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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-03
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1881
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ä eik r» 1 rv » Ls. nt. ch« m. '/» rd. «. den so. Sk^ ^1. -hr per «»: Ke« »r» »»' low ü kair »r. «,d «st. ><ckr »Kr »«" Erscheint täglich jrüh 6'/, Uhr. Nr-artio» und Ltpkditin» IohanneSgasse 38. Sprklhltnndrn der Nr-aclio«: Bor.nsttag« 10—12 llyr. 2!achmittogS 4—6 Uhr. tzi» dt« NU>t,,nd« M^nu^nvie macht sich Aunatzme »er für ßte «ächftf«l,e»Ye Nummer »«stimmten Anker«»« a» W«che»ta«»n »>» L Ntr Nachmtlt«,», an Sonn- unßFefttaae« früh bis'i.v tttzr. 2» de» /itialrn für Zns.-önnahmt: Ott« Kkemm, lliiioerfttätSftrabe 22, Loni» Lösche, Kattiarnienstrahe 18, p. nur »i« '/.»Ilde. dger TWblall Anzeiger. Lkß»n für Politik, Localgrschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Auflage L7IS0 Äliomiemrntsprei» viertelt, 4'/, Md.» incl. Urinarrlohn b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2ä Ps. Belrgezcmpiar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» «Vue Postbcsörbcrung 30 Mi. Mit Poftbtsörderua, 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SV Ps. Größere Schriften laut »nlerem Prri»- Tabellarischer Satz noch höherer» Loris. Keclamen unter -eu Ue-altivuaArich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet« an die «xpedttlo» z, ieaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ziroouuiiu-nuulo oder durch Post» Nachnahme. L7K. Mo«tag den 3. October 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Mr haben beschlossen, die hiesige <Ltadtbtbltothek von Montag, den S. October d» IS. ab an jedem Wochentage zu vffnrn und zwar Montags und Donnerstag« von 11 dm 1 Uhr, Dienstag», Mittwoch», Freitag« und Sonnabend» von S bi» 5 Ukr. Die Politische Bibliothek wird vorläufig nur Mittwoch» und Sonnabend» von Z bi- 5 Uhr geöffnet sein. Leipzig, den 1. October 1881. Der Rath her Ltadt Leipzig. I)r. Trö »dl in. Harrwitz Veksmitmachung. Die Herstellung eine» macadaniisirte» Fahrweges von der Sltdstraßc nach der zu errichtenden zweiten städtischen Gas anstalt soll an einen Unternehmer in Accord verdungen iverden. Die Bedingungen und Zeichnungen silr diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Fahrweg aach der tl Gasanstalt" versehen ebendahin und zwar bi» zum 8. October d. I., Nachmittag» S Uhr einzureickcn. Leipzig, am l. October 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichoriu». Im Laufe der letztvergangenen drei Monate sind die uachver- zeichneten Gegenständ« bei dem Unterzeichneten Amte al» gesunden bez. als herrenlos abgegeben resp. angemeldet worden: Ein« kleine hölzerne Kiste, enthaltend Gewürze, ein Betttuch, ein sogen. Hanse zn einem Rollwagen gehörig, ein Sommerüberzieher, ein Paar Mädchenstiesel, ei» goldener Klemmer, eine ebeiisolche Broche. ein Armband von Haargeflechte, mit goldenem Beschläge, rin Umschlagetuch, ein goldener Ring, eine ebensolche Brille, eine dergleichen Uhrkette, ein ebensolche- Medaillon, mehrere Geld täschchen bez. Portemonnaies mit Geld, ei» lederner Beutel mit Geld und einige Regenschirme. Wir fordern die unbekannte» Eiaenthümer vorgenannter Gegen ständ» hierdurch ans, sich zur Empfangnahme derselbe» tn der «» »istratur unsere» Eommissartat» zu melden, andern Fall» den Rechten geniäst darüber verfügt werde» wird. Leipzig, am 1. October 1881. Da» Polizei-A«t der Stadt Leipzig. . vr. Rüder. Graf. OeKvntlioIw HamlelsIeliranklAlt. iliimelckunirea rum Eintritt io <ii« Vvdrllng-ndtdvllong vorüou Ustslicli von 11—12 Udr Vorwittag, iw