Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-09
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
. Vrsckeint täglich Mh 6'/, Uhr. Pr-nclio» »»- Ltittdiliii» AprrchHiindrn der UrMciion: BormittcigS 10—12 ttqr. ' Nachmittag 4—6 Uhr. tzi.t dle Rtickflllbe e naljandter Manulc'ivle Macht ßch dir Stedaction »«icht verbindlich Einnahme der für die nächstsolgende Nnmnirr besttmuite» 2userate an Wochentagen bis 3 Nhr Nachmittag», an Lann- nnS Festtagen früh bis i,9 Uhr. 3» -ni /ilmlrri siir 3»s.->»»ahme: ktta Klemm, Universilütsstraße 22, Louis Lösche, üoiharineustenße 18, p. nar bi» ';.S Nhr. KMM.TllgMM Anzeiger. SkM für Politik, Localgeschichte, Handels- un-Geschüstsverkthr. Meß-Auflage >7,1^«. jXdoniirinrntbprris Viertels. 4'/, KUl., incl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezöge» 8 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilage» ahne Postbesärderung 39 Mk. «it Postbesörderung «8 Mk. Inserate kAespaltene Petitzeile 20 Ps. GrShere Schriften laut uuserem PrriS- verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Tarls. tirclamen unter den tte-artionostrich die Spaltzeile SO Bf. Inserate find stet« an die «xpedttian z» feaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuuiariuxlo oder durch Post» Nachnahme. ^ 282. Sonntag den 9. Octobcr 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. StsenMche Sitzung dtr Stadtverordneten Mittwvc-, an» I?. Oktober».AbeubSU /»Uhr in» Eaale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: 1 Gutachten deS VcrsassungSauSschnffeS über einen OrtS- slatutentwiirf, die Erlanbnißcrtheilung zur Betreibung deö PsandleihgeschäslS betreffend, ll. Gutachten de» Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über die Uebertassung de- Platze- zum Bau deS CvncerthanseS. III. Gutachten deS Oekonomie- und Finanzausschüsse» tiber Beilegung der südlichen Vorstuthschlcuße um den Platz siir da» projectirle ConcertbanS herum. IV. Gutachten de» Finanzausschusses über ». eine Nachver- willigung sür den Reparaturbau in der Nicolaikirckc. d. Erhebung einer Kirchensteuer und Ausnahme einer Anleihe zum Neubau der PeterSkirche, o. die Lagerhos- rechming pro 1879. V. Gutachten deS Ausschusses zur Gasanstalt über Abände rung der Beleuchtungsanlagen u. auf dem Ranstävtcr Sleinwege am Eingang in die Jacodstraße, d. in der Goethestraße. die staatliche Cinkomiaensteuer bete. In Gemäßheit des FinanzgesetzcS vom 8. März vorigen Jahre- und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am SO. September diese- Jahre- zu einem Dritttheile de- GesammtbetrageS fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb aufgeforverl. ihre Steuerbeträge ungesäumt und spätestens binnen drei Woche«, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- Steuer Einnahme, Brühl ül, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusnhren. Leipzig, am 28. September l88t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Die Jahreszinsen der zur Unterstützung armer, alter, un bescholtener Jungfrauen in Leipzig, die sich durch weiblich« Handarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen, durch Krank heit, Alters- oder Augcnschwächc aber erwerbsunfähig ge worden sind, bestimmten Louisen - Stiftung sollen dem nächst von unS vertheilt werden. Wir fordern nach vorstehenden StistnngSbestimmunaen geeignete Bewerberinnen auf, ihre bezüglichen Gesuche bi- zum 22. Oktober d. I. bei unS (Rathhau», 1 Treppe, Zimmer Nr. 7) einzureichen. Leipzig, am 6. Octobcr 188l. Der Rat- der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. In Gemäßheit de» tz. l der Instruction für die An», sührung von Wafferrohrleitungen und Wasseranlagen in Privatgrundstücken vom t. Juli 1880 und der ätz. 2 und 7 de» Regulativs siir GaSrohrleitungen und GaöbeleuchtungS- anlaaen in Privatgrundstucken von, 2. März 1888 inach» wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr «hrtstian Heinrich «dolf Weiß, hier. Schenkendorfstraße 218, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemelvet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachge wiesen hat. Leipzig, den 6. Octobcr l88I. Der Rath der Stadt Leipzig. Attmailn. Vr. Georgi. Vekanlitmachlllig. In Gemäßheit des tz. I der Instruction für die AuS tührung von Wasserrohrlcitungen und Wasseranlagen in Privatgrundstücken von, «. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Srnst Ludwig Beyer, hier, Äckmhensiraßc 3, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen »ach gewiescn hat. Leipzig, den 8. Oclobcr l88I. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Allinann Vekalnitmachung. Einrichtung einer neuen relegraplteiibetrietsftelle in Leipzig Bei dem in der üörncrstraße Hierselbst neu eingerichleien Post- amte Re. 11 tritt am Sonntag den 9. dieses Monats eine Tele qraphenbctriebsstelle In Wirksamkeit. Leipzig, den 7. Octobcr 1881. Ter laisrrliche Lberpoft-Tirector. Waller. In der Strafsache gegen Grairitzl wegen Körperverletzung wird der 38 Jahre alle Valentin Gimmirl auch Gimmel qcnannle Handarbeiter ans ülifchezow bei tljest, »reis Tost Gleiwiy (Schlesiens zuletzt im Städtischen ürankcnhaule zu Leipzig, zur Vernehmung al« Zeuge aus »e« 14. vetoder 1ky>. Vormittag» II Uhr vor die II. Strafkammer deS konialichen Landgericht« zu Leipzig, Harkortstraste 9, l., Verhandlung« -aal, geladen. Man bittet, den pp. Giinmiel Gimmel) im Belrclunqsfalle an Obige« aufmerksam zu machen, auch iolcheniall« »nie» Angabe de« AnsenthaltSortes de« Genannten Nachricht anher zu geben. Leipzig, den 8. Oktober 1881. König!. Staatsanwaltschaft. Brückner. Vtliainilmachilng, »die Anmeldung zur Kirchcnvorstrhcnvaltl «n der Parochte der Matthäikirchr" betreffend. Nach Ablaus der Wahlperiode scheiden ans dem Kirchenvorstande der Matthäikirche nach Maßgabe der Kirchenvorstands- und Snnodal- vrdnung, ä. 6. 30. März 1888, ß. 17 aus die Herren: Stadtrath a. D. Vr. zur. Otto Günther, Bicevorsitzender, Buchdrnckereibesitzer Aibin Ackermann-Tenbner, Iustizrath, Rechtsanwalt und Nolar Ar. Einti Bärtvinkel, Iustizrath, Rechtsanwalt und Notar Robert Wilhelm Freukcl, kaiserlicher Bankdircctor Otto Emil Heller, Stadtrath. Kaufmann Gnstav Lchintdt-Löhlmann. Für diese 6 ausicheidcnden Herren, die übrigens wieder wählbar sind, soll durch di« tiirchengenieinde eine Neuwahl statt'indcn. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der Matthäikirchenparochie wohnhasten Männer evangelisch-lntherisclien Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr vollendet haben, vcrhcirathet oder nicht, „mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gölte- oder unehrbare» Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergcrniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei Wahle» der politischen Gemeinde auSaeschlosse» sind". Alle Diejenigen, welche ihr Stimmrecht bei der bevorstehende» Wahl ansüben wolle», sind nach gesetzlicher Vorschrift gehalten, sich entweder mündlich oder schriftlich dazu anzumcldr». Die mündlichen Anmeldungen werden in der Sakristei der Matthäi kirche entgegengenomnie» und zwar: Montag den 10. Octobrr ». e. l ununterbrochen von Vorm. 10 Uhr Dienstag den 11. Octobcr n. c. / bis Nachmittags 5 Uhr, während schriftliche Anmeldungen mit genauer Angabe 1) des» Vor- und Zunamens, 2) des Ltandro, Gewerbes »c„ 3) des Geburtstages und Geburtsjahres, 4) der Wohnung, während brr gedachte» beide» Tage ebeiisaUS in der Sacristei und auch schon früher in der Wohnung des Pastors I). rkeol. Evers (Psafsen- dorser Straße 1, 1l) niesergelegt werden können. Um Jrrthünier über die Zugehörigkeit znr Matthäikirche» Parochie zu beseitige», sind nachstehend die sännntliche» zur Matthäi- kirche gehörigen Straßen und Plätze der Stadt ausgesüijrt. Aucnstraße, An der alten Elster, Bahnhosstraße Nr. 12—19 und die Bahnhöfe, Barsußgäßchen, Brühl 1—17 und 89—89, Blücher straße, Blücherplatz nebst Balmhos, Berlinerstrabe mit Bahnhos, Canalstraße, Eberhardstraße, Eutripschcr Straße, Erlenstraße, Excr- cirplatz, Färbcrstraße, Fregestraßc, Große und Kleine Fleischergasse, Fleiicherplatz, Frankfurter Straße, Neues Schiitzenhaus, Kuhthurm, Gcrberstraße, Gustav-Adolph-Straße, Hainstrnße, Hallische Straße, Humdoldtstraße, Iacobstraße, Katharinenstraße, Keilstcaße, Lcssing- straße, Leibni-straße, Lortzingstraße, Löhrstraße, Lührs Platz, Markt Nr. 4 — 9, Naundörlchen, Neukirchhos, Nordstraße, Parthenstraße, Psaffeudorser Straße mit Psaffcndors, Packhosgasse, Plauenschc Straße, Plauenscher Platz, Poniatowskystraße, Ranstädter Steinweg, Rosenthalgasse, Thrarergafie, Theaterplatz, Töpserstraße, Ujcrstraße, Waldstrabe, sjorkstraßc, Z-llnerstraße. Alle stimmberechtigten Glieder uuserer Gcmeiud« korder» wir dringend aus, sich an der bevortzhendG Wahl zahlrllm P> belhei- llaen und »n de« Zweck ihr« Anmeibuug t« per ««dachte« Weise recht,etti« bewirk«« r« wollt». Leipzig, den SO. September 1881. Ter Mich uborstaob p«r Matthäikirche. V. Ever«. Lrlrdlgt hat sich der unten« 19. Juli d. I. hinter dem Kellner Friedrich Hermann Schieferdecker au« Osterfeld bei Raumburg a. S. von un- erlassene Steckbriek. Leipzig, am 7. vctober 1881. Das Polizei-Amt der Stabt Leipzig. vr. Rüder- Rfdr. Faldix. Nichtamtlicher Thetl. i Leipzig, 9. Oktober. Seit Jahren hören ,vir. daß der LiberaltSmü» mit seiner Gewerbefreiheit de» Handwerkerstand an den Rand deS AdgrnnbS gebracht habe und daß nur eine gründ liche Aeuderunc, der bestehenden Gesetzgebung demselben dir Bedingungen eme» gedeihlichen Fortbestandes wieder gewähre« könne. Um so interessanter ist die in der gegenwärtige« Wahldeiveguna sich öfter ausdrängende Beobachtung, daß «e Meinungen über da» Anzustrcbende zwischen den Hand werkern und ihren conservativen Gönnern wett anö- einandergcbcn. Ein Beispiel davon hat noch der a« 3. d. M. in Brandenburg abgehaltene Parteitag geliefert. Tywt hat Herr Lohre», nach dem Bericht der .Hkreuueituag" offen erklärt: „man müsse den Schutz de» Handwerk» nicht :u weit treiben, da« sei ebenso gefährlich als da» andere Ertrein. die vollständige Gewerdesreiheit." Speciell hatte der Redner dabei die Forderung wegen Beseitigung de» Magazm- tvesens im Auge. Er meinte: „die Conservativen würden einen Fehler begehen, wenn sie zu dieser Forderung eine» TheileS der Handwerker die Hand böten." lieber die Richtigkeit dieser Anschauung kann Niemand in Zweifel sein. Der kansmännische Vertrieb der Fabrikate de» Kleingewerbes in große», ans« Vielseitigste auSaeslattrten Magazinen hat sich so naturgemäß entwickelt, entspricht so sehr dem Geschmacke de» tausenden Publicum-, daß eine Aus hebung dieser Einrichtung, ihre Ersetzung durch die vereinzel te» Werkstätten und noch dazu auSgeführt durch staatlichen Hinang, die baare Unmöglichkeit sein würde. Nickt den Magazinbelrieb zu verdrängen, sondern ihn selbst in di« Hände zu bekommen, muß da« Bestreben der Handwerker sein. Da< in diesem Jabrc erlassene JniliuigSgeseh hat auch gerade in dieser Ricklnng sehr deutliche Fingerzeige gegeben. Um so bezeichnender aber ist cS für die ganze sogenannte Handwerker- bcwegnng, daß der Rns nach einem ausdrücklichen Verbot de» Magazinivcse»« immer lauter wird. Es giebt sich hier eine Begehrlichkeit zu erkennen, welcher daS Maß sür das praktisch Durchführbare, das Verständniß des GcsammtcharakterS der heutigen Volkswirthschast gänzlich verloren gegangen ist.- Eben diese Begehrlichkeit ist es, welche so mancher aikdrren Forderung der „Handwerke»Partei", insbesondere aber den. Verlangen »ach dem Jiniungsrwaua. al» eigentlich treibende» Motiv zu Grunde liegt. Wer Vcrbällmsse und Anschau ungen in den betreffenden Kreise» kennt, weiß auch, daß der großen Masse der Handwerker der Begriff de« Innung« zwange« lediglich unter der Form de- alten Zunftwesen» mit seinen Zwang» und Bannrechten denkbar ist.' Nur so begreift sich die Schwärmerei eine» TheilS unserer Hand werker siir „Zwangsinnungen", ein Jeder erträumt sich dabe eine privilegirte Stellung, die ihn sür alle Zeiten gegen jede lästige Eoneurrenz sichern soll. Politisch urtheilSsähigr Männer, ivie sehr sic auch der conservativen Richtung an- bängen mögen, erkennen freilich leicht, daß ei« Apparat ein ""L'« »' H LS.S Forderung der ZwaugSinniiug Helldors eine gewiesen — >>» Reichstage g H - - SL 5SÄW »» bcrvorgcruscn Hai. für die letzteren m Wirklichkeit nur zn Entläuschuiigen führen kann. Der Berliner Eorrespondent der „Time-" muß gättj wnnL^Qnelle» besitze!!, ivenn er dem SürA-n B'-m arä nicht nur Smnpalhien sür den wunderlichen Orient-Berthei- lnngsplan seines „WettblatlS" oder des Cab.nc S Glc.^ stone andich.et, sondern auch ganz best.mntteAuSsprüchs dG Reichskanzlers anführt, »' denen England zur Annc^io EgYPtscns sreundschafttichst cingelaten wird. Soweit d escS versuchte Eindezichen der dculschen Politik bedurfte, ist dieselbe von anderer Se.le her bereit» gegeben worden. Nicht ohne Absicht läßt »w Regierung '" ^ 'h ru Gebote stehenden Presse an die bittere Feindschalt Erinnern welch- G l a d s. o' S Reden zu der Zeit, als er „och Führer der Opposition war. M"' O-,t.er- rcick, albmeleii. gegen dasselbe Oesterreich, da- ,ctz schmeichlerisch angegangen wird, durch den Vorstoß au Salvnichi der dritisck»en Politik die Kastanien auS dem Feuer zu holen. Wenn »un heute die „Times" den Ruazug anlrilt, und ihren Fühler lediglich als rin Privatvergnügen der Nedaction vehandelt, so tauscht Das bei uns Niemanden Über de» wahre» Charakter dieses eigenthümlichen Zwilchen- salleS, welche dem Premier Gladstone voll und ganz zur rast satlt trotz der Selbstopserung deS Citu Blatts. In welchen rum Tbell recht seltsamen Berscklingunaen und Berlcgenheits- beziehnngen die augenblickliche englische Politik Zw der Politik der andercn Eabincte und namentlich Frankreich» steht, sott hie, und heute nicht Gegenstand der Erörterungen d?'SntÄdMg^zwische? d!?Älh?!n!m!!ß!"ugd Downing- Street selten eine tiefere gewesen isls a>» -aerade >m gegenwärtigen Augenblick. Vielleicht kein zweite- Staats mann hat die Kreis« de» Fürsten Bismarck in solchem Grade gestört wie Gladstone »nd zwar in Zeiten kritischster Spannung, wie sie durch die Lossagung von der russischen Freundschaft gegeben war. Wenn gleichwohl äußerlich ein leidliche» Berbältniß aufrecht erhalten wurde, so ist eS wohl kaum allgemein bekannt, daß ein wesentliche» Verdienst hieran dem deutschen Botschafter in London, Grasen Münster, ge bührt. welcher «ö geschickt verstanden hat, gegenüber den wechselnden Anschauungen der Tory- und der Whig-Regierung nicht dlo» die feste Ueberlieferung der deutschen Politik würdig zn vertrete«, sondern auch persönlich gute Beziehungen zu den gegenwärtigen Machthabern an der Themse zu unterhalten. Mehrere preußische Bezirksregierungen baden Anlaß ge nommen. die unteraeoeurn Behörden daraus ausnierksam zu mach««, daß mehrfach eine unstatthafte Lässigkeit in Betreff solch« Personen stattgesunden habe, welche, nach Amerika lNoI«»a«dert, dort da» Bürgerrecht erworben, e» aber al« zweijährigen Aufenthalt in Deutschland wieder He» «nd nun nothwendigerweise der Militairpflickt i werden müßten, fall» sie sich noch im dienst- Alter befinden. Der Naturalisationsvertrag von 18-8 enthält hierüber genaue Bestimmungen, die noch in, vorigen Jahr« durch «m« Instruction de» Reichskanzler» im Einversländ- »iß mit de« preußischen Ministern de» Innern und de» Kriege» ihr« genanere Erläuterung fanden. Trotzdem ist e» vorge- komm«. daß Personen der erwähnten Classe unbeanstandet in ibrer alken Heimath gelassen wurden, während die ver- nutthung dafür sprach, daß sie seiner Zeit nur au»gewandert waren, um der Militairpflickt zu entgehen. Es liegt hierin eine nickt zu leugnende Ungerechtigkeit gegen Diejenigen, ivrlche nicht Zeit, Geld und Gewissenlosigkeit genug besitzen, sich durch ähnliche Umgehungen der Gesetze dem Rufe de» vater- lande» zu entziehen, und e» ist deshalb nur zu billigen, daß innerhalb der Grenzen der Verträge mit Strenge daraus gehalten werde, jeden Wiederholungsfall anSzuschlietzen. Man schreibt un» au» Berlin: „Die vollendetsteUnllar- hell scheint nun eininal zum Charakter der gegenwärtigen Kirchen Politik zu gehören; jede Aufklärung, die von ofji« «öser Seite unternommen wird, erhält zwar einen begrenzten Abschnitt au» dem wirren Gewebe der deutsch-vatikanische» Abmachungen, aber da» eigentliche Wesen derselben entzieht L? «'"sicht weiterer »reise. In Fragen, die nach de« «hg. Miguel schönem Ausspruch ..an da« Herz de« Volke« schlagen" ,st solche Einfübrung diplomatischer Gewohnheiten und H,lf«ni,ttel aus» Tiefste bedauerlich und schädigend. Anch heute machen die Ojficiösen erneut den versuch, die Kreuz- nnd Ouersiige der preußischen «ircbenpolitik zu erläutern. Nicht der Staat, sondern die Curie sei der entgegenkommend« Dheil, vom Papit und nicht von der Regierung sei zuerst die Geneigtheit zuin Frieden kundaegeben worden. Das Zweite mag richtig sein, aber da« Erste bleibt darum dock falsch. Denn e« kommt schwerlich daraus an. ,ver formell den Anfang gemacht, al» vielmehr daraus, wer durch sein Verhalten den, andercn Theil Anlaß gegeben, 2-bw'nten der alten Festigkeit und Kampfe»- 7' «" zu glauben »nd daraus hin kluger Weise den, Gegner goldene Brücken zn bauen. E» wird denn auck der N «. "'^t gelingen, die Tbatsach« an« der Well zu schaffe» v»? » ' ^ 1" den, nackmaligen Schwanken «r Kirchenpotilik nickt in dem Verhält,„st von Ursache und weil'H^'' d<sK »maekehrl Falk gehen mußte. ne,l scheu lange vor seinem Rücktritt die Wendung nach Ä dl«"- bc» Fürsten BiSmarck lag ^i.dlatt strllt „ch so an. al» ob zwischen dem Regier,maS trM VG am 20 Februar 1878 und dem Ninf. ltttt de« Minister« Falk am ,3 J„l, 1879 die Fenigkei, der preußischen Kirchenpolitik im Sinne de» Letzteren un- erschüttert gewesen sei, und al» ob sür da« cingcreichte Ent« lassungSgesnch mir p«rsönlick>e oder Gott weiß >velche Gründe, sick^r aber nickt solche aus der römische» Frage, maßgebend gewesen seien. Wenn die Historiker der „N. A Z." besser unterrichtet wären, wüßten sie wissen, daß I)r. Falk mehrere frühere Abschied-« acsucke nickt „aus persönliches Bitten de« Rcichskanzlcr» zurückgehaltcn", sondern tbatsäcblich ringcreicht hat. darunter eine« vom Mai 1878. Sie müßten ferner wissen, daß die in Aussicht genommene Ernennung der Hosprediger Kögel und Stöcker zu Mitgliedern de» OberknchenralhS, welch« gegenzuzeichnen vr. Falk Anstand nehmen mußte, nur den letzten 4l»laß zur Entlassung gab. daß sich aber in Wahrl>eit eine immer tiefer gehende Sct»eidung zwischen den kirchen« oli tischen Anschauungen an höchster Stelle und denen „all'» herauSgebildet hatte, eine Scheidung, ivelcke unüber brückbar erschien. Falk selber hatte in seinem Entlassung»« qcsuck und einer später eingereichten Denkschrift diese grund sätzliche Seite der Sache niit der ihm eigenen logische« Klarheit entwickelt. Die Ossicivsen sind sehr plump und ungeschickt, indem sie an jene Zwischenfälle erinnern." AuS einer Rede, welche Herr von Schorlemer-Alst dieser Tage in Münster gehalten, sind die nachfolgenden Bemerkungen von großem Interesse: Bei der Unsallversicherung müssen meiner Ansicht nach die Ber- sicherungsprümien von den Arbeitgebern allein, oder von ihnen und den Arbeitern zusammen aufgebracht werden, keineswegs aber darf der Staat sich hieran betheiligen. Und diese- Letztere gilt auch vo» den Invalidencossen, mit deren Schaffung man sich ja tragen soll. Wir »vollen nicht, daß diese von Reichs wegen durchgcsührl werden, sondern daß sie sich an die Innungen, Korporationen oder Loni- munalverbSnde anschließm. Denn einmal haben wir bereit» genug Staatspensioiiäre und dann auch muß daS BerhülNuß zwischen Arbeitgebern und Nehmern rin patriarchalisches bleiben; jede Ein mischung eines Dritten ist vom Bösen. Will der Staat diese Casse» durchführen, so kommen wir schließlich dahin, daß Alle EtaalS- pensionüre werden, und sind nahe dem socialdcmokralischen Staat. Der Bestauvtheil der Socialpolitik de» Reichskanzler», der vorzugsweise die Bezeichnung „ staatösocialist > sch " ver dient, wird sonach von de», Führer deS EentruniS ans» Bestimmteste zurückgewirsen, in Nebercinstimmuiig mit zahl reichen ähnlichen Kundgebungen auS de» Reihen seiner Partei. Und doch sollen allein die Liberalen die Gegner dieser Pläne sein und die Rechnung aus da» Centn»» »reibt nach wie vor ihr Wesen. Selbst besonnen und selbstständig denlcndc Cvn « scrvative können, wie neulich Herr von Rauchhaupt bewies, ihre schweren Bedenken gegen diese Scilc der Social politik de- Reichskanzler» nicht verhehle». Der in Chur zulammengetretcne sorialistische Welt kongreß hat seine Sitzungen geschlossen. In der Schluß sitzung wurde die von un» bereits niitgelbeilte Frage Vlll bezüglich de-Erlasse» eine» gemeinsamen Manifestes an die Arbeiter aller Länder wegen »„gcnüqendcr Vorarbeiten ver neint, dagegen eine Resolution einer Commission angenommen, welcke besagt, die Arbeiterparteien befänden sich in einer Krisi», die Lage in den einzelnen Ländern sei zu verschieden, »in eine aemeinsame Taktik zu ermögliche», eS sollten aber gewisse Grundsätze und Ziele al» gemeinsam angenommen werden. In ersterer