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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.05.1924
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240526029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924052602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924052602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-05
- Tag1924-05-26
- Monat1924-05
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Nr. 1SZ Seite r Bedrohliches Wachsen -er belgischen Opposition. Paris, 25. Mat. Der Brüsseler Korrespondent de» ..TempS" berichlct, in Brüssel seien Gerüchte über eine R e g i c r u » g s k r t i e i», Umlauf, die ihren Anlaß in den stark umstrittenen GeseveSän-erunacn über das Wahlrecht der grauen bet den Provinztalwahien hätten. Die Führer der Mehrbett hauen deshalb beschlossen, dte Diskussion über das Gesetz bis zu», Herbst auszuschirben. da man tm Augen blick eine Munsterkrlsc vermeiden wolle, die vielleicht -u einer Auslosung der Kammer führen künne. Die Negierung, so fügt »er Berichterstatter hinzu, wird aber «it einer anwachsenbe» Opposition und mit einer «nslSsnna ihrer Mehrheit rechnen niisse». Das Ergebni» der Wahlen in Enqlau» Hab« offen bar die fortschrittliche» Elemente in Belgien ermutig, nnb auch die LoziaUste« hielten nun de» Augenblick für heran« nabend, uni mit Hilfe der Wahle« wieder in die Negierung mrückkehren zu könne«. So wird e» immer wahrscheinlicher, das,, wenn nicht ichon im Winter, so doch sicher zn Beginn deS loinmcnden Frühjahr-, Kammerwahlcn in Belgien fiatlfindeii toerdcn. lW.T B.s Rücktritt des amerikanischen Schaysekrelärs? -keunork, 2b. Mai Wie verlautet, steht eine neue Krise im Kab »eit bevor. Der Finanzminister Mellon Hai sich gegen die : Senate angenommene sogenannte .Lompromißstenep'' er- -lari und dem Präsidenten seinen Rücktritt angekiindigt, allö er das Gejep uiUcrzcichne. Dte Leiter der republikanischen Partei dringen jedoch bei dem Präsidenten darauf, dem Ge ne seine Zustimmung zu geben, da dies seine LLahIaussichten bedeutend verbessern werde. Eine Aufruhrbewegung in Sibirien. Ungeheuerliche Bluttaten des mit der Unterdrückung beauf tragten Tscheka-tzZenerals Moskau, 24. Mai. Die Sowjet-Negierung ist über eim Aufruhrbewegung in Sibirien stark beunruhigt und geh» in!: allen ihr zu Gebote siebenden Mitteln gegen sic vor. Ptti>iell wird in Moskau miigelcitt. daß der Tscheka-Gencral 'B a i o c t i S. der mit dem Namen „Binthnnd" bezeichnet ivi,d. vngeheure Grausamkeiten b, gangen hat Er !«> Ichllii gefangene Ansritkrer erschießen, 8066 durch Peiisll^s.Iüäge und unter Anwendung mittelalterlicher Marlern zu lode quälen lassen. SüUV tÄesaugene be- iinden sich in dem verrufenen sibirischen Lumpskeller» q e > ä n g n i s. Die Sowset-Negierung läßt keine Nachricht über die neue Ausrnhrbervegnng in Sibirien angesichts ihrer avßerordentUch bedrängten Lage cn die Presse gelange«. Eine russische Gräfin wegen Spionage von den Sowjets hlngertchlel. Moskau. 