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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-22
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Yhr. Redaktion nud Lkpediti«» IohanneSgasse 33. APrechknndr» der Nrdacti»»: Uorniitlaqs 10—12 Uhr. Nachmltta>,s 4—ß Uhr. tztir dt« eii,,ric>nNy I>-, »icr«»», dx «irtacti«» nxbl vcrtwdlu» «»»atz«, »er für die nachftf«l>en»e ««»»er bestimmten Anserate a» V»chen»a,ru »i« Z Uhr Rachmittaa«, an Le»»«»«» Sesttqne» jrnh bi» 'i,V Uhr. In drn ^iiialrn snr Ins.-Äuuahme: Ott« Klemm, Universitülsstraße 81, Laut« Lösche, Katharineast raße 18, p, nur bis '/,S Uhr. riWgrrTaMaÜ Anzeiger. Organ für Politik, sscalgeschichte, Handels- «ndGeschSstSverkehr. 295. Sonnabend den 22. October 1881. Maflage 16VSA. Ahmmnuait^nri» viertelt. 4'/, E-, iucl. Vringerlohu 5 RL. h»nd die Post bezöge» « Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» «tz»e Postbeförderung 38 Rt. »eit PastdesSrda»»g 48 «k. Inlrrgte «gespaltene Petitzrile »0 Pf. Größer« Schriften laut unsere« Prä», vrrzeichuib. Tabellarischer Satz noch höhere» Tarif. Uerlinnrn unter drn Ned«ti»»»ßrich dir Spaltzeile bO Pf. J»ferat« find stet« an die Exp« bitten D» sende«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeaamernnilo oder durch Post» Nachnahme. 75. Jahrgang. Jur gtsillli-en Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. Oetobev, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeMlon äe« I-v1prIx«r Amtlicher Thetl. Vekanntmachung. Für die nächste Vorstellung zum Besten de« Theater» PenfionS - ZioudS, welche Mittwoch, de« 2« diese» Monat» staltfiiidcn wirk, ist von uns die Oper „Euryanthe", Musik von C. M. v. Weber, gewählt worden. Dir geben un« der Hoffnung hin, daß die Wahl der gedachten Oper auch dieses Mal das geehrte Publicum zu einem recht zahlreichen Besuch der Vorstellung veranlagen wird. Leipzig, den 20. October 188l. Der Verwaltung»-Ausschuß ftlr de» Theater-Pension»-Foud». Verketzerung aut -eu Abbruch. Die Baulichkeiten des in dem der Stadtgemeinde gehörigen Hausgrunvstück Münzgaffe dkr. 12 befindlichen «chuppcnö sollen Freitag, de« 1. November »». IS. Vormittag» 11 Uhr aus dem Nathhause, 1. Elaze, Zimmer Nr. 1», auf den Abbruch versteigert werden Die Versteigcrungsbcvingungen. in welchen die zu ver steigernden Baulichkeiten „aber beschrieben find, liegen in unserem Vanamte (RathhanS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 1) schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den l7. October 188t. Der Rath der Stabt Leipzig. I>r. Gcorgi. Stvß. Vekanutlnachung. Von den für Michaelis dieses Jahre« früher schon aus geschriebenen Ausstattungsstipendien für hienge unbescholtene arme Bnrgerstöchter, welche sich seil Michaelis vor. IahrcS verheiratliet haben, ist noch eines im Betrage von 40 Mark 47 Pfg. zu vergeben und sind schriftlich« Gesuche darum unter Beifügung der Einschließungs-Bescheinigung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, oa da» Stipendium nur an ehelich Ge borene zu vergeben ist, einer Geburtsbescheinigung bi« zum 5. November dieses Jahres auf dem Rathhaufe, 1. Etage, Zimmer Nr. 15, cinrureichen. Leipzig, den 20. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Harrwitz. Submission. Die Glaser-, Tischler- und Schlaflerarbette« »u dem Neubau de« Getrtnu« und Anribten« sollen in Submission, jedoch vor- behältlich der Auswahl unter den Bewerbern vergeben werden. Anschlag-fortNulare liegen im Rentamt« bereit und werden die betreffenden Herren Gewerken, welche sich hierbei betbeillgrn wollen, hiermit ersucht, dl« «»«gefüllten Anschläge, unterschrieben und ver siegelt unter entsvrecheuder Ansschrist bis zum 2» Oktober d. I., «bend« 6 Uhr anher rinzureichen. Leipzig, am 21. October 1881. UntversitSt« - Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 22. Ortoker. „Abwarten!" denkt Gambetta. Man vermag in der Thai jetzt einzusehen, daß dieser ehrgeizige Mann vollkommen der Lag« der Verhältnisse entsprechend handelte, wenn er den Eintritt in die Negierung immer noch hinausschob. Mag auch eine Scheu vor der Verantwortlichkeit für die Situation in der bisherigen Haltung Gambetla'S vorgewaltet haben »nd mag eS ihm auch bequemer erschienen sein, im Schatten der Kaiiimerpräsidentfchast Ministerien zu stürzen und einz»- fetzen, eS stellt sich nunmehr heraus, daß seinem Eintritt in die Regierung mehr Schwierigkeiten entgegenstanden und thril- weise noch eiitgegcnstehen, als der oberflächliche Beobachter zu ahnen im Stande war. Zunächst ist nickt zu verkennen, daß der Eintritt Gam betta« in die Regierung drn Präsidenten zu einer bloßen automatischen Figur, zu einem Nnterschristcnverkeibcr macht. Denn es ist bisher Sitte.gewesen, daß der Präsident der Republik im Ratbe seiner Minister den Vorsitz sübrte. Man kann nicht behaupten, daß dies gerade der Der- jafsuim der Republik oder ihrem Geiste entspräche, denn der Präsident ist alS solcher unverantwortlich, hat also auch kein Recht, die Berathungen der verantwortlichen Minister zu beeinflussen. Aber cs ist einmal so der Brauch gewesen, daß der Präsident der Republik auch den Minister- Eonseils präsikirte. Mit dem Eintritte Gambetta's aber würde Die- sich ändern. Der Kammerpräsident ist nicht der Mann, der Andere, die ihm etwa seine Macht streitig macken tonnten, neben sich dulden möchte. Deshalb hat er auch gleich die Bedingung gestellt, daß er. Gambetta, falls er die Regierung übernehmen werde, im Miuisterrath selbst drn Borsitz stibren «erde. Und noch weiter ist er gegangen, er bat erklärt, daß er Ministerpräsident ohne Portefeuille fein wolle, so daß das Ministerium ganz auf den Namen Gambetta zugestuht wäre. Und «eun sonach Gambetta auch für Alles verant wortlich wäre, so wäre es doch recht schwierig, ihn bei dieser Verantwortlichkeit zu soffen, denn man kann einen Minister doch nur für sein Reffort, für sein Fach verantwortlich macken, und wenn Gambetta kein Ressort hat. wo bleibt da die Ver antwortlichkeit? Die Stellung, w,e er sie plant, wäre eine so mächtige, daß der Präsident der Republik völlig in den Schalten gestellt würde durch den Ministerpräsidenten; der Name Gambetta würde in Frankreich derart dominiren, daß der Name Grevy ganz verschwinden müßte. Das ist die Lage, und man wird Herrn Grevy nicht zu mul hen wollen, sie zu verkennen oder sich über dieselbe hin- wegzusetzen. Zunächst siebt der Eintritt in. die Regierung denn doch nicht ganz bei Gambetta allein; der Präsident der Republik hat ihn zu diesem Act zu berufen. Wenn Grevy aber Gambetta nicht aussordert, ein Ministerium zu bilden, dann kann Gambetta gar Nichts dagegen machen. Der Präsident der Republik scheut sich vor diesem Schritte» der in der Thal einer DreivicrtclS - Abdankung gleich käme, und man kann ihm Dies auch gar nicht verdenken. Aber die Ein willigung deS Präsidenten macht Gambetta auch noch nicht regierungsfähig. Er muß auch die Majorität der Kammer für sich baben. Und diese hat er im Augenblick noch