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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-27
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1881
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4224 j s der Person de« iHeschäft-träger« Mr. Sidney Everett bei behalten werden. Nicht- Neue» au» Tun»»! heißt e- auch heute; zwar meldet die „Agence HavaS" osficiö», die unlervrochenen Ver bindungen mit Tunis seien wieder heraestellt. Borkommiiisse von größerer Bedeutung hätten sich seit den letzten Tagen nicht zugctraaen; aus diese Versicherungen ist indessen nicht vielzu geben, denn Pariser Privaltelegramme finden e» unerklärlich, daß die französische Negierung keine Nachrichten aus dem Seewege erhallen haben solle, da die Entfernung nach La Calle in Algier kaum zwölf Stunden beträgt. Natürlich ist der Eindruck dieses auffallenden Mangels aller Depeschen aus taS Publicum ein höchst ungünstiger und rust die fabelhaftesten Gerückte hervor. Auch sonn ist man unzufrieden in Paris. Die Nadicaleu sind höchst ungehalten über die ablehnende Ant wort des Minister-Präsidenten an die Delegirten der äußersten sinken, aus deren Forderung um beschleunigte Einberufung der Kammern. Sicher ist, baß die Kammer nicht vor dem 14. Oktober Zusammentritt, lieber den schlicßlichen Termin der Einberufung steht ein Beschluß erst nach der Unterredung Fern,'s mtt den» Präsidenten Grcvy zu erwarten. Wie auö Bombay gemeldet wird, ist eS zwischen dem Emir Abdurrahman und Ayub Khan an» 22. d. zun» Kampfe gekommen, wobei Ayub Khan geschlagen wurde. Die Desertion von zwei Rcgiinenlern entschied die Schlacht. Ayub Khan floh nach Hcral mit Hinterlassung von Kanonen nno Bagage. Der beiderseitige Verlust soll bedeutend sein. Der Enur ist bis jetzt noch nickt in Kandahar eingezogen, die Sladl wird inveß als unhaltbar betrachtet. Oer Prekproceß des Ober-Präsidenten von Ende gegen die Kasseler Zeitung. Die unter der Verantwortlichkeit des NebacleurS Weise erscheinende Kasseler Heilung brachte im Frühjahr d. I. einen „Oberprusidenl von Ende" übcrschriebenen Artikel, welcher aus der Kölnischen Zeitung eine Berliner Miltheilung wieccrgab, sür deren Inhalt er jedoch der Kölnischen Zeitung die volle Verantwortlichkeit überließ. Der Artikel sührle auS, daß dw Stellung des Oberpräsidenlen von Ende in Kassel nun unhaltbar geworden und der Geb. Ober-RegierungS- Nalh Tiedcmann in Berlin zum Nachfolger auScrsehen sei, daß ferner nur der schwere Entschluß deS Kaisers, einen ältere» höheren Beamten zu entlasten, der Grund sei, daß der Wechsel noch nicht eingetrelcn. Da nun aber in neuester Zeit Herr von Ende auch mit dem Mililair sich überworsen habe, so daß sein Hauö von allen Ofsicieren ge mieden werde, so würde in nächster Zeit seine Entlastung erfolgen und würde er auch nicht nach Magdeburg verfehl werden, da Graf Eulenburg hiergegen und zwar aus guten Gründen energisch ausgetreten sei. Sofort nach dem Erscheinen dieses Artikels hatte der Oberpräsitcnt, Freiherr von Ende, Strafantrag wegen Be leidigung gestellt. Als nun kurz darauf die „Kölnische Zeitung" in einem zweiten Artikel erklärte, daß sic ihre obige Miltheilung nicht aufrecht erhalten könne und auch die erwähnte» Mighellig- keiten sich nicht bewahrheitet hätten, hat der Redacteur Weise sofort in der nächsten Nummer der „Kasseler Zeitung" auch dlese Berichtigung abdruckcn lasten. Im Juni d. I. fand nun die öffentliche Verhandlung vor der Strafkammer des Landgerichts in Kassel statt, in weicher zunächst der Redacteur Weise zu seiner Entlastung ansührte, daß er keinen Anstand genommen, den ersten Artikel in seine Zeitung auszunehmen, einmal weil die „Kölnische Zeitung" allgemein als ein durchaus zuverlässiges, gut unterrichtetes und vorsichtiges Blatt bekannt und auch schon früher in con- servativen Blättern ähn'-che Andeutungen gemacht seien, so dann aber seil längerer Zeit in Kassel selbst das Gerücht von Zerwürfnissen zwischen dem Oberpräsidenlen und dem Offi- cier-Corps de« dortigen Husaren-Regimenttz colportirl worden. Eine BeleidigungSabiicht habe ihm fern gelegen, da er die Mittheilung einfach als den Thatsachcn entsprechend ge halten, auch sei er als liberaler Parteimann gar nicht in der Lage gewesen, sür eine Entfernung deS Oberpräsidenlen auS seiner Stellung zu agitiren. Nachdem die Strafkammer noch mehrere hohe Ossiciere der Kasseler Garnison über das angebliche Zerwürfnis ver nommen und diese übereinstimmend erklärt halten, daß ein solches niemals existirt habe, nachdem ferner der von der Bertheidigung benannte Zeuge, der conscrvalive Abgeordnete Zustizrath Grimm, angegeben, daß er der — conservativen — „Oberhessischcn Zeitung" von Berlin auS ein Telegramm, aber nur deS Inhalts, daß der Obcrpräsident von Ende versetzt sei, zugesandt habe, hat daS Gericht den Redacteur Weise wegen Preßbeleidigung zu 4 Wochen Gesängniß ver- urtheilt. DaS Beleidigende deS Artikels wurde darin ge sunken, daß er dem Oberpräsidenten Schuld giebt, ein derartig schroffes Zerwürfniß mit dem OssiciercorpS herbeigesührt zu haben, so daß dieses alle gesellschaftliche Verbindung mit ihm abgebrochen, dem obersten Beamten der Provinz sonach eine Handlungsweise imputirl sei. welche seiner hohen amtlichen Stellung unwürdig; daß ferner der Artikel bervorhebl, der betreffende Minister habe sich in energischer Weise einer anderweitigen Placirung deS Ober- Präsidenten und zwar aus guten Gründen widersevt, worin sür diesen der Vorwurf einer nicht unverschuldeten Entlastung aus seinem Amte liege. Gegen diese Verurtheilung hatte der Redacteur Weise Berufung an das Reichsgericht ergriffen und das Vorhanden sein der Thalbcstandomomcnte einer nach tz. 185 Str.-G--B strafbaren Beleidigung bestritten; wie wir bereits gemeldet, hat aber der RevisionShos die verurtheilende Entlcheibung des Landgerichts bestätigt, weil in den oben hervorgehobenen Stellen, namentlich in Verbindung mit dem Satze, daß die Stellung deS Oberpräsidenlen in Kassel nun unhaltbar geworden und seine Amtsenthebung bevorstehe, die Absicht der Beleidigung gesunden werten müsse. Schließlich wollen wir nicht unerwähnt lasten, daß, so viel wir wisse», eine Berurtheilung der „Kölnischen Zeitung' wegen obigen Artikels bis jetzt nicht erfolgt ist. Musik. Carola-Theater. Leipzig, 26. September. Wer die gestrige Aufführung im Earola-Theatcr mit der Erwartung besucht hat, daß die Neubesetzung der Titelrolle in „Prinz Methusalem" der Wiederholung dieser an sich sehr melodiösen und hier übrigens bereits ciiigchcnd besprochenen I. Strauß'schen Operette einen neuen und erhöhten Reiz verleihen würde, der ist sicherlich um eine nickt gerade angenehme Erfahrung resp. Enttäuschung reicher geworben, denn Frl. Anna Grundmann aus Frankfurt a. M. crivieS sich zur wirkungsvollen Durchführung der genannten Partie als durchaus nicht geeignet und trat sowohl gesanglich wie im Spiel bedeutend gegen ihre Vorgängerin, Frl. Mittler, zurück. Obschon im Äentz einer umsangreichen und sympalhsschen Stimme, die allerdings nicht immer voll und rein zur Entfaltung kam und mehrfach