24. Mai. Ein außcrordenillches Gericht Hai die Spionin Gräfin Marie Bcidner zum Tode ver- n r r e i l t. Die Hinrichtung fand am Freitag statt. Die Gräfin gehörte schon längere Zeit einem internationalen Spionage Fena an und hat ihren Wohnsitz in Gens. Bor einem Jahre wurde sie in Moskau wegen Spionage gegen die Sowjet-Regierung verhaftet. Russland propagier! Sen Generalstreik in Äollanv. lLigncr Drahtberichi der .Dreldner Nachrich't n".1 Rotterdam, 20. Mai. Der Amsterdamer „Tciegraas" meldet, dast im Haag am Sonnabend fünf Sowjetrussen verhaftet wurden, weil sie im Besitze von Aufrufen bc- kros'en wurden, die unter der Arbeiterschaft von Holland ver teilt werden sollte», in denen der Generalstreik des Proleta riats propagiert wurde. Amerikanische Vorbehalte für den Beitritt zum Haager Gerichtshof. Urtgner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichte n^.) Washington, 20. Mai. Die Kommission dc-Z Senats für auswärtige Angelegenheiten hat sich mit zehn gegen sechs Stimmen für den Plan P e p p e r, betreffend die Teil nahme der Bereinigten Staaten an dem Inter nationalen Haager Gerichtshof ausgesprochen mit dem 'Borbehalt, dast die Bereinigten Staaten in ihm die gleiche 21 »zahl Stimmen erhalten, wie die übrigen Mächte. Änßer- dem mnsie die Grundrechtsprechnng dieses Gerichtshofes be- 'chrävlk sein. Die Richter müßten durch einen Rat und eine aus den Signatarmächten zu-ammengesetzke Versammlung aewähit werden. Alle dtc'eniacn Mächte, die in diplomatischer wzieimng zu den Lignaiarmüchien sichen, würden berechtigt in. !>r' Angelegenheiten dem Gerichtshof zu iinterbrcitcii. Die Teilnahme der Bereinigten Staaten würde von den Aenoeruiigcn des augenblicklichen GerichtsstatutS abhängen, durch die alle Beziehungen zu dem Völkerbünde als nichtig erklärt würden. Ansterdem würde die Bei- rltung der M o n r v e d o k I r i n ausrechterhallen. Endlich u erde der Präsiacnt aufgesvrdert. eine dritte Haager Konferenz einzubernica, die einen „Kodex der Menschenrechte" auszu stellen hätte. — Dresdner Nachrichten — Oerlliches und SSchsisches. I«-e«dherberg» - Werbewoch». sah»' in die Welt!- Da» ist der verheißungsvolle Titel de» Jugend Wander- und HerbergS-Ftlm». Am Sonntag abend ersolaie in der dicht gefüllten Halle de» Turnvereins für Neu- und Antonsladt, die von dem Verein in dankenswerter Weif« kostenlos bereit» gefielli worden war. die Dresdner Erstausführung Nun wird der Film in dieser Woche noch 44mal in allen Stadtteilen und viele» Schulen abgerolli und überall Freud« und Begeiste- rung wecken, wl« er sie am Sonntag schon fand. ES war im ganzen eine prächtige 'Veranstaltung. Erft sangen und spielten dt« fahrenden Gesellen froh« Waiiderlteber. tanzten kleine Mädchen vom Turnverein Gut» Mut». Daraus beretlei« Studtenrai Zacharia» durch eine kSstliche humorvolle Plauderei aus den Film vor. wobei er DankeSworte an all« richtete, die die IugendherbergS Werbewoche gefördert haben, besonders a» Kommerzienrat Dr. b c. Ernemann. der sür die Fttinoorsührnngen zivet Avvarate zur 8iersügnng gestellt hat Die Ausschnitte des 'Redners aus einer ^Badereise zu Fuß" nach der Ostsee zeigten, welch reichen tvewtnn da» Wandern bringt, wie c» dir i'-esnnds'ett fördert, die Hetmatliebe weckt, die Eigenart der Landschaft und ihrer Bewohner denen ent hüllt, dir mit sehendem -luge hinauSzi hen. und viele- andere mehr. DaS sind Lebenkerinnernngen die dem Teilnehmer an einer solchen Fahrt unveräußerliches Besitztum bleiben. Aber au» allem klang e» herau», dast wir mehr Jugend- Herbergen brauchen, als BoranSsrtzung für die Wan.de- ! rnngen. 