nicht, denn man kann noch nicht genau abmcssen, wie die Partei-' Verhältnisse in der Kammer sich gestalten werden. Ob es Gambetta überhaupt gelingen wird, sich eine feste Mehrheit zu verschaffen, steht' dahin. Die Republikaner macken allerdings die große Mehrheit der Kammer auS. aber sowohl die gemäßigten wie die radikalen Republikaner scheuen sich, in die Hände Gambetla'S eine so überwältigende Macht zu legen, wie er sie als Ministerpräsident beansprucht. Unter solchen Umstände» ist eS erklärlich, daß Gambetta und Grevy sich noch nicht haben verständigen können, und man darf ge spannt sein, wie Gambetta die ibm entgegenstehenden Schwierigkeiten bewältigen wird.' An Findigkeit fehll's ihm nicht und auch an politischer Klugheit hat der Exdictator von Bordeaux in letzter Zeit zugenommen. Der Kamps der widerstrebenden Irländer ist nun so weit gekommen, in offenen und bewaffneten Aufstand überzu gehen. Man verweigert die Pachtzahlungen. Die englische Regierung hat die Führer der Landliga Verhalten lassen und verschiedene Verstärkungen zur Verfügung der irischen Execu tive gestellt. Auch der Beitritt zur Landliga, sowie die Auf forderung daz» iff vertu,len worden. Diese Maßregeln,^«» sogar durch englische Kriegsschiffe Nachdruck gegÄen werden soll, find zwar terroristisch, aber auch nothwendig. klebrigen« spielt sich der Kampf immer mehr auf daS wirthschastliche Gebiet hinüber. Die Pächter verweigern die Zahlung der Pachtgelder, um die englischen Lords zu schädigen, und man hat beschlossen, die Gladstone'sche Landbill alS nicht zu Reckt bestehend anzuerkennen. Die« Letztere ist seltsam, zeugt aber nichts desto weniger von dem unauslöschlichen Hasse der Irländer gegen England. Denn eS besteht kein Zweifel, daß die Landbill den Pächter» verschiedene Bortheile gegen früher bietet und die Herren Parnell, Dillon und O'Connor sind doch gerade Führer deS Pächtcrtbum« gewesen. Hätten diese Herren vorzugsweise das irische Tagelöhnerthum zu ver treten gesucht, so wäre ihre ablehnende Haltung verständlicher, da ja der Tagelöhner von der Landbill Nickis zu prositiren vermag. Der» Pächter aber gewährt die Bill Schutz vor willkürlicher Exmission, unparteiische Entscheidung in Streitig keiten u. s. w. und so bringen die Pächter m der That ihrem Hasse ein großes Opfer, indem sie sich gegen die Bill ablehnend verhalten. Kein Mensch vermöchte die agrarischen Grausamkeiten und andere Heldenthalen der Irländer zu billigen, aber man muß sich auch gestehen, daß Kriegsschiffe und Kanonen nicht die Mittel sind, um ein Volk auszuföhnen mit den gegenwärtigen Verhältnissen, dessen Rechtsgefühl Jahrhunderte hindurch gekränkt worden ist. DaS stolze England wäre doch in der That mächtig genug, um e< mit einer versöhnlicheren Politik versuchen zu können, aber — da stehen die Interessen einiger LordS im Wege, die Besitzungen in Irland haben und denen man Kriegsschiffe zu Hilfe senden muß, wenn sie ihren Pachtschillina nickt sofort einbekommen. Eigentliche Vermittelungvversuche sind nicht gemacht worden »nd die geringe Wirkung der Landbill kommt daher, daß letztere für die Massen unverständlich ist nnd bleibt, wie sie sogar anfangs für viele Parlamentsmitglieder unverständlich war. DaS größte Unglück für Irland wäre der Versuch einer gewaltsamen Losreißung, und es scheint fast, als ob Irland in ein solches Unglück hineingedrängt werde.» sollte. Das Volk der grünen Insel ist in Wahrheit ,!die Niobe der Rationen" - England aber hat die Schmach zu