gequetscht, wie ein Hinterniß in der Kehle überwindend, klang j — obschcn in der Darstellung decent, und auch in der äntzerlicbcn Er scheinung nicht ungefällig, vermochte sie doch nicht das Publi cum sonderlich zu interessiren und noch weniger zum Beifall zu begeistern. Ihrer, besonders in der höheren Ton lage zwar klangvollen Stimme fehlt noch Sicherheit und sorgfältigere Ausbildung, während ihr Spiel sür die lustige, leichte Operette zu steif erscheint und so oft den Eindruck von Besangenheit oder gar unwillkürliche» Zwanges macht. WaS Frl. Grundmann'S Prinzen Methusalem aber besonder» fehlt, da« ist seiner Humor, Verve in den Liebes« scene» und Plastik der Bewegungen besonder» bei den nulitairischen Evolutionen. Ihre Degen-Paraden z. B. waren geradezu unschön. Durch all' diese Mängel trat ie, keineswegs vortheilhast. au» dem Ensemble hervor, daS seinerseits um so zwangloser und ausgelassener er schien. Allerdings hätten darin einige Hauptrollen, wie der EonseilS-Präsidenl dcö Herrn Richter und der Herzog Cyprian deS Herrn Präger auch maßvoller und jedenfalls seiner in der Komik gegeben werde» müssen. DaßdasTromniler-Corp- gelegentlich tlnabhängigkeitsgelüste zeigt und dadurch daS Orchester bald zu rascherem bald zu langsamerem Tempo zwingt, sowie, daß gewisse CouplelSeinlagcn in diese Operette nickt Hineinpasten, ist schon einmal gerügt worden. Endlich ei noch eine» Umstandes gedacht, der wohl nur erwähnt zu werde» braucht, um in Zukuust nicht mehr vorzukommcn. Es wurden gestern Theaterzettel verkauft, aus denen von einem Gastspiel nichts zu lesen und Frl. Mittler als „Prinz Methusalem" argezrigt war. An sich zwar wenig bedeutend, ist ein solche- Verfahren doch nickt in der Ordnung und giebt leicht zu Irrthümern und Schlüssen auch aus andere Unrich tigkeiten Veranlassung. Th. Stromer. Laube-Conrerte. Leipzig, 26. September. DieLaube-Concerte im Etablisse ment Bonorand (Rcischel) haben ihren guten Fortgang ge nommen. TaS Publicum hat sich allgemach von der Güte der dargebotencn Leistungen überzeugt und dem Unternehmen ein recht crsreulickcS Interesse entgegengcbracht. TaS gestrige Concert wenigstens war sehr stark besucht, ein Erfolg, der um so bcinerlensiverlber ist, als bereits ain Nachmittage ein nickt weniger srequenlirteS Extra-Concert stattgefunden hatte. An Beifall war dabei kein Mangel. Herr Capellmeister Laube sowohl, wie auch seine Solisten, von denen besonders wieder Herr Concertmeistcr PauIy ausgezeichnet wurde, hatten sich wiederholt der Ehre deS Hervorrufes zu erfreuen. Die Kritik kann sich über solche Beweise der Anerkennung nur freuen. Es ist ihre Pflicht, darauf hmzuweisen, welche Dienste ein im großen Stile angelegtes Orchester, wie dasjenige des Herrn Laube, der Kunst leistet, indem eS durch seine glanz vollen Leistungen den Sinn sür gediegene Musik auch in solche Kreise hineinlrägl, denen die Anschauung hierfür in der Regel ieblt. Von dem Erfolge, mit welchem ein Laube z. B. arbeitet, konnte man sich gestern überzeugen, als sich gelegent lich der Ausführung der großen Leonorei,-Ouvertüre (Nr. 3) von Beethoven eine Stille im Publicum verbreitete, die auf wahrhafte Sammlung schließen ließ. Achnliche Beweise von gehobener Stimmung sind allerdings selten, einmal, weil eS überhaupt wenig Werke giebt, die so wirkungsfähig sind wie gerat« jene Ouvertüre, zum Ankern aber auch, weil ein Capellmeister wie Laube wohl oder übel gewillt sein muß, mit dem Strome des PublicumS zu schwimmen, und der Geschmack de« PublicumS ist zur Zeit, wenn auch nicht gerade dem Seichten und Trivialen, so doch dem Massen haften, mit einem Uebermaße von Effecten Ausgestatteten mehr zugeiieigt. als dem wahrhaft Edlen in der Kunst. Jedenfalls ist aber Herr Capellmeister Laube eine Natur, die eS mit der Kunst durchaus ehrlich meint. Er hat ebenso den guten Willen als auch die Fähigkeiten, um als Vorsteher eine« großen Orchesters Hervorragendes leisten zu können. Herr Laube dürste. WaS seine Eigenschaft als Dirigent an langt, keine Concurrcnz zu scheuen haben. Möchten die An- lrengungen und die Opfer, die eS kostet, ein Orchester wie daS scinige zu sammeln und auf der Höbe der Kunst zu erhalten, allenthalben die gebührende Würdigung sinken. Vor der Hand sei dem hiesigen Publicum sowohl, als be sonders auch den zur Messe hier aufhältlichen Fremden der Besuch deS heutigen SymphonieconcerteS, dem sich als Schluß morgen noch rin Virtuosenabcnd anreihcn wird, als gcnußvcrhclßend, dringend empfohlen. M. Vogel. * Herr Capellmeister Kogel, der in vergangener Saison höchst erfolgreich in Gent wirkte, steht in diesem Winter der Over in Aachen vor. Kürzlich fand die Eröffnungsvor stellung statt, und gelang eS dem talentvollen jungen Künstler auch diesmal wieder, gleich bei seinem erste» Auftreten für sich einzunehinen. Die dortige Kritik schreibt: Wir con- siatiren mit aufrichtiger Freude, daß ein frischer anregender Geist das Ganze belebte; weder UebcrstürzteS noch Unfertiges war bei der gestrigen Aufführung (Faust) wahrzunehmen und dieser glückliche Umstand muß in allererster Reibe der besonnenen und energischen Leitung dcö CapollmeisterS Herrn Kogel znge- schricbcn werden. Herr Kogel scheint der Mann der Situation zu sein: umsichtig, tbätig, energisch, routinirt, durch und durch musikalisch und bescheiden und müssen wir der Direction zu dieser vielversprechenden Acquisttion aufrichtig Glück wünschen. Besagte Premiere ist sür das Leipziger Publicum auch deshalb von Interesse, weil sie einer hierorts gebildeten, jungen Sängerin Gelegenheit zum ersten Auftreten tarbot. Frl. Ob er ich sang daS „Gretchcn" und scheint dabei recht wohl reyssirt zu haben. Die Kritik rühmt sie als im Besitze einer Stimme, die sich Lurch Frische, Schönheit, Weichheit, Fülle des Klanges und Reinheit der Intonation auSzcichnet. In der Auffassung, heißt es weiter, zeigte sich mancher sinnige Hug, der von dem cmpfindnngsvollen Wesen der Künstlerin Zeugniß ablegte. Auch das Spiel wird als zwar noch etwas unentwickelt aber doch im Allgemeinen frei von der ängstlichen Steifheit anderer Kunstnovizc» geschildert. Somit hätte ja die junge Sängerin den ersten Schritt ins Bühncnlebcn hinein in recht verheißungsvoller Weise gelhan. Ans Äadt und Fand. * Leipz«g, 26. September. AuS DieSbar bei Meißen, in welchem landschaftlich recht schön an der Elbe gelegenen Orle sich auch in diesem Sommer und Herbst eine größere Anzahl Leipziger Familien zur Erholung aufgehaltcn haben und zum Thcil noch aushalten, meldet man unS, in Ueber- cinstimmung mit jüngst veröffentlichten Mittheilungen, daß die socialdemokralischc Partei in dem 8. Wahl kreise eine sehr rührige Tbätigkcit sür ihre Zwecke und den von ihr sür diesen WanlkrciS ansgestelllcn Candidaten, Cigarrcnarbeiter Geyer in Großenhain, entfaltet. So ist in diesen Tagen in den Dörfern DieSbar. Golk. Nieschütz, Seußlitz und anderen an der Elbe gelegenen Orlen ein weib licher socialistischer Sendbote, eine gewöhnliche TagelöhnerS- srau, mit Flugschriften, welche auf die bevorstehende Wahl Bezug haben, erschienen und eS hat die Frau versucht, die selben mit den Worten: „die Leute möchten die Schriften ja genau lesen, eS stände die Wahrheit darin", überall in den bewohnten HauSgrundstückcn zu vertheilen. ES ist die Frau vielfach zur Thür hinausgewiescn worden, man hat indessen, da Polizeiorgane nicht gleich zur Hand waren, Weitere gegen sie nicht unternehmen können! Es beweist dieser Vor gang. wie nöthig eS ist. daß der socialdemokratischen Wühler« gegenüber, die jetzt auch die Landbevölkerung mehr und mehr in ihre Netze zu ziehen gedenkt, die größte Wachsamkeit beobachtet wird — Del Veccbio'S Kunstausstellung sicht in aller» nächster Zeit der Ankunft eines bedeutenden Werke» entgegen, woraus da» kunstsinnige Publicum im Voran» aufmerksam gemacht sein möge. ES ist daS der „Verbindung sür historische Kunst" gehörige meisterhafte Gemälde Ludwig von Langen, mantel'S: „Savonarola predigt gegen den LupuS" welche» aus feiner Rundreise durch Deutschland, Oesterrcicst und die Schweiz in mehr als 50 Städten Station machen soll und hier daher nur kurze Zeit zur Ausstellung gelange» kann. —Leipzig, 26. September. Unsere Iaqdinbaber sind von dem Bestand« der Rebhühner sehr befriedigt; die Völker sind meistenthril» ungewöhnlich stark. Es wird aber auch Bedauern ausgesprochen, daß hier und dort im über triebenen Iagdeifer viele Nein« Vögel mit au» den Völkern herau-geschossen werden, die oft nicht größer als Wachteln sind und noch geschont werken müßten. Ebenso hören wir. daß auch der Hasen best and ein trefflicher ist. Von preußischen Jagd», hadern, die bereit» seit vierzehn Tagen Hasen schießen, während in Sachsen die Hasenjagd erst am l. Oktober beginnt, hörten wir, daß eS besser wäre, wenn auch aus preußischem Gebiet der Termin um einige Wochen hinausgeschoben würde, indem eine Menge junger Hasen, die kaum die Größe von Kaninchen haben, sowie noch tragende Häsinnen dem Iagdeifer zum Opfer fallen. — Die Froschkeulen werden zu den Delikatessen gerechnet und aus den Speisekarten der seinen Restaurant« mit hohen Preisen angesetzt; aber die Zahl der Liebhaber dazu blieb doch nur immer eine geringe, weil man eine gewisse Antipathie gegen den Frosch nickt überwinden konnte. InS Volk war der Genuß der Frosch- keulcn nicht gedrungen. DaS hat sich neuerdings auch geändert. Namentlich in der Slldvorstadt hat der Wohl geschmack der Froschleuten vielfach Anerkennung gesunden, und da eS in dieser Gegend nickt an Gräben. Lachen und Wielen und folglich auch nicht an Frösche», die noch nicht unter dem Jagd- und Sckutzgesetz stehen, fehlt, so sind die Froscdkeulcn in viele» mittellosen Familien stehendes Nahrungsmittel und hauptsächlich SonntaaSkost geworden. Beiläufig bemerkt kostet ein Sckock fleischige Froschschenkel beim Fischer 6 Mark. * Leipzig. 26. September. Am Sonnabend Nachmittag marsckirte eine stattliche Zahl jugendlicher BaterlandS- verthcidigcr durch die Stadt nach de», Neuen Schützenhause, um wieder einmal Zeugniß von ihrer Tüchtigkeit im Excrciren abzulegen. ES bestand die Schaar auS den Eleven der Excrcirschule deS Herrn Louis Br eh me, Turnlehrer- an der orthopädischen Heilanstalt hier. Eine vorauSgesendele Abtheilung hatte das LchützenhauS nach alle» Regeln der Kriegskunst besetzt, und eS gelang den Angreifern erst nach mchrmaligcm Sturmlausen davon Besitz zu nehmen. Nach dem sich Freund und Feind vereinigt batten, rücklc die Iugcnd- miliz unter Gesang aus den vor dem Schützenhause befind lichen Play, um ihre Fertigkeiten dem zahlreich anwesenden publicum zu zeigen. Alstu»arsch, Griffe, Gcwehrübungcn klappten vorzüglich. Die Freiübungen wurden Vieles Mal mit Musik auSaefübrt und erweckten unter dem Publicum lebhafte» Beifall. Der Parademarsch gelang ebenfalls gut, überhaupt trat bei sämmtlichen Vorführungen der Knaben eine Strammheit und Exaktheit zu Tage, welche volle Anerkennung verdient. Nach dem Parademarsch wurde zum Stern- und Scheibenschießen übergegangen. wobei die Zög linge eine bereits sehr weit entwickelte Geschicklichkeit an den Oag legten. Nach 6 Uhr zog die fröhliche Schaar, mit Prämien belade», unter munteren Gesängen nach Hause. Zum Schluß macken wir die Eltern noch darauf aufmerksam, daß am 2. Lclober ein neuer CursuS beginnt, wozu Knaben vom 7. Jahre an Ausnahme sinken. —r. Riesa. In einer hiesigen Familie wurde vor (kurzem ein Schulknabe im Aller von 8 Jahren, welcher »ach dem MittagScssen sich auS der elterlichen Wohnung e»t- ernt hatte, vermißt. Alle cingezogenen Erkundigungen gaben keinen Ausschluß über den Aufenthalt des Knaben, den man zuletzt im Sladtpark gesehen haben wollte, und man ver- muthete, daß demsclben ein Unglück zugestoßen sein müsse. Leiber ist Dem auch so. Am 23. d. M. wurde die Leiche deS Knaben bei Forberga in der Elbe gesunken. Wie der Knabe in den Strom gekommen, ist noch nicht bekannt. — Unicr bisheriger Postdi'rector H. Göpsert, welcher nur erst kurze Zeit an der Spitze unseres Postamtes steht, ist nach Zittau versetzt worden. 1- AuS der Lausitz, 25. September. Der gestrige plötz liche Tod des SchulrathS Pros. I)r. Kämmel in Zittau in mitten deS Lehrercollegiumö kcS Gymnasiums und der Real- chule brachte eine lies erschütternde Wirkung hervor. Der edle Mann sprach stets zum Schlüsse deS Schuljahres zu Lebrern und Schülern mit tiefer Bewegung und oftmals übermannte ibn dieselbe bis zu Thränen. Eine solche tiefe Bewegung mag diesmal seinen Herzschlag verschuldet haben. Pros. Kämmel, in der Nähe von Zittau geboren, war ein treuer Sohn dieser Stadt, die er, wenn wir nicht irren, aus eine kurze Zeit aus dem Frankfurter Parlamente vertrat. Antheil an der Politik im nationalliberalen Sinne nahm er stets, aber das pädagogische Feld zu bebauen war ihm doch die vornehmste Beschäftigung und 27 Iabre blieb er derselben als Zittaner Gymnasialtirector treu. Mit seinen 68 Jahren war er noch anscheinend rüstig und ein jahrelanges Wirken chien ihm noch bcschicben. Nun trauern an seinem Sarge Lehrer und Scküler, nun trauert die Stadt um ihn, deren Ebrenbürgcr er gewesen und der er als Stadtverordneter seine Einsicht und Erfahrung widmete. Nun trauert endlich an seinem Sarge ein auSgebreitcter Kreis von Verwandten, dessen Mittcl- mncl er gewesen,ein tüchtig turchgcbildetcrToh», der alSDrcStner -iealsckullehrcr sich schon einen Namen gemacht unv der auch politisch als Mitglied des ReicksvercinS nicht unbemerkt ge blieben. Die würdige Gattin desselben, eine geborne Will komm, zwei verheiralhete Töchter, thcilen deS Sohnes Schmerz. Just mit der Familie Willkomm lebte Pros. Or. Kämmel im regsten verwandtschaftlichen Verkehr. Er war oftmals der Rathgeber des Dichters, deS Botanikers und deS Geistliche» unter den Brüdern Willkomm und seiner Einsicht folgten sic zern. So kan» denn nur sein Nachruf nicht nur in der Lausitz, sondern in ganz Sachsen lauten, daß er ein treuer Sohn seines deulschcn Vaterlandes, seiner sächsischen und lausitzer Heimath und ein Gemcinkcbürger gewesen, dessen Andenken Zittau im ehrenvollsten Gcdächtniß behalten wird. Welches Denkmal ibm die Liebe seiner Verwandten und Mit bürger auch aus Stein oder Erz setzen sollte, eS wird nie den Eindruck erreichen, den die gewinnende Persönlichkeit deS Verstorbenen aus Jeden zu machen wußte, der bei dessen Lebzeiten im persönlichen Verkehr mit ihm gestanden. er Meißen, 25. September. Trotz der unfreundlichen und vielfach regnerischen Witterung der letzten Wochen lassen die Besitzer der Weinberge in der hiesigen Gegend die Hoff nung aus eine gute Weinernte nickt sinken. Die Trauben hatten in ihrer Entwickelung durch die heißen Tage im Juni und Juli glücklicherweise einen solchen Vorsprung gewonnen, daß der Rückschlag im August und in der ersten Hälfte deS September zwar immerhin sehr unersreulich war, eS ist in dessen die Möglichkeit, daß der Wein überall noch gut reis wird, darum nicht beseitigt, und solche sonnige Tage, wie wir sie gestern und heute batten, Helsen in den Weinbergen ganz merklich. Nur »och acht solche Tage und eS wird in vielen Weinbergen mit dem Schnitt der Trauben begonnen werken können. — Die Pflaumen ernte ist in der hiesigen Pflege gegenwärtig im vollen Gange und eS übertrifft daS Ergcbniß thatsächlich alle Erwartungen. Oftmals genügt ei» einziger Baum, um mit seinen Früchten allein einen Korb zu füllen. — Nachdem trockene Tage cingctretcn sind, haben die Landwirtbe in der Riesaer Gegend, insbesondere auch die Besitzer der großen Güter, mit der Kartoffelernte begonnen, und wer mit der Eisenbahn von Leipzig nach Dresden oder von hier nach Chemnitz rc. fährt, der hat rechts und link» vom Bahn körper aus weite Entfernung hin da» Schauspiel, daß viele Hunderte von Arbeiter», namentlich Frauen und Kinder, in langgestreckten Reihen am Erdboden kniccn, um die so wohl- thätige und nothwendige Kartofsclfrucht auS demselben hcrauS- zugrabcn. Zahlreiche Geschirre halten nebenbei aus den Feldern und eS schleppen die KartofselauSgräber ihre gewon nenen Früchte so reichlich herbei, daß in der Regel die Wagen sehr bald gefüllt sind. Die Kartoffelernte ist im grosten Ganze» als eine recht gute zu bezeichnen und man braucht sich durch die Lamentationen der Schwarzseher, daß durch die nasse Witterung der letzten Zeit sehr viele Kartoffeln fchon in Fäulniß übergegangen seien, nicht fchr beirren zu lassen. — Den „Dresdner Nachr." entnehmen wir folgende Mit theilung: Ter Betrug, den vorige Woche der Gemeinde vorstand von GoeS bei Pirna verüben wollte, war unge mein plump angelegt. Da» biedere Dorsoberhanpt setzte sich mit einem ihm befreundeten Diätisten der AmtShauptman» chast in Verbindung und ließ sich durch dessen Vermittelung >ci einem Graveur ein Amtssiegel der Gemeind« Helkendors lechen. Nun stellte er eine Urkunde auS, kraft welcher die Gemeinde all ibre Liegenschaften und sonstiges Eigcnthum gegen einen Vorschuß von l 5.000 Mark verpfändet, den sie lenn Landwirthschastlichcn Cretitverein in Dresden erheben sollte. Die Urkunde wurde mit der Unterschrift de« Gemeindevor- tantc» von Helkendors, der von diesem Mißbrauch seinc- kamenS natürlich keine Ahnung hatte und mit dem neu angcschasflen Gcmeindesiegcl versehen; außerdem fügte der siriiaiscbe Diälist noch einen Vermerk deS Amtshaupt- mannS v. Ehreustcin hinzu, wonach Dieser »u der Crrdit- operalwn die bebördlicke Erlaubniß gab, und den Schluß dieser Fälschung bildete der Beidruck de» Amtssiegels der P rnaischen AmtShauplmannschast. Mit dieser prächtigen Urkunde begaben sich nun der Gemeindcvorstand von GoeS und der Pirnaische Diätist nach Dresden und verlangten im Bureau de» Lantwirtbschastlichen CrcditvereinS die Aus händigung der 15,000 Mark. Hier erkannte man natürlich augenblicklich die plumpe Fälschung und veranlaßt« die polizei liche Arretur der beiden Urkundenfabrikanten. — Zu diesem 'alle schreibt der „DreSdn. Anz.": Der in Pirna wegen de» icrkachtS der Bcihülse zur Urkundenfälschung dieser Tage in Hast genommene amtshauplmannschastliche Copist Ernst ; Friedrich Hürnig ist wiederum entlassen worden, da sich ari den Aussagen des in der betreffenden Angelegenbeit beschuldigten GemeindevorstanteS Berger zu GoeS die Schuldlosigkeit de» Genannten ergeben hat. Ln xror. Lu äütall. vrSmmalaeber 8telorro^ Xo. 3, neben «kor llaaptvaat. OrNnate, Laxer in Oalauterle-, üssouterlv-, Lanier-, Lurr- a. Lecierrraaren, nllmmtl. ltelse-Otenckllen ru dllllxsten Kretzer», tiezobltttzbllekerkudritc. 1000 Stell, koateonrert» 1 75 ^ 1000 8tclc. ljuart-llankeourert« 2 25 -ä. Opterdlleder 2.75 >l 1000 K»ell«t»ckre88eo mit Lirwu 4 Itrlekpupler« mit Liruureto. ttlr vsürlrre, retMtlttU« «Sv» fertigt elegant und gut fitzend Neinnarkt 3, 1. Et. Lu Sötir». Ln gro». L Oo.» jcht: Petersüraße Nr. 22, empfehlen ihr Gardinen-, LSI-, Spitzen-, Writzwaareu- und VLsche- Faorik-Geschäst. Preise fest. 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Bahnh.). 1) Beim Postaintc 10 (HoSpitalstraße) findet Tclegraphenbetrieb nicht statt. 2) Die Postämter 1—4 und 6—8 sind für die Annahme rc. von Telegrammen außer während der Postdienststunden (WochenlaqS von 7 bez. 8 früh bis 8 Abends, Sonntag- von 7 der. 8 früh bis 9 Vorm, und von 5 bis 8 Uhr Abends) auch au folgenden Slundcn geöffnet: a. an den Wochentagen: die Aemtcr 1, 2 und 3 von 8 bis S Uhr Abend«, dir übrigen Armier nur während der Postdicnststunden; h. an den Sonntagen: das Amt 1 von 10V, bi» 12V, Borm., die Aev-ier S, 3, 4, 6, 7 und 8 von 11 bis 1 Vorm.; e. an den Festtagen sind Post- und Telegraphendienststunden übereinstimmend, nur wird das Postamt 1 über Mittag sür den Postdicnst, von 11 bis 1 sür den lelegraphendienst, von 10V, bis 12V, Uhr offen gehalten. LanSwrbr-Bnrrau im Schlosse Pleigenburg, Dhurmhau«, 1. Etage links (über der Wache befindlich). Die Bureauzeit ist Wochemag« von, 8 bi- V,1 Uhr LormiNags und Nachmittag» von V^ bis V,5 Uhr, Sonn- und Festtags von 9 bis 12 Uhr LormiNags. Leffentliche Bibliotheken: Untversitätsbibliothek 3—5 Uhr. Loltsbibliottiek III. (alles Nicolaischulqebäude) 7—9 U. Ab. «olksbibliothek IV. (Kloster«. 6. II.) 7—9 Uhr Abends. Pädagogische Sentralblbliothek (Lomeniilsstistung) Sidonlea- strotze 5l. geöffnet Mittwoch und Sonnabend von 2—4 Uhr. In der Zeit vom 8. August bis mit 17. Oktober sind die Unidersität»- poltklintken (Paulinum) nur Dienstags, Donnerstags und Sonn abends geöffnet, und zwar die chirurgische Poliklinik von V,11 b»S 12 Uhr, die Poliklinik für Ohrenkranke von 12—1 Uhr, die Poliklinik sür innere Kranke von V,2—3 Uhr, die Poliklinik für Hals« «ab Nasrnkranke nur Donnerstag» von 12—1 Uhr. städtische Sparkasse: Expeditionszeit: Jeden Wochentag Ein zahlungen, Rückzahlungen und Kündigungen von früh 8 Uhr nnuMerbrochcn bi» Nachmittag« 3 Udr. — Effecten-Lombardgeschäft 1 Treppe hoch, — Filiale sür Einlagen: Bernhard Wagner, Eäffttzcnstrabe 17/18: Gebrüder Spillner, Windmühlenstraß« 30. Linden-Apotheke, Weststratze 20. Städtische» Leihhaus: Expeoitionszcit: Jeden Wochentag vo» früh 8 Udr ununterbrochc» bis Nachmittag- 3 Uhr, ivahrend der Auction nur bis 2 Uhr. Eingang: sür Psänderveriatz und Heran«. nähme vom Waagcplatz, sür EinlSjuug «>d Prolongation voa der Nordstrabe.
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