'Run kam der Film selbst. daS beste Propagandawerk iür die Jugendherberge», gleichzeitig sehr lehrreich für die Wanderer selbst Die Versammlung wurde in die Mark ge führt und nah», im Geiste an den Wanderungen der Jugend selbst teil, bciuchi« sie vor allem ln ihren Herbergen. Man j iah. wie die Jugend sich zweckmüstig für die Wanderung aus , rüstet, wie sie di« Herbergen in Ordnung hält, in denen sich i nach ^'schlechte rn getrennte Schlasräumc befinden, wie sic ans der Wiele in jauchzender Lebenslust tanzt, ihr Mahl tm Freien selbst hernchtci und danach all« Abfälle und da» Papier ver grabt. wie sie sich der Blumen srcui, aber sie nicht nbpflückt, denn sie sind für die Gesamtheit, wie sie den Svcchi am Banmsiammc beobachtet, sich von dem Zauber märchenschöner Klosterinanern gefangen nehmen lästt, dein Bauern beim Heu einsahren hilft und dadurch einen Freund ihrer Bestrebungen gewinnt, und schließlich über das lodernde Sonnwcndfrner springt. Dte Augen der Jugend leuchteten, und die Alten, von denen wohl viele zum ersten Male Einblick erhielten in eine großes chöme Sach«, sie haben sich hossenllich all« tm stillen ge lobt. daS IugendherbcrgSwesen zu unterstützen und zu fördern. Dazu ist dies« Woche »och reiche Gclegenl>«tt. denn für jeden Tag ist eine Anzahl Veranstaltungen angesetzt. Morgen. Dienstag, veranstaltet die Ortsgruppe Dres den des GebirgSveretnS für dle Sächsische Schweiz um 8 Uhr im Gcn»rrbehanse ein gross:- Werbesest. Ferner hält der Iungnalionale Bund ^,8 Uhr im HauSfrauenbund, Wtnckelmannstraße 4. einen Werbcabcnd ab und die Iugcndabteiiung des Touristenvcreins „Die Natur freunde" ladet sür 8 Uhr zu einem Hermann-Löns-Abend nach dem BvlkShause. Schützcnplatz. ein. Der Äreuzlurm brennt! Eine srühumdreilühe Fcuerwchrübnug. Nur ganz wenige Dresdner wußten schon am Sonntag davon. Die Umwohner der Kreuzkirche waren erst am Tage vorher benachrichtigt worden. Die Presse schon am Sonn- abend. Aber ein „Pst!" stand bei der Nachricht. Und Dis kretion — na, Ehrensache! -licht einmal die Polizei wußte was,- das heißt natürlich so im ganzen. Die Kommandeure der OrtSscuerwehrcn in der Nachbarschaft waren eingcladcn, natürlich auch mit dem großen „Pst!" Und als bei einem ungeheuren Gewitter, daS sämtliche Einwohner Dresdens prompt verschlafen, aus wolkenlosem Himmel programm mäßig 8.45 Uhr am Montag morgen ein Blitzstrahl in den Glockenstnhl deS Kreuzturmes zuckte, wurde der Brand sofort bemerkt, vom nächsten Feuermelder an die Feuerwache ge funkt lohne Radio: durch Draht ist'S vorläufig noch sichererj. Genau 5 Minuten daraus fuhr schon der 1. Löschzug mit Motor spritze und Motorleiter a». Mit Hilfe einer Handstrcckiciter. die bisher in Dresden noch nicht praktisch erprobt werden konnte, lehnte in wenigen Augenblicken die lange schwankende Letter an dem 26 Meter hohen Sims des Kirchendachcs. Der Schlauch ging hoch ... ein Signal . . . und schon schoß ein Strahl über daS gefährdete Dach in den brennenden Glocken- stuhl. Branddirektor Ortloph mar natürlich von Anfang an zur Stelle, auch Bürgerinelster Dr. Külz und andere Rattz- mikglieder, darunter der Fcuerwchrdezernent Dr. Nathanson. Noch andere Meldungen eines Mittelfeuers riefen weitere Löschzügc herbei, so daß schließlich drei Normal-Lösch-üge. ein Großbrandlöichzug, ein Tchlaiichersatzmapen und ein Kranken- wagen zur Stelle waren. Eine zweite und dritte Leiter stiegen hoch. Neue Strahlen auch vom Innern des TurmeS prasselten auf daS Dach und hüllten die ganze Kreuz- Monta«. 2«. Mal 1924 ktrche bi» zur oberen Höhe dr» wiockrnsiuhle» lrtwa vü Meiers in einen feinen Sprühschlrier ein. Die Sonne »agie üch zwar noch nicht über eine im Osten ruhende Wolkenwand, aber e» war doch hell genug, daß au» den Fenstern dr» Rat hauses schon tüchtig geknipst werden konnte. D« nach der Auskunft der Brandlcitung — nein, der Fruerwehrleiiung — der Brand durch heftigen Wind größere Ausdehnung annahm, mußte ihm stärker zu Leibe gerückt werden. Eine dritte Leiter stand bald und die Motorspritzen irieben schon eine stattliche Anzahl von Strahlen kreuz und quer über da« Dach. Aber da» Unglück hatte r» gewollt, daß gerade am Abend de» Sonntage» da» Wafferlmuvtrvhr mit 5M Milli meter Durchmesser an der Deestratze gebrochen war. Es mangelte daher an Waller. Doch man weiß sich zu helfen. Früher hatte man bei einem Brande da» Waller eimerweise au» der Elb« geschöpft, und diele Eimer schwappend und schivepprrnd in langer Kette bi» zur Brandstätte grreichi. Jetzt beorderte man dir Grvßkampfspritze znr Elbe, ließ Ne sich neben brr AuauftuSbrück« vollfaugen und da» Waller bi» zu einer zweiten Motorspritze Ecke Schlvsistrnße-Altniarkt drücken, die e» dann nüeder bt» zu einer solchen Spritze nach der Krcuzkirchc vorstirsi. 750 Mrter mißt die Strecke: es dürsten etwa 1000 Meter Schlauch daraus gelegen baden. Bon da stieg es tn einem frei vom Dache hängenden Gchlanch, der e« bis tn da« Gebälk de» obersten Tnrmteile» ... 84 Meter hoch . . . binauftrug und e» noch säst bi» zur Spitze deS höchsten Turmes der Stadt schleuderte. Nenn Schlauchleitun gen bestrichen im Gaine» Turm und Dachstuhl Im Ernft- sallc hätten dieselben Mannichaftrn noch vom Innere« auö niti cbenlovtelen Schläuchen den Brand in Angriff genom men. Inzwischen rückte auch die durch Alarm bcrbeigerusene Polizei an und sperrte schonend die Zugänge zur Brand strile ab. Gegen Nbr wurde der Angriff abgebrochen und die versammelten Wehrzüae fuhren auf dem Alimarkt auf und reckten noch einmal auf rin Hnpenkommando Iber Leitern in den etwas bleichen Fiül'souneuschein. Bor der Adea stand dabei Direktor Ernelnann und rin Mann mit einem Kurbel- kasten. WaS dte da wähl gemacht Kaden mögen Aus eine Frage wnrdr uitigetctti, daß für den Fall eine« weiteren 'BrandeS nach zwcimas sv viel Material zur Berksignng stände, al» bler ankinarschserl war. — Um 5 Uhr rückte der glänzend aussehende Park wieder ab. — Auf dem Nachhause wege sah man die ersten Hunde wieder ohne Leine gehen, llnd dle Schutzleute gingen ahne Zorn an ihnen vorüber. Denn cS war ja der erste Morgen nach Ablauf der Hundesperre. Erneuter Urbar soll aus Jungdeulsche Ordensbrüder. Nach einem am 21. d M. im Kurhaus Blasewitz statt gefundenen Bruderabend der Iungbruderschafl Dresden gingen etnra 15 Brüder ans dem Elbweg am Dampsschlfshoirl vorbei. Sie wurden tn der unflätigsten Weile von einer Rotte junger Lrnie beschlmpsi Sin OrdenSb-nder erbtest Schläge ans den Rücken und den Kopf und wurde mit keinem Bade, daS er fübrte. eine Trenne blnnntergeworfen. Sln-m anderen wurde unter gröbllchstrn Beschimpfungen die Bannerstange a„S der Hand gerissen. Die Ordensbrüder, die weisungSaemäß In keiner Wesse provaziert