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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-11
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1881
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reis- aber Sroc. pnl- pcr Mai »ber- loco "per per )ckO. k. oo, lbSl ltus per No- >end. «lue L« Br.. und i^OO. »brr ». — dar» ider- St. Loco halb l. — «e- per 2Lrz aatt, 3^0 per per ». udl.) aber 0»/. >. — gen. le». :ide- zea gen. e in bi» nell, tilo- en, > 32 -21 kilo- 0. vr. Br. ilier ISO do. do. do. iber »d. ind, «»» di« ltai Sk«. rnd ihr« und und «ea ,e. >»g !tr« ans .SO .Ä; .7b In» INN der en. ic- lrr Erscheint täglich früh «'/. Uhr. »r»«ttisa on- Lr»s-ttio» JohanneSgasjr 33. -prschkun-sn -er Kr-artiou: vormittag» 10—12 Uyr Nachmittags 4—6 Uhr. ga» dt« - nt Ikl M»cht sich Anna»«« der für »t« »tchftsolaenv« Nn««er bestimmten Inserate an Wacheulagen bi» 0 Uhr Nachmitta,«, an Tann- »n» Festtagen srntzbts'i.OUtzr. 2a den /ilialra llir Jas.-^naahme: ktta »rmiu. UniverfftätSstrahr 22, 1'ani« Lisch«, Kathaeinenstraße 18, p. «nr dt» '/,s Uhr. 'cimigcr.«MM Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. M-si-Auflage L7LSQ. Aboaannrn«s»rri» vierielj. 4'/, MH., inrl. Vriagerlolm ü Mk.. durch die Pos« bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebübren lür Extrabeilage, ahne Postbeiörberung 39 Mk. «l« Postbeiörderung 48 Mk. Inserate Saespaltene Petitzeile 20 Pf. LrSßere Schriften laut unjerrm Prris- verzeichniß. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. Nerlamen unter -en Kedactionokric» dt» Vvaltzeile SO Ps. Iuserate sind stet« an die ExpeSirion zu ieadeu. — Rabat» wirb nicht gegeben. Zahlung pruouuim-rnmlu oder durch Post» aachnahine. 281. DieuStag den 11. October 1881. 75. Jahrgang. Herr Tesla Amtlicher Theil. Vekalinllnaihllng. Der an» 8. Juli tieie» Jahre« zu vvnnewih verstorbene i Buchvruckereibesiyer Paul Gustav Kürsten hat in seiurin estamente der Bclker'jchcn Stiftung sllr Blinde 3000 Mark auSgesetzt, kurz vor seinem Tode aver mündlich de» Wunsch au-gesprochcn, daß diese» Legat auf bOOO Mark erhöh! werden solle. In Folge diese» Wunsche» haben seine Erbe« der Becker'- scheu Stislung den Betrag von Fünftausend Mark gewährt und hierdurch zugleich ein schöne» Zeuaniß ihrer eigenen menschensreunvllchen und wohllhätigen Gesinnung abgelegt. Wir haben beschlossen, die gedachte Zuwendung, deren insen nach der Bestimmung der Geber möglichst zur Unter« tützung au» der Blinden-Anitall Entlassener dienen soll, an- zuuehmen, und dringen die» hierdurch mit dem Ausdrucke unseres wärmsten Danke» zur össenklichen Keuntniß. Leipzig, den 7. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Geor g i. Harrwitz. s stl Vekannlmachung. Zum Akt. LTvvemver d. svu an unserer Real schule >. Ordnung di« Stelle eine» wissenschaftlichen Hüls»- lehrers mir einem Iaoreseinkommen von 1800 Mark beseht werden. Geeignete Bewerber, welche die Befähigung zur Erthcilung de» Unterrichte» im Rechnen, in der Geographie und Geschichte eventuell zur Crlhoilung de» SchreibunterrickteS besitzen, wer den aufgesordert, ihre schriftlichen Bewerbungen bi» zum 20. diese» Monat» unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eines kurzen Lebenslaufe» bei un» einzurrichcn. Leipzig, den 3. October l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Wilitch, Ass. TiischkMkliUhlk. <t» G»rte»o»,ai« »o, schwarze« Leder, enthaltend »ln rkstück, einen Pseanig. «ine» Haudschuhknöpser und emige ans »an «ohplah«. am «. i. Mt«. Nachmstt«»: . ei» braunteherne« OetdkHfchckea «tt Oelde« Schlößchen, enthaltend 5 ^l 50 ah, in Fünfzigpseantgstüilr», sowie ein Kämmchen und eine Visitenkarte ans Varl Toll« lautend, aus dem Luaustuötzlatz, am 2. d». Mi». Nachmittag»; 8) ein ebensolche« Portr«annat« 1 50 ^ in kleiner M Tag», zu derselbe» Zeit; 4) ein Geldtäschchen von enthaltend <O ^ und ein Zetzntrsl»«« der 100. königl. sächsische» Laadeslotterir Nr. 44,47V, IV. El., ebenda, zu gleich» Zeit : b) ein« desgleichen von braunem Leder mit gelbem Schlößchen, 5 50 in zwei Zwetmarck-, einem Markstücke und ^ . sowie rme Rechnung, an gleichem Orte, zur uäm- O) »i» rvrnsolchrs von schwarzem Leder mit Stahlbllgel und nn Inhalte von ca. « ^!, t» Mart» »ad Fünfzlgpfeuatgstücken, z» derselbe« Zeit, ebenda; 7) rin Geldtäschchen von grünem Leder mit Gummiband, rnd haltend ca. 8 » ln div. kleiner Münze, sowie ein Messerche», eine» Kalender and zwei Recevte, auf dem Königs- oder Roßplatze, au demselben Tage Abend»; 8) ein« deSgietchc» von schwarzem Leder mlt gelbem Schieß- chen, enthaltend 4 >! 50 tu kleiner Münze, sowie einige Visiten karte», aus dem Rastplätze, am 8. d. M. Abend«; 9) ei» kleine« Portemonnaie von schwarzem Leder, mit Stahl- bügrl und einem Inhalte von ca. 15 ^l, tn einer Krone, einem Lhaler und kleiner Münze, im Mellini-Theater, am k. d. M. Abends , 10) ein rdensOlche« von braunem Leder, mit gelbem Bügel, enthalte»» 20 in Zweimark, und Markstücken, aus dem Fleischer platze, am 8. d. M. vormittag«; 11) Rn» desgleichen, alt» darin 8 ^1 50 in Mark- und Fansjigosennigstückea, auf dem Rvstplatz«, am nSmlichea Tage Nachmittag»; 12) «tn« silberne Lhlinderntzr mit Secnud«, Goldrand und geriester Rückseite mit wappensörmigem Schildche» l» der Mitte, ebenda, am gleichen Tage Abend«; 13) rin« alte silberne Repetirnhr mit silbernem Zifferblatt, defrctem Lharnier und glatter Rückseite, nebst kurzer breiter Haar» keil« mit goldenem Beschläge, gleichsall« aus dem Rastplatz«, am g. d. Mt«. Nachmittag». Etwaig« Wahrnehmungen übet derartige Diebstähle oder die Thäter sind ungesäumt de, unserer LrlminaUAbthellung zur Auzrige za dringe». Leipzig, am 10. October 1081. Das Polizei -Amt der Etadt Leipzig " Vr. Den euthaltend mit einem Inhalt« von rünze, auf dem Rostplatze am nämlichen vr. Rüder. necke. Gestohlen wurden allhicr erstatteter Anzeige zusotge: 1) Ein Portemonnaie von schwarzem Leb«, mit vtahlbügel enthaltend ca. 23 ln blv. Silber» und Rickelmünze, au« einer Schlafkammer M Nr. 48 der Waldstrast«, am 26. v. M.; 0) rin »irrräderigrr Handwagen, rotd gestrichen, mü Leitern aha« Stemmleistrn, am tzintertherl mlt risernru Krruzbüadern »er- sehe», au« dem Hosranm de« Grundstück« N» 7 am Reukirchhos, am »0. ». M.; 8) eine kurze goldene Lamrn»Vhrkrtt«, zwesstrüngtg, «i» Quast», nebst goldenem Uhrschlüffel und MrdaiOo«, ln letzterem befaad sich ein» Herren, und eine Damen-PhotograpPr. an» einer Schlasstube in Nr. »0 der Zc tzcr Siraste, am 80. ». Mt«.; l> eine tombakene CtzlindeNthr mit Sekunde und arriefter neüe^au« einer Wohnung in Nr. S? der Llrbtgstrast«, am S) rin» kleine Tchwarzwäldrr Wanduhr ohne Gewicht«, bei Grlrgendrit eine« Umzug« vou der Peter», nach der vurgftraß«, am ». ds«. Mt«.: «) rin schwarzer Atlehnt mit wristsRdenem Futter ,,d dem Tanzsaal im Schlosst «Lu 0) ein schwarzer Ftlfhnt mit weistsRdrnem FutI Firmenstempel .Läaarä Uearned Zenänlti", au« dem Gautheo», am gleichen Tage Abend«; 7) Ru alter dnnkelgrüner WinterRhrrtzletzer. Rn da» engl. Leder. Rnr