Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-12
- Monat1881-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1881
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Erschekrt täglich früh S'/. Uhr. dlediti»» LkP-tUir» IohamieSgaffe SS. Aprrchftundkn drr UrdarUra: Vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag» 4—S Uhr. I dt» N!>0«»»« «i»»el»»d»»r M-i-uicriyt» du Nr»o«>,n nicht »«chchchttch >M>W»WW»^^IWWWWWIWWWWWWIW^WWWWWWWWWWWHHWIWWWWWWH mriger Amuthmr »er skr »ie nächftsolgendo «»»»«r »esttnnntea -»kernte a» S »che» tage» »i« S Uhr Nachmittag, a« Ga»«.»«» Festtage» früh »i« 'i»t U»r. Zn den Filialen für Zns.-Annnhme: Ltta Klemm, Universität-straße 23, Lo«i» Lösche, Katharinenstraß« IS.p, nur bi« '/,S Utzr. Anzeiger. Vrga» für Politik, Lolalgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. i-V!' MeHMuflage LV,L«0. Ld»»llr»entq»rna viertelt. 4'/, Mt., mcl. Briugerloh» 5 Mk.. durch die Post bezogen 4 ML Jede einzelne Nummer Sb Pt. «elegmmplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» ahne Postbesördrnmg SO Mk. Mit Postbejörderung 4S ML Inserate «gespaltene Petitzeile ro Pf. Größere Schristeu lant unsere» PreiS- verzeichniß. Labelarischrr Sa- nach höhere» Tarif. Leilamrn unter Len dledaction»strich dt« Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet» an dir »tDeNttta« z» srade». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumsrmulo oder durch Pag» Nachnahme. 285. Mittwoch den 12. Oktober 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. VriianntMchimg, dt« Vezm-lnng der Im»nvbiliar-Brandcassen- Beitrage betr. Nach Ktz. 64 und 6.°> des Gesetzes vom 25. August 1876 sind die für den zweiten halbjährigen Termin de« lausenden Jahres sättigen Bitlndvevsiweruligobeiträge mit 1'/, Pfen- »tGe« von der «aitragSeimheit an» I. October diese« Jahres zu entrichten. E« werden deshalb die hiesigen Hausbesitzer bezw. deren Stellvertreter hierdurch äusgefvrbert. ihre Beiträge binnen 8 Klagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladt- Steuereinnahuie, Brüht 5l. II. Stock, Zimmer Nr. 10, bei Vermeidung der sonst eintretcuden Zwangsmaßregeln, abzu führen. Leipzig, den 28. September 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Koch. Vekanntmaihlms. am allerwenigsten in eine europäische Armee. Die französi- chen Generäte haben eben die Folgen der bonapartistischen Schule immer noch nicht überwunden. Ihr Benehmen steht Frankreich schlecht an; in Paris hat man allerlei DiScussionen über die höchsten und edelsten Ziele der Humanität; in Sfcrx lasten französische Generale sengen und stehlen. Diese Haltung der französischen Heerführer wird bei den Araber» den ganzen nationalen und religiösen FauatiSmuö entfachen, und wenn cS zn einer Niedermrtzelung der Europäer kommen ollte, so werken die Wehrlosen die von sranzösischen Truppen verübten Gewalttbätigkeitcn hundertfach entgolten inüsien. Aber auch sonst werden die Franzosen durch ihr unkluges Benehmen ich schaden. Die Araber sind allerdings an und für sich der DlSciplin und vor allen Dingen der überlegenen Bewaffnung europäischer Truppen nicht gewachsen; wenn aber der religiöse Fanatismus bei ihnen erweckt wird, so kämpfen sie mit einer Zähigkeit, die ihre Unterwerfung hinausschieben und den Franzosen eine Menge von Menschenleben, die sonst hätten erhallen bleiben können, kosten wird. Freilich, welches Bolk würde sich nicht mit aller Verzweiflung eines FeindeS zu er- webren suchen, der seine Städte mit Plünderung und Ver wüstung hcimsncht! Wenn die Franzosen als „Befreier" gelten wollen, so haben sie — wenigstens bis jetzt — ihre Rolle schlecht gespielt. Di« Jahreszinsen der zur Unterstützung armer, alter, un- beschälten« Jungfrauen in Leipzig, die sich durch weibliche Handarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen, durch Krank heit, AlterS- oder Augenschwäcke aber erwerbsunfähig ge worden sind, bestimmten Louise«»Stiftung sollen dem nächst von unS vertbeilt werden. Wir fordern nach vorstehenden Stiftungsbestimmungen geeignete Bewerberinnen aus, ihre bezüglichen Gesuche vis zum 22. October d. I. bei unS (Rathhau«, 1 Treppe, Zimmer Nr. 0) einzureichen. Leipzig, am 6. Oktober I88l. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. Harrwctz. Vrkaimtmachuns. Am 3. Tebeth, d. i. Dienstag, den 25. October d. I., al« dem Todestage der Frau Sara Fränkel, soll di« Hälft« der Zinsen der Schatze- und Sara. KrLakrl-Ststtuug an rin« würdige, nicht durch eigene Schuld bedürftig gewordene, in Leipzig wohnhafte, ältere Person, mit Vorzug einer solchen wechlichen Geschlecht-, ohne Unterschied der Confessio», doS Berufs:c. vergeben werden. Wir fordern aeeignete Personen hierdurch auf, ihre Gesuche bis zum 20. d. MtS. bei u»S einzureichen. Leipzig, den 10. October t88t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Manutmachung. Der Ausschuß der Genossenschaft für Berichtigung der Varthe zwischen Leipzig und Schöneseld ladet die Mitglieder der Genoffciischail hierdurch ein Donnerstag, den 20. Oktober d. I., Nachmittag- 3 Uhr in Krebs' Salon zu Schöneseld z» einer Genossenschafts-Versammlung sich einzufindcn Tagesordnung: Wahl zweier ÄuSschußmtlglietcr und zweier Stell Vertreter. Leipzig, den 8. October 188t. Der GenoffenschaftS-Au-schng. Vr. A. F re ge-Abtnaundorf. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 12. October. „Auf der Eisenbahn nicht» Neue»!" meldet ein fran zösischer General auS Tunis, als ob man nicht noch genug hätte an den schrcckenSvollen Neuigkeiten, die dieser Tage von der Eisenbahn gekommen sind. Ein StationSchef ist mit dem aesammten Personal eines BahnhoseS von den aufständischen Arabern aus grausame Weise ermordet (er selbst in Oel gesotten und dann verbrannt) worden und die fran zösischen Generale werden hoffentlich der Welt bald die „Neuigkeit" mittheilcn können, daß einzelne exponirte Posten bester geschützt werden als der betreffende Bahnhof. Man hört dunkle Gerüchte, daß die Araber, wie sie schon so oft gethan, eine allgemeine Abfchlacbtung der ihnen verhaßten „Franken" beabsichtigte», und wenn dabei von de» französischen Truppen so wenig Schutz zu erwarten ist wie bei der letzten Mordthat, so wird eS den Europäern schlimm ergehen. Einzeln« europäische Familien sollen von befreun deten Arabern den Rath erhalten haben, sich in Sicherheit zu begeben und man kann e« ihnen nach den letzten Ereignissen nicht verdenken, wenn sie solchen Warnungen Gehör schenken uud sich nicht aus die Wachsamkeit der Franzosen verlosten. Daß die Araber auch in diesem Kriege eine so blutdürstige Grausamkeit an den Tag legen, daran dürste nicht zum We nigsten der Umstand schuld sein, daß die französischen Gene ral« auch im Dienste der Republik eS nicht Unterlasten können, den Lrieg im „alten Stil" d. h. nach dem Muster der Herren Pelissirr und Bugeauv zu führen. E» wird zu viel geplün- dert und füstlirt. War eS schon höchst unklug. daS Grab eine- Marabut zu zerstören, so war e» noch mehr unklug, die eroberte Stadt Gsax so zu mißhandeln, wie e» nach den Berichten von Augenzeugen geschehen ist. Man darf natürlicher Weise nicht Alle« für baare Münze nehmen, waS wirkliche oder angeb liche Augenzeugen «rräblcn; so viel aber scheint sestzustehcn. daß Ssax von den Franzosen geplündert worden ist, unv »war sind nicht einmal die Häuser der Europäer von der Plünderung verschont geblieben, wofür man in der sranzö sischen Presse die faule Ausflucht gebrauchte, die Wohnungen der Europäer seien von denen der Araber nicht zu unter scheiden gewesen. Ssar wurde von einer schwachen, mit alte« »nd schlechten Waffen versehenen Besatzung vertheidigk. Und indem di« Araber Ssar vertheivigten, thaten sie doch nicht« Andere«, als wa- die Franzosen etwa thuv würden, wenn st« Ealai« gegen die Engländer vertheivigten. Da« Plündern paßt nicht mehr in das lg. Jahrhundert Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" knüpft an einen Bericht der „Danziger Zeitung" über eine von dem früheren Finanzminister Hobrecht zu Marienwerder gehaltene Candi- datenrede die Bemerkung, cS scheine unmöglich, daß Herr Hobrcckt diese Aeußerung Über die Zollpolitik der Regierung wirklich gethan; er würde dadurch mit ficb selbst und seiner Vergangenheit als Minister in den entschiedensten Widerspruch getreten sein. Einen zuverlässigen Bericht über die Candi- vatenrede Hobrecht'S brmgen die „Neuen westpreußischen Mit theilungen" in Marienwerder. Wir sind überzeugt, daß .Herr Hobrecht sich auch als preußischer Minister, soweit er an der Entstehung der Zolltarifvorlage bclheiligt war, von den Anschauungen hat leiten lasten, die er in Marirnwerber ausgesprochen. Die Thatsache, daß Herr Hobrecht vom März 1878 bis Juli 1879 Minister war. kann ihn nickt deS NcchtS berauben, gegenwärtig seine Einwendungen argen die wirthschaftliche Politik de« Reichskanzler« cuttzn- spreche», am wenigsten, wenn Die« in so maßvoller Weise zeschiebt, wie in der Rede zu Marienwerder. Wa» die Frage de« Tabakmonopol« betrifft, so hat Herr Hobrecht a>4 Mit glied, deS BundrSrcithS in der NeichölagSsitzung vom 10. Mai 1879 wörtlich erklärt: „Ich muß bemerken, daß daS Verlangen der Gegner de« Monopols, eine Form zu finden, die.cS der Zukunft unmöglich macht oder doch unser» Nachkommen erschwert, im Falle deS Bedürfnisse» ans diese reiche Quelle von Mehreinnahmen zurückzugrciscn, unerfüllbar ist; daß eine solche Form gar nicht von unS gewählt werden sollte, auch wenn-sie möglich ist; eS läßt sich gar nicht in dieser Weise der Zukunft präjudicircn. DaS aber ist eine berechtigte Forderung, daß wir jetzt eine Steuer form annebmcn, die an sich die Möglichkeit deS Fort bestehens hat »nd für iliisere Gegenwart Befriedigung schasst und Ruhe in die Bewegung bringt, deren Nacktheit!: ja Allen hinreichend bekannt sind. Die verbündeten flkrgie- rungen haben sich einstimmig für die Rohtabatsteucr ent schieden und zwar au- verschiedenen Gründe». Abgesehen von dem Umstande liegt cS auf der Hand, daß das Monopol auf längere Zeit hinaus nur geringe und unge nügende Erträge liefern würde." Mit dieser amtlichen Er klärung steht die Rede in Marienwerder in keiner Beziehung im Widerspruch. Di« Behauptung, daß Herr Hobrecht sich iin Schooße der StaatSregierung grundsätzlich und ausdrück lich als Anhänger deS Tabakmonopol« bekannt habe, bestreiten wir und sind hierzu ermächtigt. Wie bereits erwähnt, hat auch die ErntrumSpartei in Westfalen jetzt in Anlehnung an den vom Vorstande der ReickStagS-Fraction erlassenen Wahlaufruf ihren speciellen Aufruf sestgestellt »nd veröffentlicht. ES konnte nickt unbe achtet bleiben, daß derselbe im Gegensätze zu dem neulich ver öffentlichten Aufrufe der rheinischen Katholiken in einzelnen Puncten merkwürdig abaeschwäckt erscheint. Während z. B., um nur eine wichtige Abweichung sestznstellcn, in dem Wahl programm der Fraktion noch „eine Beschränkung der gegen unsere Stimmen so sehr vermehrten Angaben und zwar an erster Stelle beim Heerwesen" ausdrücklich gefordert wird, während ferner die Verringerung der Militairlasten in dem rheinischen Aufrufe noch stärker betont erscheint, übergeht der westfälische die Frage mit vollkommenem Stillschweigen: die Erklärung für diesen Unterschied ist leicht gegeben, wenn man sich erinnert, daß bei der Versammlung in Köln diesmal wie in früheren Jahren die radiccilcn Bürger dieser Stadt, Röckerath, Brehem, FnchS, Meisen n. s. w tonangebend waren, während in Münster der Einstich deS Hern, v. Schcrlcmer und seiner ultramontancn StandeS- genossen ausschließlich dominirend ist. Um den Schein zu wahre», hat man sretlich vermieden, den westfälischen Ausruf von allzu viel Edelleuten unterschreiben zu lassen und hat lieber Kleinbürger und Bauern zur Unterzeichnung heran gezogen. Beiläufig bemerkt, »st auch jener von den Heere« auSgaben handelnde PassuS im Wahlaufruf der Fraction wie in demjenigen der rheinischen Ultramontanen nicht viel mehr als ein« Spekulation aus die urtbeilSlose Masse. Jeder Ein sichtige weiß, daß für die ganze nächste Legislaturperiode gar keine parlamentarische Einwirkung ans da- Armrebudget un Sinne einer Herabsetzung möglich ist. nachdem un- der letzte Reichstag da- Militaineptennat hinterlasien. DaS Wohl wollen oder Uebelwollen des CentrnmS ändert also nicht da« Mindeste an diesem Derhältniß, welches denn auch ,n den Wahlaufrufen der anderen Parteien nur ganz obenhin ge streift wird. In einer am Sonnabend in Stettin abgehaltcnen Ver sammlung de» dortigen Wahlvercin« der deutschen Fort schrittspartei ist durch eine vom Abg. Eugen Richter Unterzeichnete Erklärung de« CentralwahlconnlS« der Fort- schritlspartei nunmehr auch öffentlich sestgestellt worden, wo.« m engeren politischen Kreisen schon seit einigen Wochen be kannt gewesen, daß nämlich in der Tbat ein Compromiß geschloffen sei zwischen den Eentral-Ausichüsien der Fort schritt«-und ver Secessionistcnpartci, für die jetzigen RcichStag-wahlen sich zu unterstützen und ihren Besitzstand in den einzelnen Wahlkreisen gegenseitig zu resprctirr». Der Abschluß dieser Vereinbarung datirt nicht allzuweit zurück, da noch i« Anfang de« September seiten« der Secessionistcn die Frage lebhaft erwogen wurde, ob nicht ein gesonderte« Vorgehen mit eigenen Wahlaufruf al- da« Zweckmäßigste an- znschen wäre. Wenn jetzt von dem letzteren Abstand genom men worden, so ist damit die Intimität mit der Fortschritts partei nur um so offener eingestanden. Denn cS wäre nicht wohl angegangen, ein selbstständiges secessionistischcs Programm aufznstellen, nachdem die liirte Fraction aus de» Erlaß eines Wahlaufrufs Verzicht geleistet. Der Pariser „TempS" stellt Betrachtungen an Uber die Wirksamkeit de» -Herrn von Manteusfel in Elsaß- Lothringen. Nach diesem Blatte ist der Versuch der Ver- öhmliig der Bevölkerung mit dem neuen Regimente nicht nur zänzliw gescheitert, sondern der Marschall hak auch da« Ver fehlte seines Beginnen« eingesehen. Gemäß der Schilderung deS französischen Blatte- geschah „die Umkebr plötzlich und heftig, und sehr bald erschien die Eisenhand unter dm Sammet handschuhen." Nnlogischerweise sagt der „TempS", daß der Marschall hiermit unrecht gehandelt habe, während er doch einen ganzen Ausführungen nach hätte erklären müssen, daß der Marschall jetzt auf dm richtigen Stand punkt zuriickgekommm sei. Wenn man Jemandem über große Milde und Nachsicht als einen Fehler anrechnet, so muß man dock zugeben, daß Rückkehr zur Strmge da- einzig Richtige ist. Hier verläßt aber dm Verfasser auf eine« lugenvlick seine Unparteilichkeit und er wird wieder au«- chticßlick Franzose, den cö kränkt, daß die schönen Tage von llranjue; vorüber sein sollen. Al« Beweis für die Umkehr de« Statthalter» wird angefübrt: die Ausweisung der sran- jvsischm Versicherungsgesellschaften, die Auflösung der Straß burger Pompier«, das Verbot des Thanner Feste«, die Unter drückung de« Organ- der Protestler «. s. w. Daß diese Reaction die Bevölkerung anfrcgen mnßte, war nickt un natürlich. Unter dieser Erregung werden jetzt die Wahlen vollzogen werden, und sie werden beweisen, „daß die Lage ebenso gespannt ist wie am Tage nach der Einverleibung, und daß die Grrmanisirung unter der gegenwärtigen Regierung Rückschritte gemacht hat." Ta« ist da« französische Nrthcil über die Aera Manteusfel. Gambetta in Dentschland, dieseSTbema beschäftigt gegenwärtig die grsammte europäische Presse; immer und immer wieder wird bei dieser Gelegenheit von einer Beaeg- «a de« französischen Politiker« mit dem Fürsten i-marck gefabelt. Die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit einer solchen Zusammenkunft, d,e zuerst von der „Pol. Torr." hervorgchobm wurde, wird jetzt auch von einem andern Organ betont, da« sogar osficiöse Mittheilungen über da« Berhältniß Deutschland« zu Frankreich brachte. Die „Correspondmce de Pest" läßt sich au» Paris schreiben: „Eine Entrevne zwischen Gambetta und BiSmarck ist sehr wahrscheinlich. Die gegen seitigen Vortheile einer derartigen Entrevne werden beiderseits ernsthaft diScutirt." In demselben Pariser Briese wird au«, geführt, daß eine Verständigung zwischen BiSmarck und Gambetta sehr wohl mögllch, daß Letzterer durchaus nicht mehr jener Revanchepolitiker sei, als welchen die landläufige Meinung ihn ansieht: Gambetta kann nicht mehr al« Repräsentant der Nevanche-Idee angesehen werden. Man vergißt bei Ihnen, »aß die politische» Ideen in Frankreich, besonders diejenigen, welch« auf da« Gebiet der auswärtigen Politik gehSren, eine verhSltnißniäßig nur sehr kurze Lebensdauer haben. Die Phrase von der Revanche ist ab- genutzt und nicht mehr modern. Die unzähligen Wiederholungen haben die Popularität der Revanche-Idee umgebracht. Die neue Grundidee, welche in dem Gedankenlebeu der französische» Nation dominirt, ist die „rnxs paeiügus". da« leidenschaftliche Verlangen, so wenig wie möglich auswärtiger Politik zu bedürfen .... Wenn ein Theil der auswärtigen Presse sortfährt, phantastische »nd complicirte Eombinationen aus der Hypothese der Revanche- Idee auszubauen, und wmn diese auswärtiarn Organe immer noch Gambetta als den Apostel dieser obstrrbenden politischen Id« ansehen, so darf man sich über diesen Jrrthum nicht wundern. Man kann dieselbe Beobachtung ,»s dem Gebiete der sranzösischen Literatur und Mode machen. Man liest oft in vielen Ländern Europas französische Bücher zu einer Zeit, wo man von den selben in Frankreich nicht mehr spricht. Ebenso sind die letztgenannten Pariser Moden, wenn mau sie im «uSlandr trägt, gewöhnlich in Paris und Frankreich überhaupt schon lange unmodern ge worden. Kurz und gut: der nationale Wille in Frankreich ist „tu vuir «un, pünwe", eia würdiger Fried«, garautirt durch die eigene Kraft und durch nur friedliche Politik. Und Gambetta versteht mit seinem außerordentlichen Scharfblick nur zu gut di« Bast« seiner Autorität und seine« Einflusses, um sich nicht mit seiner bekannten Energie zum Dolmetscher und Organisator beS nationalen Willen- zu machen, welcher den Frieden nnd nochmals den Frieden will. Er kann Die« eher al« jeder Andere. Ein genialer Staatsmann wie er, ein politischer Stratege ersten Range«, der eS verstand«» hat, die Republik zu pvpularisircn uud z» cousoltdiren, wird auch die nöthige geistig« Llosticität besitze», um jetzt die KrSnung deS politischen Gebäude! zu schaffen, dessen Mttgründer er war. Diese Krönung de« Gebäude« ist di« Popularisirung der FriedenSidee und die Organisation de- nationalen Willen-, der sich nach diesrr Richtung hin mit Deutlichkeit manisestirt. Aus diesem Wege ist e« möglich, dat gefährliche Vorurthcil und die absurde Theorie der Erbseindschaft ,wische» Frankreich und Deutschiaad gänzlich zu vernichten. Die Berliner Ossiciösen behandeln die ganze Angelegen heit mit absolutem Stillschweigen. Da» Schicksal der Stadt Tunis hat fick erfüllt. Die franivsischen Truppen sind am Montag früh einacrückt und haben die Stadt, die KaSbah, sowie zwei Fort« vesetzt. DaS Gerückt von der Plünderung HammametS hat sich nach ofsiriSsen Pariser Depeschen bis jetzt nicht bestätigt, dock ist dasselbe von den Insurgenten eingeschloffen. — Große« Aussehen erregt in Pari« rin ärztlicher Bericht über die GeiundheitS-Verhältniffe der ExpeditivnS-Truppen «m medicinischen Fachblatt „vnretts deddamackairv". Danach hatte e« überall an Aerzten, Medikamenten, Lebens mitteln, Betten, Wäsche gefehlt, Todtkranke waren tran-vortirt worden und unterwegs gestorben, man hatte gewöhnliche Marschmarvd« Mangel- anderer Unterkunft ,n Betten ThphuSkranker gelegt, wo sie ebenfalls den Itzphu» bekamen und starben. Der Artikel enthält schrecklich« Einzel- beiten. — Wie weiter au- Paris gemeldet wird, wirkt Italien unausgesetzt bei den Eabineten auf die Einberufung einer Conserenz in der egyptischen Frage hin und soll in Berlin. Wien und Petersburg freundliche Aufnahme gesunden haben. In Pari» nnd in London besteht man daraus, die Angelegenheit als eine rein inucrcayptische zu behandeln, die alle,» durch den französisch-englischen Einfluß zu lösen sei. Man erwartet in Pari« in vierzehn Tagen die Ankunft Gtadstone'S und bringt dieselbe mit der «ndgiltigeir Regelung de« Handelsvertrages und mit ver egyptischen Frage in Zusammenhang. AnS Mailand kommt die theilweise Bestätigung einer von aller Welt mit N,«glauben behandelten Kunde über ei» angeblich gegen den König von Italien beabsichtigte« Attentat. Man verhaftete dort einen gewissen Rcnsi, weil man bei demselben Sprengbomben fand, die, wie man glaubt, ru dem angeführten verbrecherischen Zwecke benutzt werden sollten. Einige Blätter meinen jedoch. Rcnsi hake die ganze Complotgeschichte erfunden, um dafür eine Belohnung zu erhalten. Dagegen meldet „Pungolo" als faclisch, daß während deS geographischen CoügrcsseS in Venedig dorl stationlägernv und unter einem anonymen Namen ein Kistchen mit Bomben «ingctroffen sei, welche» die Polizei sogleich beschlagnahmte. Das Attentat sollte daher schon m Venedig zur Ausführung kommen. Außerdem steht bis jetzt fest, daß in Mailand ein geheime« revolutionaire« Comit« eristirt, da« zugleich auch die Bomben-Fabrikatio» betreibt und seine Erzeugnisse dann nach den verschiedensten Städten, auch nach einer nichtitaliemschen Hafenstadt an der Adria versendet. Obwohl hieran« noch nickt die Begründung de« auf Rcnsi gefallenen Verdachtes hcrvorgrht, so gewinnt derselbe durch diese Umstände allerdings an Gewicht. Die Zusammenkunft der Könige von Spanien «nd Portugal stellt sich al« ein Ereigniß von verhältnchmäßig großer Bedeutung brrau«. Der Gedanke der iberischen Union, der lange Zeit in den Hintergrund getreten, war anläßlich dieser Zusammenkunft in der Presse beider Länder wieder aus die Tagesordnung gesetzt worden. Man stellte sich seine Verwirklichung theil« in der Form dos zwischen Schweden und Norwegen, theilS in drr de» zwischen Oester reich und Ungarn bestehenden staatsrechtlichen. Verhältnisse« vor. Eine solche Wandlung würde aber nur ans Koste» eine- der beiden Königshäuser durchzusühren sein, und es ist selbstverständlich, daß ein Vorschlag dieser Art in der Zn» fammenkunft zu EacereS nicht besprochen werden konnte. Dennoch hat dieselbe den Unionsgedanken, wenn auch in anderer Form, der Verwirklichung naher geführt. Nach eme« Madrider Telegramm bezeichnet man als Ergrbniß der Zu sammenkunft die Einleitung von Besprechungen zum Zwecke der Verknüpfung der materiellen Interessen beider Länder durch eine Zolldereinigung oder gegenseitigeZngestLad- niffe ans dem Zollgebiete nnd die Herstellung einer sehr innigen Verbindung in den internationalen Fragen. Die Rete, welche kürzlich Gladstsu« i» Leed« gehaltep ha«, berührt auch die egyp tische Frage. E« wir» vsa Ja- teresfe sei», den betreffenden Pasin» ausführlicher zu ver- nebmen. Der Premier sagte: „Wir werden versuchen, in genauem Einvernehmen mit Frankreich zn handeln, «nd «vir haben nach allem bisher Geschehenen nicht den geringsten Zweifel, daß wir im Stande sein werden, dort diese voll ständig gemeinsame Actioa zu erhalten. Wir werden unv bemühen, daS Anwachsen irgend welcher Schwierigkeiten zwischen Egypten und dem Sultan zu verbinden«, uud ich hoffe, wir werden auch darin Erfolg haben. Wir «erden nicht, anßer zufolge unvorhergesehener Nothwendigkeiten, versuchen, die Grenzen unserer Einmischung zu erweitern. Wir wünschen ernstlichst, daß die Angelegenheiten Egypten« möglichst dwcch freie Action und da» llrthcil seiner eigenen Bewohner ge leitet werden. In Allem. waS wir in Egypten lhun, wervur wir nickt für dynastisch« oder selbstsüchtige Zwecke Vorgehen, noch in der Absicht, die englischen Interesse« über die Äntev- esien de« egyptischen Volke« zu stellen, sondern jene Interessen zu sichern, welche zum Wohle EavptenS sind, wissend, daß wir hierdurch am besten den Charakter Englands in der civilifirten Welt oeltend machen und schließlrch besten« für Englands Interesse sorgen . . . ." Ob die Thaten de« glatten Worten Gladstone'S entsprechen werden, mag der Khedive, der Sultan und wer sonst in der Angelegenheit interessirt ist, ruhig abwartrn; kriegerisch scheint allerdings England zunächst nickt Vorgehen zu wollen. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so scheint die Krisi» in Kairo eine« langwierigen Charakter annehmen zu wollen. Ver Winterfahrplan der Zachfischen Ztaatseisendahnen. Der heutigen Nummer unseres Blattes ist ein Exemplar de« WinlerfahrplaneS der König!. Sächsischen Staairetsenbahueu, wie solcher mit dem 15. October er. zur Einführung gelaugt, beigefü-t. Um nun unseren Lesern die Orienttrung bezüglich drr verschiedene« Abweichungen, welche der neue Fahrplan gegen den jetzt gülttacii oujweist, zu erleichtern, haben wir im Nachstehenden die wesentlichsten aus Leipzig Bezug habenden Fahrplanändernngen, nach den einzelnen Linien geordnet, zusammeirgcstellt. Bezüglich der Veränderungen auf der Linie Leipzig, Bai rischer Bahnhof» Hos und Eger «eisen wir nochmals darauf hin, daß die Eourierzuae: ab Leipzig, Bairischer Bahnhos Nachts 12.10 und in Leipzig Bairischer Bahnhos früh 3.26 (zeilher 3.35) in Reichenbach i/8, direkten Anschluß nach nnd von München über Hos nicht mehr finden, weil die correipondirenden Züge zwischen Reichenbach und Hof, sowie die bairischen Anschliißzüge, wie wir seiner Zeit berichteten, bereit- vom 15. September ab für die Winterperiod« eingezogen worden sind. Dagegen bleiben die Ver- blndunaeu der ebcugcnannten Züge nach und von München über Eger bestehe» «nd trifft nun ri» Eger unter Benutz»^, de« Nacht- 12.10 hier abgchendea LourierzugS Nachm. 4L5 in München ein, während man München 12.15 Mittag- verlasse» muß, um am andern Morgen 3.26 in Leipzig auzukommen. Wie in früheren Jahren fallen die beide» Personenzug«: Bonn. 8.5 ab Reicheubach i/B , Bonn. 11.46 in Eger, und Nachm. 3.0 ab Eger, Nachm. 8.SS i> Reichenbach i,V-, welche an di« Perionenzüge »«« Leipzig vorm. 4LS und in Leipzig Nachm. 10.8 onschließeu. 1« Winterhalbjahre au«. >1» Ersatz dafür kann man ober di« Etl- züge: au< Reichenbach i/B. Bonn. 9.0, i» «ger Mittaa« 12.2 und auS Eger Nachm. L2S, in Reichenbach i,L. Nachm. 5.30 benutz«,, welch« im Winter auch III. Wagenclass« führen. Ferner ist »och zu erwähnen, daß der jetzt vormittag- 8.31 hier eintrrffend« Eourienug von Hof, München >c. tünfiia 5 Minuten früher (8.26 Bonn.) ankommen wird und daß der Abend« 6.20 hi« abgehendr Courierzug in Kieritzsch nicht mehr hält. Aus der Verbindungsbahn verkehrt drr erste Frühzug pom Bairischen vahuhofr 9 Minuten früher (3.34 vorm.) uud trifft Schl Borm. auf dem Berliner Bahuhose eiu. va» dir Linie Ltipzia-Borua-Lhemnitz aniangt, so ist nur zu erwähnen, daß der Zug. welcher die zweit« Brrbindung von Grithai» nach Leipzig vermittelt (jetzt ab Seithain Borm. 10.D7, in Leipzig Nachm. 12.35), künftig bereit» 10.15 Vorm, von Grithai» abgelaffen wird; die Ankunft in Leipzig bleibt ickveränder». Bezüglich drr Linie Lripzia-Rieia-DreSde».Bodeubach. Letsche» ist zu bemerke», daß zwischen Leipzig uud Drr«»«,. Neustadt, außer einer Späterleguu» d«S Nachicoariermge» nach Dresden um 10 Miauten (ab Leipzig, Dresdner Bahn, küuftig Abend« 10.0, in DreSden-N. Nacht« 1S.20, in Dresden-«. Nacht« i z >
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