hatten, waren der llebermacht geaeviiber machtlos. Die herbelgcrnfene Polizri befreite dte Ordensbrüder anS der verhetzten Menge. Dir Bannerstange wurde wieder herbeigcschassi Wann werden endlich von behördlicher Sette Maßnahmen ergriffen, um den kommunistischen Hetzern daS Handwerk zu legen? —* Kommerzienrat Esrnneberg ck. Am Freitag verschied nach längerem schweren Leiden der Direktor der Sächsischen Bank zu Dresden, Kommerzienrat Ferdinand Gruneberg, im 6N. Lebensjahre. Der Brrstorbene stand fett einer Reihe von Jahren an der Spitze deS InsittutS und gehörte u. a- dem AnssichtSraie der Sächsischen Bodenkredtt Anstalt, der Gchc-n.-Ev.-Alticngesellschast und der Plauencr Spitzensabrtk als Mitglied an. —* Zusammenkunft ehemaliger Kriegsgefangener. Die Zusammcnschlvßbewcgung unter den ehemaligen Kriegs gefangenen hat in der letzt»'« Zeit neuen Antrieb erhalten. AlS unsere Kriegsgefangenen seinerzeit in di« Heimat zurück kehrten, wurde die „Netch-vereinigung ehemaliger Kriegs gefangener" gegründet, deren Arbeit damals zunächst der Wahrung der Rechte aller ehemaligen Kriegsgefangenen auf ziirttckgchattene Löhnung, aus Unterstützung Mittelloser und ähnlicher Dinge. AlS diese Ziele mit der Zeit in den Hinter grund traten, schwand bei vielen das Zusammengehörigkeits gefühl mehr oder weniger. Ncnerdtngs ist vielerorts ein Wiederaufleben bemerkbar: Biele ehemalige Kriegsgefangene besinnen sich auf das, was sie sich hinter dem Stacheldraht ge- ^ lobten, nämlich sich der Besonderheit des Schicksal, der inner lichen Zusammengehörigkeit, bewußt zu bleiben. Daß der, dein in schweren Jahren des Abgctrennlseins vom Vaterland«: nach und nach immer mehr Hoffnungen zerstört wurden, eine acwisic Unzulänglichkeit gegen Schlagworie und ein in der Einsamkeit und Bedrängnis geschältes eigenes Urteil bekam, war natürlich. Ebenso natürlich ist heute infolgedessen, daß eine Bereinigung ehemaliger Kriegsgefangener von selber politisch neutral ist und an Stelle von Stand oder Partei- Kunst und Wissenschaft. , Sen wir so ungern lang vermtfzken." Tauchers W i e d e r a u f t r e k e n im „T a n n h ä u s e r". Als Tannhäuser ist Eurt Taucher nach halbjähriger, durch >eur amerikanisches Gastspiel bedingter Abwesenheit aus die Dresdner Opcrnbühnc zurückgckehrk. Eine sonntäglich schöne 'iusführiing deS Werkes mil bekannter Besetzung, von Kutzsch- bach in edlen klaren Linien gehalten, bot den Untergrund für die warmherzige künstlerische WicdcrsehcnSseicr. Curl Taucher wurde nach allen Akten sehr herzlich durch Versal! und Blumen geehrt. Insofern trug der Abend den nun schon gewohnten Eharaktcr unserer Bcgrüßungs- und NbschieLSfcstc. Was ihm aber ein gewisses Sonderintercsse verlieh, das war die Beobachtung, daß Taucher seinen Tannhäuser in einigen Zügen gegen sonst verändert gab. Geblieben ist die eindrucksvolle Gesamtanlagc, die mühelos glänzende stimm liche Untermalung, die daS „Erbarm dich mein" im zweite» Akt nach wie vor zu einem eindringlichen, erschütternden Höhe punkt gestalte:. Die gerade in diesen Lagen bekanntgeworde- nen Briese Wagners an Niemann tun erneut dar. daß dieser Moment iür den Meister daS Wichng-ste an seinem ganzen Lanntiäiner mar. Sorvcit crug Tauchers Leistung bekannten Charakter. Ein richtiger Künstler arbeitet aber auch als Ge reister immer an