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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-29
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Artalti«» n»i> Lkpeditio» JohanneSqaiie 23. SPrkchKundkn drr tirdmllon: LormiltagS 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. -Sr »n RÜ0,a»e etn,ei»nd«kr M«inilcn»t, «acht fich t» Nltacuoo nick» »«rdüidüch ttjylgerLagMM Unuadme »er sür die nächstfalgenKe Nummer bestimmten Inserate an Sachentage» di» 3 tttzr Nachmittag», an Kann- und Festtagen früh bis'/,S Uhr. 3« dru Filialen für Zus.-^nnahme: Ltta klemm, UniverlltätSstraße 21, Laut» Lasche, Kalharinenslraße 18, p. nnr di» ',-3 Uhr. Anzeiger. Lhollnrm«its»rkis virrtrlj. 4'/, im!. Bringerlohn - Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren ,ür Extrabeilage» ahne Poftbeiörderung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Znseratr 6gejpaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen laut unierem Preis- Verzeichnis;. Labellarischer Sah »ach höherem Tarif. Urclamkn unter den Ueüactionsiirich die Spaltzeile 80 Pf. Inserate sind stets an die Erpkdlttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeiiuineraixio oder durch Post nachnahme. -z? 302. Sonnabend den 29. October 1881. 75. Jahrgang. Zur gtsWgkil Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S«. Oetober, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Livlpriser VLxeblLttes. Amtlicher^ Theil. GeWstslocal-Vermiethlms. In der I. Vtage des der Stadtkernen,dc gehörigen Hausgrundstücks TellicrS Hof, RcichsslratzeNr. 55 und Grnn- maische Straße Nr. 36 sollen die zeithcr von Herrn Kaufmann Emil Hedlcr iniicgchabtcn, aus einem Borfaal, 2 zwei fenstrigen Ttuben »ach der Reichsstraße heraus und einer Hammer beliebende» GesckaftSlocalitäten vom 1. April 1882 an gegen einbalbjährliche Kündigung Montag, den 7. Tkovember VS. IS. Vormittags LL Uhr aus dem Rathbause, l. Etage, Zimmer Nr. 16, au den Meistbietende« anderweit vermiethet werden Ebendaselbst aus kein großen Saale liegen die Bermic- thungs- und Bcrsteigeriingsb'cdingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den l9. October 1851. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg i. Cerutti. Vrkanntmachung. Wegen Reinigung re: Locatffalcu >>» da? stlrmrnamt Dienstag, den 1. November ». «. geschlossen. Leipzig, den 17. October 188t. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Nachdem die Restaurationsarbcilen in der Universitäts- kirche zn St. Pauli beendigt sink, wird der regelmäßige Gottesdienst in derselben Montag den 3l. October mit dem Resoriiiationsicste wieder seinen Anfang nehmen. Leipzig, den 28. October 188t. I>r. Baur, Nnivcrsitätsprcdigcr. Bekanntmachung, „die Mrchenvorstaudüwlihl in drr Matttzätktrche" betreffend. Rach der Belannlmachung des .üirchenvorstandes der Matlhäi- lirche vom 6.. 9. und 12. October a. c. scheiden ans dem Kirchen- Vorstande aus: Die Herren: Stadtrath a. D. I>r. .sur. Otto Günther, Vice vocsitzender. Bu-Mndler Aldi» Ackerniann-Trubner, Juftizraih Rechtsanwalt und Notar Fr. Eniil Bärwinkcl, Zustizrath Rechts anwalt lind Notar Robert Wilhelm Frankel, kafferl. Bankdirecror Otto Emil Heller, Stadtralh und Kauhnann Gustav Schmidt- Söhlmaun. Es wird bemerkt, dass die Wiederwahl der ausscheidenden Herren gesetzlich zu nistg ist. Tic Wahl selbst soll nunmehr Dienstag den 1. November von Morgens 10 bis Nachmittag» S Uhr in der Sakristei der Mattbäikirche »ach Maßgabe folgender Bestimmungen statlnnden: 1) Stimmberechtigt sind Diesen ige». deren Namen nach ge schehener schriftlicher oder mündlicher Anmeldung und nach staltgehabter Prüfung in die Wählerliste eingetragen sind. 2) Die Wahl ist durch schriftliche, aber persinltchc Abstimmung zu bewirken. 3) Jeder Wahlzettel hat 10 Namen von mindestens 30 Jahre alten Gem-indemügliedern zu enthalten, t<ren Tauf- und Familiennamen, Staub und Beruf genau zu bezeichne» ist. Wir fordern hiermit alle stimmberechtigten Glieder der Matthäi kirchen-Parochic ans, sich an der statthabenden Wahl am TienStag den 1. November eitrigst zu betbeiligen, und ihre Wahl aus „Männer vo» gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung" Wrchenvorstandsordnung ß. 8) zu lenken. Leipzig, 28. October 1881. Der Wahlausschuß der Matthäiktrchc. O. Evers. Zm Einverständnisse mit dein Ratve der Stadt Leipzig ist in brr Kiiruerstratze, Ecke der Duiourstrasse, eine Station far vier Droschken errichtet worden. Die DroiHkentührer erhalte» hiermit und unter Hinweis auf st. 20 des Droschkenregulativs Anweisung, diese Station na» Erscheinen dieser Bekanntmachung sofort vor schriftsmäßig zu befahren. Leipzig, am 26. October 1881. Das Polizei Amt der Stabt Leipzig. 1>r. Rüder. Mühlner. Bekanntmachung. Für Neujahr 1882 sind 3 Lchupmannftellen zu besetzen, von denen eine jede mit 7öO .F. Gehalt und 80 .sl Bekleidungsgcld der blinden ist. Selbstversaßte Bcwerbungsgeiuche mit den erforderlichen Zeug, aiffen werden bis mit 10. Novbr. a. c. entgegen genommen. Ltvdenav, de» 28. October 1881. Der GemetnberatH. Queck. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 29. Oktober. Ein Jeder, welcher der Gestaltung unsere- öffentlichen Leben» in letzter Zeit mit Aufmerksamkeit gefolgt ist. wird wieder freier ausathmen, denn die große Wahl ick lacht ist geschlagen, und im Augenblick, da wir kies schreiben, bunte die Auszählung der Stimmzettel vollzogen sein In dessen r» wird noch mehrere Tage dauern, bi» aus allen Wahlkreisen das Ergebnis gezogen ist. und auch dann wird c- nicht gleich möglich sein, zu einem ab schließenden Urtheil über da» Gesammtergebaiß zu gelangen. Denn cs »st mit vollster Bestimmtheit zu erwarten, daß dies mal die Zahl der engeren Wahlen eine ganz ungewöhnlich große sein wird. Niemals haben sich so viele verschiedene (Kandidaten gegen über gestanden, wie jetzt in den meisten Wahlkreisen, und es werden dabei noch allerlei seltsame Verquickungen und Handels geschäfte von zweifelhafter politischer Moral zur Erscheinung kommen. Insbesondere hat das Eentrum bereits einen Markt eröffnet, auf dem die Stimmen bei den engeren Wahlen auS- gclanscht werden sollen. Wir unsererseits können nur unsere Mahnung wiederholen, jetzt, wo die erste Entscheidung ge fallen ist, alle Empfindlichkeit und Gereiztheit, wie sie ja als Bodensatz eines so aufgeregten Wahlkampfes leicht Zurück bleiben, zu vergessen und zu unterdrücken und nunmehr in den eitgeren Wahlen mit demselben Eifer, wie für die eigene Partei, sür den Candidatcn der unS zunächst stehenden Richtung gegenüber einem entschiedeneren Gegner cinzutreten. Wer der Candidat der »ns zunächst stehenden Richtung ist, darüber werden kaum irgendwo Zweifel bestehen können. Unter allen Umständen werde» Ultramoiitane und Social- demokraten als unsere entschiedensten Gegner zu betrachten sei». Es gilt jetzt noch die Stichwahlen, die diesmal von entscheidendstem Einfluß auf das Gcsamiiilergebniß sein werben, zu einem möglichst guten Erfolg zu führen. DaS Berliner Wahlergebnis; stellt sich wie folgt: ^ Im I. Wahlbezirk hat Herr Ludwig Löwe 8722 Stimmen, Herr Liebermann von Sonnenberg 6292 Stimmen erbalten. Im II. Wahlbezirk hat Herr Professor Oe. Birchow 18,02t Stimmen. Herr Hosprediger Stöcker >2,625, I)r. Viereck 3077 Stimmen erhalten. Ini III. Wahlbezirk hat Herr