baumwollene Jack», ein« braun« R» Paar wolle»« Satten, rin Paar Holzpantoffel» RnlkfOtzchen ml«»«» Nachschlüffrl» an« einer vauda», GdNnstraste, tn der Nacht vom 2. zum 0. df«. Mt«.; « R, arldledenw« GelMäschche« «tt einem Inhalte von ca 8 ^1, in Rnem Thaler. zwei Markstücke» und kleiner Münz«, au« Han, Hafen Tnchmütze, uad «tu an der t« von rothem^e^rr*»it gelb«» Schlößchen laltammer ff) R» Pareewannat« , itüallrad 10 ^l 50 t» Rarr Krone »nd Rae» Fünszigpf«»,,,. w. a»ß Rner Wohnung t» Nr. S der Liebigstraste, vom 2. bi« d. Mt».; 10) ein Arauenpaletot von grauem Stoff, mit einer Reih« Iraner Hornknöpse, iowie ein blau und wnstgestreiste« wollene« ümschlagetuch, an« einer Schlaskammer in Nr. 2V der Lützow- slraste, am 6. d. Mt». Abends; 11) rin R>e« graue« Packpapier und Rn Rie« rdensolche« von rauner Farbe, au« dem Hojraum de« Grundstücks Nr. 6/7 der NeichSstrast«, zu derselben Zeit; 12) eine au«grichlachlete Gand, eine Quantität Speck, 6 Kilo an Gewicht und zwei geräucherte Würste, au« einer Ücllerablhei- lung in Nr. 2 no a. d. Pleiße, am 7. d. M. Abends; 13) Rn Winterüdrrzte-er von dunkelgrauem FloconnS, mi» lchivarzem Lamnieikragcn, Seitentaschen mit Palten und schwarzem ÄollatlaSsutter, — in den laichen befand sich rin grau und chwarz carrirte« seidene« Halstuch und lin Paar graue Zwlru- haudschuhr, au« einem ResraurationSIocalc in Nr. ü der Nicolai- traste, an demselben Abend: 14) zwei rvth- und ive>stcarrlrt« Bettüberzüge, ein blau und weißcarRrter drrgleichcn, drei Tischtücher von weißem Damast, ,ez. X. A.. sech« Handtücher, ein roll, und weißgeitreister Frauen- ilnterrack, Rn eben iolcher Btindrock von draunwoUeaem «toss. ein blaugedruckter drrgletchra, eine Fraiiritjackr von lchwirzein Stoff, ein Prljkragr« von Bisanipelz und eine Lleiderdürftc. au« einem Nietn rlag«raume in Nr. ü de« NupsergäßchenS, in der Zeit vom 17. v. bi« 3. d. Mt«.; 15) ein schwarzseidrner Regenschirm mit gebogenem Griff, an welchem sich ein neusilberne« Plättchen befinde», aus einem GeschäslS- locale in Nr. 29 der Grimina schca Straße, am 5. d. M.; lü) eine größere Quantität Acurr»i»gSmatr>-tal. und »war: 330 Stück plastisch« Kohle, sogen, lllsiinder, »nd bOO Stück sogen. Stöhrrr'sche Kohlenplattrn, ferner eine Waschwanne und ein Waschfaß, au» einer Kellerabtheilung im Grundstück Nr. 6 der Berliner Straße, in der Zeit vom 24. v. bis 8. d. M.; 17) ein Souimerüberzieher von braunem glatten Stoff», mit einer Reihe Knöpfe, verdeckter Batterie, Seitcntaschcn mit Patten und braunem Futter, aus einem Gastlocale in der llentralhallc, am S. d. M. Abend»; 18) eine alte graue Tasche, darin ein Veil, zwei Hämmer, eine Baumsäge und ein Naarleisr», au« einem Neubau an der Kurpriiizstraste, vom 9. bi« lO. d. Mk».; 19) ein weißer Vorhang, zwei Stuhlkapprn vor. rothcarrirtem Zeuge, eine Zange, ein Bohrer, eine Gartcnhlppe und ein runder Wetzstein, mittelst Nachschlüssel« aus einem Balgen. tuschen aus dem nordvorstädrischen Schreberplatze, in den ersten agen d. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter find ungesäumt bei unserer Lriminal- Adthcilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. October >881. Da« Palizriamt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. vr. Den ecke. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 11 Oktober. ES gewinnt ganz den Anschein, als sollte das Land der Pvramiden ein Zankapfel zwischen den Machten werden. Die Pforte will sich in Kairo nicht die Finger verbrennen und darum möchte sie gern, daß Spanien mit der Besetzung Egyplen» betraut würde; die Londoner ..Time«" aber, Rn Blatt, da« in gewissen Fragen ein Stück der bekannten siebenten Großmacht bildet, spricht ganz unverhohlen den Wunsch aus, die Besetzung EgypkenS möchte — England übertragen werden. Daß die Pforte nicht für England cinlrilt, läßt sich erklären; die zweideutige und wechselvolle Politik Eng- land« im Orient bat rS ermöglicht, daß der Pforte ein Glied um da« andere vom Leibe geschnitten wurde, während sie zu gleicher Zeit sich nock genvthigt sah, da« stolze England mit allerlei kteiuen Geschenken, wie Alexandrrtte, Eppern u. s. w. geneigt zu erhallen. EL >var auch nur die verzweifelte Lage, welche die Pforte die dargcbotrne Hand John Bull » er greifen ließ. Wenn aber die Pforte Spanien bezüglich der Besetzung von Egypten vorziehen niöchke, so hat Dies seinen besonderen Grund. E« ist ganz natürlich, daß die Pforte den wachsen den Fortschritten der französischen OccupationSpolilik m Nordasrika ml Bcsorgniß zusiehl. Ncberall. wo da« mosle- milische Element zurückgebrängl wird, fühlt auch rie Pforte sich beeinträchtigt, da r« i» drr Thal die Zusammengehörig keit der mohammedanischen Völkerschaften ist. welche der Türkei den Rest von innerer Stärke, den sie noch hat, zu ver leihen vermag. Spanien, da« jetzt von der Pforte umschmeichelt und umworben wird, wäre vielleicht drr geeignete Bundesgenosse, um den Fortschritten der Franzosen in Nocd« asrika gewisse Schranken zu ziehe». Würde Spanien Egypten besehen, so wäre Frankreich im Mittelmeer von drei mächtigen Feinden umgeben; England. Italien und Spanien würden sich bemühen, sein« Fortschritte zu hindern. Spanien, einmal im Besitze E,iypten», wäre zwar deshalb noch keine Großmacht, würde aber Frankreich dennoch bedeutend im Wege sieben. England will natürlich die Nothwrndigkeil der Besetzung EgvplcnS durch Spanien nicht einsehen und verlangt dies Vorrecht einfach für sich nut altaeivohnlcr Grvß'plirigkeit, trotz der Versicherung, Frankreich ivlle an der Öccupalion theilnehmen. — So ist Egypten glücklich »u einem Zankapfel geworden und zwar unter Umstanden, au« denen sich ernstere Verwickelungen leicht ergeben können. Wenn nicht durch England und Frankreich die unglltckseUae Inlervcn- tionS- und OccupationSpolitik zu einem leider herrschenden Ge brauch erbeben worden wäre, so brauchten wir Eurepärr uns um Egypten gar nicht zu kümmern und es könnte uns höchst gleichgültig sein, ob dort ein paar Regimenter einen Ausstand bewerkstelligen oder nicht. Die Engländer könnten eigentlich unbesorgt sein. Die Eghpter sind ebenso befähigt, ihre Ange legenheiten selbst zu regeln, wie die Bauern »n Schottland oder Wales, und Egypten würde vielleicht rin ganz glückliches Land sein, wenn nicht so viele politische Doktoren aus Europa gekommen und dort ihre Experimente gemacht hätten. Heute gehört die« Land zu jenen unglücklichen Gegen den. die wichtige Wasserstraßen u. dgl. bentzen und die des halb stets von den ländergierigen Mächten belauert werten, damit man bei Gelegenheit „intervenircn" oder „occupiren" kan» Am Nil liegt England ohnehin schon lange aus der Lauer. Mag nun Spanien oder England sich Egyvtrns bemächtigen; in beiden Fällen ist die Gefahr kriegerischer Verwickelungen wieder näher gebracht; die Egyvler seilst müssen für Andere her» halten und seufzend mag solch ein Bewohner der Niluser sich »ft wünschen: wenn uns nur diese Europäer mit ihrer Eivilisation vom Halse geblieben wären! Vom egyptischen Standpunct au« mindestens erklärlich, wenn auch jonst nicht wünschenswerth. Der Kaiser nimmt trotz sRnes hoben Alter» und trotz der großartigen militairisch«n Thäligkett. welche er als oberster Kriegsherr entfallet, den lebhaftesten Antheil an den inneren Angelegenheiten de« Staates. Die Worte, mit welchen Seine Majestät vor einige» Tagen den Geheimen Rath Hahn für die Urberscnvuna seiner vielbesprochenen „Geschichte des EulturkanipsS" gedankt hat, können in ibrcr Bedeutung kaum hoch genug veranschlagt werden. Der Monarch spricht aus, baß jeder „Unbefangene" die Ueberzeuauug gewinnen müsse, wie die Regierung „stets" den Wunsch gehabt, mit der Eurie, „mibescsiadet der staatlichen Rechte". »» Frieden u leben. Zunächst isi eS klar, daß die Veröffentlichung des üriefeS nicht ersvlgcn konnte ohne die vorherige Geaehimgung de» Kaiser-, daß dieser also seine persönliche Stellung zuin Eulturkamps in zweisellosestcr Klarheit zu umschreiben be absichtigt hat. So sympathisch nun den beulschen Katholiken dirWorle von höchster Stelle klingen müssen, so lieg! in denselben zugleich für die Eurie ein sehr deutlicherHinwei», den Bogen nicht zu Uberspanncn. In Rom wird bekanntlich mit gewissen Strömungen in Berlin gerechnet, die außerhalb de- engeren RegicrungSkreiscs sich bewegen. Hier erfolgt auf solche Diplo matie der Hintertreppen die gebührende Antwort. Indem der Kaiser betont, daß seine Regierung stet- den Frieden gewollt, wird Rn gewisser Zusammenhang der kirckenpotitischen Ge- etzgebung bewiesen, der zwar im Einzelnen durchbrochen worden sein mag. bei dem aber nicht zugegeben werden soll, daß von dem Systeme Falk'S grundsätzlich abgewichen sei. Wenn also im Balican die Hoffnung besteht, daß eine Re vision der Maigesetzgebung doch noch sich eruelcn lasse, so ist diesen Erwartungen jetzt ein Riegel vorgeschoben, der sich nicht sprengen lassen wird. Es ist möglich, daß d»e Verhand lungen zu einen Ergebnis; führen, aber e« ist nach Maßgabe der kaiserlichen Worte nicht wohl anzunehmen, daß die- aus Kosten dcS Ansehens dcS preußischen StaalcS, daß dies über haupt anders als „unbeschadet der staatlichen Rechte" geschehe. Wie aus Berlin verlautet, sind die Vorarbeiten für den Reichstag so weit beendet, daß die einzelnen Etats dem BnndcSrathe gleich nach seinem Zusammentritt vorge legt werden können. Der Etat soll im Großen und Ganzen sich nicht von seinem letzten Vorgänger unterscheiden. Die Geldsordcruna zur Ausführung des ZollanschlusscS von Hamburg und vielleicht von Bremen wird aus Grund eines besonderen Gesetzes durch eine Anleihe zu decken beanlragl werben. Betreff« der in Aussicht genommenen Verhandlungen wegen deS Zollanschlusse« Bremens wird weiter berichtet, daß der Kinanzininlstcr Bitter und derStaatrsecretair de« Schatzamt-, Scholz, sich hierzu auf kurze Zeit nach Brcmrn begeben werden. Es fällt mit Rechtauf.daß die orthodox-reactionaire Wühlerei aus Abschaffung des Civilstandsg esetzeS, die noch während der letzten RcichStagScamvagne so lebhaft betrieben wurde, auf ein sehr bescheidenes Maß zusammengeschrumpst ist. trotzdem die Hitze des Wahlkampf- die geeignetste Tem peratur zur AuSbrütung dcS KnkukseiS gegeben hätte. Die Herren KlRst-Rctzow und Genossen haben uch wohl oder übel kavon überzeugen müssen, daß sie mit ihren Bestrebungen völlig vereinsamt sichen, und so ist in dcr That eine Klärung der Lage insofern bervorzuheben. al« bisher kein einziger, selbst der extremsten Eonservativen (Herrn Marcard in Bielefeld- Wiedenbrück