Beziehung müßte den Bourgeviöpartcie» gegen über eine besondere Clasienpartei organisirt werde», dann müßten nach Verschiedenheit der Verhältnisse in den verschiedenen Ländern alle Mittel, vo», Slimmzettel und Streik an bi» zur Revolution und weiter angcwendct werden. AIS nächste Ziele werden die volle körperliche und geistige Entwickelung der Person ans Kosten der Gesammtbeit, Uebcrsühning der Production-- und Verkehrs mittel in Gesammtcigcnthum und voller Reinertrag der Arbeit für jede» Arbeiter bezeichnet: Für die Abfassung eines gemein samen Manifestes sollen Vorschläge sür den nächsten inter nationale» Congrcß. dessen Organisation der französische» Arbeiterpartei anvertraut wird, ausgcarbcitet werde». AlS dicse Unholde anScinandcr ginge», ries man: Ans Wiedersehn in Paris! Darauf große Volksversammlung, in welcher auch der deutsche Abgesandte Braun sprach. Derselbe kvmmt aus das erste Jahr nach den, Socialisicngesetz zu sprechen, dem sich die Socialisten untcrworscn hätten, weil die ökonomisch« Krisi» die Arbeiter cntmuthigt hätte, der Haß der kleinen Bürger gegen die Socialdcmokratie beispiellos gewesen und die Regierung die stärkste in Europa sei. Deshalb sei ein Ausstand unmöglich gewesen. Während von Aus reißern der Ruf nach Cönspiration erscholl, seien die Socialisten bereit» an der Schaffung ihrer Organisation gewesen, die im Congreß zuWyden ihre» Abschluß gesunden, und jetzt sei ihre Organisation fertig. „Unsere Partei ist eine reine Arbeiterbewegung, ihr Kamps ist ein reiner Classen kämpf. Wir habe» keine socialistische» Studenten — diese lassen sich an den Fingern zählen — die deutsche studirende Jugend ist corrumpirt, charakterlos, verroht, wie sie in der Antisemitenbewegung unter Stöckcr'S Führung sich erwiesen. Unsere Partei ist groß; eine große Partei kann di« Fron »Veränderung nicht so rasch vornehmen wie eine Person oder eine Gruppe, und außerdem waren wir nie so centrali- sirt, daß eine allgemeine Schwenkung sich sofort hätte voll ziehen lassen ..Wir glaube», daß unscrc Leser an diesem Berichte genug haben werden. Das Mitgcthcilte wird hin- reichen, die Bedrohung unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung durch die Socialdeinokraten i» hinreichendem Lichte erscheinen zu lassen. Der Nihilismus erhebt in Rnßland wieder,»» daS Haupt. Die wir gestern berichteten, wurden zwanzig Zöglinge derPetrrSdur g er ConstantinowscheilMilitairschnlrvcrl'astet, die revolutionärer Umtriebe verdächtig sind. Außerdem sind in Petersburg Maffenverhastungen vorgriwinmen worden. Unter den Gefangenen befinden sich auck wichtige Thrilnrhmer an den früheren Attentaten. Auch einem AltentatSproject ist man ausdieSpur gekoininr». Ter belreffeiite Anschlag soll gegen den Kaiser aus seiner Moskauer Reise gerichtet gewesen sein, und zwar in Wladimir: verkästet sind daselbst zwei Telegraphisten, welche die bezüglichen Depeschen verricll)en und bei denen sich viele» Bezichtigende fand, so daß sich daran- eine An zahl weiterer rierbaskuiigcn, eine» ConductenrS, mehrerer junge» Damen u. s. w. ergab. Aus die Angabe drö einen Telegraphisten, welcher noch sehr >»»g »»d z» allen Geständ nissen bereit ist, wurde» in der Näl^c der Station ei» Kesser »nd eine Kiste aiiSgegraben, deren Inhalt wohl sehr gefährlich erschienen sein „»iß. da wiederum neue Verhaftungen folgten. Die es sic i öle Presse von St. Petersburg heinühl sich seit einiger Zeit, in den wichtigsten europäischen TageSfragcn
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite