Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110141
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-14
- Monat1881-10
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1881
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Inserate sind stets an die Expedit»«« t» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumenuulo oder durch Post nachnahme. 287. Freitag den 14. October 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekamitmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß in der Nackt vom 15. znm 16. lausenden Monat» die Reinigung des HochrcservoirS der städtischen Wasserleitung, in der Nackt vom 17. znm 18. und vom 18. zum 18. laufenden Monats die Spülung der Hauptröhren durch die nach den Schleusten zu führenden Spülröhren, sowie vom 19. lausenden Monats ab die Spülung durch die Zweigposten am Tage statt finden wird. Leipzig, den 12. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. Cichorms. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir beschlossen haben, den Weg. an welchem die Hintergebäude der Grundstücke Frankfurter Straße Nr. 29 b, 29 c und 30 stehen, mit der Bezeichnung „Am Glstermühlgrabea" zu belegen und den Tract von der Funkenburabrücte bis zur Frankfurter Straße der ThomasiuSstraße zuzuschiagen. Leipzig, am 10. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. CicboriuS. Bekanntmachung. Das 21. Stück des diesjähngen Reicysgesetzblattes ist bei uns eingegangen und wird bis zum 2. Rovember diese» Jahre» aus dem Ralbhaussaate zur Einsichtnahme öffentlich aushängcn. Dasselbe enthält: (Nr. 1418.) Verordnung, betreffend die Einberufung des Bundesratns. Vom 7. October 188l. Leipzig, den 12. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Wohnnngs-Vermiethung. Eine au» G Stadea, L Alkoven, L Kammern nnd sonstigem Zubehör bestehende mit Wasserleitung ver sehene Wohnung im Lt-n Stockwerke de» der Stadt- aemeinde gehörigen Hauses Salzaägchen Rr. I soll vom 1. April L882 an gegen halbzährliöhe Kündigung Donnerstag, den 2V. diese» Monat» Vormittag» IR Uhr an RathSstelle — RatbhauS, I. Etage, Zimmer Nr. 16 — an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden, Ebendaselbst aus dem großen Saale liegen die Ver- miethungS- und Versteigernngsbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aüs. Leipzig, den 5. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Stöß. Logisvermiettlung. In dem UniversitätSgruuSstücke Universitätsstraße Nr. 17 soll die 3. Etage in dem Hintergebäude, bestehend aus Borsaal. 8 Stuben, 4 stammer» und stäche lammt Zubehör, vom 1. April 1882 an aus drei Jahre INI Wege der Licitanon, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern, andenveil ver miethet werden. Reslectanten werden ersucht, sich TouuerSrag, den 20. Lctober 1881, vormittags 11 Uhr i« Unwersstäts-Rentamte einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die Licitationtbedingungc» sind daselbst zur Einsicht auSgclegt. Leipzig, am 12. October 1881. Universität» - Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 14. October. In t^r österreichisch-ungarischen Colonie zu Berlin ist gutem Vernehmen nach eine Gedächtnisfeier für den verstorbenen Baron Haymerle in Anregung gekrackt worden, deren Gelingen gesichert erscheint. Herr v. Haymerle bat seine Anwesenheit in Berlin während der Dauer de» Congresses in entgegenkommendster Weise dazu benutzt, mit seinen dort lebenden Landsleuten in Verbindung zu treten, deren Beschäftigung und sociale Stellung kennen zu lernen und sich zum Befürworter mancher Wünsche zu macken, welche aus anderem Wege schwerlich an die hohe Adresse in der Heimatb, an welche sie gerichtet waren, gelangt sein würden. Trotzdem die Vermögen-Verhältnisse des Minister» nur verhältnismäßig bescheidene waren, könnten wir doch Fälle versichern, wo ihm sein Berliner Besuch zum Anlaß einer weitaelicnden Betätigung seines WoblthätigkeitSsinnes wurde Eine durchaus zutreffende Kritik der staalSmänniscken Tätigkeit Baron Haymerle'» liefert der Wiener Eorrefpondent der „Post". Die Ersolge. welche er für die Monarchie errang, dankte er den, Festhalten an den leitenden Grundsätzen der Andrassv'schcn Politik. Die Stimmen, welch« heute an seiner Bahre erklingen, würden für ihn gewiß nickt so sympathisch lauten, wenn er seinen Ruhm darin gesucht hätte, eine originale Politik zu besolgen. Baron Haymerle kannte die Grenzen seiner Kraft und wußte, was Oesterreich-Ungarn frommte. Er hielt vor Allem fest an der Freundschaft mit Deutschland als dem Eckstein der aus wärtigen Politik; im Verein mit Deutschland setzte er den Einfluß Oesterreich - Ungarns ein für die friedliche Entwicke lung der orientalischen Verhältnisse auf Grund des Berliner Vertrages Es stand durchaus nickt im Widerspruch mit der Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu Deutschland, wenn er da» Verhältnis Oesterreich-Ungarns auch zu Ruß land und Italien möglichst gut zu gestalten suchte. Wenn die Herstellung gegenseitigen Vertrauens zwischen Wien und Tt Petersburg weniger sein Verdienst ist, so darf er sich doch rühmen, daß er es war, dem die Beseitigung zahlreicher Mißverständnisse, die zwischen Italien und Oeftcrrcich-Ungarn ausgetaucht waren, gelang. Nicht unterschätzt darf auch werden, was er Serbien und Bulgarien gegenüber aus- aerichtet hat. Der Stur, de« Oesterreich feindlichen Ristic ist fei» ausschlirßtiche« Verdienst, und daß Fürst Alex ander von Bulgarien sich der Zankoss und Genossen entledigte, geschah auch nicht ohne Mitwirkung Haymerle'». Ob der Verstorbene in einer großen Krisis der geeignete Leiter der auswärtigen Angelegenheiten gewesen wäre, möge dahin gestellt bleiben; während der verflossenen zwei Jahre war er gewiß an seinem Platze. Tie vatikanische ..Voce ciella Verits." schreibt in Bezug auf den verstorbenen Minister, derselbe bade, als er Bot schafter in Rom gewesen, die Lage so gut zu würdigen gewußt, daß er als Minister die Notlnvendigkeit erkannt habe, die Beziehungen zu dem Vatikan inniger zu gestalten. Unter seiner Amtsführung seien verschiedene schwierige Fragen zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst worden. Ucber da» tragische Ende Haymerlc' S wird der „Wiener Allg, Zeitung" folgende interessante Mittheilung gemacht: Die Aerzie mögen die physische llr'ache seststell«, welche de» Freiherr» von Haymerle Tod herbeiaesührt Hai. Ich glaube nicht sehlzugehen, wenn ich annehme, daß daS vorzeitige Ende de» Ministers auch durch psychische Ursachen herbeigeführt wurde. Haymerle ist nach meiner Ansicht in jeder Bedeutung des Wortes an gebrochenem Herzen gestorben. In der nächsten Umgebung des Freiherr» war schon seit einiger Zeit die Rede davon, er fühle sich gekränkt und zurückgesetzt, von manchen wichtige» Vorgängen soll er erst aus den Zeitungen erfahren haben, so daß er annehmen zu dürfen glaubte, nicht mehr aus allen Seiten jene- volle Vertrauen zu besitzen, dessen er zur Führung seine« Amte- bedurste. Gewiß war diese Annahme irrig, aber der Minister kränkte sich und diese Kränkung hat wohl dazu beigetragen, ihn allzu früh seinem Wirken zu entreißen, klebrigen« war de- Freiherrn Gesundheit nie sehr fest. Baron Haymerle unterschätzte die physischen Mühen, die sein neues Amt ihm bringen mußte, als er sich zur Annahme des Porte- seuilles entschloß. In seinen früheren diplomatischen Stellungen konnte er ungleich mehr seiner Neigung zu beschaulichem Lebe» solgen, als in seiner Ministcrstelluiig. Seine alten Freunde sahen ihn von Anfang an nicht ohne Bclorgniß einen Posten übernehme», der nicht nur geistig, sondern auch physisch einen ganzen Mann erfordert. Tie Wichtigkeit des Postens, von welchem Haymerle durch den Tod abberufen wurde, macht eS begreiflich, daß die Frage »ach der Wiederbesetznng der erledigten Stelle lebhaft erörtert wird und praeüont« caclavore die verschiedensten Er wägungen iiber den künftigen Minister des Acußern auflauchcn. Eine Reihe activer und ehemaliger Botschafter wird genannt, und außerdem werben noch in den Blättern die Namen de» gemeinsamen FinanznlinisterS v. Szlavy und de» Lcctions- ChesSv. Kallayangcsührt. Speciell in den czeckisckenOrganen wird dieEandidatur des Barons Hübner und des Statthalters von Galizien, Grafen Alfred Polocki, pousfirt. Selbstver ständlich ist die Frage noch lange nicht in daS Stadium der Spruchreife getreten. Der Kaiser ist erst Dienstag in Wien cingclangt und hat nur mit dem ScctivnS-Ches von Kallay, welcher die Geschäfte des Auswärtigen Amtes einstweilen fortfiihrt, conserirt. Allein cS muß als ein An zeichen der allgemeinen Lage ausgesaßt werden, daß in gut unterrichteten politischen Kreisen der Nainc dcs Fürsten K a r t Schwarzenberg, des Führers dcs feudalen böhmischen Großgrundbesitzes, austaucht und mit jenem Ernste besprochen wird, den die Besorgnisse rechtfertige», welche dieser Nanie cinflößen muß. Die Ernennung keines der oben genannten Eandidaten würde in Oesterreich sowohl als in Ungarn eine solche Bestürzung bcrvorrusen, wie diese, und kein Minister des Acußern würde in den Delegationen dem gleichen Mißtrauen bc gegnen, wie Fürst Kart Schwarzenberg, Im vollen Gegensätze dazu wird der „N. F. P." a»S Pest telcgraphirt, daß man dort in allen Abgcordnctenkrcisen ohne Unterschied der Partei mit Bestimmtheit Koloman Tisza als Nachfolger Haymerle's bezeichnet und als künftigen ungarischen Minister- Präsidenten den Fi»an;minister Grafen Szaparn, welcher i» der vorjährigen Budgct-Bcrathung den Fusionögcdanken in die Debatte geworfen hat, nennt. Andrassy dagegen soll den k. k. Botschafter in Konstantinopcl, Baron Caiice, als die geeignetste Persönlichkeit für die Leitung des Auswärtigen Amtes bezeichnet haben. Der Vorschlag deS Tabakmonopols rückt in immer greifbarere Nähe; es ist kaum mehr ein Zweifel, daß die be vorstehende Gesctzgcbungsperiode, wenn nicht schon die Früh- jahrSsession, sich mit diese». Plane zu beschäftigen haben wird. DaS Tabaksteuergesetz vom 16. Juli l879 tritt erst mit dein Jahre 1882 in volle Wirksamkeit, indem erst von da an der volle Steuersatz von 45 Mark lsür 100 Kilogramm er hoben wird. Es dürfte ohne Beispiel dastehcii, daß ein Steuergesetz, noch ehe es in volle Wirksamkeit getreten ist und seinen ganzen Ertrag geliefert hat. schon wieder ausgelioben und durch eine andere Maßregel ersetzt werden soll Tic Mehrheit des Reichstag- war bei Bewilligung dieses Gesetzes mit gutem Grund der Meinung, etwas Dauerndes zu Stande zu bringen, die Tabakssteuersragc für abseh bare Zeit aus der Welt zu schassen, namentlich die Gefahr des Tabak»,onopols zu beseitigen, und auch die Vertreter de» Bundes raths erklärten damals in der ReichstagScommissson. es könne zwar keine heute beschlossene gesetzgeberische Maß regel endgiltig unk für immer die Einführung einer anderen Besteuerung und also auch nicht das Monovol beseitigen; die Vorlage aber sei anzuseben als der ernste Versuch der Regie rung, unter Abweisung de» Monovol» einen dauernden Zu stand zu schassen. Auf die stets von Neuem anstauchenden Anzeichen hin, daß mit dem Gesetz von >879 die Frage der Tabaksteuer nicht abgeschlossen, sondern eine neue höhere Besteuerung oder daS Monopol i» Vorbereitung sei. wurde in der Session 1880 von fortschrittlicher Seite beantragt, der Reichstag wolle er klären, daß er eine weitere Erhebung der Tabaksteuer oder die Einführung des TabakmonopolS für wirtbscbastlich, finanziell und politisch durchaus ungerechtfertigt erachte. Hierüber ging zwar der Reichstag aus einen von Seiten der Nationalliberalcn und des EentrumS ge stellten und mit großer Mebrbeit angenommenen Antrag zur Tagesordnung über, jedoch mit einer Molivirung. die über die Stellung dieses Reichstag» zu weiteren Tabaftleuer- projecten keinen Zweifel ließ. Es wurde nämlich betont, daß durch das Gesetz von l879 ein volle» Einverständniß zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstag über die Tabakbesteuerung hergestetlt worden und daß erwartet werden müsse, dies Einverständniß werde nicht wieder durch einen Antrag aus Einführung deS TabakmonopolS in Frage gestellt werden. Das war die Meinung des vorigen Reichstags, als er die sehr bedeutende Mcbrbelastuiig deS Tabaks beschloß Wird der neue Reichstag seinen Vorgänger verleugnen? Wir kalten es für sehr unwabrscheinlick. Bon nalional- liberalcr Seite sind erst ui den letzten Tagen so entschiedene Verwahrungen gegen daS Monopol eingelegt worden, daß man aus die Mitwirkung dieser Parte» wohl nicht mehr rechnen wird. Aber auck auS den Reihen deS Centrums ist wiederholt und sehr bestimmt Widerspruch gegen da» Monopol erhoben worden, und schon der particularistischc Grundzug dieser Partei würbe die Ausstattung der Reichsgewatt mit eurer so Ungeheuern Macht nicht erlauben. Selbst konservative Stimmen haben sich, wenn auch nur vereinzelt, gegen da» Monopol aus gesprochen. Wo soll da eine Majorität berkommen? ES wäre klug und in ihrem eigenen Intereste wünschen» wcrlh, wenn die Reichsregierung sich diese Sachlage und die ungünstigen Aussichten des Monopols noch einmal überlegte und auch ihrerseits an dem Pact scsthielte, den der Reichstag bei Bewilligung deS Tabaksteuergesehes vom Jahre 1879 zu schließen glaubte. Es mögen noch manchertei Berhandlungscanäle zwischen Berlin und dem Vatican lausen und Herr v. Scklözer ist nickt daS einzige VerinitlluiigSorgan, auf welche» die srieken- suckenden Machte deS preußischen Staate» und der Curie an gewiesen sink. Aber der Meinungsaustausch sickert nur zäh und spärlich in diesen Canälen, und da» Verhallen von Re gierung und Papst macht den Eindruck, als wen» man sich beiderseitig vor einem Abbruch scheute und dock nicht die richtige» Mittet und Wege finde, denselben zu verhüten. Ob cs der Staat ist, der sich „dilatorisch" behandeln läßt, oder ob sich der Vatican mit einer Politik der Versprechungen und deS ZandcrnS abspeisen läßt, darüber sind die Meinungen getkcüt; am schärfsten sehen wohl diejenigen, welche beide» Parteien die allerdings nickt sehr würdige Rolle zutheilen, abwechselnd an diplomatischer Spitzfindigkeit, die fick um sactische Concessionen heruindrnckcn will, übcrtrossen zu werden. Einen trefflichen Maßnab für die augenblickliche Stockung liefert die Futdaer Bisckofssrage. Die Nachricht ist gut beglaubigt, daß die Verhandlungen über die Wiederbesetzung dieses BiSthunis unmittelbar vor ihrem Abschluß standen. Daß die Regierung schwerere Bedingungen für die Zulassung des Herrn Georg Kovp aus den Stuhl des heiligen Boni- saciuS gestellt haben sollte als sie Dies für Trier getban. daß sie beispielsweise aus der Ableistung dcs Hoinagial-(Hul- digungS-)Eides bestanden haben sollte, ist schwer anzunchmcn. Trotzdem aber wartet die politische Welt noch immer vergeb lich auf die Ernennung zcnc» Geistlichen zum Bischof von Fulda. In anderer Richtung, wenn auck in gleichem Sinne sind auch die Trierer Verhältnisse sozusagen eingefroren. Von -Herrn Korum beißt es, er selber habe sein« Tätigkeit dahin umschrieben, daß er eigentlich nur Firmungen vornehmen könne; weitere bischöfliche Geschäfte seien ihm nach Lage der Dinge untersagt. Wenn man die Hunderte von Vakanzen erwägt, welche die Psarrstcllcn gerade seines SprcngclS aus- weisen und deren Wickcrbesetzung ihn am ehesten hätte am Herzen liegen müsse», so begreift man die Besreindung und Enttäuschung, mit welcher in Kreisen, die mit der Regierung Fühlung haben, daS Ausbleiben der günstigen Ergebnisse an gesehen wird, die man von der Berufung Kvrum's er wartet batte. Die Ossiciösen fahren fort — es ist unS nickt ganz er sichtlich. zu welchem Zweck — einen Widerspruch zwischen de», nationalliberalen Wahlaufruf und der Rede des Herrn v. Bennigsen in Hannover finden zu wollen. Dieser Widerspruch soll vornehmlich darin bctteben, daß der Wahtausrus die Zollsragcn für einen Bcstandtkeil deS Partei programms nicht gelte» lassen will, Herr von Bennigsen aber seine Bereitwilligkeit aussprach, dem gesamintcn Zoll tarif eine längere Ruhepause zu gönnen und auck an den landwirthschaftlicken Zöllen nicht zu rütteln, bevor gleich zeitig eine Herabsetzung der Industrieschutzzölle mög lich ist. Nus diesem letzteren Standpunkt sicht ohne Zweifel die große Mehrheit der nationalliberalcn Partei. Daß aber einige Mitglieder dieser Partei den lanvwirthschaf'l- lichcn Zöllen gegenüber eine schärfer ablehnende Haltung ein- nehine», ist eine Thatsache, die nicht geleugnet werden soll, vielmehr auS verschiedenen Erklärungen ganz offenkundig ist. Eben weit die nationalliberale Partei die gesammten Zoll sragen aus ihrem Programm auSscheidet, kann sie ihren Mitgliedern hierin abweichende Ansichten gestatten. Ein die gcsanimte Partei bindender Ausruf konnte sich in dieser Hin sicht unmöglich so bestimmt auSsprechcn. wie ei» einzelnes, wenn auck noch so hervorragendes Mitglied. Die Magdeburger Rede Bennigsen « hat aus die Berliner Regierung-Presse wahrhaft consternirend gewirkt. Heute endlich rafft sich die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nach langem Zögern auf, diese bedeutsame Kundgebung der nationalliberalen Part« einer Kritik zu würdigen. Während sonst in diesem Blatte nur von der ,. Bankerott er klär ung der Natwnalliberalen" die Rede war, heißt es heule am Schlüsse eines Artikels reckt kleinlaut wie folgt: Die oppositionellen Blätter freuen sich belonders, daß Herr von Bennigsen in Magdeburg da« Dabaksmonopol und den Staatssocialismus verworfen habe. Die Verwerfung ist freilich der Form nach auch in Magdeburg keine unbedingte gewesen, denn der Redner hat dieselbe aus Motive basirt, folglich durch diese Motive bedingt, die sich leicht entkräften lassen. Nun kann man zwarAbsichten und Handlungen aus den Willen allein basiren. Gründe aber nur aus die Ber- nunst. Herr von Bennigsen steht viel zu hoch, als daß man annehmen könnte, er werde jemals einer Widerlegung seiner Gründe unzugäng- lich sein, sofern er gensthigt ist, die Widerlegung als in der Ver nunft gegründet anzuerkennen. Er hätte daher besser gethan, seine unbedingte Verwerfung, wenn sie dies sein sollte, nicht durch an sechtbare, ia sogar leicht widerlegbar» Gründe z» bedingen. Die socialpolit,schen Pläne der Staatsregierung nämlich laufen weder hinaus ans eine Socialbureaukratie, wegen bereu H«^ v. Bennigsen dem Staat Socialismus vorwirst, noch wird eine einzige der Be fürchtungen «„treten (und dies läßt sich schon heute beweisen) wegen deren Herr von Bennigsen da- Tabaksmonovol verwcrsen zu müssen erklärt. Die Ernennung de« Herrn v. Puttkamer zum Vice- präsidenten des preußischen Staatsministeriums, die von der halbamtlichen „Prov.-Corr." gemeldet wird, muß für die inneren Verhältnisse Preußen» als von nickt zu unter schätzender Bedeutung angeseben werden. Der Minister de» Innern ist dasjenige Mitglied der Regierung, weiches, viel leicht von Herrn v. Goßt er abgesehen, der eigentlich kon servativen Partei am nächsten steht. Wenn auch der Einstuß eine- Vicepräsidenten de» StaatSministeriums bisher nicht sehr erheblich gewesen ist, so kann er immerhin ia der Hand eine« energischen, zielbewussten Manne« — und ein solcher ist Herr von Puttkamer — groß genug sein, um sich aus dem ganzen Gebiete der inneren Politik Geltung zu ver schaffen. Ec» mp Hansen bat diesen Emfluß zeitweise besessen, und wenn Graf Stolbcrg ihn nicht erlangt hat, so haben Die» Gründe persönlicher und sachlicher Art verschuldet. Herr v. Puttkamer ist seit Iuii 1879 Mitglied des Staats- ministeriums und gleichzeitig mit den Herren Bitter und Lucius eingetreten. Bisher führten in den Sitzungen des StaatSministeriums die ältesten Minister, Herr v. Kamele oder Herr Maybach, den Vorsitz. Die „Erinnerungen" des Herrn von Unruh haben die ganze officiöse Presse in Alarm gesetzt. Selbst die „Prov.-Corresp." hat sich deS Themas bemächtigt und schließt einen Artikel mit folgendem Knalleffcct: „So ist die Enthüllung deS alten Demokraten vor Allem eine Enthüllung der landesverrätheriscben Gesinnung seiner Freunde von der sogenannten Fortschrittspartei. Mögen seine Er innerungen sonst noch so wenig Wcrtb kaben, der Beweis ist darin erbracht: die Forlschritlsieute wußten, daß cS sich um die Macht und Größe des Vaterlandes handelte, aber sic wollten es nicht wissen, um auck damals ungehindert ihr „Fort mit BiSmarck" rufen zu können." Nach einer Melkung aus Wien, die sich jedoch erst be währen muß, soll die Zusaninienkunst des Kaisers von Oesterreich mit dem Zaren nunmehr am 18. October m Krakau statlfinden. Ein Petersburger Correspondent de» „Berliner Tage blattes" will über die Begegnung der beiden Kaiser Folgende» erfahren haben: „Ende voriger Woche wurde der Montag Abend respective der Dienstag als Termin zum Antritt der Kaiserreise nach Warschau angegeben. Am Mittwoch erhielten nunmehr die Redaktionen ein Circular der Oberpreßverwaltung mit dem Befehl, kein Wort über die etwaige Kaiscrreise, sowie überhaupt über ein Mitglied der kaiserlichen Familie zu bringe». Da Letztere- ein uralter Befebt ist. so dürfte diese jetzige Auffrischung als ein deut liche« Zeichen genommen werde», daß die Kaiserreise zwecks einer Zusammenkunft nunmcbr wirklich unmittelbar bevorsteht." Wie der „Triester Zeitung" aus Cattaro gemeldet wird, haben wehrpflichtige CrivoSciancr sich nicht blos nach Montenegro, sondern auch in die Herzegowina be geben. Es wird als wabrscheinlich bezeichnet, daß, im Falle eS zu ernsten Ereignissen im südlichen Dalmatien konimt, auch in der Herzegowina gefährliche Verwickelungen zu Tage treten werden. Ja Konstantinopel hat — wie schon gestern er wähnt — ein Putsch stattaefundcn, der sicherlich die öster reichisch-ungarische Regierung peinlich berühren wird. In Folge der Verhaftung cinigcr von Cattarv in Stambul eingelroffener Croaten. welche sich dem Militairdienfle entziehen wollten, drangen zahlreiche bewaffnete Croaten m da» österreichisch-ungarische Consulat ein und verlangten unter Drobungen die Freilassung der Gefangenen. Durch einige Matrosen kcS österreichische» StativnsschiffeS „TauruS" wurde die Ordnung wieder hergestellt. Man darf näheren Nach richten mit Interesse entgegensetzen. AuS Petersburg kommt die fast unglaublich klingende Nachricht, Walujew, der, wie eS bicß, lauterste Charakter der russischen Verwaltung, der Präses des Ministercomits. sei wegen Verschleuderung von StaalSgcldern in Anklage zustand versetzt. Der Thatbestand ist folgender: Bor einem Jahre wurde ein Bergwerk Blagoweschlsckens mit enorm« Waldungen für einen Spottpreis an ein Consortium ver täust, unter dem sich ein gewisser Rohrberg befand, welcher am Donnerstag wegen CriiiiinaivcrgehenS verhaftet wurde. ES verlautete damals, der Sohn Walujew's, welcher Garde- Ossicier war, habe die Angelegenheit vermittelt. Als Nach folger Walujew'S wird Abasa genannt. Der Präses deS Gerichtshöfe» ist Fürst Urussow Die Verhandlungen der europäischen Donau-Com mission, resp. der Ideenaustausch der Mächte über die bezüglichen Vorschläge deS Bukarest er Cabin ctS dürft« nach glaubwürdigem Vernehmen binnen Kurzem erneut in Fluß kommen. Die rnmänischc Regierung hat sich nickt nur gegen das Verlangen Oestcrreich-UngarnS, in der „gemischt« Commission" den Vorsitz zu führen, und bei Stimmengleichheit den Ausschlag zu geben, energisch verwahrt, sic hat auch die Nothwenvigknt der Errichtung einer Donau-Commission ge leugnet und die bezüglichen Artikel deS Berliner Vertrage» von 1878 als für sie nicht verbindlich erklärt. Es leuchtet ein, daß keines der Cabinetc sich diesen Auffassungen officiell ciiischließkn kann, und da- Interessante an denselben ist eigentlich auch nur die Frage, wer den Bukarester Staats männern wohl den Mnth gemacht haben kann, so keck gegen die benachbarte Großmacht sich auszuspielen. Nicht blo» Deutschland, sondern auch Frankreich und Italien haben die Forderungen des Wiener Cabincts mit unwesentlichen Ein schränkungen gebilligt. Rußland nahm stet- eine ab wartende Stellung ein, so daß England die einzige Macht blieb, welche offen sich gegen den Standpunct der österreichisch« Staatsmänner erklärte. Es wäre pikant genug, wen» die unerhört anmaßende Sprache deS Bukarester CadinetS auf Einstüsterungen aus Downing-Strcct zurückgcsührt werden müßten, »in so pikanter, als noch vor wenig Tagen die „Times" sich zum Organ sehr dringender LicbeSwerbungm machte, die an die Wiener Adresse gingen. In Berlin hält man dafür, daß der ^Zusammenhang der österreichisch« Orientpolitik durch den Zwang der Umstände geboten sei, und cS wird deshalb auch nicht bezweifelt, daß der noch un« bekannte Nachfolger de» Barons Haymerle sich in der erwähnt« Spenalfrage ans derselben VerhaltungSlinie be wegen werde, die der socke» verstorbene Staatsmann gewählt, und die dem Geiste der geschlossenen Verträge, vor Allem des jenigen von Berlin vom l3. Juli 1878. entspricht. Gambetta'S Aussicht« sind die best«. DaS „Sisrle" glaubt zu wissen, daß der Präsident der Republik vielleicht schon heute Gambetta zu sich rus« lassen und ihm all« Vollmacht« für das Programm und die Bildung eines neu« Cabinets geben werde. In Paris ist in sonst gut unter richtet« Kreis« nicht» über eine Begegnung Gambetta'» mit dem deutschen Reichskanzler bekannt. Schon die bloß« Gerüchte Hab« aber genügt, in Paris mehrfach patriotisch« Entrüstung« wach zu rus« und Gambetta die Bezeichnung eine» Drotegs «io, I'rmtrieu» und eine- Xmi cko Llr. cko Ummarcle einzutrag«. Daß Gambetta nicht in Varzin gewesen ist. wird letzt von Persönlichkeit« bestimmt versichert, die daselbst in allerletzter Zeit verkebrt«. Der Pariser Correspondent der „National- Zeitung" theilt Uber den äußeren Anlaß der Reis« Gambetta*» eine Lesart mit. durch welch« jene eine sehr „na türliche" Erklärung sind« würde. Die Fan>ili«beziehn»g«
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