sich fort: anderseits gibt es wohl keine bessere Gelegenheit, zu lernen, als einen tängeren Aufenthalt o» der Metropolitan-Oper, wo so viele Sängergrößen in ihrem Wirken zu studieren sind. Und da will cS nun fast scheinen, als habe Taucher von den italienischen Kollegen einige Anregung empfangen. Nick: natürlich, als ob er nun den Tannhäuser im italienischen Stil gelungen hätte: dazu steht lein Stilgefühl zu fest. Aber einmal: die gerade oei ihm konst etivaS sehr be tonte germanische Konsonantenvrüfung ist merklich flüssiger geworden: der «'kesiing gleitet an Hand der musikalischen Linie l i erbin, und LieBokale.besonder- das,,»",klingen Heller, ohne das- dechalb die 'charie Deuclichkeit der Aussprache litte. Die W edergabe des päpstliche» Vannttuche- in der Romerzählnng wer bas merklichste Beispiel hierfür. Sodann: Tauchers stets lemverameni wtles Lviel bat noch ein paar Akzente aus dem Berc-ch de tta iennchen Theaters bekommen. Das schickt sich gerade zum Tg-. uhäuier, dessen Charakter sich ta in Leiden- ichaitlichcrit zu verzehren hat, vortrefflich. So di« auffallende lei'en'chailüch - Hakt nud Bestimmtheit mancher Bewegungen, ia sogar das gelegentliche Verfallen in den Sprcchton, das, sonn verpönt, sstr einen Augenblick im allerhöchsten A'sekt doch wirkungsvoll sein kann, lieber alle diese Dinge ließen sich an Tauchers zurstckgekehrtem Tannhäuser fesselnde Betrachtungen austellen, soweit der starke Gesamteindruck solche Erwägungen zuließ. Minder erfreulich war eS. rvcnn man dann etwa tn den Pausen überlegte, wie selten solche Eindrücke in Dresden ge worden sind. Da auch Bvgelstrom nur sür eine beschränkte Anzahl Abende zur Verfügung steht, besitzt die Dresdner Oper zurzeit überhaupt keinen eigene» Wagnerschen Heldeutenor. Es wird Zeit, daß sich daS ändert, aber ob sich's zum Guten ändern wird? Nun. sür den Augenblick sind wir ja der Sorge los, und sogar das sagenhafte Ereignis einer „Ning"-Auf- sührung steht für die Pflngstwoche in Aussicht, weil er wieder da ist, den wir so ungern lang vermißte». Dr. Eugen Schmitz. s Mitteilungen der Sächsischen Staaistbcaicr. Opern haus: Mittwoch den 28. Mai „Der Trvubadou r". Anfang l-8 Uhr. Ta Max Hirzel aus Grund eines ärzt lichen Ältestes einen mehrwöchigen Erholungsurlaub ange- trcten hat, singt im Lause dieser Woche an seiner Steile Iarv D w o r s k i vom Deutschen Opernhaus i» Eliarlottenburg am Mittwoch den Maurico im „Troubadour" und 'Adolf Lußmann von der gleichen Bühne am Sonnabend den Hossmann in „HoffmannS Erzählungen". Auch Grete N i k i s ch tritt auf Grund eines ärztlichen Ältestes einen Er holungsurlaub an. Schauspielhaus: Mittwoch den 28. Mai lAnrechis- reibe Fi nächste. Wiederholung des Märchenspielcs „Die K r v n b r a u t" von August Strindberg in der Mschung der Erstaufführung. Spielleitung Georg Kiesau. Anfang N8 Uhr. Mitten«»« des Reiibenz-rhcaters. SliS mit Mittwoch, den 28. Mai. verbleibt die Operette „D er F li r st von Pappen de im' mit den Gasten Oöcar Aigner und öhristel Mardapn a»i dem Lpiclplan. Oscar Aigner vcrabichledel sich daher am Mittwoch. Donnerstag, den 2v. Mal. abends 7!-6 Uhr. Beginn der Overetten- ifestioiele. ?US Gäste sind gewonnen worden: Emm» Zttirm ivom Theater am Nollendorfplatz, Berlin!, LBliy Streb: ivom Thealer des Westens. Berlini und Nndoli Öiller-Wiedemanii ivom Aallner- Theater, Berlin». Jur Ausführung gelangt znm erstcn Male: „Das DZ e I b t in P » rvu r". Operette von Jean Gilbert. Komnonist und TextLiaster haben zur Premiere ihr EriÄeincn zngesagt. Ter Bor verkauf für die Premiere Hai beretlS begonnen. 1* Das Dresdner Schauspiel in Chemnitz. Im Rahmen der C h e m n i tz c r M a i f e st > v i c l e. die Intendant Richard Tauber zurzeit veranstaltet, gastierte am Sonnabend iin Neuen Ltadttheatcr in Chemnitz das Dresdner Staatü- theater. Ausgesührt wurde das Bauerndrama „Der arme K o n r g ü" von Friedrich Wolf. Das Dresdner Schauspiel hatte sein vollständiges Ensemble und den ganzen szenischen Apparat mit allen Dekorationen nach Chemnitz ent sandi. Die feine JnszenicrimgSkiinst von Iitz. daS ergreifende Spiel von Lindner. Decarli, Ponto. Kleinoschegg. Mencr und der vielen anderen idaS Stück enthält 25 männliche Rollens nahmen das ausverkaufte Haus ganz in ihren Bann. Wunder bar ausgcbaut waren die Massenszenen und die ganze Auf führung von großartiger Geschlossenheit. Selten ist !n Chem nitz eine Vorstellung von so ticsergreiscndcr Wirkung gegeben worden. Den grüßten Erfolg hatte Lindner. Die Künstler und Jltz wurden mehr alS zwanzig Mal gerufen. Drei Tage vorher hatte in Ehemnitz das Berliner StaatSi hegte r mit dem vollständigen Ensemble in Hebbels „Maria Magda lena" iHauptroNen Gerda Müller und N. Taubes mit großem Erfolge gastiert. In den nächsten vierzehn Tagen folgen noch vier O-'-rnaussührungen mit namhaften Dirigenten und Sängerinnen sowie Sängern aus allen Großstädten Deutsch lands. k'- B- ch* Portugiesische Ehrnng eines dentschen Gelehrten. Wie uns ans München gemeldet wird, ist der Obcrstndienrat am Wittelsbacher Gvmnasinm ln München. Dr. Franz Hümmerich, von der Foakleizxpi la? scienons 6e I.isbag, der ehemaligen königlichen Akademie, der ältesten und angesehen sten wissenschaftlichen Körperschaft Portugals, zu Ihrem korrespondierenden auswärtigen Mitglied gewählt worden. ch* Litcrarhistorilcr Prof. Bchaghl zum Ehrendoktor ernannt. Die juristische Fakultät der Universität Niesten ernannte den Literarhistlrikcr Geh. Prafessor Dr. Behaghcl anläßlich seines 70. Geburtstages zum Doktor der 'Rechte ehrenhalber. ch* George Kcnnau ch. Der bekannte amerikanische Neisc- schriststeller George Kenna» ist nach Blättcrmeldungcn als Achizigsähnger in dem Städtchen Medina lU. S. A.s ge storben. Seit dreißig Jahren hatte der schon fast ganz in 'Vergessenheit geratene Mann kctne Tätigkeit mehr ausgeübt, während er früher einer der tatkräftigsten und begabtesten amcikanifchcn Journalisten war. Keine Bücher über Sibirien und das Lebe» der Verbannten und Sträflinge sind auch ins Deutsche übersetzt und haben in den letzten Jahrzehnten des l!Z. Jahrhunderts außerordentliches 'Aufsehen erregt. ch* tlantsrier in Warschau. Die Warschauer Uni versität beging in feierlicher Sitzung den MOsährigen Geburtstag Kants. Die Feier cröfsncic der Rektor -er Uni versität, der ein Lebensbild des großen KönigSbcrger Philo sophen entwarf. Den Fcstvortrng hielt Professur Tatarkiemicz. -i-» Kleine Müsilnail,richten. Pros. Karl Zuschneld, der ausgezeichnete Klnvt-rpäbaaog nnb Komponist reicher Lllcraiur seines LoiidergcbtetS. wird dieser Tage 7v tVohrc alt.
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