ausgenommen) eS gewagt hat, in mündlicher oder schriftlicher Ansprache an die Wählerschaft sich für die Aus hebung der Civilehe verbindlich zu macken. Gleichgültig, ob die Sprödigkeit des CenlrumS oder der Widerstand der Re gierung zu diesem Ergebniß geführt hat, jedenfalls kann man dasselbe mit Genugthuung ausnehmcn. Herr von Goßlrr mag immerhin geneigt sein, oer angeblichen „Verweltlichung" von Eheschließung unv Taufe entgegenzutreten, so wird er dock dabei nicht selbst Vorgehen, wenn sich ihm nicht eine sichere Mehrheit gleichsam von selbst anbietct. Und gerade diese Möglichkeit ist, entsprechend der Stellung der Ultramontanen zu der Fiage und nach dem Erlahmen drr konservativen Wühlarbeit, für die nächste Zukunft nicht zu befürchten. Ein Rückblick aus die Verhandlungen de» socialistischen Weltkongresse«, über welchen wir bereits ausführlich berichtet haben, wird immerhin noch gestattet sein. Im Ganzen ist die kaubere Versammlung mit der Beantwortung der aus seinem Programm gestandenen Fragen — wenigstens praktisch — nicht weit vorwärts gekommen. Auch die Frage, welche Gesetze unverzüglich zu erlassen oder zu beseitigen sind, wenn die Socialrslen einmal da- Heft in den Händen baden, wurde bi» zum nächsten Eongreß, der 1883 in Pari« abgehalten werten soll, verschoben, obwohl man so ziemlich darüber einig war, daß alle di« Arbeiter be treffenden Gesetze nickt viel werth seien; nur müsse, um aus eine allgemeine siegreiche Revolutron hoffen zu können, vorher eine internationale Verbindung der Arbeiter sämmtlicher Länder hergestellt werden. Ob dies bis zum Jahre >883 möglich sein wird, erscheint einstweilen noch sehr zweifelhaft. Auch die Gründung eine- ossiciellen EcntralorganS wurde abaelehnt, weil man wegen der Verschiedenheit der Sprachen au, zu große Hindcrnisse stoßen werde, und Ren so hielt man auch sür den Erlaß eincs Manifeste- an die Arbeiter aller Länder den Augenblick noch nicht gekommen, weil fast überall die Arbeiterparteien sich in einer Krisis befänden; dagegen wurde eine Sympathie-Abreffe an die russischen Nihilisten al« die Kämpfer für Freiheit und sociale Gerechtigkeit gegenüber moSkowitischer Tyrannei beschlossen. Der englisch« Premierminister hat am Sonnabend zu Leeds eine sehr bedeutsame Rede gehalten, »n welcher er die liberale Parte» beglückwünscht«, zur Ausführung de» Ber liner Vertrages hinsichtlich Montenegro» und Griechen land« beigelragen zu haben, und die englische Politik i» Afghanistan einer »erurtheilenden Kritik unterzog. Dieselbe habe lediglich deu Erfolg gcbabt, die Afghanen au» Freunden England« zu dessen Feinden zu macken und so da» mvralische Hindernis zwischen Indien unv dem russischen Reiche himveg- zuräumen. „Wir haben uns, erklärte Gladstone weiter, nun mehr säst vollständig von dieser thvrichten und verbreche rischen Unternehmung zurückgezogen unv einige der Unglück lichsten Erinnerungen und diLc skandalösesten Auszeichnungen in den Blättern unserer Geschichte auLzutilgen vermocht." Bezüglich Egyptens bemerkte der Preimer, di« Politik der liberalen Partei werde daraus gerichtet sein, streng im Ein vernehmen mit der Verbündeten unv befreundeten fran zösischen Regierung zu handeln, um di« Wohlfahrt Egyptens sich«, zu stellen „Wir werden zu verhindern suchen, von Schwierigkeiten zwischen Egypten und dem Sultan austauchen, und ich hoffe, daß wir es mit Ersolg thun werden." Bezüglich der Verhältnisse mit dem Trans- vaallandr äußert« Gladstone: „Wir sind Rngeladcn worden, die Verhandlungen betreff- unserer Convcntwn mit dem Transvaalland« wieder zu eröffnen; es ist möglich daß in einzelnen Fragen die Bedingungen der Conventwn abgeändert werden können; ich weiß nicht, waS da-Ergebniß ein wirb, wir hoffen, daß die Convention bald vollzogen werden wird. Aber wir werden immer die Interessen der zahlreichen eingeborenen Bevölkerung des TranSvaallandcS und die Würde Englands vor Augen haben »nd gewisseiikaft bockballen." Der Premier schloß seine Rede mit der Erklärung, daß die Politik der liberalen Partei die Politik VeS Friedens und der Gerechtigkeit sei. Tie „TimeS" lenkt Rn wenig Rn Oesterreich gegen über DaS Eityblatt veröffentlicht einen zweite» Brief de» „kürzlich a»S Osteuropa zurückgckehrten Correspvndentrn" über die Gestaltung der Dinge auf der Balkan halbinsel. kessen erster Dr es ungewöhnliches Aussehen er regt und die gesammle europäische Presse beschäftigt hat. Der GewäbrSmann der „TimeS" hält seine srüheren B-bauptungen aufrecht, daß Oestereick den Wunsch und die Absicht hegt, zu gelegener Zeit mit einem Plan zur Umgestaltung der staat lichen Verhältnisse unter seiner Oberhoheit hervorzutreten. .Lrotz aller ossiciellen und osficivsen Dementis verharre ich bei meinen MitthRlungen und kann ick — schreibt er — hinzusügcn, daß dieselben aus ossiciellen Eröffnungen beruhen, welche mrr persönlich gemacht worden sind und übernehme ich dir ganze Verantwortlichkeit dafür, sowie ür die Zeit und Art ihrer Veröffentlichung." — Die „TimeS" verwahrt sich in ihrem Eommcnlar zu diesem Briese dagegen, daß sie etwa annähine, die Ansichten ihrcs Correspondenten müßten allgemeine Zustimmung finde», ob- leich derselbe Rn Fachmann in den Orienldingcn sei. Ein Vorgehen Oesterreich« in der angegebenen Richtung würde Überdies dem von Herrn Gladstone wiederholt kundgcgebenen NegierungSprogramm zuwiderlausen. Man solle von der vou dem Corrcspondcnten angcdcutcten Lösung der Orient srage nur Notiz nehmen und dieselbe als Alternativ« be trachten. Die angeführte Entwickelung der österreichischen Politik sei weder heule noch morgen zu erwarten. Die un mittelbare orientalische Gefahr komme nicht von der euro päischen, sondernden der afrikanischen Küste de-Miltel- mcercs, nicht von Saloniki, sondern von Tunis und Kairo. Die S orge England« sei gegenwärtig ausschließ lich aus die Sicherung der cgvptischen Heerstraße gerichtetet. Es sei zu hoffen, daß die« möglich sei, ohne eme Spannung in den Beziehungen England- zu irgend einer freundlichen Macht herbeizusnhren. Auch die heutigen Pariser Neuigkeiten haben An spruch auf besonderes Interesse. Es gilt in Paris als wahr» scheinlich, daß England und Frankreich je ein Panzerschiff nach Alerandrien zum Schutze der dortigen europäischen Colonie avsenden werden. Diese Maßnahme werde in Folge der Absenduna der türkischen Mission nach Egypten sür ge boten erachtet. — Der Entschluß Gambetta's, da» Ministerium nicht zu übernehmen, bevor eine Debatte in der Kammer die Erbschaft de« CadinetS Ferry erledigt habe, hat, wie au- allen Auslassungen der Gambcttistischen Kreise und Presse hervorzugehen schemt, die ministerielle Frage noch verwickelter gemacht. DaS Ministerium Ferry dürfte somit gezwungen sein, sich noch vor der Kammer zu präsentiren und seine Entlassung bis dahin zu verzögern. Der nächste Ministerrath findet Heute, Dicnötag. statt. — Ueber die fner- lickc Enthüllung de« Denkmal« der Scklacht von St. Quentin liegt heute eine ausführlichere Meldung vor. Der Kricgöminlsler Farre