Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-28
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nedartiou und Lk»rditio« IohanneSgass« 33 -Prrlhü»»-ru der Urdartiou: BorunttagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. »Ir 4t« NtMa.idr onqela-dlkr Maimicrivt« macht ftch »it Rkbactl«» nicht ««rtuNUch Ann«»«e »er >ür »i« nächsts«l,en»e deftimmte» Aus «rare an v*G»«»«,rn hi« » Uhr N achmittn««» NN» Festtagen srntztiaft.Stltzr. 3» te» Filiftirn für 3ns.>Ä«nahme: DK« Glemm. UniversitätSstrabe 21. L»>tt Lüsche, Latharinknstrage 18, p. «nr h»s ft.S Uhr. UtiDigtr.TagrblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage Lv,»»«. ^bonnemeutSPrei« Viertels. 4'., Mk.» nrcl. Brinarrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen «h«e Postbesürderung 39 Mk. »it Postbefürberung 48 Mk. Insernte Saespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Ährifren laut u«jerem Preil- verzeichaib. Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif, tlertnuen nntrr de« Nedactiousllrich die Gpaltzeile 50 Pf. Inserate smd stet« an die ErprVikt«» z» jeade». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnavumenuxio »der durch Post» Nachnahme. 3vl. Freitag den 28. October 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Wegen Legung von Wasserrohre» türken die Wege de» 2»han«apark- aus die Dauer der Arbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 25. Octover 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Ol. Georg:. .Harrwitz. verkuus von Vauplatzen. Da» an der hergestellten 'Ulbert-, Carola« und Biotoria-Stratze, sowie am Mühlweg in Rendnitz gelegene, dem Johannishospitale gehörige «real der Par- celle Nr. SI7 de» Flurbuchs für Reudnitz soll zu Bau plätzen verkauft werden und erhallen Kausslicdhabcr nähere Auskunft hierüber sowie Uber die Größe der einzelnen Bauplätze auf dem Rathhanse, l. Etage, Zimmer Nr. 17. «voselbst auch KausSofserlen entgegen genommen werden. Leipzig, den IS. October 18Sl. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Gestern Abend S Uhr wurde in der Nähe der kleinen Fnnkcnbnrg im Elsterflusse ein weiblicher Leichnam ausgefunden und polizeilich aus- »ehobrn. La über die Persönlichkeit der Verstorbenen bis jetzt hier Nichts bekannt geworden, so ersuchen wir alle Diejenigen, welche darüber Auskunft zu geben vermögen, ungesäumt uns Mittheilung zu machen. Leipzig, am 85. October 1881. La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. Hösscr, Ref. Signalement: Alter: 20—22 Jahr; Größe: mittel; Haare: blond; Stirn: gewöhnlich; Augen: grau: Mund: klein; Zähne: voll ständig; Kinn: rund; Gesicht: voll; Gestalt: untersetzt. Bekleidet war die Tobte mit einem grünen Oberrocke, zlvei grauen Unterröcken, einer schwarzen Jacke, einer gestreiften Kattun» schürze, zwei Paar wolleneu, grauen resp. braunen Strümpfen, einem schwarz gehäkelten Tuche, einem weißleinenen Hal-tuche, einem weiß» leinenen, l,. 8. gezeichneten Hemde» einem grauen Eorset und einem ledernen Hausschuh. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 28. Oktober. ^ Der Wahlkampf ist beendet; aber Wohl niemals ist mit größerer Spannung und fieberhafterer Erregung dem Ergebnisse der Wahlen entgegengesehen worden als jetzt. ES wird daher in den weitesten Krcisen des Volkes al» eine wahre Erleichterung empfunden werden, daß der Kamps vor über ist. Er hat ohne Zweifel nicht nur unser politisches, sondern auch unser sociale« und bürgerliches Leben in einer Weise aufgewühlt, daß die Nachwirkungen noch lange zu ver spüren sein werden. ES ist von verschiedenen Seiten oft mit Waffen gekämpft worden, deren Anwendung nicht loyal und moralisch gewesen; der politische Kampf hat daher eine Gereiztheit und Er bitterung hinterlassen, die vielfach nicht sobald wieder ver schwinden wird. Die weitesten Kreise dcS Volkes sind durch Versprechungen, Verlockungen und Aufstachelungen verwirrt und erregt worden. Es wird geraume Zeit dauern, bi« diese gährenden Wogen eine« leidenschaftlichen, ja sancitisckwn Partci- kampsrS sich wieder geglättet und besänftigt haben werden nnd Ruhe und Muße zu nüchterner, sachlicher, politischer Arbeit gegeben sein wird. Und wird überhaupt eine Ruhepause von längerer Dauer im Kampf der Parteien jetzt, wo eine entscheidende Kraftprobe vollzogen ist, eintreten? Die konservativen AgitationS- conntSS in der Reichshauptstadt fügen die Bekanntmachung über ihre letzten Veranstaltungen gleich die Ankündigung bei. daß unmittelbar nach den Reichstag-Wahlen die Agitation für die preußischen Landtagswahlen beginnt. In der Thal ist eS nicht erfreulich, daß durch die Reichs tagSauflösung im Jahre 1878 die früher zeitlich nahe zusämmciifaUendcn preußischen und Reichöwahlcn weit von einander ge trennt worden sind. Die früher zusammengcdrängte Wahl agitation wird dadurch zu einer fortdauernden gemacht. Und dann die Besorgniß einer baldigen Reichötagsauslösung, falls die Wahlen nicht nach dem Wunsche der Regierung auSfallen, ist nicht abzuweisen. Vergeblich und dar»»: leicht fertig würde ein solcher Schritt freilich sein, denn stärkere Zugmittel, als sie bisher schon angewendet worden, stehen der Regierung sicherlich nickt mehr zu Gebote. Man wird sich ebensowohl im conservativ-g ouver- ne mentalen als im liberalen Lager bescheiden müssen, unter den heutigen Zeitumständen mehr nicht zn erreichen Befriedigt das Ergebniß nach keiner Seite, so wird man sich darein finden müssen, daß bei der Verschicdenartigkeit der gegen einander ankämpsenven Gegensätze einfachere und klarere Verhältnisse in unseren: politischen Leben vorerst nicht zu schassen sind. Alle Parteien aber und die a::S der Wahlurne hcrvorgegangciien Vertreter möchten wir dringend aussordcrn, nachdem einmal die Entscheidung gefallen, die Bitterkeit und 'Parteileidenschast, die sich in: Verlaus eine« solchen Kampfes nothwendig aiisamurcln muß, möglichst zu unterdrücke:: nnd in versöhnlicher Stimmung an die ruhige sachliche Arbeit in: Dienste deS Vaterlandes und deS Gcwcinwohl» zu gehen. Bei Fortdauer einer Partciwnth, wie wir sie in de:: letzten Monaten erlebt, würde jeder Staat und jede- Volk im Innersten zerrüttet nnd vcrgistct rverdcn. Se. k. k. Hoheit der Kronprinz besichtigte am Mittwoch Vormittag in Breslau das Schlesische Provinzialmnseum nnd machte daraus dem Wirklichen Ge heimen Rath Grasen Bergbaus einen Besuch. Um l l>/, Uhr wurde von Sr. k. k. Hoheit ein Regiment«-Appell deS k. schlesischen Grenadierregiment» Nr. lt aus dem Hofe der Stadtgraben Kaserne abgchalten. Um 2 Ubr fand ein Fest mahl :n der alten Börse statt. In: Lause dcS Tages wurde vcm 2. schlesischen Grenadierregimcnt Nr. 1l von den früheren Ossieiercn desselben, an ihrer Spitze der Kriegsminister General v. Kameke, da» Bilvniß de» Kaiser überreicht. Au» Kvln wird uns von: Mittwoch noch Folgende» ge meldet: Heute fand hier di« feierliche Enthüllung de» den: sseldm arsch all Moltkc errichteten Denkmals statt, f Zur Theilnahmc an der Feier batten sich der Neffe deö fteldmarsch.rllS. Rittmeister v. Moltke. vom Regiment de: C-arcies clu Ooep» und der Adjutant deS FelduiarschallS, Oberst de Etaer, vom große« Generalstabe, sowie der Oberpräsideni v. Barkelcbe», der coinmaiidireiidc General de» 8. Armeecorps, v. Thile, der Feldmarschall Herwarll, v. Biktenfeld, e:::e große Anzahl von Generalen und Ojsicierei: und die Vertreler der Eivilbebörtcn eingesiiiiden: der Laurenzplatz, aus welchen: das Denkmal errichtet ist, war prächtig geschmückt und von einer dicht gedrängten Polksmasse ungefüllt. Nach Eröffnung der Feier durch einen musikalischen Vor trag übergab der Bildhauer Ccbaper das von ihm go- ertigte und noch verhüllte Denkmal mit kurzen Worte« an das Eoinitü, dessen Vorsitzender, EanitätSrath Leut, dasselbe in Empfang nah»:, indem er in einer längeren Ansprache zugleich aus die unsterblichen Verdienste des Feldmarschall» Moltke, de« Ehrenbürger» der Stadl Kol», hinwics, der heute einen einunda'chtzigsten Geburtstag begebe. An: Schlüsse einer Ansprache überwies SanitälSrath Leut das Denkmal der Stadt Köln. Oberbürgermeister Vr. Becker, angetha» mit der goldenen Amtokctte unv >imgel>cii von den Beigeord neten und den Stadtverordneten, nimmt daS Denkinat mit tiefgefühltem Danke an nnd verspricht Namen- der Bürger- chasl treue Hütung. Er schließt mit einen: Hoch auf Kaiser Wilhelm, in welches die Versammelten begeistert einstimmen. Unter den Klängen dcS „Heil Dir in: Tiegerkranz" fallt die Hülle und nach einer eingehenden Besichügnng deS Denkmals eikcirS der Theilnehmer endete die Feierlichkeit Hieran schließt ich ein Festessen im großen Saale des Gürzenich. lieber die noch unmittelbar vor der Wahl anSgeführte Wühlarbeit der konservativen Partei in Berlin er halten wir daS folgende drastische StimmniigSbild von dort: „Die antisemitische Partei, die heute in Berlin ihre Triumphe zu feiern gedenkt, hat eö wahrhaftig in: ganzen Wahlkampfe an Lügen und Verleumdungen nicht fehlen lassen, aber Unerhörtere« :st doch wohl schwerlich geleistet worden, al» ein heute auSgegebene« Flugblatt zu Gunsten der Wahl Stöcker'» bietet. Dasselbe richtet sich an die „deutschen Frauen" und „christlichen Mütter" und rust dieselben zur Hilfe aus gegen die liberale Partei, „die Deutschland und dem Christenthum ein G re nel ist." „Wir wollen", tw'ßt eS in den: Blatt, „deutsche und christliche Lehrer und Lehrerinnen, keine jüdischen, in den Schulen, wir wollen deutsche und christliche Richter, keine jüdischen, in de» Gerichtshöfe», wir wollen, daß.jeder deutsche Bürgen Haubroerte« ipG-Artzäter sein ehrlich täglich Brvd habe, ohne durch herzlose Capital,'sie:: an-gesogen und in ihrer Existenz als deutsche Bürger riiinirt zu werden." Die Frauen sollen nun die Männer zur Wahl treiben: „Unser Candidat, welcher als der Edelsten einer un seres Volkes als seine Lebensaufgabe cö sich gestellt hat. den deutschen und christlichen Geist unseres Volkes wieder wach zu rufen, welcher als wahrhafter und großer Charakter alle Kräfte daran setzt, um den Fortschritt in Besserung all un serer Zustände zu fördern, ist der Herr Hosprediger Stöcker!" ES läßt sich doch hossen, daß sehr viele ekrenwerlhe Cvnscr- vative für eine Candidatur, die mit solchen Mitteln betrieben wird, trotz der eindringlichen Mahnungen der „Norvd. Atlgcm. Zeitung" ::::V der „Post" nicht st iiinicn werden. Nock» in anderer Weise wüklt hier die anti semitische Partei. Sie ladet durch gedruckte Zettel die einzelnen Wähler, besonders a„S den Albeilertreijen, ein, heute vor den: Gang inö Wahllocal in einer auf der Ein ladung angegebenen Restauration, gewöhnlich in einen, Keller locale, „bclniss einer wichtigen Milthciluiig" sich einzusinven und zwar in der Zeit von 9>/z bis 2 Uhr. Die UeberredungS künste, die dort angewandt werden sollen, können nichtriveiseldast sein. Der erbitterte Kampf gegen die liberale Ucbermack't wird aber auch noch über den Wahltag hinaus fortgesetzt werden. Schon jetzt verlautet von der Absicht der Eonscrvativen, das Wahlergebniß, in welchem ihre Eandidaten zweifellos unterliegen werden, mit der Begründung anzusechten. daß vielen Wählern die Ausübung ihres Rechts unmöglich gemacht worden sei durch die vom Magistrat geforderte Legi tim a tion, von welcher die bezüglichen rcichSgesetztichcn Be stimmungen kein Wort enthalte,:. Geleugnet kann nicht werden, daß jene LegitimatioiiSsorderiiiig etwas Neues ist. Indessen dürste doch andererseits der Beweis schwierig sein, daß damit direct gegen daS Wahlgesetz verstoßen worden sei, und eS kann den Wablcoiiimissarieii nicht d,e Bcsngiiiß be stritten werden, namentlich in einer so großen Stadt wie Berlin, sich über die Identität der Personen jede nur mög liche Sicherheit zu verschaffen. Wie wenig die getroffene Anordnung ihre Spitze gegen die Cvnservativen richtet oder zu richten bestimmt ist, dafür spricht schon die einfache Er Wägung, daß unter ihren, jedenfalls übertriebenen Unannehm lichkeitcn die liberale Mehrheit in gleichem Grade z: leiden hat." DaS Domcapitcl von VreSlan hat den Weihbischos Gleich zum EapitelSvicar gewählt. Mit Reckt wird jetzt angenommen, daß mit der Frage der Wicderbcsctzung deS bischöflichen Stuhles von Breslau auch die Angelegenheit wegen Abtrennung deS österreichischen ThcileS der Diöcese BrcSlan, welcher lOO Pfarrstellen nnd 210,000 Katholiken hat. zur Sprache kommen werke. Nach de». Er gebniß der bisher in der Sache geführten Verhandlungen zu „rthcilcn. wird aber über diese Abtrennung unter den Be thciligten eine Einigung nicht leicht zu erzielen sein. Den alten Verträgen gemäß erfolgte bisher die Unterhaltung deS bischösliben Stuhles zum Theil an» de:, auf österreichischem Gebiete liegenden Kirchengütern—darunterdieDomaiien Joban- neSberg mit mindestens 120,000Mark Einkünften — weshalb die preußische Regierung beanspruchen zu müssen glaubte, daß diese Güter auch nachersolgterTreiiiiuiig vom BiStbumBrcStau einen Bestandlheil der Dotation dieses BislhniiiS bilden, was aber von der österreichischen Regierung abgelchnt wurde. Auch der sürstbisck'öfliche Stuhl von BreSlau hat bisher sein Recht an den österreichischen Besitzungen energisch geltend gemacht. Zudem willigt die österreichische Regierung nur ungern ,:: eine Aeiidcrung der Diöccsanarenzen, weil dadurch ein Streit zwischen Polen und Deutschen über die Frage hervor gerufen werden würde, ob a:,S dem österreichischen Theil der Diöcese BreSlau ein deutsche» oder ein polnische» BiStonm zu gründen sei. Ersichtlich ist au» diesen Angaben, daß diese Frage eine sehr verwickelte ist, deren Lösung große Schwierig keiten enlgeqcnstehe». Der Patri«1i»>«u» der deutsche» Ultramon- tauen zeigt sich wieder einmal im traurigsten Lichte in solchen Wahlkreis«, wo sich polnische und deutsche Eandidaten gegeiiüberstehcn, selbst wenn letztere der cvnservativen Rich- !»ng aiigehörcn. Im Wahlkreis Fraustadt z. B. hat daS ,Wahlcv:n:tü der deutschen Katholiken" einen Wahlaufruf .rlasscn, der sich an sämmtliche Katholiken deutscher Zunge mit der Anfsvrderung wendet, dem polnischen Eandidaten die Stimme zu geben. So öffentlich wie diesmal ist eine derartige Aufforderung niemals ergangen. Ein neuer Beitrag zur Kennzeichnung der Eentrumspartci auch unter den heutigen veränderten Verhältnissen, wo sie als Bestandlheil der rcgie- rungüstützcnden Mehcheit ernstlich ins Auge gefaßt wird. Ein srictsertiger Bischof ist Or. Ko rum nicht. So hat er neulich einer protestantischen Privallebranslalt in Coblenz, in welcher auch Schüler katholischen Bekenntnisses gebildet werden, den bis dahin anstandslos erlheilten Religionsunter richt nehmen lassen und den betreffenden Lehrer mit Ex- commuiiwativn bedroht. Die klerikale „Köln. Volksztg." scheint diese thatiacblichei: Angaben nicht bestreiten zu können; sic ügt denselben lediglich hinzu: Wir nehmen eS de» Prote stanten keineswegs übel, daß sie für protestantische Schulen Propaganda machen; aber waö de» Protestanten recht ist, muß den Katholiken billig sein." Der Unterschied ist nur. daß von protestantischer Seite nickt in solcher Weise „Pro paganda gemacht" wird; daS geschieht nur von „friedlichen" und „versöhnlichen" Bischöfen u >a Oe. Kor:»,: in Trier. Ter Zollanschluß der Unterelbe wird sich schwerlich chon zum 1. Dcccmber d. I. bewirken lassen und die ent- gegenstehendc Melkung dcS „Hamburger Evrresp." findet durch die bezüglichen Anordnungen der Behörde:: ihre Wider legung. Sv wird aus Altona berichtet, daß die Provinzial- Ste:ierdircctioii den dortigen Magistrat ersucht habe, ibr einzelne pachtweise übernommene Gebiete schon zu einem ftülieren als dein contractlich auSbcdungcnci: Termin zu über lasse», und zwar auS dem Grunde, u», die für den Zvll- anschtnß „olhwendigeu Banlichkcilen rechtzeitig fertig zu stellen. Da alö UebertassungStcrmin für bestimmte Grundstücke der l. Decemtzer I88t „amhaft gemacht worden ist, so mag hieraus ;ei:c unrichtige Nachricht entstanden sein. ES leuchtet aber ein, daß nicht schon am 1. Decemtzer der Zollanschluß fertig sein kann, wem: erst an dein nämlichen Tage mit den erforderlichen Baute» begonnen tverdcn soll. An de». Tage, an welchem das deutsche Volk an die Urne trat, begegneten sich Kaiser Franz Joses und König Humbert, um Friede und Freundschaft zu schließe«. Wohl i^ len rznv ibrea Ländern und wohl den Völkern, wenn sic in diese», Zeichen siegen. Der ossiciöse „Diritko" bespricht die Reise des König« unv der Königin nach Wien unv hebt hervor, die Reise der Königin lege der politischen Bedeutung der Reise des Königs noch eine besondere Bedeutung bei, indem sie die durch daS Ereignis; erncucle Freundschaft zwischen den Hösei: von Wien und Rom kennzeichne und die hervorragende, wertbvollc Bedeutung der Recse dcS Königs ergänze und kiöne. Selbst in Frankreich wird diese Recke jetzt in günstigerem Lichte betrachtet. Die Pariser Presse äußert sich überwiegend dahin, daß hierin nur ein friedliche« Anzeichen und keinerlei Gefahr für Frankreich zu erblicken sei. Allerdings dentcl inan au. daß Italien damit eine völlige Schwenkung seiner Politik macht, ,:»V prophezeit dem Mini sterium LcprctiS baldige ernste Verwickelungen mit der Parte: der Italiu Iiic-ckontr», wie man auch aniiimmt. daß Italien mit seinen aiitipäpstlichcn Bestrebungen gewissen Schwierig leiten insofern begegnen werde, als heute Deutschland Frieden mit den: Papste gemacht habe. Wir in Deutschland aber begrüße» die Zusaiiimc Kunst als ein neue« Unterpfand der festen BundeSgeiiosseiischast, welche Oesterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche im Interesse dcS Weltfriedens verbindet. Gambe tta versprach in Havre, er werde, wenn er inS Miiiisterinn: cintrete, den Wunsch dieser Stadt erfülle:: und sic zun: Hauptort eines eigenen Departements machen. Dicse erste osstcielle Erklärung Gambctta'S über seine Absicht, die Negierung zu übernehmen, erregte natürlich riesigen Bei fall. In derselben Rede sagte er, der Zweck seiner jüngste:, Reise nach Deutschland sei gewesen, die Entwickelung der Hafenstädte Bremen. Hamburg. Lübeck. Stettin, Danzig zu sludircii. Havre stehe hinter ihnen zurück nnd müsse gegen ihre Eoncurren; Anstrengungen machen. Natürlich schwieg Gambelta über die Begegnung mit dem Fürsten Biömarcl in Varzin Wie eS l-eiite heißt, beabsichtigte er seine Ean- didatnr für die Präsidentschaft der Kammer ansznstcllc», um dadurch sofort seine Majorität zu erproben. Am Donnerstag sollte JnleS Ferch mit Gambctta bcrathschlagcn, um die Jiiscenirung der bevorstehenden parlamentarischen Komödie festziistellc,,. Spanien scheint, nach dem dem Parlamente Vvrgelcgten Budget zn schließen, darnach zu strebe,,, sich zur Großmacht heraiiSznbilden: auch sonst regt sich der Nationalgedanke. Madrider Zeitungen zufolge wird an spanische Patrioten eine nationale Subseriptwn in Umlauf gesetzt, deren Ergebniß zun: Loskaus Gibraltars von England dienen soll. Einige Madrider Bankiers sollen sich bereit erklärt habe», zu diesem Zwecke 5,000,000 Frcs. beizustciierii. Falls Eng land — was mehr al« wahrscheinlich ist — aus diesen Handel eiitziigchcn sich weigerte, dann sollte der National- soiids zur Errichtung von Festungswerken an der afrikanischen und europäischen Küste der Straße von Gibraltar verwendet werde,'. Einstweilen wird dieser Plan wohl dem erstaunten Europa ein wenig — spanisch Vorkommen. Nach einer Depesche a::S London ist Or. Joseph Kenny, der Gesängnißarzt in Kilmcmihaiii, zu den Landligisten, die er -zu behandeln hatte, cingesperrt worden, weil man glaubt, daß er die Unterschritten für daS bekannte Manifest gesammelt habe. Als Arzt war er natürlich niibeaiisstckftigt; da er nun zugleich Uiiterschatzmeister der Landliga war und früher eine Rede für die Liga gehalten hat, so muß er jetzt mit obigen: Verdacht büßen Persönlich ist Oe. Kenn« ein hochgeachteter Mann; er ist Vorsteher dcS Norddubliner HoSvitalS und Arbeitshauses und sonst ein viel gesuchter Arzt. Durch den »»widerruflichen Entschluß der Herren Win dow und Mc. Pcagh, aus dem Eabinct der Bereinigten Staatenrcgieruiig anSznscheideii, ist der Präsident Arthur zu einer tbeiliveisei: Erneuerung de« Eabinct» gezwin: gen. Ex bat Mr. Morgan da» Schatzamt aiiaetragc» „nd dies« Wahl fand allgcmrine Billigung. Mr. Morgan hat irdoch, wie vekcmnt, erklärt, an» Ge»»idheit-rllcksichtcn da« Ami äblehaea zu utüssrn, wa» bei seiurm hoben Alter von 7- ÄaßrGi licht auffall«« kann. An Stelle de» zurück getretenen Mr. Mc. Vcagh ist Mr. Howe, Vertreter der Vereinigten Staaten aus der jüngsten Pariser Münzconferenz, um Attornehgeneral ernannt. Der Präsident hat lange liitcrredungen mit General Graut und mit de» Senatoren Eamcron, Logan, Allisvn und Edmunds gehabt. Bis zum December werden keine andere» Ernennungen erfolgen. Nenleaur in Hagen. Geheimer Rath Reuleaux hielt am Mittwoch zu Hage» in Westfalen vor einer zahlreich besuchten Vcr- aminlung eine Rede über die australischen Ans tellungen und über die deutsche Exportiiidustrie. Redner schilderte die Ausstellungen in Sidncq und Melbourne, besprach die dort erzielten deutschen Ersolge unv knüpfte daran eine Besprechung der Mittel, welche anzuwcnden sein möchten, um den Handelsverkehr mit Australien zu derjenigen Gedeihlichkeit zn entwickeln, welche er dem bisher Erreichten nach verspricht. Er legte darauf sein Programm bezüglich dieser Mittel dar nnd tbeilte dieselben in zwei gesonderte Gruppen, betreffend die innere Entwickelung der Industrie und betreffend die auswärtige Entwickelung derselben, d. h. den Export. Im Einzelnen führte er dann au», wie ,e:t Beginn der neuen deutschen Einheit eine Reihe von Gesetzen und Maß regeln zum Sckutze und siir die Entwickelung der Industrie erlassen worden seien, alü Mustrrschutzgesetz. Markensckmtz- gesetz, Patentgcsetz, Danipfkessclgesetzgcbung, Fabrik»,spcction, Schutz de» Handel» durch die Flotte rc. Er wie» darauf hin, wie durch diese Maßregeln erst die deutsche Industrie zu der ihr gebührenden Stellung vorbereitet worden sei, indem die allen erbitterten Vorwürfe der Ausländer, daß wir ihre» Rechtsschutz in Anspruch nähmen, ohne in unserem Land« ihnen Gegenrccht widerfahren zu lasse», beseitigt worden seien. ES sei in demselben Sinne aus den australischen Ausstellungen durch die ReichSrcgierung gewirkt worden, indem die drei vorerwähnten Schutzgesetze in besonderer zweisprachiger Aus gabe zur Ausstellung gelangt seien. Dann ging Redner über zu den in Aussicht genommene« Mittel» zur Beförderung der Industrie, al» Fachverbänd« oder Innungen, Gewerbeiammern u. s. w., bei loelcker Ge- legenl-eit sich Redner für die freien Fachverbände aussprach. AiS ein» der wesentlichsten Mittel zur Hebung de» Export» bezeichnte er die Einrichtung einer Dampserlime, ivelchc vom Reiche zu unterstützen sein würde und welche «it der äirßersten Plinctlichkrit den Verkehr zu vermitteln habe, da dirse Pnnct- lichkcit allein die Möglichkeit gäbe, den Verkehr a::S „„seren Häsen direct zu vermitteln. Er wie» hierbei auf die großen Staats,intcrslützungen hin, welche England, Frankreich und Italien ihren Dcinipscrlinici: geben. Sodann enipsahl Redner die Errichtung eines Bankinstitute«, welches er derselben Gesellschaft, welche die Tainpserlinie betreibt, überlassen sehen möchte, ferner befürwortete er die Uniivandtiuig der deutschen Privat-Segterflotte in eine Danipserflotte. Er führte auS, wie u. A. in Singapore der Antheil deS deutschen Küsteii- handelS von einer hohen früheren Ziffer aus >/„ berahgcgangcu sei und daß eS die höchste Zeit sei, die u»S an dieser Stelle drohende Verdrängung dadurch abzuwenden, daß wir allgemein zum Dampfbetrieb übergingen. AlS weitere» Mittel rur Hebung der Industrie bczeichncte der Redner de» engeren Anschluß der Hansestädte an Deutsch land wegen der wahrhafte» gemeinsamen Interessen beider. Er machte vor Allem den Hörern lebhaft anschaulich, daß c» nolhwendig sei, den Blick von den inner:: Meinungsverschieden heiten ab und aus den Oecan hinauSzuleiikeii. wo die groß artigsten Interessen der ganzen Industrie, wie auch die de» Kreise», in dem er gegenwärtig weile. theilS auf dem Spiele ständen, theils erfolgreich gefördert werden könnten. (Lebhafter Beifall). Redner betonte, daß, indem er so ein gegliederte» Programm für die Hebung der nationalen Industrie ent wickelt habe, er darin wesentlich nickt« Eigene» gebe, sondern daS Programm des Reichskanzlers. Er wieS daraus hi», daß der rvthe Faden, der alle die erwähnten vergangenen wie zukünftigen gesetzgeberischen wie VcrwattungSmaßrcgcl» verbinde, vor den Augen der Industriellen klar daln:gen innsse. Er (Redner) habe zweimal den Vorzug gehabt, mit dem Reichskanzler in persönliche Berührung zu komme,:, al» derselbe ihm seine Instructionen für die beiden Ausstellungen crthcilte. Bei diesen Gelegenheften seien die ermähnte» Pmiete zur Sprache gekommen. Es sei das Hobe Verdienst VcS Fürste» Bismarck, griindtegende Gedanken anszusprechen, au» denen, wie anö einem Marmorblock, die Sachverständigen und gesetz gebenden Faktoren daS gesetzgeberische Kunstwerk zu gestalten hätten. (Lebhafter Beifall.) Schließlich sprach der Redner die Hoffnung auS, daß bald eine mächligc deutsche Handclödamptcrflotte die Erzeugnisse unserer Industrie in die fernsten Länder bringen werte und daß dabei die Productc der fleißigen Mark recht zahlreich vertreten sein möchten. Die Versammlung wurde geschlossen mit einen: begeistert ciiifgenommenei: Hoch ans Se. Majestät den Kaiser. Muftk. Neues Theater. Leipzig, 27. October. Znm Besten dcS Theater- PensionS-FondS kam gestern die Oper „Enryanthc" von Earl Maria von Weber zur Ausführung. Dieses zehnte drama tische Werk deS großen deutschen TviimeislerS errang früher nicht den gleichen Erfolg, wie die Volköopcr „Der Frei schütz", weil in der letztgenannten die ursprüngliche Schöpfer kraft stärker hcrvorbrickt nnd die einfache, herrliche Melodik aus daS Gemüth deö Hörer« unmittelbar ciiiwirlt. Der „Freischütz" enthält mehr Erfundene« und Gesuhlte», die „Enrhanlhc" mehr geistvoll DiirchgeführleS und bewußt Ge staltetes. Der Hauptgrund, daß „Enrvaiithc" selbst bei Sach kennern nur bediiigniigswcisc Beifall fand, ist in dem Text zu suchen, dessen »»ziisamiiieiihängenter. »nklarcr, »nvor- thcilhast dramatisirtcr Inhalt nur durch die Anord nungen Rellstab'S einigermaßen verständlich gemacht tverdcn konnte. Die Handlung der Oper stützt sich nach weisbar auf die allfraiizösische Erzählung de» IS. Jahr-, hiiiidcrlö. .Jli'toire cko Oorarck cke bcevees et cke ln belle et vertneiise bäupaut cko kavnvv, 8» wie", welch« Boccaccio zn einer Novelle und Shakespeare zu seinem dramatischen Werke „Eymbcline" benutzte. Um nun den ziisainmenhaltcn«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite