Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt, Seitenzählung nicht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-30
- Monat1881-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. UOattion nnd Lrpediti«« JohanneSgaffe Ä. Aprechknndkn -er Nkdaction: Vormittags 10—12 Uhr RachmittagZ 4—« Uhr. «Lr »i« Mg.- t« k.ngkl-ntlrr M»nuicN»t« Si,r»cllon »uyl «kkSuaUch —«t« Ann»tz»r »er sür »ie «ichftf«>,e»»e Rn««er »efttmmten Ansrrate a» Seche»»»»«« tzt» 8 Uhr NachxtttaG», «Tsn«- «»»Keftt«»en fr«tztzt»'/,»Utzr. In den ^ttialrn sür Ius.-Ännahme: Ltt« Klemm, Universitätsstrave 22, Louis Lösche, Katharinenstraßc 18, p. mir bi» '/,» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschWverkehr. > Meß-Nuflage L71SO. Adsnnnac»t«»rri« viertelj. 4V, Kl i»rl. Brinaerloh» L VN., durch die Po) bezog«, 6 Mk. Jede ri^rlae Nummer Ld Pf Betraeremplar 18 vi. Gebühre» Tür rxtr.beila-,, «tz«e Poftbrsörderung SS VL «it Poftbesörderung 48 Mk. / Inserate «gespaltene Petitzeile SO l Größere Schriften laut uascrrm Preis- Verzeichnis. Tnbellcmscher Satz nach höherem Tari' Lrrlnuea unter de» Uedacti»n»Kr die Spaltzeil« 50 Pf. Inserate sind slelS an die »rPesltt«» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuwenmäo oder durch P Nachnahme. Z° 273. Freitag den 30. September 1881« 75. Jahrgang. Bestellungen auf da» vierte Quartal 1881 des Leipziger Tageblattes (Auflage 10,050, während der Messe 17,130) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition. Jvhannesgasse Nr. 33, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Zeitungsfpedtteuren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und ansgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst aeleaene Postamt wenden. <> -?, v » Der Abonnementspreis beträgt pro Quartal » Mark 30 Pfennige, inclusive Bringerlohn 3 Mark, durch die Post bezogen 0 Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefördcrung 39 Mark, mit Postbefördcrung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. II Preis der Jnfertionsgebühren für die «gespaltene Petitzeile 20 Pfennige, für I I Reclamen aus Petitschrift unter dem Redactionsstrich 50 Pfennige. Größere Schriften I I werden, gering abweichend von dieser Norm, nach nnserm Preisverzeichnis berechnet, II wogegen bei tabellarischem und Ziffer-Satz Berechnung nach höherem Tarif eintritt. DD Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenuiuvraiKlo oder durch Postvorschuß. WM" Das Tageblatt wird MH 6'/, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergeyenden Abend eingelauscnen wichtigsten politischen und Börsen - Nachrichten in telegraphischen Original- Depeschen. Mit seiner „Volks Wirt Hs christlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels- nnd Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtlichc wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die voll ständigen (Sewinnliften aller Classcn der Königlich Sächsischen LandeS-Lötterie und die Nummer-Verzeichnisse der ausgeloosten Königlich Sächsischen StaatSfchuldscheine. Leipzig, im September 1881. Jur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskartcn zum Abholen des Tageblattes den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung ge troffen, daß Karte und Rechnung bereits von bente an in Empfang genommen werden können. Lxpeilltlon «ies I^elprlxer DnzMilnttev. Amtlicher Theil. Da» 8. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes sür daS Königreich Sachsen ist bei unS eingegangen und wird bis zu« 14. Oktober dieses JahreS aiis dem RathhauSsaalc zur Einsichluahme öfscnllich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 45. Verordnung, eine Ernennung sür die t. Kammer der Ständeversaminlnng betreffend; vom 19. August 1881. Nr. 46. Bekanntmachung, eine Prioritätsanlcibe der in Dresden unter der Firma „Socictäts-Brauerci" bestehenden Acticngcsellschasl betreffend; vom 20. Angust 1881. Nr. 47. Verordnung, eine Ernennung für die I. Kammer der Ständeversammlung betreffend: vom 23. August 188t. Nr. 48. Verordnung, die Publication der AuSsührungS- vorschriften zu dem Gesetze über die Erhebung von ReichS-Etcmpelabgaben vom 1. Zull 188t betreffend; vom 23. Äugust 188t. Nr. 49. Verordnung, die Expropriation von Grund eigenthum für Erbauung einer Wartehalle auf der Gütcrslation Schönberg der Linie Leipzig- Hof betreffend; vom 5. September l88l. Nr. 5V. Bekanntmachung, die Erledigung der der Dresdner FeuerverücherungSgcsellschast ertheilten Concefsion zum Betriebe dcS Mobiliar-Feucr- versicherungsgeschäfts betreffend; vom 6. Sep tember l88l. Nr. 51. Verordnung, die Veranstaltung einer ander weiten Ergänzungswahl sür die 2. Kammer der Ständeversaminlnng betreffend; vom l2. Sep tember 188t. Leipzig, am 28. September 1881. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. «stöß. Dir Stelle eines Buchhalters und MaterialverwalterS bei hiesigem Bauamte ist vergeben und werken die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, oen 27. September I83l. Der Rath der Ltadt Leipzig. Itr. Georgi. CichoriuS. OeKentlivkv UnndelsIeln'anstLlt. Inmelsnniren rum küntritt iu die k-ebrllazimdtdollualr tödlich rau 11—12 b'br Vormittage üu LcbuUocat« «it- g«g»og»>u<munev. 1»w»Iu,«prltt,o,: rreitug. 4eu 7. ttetaber, kttlli 7 llbr. c»rl Aolkrnw, Virvctor. Bekanntmachung. Heute ist Herr Stadlrat!, Karl Georg Mechler, nachdem derselbe durch das Stadlverordiielen-Eellcgium zum besoldeten Sladtrath aus Lebenszeit gewählt worden, in Ge mäßbeit des tz. 93 der Rcvitirtcn Slädtcordnung anderweit verpflichtet und in sein Amt «»gewiesen worden. Leipzig, am 24. September >88l. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung, die staatliche Vinko»nn,ensteuer betr. Zn Gemäß!,eil des FinanzgcsctzeS vom 8. März vorigen Zahres und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am 30. September dieses JahreS zu einem Dritttheile des Gesammtbetrages fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb aufgcsordert, ihre Stcucrhcträge ungesäumt und spätestens binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- Steucr-Eiiinahme, Brühl 5l, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen cintretendcu gesetzlichen Maßnahmen abzusührcn. Leipzig, am 28. September 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 30. September. Ter Feldzug der Ossiciösen gegen die national- liberale Partei entbehrt bei aller Leidenschaftlichkeit einer gewissen Komik nicht, denn das ungemein lebhafte Zntcrcffe, welche« von dieser Seite jeder Kundgebung der Partei cnt- gegengebracht wird, siebt in einem seltsamen Widerspruche zu der bundcrtmal aufget.schten Behauptung, die nationalliberale Partei liege in den letzten Züge». Tie jüngsten Kund gebungen derselben sind nach allen Richtungen hm, fast Wort für Wort, »ntcrsncht »nd erläutert worden, und ganz beson ders sind es die Regierungs- und die conservativen Blätter, welche in langen AuSsührungen sich damit beschäftigen. Einer abstcrbcndcn Partei so viel Ausmcrkiamkcit zu widmen, würde doch kaum einen Zweck baben. Die wahrhaft rührende Aufmerksamkeit, deren sich unsere Partcikuudgchiingen gerade aus regicrunqSsreundlich-conservativer Seite zu erfreuen baden, entspringt vielmehr der immer mehr sich auidrängkiidcn Wahr nehmung, daß man den Liberalismus, und ganz besonders auch die gemäßigte Verkörperung desselben in der natio nal! i beraten Partei, dock nicht so leicht auS ihrer altbe- scstigte» Stellung im Volke zu verdrängen vermag, wie cS sich diese Phantasten und Hitztöpse ein.gcbildet batte». Es ist heute schon mit vollster Sicherheit zu sagen, daß die liberalen Parteien zumMindesten nickt geschwächt au» den, Wahlkampf kcrvorgehrn werden, und eS uiaa dock bei dem Gedanke» an die jesui tische BundcSgenossenschast manchem geraden Conservativen auS der guten alten Schule mitunter angst und bange werden. Allein daS scharfe »nd bittere Urlheit, welches man von dieser Seite gegsn jede Kundgebung einer selbstständigen llcbcrzrugung auch in der maßvollen Form des national- liberalen WablausrusS soeben wieder ausgesprochen bat, ist freilich nickt der Weg. in den gesunderen Parteizustand früherer Zeiten wieder emzulenken. Die Conservativen tragen überhaupt die Schuld an der gegenwärtigen Partei- Verwirrung ! Zn den Choru» der Regierungsblätter, welche die nationalliberale Partei bekämpfen, mischt sich auch heute in einem langathmigen Artikel die Berliner „Pro- vinzialcorrespondenz". Gemäßigt im Ton, aber giftig in der Sache, führte da« halbamtliche Blatt schließlich folgende« au«: „Nunmehr sei der Wahlaufruf der Rationalliberalen erschienen, derselbe enthalte der Sache nach da«, wa» der Form nach verweigert worden war: die Ankündigung festen Zusammenstehen« mit anderen liberalen Richtungen, gegenüber der angeblich drohenden Gefahr eine« klerikal-konservativen Bündnisse» und zur Be hauptung der (nicht gefährdeten) Einheit und Freiheit de« Volke«. Die secessionistischen und fortschrittlichen Blätter begrüßten mit Freude den Aufruf, den „jeder Liberale unterschreiben könne", und sehen im Geiste schon zwischen dem Führer der gemäßigten Nationalliberalcn und selbst dem leidenschaftlichsten' aller FortschrittSmänncr „die Streitaxt be graben." Als des Pudels Kern bezeichnet die „Prov.-Eorrrsp." dann Folgende«: DaS kann nun freilich der Sinn und die Absicht de» Aufrufs nicht sein, sonst wären eben jene, einige Lage vorher erfolgte Ab- lehaung und ihre anscheinend beglaubigte Auslegung geradezn sinnlos gewesen. ES ist vielmehr anzunehmen, daß der Führer der alten Kationalliberalm auch heute noch überzeugt ist, daß „daS Ber- sasfangsleben aus den Weg der Verständigung mit der Regierung Hinweise", daß er noch heute eine Mehrheit erstrebt, „in welcher Conservative und Liberale in der Unterstützung einer wahrhaft nationalen und energischen Regierung entschlossen zusammengehen", eine Hoffnung, welche durch sein persönliches Auftreten (noch «ach mein Auftun bestätigt wird. Aber der Wahlaufruf ist eben ein neuer Beweis von Schwäche und Unentschiedenheit, woran auch die größten Parteien zu Grand« Gehen können. Wie eS aber auch weiter kommen möge, di« parlamentarische Zracliou der Nationalliberaleu ist keinrnsalls eines mit den Frei- inaigen oder mit den Liberalm im Laude, und die bevorstehenden Wahlen werden, so Gott will, den Beweis liefern, daß unser Bolk dcS politischen FractionStrcibenS überhaupt über drüssig ist nnd die Förderung seiner wirtlichen In- teressen unabhängig von allem Parteiwesen verlangt. Die freiconservative „Post" dagegen schlägt der nationalliberalen Partei gegenüber heute einen freund licheren Ton an. Sie unterzieht die Red« Bennigsen'« einer rubigen und objektiven, ja im Allgemeinen günstigen Kritik, aus welcher wir wenigstens Einige« hervorhebcn wolle». Da« Blatt schreibt: Ist so die Grnndstimnumg der Red« «xpeich «uthiaer und sriltder als die des Aufrufe», so »ntaffcheidet sie sich in Loa- imueiiz diest- Verschiedenheit auch sehr vortheilhaft von jenen, dadurch, daß der lediglich adwehrcnde Standpunkt verlaßen «nd die Bereitwilligkeit zu positivem Mitwirken an den großen Aufgaben des Tage- in den Vordergrund grsiellt wird. Was - insbesondere über Grwerbcwcsen, Hrimathgesetzaebung und Steuerreform gesagt wird, eröffnet die Hoffnung aus ein ferneres Zusammenwirken der Mittelparteien. Daß eine Verwahrung gegen daS TabakS- monopol fehlt, erscheint ebenio erfreulich, wie die Forderung strikter Ausrrchlcrhaliung des bestehenden Zolltarifs, letztere- um so mehr, als in der letzten ReichstagS-Session die Nationalliberalm eine bedenkliche Schwäche i» Bezug aus die landwirthschastlichen Zölle aiijuwaiidcln begann. Die Absage an den Fortschritt ist bündig: verr Rickcrt wirb sich wohl oder übel dabei beruhigen müssen, daß Herr von Bennigsen dem vom nationalen Standpunkt allerding- elwas sehr bedenklichen secessionistisch-sortschrittlich-volkSparteilichcn Bunde beizulrele» verschmäht. ES sei, meint die „Post" auS Bennigsen'« Rede so viel klar, daß mit einer Partei, welche in diesem Politiker ihren Führer erkennt und testen Führung auch wirklich folgt, eine Verständigung möglich bleibt, und' zwar, waS nach dem Aus ruf vom >5. d. allerdings ausgeschlossen sein konnte — eine Verständigung mit der StaatSregierung. Se. Majestät der Kaiser fuhr am Mittwoch Vormittag um tt Uhr mit dem Könige von Württemberg in einem mit 6 Trakehnern bespannten Wagen (von Stuttgart nach dem Kanu statt er Volksfeste. Vieltausendstimniiger Zubcl begrüßte hier beide Monarchen. Zn dem königlichen Zelte unterhielt sich Se. Majestät der Kaiser ans daS Freundlichste iiiil den dort versammelten fürstlichen Personen, namentlich mit dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm und dem Prinzen von Weimar. Die sodann vorgenommene Besich tigung des Preis-Diebe« und das Wettrennen iiiteressirten und belustigten Se. Majestät sichtlich. Um 12 Uhr fuhren beide Majestäten unter den begeisterten Hochrufen des Volke« zum Denkmal deS König« Wilhelm und sodann nach dem Lustschloß Wilhelma, wo daS Mittagessen eingenommen wurde. Um 3> s Uhr fuhr Sc. Majestät der Kaiser nach der Station Feuerbach und bestieg daselbst mit seinem Gefolge den Ertra- zug. welcher ihn nach Baden-Baden zurückdrackte. Tie Zeitungen bringen Artikel über den überaus herzlichen und begeisterten Empfang de« Kaiser«, welchem alle Herzen in Schwabe» cntgegenscklagen. Tie „Nationalzeitung" bringt Enthüllungen über die Danziger Kaiserbegcan ung. Ta« Blatt ist auf Grund von Petersburger Berichten in der Lage, da« zwischen dem stellvertretenden russischen Minister dcS Auswärtigen Herrn von Gier» und dem Grafen Kalnocki, dem öster reichischen Botschafter, am Nachmittag de» 15. September zu Petersburg geführte Gespräch cinigcrniahen zu ergänzen. Da die Danziger Zusamiiienkunsl bereits am neunten statlfand, so hat Gras Kalnocki keinen übergroßen Eifer ge zeigt. sich von Herrn von GicrS über die Ergebnisse der Danziger Reise belehren zu lasten. Um so stärker ist daS Colorik, welche« Herr v. Giers seiner Darstellung gicbt; cS war ihm offenbar darum zu tbun, dem Grasen Kalnocki zu zeigen, wie hoch man in Petersburg die gewonnenen Er gebnisse anschlage. -Herr von GicrS zeigte sich, so berichtet Gras Kalnocki, über die gegenseitigen Eindrücke sehr befriedigt: er konnte danach auch Auskunft über die Eindrücke geben, welche man aus deutscher Seite zu erkennen gegeben hatte; er betonte die „erhöhten" Gefühle der Beruhigung und innerer Zufriedenheit, mit denen Kaiser Alexander von Danzig zurückgekehrt sei, cS wäre ihm kaum möglich gewesen, stärker in dieser Richtung sich auszu sprechen. Herr v. Gier« erzählte dem Grasen Kalnocki weiter, wie Kaiser Wilhelm den, Zaren Mittheilung gemacht habe von einer Acußerung, die Kaiser Franz Zosef in Gastein über den Zaren gethan und wie dieser durch jene Acußerung sich so befriedigt gezeigt habe. Erfreulich ist e« jedenfalls, au« diesem Gespräche ausS Neue zu erfahren, wie unser greiser Kaiser in diesen Zusammenkünften persönlich da« verbindende, au-gleichende Prinrip vertritt, wie wohl- Ihätig und sriedestistcnd sein Einfluß in unseren auswärtigen Beziehungen wirkt. Die Gasteiner Zusammenkunft zwischen unserem Kaiser »nd dem österreichischen Herrscher, die in einer Art von eigenthümlickem Schatten geblieben ist. erhält hier durch noch nachträglich eine freundliche Beleuchtung. Der Reichskanzler wird noch manche Schwierigkeit zu überwinden haben, bevor er mit seinem LicblingSplanr. Einführung de« Tabaksmonopol«, vor den Reichst treten kann. An sehr gut unterrichteten Stellen ist zunäi Nicht» davon bekannt, daß die Vorlage bereit« fertiggest sei. um dem Parlamente ,n der FrUhiahrSsession zuzugcl die Nachricht erschien von Anfang an unglaubwürdig, und wurde nicht glaubwürdiger dadurch, daß die osficivse „N. A. ^ n der wichtigen Frage der Entschädigungen das ausfällig Schwanken zeigte. Wenn ihre Ziffernangaben in wenig Tagen um Hunderte von Millionen differiren, so läßt s maßgebenden Ort« gerade keine sonderliche Klarheit über d sen Punct vorauSsctzen. Daß ber Reichskanzler « Monopol sesthält, ist gewiß, aber daß er noch m al« eine Session vorübergehen lassen wird, ehe er mit demscl hervortritt, ist ebenso gewiß. Niemand weiß besser al« er, daß s« der höchste Preis da« Eentrum nicht bewegen kann, schon diesem letzten „Zdeal" zur Verwirklichung zu verhelfe». Gründe für da« „Nein" sind politisch und selbst rechtst, maßgebende, daß eS gar nicht als Oppositionssuch» svnliche« Uebrlwollen ausgelegt werden kann, wr»' rteien jetzt dem Monopol widerstrebten. Bor Allem' xe al« wichtige Reserve da« Tabaksteuergrsetz von 1879 hu. ich. welche« seine volle Wirksamkeit selber erst sür d< Zahr 1883 in Aussicht stellt. Zeder Hinweis aus die gering Erträge der gegenwärtigen Steuer wäre schlagend dahin beantworten, daß in dieser Beziehung »och gar kein < schließende« Urthcil möglich sei, weit eben die Grenze Ertragfähigkeit noch nicht erreicht wäre. Dazu kommt, Wrst Bismarck sich selber ein mächtige« Hinderniß sür Durchführung de« Monopol« ausaethürmt hat. indem e« mit den socialpolitischen Plänen in unlösliche ' bindung brachte. Wa« für die Zukunst unter Umstä von Vortheit sein kann, erweist sich sür den Augenblic schwer besiegliche Hemmung. Den» wie sollte die R regierung verlangen können, daß man ihr aus Treu . Glauben da« Tabak-monopol „zu den Zwecken der Arbeiter Versicherung" bewillige, wenn die Socialpolistk selbst völli in der Lust schwebt? Selbst die Conservativen würden dav, zurückschreclen, wie eine Rede de« Herrn v. Rauchhaupt > Hallegezeigt. ander» als Zug uni Zug zu verfahren, d. da« Monopol nicht zu gewahre», ivenn nicht gleichzeitig, fester Plan für seine Verwendung al« „Patrimonoon > Enterbten" vorläge. Daß da« nicht möglich ist, ist klar gei und wird auch regierungsseitig nicht geleugnet. Zn dem Programm, welche« der Führer der Con' vativen, -Herr von Rauchhaupt, in Hatte entwi, ist von besonderem Znlcresie eine Stelle, worin sich der Redner über die socialpolitischen Pläne de« Reichs kanzlers verbreitete. Herr von Rauchhaupt wünscht, daß daS UiifallvcrsichcrunaSqcsctz zu Stande kommt; er will e« auch aus ländliche Arbeiter auSdchncn und will in nicht näher angegebene»! Umfang die Gemeinde zur Versicherungspflicht hcranzichen. Die Altersversorgung der Arbeiter wünscht der conservative Führer nickt durch Versicherung, sondern durch eine Reorganisation der Armenpflege der Gemeinden herbciznsükrcn, nöthigensall« mit Ge währung eines Staatszuschusses an die letzteren. Die socialen Fragen könnten nur mit Stützung auf die besitzenden Elasten, mcht gegen diese und nicht mit Stützung auf die Arbeitcrmassen allein gelöst werden. — Anstatt der staatlichen Versicherung eine Reorganisation der Gemeinte-Armenpfleae, daS entspricht keineswegs dem herrschenden Zuge, die Ge meinde-Lasten, Ausgaben »nd Rechte zu vermindern. .Heute erst wirst die „Norbd. Allg. Ztg." der Fortschrittspart« vor, de» Berathiilig de« UnfallqesctzcS daö Bestreben verfolgt z> haben, „die Functionen dcö vsseullichen Lebens and den histor»' gewordenen Mittel- und Schwerpunkten hinweg in die Pcripberie von Landes-, Communal- und, wenn möglich. BczirksorganiSmen zu verlegen." Die Ausführungen de« .Herrn von Rauchhaupt sind z» kurz und lückenhaft, um sich ein Urtheil über ihr eigentliches Wesen zu bilden; allein auf alle Fälle stehen sie aus wesentlich anderem Boden al« die neuesten Zdeen der „staatSsocialistischcn" Gesellschaftsretter. Mit noch größerer Entschiedenheit hat sich bekanntlich da« Eeiitrui» i» verschiedenen Kundgebungen gegen die Ein mischung des Staats in die Erwerbsördnung'auSgesprochen. Für gewisse Bestandtheile dcS socialpolitischen Programms de« Reichskanzlers, die er selbst siir unentbehrlich hält, die aber sür den berechtigten Kern nur ein Hinderniß bilden, sehen wir höchstens vereinzelte Propheten eintreten, nirgend« aber eine Partei, selbst die Conservativen nicht. AuS zahlreichen Wahlkreisen mit ländlicher Bevölkerung wird übereinstimmend daS Anwachsen der sogenannten agrarischen Bestrebungen mit ihrer Grundsorderung der Beibehaltung oder sogar der Steigerung der Kornzölle constatirt. Weite Kreise aus dem Lande werden durch die Befürchtung, daß die liberalen Parteien die Zntercsscn der ländlichen Bevölkerung minder gut kennen und schützen als die der städtischen, in das conservative Lager binübergelricben. ES liegen darüber zahlreiche StimmungSberichlc vor, Uber die man sich nicht täuschen kann. Eine Agitation zu Gunsten der Aushebung der Kornzölle im jetzigen Augenblicke und che ein Umschwung in der gelammten europäischen Handelspolitik zugleich die Ermäßigung der industriellen Schutzzölle gestaltet, würde den liberalen Parteien den größten Schaden zusügcn und aller Voraussicht nach zu dem entgegengesetzten Ergebniß sichren, nämlich einer weiteren Steigerung der Gelreidezölle, von der ohnehin in conservativen Kreisen bereits stark die Rede ist. Selbst die Fortschrittspartei hat die Gefährlichkeit und Zartheit dieses Pimcte« längst erkannt und drückt sich darüber in ihrer Wahlagitation neuerdings mit bemerkend werthcr Vorsicht auS. Wenn von fortschrittlicher und secessionistischcr Seite Wahlaufrufe bisher nicht rrsckiMen sind, so möchten wir säst annehmen, eS s« daran die Scheu schuld, offen und bestimmt diese sür die Stimmung der ländlichen Kreise augenblicklich maßgebende Frage zu berühren, wa« doch in einem neuen Programm nickt zu umgeben wäre. Man traut der Wirkung der Beweisführung, daß die landivirthschastlichcn Schutzzölle dem Landwirth keinen Nutzen bringe», angesichts einer offenkundigen und sehr starken entgegcngesetzrenStimmung doch nicht recht. Mit gutem Grunde bat Herr v. Bennigsen dieser Tage hervorgehoben, daß man in die Ruhepause und Probezeit, die dem Zolltarif gewährt werden solle, auch die landwirtbschastlichrn Zölle mit ausnebmen muffe. Al« Gegei»- concession wird man aber auch von konservativer Seite ver langen müssen, daß von weiteren Zollrrhöhungen abgesehen wird. Man bezeichnet un» die Mittheilung al« verfrüht, nach welcher Herr v. Puttkamer sich bereit« bestimmt dahin
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