LioliuIIoeulo sot- ^exenxeuommen. - ^»tNndwvprllkung: kreitax, clen 7. October, tritt, 7 Ubr. Ourl Vvlkruw, vireetor. Freiwillige Versteigerung. Bon dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den 7. vct.ter 1881 aus A»trag da- Herrn Gustav Moritz Hänselmann tu Lindena« und Herrn Johann Heinrich Moritz Hünselmann daselbst gehörige, in Lindena», Poststrafte Nr. s , gelegene Haus- UN» Garten-Grundstück, Nr. 680 de» Brandkatasters, Nr. 421 des IlnrlmchS und Folium «6 de- Grund- und Hypothefcnduches für Lind nau, welche- Grundstück am 10. September 1881 ohne Berück sichngung der Oblasten aus 11.VV0 ^l gewürdert worden ist, unter den in der Gerichtsschreiberei de- König lichen Amtsgericht- Leipzig, Abtheiluna II, a»Sliegenden Bedingungen a» hiesiger AmtSgcrichlsstelle freiwilliger Weise versteigert werden. Leipzig, am 12. September 1881. KSnigliche« Amtsgericht, Abtheilnng 17. Sieinberger. Bock. Ähren- rc. Auktion. Freitag, den 7. vctoder, vormittags »o« 1» Uhr an. sollen in dem gerichtlichen Auctionswcale (Eingang von der Kleinen Burgftasse) S8 Stück goldene nnd silberne Taschenuhren, darunter 1 goldene «lashüiter Samenuhr, 2 Rippuhren, 1 Rachtuhr, 1 Rahmenuhr, Nhrmacherhandwerkzeug, darunter 1 Walzmaschine, 1 kleine Dampfmaschine, l kleine- Schwungrad mit Fustbetrieb, Uhrgläser, Fournituren, einige Möbel rc. öfsentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 1. October t88l. Dürichen, Gerichtsvollzieher. diichtamtlicher Theil. Leipzig, 3. Oktober. Die Ultramontane» erweisen sich als sehr unzuver lässige politisch« Freund« de» Reichskanzlers. Jedenfalls ist ein Wahlaufruf von Interesse, de» kaS Central» an die rheinischen Wähler richtet. Wir sinken da Sätze wie die folgende»: „ Staatssocialistischen Bestrebungen, welche nur geeignet sind, alle selbstständigen gesellschaftlichen Kräfte, alte» eigene Leben in Familie, Gemeinde und Kirche zu lähmen und der Verwirklichung grnndstiirzcndrr Lehren das Feld zn bereiten, werden >v i r e n t s ch i e d e u e n W i d e r - stand entgegensetzen. Zn einer Vermehrung der Steuerlast sind unsere Erwerbsverbaltnisse in keiner Weise aiiaetha,,. Da» beste Mittel, da» Gleichgewicht zwischen Einnabmcn und Ausgaben zu sichern, bleibt die .Herbeiführung von Ersparnissen, namentlich in der Mititairverwallung, welche einen niiverhaltnißmäßig hoben Proccnlsatz der Rcichseinnabmen verschlingt s. w." Da» ist doch gewiß Alle» cker als Zustimmung zu den wirlb- ichastspolitistben Plänen de» Reichskanzler« Dergleichen bindert aber die Regicrnngspresie nicht, i» ihren Spcrula- tiönen ans eine mit'Hülfe des Eentrnm» gebildete Mehrbeil für dir anSschivriicndstcn Pläne des neuen System» sortzu- sahren. während in dem national liberalen Wahlaufruf jede» Wort sorgsam daraus angesehen wird, ob sich nicht die Behauptung daraus begründen läßt, baß die Nationalliberalen nunmehr in der grundsätzlichen Opposition gegen den Reich»' kanzler mch seine Politik eingetreten sind. E» wird da mit ziveierlei »aß gemessen! Die A«ge, wie die Pläne de» Reichskanzler» zu Gunst«» der Arbeiterintrressen in der social demokratischen Arbeiterwelt gewirkt haben, ob sie in weiten Aprisen Zustimmung finden oder auf Mißtrauen und Ablehi»»» stoßen, und ob die Socialdemokraten ihr ohne Zweifel an vielen Orten entscheidende» Gewicht zu Gunsten der Eonservativen oder der Liberale« in die Wagschale legen iverden, gehört zu den interessantesten Räthseln der herrschenden Bewegung. An vielen Orten sind unzweideutige Anzeichen zn Tage getreten, daß die Pläne für da» Arbeitcrwvhl in der Thal ihren Eindruck aus die socialisiifck gesinnten Arbeiter klassen nicht verfehlt haben,' hat doch sogar rin bisheriger Abgeord neter der Partei. Kapser, neulich ganz offen seine Zustimmung zu einem großen Theil der wirlbschaslliche» Politik des Kanzler» erklärt, und auch anderweitig sind ähnliche Aeußernngen bekannt geworden. Allein es laßt sich doch noch nickst erkennen, ob bicr nur vereinzelte Anzeichen und Kundgebungen aus solchen Kreisen vorliege», die immer im Gegensatz zu der herrsckienden Strömung einer Art Regierung»- und StaatösocialiSniuü gehuldigt haben, oder ob wirklich die Massen der socialdemokratischen Arbeiterwelt von dem Zauber der lockenden Versprechungen ergriffen worden sind. Seitens der eigentlichen Parteiführer liegen Aeußerunge» »ach keiner Seite hiu vor, außer denjenigen aus der vorigen ReichS- tagSsitzung, die bei aller Anerkennung de» mit dem kocial- demokratischen Programm in manchen Pnncten üoerein- stimmenden GrundzugS der Arbcikerpolilik de» Kanzlers doch viel mißkranijche Zurückhaltung erkcnnen ließen. Mißtrauen und Unglauben auf der eine», Zuneigung auf der ander» Seite kämpsc» offenbar auch m der Arbeiterwelt um den Vonang. In dem Maße vermochte aber jedenfalls der Reichskanzler mit seinen Arbeitcrprcjecten nicht „den Acheron in Bewegung z» setzen", wie er eS sich wohl vorgestellt haben mochte. In Altona hat am Sonnabend daS „Patrimonium der Enterbten" zu blutigen Austritten geführt. Wie ei» Correspondent der Berliner „Tribüne" tclegraphirt, fand Abend« im Knisersaal eine Versammln,,g zur Besprechung Uber daS TabakSmvnovol in Verbindung mit der Alters versorgung für Arbeiter statt, welcher gegen tausend Personen, ,»cist Arbeiter, beiwohnten. Üigarrcnmacher Mohr trat für die RegicrnngSplanc rin und fordert« die Versank,ntung aus. die Regierung zu unterstütze», wurde aber von allen Seilen dnrch Rufe „Wir danken!" und ähn liche Kundgebungen unterbrochen. Die sich an den Vortrag schließende Debatte nahm einen äußerst stürmischen Verlaus, und dir Abstimmung über die beantragte Resolution erwies sich als unmöglich. Am Schluß entstand ein fürchterliche» Gedränge und ein kolossaler Tumult, so daß die Polizei niil blanker Waffe cindrang nnd die aus der Straße sich bil denden Gruppen auflöste. Mehrere Personen wurden ver wundet und verhaftet. Die Polizei ist in voller Thätigkeit, uin die Schuldigen zu ermitteln. Weitere Arretirungen werden erwartet. In ullramontanen Kreisen ist. wie die Sprache ihrer Preßorgane beweist, die zuversichtliche Stimmung gegenüber der Lage unv den Aussichten aus kirche» poli tischem Gebiet augenblicklich merklich herabgestimmt. So sagt beute die „Germania", die in ihrer Wochenrunvschau das Schtnßergebnitz auö den jüngsten Vorgänge» zu riebe» pflegt: „Die Grundlagen der Maigesetze müssen und sollen erhallen bleiben — ist der rothe Fade», der sich durch die liberalen wie durch die gonvernientale» Auslassungen zieht. Die Nüancen in den „Friedcns"-Artikeln lassen sich dahin zusammen- fassen, daß der Eine die Maigesetze nnd den Frieden, der Andere den Frieden und die Maigcsetze al» sein Ziel pro- clamirt. Es ist derselbe Faden und so ziemlich dieselbe Nummer wenn auch hier links und dort recht» herum sich die Spindel dreht Wenn überhaupt, dann haben wir besonders in dieser Wahlperiode die Pflicht, das Volk vor unbegründeten Hoffnungen zu bewahren und ihm traurig« Enttäuschungen zu ersparen. Die optimistische Anschauung über die kirchenpolitische Situa tion hat von den weiiigen Anhängern, die sie besaß, einen nach den, andern verloren". — Wir können selbstver ständlich diese beweglichen Klagen nur mit Gcnugthmuig ver zeichnen. Günstige FriedenSaliSsichten im Sinne der ultra- montanen Agital'lonSpartei, deren Zuversicht und Ansprüche neuerdings wieder so augenfällig gestiegen sind, müssen nicht nur jeden Liberalen, sondern Jede», der das Ansehen des SlaalS ungeschmälert erhalten sehen will, mit schweren Be sorgnissen erfüllen. lieber die RcichStagscandidatnr dcS StaatSministerS Or. Falk in WormS Hirt man, daß ein Mandat dieses Wahlkreise» dem Herrn I)r. Falk angetragen und von dem selben auch, jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung acceplirl .sorden ist, daß er in seinem bisherigen Wahlkreise B»»zlau-L iibcn entweder nicht wieder ausgestellt oder unterliegen würde. Die Angabe, daß der Minister Falk nach Worin« reisen und vor den dortigen Wählern sprechen mürbe, ist unbegründet. Vetlrauensmännee der reich-treuen Parteien de» Wahl kreise- Essen habe» beschlossen, den ffeldmarschall Grasen Moltke al» Eandidatcn auszustellen. Oberbürgermeister Hackv Essen »nd Commerz,enrath Scheikl-Kcttwiä werden Den'eibcu persönlich um Annahme der Candikatur vitten. Die Wiederberusnng de» BundeSrath» steht in nächster Zeit bevor. Al» Bevollmächtigte sind siir die neue Session von Seiten Baiorn» ernannt: al» Hauptbevollmächtigte die StaalSministee vr. v. Lutz. vr. v. Fäustlr, v. Riedel und Frbr. v. ErailShaim. der Gesandte Gras v. Lerchenfeld und der Mililairbevol/mächtigte Oberst Ritter v. -planver; al» stellvertretend« Bevollmächtigte der Generaldirertor der ver« kehr-anstalten v. Hocheder, di« Ministerialräthe Kästner »nd Frhr v RaeSsrldt, die OberregicrungSräthe .Herrmann und Schmidlkonz. — Nach der kürzlich erfolgten Rückkehr de» StaalSsecretair» »«» Schatzamtes, Scholz, nach Berit«, sind die Arbeiten für den ReichSba»»l)ali aus» Nene gefördert, auch die Vorbereitungen für da» Tabakttzonopo! wieder ausgenommen werde» — Im Lause de» October sollen endlich rie schon lamge schivebenken Fragen wegen der diplo matische» Posten serlediat werden. Graf Hahfslol'» Ernennung rum Staatssecorkair de» UuSwartigen gilt al» nabe l-eversteb-no. ' ... ^ DaS kronprinzliche Paar von Schweden fuhr am Sonnabend Mittag aus einem königliche« Dampfer über den Mälarsee nach Stockholm, von etwa 46 dichtbesetztcn Dampisschifsen begleitet. Bei der Ankunst aus Riddarholm, wo em prachtvoller Pavillon errichtet war. wurden die hohen Neuvermählten von dem Statthalter, den Stadtverordneten und anderen Behörden mit Anreden, auf welche der Kron- prstiz antwortete, und mit großem Jubel der auch von auswärts zahlreich zugeströmte« Bevölkerung begrüßt. Der Schmuck der Straßen, Plätze und Brücken ist außerordentlich prächtig. Das kronprinzliche Paar hielt in einem sechsspän-- nigcn Galawagen seinen Einzug. Dieselben dankten nach allen Seiten. Eine am Schloßptatze errichtete Ehrenpforte zeigte die MedaillonportraitS der Kronprinzessin und deren Eltern, de» GroßhcrzogS und der Großherzvgin von Baden, sowie eine Ansicht vo» Karlsruhe. Ans der Schloßlrcppc empfingen der Reichsinarschall unv die Hoschargen, vor der KönigStvvhnung der König und die Königin die hohen Neu vermählten. Hier wurde alsbald eine Eonr gehalten. So dann fand Galatiner im königlichen Schlosse, später eine all gemeine Illumination nebst Feuerwerk statt. Der russische „RegierungSbote" veröffentlicht ein Re- script de« Kaiser« a» den vormaligen Minister des kaiser lichen Hauses, Grasen Adlerberg, worin demsetbcn unter Verleihung eines mit Diamanten besetzten Bildnisse» de» verstorbenen Kaiser» Alexander ll. der Dank für seine lang jährigen und treuen Dienste ausgesprochen wird. Der Kammerherr Wzewoloschki ist nunmehr als Directoe der kaiserlichen Theater in Petersburg und Moskau amtlich be stätigt Worten. — Nach einer Meldung aus Krasnowodöki ist die 2t3 Werst lange lranskaukasische Militair- bahn am 27. v. M. eröffnet worden. In dem zu Paris am Freitag stattgefnndenen Minisier- ralhe nahmen alle Mitglieder mit Ausnahme von ConstanS und Eazot, die noch immer aus Urlaub abwesend sind, »nd Tirard, der durch die Commission für tie Handelsverträge abgehalten wurde, Theil. Fcrry berichtete über seine Be gegnung mit dem Präsidenten Grevh. Taraulhi» wurde derTag der Einbcrusung der Kammern entaültig aus den 28. Oclvber festgesetzt. Ferrh'v Ansicht, daß die Stich wahlen enlscheidenb seien für de» Beginn de» Mandat» ver allen Kammer nnd demnach also auch dasselbe erst am 28. October erlösche, ist durchgedrungen. Da» Decret der Einberufung wird schon m den nächsten Tagen h>m „Journal osstct-l" erscheinen. Präsident Grehy wird, "wie schon gemeldet, zum Mittwoch in Paris znrnckerwartct. Ob daö Ministerium Ferry vor dem Zusammentritt der Kammer seine Gesanimt - Entlassung fordern wird, ist noch unknrscbiek>cn, aber unwahrscheinlich. Rousta» hat die Ge nehmigung von seinem Chef, dem Minister Barthelemy, er halten, den „Intransigeanl" Rvchesort's gerichtlich zu ver folge». Der Prvceß muß nach dem neuen Prcßgesctz vom 20. Juli 1881 vor den Geschworenen stattsinden. Da die Ver leuinvnngen und Beschuldigungen gegen einen Beamten in Au» Übung seinerAmtSvernchlnng gerichtet sind, so hat Rochcsort da» Recht, aber auch die Pflicht, seine verleumderischen Behauplungen r» beweisen. Da Gambella, Challemel-Lacour u.A. gleichzeitig hierbei Angrisjcne jekcnsallS als Zeugen austrctcn werden, so dürfte der Proccß ein sensationellcr werden. — Die heutigen Nach richten aus Tunis sind sehr ernst. Nach einer Meldung dcS „Temps" befurchtet man daselbst mit Beginn de» Vormarsches gegen Kairuan eineNietermetzclung sämmllicherEuropäer. Mai, wünsche die schleunige Besetzung von Tuni» und hoffe, Rvustan werke mit allen Mitteln das Widerstreben de» BeyS zu besiegen wissen. Wähler-Versammlung für die Reichstag« - Kandidatur IVi». Wigard S. f Dresden, t. October. Der hiesige Fortschritts Verein hielt hente Abend im Saale des Brabanter Hofes in der Friedrichsstadt eine Wähler-Versammlung für die bevorstehende RcichslagSwahl in Dresden Altstadt aß. Der öffentlich ergangenen Einladung hatten lLO Personen Folge geleistet, darunter zahlreiche Soclaldemokrate». Namens deS Fortschritts Vereins erössnete Institut» Direclor Schmidt die Versammlung. Derselbe erörterte zu nächst die Frage: „Wie kommt die Fortschrittspartei zu einem besonderen Eanvidaten und warum geht sie nicht Hand in Hand mit den beiden anderen Ordnung-Parteien?" Tie Gründe, welche Redner in Beantwortung dieser Frage in» Feld führte, waren ziemlich vager Natur. Derselbe araumen- tirte: die Fortschrittspartei sei diejenige politische Partei, welche vor Bebel die Altstadt im Reichstage vertreten habe, deren Candidat bei der letzten Reichstagswahl, nächst Bebel, die meisten Stimmen auf sich vereinigte und daher dürfe sie wohl daS Dcrlangen stellen, daß an- ihrer Mitte ein Ver treter der Altstadt nach Berlin entsendet werde. Die bekannten Compromißverbandlungen zwischen den hie sigen Ordnungsparteien berührend, meinte Redner, daß die Eonservativen und Nationalliberalen s. Z selbst einen Fort schrittler als annedmbaren üandidaten bezeichnet hätten, von dem sie aber schließlich Nicht» w-.ssen wollten, als er wirklich präsentirt wurde. Einen anderweit nominirtrn Fortschrittler habe man nur mit gebundener Marschroute nach Berlin schicken