hielt eine Rede, die lebhaften Beifall fand. Der Minister sprach von dem Heldenmuthc der Stadt und belobte den Patriotismus der Bewohner de- NordcnS von Frankreich, ihre Mitwirkung bei der VatcrlandS- verlheidignna und bei der Nordarmer. Im Hinwe»- aus eine Büste von Äambetta schloß er: vor diesem Denkmal wollen Sic auch dem großen Bürger Ihre Huldigung bringen, der mit unerschütterlichem Vertrauen dem feind lichen Einbruch widerstand und noch hoffte, als alle Anderen ver- zwRseltrn. Demjenigen, dessen glühende Rede in alle Herzen ge drungen ist und der den Muth und den Patriotismus überall aus- zuruscn verstanden hat: Gambetta. Wie kann man von drr Bcr- rheidigung des Vaterland«» sprechen, ohne diesem ausgezeichneten Staatsmann, dessen Patriotismus republikanische Armeen hervor zauberte, nachdem die kaiserlichen Armeen vollkommen geschlagen war«», einen besonderen Platz anzuweisen I Diese Leistungen werven weder die Demokratie noch die Armee verkennt». Wir denken an das große Beispiel, welche- er gegeben hat, wir denken an das Un glück, welches das Vaterland erlitten hat in einer Zeit, die uns noch so nahe ist; wir denken an Die, welche so rühmlich im Kampfe ge- sollen sind. Diese erhabenen Gedanken werden unsere Seelen erheben und unsere Herzen zur Höhe unserer Pslichien al» Staatsbürger und Soldaten und un« mit männlicher Energie, heißercm Pnlrio- tiSmus und unüberwindlichem Zutrauen in die rcpublilanisch« Zu kunst Frankreichs begeistern. Gambetta wird von seinen Gegnern »n Pari» gehörig durchgehechelt ob seiner Absicht, in Varzin zu anlichambriren. Seine Stellung ist. wie bie „Nat.-Ztg." meint, im Angenblick eme viel zu unbestimmte, flüssige, als daß er gerade jetzt die Bürgschaften sür ernsthafte Unterhandlungen zu geben in der Lage wäre, und die Handhaben, die er besitzt, ui» die Gunst der sranzösijchcn Bevölkerung scstzuhallcn, könnten ihm leicht entschlüpfen, wenn er den m den Augen der Franzosen sehr gewagten Schrill dcS Versuches einer solchen Annäherung thun würde. Die Annahme, daß Herr Gambetta durch die Ausstreuung eine« solchen Gerüchtes die Friedensliebe de- tonen wolle, die ihn beseelt und den Wunsch, die Verhältnisse zu Deutschland auf sreundschastlicbei» Fuß zu lassen, scheint allzu weit liegend. Herrn Gambclla unidrängen jetzt viel näher liegende Sorgen unv ehe er an den Weg nach Berlin oder Varzin denkt, wird er erst den nach dem Stuhl de» Ministerpräsidenten zu suchen Halen; selbst wenn er sich daraus niedergelassen haben wirk, mag er Sorge tragen, nicht eine« Tage- wie in einer Versenkung zu verschwinden. Wenn nicht Alles trügt, ist i den Plan, ihn aus den Mini- strrstuhl hinauf zu beecinplimentirr», scheu dicS kleine Nach spiel ausgenommen. Ganz ernsthaft ist nach unserer Meinung Gambetta schon lange nickt mehr zu nehme». Dir Stimmung i» Amerika nach Garfield's Tode ist ernst und gefaßt. Ueberhanpt hat sich raS Jahr >831 durch verschiedene Katastrophen und UnglückSsülle sühlbar sür das Land gemacht. Ter srübe Winter, das späte Frühjahr, die surcklbarrn Ueberschwemmungen und daraus der außerordent lich heiße Sommer, verbunden mit einer schrecklichen Trocken heit. haben alle Ernteaussichten bedeulcnd getrübt; gleichwohl ist bei drr enormen Größe de« Lande» unv bei cen verschie dene» klimatischen Verhältnissen im Ganzen der Erntcrrtrag. wenngleich um ein Drittel geringer al« im vorigen Jahre, doch '»»»»er noch groß genug, um einen llclcrschuß über
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