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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-26
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Nt-aclioii nnd Lrprditi«» JohanneSgasse 33. - Aprrchüiuidkn drr Urdactioa: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—0 Uhr. »IN »i« «VS,ad« »>aa«Iauttcr Manulcrist, «ach! fich »» iN-tacl,«» NI»: «ertUltltch Annahme »er für die nächftfalaende Nummer bestimmte» Inserate an , Wocheutage» »iS 3 Uhr Nachmittags. m>r«uu- und Kesttaaeu früh bis'/,9 Uhr. 3u -rn /ilialrn für Zns.-Tnnahme-. Ott« Klemm, Univerbiätsstraße 21, 1'ouiS Lasche, Kalharinensirave 18, p. »nr bis '/«» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 1S.SS0. Admmnnrntspreis Viertels. 4'/, Mtl» incl. Bringerlolm 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren >ür Extrabeilage» ahne Postbesürderiing 39 Mk. Mit Posivetörderung 48 Mk. Inseraie 6gejpaltme Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Uerlamrn unter den Kedactionsstrich die Svnlizeile 50 Ps. Inserate sind slcls an die t-xpedttta» zu senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung pruenuii. >ran<io oder durch Post nachnahme. » Mittwoch den 26. October 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vckaillltnmltllmg. Das 25. Stück deS diesjährigen ssceickiSgesetzblattes ist bei unö eingcgangen u»v wird bi- zu,n 14. November dt. IS. aus den, Nathbaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängeii. Dasselbe enlbält: Nr. 1449. Zusatz-Coiivenlioii zu dem deutsch-chinesischen Freuiidschasls-, Schiffsahrts- und Handels verträge vom 2. September 18kl, nebst erläuternden Special-Bestimmungen. Vom 31. März 1880. Leipzig, den 21. October 1881. Der Notd der Ltadt Leipzig. 1>>. Gcorgi. Stoß. Velilmntmachung. Für die nächste Vorstellung zum Besten deS Theater» Pension- Hond-, welche Mittwoch, de» 2«. diese- Monat- stattfindcn wird, ist vo» u»? die Oper „Euryanthe", Musik von C. M. v. Weber, gewählt worden. Wir geben uns der Hosfnnng bin, daß die Wahl der gedachten Oper auch dieses Mal das geehrte Publicum zu einem recht zahlreichen Besuch der Vorstellung veranlassen wird. Leipzig, den 20. October 1881. Der Berwaltunqö-Au-sckusi für den Theater-Pension-- .HondS. Velilllintmiuhlmg. Von den für Michaeli) dieses wahres früher schon aus geschriebenen Ausstaktungsstipciidien für hiesige unbescholtene arme Bürgerötöchter, welche sich seil Michaelis vor. Jahres verbeiralhct haben, ist »och eines im Betrage von 40 Mark 47 Pfg. zu vergeben und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der Eheschließungs-Bescheinigung, eines von zwei hiesige» Bürgern bei deren Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, da das Stipendium nur an ehelich Ge borene zu vergeben ist, einer Geburtsbescheinigung bis zum b. November dieses JabrcS aus dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 15, einznrcichcu. Leipzig, den 20. October l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Gcorgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Bei hiesigem Stadtkrcmkcnbausc ist die mit einem Gehalte von jährlich 750 Mark und freier Station verbundene Stelle eines zweiten Apotheker- zum l. Januar 1882 zu besetzen. Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Bei fügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 30. November dieses Jahres schriftlich bei uns einreicheu. Leipzig, den 22. October. 