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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-08
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1881
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«krfch-lnt täglich früh 6'/, Uhr. Lr-actiou und Expedition Johannesgasse 33. Sprecht)»>,de» der Nrdartioa: Vormittags 1t>—12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. Für dt« Rückgabe einaesandicr Manulciivle »u»cht ßch dk Rckactioa mchl v«k-ü»>1tch Annahme »er snr die nächstsalgenbe Nummer bestimmten Inserate an Kacheutagr« bi» 3 Mir NackiniittaaS, an Kanu- «uv Festtage» früh bis' Nhr. 2n den Filialen für Zns.-Ännahme: Otta Klemm, Universität-straße 22, Laut» Lasche, Äalharinciistraße 18, p. nur di« '/,» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschilftSverkehr. Wteß-Auflags 17,IS«. Ldonnrmrntsprris viertelj. 4'/, Kllz,, iucl. Brinaerlohn S Mk.. , ^ durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilage» atzne Postbefürderung 38 Mk. «tt Postbejorderung 48 Mk. Inserate Sgespaltme Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer Dop nach höherem Tarif. Kerlamen unter den Kk-arlionsllrich die Spaltzcile 50 Pf. Inserate sind siet- an di« i-rpeditia« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnmuumenuiilo oder durch Post- uachnahme. 281. Sonnabend den 8. Octobcr 1881. 75. Jahrgang. Jur gMigkll VtUlhtuns. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den s. Oktober, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpelUtion üe8 Lielprlxer l'axodlatte«. Amtlicher Theil. Die diesjährige Michaelismeffe endigt mit dem LS. Oktober. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der innere» Ttadt bis 4 Uhr Nachmittags voll ständig zu ränmeu und bis spätestens 8 Uhr Morgens dcS 16. October zu entfernen. Tic aus dem AugnstnSplatze und aus den öffentlichen Wegen und Plätzen der Vorzdndt befindlichen Buden und Stände sind bis Abend- 8 Uhr des 15. October zu räumen und in der Zeit vom 17.—20. October, jedoch lediglich wäh rend der Tagesstunden, von 6 Uhr Morgen« tu- 7 Uhr Abends abzubrechcn und wegzuschaffen. Vor dom 17. October darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem Augusiusplatze nicht begonnen werben. Dagegen ist eS gestattet. Buden und Stände aus dein Roß platze, welche vor Beendigung der Messe leer werde», früher, jedoch nicht am Sonntage den 16. October, abzubrechcn und wegzuschaffen, dafern nicht dadurch Störung kcö Verkehrs oder Benachtbeiligung deS Geschäftes in den stehcnbteibenden Buten herbeigesllhrt wird. Es bleibt auch diesmal nachge- lagcn, die Erhaubude» auf dem Roßplatze und Obstmarkte, sowie diejenigen Stänke daselbst, an welchen nur Lebens mittel feilgeboten werden, noch am l6. Oktober ge öffnet zu halten. Die Schaiibuben. sofern sie aiff Schwellen errichtet, in- gleichcn die Earrouffclö und Zells sind bis aus Abends 10 Ubr de- 18. Octobcr, diejenigen Buden aber, rücksichllich deren bct» Cin^raben von Säulen und Streben gestattet, und eine längere §nst zum Abbruch nicht besonders crlheilt ivordcn ist. bis längstens den 22. October Abends 8 Ubr abzubrechcn und von do» Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerkcr oder Bau Unternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu >50 Mark oder entsprechender Hast geahndet werden, llcber- dieS haben Säumige auch die L. brigleitS wegen zu verfügende Beseitigung der Buden :c. z» gewärtigen, Leipzig, den 4. Octobcr 1881. Der Rath der Ttadt Leipzig. IN. Georgs. EickoriuS. vmnietljung. Die Lokalitäten der kiei gcn Burgkeller-Restau ration nebst Kellern, WohnungSraumltöhkeiten und sonstigen, Zubehör sollen vom LZ. Mar; >882 an gegen jährliche Kündigung Donnerstag, den IS. October dieses JahreS, DormtttagS Lt Uhr, aus dem Rathhause. 