v. Saucken-Tarputschen 12,846, Herr Schnitze 4927, Herr De. Henrici 880, Herr Liebknecht 2389 Stimmen erhalten. In» IV. Wahlbezirk hat -Herr Rechtsanwalt Träger 19,507, Herr Professor Wagner 8270, -Herr Bebel 13,574 Stimmen erhalten. Im V. Wahlbezirk hat Herr Eugen Richter 11,047, Herr Erem er 5309, Herr Auer 23l Stimmen erhalten. Im VI. Wahlbezirk hat Herr Landgerichtsrath Klotz I8,9l0, Herr Obermeister Mey er 8960, Herr Hascnclcver 10,636 Stimme» erhalten. Das Resultat ist also, daß in vier Bezirken, und zwar im I., II , III. und V. die Fortschrittspartei gesiegt hat, während im IV. und VI. eine Stichwahl zwischen den fortschrittlichen und den socialdemokraltschen Can- didaten statlzuiinden hat. — Die Berliner Wahlen haben sich wie man nnS mittheilt, trotz der ungeheuer zahlreichen Be theiligung und trotz der herrschenden Aufregung ob»e jede irgend erhebliche Ruhestörung vollzogen; auch das Ansehen der Straßen war mir wenig verändert. Was nun die Haltung der Behörden bei der Wahl- bewcgung in Berlin anbetrifft, so wurden, wie die „Tribüne" meldet, die Versuche zu Ansammlungen vor den Wahllocalen überall vereitelt, der freie Verkehr ans daS Strengste gewahrt und den einzelnen Parteien, einschließlich der sociatdem o ^ kra tischen, während des ersten Tbeils des Vormittags sür den Verkehr mit den abstiinmcnden Wählern gleich freie Bahn gewährt. Gegen diese Neutralität der öffentlichen Behörde erfolgte indessen gegen Mittag plötzlich Gegenbefehl. Wie gewöhnlich batten die Parteien an den einzelnen Wahllocalen Anschläge mit dem Namen ihres Candidatcn angebracht. Uni die Mittagszeit wurden, soweit Dies bezeugt ist. im ersten Wahlkreise die Placatc mit dem liberalen Candidalen vo» Sckutzlcnten gewaltsam entfernt und nur die Aushänge n>it dem Namen des conservativen übrig gelasten. Ans Reklamation gegen diele amtliche Ein mischung erfolgte die Antwort, dag die Conservativen die „polizeiliche Erlaubniß" sür jene Bekanntmachung nackgesucht und erhallen hatten, die Liberalen dagegen nicht. In gleicher Weiie wurden die ambulanten öffentlichen Tascln mit den Namen der liberalen Candidalen zn Gunsten derjenigen der Conservativen gewaltsam beseitigt. Einer Aufklärung wird diese Nachricht sicherlich bedürfen. Der Kampf der irischen Landliga mit oer eng lischen Regierung kann in seinem Ausgange kaum zweifelhaft sein; die Regierung mit ihren Machtmittel» wird siegen über eine Verbindung, der nur eine ganz gewöhnliche Organisation eines nationalen Verein« zu Gebote siebt. CS ist offenbar eine Uebertreibung, wenn man sagt, die momentane Rübe in Irland sei eine „Stille vor dem Sturme"; die Ruhe ist einfach die Wirkung der Schläge, welche die englische Re gierung gefübrt hat. Die Verhaftung der Führer, die Lossagung de« Erz- bischosS Croke und andere Maßregeln habe» eben zu mächtig gewirkt, als daß der Aufruf der Liga, die Pachtzahlung zu verweigern, ein genügendes Gegengewicht bilden könnte Die Verweigerung der Pachtzahlung wird eine Zeit lang durck- gesührl werden, aber schließlich wirk der Einzelne erlahmen und nach und nach kapitulircn. Zum gewaltsamen Wider stande besitzen die Iren nickt die Mittel: ffe sind einmal zn schwach »nd zum Andern ist die ziemlich dcgencrirte Bevölkerung zu einem revolutionairen Feldzüge nickt geeignet. Der schwache, vom Hunger entkräftete irische Stamm besitzt nicht die Zähigkeit und markige Kraft des amerikanischen Colonisten. der einst die englischen Heere schlug. Die Dynamit-Complotc einiger Wabnwltziger in Amerika haben auf den ganzen Ver lauf der irischen Angelegenheit keine» anderen Einfluß, als daß sie die irisch« Sache compromittiren Und trotz alledem läßt sich mit Sicherheit annebmen. daß dieser Kanips, wie er momentan auch enden möge, mit der Lösung der irischen Frage nicht enden wird. Wenn die englische Regierung den Beweis liesern will, daß sie die Energie und die Mittet hat, Putsche und Krawalle zu unter drücken. so mag ibr der« gelingen. Aber etwas Anderes mag ihr nicht sgelinge», nämlich die Rechtsfrage, die man in diesem Streite geflissentlich ignorirt, aus der Wett zu schaffen. Man mag die Herren Parnett und Genosten verurlheilen wie man will, sie sind nicht Irland. Irland aber hat ein Recht, von dem heutigen, civilisirten England Grnugthuung ru verlangen für die Unbill und die Berandungen, die es seit Jahrhunderten hat erdulde» müssen mit die zu seiner heutigen Verkommenheit geführt haben. Einigen Lords und ihren Sonderinterrsten in Irland ist nun schon seit langen Jahren die Ruhe de- englische» Reiches zum Opfer gebracht worden und es hat genau den Anschein, at» ob es auch noch ferner geschehen solle. Eine schwere Verantwortung sür Großbritannien und die Männer, welche cS regieren. Se. Majestät der Kaiser ist am Donnerstag Nachmittag 5'/. Uhr wobtbebalten in Ludwigslust eingetroffen. Zum Empfang Sr. Majestät waren aus dem festlich geschmückten und illuminirtcn Bahnbcse der Großherzog und die Herzögc Paul und Johann Älbrecht, sowie die Spitzen der Civil- behörden und die Ossiciercorps erschienen^; die Kriegcrvcrcine, die Feuerwehr und die Schuten bildeten Spalier. Um 7 Uhr Abends fand eine glänzende Beleuchtung der Cascade» statt, während die Bürgerschaft Sr. Majestät einen Fackel,zng dar brachte. Von den Mnsikcorps des 1. und 2. mecklenburgischen Dragonerregiments Nr 17 und 18 und des mecklenburgische» Grenakierrcgiments Nd. 89 wurde ein Ständchen aus dem Schloßplatze ausgesührt. — Sc. k. k. Hoheit der Kronprinz ist am Donnerstag von Heinrichsau wieder in Berlin ciii- gctroffen. — In Verucz aus die Reisen des Kaisers bemerkt die „Post": Eine Beschleunigung der Rückkehr von Baden- Baden nach Berti» habe nicht ftatlgesunden, vielmehr wäre die Abreise von Baden-Baden schon ursprünglich auf einen früheren Termin angcsctzt worden; der Gesundheitszustand des Kaisers sei ein durchaus günstiger. Ein Besuch des Königs von Italien sei bei der jetzigen Gelegenheit von Anfang an nicht beabsichtigt worden. Herr von Goßler erweist sich den Anmaßungen der Curie gegenüber äußerst nachgiebig. So soll cS jetzt im Werke sei», einen der schlimmsten Fanatiker, den Domherrn Kleine von Paderborn, zum Bischof des dortigen Sprengel- zu befördern. Kleine war früber Hauscaplan bei dem Freiherrn von Mallinckrodt, später Vertrauter und In spirator deS als höchst unversöhnlich bekannten Bischofs Konrad von Paderborn. Sobald die Curie eine passende Form gefunden hat, den jetzigen Bistbnmsverweser zn beseitigen, soll Kleine vorrücken. Die preußische Regierung soll auch bezüglich dieser Persönlichkeit, die nach ihrer Ernennung zum Bischof ihre Feindseligkeit gegen den Staat wieder offen hervorkcbren wird, sich in totaler Verblendung befinden. AuS einer Rede, welche der ultramontane Landtagsabgeordnete Oberbürgermeistern. D. Kaufmann dieser Tage in Glad bach gehalten, verdienen die nachfolgenden Bemerkungen über den „ C ul t» rka m ps" hervorgehobcn zu werden: „Die Keime zu diesen! Kamps gehen bis zu der Zeit zurück, da es der Vorsehung gefallen hat. bei der Neubildung der Staaten im Deutschen Reiche die katholischen Rhcinlande und Westfalen mit dem überwiegend protestantischen Norden in einen poli Gehen Zusammenhang zu bringen. Es liegt im Wesen des Protestantismus, und daher auch in dem eines pro testantischen StaalensnstemS. fortwährend den Kamps gegen die katholische Kirche aufrecht zu erhalten, der Kampf wwd nur nach Zeit und Umständen heftiger oder gelinder geführt werden, ja zuweilen vorübergehend ruhen: dauern aber wird er so lange, atS die unglückselige Gtaubcnsspaltung. die unser schönes Deutschland so furchtbar geschädigt hat, noch besteht; so lange, bis zu den glücklichen Zeilen, wo es wieder nur einen Hirt und eine Heerde geben wird." So schwebt nachgerade erhitzten »ltraniontanen Köpfen der künftige Friedensschluß vor. Recht einladend für weitere Derständi- gungsversnche! Auch der Ton, in welchem die Vereinigung der Rbeinlande mit Preußen besprochen wird, ist recht be zeichnend sür diese „Patrioten". In einer Wahlrede in Frankfurt a. M. bat Herr Sonnemann den Gedanken, wenn nicht einer großen liberale» Partei, so doch einer Vereinigung zur Ab wehr der Reaction besprochen und befürwortet. Als Grundlage dieser Bereinigung werden sieben Puncte vor- gefchlagcn, von denen mehrere gewiß aus die Zustimmung jedes Liberalen rechnen können. Wir finden aber auch darunter die Forderungen, jedes mehrjährige Militairbudgel und eine Verlängerung des SociatistengescyeS abzulebnen Eö ist wohl nicht unnütz» daran zu erinnern, daß zu diese» Forderungen sich selbst die Seeessionisten nicht bekennen wer den. es müßten denn seit der letzten Session ganz entscheidende Gcsinnungöänderungen bei ihnen vorgegangen sein. Im klebrigen wird die Stellung der liberalen Parteien sowohl unter sich als zu der Rechten sehr wesentlich vo» dem ge- sammten Wahlcrgebniß abhängrn, daS anderseits auch wieder für die Ziele und Entschließungen der Regierung von aus schlaggebendstem Einfluß sein wird. Mit den Anträgen, welche die vereinigte Reckte der bairischen Abgeordnetenkammer in de» letzten Tagen ein gebracht hat, scheint das Füllhorn der conservativ-ultra- montauen Opposition noch lange nicht erschöpft zu sein; es werden vielmehr noch Anträge aus Abänderung der Verehe lichung--, Heimaths- und Armengesetzgcbung vorbereitet. Die Rechte bat hierzu eine Commission niedergcsetzt, tvelcke a»S den Abgeordneten I>r Psahler, Reindl, Triller, I)r. Frank, Keßler, Lerzer, Weiß, Biebl und Deuringer bestebt. AuS Kiel wird tclegraphirt: Conlrcadiniral Mac- Lean erhielt seinen Abschied »ntcr Verleihung des rotben Ablerordens zweiter Clafse mit Eickenlaub und Schwertern am Ringe. Auch die Corvettcn-Eapilaiiic Mattbesen und Jung sind verabschiedet unter Verleihung des Capitain- charakters. Capitain z. S. Freiherr v. d. Goltz ist von der Stellung als Ober-Werst-Direetor entbunden unter Verleihung des Kvnigl. KronenordenS zweiter Elaste und der Capitai» ; S. Kühne zun, Ober-Werft-Director der Werst Kiel ernannt. — Die Polizei eonsiScirtc überall die socialdemokra tischen Stimmzettel. Die Vertheiler derselben wurden aus das Polizeiamt geführt. In der Angelegenheit der Dampfschiffe Sokrates und Diogenes ist. wie die „Vossische Zeitung" meldet, der Werst besitzer Georg Howaldt in Gemäßheit eine» Erlaffe« des preußischen MiniiterS de« Innern neuerdings nochmals daraus hingewielen worden, dag ihm das Eigenthum an den Schiffen keineswegs entzogen, daß vielmehr lediglich die Erlaubniß zum Auslaufen der Schiffe von der Erbringung des von ihm verlangten Nachweises abhängig gemacht fei Der Verkauf der Schiffe steh« ihm dabcr vollkommen frei, selbstverständlich werde aber von dem etwaigen Käufer ein gleicher Nachtveis wie der von ihm verlangte erfordert werden. M Der König und die Königin von Italien wurden am Donnerstag bei ihrer Ankunft in Villach von dem Landesprä,"identen, den Spitzen der Behörden, den Grmeinde- vorstäiidrn »nd den Corporation«» empfangen Nach Besich tigung der Ehrencompaqnie unterhielt sich der König längere Zeit mit dem Lande-präsibenten und dem Bürgermeister. In dem festlich geschmückten Wartesaal wurde ein Frühstück ein genommen, woraus die Frauen von Villach der Königin Blumensträiiße überreichten. Nach einem halbstündige» Aufent halte setzten die Herrschaften unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung ihre Reise fort. lieber die Ankunft des Königs Hu mbert in Wien meldet die „Vvff. Zkg.": Wien, 27. Oktober, Abends. Programmgemäß kamen der König nnd die Königin von Italien um 7 Uhr 30 Minuten auf dem Süd bahnhof an. In den Straßen zwilchen dem Südbahnhos und der Hofburg wäre» Tausrnde von Menschen angesammelt, der Bahnhof war mit Pflanzen und Fahnen decorirt. Zur Begrüßung sanden sich ein: drr Kaiser in MarschallS-Unijorm, gcichmüclt mit dem Band des Theresien-Ordcns und EoUane des Anunzialen Ordens, begleitet vomAdlutai>le»F.-M.-L.Baroi>Moiidcl,rLroiiprinzRudolf, Erzhcrzögc Älbrecht, Rainer. Wilhelm, Johann Salvator, Eugen, Franz, Ferdinand d'Este. Die Anwesenheit Johann Salvators, bekanntlich Prinz von Toscana, wurde sehr bemerkt: ferner waren anwesend der Bot schafter Gras Wimpffen mit Gattin, Slattkalter von Niederöster- reich, Bürgermeister und Polizeipräsident von Wien u. s. w. Nach dem der Hoszug eingesahren, intonirte die Capelle die italienische Uolkshymnc. Der Kaiser schritt aus den Waggon, in welchem das KönigSpaar war, zu, reichte dem zuerst aussteigendcn üünig beide Hände, ohne ihn zu umarme» oder zu küssen, hals der Königin beim Aussteigcn und küßte derselben die Hand. Die Königin umarmte den Erzherzog Rainer, den Vetter ihres Gatten, »nd reichte ihre link,. Wange zum Kusse. Der Kaiser stellte die Erzherzöge und Würdenträger vor, der König reichte jedem die Hand. Der Kaffer gab der Königin den Arm. Nachdem die Ehren- Eompagnie abgeschrittea. wurden die Wagen bestiegen. Der Kaffer fuhr mit der Königin, der König mit dem Kronprmze» unter enthusiastische» Kuiidgebungc» des Publicums nach der Hosdurg. In der Hofburg wurde das Künigspaar erwartet von der Kaisen», den Erzherzoginnen Stephanie und Gisela, sowie von den Hosioürdcn- trägern. Hieraus wurde ein halbe Stunde aus Toilcttenwechscl ver wendet, dann Souper im Marmorsaale, an welchem neun Personen theiliiadme», der Kaiser, die Kaiserin, der König, die Königin, Kimn- Prinz Rudolf, Kronprinzessin Stephanie, Herzog Ludwig von Baier», Prinz Leopold von Baiern mit Gattin, der Erzherzogin Gisela. Im anstoßenden Saale fand Marschallstascl zu 28 Gedecken statt. Rach dem Souper begab sich das Königspaar, das sehr ermüdet, zur Rahe. Die Regierungsvorlage», welche bei den Delegationen cingcbracht wnrkeii, bestehe», wie man uns aus Wien meldet, aus dem gemeinsamen Budget pro 1882, der Schlußrechnung pro 1879. dem Gebahrnngsausweis pro 1880, dem außerordent lichen Erfordernis; für die Truppen des Oceupationsgebicts und den Nachtragscrcditen für das stehende Heer und die Marine. Da? Gesamintersorderniß deS gemeinsamen Budgets beträgt 114,447,706 Fl., mithin 1,916,337 Fl. mehr al» iin Rechnungs jahr I88l; die österreichische O-uote beträgt 81,727,881 Fl., mithin 7.167.308 Fl. mehr als l88l (in Felge des Abgang- bei den Zollgefällen): der Anspruch sttr die Okkupationsarmee beziffert sich ans 6.337,500 Fl. Wie man der „Pol. Corr." ans Skutari über Budna berichtet, wird Terwisch Pascha, der sich gegenwärtig in Dibre aushält, demnächst abberusen werden mid Albanien verlassen, da man auf der Psvrte die Berubigung Albanien« für beendet bält »nd der Ansicht ist, daß das strenge Regi ment Denvifck Paschas die Albanesen bei dem heutigen Stande