1881. Der Nath der Stadt Leipzig. I>w Gcorgi. Harrwitz Anmcldung M BirchenvorSchtr-Wäh! in der parochie Lt. Petri. Für die au? dem Petcrskircheiivorstande nach Ablauf der sechs jährigen Wahlperiode auSscheidendcn Herren: Ober - Ltaalsanwali Th. Hoff,„nun , Buchdnickereibcsitzer G. Vär, Direktor Or. I. tt. Lion, Direktor Iw, W. Nülvekc, Commcrzicnralh W. Ltcngrt und Baumeifter D. G. Vogel, die inSgesamm: wieder wählbar sind, soll durch die Kirchengemciiide eine Neuwahl stattfindcn. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der Petcrskirchcn-Parochic wolnihasicii Männer evangelisch-lutherischen Bekenntnisse?. welche das 25. Lebensjahr vollendet haben, vcrheirathet oder nicht, „mit Ausnahme Solcher, die durch Verachtung des Worte» Gotte- oder unchrbare» Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergernis; gegeben haben oder von der Stimmbercchtigung bei Wahlen der politischen Gemeind« oder endlich nach dem Hirchengcsepe vom 1. Dcccmber 1876 durch die jtircheninspeclion infolge Beriäumniß von Trauung, Tause oder Confirmation ausgeschlossen sind". Wer fei« Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl ausüben will, hat sich zufolge gesetzlicher Borschrist zunächst mündlich oder schriftlich dazu anznmeldk». Die mündlichen Anmeldungen werden Montag, den 31. October nicht den 30.) d. I., von 1l bis 1 Uhr »nd Dienstag, den 1. November, von 9 bis 5 Uhr in der Sakristei der Petcrstirche entgcgcngenommen. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage, sowie schon vorher auch in der Amtswohnung des Pastor Prof, v. Flicke (Albertstraße 8, 1. Etg.) abgegeben werden können, muh, genau angegeben werden: 1) Bor- und Zuname, 2) Stand, Ge werbe u. j. w., 3) Geburtstag und Jahr, 4) die Wohnung. Zur Peterskirchenparochie gehören folgende Straße» und Plätze der Stadt: Albertstraße, Arndtstraßc, Vaperische Straße, Bayerischer Platz. Bauhosstraßc, Braustraße, Brüderstraße, Brandvor- werkslraße, Earolincnstraßc, Tusourstraße, Dösener Weg, Lmtlienstraße, Elisenstraße. Floßplatz, Fürstcnstraßc, Friedrich - straße, Fichtestraße, Glockenstraßc, Hohe Straße, JohamicS- thal (süvl. Theil», Körncrstraße, «ahle»straße, Hochstraße, Kaiser Wilhclmstraße, Kronprinzstraßc. Licbigstraße, Lützow- straßc, Lößniger Straße, Mahlmannstraßc, Mollkestraßc, Nürnberger Straße (von Nr. 23 bis 52), Schletterstraße, Sidonienstraßr, Sophienstlaße, Südstraßc Südplatz, Stein- Kraße, Seeburastraße. Schenkendorsstraße, Schleußiger Weg, Teichstraße, Thalstraße (von Nr. 0—291, Webergaffc, Wind- mühlcnstraßc (Nr. 17 bis mit 28c), Windmühleuweg und Zeitzer Straße. Wir sordern die stimnibcrcchtigien Glieder unserer Bemcindc herzlich und dringend auf, sich an der bevorstehenden Wahl .zahl- reich zu betheiligen. und damit sie dies können, die Aumrldung in der angegebene» Weise bis spätestens DirnStag beul. Novem ber» Nachmittags 5 Uhr, beiverksiclligeu zu wollen. Leipzig, den 20. Oktober 1881. Der Kircheunarstand z» El. Petri, v. Fricke. Bekanntmachung. Dir Beitragspslichiigen unicrer Gemeinde, welche mit ihrer dies jährige» Steuer »och im Rückstände sind, werben hierdurch an Ent- nchtung derselben erinnert. Leipzig, den 24. October 1881. Der varftan» der Z-rNrltttsche« Nrligiausgemeinde zn Leipzig. Bekanntmachung. Der Zutritt zur Galerie kcr 2lula am 3l. diese- Monats ist nur gegen Vorzeigung einer Einlaßkarlc gestattet. Da der nur für Damen bettiinmte Raum ein überaus beschränkter »st, so können zunächst nur die Damen der Docenten und zwar je mit einer Karte, nach der Reihe der Anmeldung, Berücksichtigung finden. Leipzig, am 25. October 184l. Der Rector der Universität. vr. Lut har dt. Bekanntmachung, „die Kirchknvorftandswahl in der MatthSikirche" betreffeud. Die Liste der aus Grund geschehener Anmeldung zur Ergänzung-, wähl stimmberechligie» Mitglieder der Matttzätkirchcn - Parochte ist »ach stattgehabter Prüfung zum Behuf clmaiger Reklamationen öffentlich in der Expedition der Matttzäikirche am 27. und 28. October d. I. ausgelegt. Leipzig, den 25. October 1881. Der Kirchenvarftand zu St. MatthSt. v. Evers. Nichtamtlicher Theil. Lin ernstes Wort in ernster Stunde. Es kan» nicht verwundern, daß auch bei der diesmalige» Reickslagswahl eine Menge verschiedenartiger Meinungen in der Wählerschaft unserer «ladt austauchen. Politische Wahlen pflegen mm einmal die Gemulber auszuregcn, namentlich in einer Zeit, wo die Gegensätze der Parteien sich so scharf ru- gespitzt haben, wie cS seit langer Zeit nickt der Fall gewesen ist. Dasjenige, was der Eine für ein mit allen Kräften zu erstrebendes Ideal hält, bezeichnet der Andere als etwa- ganz Schlimmes und Dem gemäß werden auch die beider seitigen Eandidaten angcseben und behandelt. Indessen inmitten dieses DnrchcinandcnvogenS von erregten Meinungen sollte doch unbedingt Eins das Gemeingut aller Ordnungsparteien sein: ruhige, nüchterne, von der Empfindung warmer Vater landsliebe durchdrungene Prüiung Dessen, was angesichts der bevorstebendcn Wahl zum Reichstag, insonderheit vom Stand punkt des Leipziger Wählers aus, geboten ist! J^ 1'cser Beziehung scheint eS aber dock, als ob bei manchen Wählern der Blick nicht ganz ungetrübt sei und dieselben sich einer irrigen Anschauung hingcbcn, welche für unsere Stadt von reckt bedenklichen Folgen werten kann. Wir finden diesen bedenklichen Jrrthum in dem hier und da, namentlich im Kreise der Anhänger der MvkbcS schen Candidatur verbreiteten Glauben, daß die Aufstellung einer besonderen Candidatur der Gcwcrbtrcibenden und die da durch berbeigesübrtc Zersplitterung der OrdnungSpartcicn nicht Viel schaden ' ,me, da im schlimmsten Falle eS zu einer Stichwahl inmcn werte, bei welcher dann in jedem Falle dem Eandidaten der Ordnungsparteicn der Sieg zufallc. Wir glauben nickl genug unsere warnende Stimme gegen eine solche leichtherzige Auffassung der Dinge erheben zu können. Genau so ist früher in anderen Wahl kreise» getackt worden und das lebendigste Beispiel in dieser Beziehung ist die Stadt Dresden, die nun schon zwei mal in Folge der elenden Stimnienzersplittcrung. welcher sich die dortigen OrdnungSpartcicn schuldig gemacht haben, eS über sicb bat ergehen laste» müssen, eine» der Hauptsührer der sorialkcmokratischen Umsturzpartei «IS Vertreter in de» Reichstag zu entsenden. Auch dort ist anfänglich über den Gedanken gelächelt worden, daß Bebel dereinst die königliche Haupt- und Residenzstadt vertreten werde, »nd man hat so lange mit der Ausstellung von zwei, drei nnd noch mebrCan- didatcn der OrdnungSpartcien expcrinicntirt, bis Bebel als ge wählt a»S der Wahlurne bcrvorging, und es ist der Stadt Dresden bis jetzt nicht gelungen, ihn wieder abzuschütlcln. Man komme »ns ja nicht mit dem Cinwande, daß DaS, was in Dresden geschehen, in Leipzig nicht möglich fei. Bcbel hat bei der letzte» Wahl im Jahre 1878 es aus nahezu 0000 Stimmen gebracht und zwar trotz deS Umstandes, daß da mals die allgemeine Erbitterung gegen die focialdcmokralische Partei in Folge der vorausgegangenen Attentate eine hoch gradige war. Wir würden cS schon als eine dem Ruse uiiscrcr Stadt sehr nachthciligc Fügung betrachten, wenn das Resultat der Wabl am 27. October in einer Stichwahl wischen I»r. Stephani und Bebel bestände. Die svcialdeino- ratische Partei würde triumphirend aus diesen Fortschritt ihrer Sache in der Stadt Leipzig Hinweisen, denn bis jetzt war Bebel in Folge der Einniüthigkeit, mir welcher die grofze Mehrheit der Leipziger Wählerschaft ihm cntgegciilral. stets geschlagen worden. Wir geben auch der Hoffnung Raum, daß die Stichwahl schließlich gegen den socialistiscbcn Ean didaten aussallen würde, indessen nur zu oft haben Stich wahlen gezeigt, daß ibre Chancen fick im Voraus nicht sicher berechnen lasten und daß dabei oft wunderbare Erscheinungen zu Tage treten. ES kommt unS nicht in den Sinn, diejenigen Wähler, die nun einmal in ihrer Leidenschaftlichkeit schon bestimmt für die Candidatur MotbcS Stellung genommen, von dieser ihrer Meinung abbringen zu wollen, denn DaS würde jedenfalls ein vergebliches Bemühen sein. Wir wenden uns aber an die Tausende von Wäblern, welche eS mit der Ausübung ihres Wahlrechtes aus Bequemlichkeits- oder ankeren Grün den in der Regel nicht ernst zu nehmen Pflegen und cs sür »»bedenklich Hallen, von der Wahlurne weg zu bleiben. Diesen und überhaupt Alle», welche warmes Intercstc für die Woblsahrt und das Gedeihen unserer Vaterstadt im Herzen trage», rufen wir am Vorabend deS Wahltages zu, daß sic Mann für Mann in den Wahllvcalcn anlreten und ihre Stimmen für den lreubcwährlen Ehrenbürger Leipzig-, Herrn I>r. Stephani, abgcben mögen. Die Erfahrung wird lehren, daß unter allen vorgeschlagencn Candivaten vr. Stephani allein im Stande ist, den Socialdemokraten mit ihren 0000 Stimmen die Spitze zu biete», und die Anhänger der Candidatur MotbcS machen sich selbst, wie man aus ihrem eigenen Munde kören kan», gar kein Hebt daraus, daß sic mit ihrer Candidatur nicht zur Stichwahl kommen werden. Also. eS muß das Bemühen aller Picsigcn Wähler, die von keinem Sondcrinterestc geleitet werden, sondern welche in ihrem Denken nnd Thun ausschließlich von der Liebe und Hingebung für Kaiser und Reich geleitet werven, dahin gehen, durch massenhafte Wahlbetdeiligung und geschlossenes Abgeben der Stimmzettel sür Vr. Stephani eine Stichwahl zu ver hüten und unsere Stadt auf keinen Fall der Gefahr auszu- setzen, in die Fußsiapsen der Schwesterstadt DreSven zu treleir, in welchem Falle die Leipziger Geschäftsreisenden, um nur ein Beispiel der unvermeidlichen Consequcnzen anzusiihrcn, im nächsten Jahre auswärts sicher es vor Sticheleien kaum auS- hallen könnten. Wir bcsinten unS in einer Zeit, die rasch AllcS durchlebt u»v vergißt. Viele denken schon nicht mehr an die Ereignisse von 1870 und 1871 und meinen, cs habe AllcS so kommen müssen und man habe nicht Ursache, die Dankbarkeit für die unter den schwersten Opfern errungene nationale Einigung bis in die Gegenwart zu bewahren. Wir sind anderer Mei nung und halten es sür zweckmäßig, gerate bei solchen Ge legenheiten, wie sic Wahlen zum Reichstage sind, mit dank baren» Herzen aus jene sür die Geschicke unseres deutschen Vaterlandes ewig denkwürdigen Ereignisse znrückzublicken. Wir erinnern uiis dabei auch noch eines anderen, in die Annalen unserer Stadt mit goldenen Lettern eingetragenen Ereignisses, daS vielleicht auch Manchem nicht mehr so frisch vor der Seele stehen mag. Es war am 5. September deS Jahres 1876, als unser geliebter deutscher Heldenkaiser Wilhelm an der Seite unseres allvcrehrten Landesherrn und Königs Albert in die Mauern von Leipzig unter allgemeiner Begeisterung der Einwohnerschaft seinen Einzug hielt. Beim Scheiden auö der Stadt, die ihm einen so großartigen Empfang bereitet, gab der Kaiser seinen Dank not folgenden Worten kund: Ich kann die Stadt Leipzig nicht verkästen, ohne derselben nochmals auszusvrcchen, wie sehr Mich der Mir hier bereitete Empfang freut und bewegt hat. Mir ist hier — wo vor 63 Jahren der erste Schritt sür die Vereinigung Deutschlands mit blutigen Opfern erkämpft wurde — überall eine so wohlthuende Darlegung der Sympathien für die Einigkeit Deutschlands, verbunden mit warmer und treuer