wollen, d. h. unter der Bedingung, daß er für die Verlängerung deS SocialistrngesetzcS stimme. Da- habe man abgelednt. Kurz nnd gut: es habe sich gezeigt, daß die Kort- schrittler den anderen Parteien nur HeeieSsviae leisten sollten nnd Da- gehe nicht an. Die Fortschrittler Hätten in,» so fort selbst einen Candidatcn proclamirt. seien also die Ersten gewesen, die überhaupt einen Candidaten ausstellten Auch die Fortschrittler wollten den Socialdemokraten Bebel schlagen. Ihr Candidat habe hierzu aber eben so viel Aus sicht wie Derjenige der andern Ordnung-Parteien. Wenn übrigen» der Wahlkamps ein anständiger bleibe, >va» hindere al»dann die Fortschrittler daran, bei einer etwaigen Stich wahl dock noch für de» Eompromiß Candidatcn der anderen Ordnung-Varteieu zu stimmen? Po» Diesem wisse man nicht einhial, ov er konservativ, nationalliberal oder gar fort schrittlich gesinnt sei. Der Oberbürgermeister l>r Stübcl sei üverdie» in Dresden nöthigcr al« in Berlin und eS liege auch nicht im Interesse der Fortschrittler, einen „Beamten" nach Berlitz zu schicken. Die Fortschrittspartei könne eben k« gut verlangen, daß ve. Slübel zu Gunsten ihre« Candi date« znrltcktret«. Urbrigen» seien bei den früberen Reicks tagswahlen die beide« anderen Ordnuna«parteien allemal' mit ihren Candidaten in der Stichwahl unterlege«, ma«! könne daher den Fortschrittlern da» Vergnügen lassen, auch einmal mit ihrem Candidaten zu unterliegen. Redner kam nunmehr aus die Verdienste und guten Eigen schaften de» fortschrittlichen Candidaten, Professor» der Steno graphie vr. meä. Wigard, zu sprechen. Man stelle eine» Mann auf, mit reicher politischer Vergangenheit, der schon 6 Jahre im Reich-tage gesessen, im sächsischen Landtage, inr Dresdner Stadtratbc «nd Stadtverordnetcncollegium ehren voll seinen Platz behauptete, dessen Name einen guten Klang habe, während Vr. Stübcl noch keine politische Vergangen heit hinter sich habe. Die Bemerkung de» Referenten in der vorgestrigen Ver sammlung der Wähler deS Oberbürgermeisters Vr. Stübcl. deS Schuldirector» Heger: „Bei der letzten ReichStagSwahl in TreSden-Allstadt haben die Socialdemokraten gesiegt, weil, die Kinder der Welt klüger waren, als die Kinder de» Licht»" fertigte Redner mit dem Kalauer ab: „Heger rechne sich zn den Letzteren; denn er sei bei Facketzügen dabet ge wesen." (!!!) Hieraus betrat Professor vr. Wigard die Rednerbühue, von der Versammlung.begrüßt durch lang anhaltende» Hände- klatschen. Derselbe erklärte zunächst, daß er da» Vergnügen, welche» Vorredner seiner Partei hinsichtlich de» Durckfall-Candidatr» vindicire, nicht mit empfinden werde. Nach einem Rückblicke auf die Vertretung deS sächsische« Volkes vor Verleihung der sächsischen Verfassung, im Gegen satz zu den heutigen geordneten Zuständen, kam Vr. Wigard aus die Bedeutung der bevorstehenden ReichStaqSwahten zu sprechen. ES drehe sich gegenwärtig bei den Wahlen — so äußerte Redner — um da» materielle Wohl de» Volke» »nd dessen Wahrung) um die Frage: ob wir mit der jetzigen Spitze de» Reiche» nicht auf dem Holzwege seien. Wunderlich erscheine eS von dem Manne, der da» Reich ausrichlete und die jetzigen Institutionen schuf, daß derselbe aus einmal andcrer Änsicht geworden und ein System ver folgt, daS dem bisherigen schnnrstrackS zuwidcrtause. Wo ma» nur Stimmen vernehme, überall Trostlosigkeit, überall Störung in, Handel und Wandel. Es drehe sich darum, womöglich für daö Reich nur lauter indirecte Steuern zu bekommen. Welche Ziveckc verfolge man daniit? Schutzzölle und Fiuaiuzvlle habe man in Masse» geschaffen. Ueber rrstere wären selbst in der Fortschrittspartei die Ansichten kehr ge« »heilte; aber über die Finaiizzölle gebe eS nur eine Parole: Der RcichSeasse Geld, Geld nnd wiederum Geld ziizufnhrenl Daneben drohten »och die Monopole! Habe man bisher irgend welche Erleichterung gesehen? Mit Nichten! Die indirecten Steuern habe inan zumeist auf solche Ver brauch-gegenstände gelegt, welche weniger vo» den böheren Ständen, al- von dem geringen Manne consumirt werden. Hab« man dadurch dein „armen Manne" geholfen, daß inan ihm die Mehrzahl der neuen Steuern aus den Hal» geworfen? Das UnsallversicherungSgesctz, die Invaliden-Unterslützung der Arbeiter habe man herauSgestcckt. DaS Eine sei nicht möglich, daS Ändere sei ungerecht. (Oho! von den Social demokraten.) Denn daS Tabaksmonopol werde »achgewiesenee Maße» so viel nicht abwersen, um da« vorgesteckte Ziel zu erreichen, »nd eine Ungerechtigkeit liege in diesen Projekten, weil unrein Theil der Arbeiter berücksichtigt werde, während der andere Theil und »amenllich auch der kleine Ge schäftsmann leer auSgingcn. ES seien Das Phrase», jetzt nur herauSgefucht, um dem Volke Sand in die Auge» z» streuen. Der bevorstehende Reichstag werde sich hauptsächlich mit solchen maleriellcn Fragen zu beschäftigen haben. Es erschein« daher nicht gleichgültig: Wen man in daS Parlament ent sende. Man wolle einen Mann in den Reichstag senden, der Dresden „würdig" vertrete. Würdig, verlange er (Redner), daß Jeder sei. der in den Reichstag entsendet werde, ebenso verlange er einen „ehrenwerthen Charakter", berauch seine Meinung vertrete nnd nicht immer nur „BiSmarck und wieder Bismarck!" aus seine Fahne schreibe. „Wir können, nach der Ablehnung de» Unfehlbaren in Nom, keinen unsehldaren Papst in Deutschland ctabliren! Der Reichs kanzler ist eben so wenig unschlbar. Da« zeigt schon die Thatsache, daß er jetzt andere Wege wandelt, als früher! Wir haben eine Partei, die nichts Andere» will al» DaS, was der Reichskanzler will. Wenn mm der Reichskanzler unfehlbar wäre, so brauchten wir keinen Reichstag, wir könnten ruhig zu Hause bleiben; den» er würde schon Alles nach seinem besten Ermessen zum Besten lenken! Wir brauchen jedoch Männer, die Das, was dem Volke frommt und nicht srvmmt. gewissenhaft abwägen und die DaS offen und ehrlich aussprecken! Es ist in unserem politischen Leben nickt möglich, blos einen Mann zu wählen, der liebenswürdig ist, einen ekrcnwcrlkcn Charakter besitzt unv eine reine Vergangenheit hat!" Redner entwickelte »»»»»ehr seine politischen Grundsätze, die seit 1848, al» er im Franksurter Parlament gesessen, dieselbe» geblieben. Er habe inzwischen zwar Vieles gelernt u»b Viele» vergessen, jene Grundsätze aber seien »nentivegt die allen: „Daß des Volkes Stimme die allein maßgebend« sei. daß dem Volke die weitestgehende» Freiheiten gewährt würben und Gleichl-eit der Person ohne Ausnahme gesetze rur Geltung komme! (Beifall der Socialdemokraten.) Bei diesen Grundsätze» sei er alt und grau geworden und mit ihnen wolle er sich auch begraben lassen! Wer dieselbe» für falsch halte, Ter wähle ruhig eine» Ankeren! (Lang anhaltender Beifall.) Es meldcle» sich hieraus verschiedene Redner zum Wort, namentlich einige Socialdemokraten. Der überwacdenv« Polizeibeamle erklärte jedoch, eine Debatte nicht zulassen zu können, da eine solche bei der Polizridircction nicht ange« meldet worden sei. Der Vorsitzende mußte allerdings constalire«. daß Die» nickt geschehen. Nachdem mehrere Sociaiisten in stürmischer Weise Debatte verlangten, sab sich der Vorsitzende genölbigt, die Versamm lung zn schließen.
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