oktober, gleichfalls von früh 8 Uhr an. Die Vorstellung der seitherigen Schüler, welche die Anstalt auch in diesem Winter besuchen wollen, hat unter Beibringung eines Zeugnisses über Beschäftigung und Verhallen im Lause des Soinmer- halbjahreS, Dienstag, ven 4. Oktober, Nachmittags zwischen lt und 5 Uhr vor dem Direktor im Schullocal »u erfolgen. Neuaufzuiiehmende baden sich bis znm 2S. September beim Direktor Baurath 1-Ipnlu», Weststraße 44. unter Uebergabe de- Geburtsscheines, des Impfscheines und der letzten Schulzeugnisse zu melden, ebenso Diejenigen, welche sich der Nachprüsung unterwerfen wollen: letztere schriftlich. Zur Ausnahme in den ersten Cur« sind erforderlich: 1) da» erfüllte 16. Lebensjahr: 2) eine aus mindesten» zweidalüjahre auS- gedehnte prakri'che Beschäftigung: 3) ein Zeugnist über gute« Ber- halten; 4) eine Vorbildung, wie sie als Ziel der Volksschule gesetzt ist, deren Besitz durch die Ausnahmeprüsung seftgestellt wird. Bon dieser Prüfung sind nur diejenigen ausgenommen, welche ein Zeugnist mit aulen ForkichrittScensuren über den Besuch der dritten oder einer höheren Llnsse einer Realschule I. Ordnung, oder ein die gleiche Ausbildung bekundende» Zeugnist einer össcittlichrn BildungS-Änslalt, oder die wissenlchasiliche Qualifikation für den einjährigen sfreiwilligen-Dienst beibringen. Auch kann bei diese» die Ansorderung unter 1 und 2 in etwas ermäßigt werde». Prospekte sind durch die Direktion gratis zu erhalten. Die Ttrretion brr Sönigl. Baugewrrkenfchnl«. L. LipfiuS. Köniql. Bauralh. Geschästslocale. Dekanntmachnng. Im Gehöfte des Grundstücks Frcgestraße 2d ist bei einem Pferde de» Droschkenkutscher Herrn F. W. Jahr die Wurmlrankhcit (Hautrotz) auSgebrochen und eü war deshalb «Rhig, dasselbe zu tödten, dagegen 5 andere Pferde diese» Besitzer«, weil dieselben mit dem krank gewesenen Thiere in einem und demselben Stalle gestanden haben, für der An steckung verdächtig zu erklären, wa» hierdurch vorschriftS- «Lßig bekannt gemacht wird. Leipzig, am 22. September 188l. Der Math der Dtadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Sie Arbeitsvachweis«ngsan-alt »ad deren Filiale« betr. Durch das freundliche Entgegenkommen der HerrenKausleute G. Hohlfeld, Ranstädter Steimveg 11, H. Unruh, Weststraße >7, JultaS Bachmanu. Riltersiraße 27, «ehr. Tpilluer, Windmühtenstraße 30, Laut- Apitzsth, Ecke des Grimmaischen SteinwegS und der Ouerstraße, und F. O. stieiehert, Neumarkt 42. siud wir feit Februar d. I. in den Stand gesetzt worden, neben der Mühlgasse Nr. 7 ii» Hose befindlichen Zentralstelle unserer ArbeitSnachwcisungSanstalt an den genannten Orten Annabmestelleu für Arbeitsangebote zu errichten und haben sich die genannten Herren der damit verbundenen Müh« und Arbeit bisher dankenSwerth unterzogen. Au unsere Mitbürger richten wir aber wiederum die dringende Bitte, un« durch recht au-giebige Benutzung der von un« getroffene» Einrichtung in den Stand zu setzen, unsere schon früher ausgesprochene Ansicht, daß eS bester ist. dem Arme« Arbeit, als Almosen zu geben, zur Thatsache zu machen Leipzig, den 23. September l88t. DaS Armendirretori««. Ludwig-Wolf. Infolge verschiedener Anfragen über die Lermieihung der vrrkaufSloralc in dem Neubau des PrtrinumS, Petersstraste Nr. 19, macht sich zunächst die Feststellung der zu den Gewölben gewünschten Eniresolräume nöthig und e« werden daher diejenigen Bewerber, welche aus BcrkausSlocale im gedachlen Grundstücke reflecttren, hiermit ersucht, sich deshalb baldmöglichst mit dem UniversitäiS-Reniamte in Vernehmung setzen zu wolle». Leipzig, am 24l September 1881. Universitäts-Rentamt. Gras. -« »enauer Nachacht««, »ri«,e« wir hterdnrch die Vorschriften: Tah jeher anko«men»« Fremde. welcher hier üdernachtet, a« Tage seiner Antnnft, ««» »e«n dirse erst tu den Adendstunde» rrfalgt, a« andern Tage vormittag« »on seine« Wtrthr dei unserem Fremde»-vurea» anznmelde» tft. diejenige» Fremden aber, welche länger al« drei Tage hier sich aushaltro. A nmeldeschet» zu läse« »«den, in Erinnerung und bkmerten, »ah Vrrnachlassigungen der- seldeu mit einer Vridbutze von 15 ^l oder vertzältnih- «ihigcr Haftstraft geahndet «erden würde». Leipzig, am 18. Sevtrmder 1881. Dar Pottzet-Amt »er Ltadt Leipzig. vr. Nüder. Daegner, S. Erledigt hat sich der unterm 28. Juli d. I. Himer den Lorreclionär Eduard Paul Klötzer erlassene Steckbrief durch Cie- üelluna Klötzer s. Ta« Polizet-Amt der Stadt Lktpztg. vr. Rüder. Heyge, Resdr. Ltödtische Sewtrbrsltzllle. Di« Studien deS Winterhalbjahres l88l/82 beginnen Freitag, den SS. September ». e^, der DageScursus früh 8 Uhr, und der AbendcurfuS um 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Gewerbeschule nach Maßgabe i. 7 der Schulordnung werden im Schulgebäude, Grimmaischer Steimveg Nr. 18. iu der Zeit von 12—1 Uhr Mittag« entgegen- geuommen. Leipzig, den 20. September 1881. Der Direktor; Nieper. Vkkannlmachlmg. >w« edle Wohlthäierin. die nicht genanm sei» will, hat der hiesige» Armencasse deu ansehnlichen Betrag von »«« Marl zar deliehigen Verfügung überwiesen. Vir baden beschlosten, diese Summe dem VtammvrrmSgen ber hiesigen Armencasse zuzuiheilen. für den bekundeten WohltdäügkeitS sinn aber öffentlich unfern ticsgesühliestcn Dank au-zusprechen. Lonnrwitz, d«a 24. September 1881. Der Gemrtnderath S. Euleaftein, Gem.-Vorst. In ^Ivmvriam. Tker« rein de » FkSVlIlLK »t tds ärut öusrizerocduls oo ilonäa)- td« 26 rh inM. »t 2 o'claale p. w. to orprem Oonckalenc« vird ids kmnilze o< ti>« lat« presiäent »ml vird tke gnvervmaot aaä people ot tde b'mtvä State» in tbeir aa<t dervarement. L. 1-airck OolUer. v. 8. Ovusul. Vst« tomnili»«« «k tk« Onkteä 8t»te» uM do vkooeä oo 11>e Lktst luüt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 25. September. Wie unS au« Berlin mitgetheilt wirb, gedenkt mich die Partei Bamberger-LaSkcr-Rickcrt mit einem Wahl aufrufe bcrvorziitreten. Tie Veröffentlichung soll unmittel bar bevorstchen. DaS Aktenstück bemüht sich, wen» wir recht unterrichtet find, den secessionistischen Stanbpunct so scharf wie möglich von denjenigen der Fortsch ritt-vartei eincrseilS, der Nationalliberalen andererseits zu scheiten, gleichzeitig aber die Geneigtheit deS Zusammengehens mit beiden, sowie die Notkivendigkeit dieles Zusammengehen« zu betonen. Hat schon die Eouimentiruag des nationalliberalen Wahlaufrufs tenOffkciöfendicbittersteVerlcgcnbeit bereitet, so dürste, wie unS weiter berichtet wird, dasselbe in »och höherem Grade gegenüber der secessionistischen Kundgebung der Fall sein. Selten wohl ist ein so erstaunlich matter An griff versucht werden wie derjenige, den die „N. A. Z." gegen den ersterwähnten Ausruf unternimmt. Der Partei wird vorgeworsen, daß sie der Regierung vor den Wählern, dem Kern deS BürgcrtliumS, einen Prcccß anhängig »lache, in welchem die Scknitdfrage aus die Untergrabung der Ein heit und Freiheit durch den Fürsten BiSmarck lunau-laiise. Solche dreiste Unterstellungen können nur vog Jemandem auSgehen, dem daS Gewissen schlägt oder der absichtsvoll vcr- leumket. In dem Wahlaufruf der Nationalliberale» ist NicklS enthalten, waS bei ehrlicher Deutung derartige Schlüffe recht fertigte. Interessant ist übrigens das nebenbei erfolgende Zu» geständniß, daß eine konservativ-klerikale Verbindung zur Untergrabung der Einheit und Freiheit wirklich führen wüste, wenn sie der Unterstützung der Regierung tkeilhastig würde. ES wäre sehr beruhigend gewesen, wenn die plumpen Vertheidiger der Politik deS Fürsten BiSmarck hinzugesügt hätten, daß eine solche Unlerstützung nicht im Plan liege. Aber leider fehlt diese Aufklärung, wa« den lahmen und schwächlichen Eindruck dieser selbstgefälligen Rederei nur er höhen muß. Auch die ..Rationalliberal« Correspondenz" nimmt sich die Muhe, die Angriffe der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zurückzuwciscn. DaS genannte Blatt schreibt: Tonservative Blätter wie die „Leipziger Zeitung" und die „Nordd. Allg. Ztg." erblicken in dem national- liberalen Wahlausr»! die beste Rechtfertigung der aus Abschluß de« Suliurkampse« gerichteten Politik de« Reichskanzler-, d. h. zu deutsch: du Zustimmung zu allen möglichen unüdersedbaren und zum großen »heil noch gänzlich unbekannieu Plänen, die man nach der Kundgebung der nationalliberalen Partei von dieser nicht mehr voranSsetze« zu können glaubt, soll denn Centruin gesucht werden. Die Idee, mn Hülse de« Lentrumt eine sichere und un bedingt aesügige Mehrheit zu bilden, setzt sich in konservativen Kreise« immer fester: sie ist da« offen anqestrebie Ziel dei den Wahlen. Die Rechnung schein» un« aber doch ein sehr große« Loch zu Kaden. Dal jüngst erschienene Wadtmaniseft de« ltentruml und zahlreiche Reden und Zeitungsartikel der Pattei lassen keinen Zweifel daran, daß da- Eenwum sich in den großen DageSkragen sehr zurückhaltend verhält und die Rolle einer unbedinglrn Regie- rung-pattei entschieden zurückioeist. Gegen die sogenannten staat-social,stischeu Zuihaten za den socialpolitische» Plänen de« Reichskanzler« ist vom Eeatrum wieder- holt drr entschiedenste Protest eingelegt worden, und die Haiinng der Pattei im Reichstag gegenüber de« Unsallgesetz bewies, daß eS derselben damit Ernst ist. Gegen neue Steuerpläne deS Reichs- kanzlcrS war der Wahlausruf de« LeuwunrS noch ablehnender als der der Nationalliberalen; anSdrücklich wurde die Noihweudigkcit einer Einschränkung de« MiliiairetaiS betont. Gegen da« Dabakinonopol herrschen in den uliramontanen Kreise» ganz dieselben Bedenke», wie in liberalen und selbst, wie der „ReichSboie" beweist, auch iu konservativen. ES mag sich ja, wenn die Geschäfte aus dem großen Handel-marft der kirchenpolitischen Frage gut gehen, Manches in der Hallnng deS Centrums ändern, aber die unbe- dingte Zustimmung dieser Partei zu allen Plänen, die gegenwärtig die politische Weit ausrcgeu, ist ganz gewiß eine sehr lcichiserlige Rechnung, zumal wenn, wie eS den Anschein Hai, zuerst der Pre>- gezahli und daun erst die Gegenleistung erwattei wird. Und dann, glaubt man denn wirklich, daß das Cenirum als geschlossene Pattei be stehen bleibt, wenn einmal der kirchlich« Frieden hcrgcstelli ist? Die Partei ist entstanden unter dem Kamps zwischen Staat und Kirche und hat diesen Kamps zur nothwendigen BoranSsetznng. Wie kann man eine Partei dauernd in Rechnung ziehen, dereu LeoenSbedingung in demselben Augenblick, wo man sie zu gewinnen glaubt, per- nichtet wird? Das Cenirum Hai sehr verschiedenartige Elemente in sich, von Natur conjervaiiv« und von Natur liberale, die eine Zeit lang durch die allbeherrschende kirchliche Frage zusamineagedalten wurden. Sie werden und müssen sich aber scheiden, sobald diese Frage auS der Welk geschafft wird oder auch nur an Schärfe verliert. Dir con- servativ-ultramoiiiane Mehrheit als Stütze der Regierung mag noch einige Zeit di« Lage beherrschen; bald wird sie aber doch dem, d«r sic sefthalien will, unter den Händen zerrinnen. Und wenn die Rech nung aus eine purlamenlarisiiie Mehrheit an« der politisch«» und kirchlichen Reaktion sich, nach hoffentlich nnr kurzer Probe, al« ein gründlicher Jrrihum erweist, so wird man wieder nach drn Mittel parteien rusen, von deren „BankeroiterNärung" (wie die „Leip- ziger Zeitung" sagt), heute von recht« und links mit mehr Be- sriodiguag als Wahrheit geredet wird. Dt« Franzosen haßen kein Glück in Afrika. Zieht man die Summe von alledem, was au- den vom Kriege heimgesuchte» Ländern NordafrikaS berichtet wird, so kommt man eben zu dem Schlüsse, daß die aufständischen Be wegungen bis jetzt an Boden gewonnen haben und noch ge winnen. Bei Tunis hatten di« Aufständischen de» Franzosen daS Wasser Löge schnitten und erst nach längere» Kämpfen konnte dir Bcrbiadung wieder heitzrstellt werde». Mau tröstet sich damit, daß einige Gefangene gesagt haben, d»; französische» Gewehre trugen z« weit, die Axsstündischeiil würden niHd lange widerstehen können. Wenn De« so ist, so thun dit französischen Generale da« Möglichste, um einen verzwciflungS- kamps zu entflammen. Von allen Generalen hört man, daß sie „strciige Maßregeln" ergriffen haben; vom General Loge rot aber verlautet, daß er befohlen habe, jeden be waffneten Araber, der in die Hände der Truppen fallen würde, zu erschießen. Diese Geiierale könnten nun endlich so klug sei», zu wissen, daß solche SchrrckenSmaßregeln gerade das Gegenlheil von der erwarteten Wirkung Hervorbringen. Alle historischen Beispiele predigen Die«, die SchreckenSmafiregeln in der Venköe haben den Widerstand nur verstärkt, die blutigen Grausamkeiten der napolconischen Generäle gegen die Spanier verlängerten den Krieg. Als der General Pelissier einen ganzen Kabhlcnstamm in einer großen Höhlung zu Tode räucherte, wurde dadurch der Widerstand der Kabplen nicht gebrochen, sondern von Neuem ongespornt. Unk dennoch nun die Gcwaltniaßregeln ganz im alten Stil! Die Araber begehen weiter kein Verbrechen, als daß sie ihre Heimath, ihren Herd, ihren Wohnsitz verlhcidigen, und werden dafür erschossen! UebrigcnS scheint sich denn doch sicher hcrau-gcstellt zu haben, daß der General Farre nicht dcrManu ist, die mili- tairischen Angelegenheiten eine« große» Staate« zu verwalten. Ganibetta soll nach einem General geforscht haben, der Lust Kälte, der Nachfolger de« Herrn Farre zu werden. Der künftige Ministerpräsident soll aber keinen solchen General gesunden haben, denn alle scheuten sich vor der Berantwort- lichkeit in einem so kritische» Momente, da sie begreiflicher Weise nicht au-esten wollen. waS Herr Farre eingebrockt hat. ES mag nicht zu», mindeste« Thrile an der Ungeschicklichkeit deS KriegSiiiinisierS liegen, daß die Operationen einen so langsamen Fortgang nehmen, denn man hat schon vor einem halbe» Jahre von den großen Truppenaufstellungen gespro chen. die nunmehr in Algier nöthig würden, und noch ist Nicht« von diesen Truppen zu sehen. Ter Fall de« Krieg-ministerS ist voran« gesehen; wenn die Kammer am 17. Oktober Zusammentritt und Herr Farre bis dort noch Minister ist, so wird er sich vor lauter Interpellationen, Resolutionen und Angriffe« kaum mehr retten können. Aber da- Alle« ist noch nicht daS Schlimmste in der französischen CoUmialsrage. Einige Pariser Blätter haben den Fulger in die Wunde gelegt. Daß die Araber sich so feindlich benehmen, kommt daher, daß man auch nickt de» mindesten Versuch gemacht, ihnen begreiflich zu macken, daß man sie aus ihrer alten Knechtschaft erlösen will. Bis jetzt hat man sie auch noch nirgends darau» erlöst. Die Tunesen können sich den Grund der französischen Invasion schwerlich ander« vorstellen, als daß die Franzosen gekommen sind, um einigen französischen Geschäftsleute» Schutz angedeihen zu lasten und die mohamedanische Religion zurück zu drangen. Warum hat man nicht in Tunis einige Refor- inen ringeführt. den Arabern eine geordnete Justiz gegeben und ihnen einige Steuernachlässe zu Gute kommen laste»? Tann hätten sie dock ivenigstenS einen guten Dillen gesehen. Statt dessen sehen die Araber nur feindselige Maßregeln, die alte» Nebel bleiben und manchmal kommen gar noch neue hinzu; wo sich die Eingeborenen widersetzen, wird von drn französische» Generalen eine wahrhaft barbarische Strenge angewrntet. DaS ist wahrhaftig nicht die Art, wie man rin Land, da« erst in langen Kämpfen erobert werden muß, dauernd an sich knüpft. Immer mehr stellt sich aber Hera»«, daß die afrikanisch« Politik der französischen Republik fast abenteuerlich und leichtfertig erscheüit und daß noch Jahre vergeben werden, bevor Ruhe und Ordnung rn Algier u«d Tunis cingekehrt sein werden. Ueber die Reise» der Mitglieder der kaiserliche« Familie liegen heute ausführlich« Meldungen vor. Am Freitag Nachmittag 3 Uhr erfolgt« die Abreise Sr. Majestät de« Kaiser« von Karlsruhe nach Baden-Baden Die Großberzogliche Familie, die hohen Neuvermählte», der König von Schwede» und die übrigen noch anwesenden Fürstlichkeiten gaben Sr. Majestät daS Geleite zum Babnbose. wo eine dichtgedrängte Menschenmenge bei der Abfahrt deS Zuge- be geisterte Hochruf« auf den Kaiser auSbrackte. Nach der Ankunft in Baden-Baden hielt der Oberbürgermeister eine An- spräche, eine Musikcapelle spielte die Nalionalhvmne und daS zahlreich anwesende Publicum begrüßte Sr. Majestät mit begeisterten Hochrufen. Unter dem Geläute der Glocke« fuhr der Kaiser darauf in die reich beflaggte Stadt „ach seiner Wohnung. Wie e« heißt, gedenkt Se. Majestät di» zum 20. Oclobrr in Baden-Baden Ansenlhalt zu nehmen. Am Sonnabend Mittag sollte dem schwedischen Kroiiprinzen- paare ein festlicher Empfang bereitet werden. Se. k. k. Hoheit der Kronprinz, welcher am Freitag Vormittag den Truppenübungen in Marbach und LudwigS- burg beigewodnt halte, ist Nachmittag» 2 Uhr in Stuttgart ei»getroffen. Um 4 Uhr begab sich Se. k. k. Hoheit in Be gleitung de» Prinzen von Sachfen-Weimar und der Minister v. Mittnacht und v. Sick nach dem AuSstellungSgebäude, wo Derselbe von dem Präsidenten und den Mitgliedern de» AuSstellungScomitS empfangen und geleitet wurde und b>» zum Eintritt der Dämmerung verweilte. Bon ven in den Straßen und im AuSstellungSgebäude versammelten Menschen-- masten wurden Sr. k. k. Hoheit begeisterte Huldigungen bar« gebracht. Am Sonnabend sollte sich der Kronprinz zum Besuch de< württembergischenKönigSpaare- nach Friedrich-Hasen begeben. — Ihre k. k. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist aus dem Wege nach Krauchenwie« am Freitag durch Stuttgart gereist und begiebt sich, dem Vernehmen nach, ebenfalls nach Friedrich-Hasen. Se. Majestät der Kaiser wirb nächsten DienStag in Stuttgart erwartet und gedenkt, am darauf folgenden Tage dem Volksfeste in Kannstatt beizuwohnen. Der König von Schweden hat am Freitag Abend 6'/. Uhr übe, Frankfurt a. M-, wo er mit der Königin zusammentriffl, die Rückreise von Karlsruhe nach Schweden angetreten. Der Großherzog, die hohen Ne»»« vermählten, der Erbaroßherzog und der Prinz Ludwig gaben» demselben bi« zum Bahnhof da« Geleite, wo auch die Hof staaten, die Minister, die Generalität und der Oberbürger meister mit der städtischen Vertretung zur Verabschiedung sich eingefunden hatten. Der König sprach den Vertretern der Stadt laute» Dank au« für die ihm und dem Kronprinzen bethätigte warme Theilnahme und verabschiedete sich dann vou dem Großherzog« und den Mitgliedern der großherzog lichen Familie in der herzlichsten Weise. Die Abreise der Prinzen Karl und Oskar von Schweden war aus Sonnabend Nackt, diejenige de» Kronprinzen und der Kronprinzessin do» Schweden ans Sonntag Nachmittag S Uhr festgesetzt. Die „TimcS" bespricht die angeblich bevorstehend« Be gegnung zwischen den Kaisern von Rußland und Oesterreich und fast: Wenn die zweite Kaiserzusammen« lunst erfolgreich ist. so wird da« Dreikaiserbündniß scheinbar hergestelll sein. Anstatt ein Bünbniß der drei großen Reich« als ein« Drohung zu betrachten, sollten wir dasselbe al» Pfand für di« Ruhe Europa» willkommen heißen. Jedwede Union »wischen Deutschland, Oesterreich und Rußland ist klar zum Vorlhcil de« europäische» Frieden-. Die Interest«» Oesterreichs im Orient sind mit wenigen Vorbehalten konser vativ wie unsere eigenen. Die Bande, welche unS an unser« seitherigen BundeSge»osten knüpfen, werden hoffentlich durch die jüngsten Vorgänge oder Aeußerungen nicht geschwächt worden sein. Oefterrrich-Ungarn mag demnach fast al- Eng land« Vertreter in de», Eoncert drr drei Reiche betrachtet werden. Seine Mitgliedschaft ist eine hinreichende Gewähr, daß Nickis, wa« die britische Politik in Osteuropa unter graben könnte, in die Absichten de« Dreikaiserbündnisses Ein gang finden werke. Der Frieden mit Rom ist um einen weiteren Schritt gefördert worbe». Der zum Bischof von Fulda ernannte Hildesheimer Generalvicar Georg Kopp soll bereit» di« königliche Bestätigung erhalten haben. Kopp ist im hannover sche» Eicksseldc geboren und hat in Hilde-Keim da« Ghmna- stum Josephinum, dann die dortige (jetzt nicht mehr bestekende> katholisch-theologische Akademie besucht. Da er wegen zu schwacher Stimme nicht zum Pfarrer geeignet schien, ward er zuuäLst Assessor deö Generalvicar« Iacobi und al« dieser 1871 de» bischöflichen Stuhl in HildeShcim einnahin, dessen Nach folger. Bon Personen, die ihn au» näherem Umgänge kennen, wiro er als ein durchaus duldsamer ruhiger Man» und eckt frommer Priester bezeichnet. In die Oesfentlichkeit ist er wäh rend deS EulturkampscS nie getreten. Dem Vernehmen nach wird die Ernennung de« -Herrn v. Schlözer zum Gesandten beim Batican erst erfolge», sobald die ReichStagSivahlen vollzogen sind. Eine Wieder aufnahme der eingelciteten Verhandlungen dürfte gleichfalls bis zu jenem Zeitpunkt vertagt sein. Zum Beweise, wie siegesgewiß und übermüthig die Ecntr umSpresse bereit» ist, kann die folgende Stelle in der neuesten Nummer deS „Schwarzen Blatte«" dienen. Unter den Diplomaten, so schreibt dasselbe, soll jetzt ein neuer Fluch ausgckommen sein, der gar schrecklich ist. Wenn Jemand einen, Staate reckt waS PöseS wünschl, dann zetert er: „Daß Tu die Maigcsetze kriegst!" Es ist zur Ver meidung von Mißverständnissen im Auge zu behalte», daß da» „Schwarze Blatt" kein Witzblatt ist oder sein will, sondern ein politische« Organ mit dem Anspruch aus ernst hafte Beachtung. Frecher sind wohl Gesetze nie verhöhnt worden, als eS hier geschieht. DaS Project dcS TabakSmonopolS hat die Wahl- bcwcgulig in Hamburg in der allerhestigste» Werse beein flußt. So hat jetzt eine neue Versammlung stattgcsunken, in welcher dieser Liebling-plan de« Reichskanzlers zur Sprach« kam. Veranstaltet war dieselbe von ber Fortschrittspartei in dem dortigen zweiten Wahlkreise. Tie Versammelte» börten zunächst mit Ruhe die Ausführungen de- Herrn G. stk. Richter a». welcher da« Programm der Fortschrittspartei in längerer Rebe darlegte und namentlich auch die Gründe gegen daS TabakSinoiiovol entwickelte. Nach Sckluß der Rede enispann sich eine Debatte, in welcher von socialdemokratischer Seile wiederum die Einführung de« TabakSmonopolS al» Durchführung eine« sceialdemokratischen Gedanken- kerlangl wurde. Allmählich entwickelt« sich eine beträchtliche Unruhe, die bei einem Anträge aus Schluß der Debatte z« einem der artigen Tumult wurde, daß der Präsident die Versammlung schließen mußte, ohne daß auch nur über den Schlußantrag, geschweige denn über irgend einen bestimmten Gegenstand ab- grstlninit wäre. Da« osficikse D i e n e r „Fremdenilatt" erklärt sich gegen über drn ungarischen Blättern zu der Mittheilung ermächtigt.
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