Anhänglichkeit an den Landesherr», entgegen getreten, daß es mir ein wahres HerzcnSbedürfniß ist, Meiner freudigen Befriedigung hierüber Worte zu geben. Drr Name der Stadt Leipzig ist bisher jederzeit unter de» ersten genannt «varden, wo es die lehre und GrSste Deutschlands galt. Ich scheide von hier mit der festen Ueberzrugung, das; e» immer und sür alle Zeiten s« sein wird. Wilhelm. Das waren die am 7. September 1876 auS de« Kaisers Mund geflossenen Worte. Möge der 27. October 188l zeigen, daß kiese Worte bei der Leipziger Bürgerschaft noch m dauernder Erinnerung geblieben sind. Leipzig, 26. Oktober. Es ist — wenn wir die Frage auswerfcn: worin liegt die Bedeutung der Wahlen? — Niemankcm verborgen geblieben: die „klärenden Ereignisse", die uns vor Kurzem noch vor den Wablcn in Aussicht gestellt worden, sind »ach keiner Richtung hin eingetrctcn. Im Gegcntheil, die politische Lage ist, wenigstens was die Stellung nnd die Ziele der Reichsregicrung anbclrisft, während der Wahl- dewegung nur immer verworrener »nd unklarer geworden. Ausdrücklich hat die amtliche „Provinzialcorrespondenz" die Entwickelung eines RegierungSprogrammö abgctchnl und mit ihrem „Entweder—Oder" die Losung einer un- hekingten Unterstützung oder unbedingter Opposition gegen über kcr in den allerwichtigstcn Fragen ganz unbekannten Politik deö Reichskanzlers ausgegebcn, eine Losung, die jeder Mann von selbstständiger, wie auch immer gearteter Ueberzeugung ablehncn muß. Immer mehr haben sich in dieser Wablbewegung statt bestimmter greifbarer Vorschläge unbestimmte Versprechungen, allgemeine Redewendungen oder überschwengliche Ideale einer fernen, unerreichbaren Zukunft hcrvorgcdrängt, und was von den lustigen Plänen, die beute verhandelt werken, wirklich zu gesetzgeberischen Anträgen reisen wird, vermag Niemand anzugeben. Wenn die Hitze des Wahlkampfes vorüber ist, wird Manche-, wa« heute im Vordergründe zu sieben scheint, ohne Zweifel wieder von der Bildfläche verschwinden. Ga»; be sonders trägt zu der herrschenden Unklarheit und Zerfahren heit der gesammtcn polilischen Laae der zweiielhcifte Stand der tircbenpolittschen Frage bei. Mit bewußter Absicht, wie cs scheint, ist der Schleier, der über dieser Frage ausge- breitcl ist, vor den Wahlen nicht gelüstet worden. Man sürcktet offenbar in Berlin den schlimmen Eindruck aus liberaler Leite, wenn dem Friede» zu große Opfer ge bracht werden, und man fürchtet anderseits, der Uttramön- tanismuS werde wiederum in die alte schroffe Gegnerschaft zurücksallen, wenn nach seiner Ansicht die Zugeständnisse des Staats zu gering sind. Co ist über einer Frage, die geradezu im Mittel- und Angelpunct des politische» Lebens sieht, ein dichter Schleier gebreitet. Ju einer ganzen Reihe großer politisckfer Frage» ist die Regierung offenbar zn endgültige» Entschlüssen überhaupt noch nickt gelangt, sondern wird solche von dem Ausfall der Wahlen abhängig machen. Dahin dürste namentlich die Frage des TabaknivnopolS gehören. Daß unserer Ansicht nach der Gedanke an eine Mehrheit sür diesen Plan schon jetzt so gut wie ausgeschlossen ist. haben wir mchrsach hcrvorgehobcn und wir können nicht annehme», daß sich der Reichskanzler in einer so entscheidenden Frage einer Niederlage aussetzcn würde. Er hat schon wiederholt bcwiescu, daß er auch Lieblingspläne zu vertagen oder ganz auszugeben verniag. Aber nicht nur aus daS fernere Schicksal einzelner gesetzgeberischer Fragen wird daS Ergcbniß der Wahlen von e»Ischeidenden, Einfluß sein, die ganze Richtung und Bahn unserer inneren Politik wird von der bevorstehenden Abstimmung abhängen. Wir sieben offenbar vor einem Wendepunct der aller- kritischsten Art, aus der einen Seite baben wir die Aussicht, daß sich die Regierung den mächtigen reactionairen Bestre bungen der Zeit noch entschiedener und vollständiger hingicbk, aus der andcrcn Seite haben wir die Hoffnung, daß sic wieder Fühlung und Verständigung mit den Liberale» sucht. In diesem einen Worte ist die ganze Bedeutung der Wahlen enthalten. Ce Majestät der Kaiser ist am Montag Abend 6 Uhr mittelst ExlrazugcS von Baden-Baden »ach Berlin abgereist. Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzoaiu begleiteten Sc. Majestät bis nach Karlsrulie. Aus dem Bahnhose waren zur Verabschiedung erschienen: die Herzogin Hamilton, Fürst Kürstenberg, Kürst SolmS, der Herzog Osuna, die hier anwesenden Mitglieder des diplo matischen Corps, die Spitzen der Behörden, der Sladtrath und andere Persönlichkeiten von Auszeichnung. DaS zahlreich anwesende Publicum begleitete Se. Majestät bei der Abfahrt mit begeisterte» Hochrufen. lieber den ersten Mahlgang hinaus richtet sich der Blick bereits aus die engeren Wahle». Die Stichwahlen werden jcdcnsallö in diesem Jahre einen ganz außergewöhnlich großen Umfang annchmcn. Wahlkreise mit zwei Candida- iuren gehören zu den Seltenheiten, eS ist mit Wahrscheinlich keit anzunehmen, daß in der Mehrzahl der Wahlkreise engere Wahlen nvtbig werden. Und da ist eS wohl eine gerechte Forderung, daß die Zwistigkeiten und unliebsamen Auseinander- setzungen, die bei den Waklvorbercikuiigen zwischen nahe stehenden unk verwandten politischen Richtungen vvrgctonimen sind und unvermeidlich sein mochten, »ach der ersten Abstim mung vergessen und begraben sind und nickt eine Gereiztheit hinterlaffen, die vielleicht lieber dem entschiedenen als dem nahestehenden Mitbewerber den Sieg gönnt. Je heftiger der Wahlkampf in vielen Gegenden gewüibct bat, »im so berech tigter und heilsamer erscheint unS der Ausruf zur Versöhnung und Bereinigung, lwenn einmal die erste Kraftprobe voll zogen ist. Die „Provinzialcorrespondenz" hat. um noch in zwölfter Slnnde die Wähler für die Regierung zu stimmen, ein Extrablatt anSgegeben, dessen Inhalt eine gewisse Naivität verrälh. In dem einen Artikel spitzt sich die Wahlfragc voll ständig zu einer Frage des persönlichen Vertrauens z» dem Fürsten Bismarck zu. „Preisen wir uns glücklich — beißt es dann am Schluffe — daß Fragen wie die Unfallversiche rung, die Altersversorgung nnd dergleichen jetzt in Er mangelung anderer politischer Fragen unser ganze» Interesse in Anspruch nehmen können, und Helsen wir der Regierung mit vollem, innigem Vertrauen, dieselben zun, Segen des Volkes zn lösen". Ein zweiter Artikel „An die Liberalen i>» Lande" meint, cs scheine jetzt allerdings, als ob die Regierung demnächst auf die Unterstützung derjenigen liberalen Führer werde ver zichten »liisseii, welche früher »iit ihr zusainnienwirktcn; aber: „Nicht verzichtet sic ans die Unterstichnng der wahrhaft Liberalen im Lande, welche sich die Freiheit deS Geiste- bcwahrt haben, daß sic die neuen Aufgaben, welche jetzt an den Staat herangetreten sind, versiehe» und würdigen. Nicht verzichtet sie auf die Zustimmung aller Derer, welche »»be sangen genug sind, sich vvn verkehrten »nd verderblichen kehr- begriffeu und Jrrlhüniern, auch wen» sic ihnen lieb geworden, fr« zu machen und fick nicht von Sympathien mit Personen und Fraktionen leiten zn lasse». Alle diese Freisinnigen im Lande fordert die Regierung auf. ihren Freimut!) nnd ibr unbefangenes Urtbeii bei den Wahlen dadurch zu bethätigen, daß sic nur eifrige, warme »nd ent schiedene Anhänger der Reform Politik wählen, mögen die Candidalcn ihren Wünschen auch in diesem oder jenem Pllncte