der Dinge eher dem Sultan entsrenide. ES dürfte aus Konstantinopcl ein Gouverneur »ach Prizrend entsendet und mit der Missten beauftragt werden, durch Woblwollcn »nd Entgegenkommen die albanesischc Bevölkerung dauernd mit der Pforte zu versöhnen. Am gestrigen Tage sind in Paris die Kammern er öffnet worden. Es werden indessen, da eS sich zunächst um Wablprüfungrn handelt, mehrere Tage vergeben, ebc die Op position in der Lago ist, ibrcn Sturinlanf gogen das Cabinct Int es Ferry zu beginne». Die Berufung Gambctta's zum Ministerpräsidenten afft nach wie vor als bevorstehend, obgleich in jüngster Zeit sowohl von Seiten des Präsidenten Grcvy als auch von Seiten Gambetta'S selbst neue Schwierigkeiten erhoben worden sind. Insbesondere sind die Bedingungen, welche der Letztere bezüglich einer VcrsaffungS- rcvision stellt, so erschwerender Natur) daß im letzten Augen blicke noch eine Unterbrechung der Unterhandlungen nickt aus geschlossen ist. Inzwischen suchen die neuen Depntirtcn eine Gesammtvercinigung der verschiedenen Gruppen der Linken zu organisiren, um eine Verschmelzung der Linken mit der republikanischen Union herbeizusühren und eine Majorität zu bilden, welche dem künftigen Ministerium unter dem Vorsitze Gambetta'S zur Grundlage dienen könnte. Die letzte» Nachrichten auS Tunis lauten günstiger. Man darf sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß die Franzosen ans ihrem von drei Seiten aus unternommenen Vormarsch gegen Kairuan eine äußerst rührige Thätigkeil entfalten und diesmal unter dem Oberbefehl deS Generals Saussicr wirklich nach einem einheitlichen Plane Handel». Die Operationen der einzelnen Colonnen scheinen entschieden besser in einander zu greisen, als dies bisher im ganzen Ver laus der Erpeditron der Kall gewesen. Wenn ihnen nicht, wie dies allerdings nicht ganz unwahrscheinlich, die Insurgcn ken doch noch in größeren geschloffenen Masten riitgcgcntrcte». so dürsten sich wenigstens die von Norden und die von Osten her anriickenden Colonnen in der Tbat vor Kainian. von welchem sie nur noch 20 oder 30 Kilometer entfernt fein müsse», bald die Hände reichen — jedenfalls zur großen Er leichterung der französischen Minister, insonderheit des KricgS- ministerS Farre, gegen den der Deputirle Ainödc-cLcFaurc fortsäbrt, Anklagematerial ailszuhänsen. Ter„Telsgraphc" bat bereits den zehnten Artikel aus der Feder Le Faure's veröffentlicht. In demselben wird brr Marsch aus Kairuan als nimiitz nnd sogar gefährlich aufs Srrrngste getadelt, da eS vielmehr der Norden Tunesiens sei, wo der Ansstand lodere und den man zu unter werfen habe. Auch hätte man. meint Le Faure. Kairuan von Susa a»S ohne die großen Opfer nehmen können, welche die Expedition jetzt erfordere; es sollen nämlich bereits an 500 Kranke des EorpS. Sabattier nach Tunis zurückgesckickt sein. DaS Sckffußurtheff des militainicke» Schriftstellers Uber die Fübrnng de« KriegSministeriomS Farre lautet: „Dumm heiten an allen Ecken und Enden!" Sei nun dem wie ihn, wolle: Lorbeeren haben bis jetzt die französischen Generale in reichlicher Anzahl auS Tunis nach Paris nickt einsenden können; so willkommen daS auck der Negierung mit Rücksicht aus die Kammern gewesen wäre. Nach einer Mittdeilung der „TimcS" wurde Charles I. Guitea» am ll October vor das Criminatgericht in Washington gebracht unk die Anklageschrift der Grand Jurv ikin vorgelesen Die Anklage lautet selbstverständlich aus Mord ini ersten Grad« — Mord mit Vorbedacht und ohne augenblickliche Provocation. Es war befriedigend zu be merken, daß di« anfängliche Aufregung unter der Bevölkerung,
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