1. Elage, Zimincr Nr. 16, an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Ebenvasetbst ans dem großen Saale liegen die Ber- miethungS- und BcrstelgeriiiigSbedingniigen nebst Inventarinm der zu vermiclhcndcn Räumlichkeiten schon vor dem Termine zur Einsichtnahme ans. Leipzig, den 20. September 188l. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)i. Gcorgi. Stöß. Vekannimachung. Zum IS. November d. soll an unserer Real- schnle I. Ordnung die Stelle eines wissenschaftlichen Hütss- lehrcrS mit einem Jahreseinkommen von 1800 Mark besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche die Befähigung zur Erlheilung de- Unterrichte- im Rechnen, in der Geographie und Geschichte eventuell zur Erlheilung dcS SchreibuntrrrichtcS besitzen, wer den aufgefordert, ihre schriftlichen Bewerbungen bis zum 20. dieses Monat- unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eines kurzen Leben-lause- bei uns einzureichen. Leipzig, den 3. October >88t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Grorgi. Witisch, Aff. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 8. Oktober. Während im Norden, wo die Natur nur spärliche Bei träge zum Unterhalt de- Menschen liefert, sich meist freisinnige, sparsame und unparteiische Regierungen vorsindcn, sind die herrlichen Länder de- Süden-, wo die Natur ein uner schöpflich reiche- Füllhorn auSgießt, der Tummelplatz wildesten PartcihaffcS und der Mensch ist dort, so mag es scheinen, bestrebt, seinem Mitmenschen das Vergnügen an den gütigen Gaben der Natur zu verderben. Derartige Erscheinungen sinken wir in Spanien, in Italien und aus der Balkanhalbinsel. Namentlich der heißblütige und stolze, im Ganzen aber träge Spanier ist einem solchen Geschick anheimgesallcn. und nirgend wo scheint da» BolkSglück ferner und unerreichbarer al» in dem schönen Lande »er Kastanien. Dort haben die verschiedensten Regierung-systeme einander gejagt; Absolutismus, DEonstitu- tionali-mu-, Demokratie, Republik, MiiilairdictatuT, jesuiti sche-, konservative- und liberale- Parteircgiment haben dort mit einander abgeivechselt und der Spanier ist immer so un zufrieden und so unglücklich gewesen wie zuvor. Wir mag Da» kommen? Hat für die Spanier die Form der Regierung so wenig Bedeutung oder haben alle Regierungen so wenig gewußt, was den Spaniern Noth thut, da» keine sich auf die Dauer j» halte» vermochte - Vielleicht kommt die ganze MisSre daher, weil noch keine Regierung ernsthaft den Versuch gemacht hat, die anerkannten Mißstänkc zu beseitigen. Ter Spanier beschwert sich über seine vorsündfluthtiche Iusiizpflege. über die schlechten SlaatS- sinanzen. über den niederschmetternden Rückgang seines Han dels, über sein Steucrwcsen und über — seine säinmttichc» Regierungen. Denn diese haben ihm entweder keine Neuerungen gebracht oder solche, die nicht geeignet waren, da« allgemeine verlangen auch nur lheilweise zu befriedigen. Die gegenwärtige Regierung thcitt daS Schicksal ihrer Vorgängerinnen. Herr Sagasta galt von jeher für eine» unbeständigen Politiker und so scheint er auch jetzt der nöthigen Fesügkeit zu ermanacln. WaS ist das Programm der spani schen Regierung? Man will die Parteien versöhne», und die Thronrede, die jüngst bei Eröffnung der Corte« verlesen wurde, wandte sich an die Oppositionsparteien mit der Bitte, die Regierung doch ja sanft zu behandeln. Welch ein ver altetes und sozusagen kindliches Verfahren! Glaubt man allen Ernste», m dieser Zeit voll brennender Fragen und wirthschafllicher Umwälzungen sei der Augenblick für die Versöhnung aller Parteien gekommen? Dazu könnte wahr lich keine schlechtere Zeit gewählt werden. Die spanische Regierung verspricht allerdings in ihrem Programm, de», Prvceßverfahreu bessere Formen zu geben und im Steuerwescu zeitgemäße Acnderungen zu treffen, allein daü sind Versprechungen, wie sic alle änderen Regierungen dem Lande auch gemacht haben. Aber man hat vom Mini sterium Sagasta ganz andere Tinge erwartet, kenn man stürzte die Regierung des Herrn EanovaS del Eastillo koch nur, weil man glaubte, Sagasta würde thun, waü Eanovas nicht thun konnte. Tarin sieht man sich nun ge tauscht; Sagasta hat bis dahin Nichts gelha», waS CanvvaS nicht auch hätte thun können. Uebcrhaupl hat Sagasta in der spanischen Geschichte lange genug eine Rolle gespielt, um von den Spaniern endlich gekannt zu sein als DaS, waS er ist, als der Mann, der sich liberal nennt, aber keine festen Grundsätze bat. Tie Spanier haben sich wieder einmal täuschen taffen und Großes von ihm erwartet, weil er eben ein Anderer war; nun ist er ihnen aber kein Neuer mehr und schon ist ihnen der Geschmack verdorben. Allerdings mit Recht; aber ist daS nicht ein kindisches Spiet mit Regierungen? In tiefen Spaniern liegt, wenn sie regiert werden, ein anarchistischer Zug; wenn sie eine Regierung haben, so geberkcn sie fick, als ob sic überhaupt keine Regie rung ertragen könnten- ist aber, wie schon so oft in Spanien, ein anarchistischer Zustand cingetrtte», so breiten sie sich wo möglich bei dem Absolutismus wieder unter Dach und Fach zu kommen. Diese» Hin- und Hcrschwanken zwischen zwei Ertrcmcn bat die Spanier scheu sehr geschädigt: es beraubt sie aller scsten Stützpunctc, aber sie scheinen es interessant zu finden. Wie lange wird es dauern und Sagasta muß weichen? Schon acht Monate ist er Minister, grollt man, und er bat noch gar Nichts gethan. DaS Letztere ist allerdings so ziemlich richtig. Deshalb siebt man sich jetzt schon nach einem -Nachfolger für ihn um. Und wie lange wird Der regieren? Das mag Gott wisse»; in Spanien ist cS eben nicht aiigeiichm, Minister zu sein, und in dcn MinistcrhelclS herrscht eine Freizügigkeit wie ui den Gasthäusern. Nachdem auch die „Provinzialeorrespondenz", wie ihre andern oiiiciöscil Eolleginnen, sich eines gröberen Tones in der Bebandlung der Tagcssragen befleißigt, werden wirunS daraus beschränken, auch »»r kiegröbcrcn Irrthümer oder Unterstellungen dcS amllichen Blattes zurückznwciscn; und selbst dieses Bemühen verspricht eine Sisyphusarbeit zu werden. NeuertingS bat die „P.-Eorresponkenz" mit dem lächerlichen Ausspruch, die Forderung nach einem klaren Regierungsprogramm sei ein Ausfluß demokrati scher Gesinnung, der zu Volksabstimmungen wie in der Schweiz führen müsse, sich in bequemster Weise über die -Ausgabe lunweggesetzt, endlich einmal statt nichtssagender Redensarten oder unersüllbarcr Versprechungen tlar und bestimmt die Ziele und Absichten der RcgicrungSpolilik dar- zulegc». An der Verwirrung der öffentlichen Meinung, welche daS Ergebnis; der bevorstehenden Wahlen zu euieni so »»auslösbare» Näthscl macht, hat nichts Andere« mehr schuld als daö in jüngster Zeit zu», System gewordene U»i- bcrwersen mit lockenden Versprechungen, phantastischen Wclt- verbcfferniigspläncn und einem Phrascnschwall ohne wirklichen Inhalt, wie cS in der Berliner NegicrungSprcffe und von ihren kleinstaatlichcn Nachbetern getrieben worden ist. Vor Kurzem ries das AgitationS-Blatt den Wählern ein katego risches Entweder — Oder zu, und aus die sehr berechtigte Frage, was denn eigentlich mit klaren bestimmten Worten iiilter dem „Entweder", und was unter dem „Oder" zu ver stehen sei, wird u»S die Antwort, der Wunsch nach einem festen NegierungSprogramm mit greifbarem, wirklichem Inhalt sei eine dcmekratische Anmaßung. Die Ungeheuerlichkeit dieses Ausspruch« von oben herab stellt alle sonstigen maßlosen vssiciösen Scillänzcrkunststückchcn der gegenwärtigen Wahl bewegung iiescr in Schatten. Innerhalb der nationalliberalen Parteileitung ist man durch die Niederlage, welche die badischen Ge sinnungsgenossen in den jetzt sich vollziehenden Erneuerungs- Wahlen theil« schon erlitten haben, lheitS demnächst »och er leiden werden, keineswegs überrascht worden. Bei der engen Verbindung, in welcher die NationaUibcralen Baden- mit ihren politischen Freunden in -Norddeutschland stehen, war man aus diese- ungünstige Ergebnis; vorbereitet und auch ge nügend über die Gründe unterrichtet, au- denen e« selbst bei den eifrigsten Anstrengungen nicht zu vermeiden gewesen wäre. Gerade in Baden mit seinen inlimen, beinabe samiliären Be ziehungen zwischen Fürst und Volk ist der Rückschlag eine- veränderten Regicriing-knslemS ans die Stimmung der Wähler stärker, der Mangel eine- festen Programms fühlbarer, als in Staaten von größerem Umfange »nt festen Parteiverbältnisten. Es wird Niemand behaupten wolle», daß die Wahlen im Großhcrzogthnm bisher von der Regierung gemacht worden seien. Daß aber die letztere jetzt mit ihrem offenbaren Hinüber schreiten in die conscrvativc Grimksarbc den Nationalliberalen manchen Stein in den Weg ge legt, ist auf der anderen Seite so gewiß, daß eS zur Erhärtung dieser Tbatsache nicht cinmat der Beglau bigung durch Einzelheiten bedurfte, wie sic uns in den Briefen dortiger liberaler Politiker »erliegen. E- wird in diesen Mittheilunaen sogar offen genug cingestanten. daß auch der Rest der Erneuerung-Wahlen kein erfreulichere» Bild bieten werde. Selbstgefälligen Optimismus kann man den badischen Nationalliberalen schwerlich vorwerscn. Tie Thalsache aber bleibt bestehen, daß ihnen von den 20 Mandate», welche bis her besetzt wnrden, nur 9 wieder Zufällen, der Nest avcr an die Ullramonlanen, die Conservativen »nd die Volkspartei verloren gegangen ist. Wenn indessen conservativc Blätter über dieses Ergebnis; frohlocken, weil sie glauben, gemeinsam mit dem Ecntrum die Mehrheit zu erlangen, so dürsten sie sich insofern einer argen Täuschung hingeöcn, als die neu gewählten katholischen Abgeordneten in politischer Hinsicht der Votkspartci viel näher stehen als der conservativen. und demzusolae das zersetzende, regicrnngsunf'ähige und parti- eiilaristische Element in bedenklichem Grade verstärkten. Auch hier also dieselbe Folge der Umkehr in der Reichspolitik, wie sie sich bei dcn Wahlen in Baicrn vor wenig Wochen erst gezeigt. Tie Parteileitung de- Centrum» giebt den Be seht auö, überall, wo die Partei auch nur einigen Boden besitzt, eigene Eankidatc» auszustcllc» und erst bei dcn engeren Wahlen sür denjenigen Eanvidaten einer anderen Partei zu stimmen, der die „eorrcctcstcn" Erklärungen bezüglich der kirchcnpolitischcn Frage abgiebt. Die Ermahnung picktet ihre Spitze sichtlich gegen ein vorzeitiges Bündniß mit den Eonscrvativcn, wie cö an verschiedenen Orten im Gange war; man will sich die Möglichkeit bewahren, vor der Ent scheidung noch einmal einen Truck auSzuübcn, und die Unter stützung nur gegen bindende Versprechungen verkaufe». Giebt e« doch auch Fortschritt-Männer, die sich bezüglich de» Cul- turkampscS weit „corrcclcr" im ultrainonlanen Sinne auS- sprechen als irgend ein Conservativcr. Auch die westfälischen Anhänger der Centrum»- partci haben nnninkbr eine» Ausruf für die bevorstehenden Wahlen erlassen und ihre Eandikatenliste ausgestellt. Die letztere zählt 15 Namen. Von den westsälischcn Wahlkreisen sind acht für die Ultramontanen von vorn herein aussichtslos, sechs Kreise, den größten Theil des Münstcrlande» bildend, fallen ihnen diesmal ohne Zweifel ebenso sicher zu wie in allen srübcren Wahlgängen, und eS ist kort von andern Parteien nicht einmal der Versuch selbstständigen BorgelfenS gemacht worden. Im Wahlkreis Bielefeld-Wiedenbrück unter stützt daS Centruin erklärtermaßcn die Candikatur des bis herigen conservativen Abgeordneten Marcard, scheinbar i,n Widerspruch zu der Zurückhaltung, welche die Partei gegen über ihren Freunden von der Rechten zu beobachten ent- '.ibtoffen ist, in Wirklichkeit aber in vollem Einklang mit den -PewHzgrlnideu jener Zurückhaltung. Denn der Abgeordnete Mar'.arv markirt den äußersten rechten Flügel der Conser- valiven mit einer Schroffheit, daß sebst ein Kleist Rctzow gemäßigt gegen ihn erscheint, und er hat sich dcn Ultra montanen mündlich wie schriftlich i», Reichstag wie in Kund gebungen an seine Wähler so bedingungslos auSgeliescrt, daß eS diesen nicht schwer werden kann, dcn seltenen Mann in ihre Gemcinschast aufzunchmcn. Während die EcntrumSpreffe s. Z. dcn Nachrichten von der Ernennung der CapitelSverweser in Osnabrück und Paderborn ebenso wie späterhin der Ernennung des IN. Kor um zui» Bischof von Trier die hartnäckigsten Zweifel entgegensetzte, zeigt sie gegenüber den Gerüchten von der nnmitlcibar bevorstehende» Neubesetzung des Fulda er BischossstublS eine ganz auffällige Vertrauensseligkeit. Ter Hildesheimer General»,car IN Ko pp wird schon gar nicht mehr ander- denn alö geistliches Oberhaupt der alten Boni- saciusstadt angesehcn. Es fehlt nun freilich nicht an. sonst vorsichtigen, Politikern, welche diese Vertrauensseligkeit sür berechtigt halten. Dagegen soll nicht verschwiegen worden, daß in unterrichteten Kreisen mit der Rückwirkung, welche die Stockung der kirchenpolitischcn Verhandlungen auch ans die Frage der Fuldaer Bacan; gehabt hat, als mit einer feststehen den Thatsache gerechnet wird. Hiernach müßte cö scheinen, alö ob die bereits erzielte Verständigung über die Pcrscn des neuen Bischofs wieder i»S Schwanken gcrathen sei, und cs wird diese Annahme allerdings durch die auffallende Ver zögerung der Ernennung verstärkt. Wenn .Herr Ko pp in dessen doch noch den BischosSstiikl in Fulda besteigen sollte, so wird ihm (daS kann unocdcnklich anerkannt werden) von vorn hcrcin ein größere» Vertrauen cntgegengctragcn werten, als dem vr. Korn in in Trier. Steht ihm doch in dem Grafen zu Eulenburg, dem Oberpräsidentcn ve» Heffcn- Nassau, welcher, nach gut beglaubigter Mittheilung, seine Can- didatur in Anregung gebracht, ein ungleich zuverlässigerer EidcShelser zur Seile, als dem bisherigen Straßburger Dom herrn in der Person de- Statthalter- von Manteuffcl. Wie im „Reichs-Anzeiger" amtlich mitgetheilt wurde, ist der Geheime Ober-RcgicrungSrath Tiedemann zum Präsi denten der Regierung in Bromberg ernannt worden. Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, ist Herr Tiedemann. um sich von dem Fürsten Reichskanzler zu verab schieden, nach Bnrzin abgereist und wird sich von kort aus seinen neuen Posten nach Brombcrg begeben. Nach der „Danz. Zeitung" wird Präsident Tickemann am 24. oder 25. October sein neues Amt antreten. ES ist Alles wandelbar in der Welt, selbst die chauvi nistischen Anschauungen der Franzosen. Zuerst sprach man nur von der „ruhmreichen" Unterwerfung, dann von der „ehrenvollen", dann von der „nützlichen". Jetzt kennt man in Pari« nur noch — und daS ist der richtige Name de«Kinde- — ein „tunesisches Abenteuer", und Blätter, die früher diesen Ausdruck snr unpatriotisch erklärten, ge brauchen ihn jetzt ganz regelmäßig. Daß man in ei» solches Wespennest gegriffen, halte -Niemand gedacht, und könnte man heule die Zeiten zurückrusen, wo Mohamed eS Satok alö Vasall der Pforte in beschaulicher Ruhe ein fried liches Volk regierte, dessen schlimmste Unthalen orts übliche Hammeldiebstähle waren, man würde eS thun. Dabei ist Zweierlei noch gar nicht abzusehen: wann wird Tunis jemals Frankreich wahren Nutzen bringen und wann werken die zu bringenden Opfer ihr Ende erreichen? Die Deputaten der äußersien Linken wollen da- Ministerium fragen, ob die gegenwärtige Gährung und der Fanatismus der Araber in Tunesien derart sei, dag er dcn Franzosen sür lange Zeit die Sympathien de« Landes entfremden werde. Sic Lenken dabei offenbar an die Möglichkeit, sich, wenn die Antwort bejaht werken muß. noch aus der ganzen tunesischen Geschichte herausruziehen, sie rechnen dabei aber nicht mit der vcrhängnißvolleii Bedeutung de- Worte«: „Zu spät!" Jeder Tag bringt dazu neue Schreckensnachrichten. E» herrscht in dcn defekten Gebieten ein wilde-, kaum glaubliche» Durch einander I Niemand kann die Thatsache mehr verhehlen: ganz Tunesien steht in Flammen, und der Vormarsch aus Kairuan wird wohl ausqeschvben werden müssen; im Lande giebt cö eiligere Arbeit: Bedja, Kcs. Mater, die längst unterworfenen Städte, nehmen ein drohende- AuSschc» an und sind von Banden umschwärmt. Selbst aus Sukharraö kommen beängstigende Telegramme. Die Pariser Blätter, selbst die gemäßigtsten, erheben heftige Klage wegen des Mangels an Voraussicht und deS Fehlens jeder brauchbaren Oberleitung; sie halten dcn in Tunis commaudirenken Generalen vor, daß gar kein militairischeS Wissen daß nur gesunder Menschen verstand zu der Erkenntniß gehört, das; die Eisenbahn unter allen Umständen auss Ausgiebigste hätte beschützt werde» müssen; eS sei dumm gewesen, sie überhaupt den Tuncsen anzuver- trauen, noch dummer, Äti Bey keine Hilfe zu schicken, obgleich man seit Tagen gewußt, daß er diese bringend bedurfte; man hätte die Lage kei nen müffen, ui» allen Unfällen rechtzeitig Vor beugen und nicht wieder einem verhängnißvollcn „Zu spät" begegnen zu müssen. „Die Generale", so sagt ein Blatt, „müßten sich koch endlich gewöhnen, sich nicht inehr um die Befehle de» General« Farre zu kümmern, der doch Alle« ver fahre! Sic sollten selbstständig handeln, und schnell!" Der Ministerrath hat sich versammelt, um wegen der tunesischen Vorkommnisse z» bcrathen, und eS soll auch da recht erregt zugegangcn sei». Was aber kommen wird, kann man cr- rathcn: Mehr Truppen, mehr Millionen! Der Telegraph meldet denn auch, daß General Saussier ge zwungen sei und den Befehl gegeben habe, die FortS von Tunis zu besetzen. Ter Papst empfing am Donnerstag den in Bukarest beglaubigten englische» Gesandten White und beabsichtigt temnächsr, auch die in Rom eiiigctrofsenen argentinischen Pilger rn cuipsangcn. Der Empfang der großen italienischen Pilgerschaar ist aus dcn 16. d. festgesetzt. Tie Pilger werden gruppenweise daS Grab PiuS' iX. besuchen. Ter in einer Specialmission a»S Uruguay in Ron» eingetroffenc Minister de- Au-wcirtigen, Bordeiiana, ist vom Cardinat-Staat-secre- tair Iacobini empfangen worden. AuS London wird der „Post" vom Donnerstag ge meldet: „Der Fälscher August Hasenack stand gestern vor dem City-Polizeigericht in Guitdhall. Derselbe war im Besitz einer Kupserplatte zur Anfertigung deutscher ReichS- bank-Noten befunden worden. Ein Graveur Namen« Edward Connor sagte aus. daß der Angeklagte ihn wiederholt zu ver anlassen gesucht Hab«, fatsche Noten im Betrage von 1,200,000 Mart herzustellcn. Bei drm Angeklagten gefundene Briese taffen auf ein au»grdchnteS Comp tot aus dem Festlaude schließen. Die Verhandlungen »vurdea aus eine Woche vertagt." lieber daS Befinden de« Zare» gehen sensationale Gerüchte um. Der Londoner „Standard" hat Nachrichten erhalten, nach Leuen die Besserung, welch« dem Besuch in Danzig folgte, nur kurze Zeit angeyalten hat. Die nervöse Aufregung hat sich in aller Stärke wieder eingestellt Der Zar soll beständig feine Entschlüsse ändern, einmal seinen Ministern Vorwürfe machen, ein audcrcS Mal seinen intimen Freunden und sie eigennütziger Beweggründe bcschnldigen. AuS diesem Gemülhozustande des Staatsoberhauptes allein erklärt sich auch der ununterbrochene Beamtenwechscl. Baranow soll wieder auS Archanget znrüctberufen sein, noch che er da» Geringste für die ihm ausgetragene Hebung der Fischerei gethan hat. Koslow wird seinen eben eingenom menen Posten als Lherpolizeiineistcr von Petersburg wieder verlasse», ui» Tschcrewin's Nachfolger zu werden, der mit der Leitung dcü Schutzes der kaiserlichen Residenzen betraut ist. Die Quelle dieser ununterbrochenen Schwankungen in dcn höheren Bcamtenkreisen ist offenbar die Besorgniß Alerander'S III. sür seine persönliche Sicherheit und leider find gar keine Aussichten vorhanden, daß daS Gleichgewicht in de'», Gemüthe des Zaren iviederhergestcllt werde. Tie Pforte bemüht sich die «gvptifche Frage als sehr harmlos darznslcllen. Die in Konstantinopel in franzö sischer Sprache erscheinenden Journale veröffentlichen jetzt eine ossiciösc Kundgebung, in welcher eS heißt, der Khcdive habe die Pforte benachrichtigt, daß der jüngste Zwischenfall er ledigt sei. In Anbetracht deS Umstandes jedoch, daß die Pforte der Erhaltung der öffentlichen Ordnung in Egypten und der ungeschmälerten Aiisrechthatlung der Bestimmungen dcS kaiserlichen Fcrman die größte Wichtigkeit beilege, sei durch ein Irade de« EuttanS die Entsendung einer aus Ali- Nizam Pascha und Ali Fuad Pascha bestehenden Mission nach Egypten verfügt worden, damit diese gegenüber dem Kbcdive der Befriedigung deS Sultan« über die Maßnahme» der Lvcalbchördcn zur Erhaltung der Ordnung Ausdruck gebe und von den Anschauungen der Pforte über die wichtige Frage, betreffend die dauernde Sicherung der Rübe in Egypten, Millhcilung machen.— England erklärte sich übrigens mit der vom Sultan angcordncten Entsendung türkischer Com- nnffäre nach Egypten nickt einverstanden. Lord Granvillc schickte eine Note nach Konstantinopel, in welcher dargelegt wird, obgleich England dcS Sultans SuzcränetätS-Rcchtc nicht cinzusckränken wünsche, können dock schwere Bedenken wegen der Mission der türkischen Commisiäre nickt verhehlt werden, weshalv der Sultan am besten thun würde, dieselben lhunlichst bald zurückzurufen. Die „Vossische Zeitung" bringt auS Amerika eine überaus interessante Zuschrift über die in dcn Vc reinigten Staaten nach dem Tode Garsield'S herrschende Stim mung. Der Bericht läßt erkennen, daß Arthur sich hüten muß. daS politische Angedenken Garsield'S zu schänden. Alle, die an- persönlichen Beweggründen der Herrschsucht oder der Aemtergier Zank und Stroit veranlaffcn. würden die Strafe deS VolkSunwiUcnS z» erleiden haben. Die Nation ertrage jetzt mit Ruhe und Würde ihren schmerzvollen Verlust und verabscheue jeden niedrigen Parteikamps, sie würde abcr keine Geduld und keine Nachsicht mit Leuten, wie hoch sie auch ge stellt sein mögen, haben, die in dieser Zeit der Trauer An strengungen machen, die Bitterkeit beigclegter Zwistigkeiten von Neuem ins Leben zu rufen. Dwö möchten sich die CameronS und Conkling« merken, di« noch kürzlich mit ihrem Anhang in den StaatSconvcntionen von Pennsylvanien und Ncw--/)örk (in New-Aork glücklicherweise vergeben» d. R. d. L. T.) die alte Parteimafchine wieder frisch in Be wegung zu setze» bemüht waren und auf Rache sannen gegen die siegreichen Anhänger Garsield'S. Vor der Hand behält Arthur das jetzige Cabinei bei. ES ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, daß Präsident Arthur schon bei der Berufung de» Vunde«srnatk» zu einer Erecutiv Sitzung seine eigene Politik kund thut. so daß man zu er kennen vermag, ob er di« Wege Garfield'» wandeln wird
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