tilgen, diese Zustände durch seinen Eigennutz herbcigeführt zu haben. Rudolf von Bennigsen ist oegenwärtig der best gehaßte Mann bei den Berliner Ossiewsen, bei den Conser- valiven, Ultramontanen, Fortschrittlern, bei der Handwerker- Partei und den Socialdemokraten. Man hat diesem Manne häufig vorgeworsen, er habe in schwächlicher Nachgiebigkeit hier und da Compromisir gemacht. Dieser Vorwurf ist aber ebenso unbegründet als ungerecht. Ein Mann von solcher Charakterfestigkeit, wie wir sie bei Bennigsen finden, kann und wird sich niemal« zu schwächlicher Nachgiebigkeit herablasicn. Alle Compromisse (Ausgleiche), die der Führer der nalionaUiberalcn Partei jemals gemacht hat, ersolateu nicht auf eigenen Beschluß, sondern gemeinsam mit den Parteigenossen und mit deren Zustimmung. Man weise nn- aber — so äußert sich eine national liberale Stimme auS Hannover (Pastor Pfasf in Osterbruch) — auch nur einen Ausgleich nach, der jemals zum Nachtheile de» deutschen Reichs, zum Nachtheile Preußen« oder zum Nachtbeilc der liberalen Partei von Bennigsen gemacht wäre. Es wird Niemandem gelingen, einen solchen Nachweis zu führen. Bennigsen'« Politik ist eine praktische, und eine andere ist für ein« politische Partei, welche wirken will, nicht denkbar. Wohl muß jede Partei bestimmte Grundsätze haben, die ihr als Grundlage für ihre gesammlen Anschauungen und Bestrebungen dienen; ivenn diese Partei aber nickt die herrschende ist. und da« war die nalionallibrrale Partei nicht, so kann sie nicht lagen: Diese« nud nichlS Andere» muß er reicht werden, können wir nickt Alle-, was wir wollen, er reichen, so stimmen wir gegen da» lyanze. Was würde an« Deutschland, aus der deutschen RrichSversassung. au» den großen OrganisationSgefctzcn geworden sein, lvenn die national liberale Partei einen derartigen Standpunkt eingenommen hält«? Eine Partei, die einen verneinenden Standpunkt ein nimmt, wie z. v. die Ultramontanen, und di« Fortschritts partei. bei denen e« heißt: entnxder «ll^oder Nicht«. ^ solche Partei kann Eomprom.fie vermelden. Partei, die praktische Politik tr« - a„bt Die nationall.h-ral- Partei flreor^^^,.^.^ schreitende Entwicklung rn O S wenn an. und diese sucht sie SchnltsÜr ^ kanilgt sich mit dem cS im Sprunge nicht gehen kann. S tz ^ ^ Dach« Sperling- i« der Ha"v. wenn sie d,e Taube au, ^ nicht bekommen kann, dabe» Hort ,»e 4 ^ ^^«S Ziel nachzujagew DaS Wohl de«G°nM 'st chr °ug^ ^ und sie weiß, daß diese« Wohl nur a l viefem Sinne gemäßig t - » L.beraUsmnS gede^ Partei wird, wie bisher, so auch Frei- und ihr bewahrter Führer von Fa ) ^ mulh- heit die Maßregeln der Regierung p?Ufen. sie w ^^md« willig- Conflicte vermeiden, wo ^ ebenso ent- und Gleichgiltigkeit; bekämpfen w'r diese. s° w " ^ versäumt! Jeder Parteifreund thue bei der Wahl s Schuldigkeit! __ Man wird wohl daran thun di- Ankündigung daß di- bevorstebende BundeSrathSsession nur der AtMlu g des ReichShauShaltSetatS gewidmet sem soll, w't «nngrm Zweifel aufzunehmen. Selbst wenn die begliche Absicht snr wtzt noch begeht, so erweitert sich doch naturgemäß der Kre^ der qesitzgeberischcn -Aufgaben, und Arbeit-Programme nach Art des m Aussicht gestellten sind.ersabrunaSmaßig nur dazu da. um alSbald durchbrochen zu werden. Di,t dem Tabaks- Monopol und der Unsallversich-rungsvorlage w'rd ,.ck der Bundcsrath vor Beginn de« "Eten Jahre« freilich mknnem Falle zu beschäftigen baben. indessen verlautet von einer Reche von Entwürfen, welche er schon demnächst zu erwarten