nickt durchaus entsprechen. Kleinliche Rücksichten, alle Frcuntschasten, persönliche Bedenke» sind bei Seite zu lassen; nur so kann sich echte Freisinnigkcit und wahre Liebe zum Volke bewähren!" DaS beißt wobt, die „echten Freisinnigen" sollen sür Stöcker, Kleist-Retzow, oder gar sür — Mindthorst stimmen? Man schreibt uns anS Berlin: „Eine Neuerung in dem Wahlvcrsakrcii ist seitens des Berliner Magistrats durch die Anordnung eiiigesiibrl worden, daß die Wähler sich zur Feststellung ibrcr Person mit einer Legitimation zu versehen haben. Bisher war eine solche niemals verlangt worden und es ist auch nie bekannt ge worden, daß dadurch Mißbräuche entstanden wären. In größerem Umfang scheinen dieselben a»cb kaum denkbar. Wohl aber ist zu fürchten, daß durch diese Neuerung, die schwerlich alle» Wählern in Berlin bekannt wird, Mancher sein Wahlrecht ein büßt, der eS versäumt bat, sich mit einer Legitimatioa zu versehen, und dem eS an Zeit oder Lust fehlt, sich nochmals zur Wahlurne zu begebe». Auch könnte» über diejenigen Schriftstücke, die als Legitimation zu betrachten sind, sehr leicht ärgerliche Streitigkeiten ciitt'ieken. Tie Angelegenheit ist gewiß keine Parteisragc; cS muß jeder Partei gleichmäßig daran gelegen sein, daß nicht in letzter Stunde ein neues un- gewolmIcS Verfahren bei der Stimmabgabe eingesübrt wird, das ganz gewiß die Zurückweisung vieler Wähler von der Wahlurne zur Folge haben wird." In BreSlau ist die seile»? des dortigen Polizei präsidiums gctrcfsene Bestimmung, daß von ciner feierlichen Einholung der Leiche des verstorbenen Fürstbischofs Förster abzuschen sei, nicht aufrecht erhalten worden. Der Ober- präsident beschick den Grafen Bieter Matuschka, einen der Mitunterzeichner des bekannten Gesuchs an de» Kaiser, zu sich u»p erössnetc Demselben, er babc den Auftrag erhalte», die Herren Gesiichstcllcr dabin z» bescheiden, daß der Kaiser, unter Ablehnung deS Gesuchs, cS bei de» getroffenen Be stimmungen belasse, wonach die Feierlichkeiten nur innerhalb des Dome? statlsinden dürsten; die Leiche lei daher in aller Stille in das Gotteshaus überzusühre». Aber dieser kaiser liche Bescheid war »och nickt das letzte Wort in der Ange legenheit. Denn alsbald verkündete ein Extrablatt der ultra- montanen „Schlesischen VolkSzeitiing". der Oberpräsident babc ein Schreiben an daS Domcapitcl gerichtet, wonach eine andcrweite kaiserliche Verfügung eingetroffcn sei. Dieselbe verordne, daß der feierlichen Einholung der Leiche des Fürst bischofs kein Hinkcrniß entgegengestelll werten solle: nur die ossicielle Bethciliqung der Behörden und der Schulen als solcher müsse auSgeschloffeii bleiben. Ein dem „B. T " zu- gcbcndes Privattclegramin bestätigt die Nichtigkeit dieser Meldung der „Ccklcs. Volkszlg." mit den, Hinziisugen, daß die kaiserliche Genehmigung indirect über Barzi» cingctroffen sei. Somit wird denn am Dienstag die Feierlichkeit in großem Maßstabc inS Werk gesetzt worden sei». Der deutsch« Botschafter i» Paris, Fürst Chlodwig zu Hobenlohc-Schillingssürst, lras c»n Sonnabend aus Lcklesien in Berlin ei» »uv begab sich am Vormittage des nächsten TageS zum Reichskanzler Fürsten Biömarck nach Varzin, von wo er demnächst zurückermartet wird. Dem „Hamb. Corresp." wird „von gewöhnlich gut unter richteter Seite" mitgethcilt, daß der Zoll anschtuß der Unterelbc definitiv aus den 1. Dcccmber d. I. festgesetzt sein soll. Nachdem der vor 30 Jahren gegen die Augusten- burger ausgesprochene Bann nunmehr ausgehobcn worden ist. hat der 6>ras von Noer, Sohn des > 865 in Veyrut verstorbenen Fürsten von Noer und Neffe de« Herzog»
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