haben wird. Gutem Vernehmm nach gehört zu denselben auch da» leidige TrunksuchtSgesey. von welchem selbst Diei-mgen. die ihm' sympathisch gegcnüberstehen, zugeben müssen, daß es ffiarine durch directe Dampfschiffsubdentionen binnen Kurzem ^bestimmtenAbmachungen führen, welchen zunächst der Bunde«, rath und späterhin der Reichstag seine Zustimmung zu er- theilen haben wird. Die Canbikaten der conservativen Partei im nord östlichen Theile Westfalens, in den Wahlkreisen Minden- Lübbecke und Herford-Halle, kommen etwa« in da« Gedränge durch daS drohende Tabakmonopol. In den genannten Kreisen lebt ein sehr großer Theil der Einwohner von der Tabak industrie; außer in größeren Fabriken wird auch in der Hausindustrie der Tabak verarbeitet, und eS ist erklärlich, daß die Bewohner dieser Kreise, mögen sie auch sonst noch so regierungsfreundlich gesinnt fein und ihren Pfarrern noch so sehr folgen, doch kein Verlangen nach den Segnungen de« Monopol«'tragen. Herr Stöcker, der Eandidat im Kreise Minden-Lübbecke, hat nun am 2S. vor. Monat« schriftlich erklärt: „Unmöglich kann ich mein Urthril bestimmt abgebrn, ehe ich di« Maßregeln kenne, welche die Regierung im Auge hat." Er hat also eine bestimmte Erklärung, wie er eS überhaupt liebt, nicht abgegeben. Mit noch viel allgemeineren Redensarten hat sich aber Herr v. Kleist-Retzow.der Eandidat für Halle-Herford, au« der unangenehmen Lage zu ziehen gesucht. Er meint, der Reichskanzler werde e« nie dabin komme» lassen, daß da« arbeitende Volk Mn die Früchte seine« Fleißes gebracht werde, und fügt dann die in diesen« Zu sammenhänge tadelnSwerthen Wort« hinzu: „Und vor Allem, Gott der Herr, der Himmel und Erde m Händen hat, wird einem Volke, da- ihm so treu dient, wie ich eS von dem hiesigen meine überzeugt sein zu dürfen, den Tisch niit Gütern so reichlich decken al» e« bedarf." Eö ist, wie gesagt, sehr tadelnswerth, daß der Nam« Gotte« in die Leidenschaften des Wahlkampfs« hineingezogen wird. Im Regierungsbezirk Kassel haben die Ultra mon tanen in zwei Wahlkreisen (Hanau und Marburg) beschlossen, gleich beim ersten Wahlgang d,e conservativen Eandivaten zu unterstützen. Darüber ist die „Germania" außerordentlich mißvergnügt. Sir ruft au«: „Da» siud zwei Wahlkreise, in denen man die allgemeinen Interessen der Parte! in ganz Deutschland nicht zu begreifen scheint. Haben die Conserva tiven un« auch nur einen einzigen Wahlkreis als Ersatz an geboren? Hat die EentrumSpartei denn die Aufgabe, für die Conservativen die Kastanien au« dem Feuer zu holen, ohne einen äquivalenten Werth zu erhalten?" Al« Bewei« der neuerdina« wieder sehr erkalteten Stimmung zwischen den beiden Parteien der Rechten ist dieser Au»bruch d«S AeraerS von Interesse. Ueber da» „deutsche volk-fest", welche« die Berliner Conservativen am 18. October veranstaltet haben, wird der au« Berlin geschrieben: „Die Zahl der bewirtheten Gäste avird aus hunderttausend angegeben, «nd man m»ß e« den Conservativen lassen, daß sie e« sich haben Etwa« kosten lassen. Man erzäblt, daß ein einziger reicher Eonservativer ru dieser VolkSbew.rlhiing ,50.000 Mark heraegeben habe. Bon dieser Weise, da« Volk zu gewinnen, di« sibon im alten kaiserlichen Rom bekannt war, haben wir nie viel gehalten. AlS Loui« Napoleon al« Präsident der Republik «ul der Eben, dm, Gatory di« Soldaten durch Champagner und Würstchen zu gewinnen suchte, wurde diese« Verehren in ganz Europa g-mißbilligt. Daß man Stimmen für die be- vorffehenden Wahlen aus so Plump, Weise zu gewinnen sucht. Will un« ebensowenig gefallen. Wir möchten übrigen« be- »we'feln^ daß auf »,« aroße «affe de, Berliner Wähler in dieser Weffemit viel Erfolg gewirkt werde« kann." Kenner L ^ - »ch-« dD1e»b«d en ist festen« der eonserdatiden Partei der . «erner dem fortschrittlichen Sandidatrn Schulze-Dclitzsch al«RAch»taascandidat gegenüber- freuen, den Herrn Admiral im Reichstage begrüßen zu können, da er dessen Mitwirkung für die Entwickelung der deutschen Flotte al« eine sehr wichtige erachtet." Herr Werner ist al« Gegner de« Mariueminister« Herrn v. Slosch bekannt und hat den Abschied erhalten. Ein öfter« wohlinsormirter Berliner Corrcspondent der .Bohemia" erhärtet, daß der Besuch Gambetta'« in Varzin in der That stattgesunden habe und in unterrichteten Kreisen al« gewiß bezeichnet werde. Von maßgebender Seite werde aber da« Incognito Gambelta'« jetzt noch anerkannt und so lange geachtet werden, bi« Gambetta selbst da« Aus geben de« Incognito für angezeigt halte. Der mysteriöse Besuch sei ein Trumps in BiSmarck'S auswärtiger Politik, der dadurch nicht an Bedeutung einbüße, daß er geheim er. folgt sei. Ueber kurz oder lang werde Gamdrtla offen über die Tvatsache sprechen, die er nicht zu bereuen und deren er sich nicht zu schämen brauch«. Wir müssen der „Bohemia" natürlich die Vertretung dieser Mittheilung überlassen. Festzustehen scheint aber, daß ,I»lr. äo «t sa ö»ms" am 28. September von Lübeck in Stettin und am 2. October in Danzig eingetroffen waren. Die Zwischenstationen dieser Reiseroute sind bis jetzt »och nicht aufgeklärt. Auch wir sind leider nickt in der Lage, dieses Dunkel aufzuhrllen. Ein« aber ist völlig sicher und höchst beachtenSwerth: sollte Gambetta in Barzin gewesen sein, so würde die eminent friedliche Bedeutung dieser Be gegnung in der wirklichen Anerkennung de» durch da« Jahr 1871 geschaffenen »latus guo zu finden sein. - - ^ Di« Feinde Gambetta'», die wohlorganisirt« Zunft der Eommunarden. die Rochefort und Genossen, sind bei der Arbeit. Die Erklärung der „Mpublique Fran-aise", daß kein Ministerium Straßenkundgebungen dulden und »öthigensall« Waffengewalt brauchen würde, erregt bei diesen Leuten große Wuth und wird dahin au-gelegt, daß Gambetta sich von seinen alten Bundesgenossen, den Ultraradicalen. gänzlich ab wenden wolle. Die ursprünglich für den vorige» Sonntag beabsichtigte Demonstration der Unversöhnliche», mit einer rothen Fahne an der Spitze nach dem Elvssepalaste zu zieh«, um die Freilassung Berezorv-ki's vom Präsidenten der Ra- publik zu fordern, soll nunmehr am nächsten Sonntag statt- finde«. Aus die roth« Fahne will man verzichten; dagegen sollen die Männer rothe Rosetten im Knopfloch, die Frauen rothe Bänder tragen. S« scheint, als dag,»»» e« in Pari« wieder nach Petroleum z» riechen. Während die Begegnung der Kaiser Franz Josef uni Alexander ans unbestimmte Zeit verschoben zu sein scheint» verlautet aus Wien nun»,ehr gewiß, daß ein baldiger Be such de« König« von Italien am österreichischen Hose bevorstehe. Ueber Zeit und Ort der Begegnung ver lautet noch nicht« Bestimmte«, doch nimmt man ziemlich allgemein an. daß sie in Wien, und zwar kurz »ach dem Zu sammentritt der Delegationen, nämlich in den ersten Tagen de« November, erfolgen werde. Auch wird eine Ausdehnung der Reise de«Königs Humbert nach Deutschland zur Be grüßung deS Kaisers Wilhelm nicht für unwahrscheinlich gehalten. Augenscheinlich bemüht sich Italien, auS seiner Isolirung herauSzutreten; besonders weil man in Nom sich in Bezug auf die Haltung Frankreich« Besorgnissen bingiebt. Hat sich dock die „Republique" fran§aise, daS bekannte Organ Gambetta'-, sehr mißfällig über die beabsichtigte Zusammen kunft deS Kaisers von Oesterreich und des Königs von Italien geäußert und den Versuch gemacht, zwischen Oesterreich und Italien zu Hetzen. Um die Begegnung zu ermöglichen, müsse jedensall« ein Verzicht der italienischen Regierung ans d« Pläne der Irredentisten vorhergeben. Die egyptische Krisi» hat — rascher al« man er- warlen könnte — ihr „Ende" gesunden. Ein Telegramm an« Alexandrien vom Donnerstag meldete: „Da die eürkischen Commissäre heute Mittag abaereist sind, bereite» sich die Panzerschiffe „Invincible" und „Alma" ebenfalls ans die Rückfahrt vor, welche heute Abend oder morgen erfolgen soll." Da Frankreich in der eghptischen Frage nur eme secundaire Rolle spielt, so erhellt au« dieser Wendung, daß England sich herbciläßt, einstweilen den Dingen ihren Laus zu lassen. Aber e« dürfte am Orte sein, bei Vieser Gelegea- heit zu bemerken, daß, wenn Gladstone in einer sem« neulich«» Reden gesagt hat, die englisch« Regierung Hab« alle selbstsüchtigen Absichten fallen lassen, die« doch schwerlich genügen wird, um die nationale eayptische Partei zu versöhnen, welche darauf auSgeht, die Control« England« und Frankreichs, welche von ihr al» nickt- Andere«, wie organisirt« Räuberei und Unterdrückung bezeichnet wird, vollständig lo« ru werden. Unzweifelhaft hat eine große Be wegung die muselmännische Welt ergriffen. Abdnl Hamid, sollte er je genöthigt werden, Konstantmopel zu verlasse«, ba- absichtigt, wie e« heißt, nach Bagdad oder Brussa zu gehen, und sich dort zum Nachfolger Mahomed'S, rum Kalifen de« gesammten I«Iam proclamiren zu lassen. ES würde Dies von ersten Folgen kür England sein, da« dann nicht ferner im Falle der Noth einen Druck aus den Beherrscher der Gläubigen auSÜben könnte, wie es die« jetzt thut. Di« Bürger der vereinigten Staaten von Nord- Amerika haben zum Gedächtniß an den letzten entscheidenden Erfolg, den ihre Vorfahren im Unabhängigkeitskrieg« errangen, zur Erinnerung an die am lg. October 178l er folgte Capitulation der Engländer unter General Eorn- wallis in Borltown eine großartige Feier veranstaltet, zu der sie al« Ehrengäste der llnwn die Nachkommen de« deut schen General« v. Steuden und jener französischen Osficiere, welch« an dem Kampfe um Porktow« theilgenommen, ein« kstladrn haben. Man hat, wie der Telegraph berichtet, dies« Gäste m,t ausgezeichneten Ehren empfangen; besonder« wer den die Nachkommen de« General« v. Steuden, welcher de« Angriff aus Yorktown geleitet hat, von ihren deutschen Lands leute» gefeiert. Iu New-Hon wird ihnen zu Ehre« von der „Deutschen Gesellschaft", deren erster Präsident General ^Steuden war, rin großartige« Festmahl veranstaltet. Die Feierlichkeiten in yorstown nahmen am Montag ihre» An fang. Am Donnerstag erfolgte die Festrede de« Präsidenten der vereinigten Staaten, welche wir unfern Leser» bereit« telegraphisch berichtet haben. Nach der Red« wurde von einem drechundertstimmigen Thor die von Professor I. Mosa«- lbal in Rew-flork romponirt« Ernten«,alhymn« gesungen. Zum Schluß der Frier hielt Präsident Arthur, umgeben van den Ministern und den Ehrengästen, «inen großen Empfang m der Lafayett« Hall. Donnerstag und Freitag findet IMilitair- »nd Flottenparade vor dem Pvisibente» statt.
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