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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-05
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1881
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Krdartion und LkPeöiti«» Iohaunc-gasje 33. Sprrchliituß,» trr vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. 1 l-r ti« Ntia«»r Vian-icilvt» »acht Ich t» »ctarrtkn nichl »«rdtäachch 382.-. 246 73. nkverciu 171-. ! 63 73. r 74.-. rmunver 123.93. 382 30 0. Hali- : 14:130. 223 23. I2>>30 t« «3.90. Kowreme Oesterr. . kilder- von 1877 S-Lt..«. lstvrlv,»»- !. 98.7b. E.-2t -A. Kr.-Aust. aukvereia Reicys nk 96.—. ie 123.73. ir. Schön- laaisdahn Lrsien. HI. Rente e 102.60. l,r «0 10. 1. Berlm- ie»b. Fr.» Dux Ar.» „>I 96.«i0. iar. bproc. Wcimar- I. 233 23. «. 143.—. Pr. 48.30. -. Wcrra- edi» 9b. 10. Meininger rem—.—. brik 68.10. >. Anister- .39'^ Vo. ibaeichau M. 80.1b. en, Spirl- uslänbijche en 383.—. . Mainzer Deutsch« Don«. 1",, VSchs. nur SS»/.. 1. Orieal» . Hessisch« ,. Darm- dit 313',.. Nord» mo S24't,. nie 9390. Lombarden tier 317 Sb. lber 100.—. oren 38.—. Tendenz: 1873 90»,,. « vo» 1679 13-943^. r Frühjahr 18SL0 ^ digung: —. per diese» hrüLSO^tz 30 ^l, ver - T«n de»z: lüOLO^I t., (Erstes Balle». — gcr Import «sah 19/X» /,» do. low 6, do. low » brow» latr >o. govd lair Oomr» tnevellh good len verla» si >«r Dampser . tras gestern laland" der chaft ist a« ostdamvlichisf gen. ist am »en. .Malta" traf Hingt»»" ist »nal-Dcnnpftr Batavia", i» n". all« vo» »ser.Liberia" 0): Damvlcr der englisch» Loche war de» e augemeldet, ans 1393 z» Zeiträume de« e betrug 2b, iffe ,u Grunde Loche verlöre» ,ter 2.300.0« , de» Bereu», ld ichwedilch«: der letztere», oder werde» Annahme »er snr »te «»«»er beftimmten Inserate , «nchentnge» »t« 3 Uhr Nachmittag«, an La»»- an» Krsiiugcn srsttzhi»'/,» Üh«. Zn den /ilialrii für 2«s.-^n»»aflmr: Ltt« Ale««, Universitätsstraße 21, Lapis Lösche, Katharinenftraße 18, p. Mir tzt» '/,» Uhr. ttWM.TllgMlllt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftStzerkehr. Zir 309. Zur -tsWgkll Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den «. November, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpv<Ut!on äv« I^lprl^er l'Lxedluttes. Amtlicher Theil. Vekanntmachun-. Am 21. sciiisenkcn Monats bat Herr itzerdi»a»d Robert Deckel«»«» die Function eine« verpflichtelc-n FieischbeschauerS für hiesigen Ort niedergelcqt und diese- Gewerbe wieder abgcnieidct. Leipzig, am ZS. Oktober 1881. Der Rath der Ltadt Leipzig. Vv. Georgü Kretschmer. Vtkauntmachlln-. An den hiesigen BoUefckuIen sind nächste Ostern 24 provtfortsche Lehrerstcllea zu besetzen. mit denen bei 26 wöchentlichen UnterricklSslunden ein jährlicher Gehalt von I5V<> Mark verbunden ist. Bewerber, welche die Waklfähig- keit-prüfung bestanden baden oder bi- Ende diese- Jahres zu bestehen gedenken, wollen Gesuche und Zeugnisse bi» 26. No vember d» Js. bei unS einrrichcn. ^kipzia, au, 2. November 1881. Der Gchulaudsehag der Stadt Leipzig. ^vi. Panitz. Lehncrl. Vrkannlmachu«-^ Nack den Mestnnaen des Herrn Geh. Rätst Pros. vr. Kolb« betrug die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgases in, Monat Oktober da» 14V,sacke von der der Normalwachskerze. Leipzig, den 3. November 1881. De» Roth» Deputation z»r Ssadaustalt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 5. November. ES mag un» heute gestattet sein, ciuen Rückblick aus die Bestrebungen zu werfen, w.icke Gambetta in letzter Zeit ge macht bat. um sein Ministerium gewissermaßen zu einer politischen Nothwendigkeit sür Frankreich zu macken. Gambetta bat m der neu gewäblten Deputirtenkamincr zu nächst eine Heerschau über seine Anhänger gehalten, um sich von einer großen Mehrheit da» provisorische Präsidium übertragen zu lasten. Mit 317 von 364 Stimmen ging sein Name durch. Daraus läßt sich allerdings schließen, daß Gam1>etka in der Kammer über eine Majorität von 100 bi» 130 Stimmen zu verfügen habe» würde, eine Zahl, mit welcher eine Regie rnng ganz zufrieden sein kann. Es kommt also nur >icck daraus an. daß der Präsident Ver Republik, Grevy, Herrn Gambetta den Auftrag giebt, ein Ministerium zu bildeu nnd der Herr Diktator wird endlich anck der Form nach die Macht haben, die er freilich schon so lange hinter den Cou- tisten ausgeübt hat. Zugleich wirb er endlich auch die Ver antwortlichkeit sür da«, wa« aus seinen Willen geschieht, aus seinen Namen nehinen wüsten Im Allgemeinen wird kies zunächst den heilsamen Einfluß haben, daß dem so zu sagen provisorischen Zustande, der gegenwärtig in Frankreich herrscht, ein Ende gemacht wird. Eine andere Krage ist diejenige, ob die so rasch gefundene Sammrrmehrheit im Verein mit den übrigen Verhältnissen -Herrn Gambetta eine Bürgschaft für die Dauer seiner Re gierung z» geben vermag. Man kann diese Krage nickt so leicht vejahe«. Im Allgemeinen wird man voraussetzen, daß Gambetta » Talent und seine parlamentarische Gewandtheit die ihm entaegenstehenden Hindernisse beseitigen werden. Aber können die Verhältnisse nicht auch einem Gambetta über den Kops wachsen? — Zunächst ist anzunebmen, daß unter den 317 Abgeordneten, die sür Gambetta gestimmt haben, sich so Mancher befindet, der den ersten Redner Frankreichs gern aus dem Präsidentenstuhl der Kammer, de-halb aber noch nicht gern als Präsidenten de» Ministeriums sieht. Sodann fragt man sich: wa» wird Gambetta thun, wenn er die Re gierung erst faktisch und formell hat? Nun, Gambetta selbst hat ja den »ölbigen Ausschluß darüber gegeben; er hat sich geäußert, di« Reformen müßten eine nach der anderen vor- acnommen werden und derart aufeinander folgen, daß die öffentliche Meinung immer völlig mit einer Reform be schäftigt sei. Ganz gut; aber wird Herr Gambetta dies auch fertig bringen? Nnd hat nicht diese Taktik schon eine Art von definitivem Ebaraklrr? Wird Herr Gambetta »it der Euri« brechen? Wird er den Senat abschaffen ? Und wird seine Anhängerschaft nicht wechseln, je nachdem er sich zu dielen Kragen stellt? Der Präsident Grevy ist dem mächtigen Einflüsse Gam betta'« gewichen und hat e» sreigegebcn, ob Gambetta ein Portefeuille annebmen will ober nicht. Bekanntlich bat Gambetta selbst die Absicht, kein Portefeuille anzunrhmen. sondern die Ministerberathungen als Ministerpräsident zu leiten, wodurch dem Präsidenten der Republik, der früher den Amifterderaidüngen zu rräsitirra pflegte, eia nicht unbe deutende» Stück seiner Macht unter den Füßen wegaezogen würde. Da jeder Minister sür sein Amt rerantworllich ist, s» würde Gambetta als Ministerpräsident ebne Portefeuille N»e Art unverantwortlicher Regierung ausüben, denn man kinnt« alle Anklagen aus die Ressortminister allein fallen ldßri, Daß Präsident Grevy nur ungern aus eine solche Form baAegi-niiig ringegangen lein kann, liegt ans der Hand. Ab» wnm Gambetta solchergestalt eine Art unverantwort licher Diktatur an»üben wird, werden sich da nickt die 'äeie» argen ihn erheben und aus seinen Sturz binarbeile»? alle Fäll« kann man sagen, daß die französischen Partei- ^"msse nicht derart sind, al» daß man schon m der Auflage LH«l»n»,i,I,Prn, virrlrlj. 4'/, t»cl. Vrinaerlolm b Mk.. durch dir Post bezöge» 6 Mk. Jede rmzelnr Kummer 93 Pf. Velcgciemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilage» ohne PosibesSrderung 3» Rk. «it PostbrfSrberuiig 48 Mk. Zisrratr «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lanl nnferem Prei». verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Aul««« mitri- Heu PkLaclioa»strich die Spaltzeil« 30 Pf. 8»s«raie find stet» an die Erpetzlrl»« z» seade». — Rabatt nnrd nicht gegeben. Zahlung pruouuwenunio »der durch Post» »achaahme. Sonnabend dm 5. November 1881. 75. Jahrgang. Majorität bei der Präsidentenwahl eine Garantie für die Dauer einer Regierung Gambetta erblicken könnte. Da wird sich Herr Gambetta erst noch bessere Garantien ver schaffen und auch zeigen müssen, daß er ein wirklicher Staats mann ist. Der Gedanke, bei den Stichwahlen Verabredungen von Partei zu Partei zu treffen, so daß die Stimmen in den einzelnen Wahlkreisen gewissermaßen auSartauscht wer den. wird in der „Germania" weiter «»«geführt und al» eine völlig gerechte und ehrenhafte Sacke behandelt. E» ist zu befürchten, daß diese Einladung von verschiedenen Seiten angenommen wird und daß wir die Früchte dieser geheimen Abmachungen bald in einigen Überraschenden Ergebnissen vor un» sehen werden. Aus konservativer sowoyl al» auk fortschrittlicher Seite hat man die Nrrgimg, aus solche Handelsgeschäfte einzugehen, bereit» deutlich genug kundgegeben. Praktisch mag die Sache sein und vom Standpunkte Dessen, bei welcher die ganze Politik in dem Gesicht-puncte ausgeht, ob seine Fraktion ein paar Stimmen mehr oder weniger zählt, wohl zu empfehlen. Politisch ehrenhaft und moralisch können wir aber ein solche» Schackcrgesckäst »ickl ffnden. Dir meinen, e» sollte jede unterlegene Partei in jedem Stichwahllrei» nur prüfen, welche von den beiden ringenden Parteien ihr selbst am nächsten steht oder, welche sie al« ein geringere» Nebel zu betrachten Ursache hat, obne Rücksicht aus etwaige Gegen- leistungen in anderen Wahlkreisen. Wenn in dem einen Wahlkreis die Parteigenossen ausgcboten werden, sür einen Conservativen, in dem andern, für einen FvrtschrlttSmann, in dem dritten, für einen Ultramontanen oder einen Social- dcmokraten zu stimmen, so muß Dies nvthwrndig die ohnehin schon bedauerlich große Begriffsverwirrung und Unklarheit noch vergrößern, an Stelle politischer Ueberzeugung noch mehr da» engste Parteiintereffe setzen. Die Stichwahlen sind ohne hin eine zweifelhafte Einrichtung; hätten wir sie nicht, so würde vielleicht die Parteizerkliistiing nicht so große Fortschritte acinacht habe». In diesem Wahlgangc wird aber ihre Maffcnhafligkeil dazu beitragen, die politische Moral noch mehr zu vergiften. Wir deflnben un» vielleicht mit unfern Anschauungen über Da», wa« im Partcikamps erlaubt ist. nicht aus der Höl)« der heutigen Lage. Denn es so sortgebt, wird man sich ganz neue Begriffe über Sitte und Loyalität in einem Wahlkampf bilden muffen; wir sind ja in dieser Beziehung im Vergleich zu ander» Ländern noch - reine Kinder. Wir meinen aber, tüchtige Fortschritte haben wir in letzter Zeit schon gemacht und vielleicht erreichen wir doch noch amerikanische Zustände. Die ultramontane Parteileitung befindet sich in komischer Verlegenheit in Betreff der Anweisung, welche sie ihren GcsiiiiittttgSgciicsscii im Wahlkreis Kardorss's hin sichtlich der CriMwahl geben soll. Die „Germania" babe allerdings eine allgemeine Parole sür die Stichwahlen aus- gegeben, welche kurz tabin zlisainincnzusassc» ist: Unterstützung der liberalen Candidatcn gegen die Conservativen, wenn die erstcrcn sür die Beendigung des CullurkampseS ge wisse Garantien geben; Unterstützung der conservativen Can- didaten gegen die Liberalen, wenn die letzteren Gegner der neuen Wirtschaft«- und Socialreform sink. Nun troffen aber beide Bedingungen aus Herrn von ttartorss so schlagend zu. dar; ein Entschluß wirklich schwer sein maa. Er gilt dem Ccntrnin als „Cnlturpauker" strengster Richtung „nd müßte deshalb bekämpft werden, da sein secessionistischcr Gegcncanvidat den gleichen Vorwnrs seitens der Ultramontanen nicht aus sich geladen. Cr ist aus der anderen Seile eine der Hauptstützen der neuen Wirtb- schastSpolitik und verdiente an» diesem Grunde, gcwäblt zu werden. Wie sich die CenlrumSiübrer au« diesem Wirrniß hcrauSwinden werten, wird mit Spannung erwartet. Nicht unmöglich, daß sic über Herrn v. Kardorts den Stab drecken, indrm sie sich sagen, daß zwar genug Scbutzzöllncr, nicht aber genug Freunde de« Cultiirsrieden« i,n Rcick»tage sitzen, und daß rS darauf antomme, vornehmlich die Reihe» der Letzteren zu verstärken. Ein zweideutigere» Verhalten, al» da» vieler konserva tiven Zeitungen und AgitationSredner zu der Frage, wie die Coiiservativcn in Stichwahlen siimmcu sollen, in denen ein S ocialdcm okral und ein Liberaler einander gegenübcrsleben, war seit langer Zeit in unserem, a» Zwei deutigkeit neucrvlngs doch wahrlich nicht armen öffentliche» Leben nicht zu beobachten. Von der indirekten Aufforderung, in Frankfurt a. M. den Ausschlag zu Gunsten des „verirrten" Socialdcinokralen zu geben, bi» zu der Stvcker's.che» Copic der Rede des Antonin» an der Leiche Cäsar » fehlt keine Form mittel barer Parteinahme für die Socialdemokraten gegen die Libe ralen; an, beliebtesten ist der Abdruck eines Artikels der „Schlcs. Ztg.", in welchem alle Gründe zusammengefaßt werden, welche vom „conservativen" Standpunct ans dafür geltend zu macheil sind, den Socialdemokraten in den Stich wahlen zum Siege gegen die Liberalen zu verhelfen Kein Wort der Mißbilligung oder der Abmahnung wird hinzu- acsügt — aber ein Sturm heuchlerischer Enirüstung bricht los. sobald liberalerseit» der auch sür den einfachsten Ver stand klar zu Tage liegende Zweck diese« Treibens constatirt wird; man will nickt gesagt haben, wa» man thatsächlich dock) czesagt hat. Eine rühmlich« Au-nabme machen die sächsischen (konservativen, welche bei den Stickwablen mit den OrdnungSparteien gegen den socialdemokratischen Can- ridaten stimme» werken. Durch viele Zeitungen geht abermal» eine nene Darstellung der Ende 1877 und Anfang 1878 stattgehabtrn Verhand lungen Uber den Eintritt liberaler Politiker in die preußische Regierung. Nack den Erörterungen, welche erst vor Kurzem hierüber in der Presse stattgesniideii haben, von Neuem de« Näheren daraus zurückzukcmmen, scheint nicht »othwendia. Aber ei» Pnnct bedarf unbedingt der Richtig stellung. E» wird erzäblt, daß damals u. A. die Ersetzung des Herrn I-r.Falk durch Herrn Miguel als CultuSministcr in Aussicht genommen worden. Tie» seht die a» jenen Ver Handlungen oetheiligtcn Liberalen dem Verdachte aus. daß sie damals mit Vr. Falk'S Au-tritt au- der Regierung gerechnet hätten. Di« „Nat.-Z." kann versichern, dag D>cs in keiner Weise der Fall war. Auch sür die evangelische Landeskirche Preußen» eröffnen sich recht angenehme Aussichten, wenn dieselbe erst ganz »nd gar unter der Herrschaft von Klcist-Rctzow und Genossen sieben wird. Am unversrorensien treten diese un duldsamen Orthodoxen auf der pommerschcn Synode aus, in der ReickSbauptstadt üben sie noch eine arwiffc Zurück haltung. In Stettin hat man jetzt ganz dreist Bischöfe und sogar Einrichtungen, wie die Jesuitenmissionrn. sür die evangelische Kirche verlangt. Herr von Kleist-Retzow hat diese Missionen al» Oberpräsidrnt der Rheinprovinz in den fünfziger Jabren kennen gelernt, und sie scheinen ihm ebenso lmponirt zu haben wie dem gleichfalls protestantischen, seit einigen Jahren verstorbenen Wolsgang Menzel. Allerdings läßt sich nicht leugnen, daß diese Missionen damals in ganz Südwestdculschland ein vortreffliche» Mittel waren, uni da» Volk unter da» Joch einer erbarmungslosen Reaktion zu beugen, »nd eben wegen dieser politischen Verdienste scheint sie Herr vo» Kleist so hoch zu schätzen. Man schreibt un» au» Berlin vom S. November: „An sonst unterrichteter Stelle wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß die Krage de» Hamburger Zollanschlusse» z« er» »euren Reibungen »nt dem Reick-tag insofern Veranlassung geben könnte, al» Fürst BiSniarck nach wie vor da» einseitig« Neckt des BundeSrathS, über den Anschluß zu bestimmen, vertrete. Selbst die Reise de» StaatSsecretair» v. Bötticher nach Varzin wird mit dieser Angelegenheit in Verbindung gebracht, und e» wird hinzugesügt, daß der Kanzler sich zu nichts Weiterem verstehen werde al» zur Vorlegung de» Kostenanschlages, sür welchen die verfassungsmäßige Zustim mung der Volksvertretung allerdings unerläßlich ist. Diese Mittykilung ist geeignet, nicht nur in allen liberalen Kreisen daS peinlichste Befremden zu erregen, sondern auch überall dort, wo die Achtung vor de», Reichstag, selbst in Fragen der bloßen Form, als nationale Pflicht jedes Staatsmannes angesehen wirk. Tie unglückselige Haiiidurger Frage scheint aber von Beginn bis zu Ende gar nicht ander» alö unter den beklaaenS- werthcsten Mißgriffen gelöst werden zu können. DaS for melle Reckt der Reichsregierung, den Zollanschluß einseitig »Nd ohne Mitwirkung de« Parlaments auszusprechen, ist un bestreitbar. da die Verfassung zum Zwecke der Aufhebung der Freibaseiisiellung nichts Anderes verlangt, als einen entsprechen den Antrag de« Hamburgischen Senats beim BundeSrath, dieser Antrag aber ordnung-mäßig bereit» gestellt ist Indessen braitcht isickl gesagt zu werden, wie theoretisch haltlos jene- Recht de» BundeSrath» ist. insofern der Zollanschluß praktisch erst durch die erforderliche Kostenbewilligung, also doch wiederum nur durch die Mitwirkung de» Re'»ch»iag«, vollzogen werden kann. Wa- in aller Welt kann also de» Fürsten Bismarck bestim men, den Reichstag in der Weis« demüthigen zu wollen, wie e« jetzt, leider nick« ohne Grund, befürchtet wirk? E» wäre nicht nur ein Aet der Höflichkeit, sondern auch eine Maß regel politischer Nützlichkeit gewesen, iveon die Negierung, nachdem die Hauptfrage entschieden, sich in Nebendingen ent gegenkommend erwiesen und nicht blo» die bezügliche Credit- forkcrlnig, sondern auch den Vertrag selber zur Genehmigung vorgelegt bätte. Nack dem jetzt angekündigten Vorgeben er scheint es gar nicht unmöglich, daß ein endlicher befriedigender Abschluß der ganzen Frage wiederum hinauSgeschobc» wird. Tenn dieffingen Parteien, die bei legalem Entgegenkommen des Kanzlers von ihrer früheren Opposition zurückgetrelen wäre», dürsten sich jetzt koch wohl besinnen, ob sie 30 bi» 40 Millionen sür Zwecke bewilligen sollen, bei denen man cs nickt für -mt bei linden, sie zu befragen." In St. Petersburg fand in der Sonnabend-Sitzung der Militair-Co mmis sion eine stürmische Scene statt. Man dcballirle über die Organisation der Armeeeinlhcilung. Znm ersten Male sprach Skobelrff in längerer Rede Jbm opponirten beftigst die Generale Todllebcn und Swaja topolk MinSki; Ersterer ließ die Brnl.'rknng fallen, daß jetzt die jüngsten Kräfte das Heft in Händen zu haben schienen unk die ältere», bewährte» überhört würden. Daraus ant wortete Skobeless in erregtester Weife, der Kaiser habe ilm in die Stellung berufen, die er voll vertreten werde. Erst der Großfürst Michael schlichtete den Streit. Bis jetzt herr schen in der Cemmissir» große MeiiiungSverschickcnbcile». Di« sranzösische Deputirtenkammcr hat nunmehr e»d- giltig Brifso» mit 317 Stimmen znm wirkliche» Präsi denten sür die Dauer der Session gewählt, für La Rochefoucauld wurden 33 und für Jollboiö wurde» 16 Stimmen abgegeben. Wie auS Deputirtenkreisen ver lautet. würde die Debatte über Tunis nickt vor künftigem Montag staltsinden, nach dem Schluß der Debatte würde da» jetzige Ministerium seine Entlassung geben und alsbald die Bildung de» CabinctS Gambetta erfolgen. Der Lon doner Botschafter Challemel-Lacour soll den Posten des Ministers deS Innern im Cabmcte Gambetta angenom men haben. — Au» Goletta wird gemeldel, dag da» Panzergcschwader, mit A»»nahme der in Goletta zurück gebliebenen „Reine Blanche", de» Heimweg nach Toulon an- gctreten hat. Da» jüngst vom „Standard" verbreitete und von un» erwähnte Gerücht von dem angeblich nahe bevorstehenden Rücktritt Gladstone'S wurde vom StaatSsecretair des Innern, Vernon-Harcourt, in einer Red«, welch« derselbe i» CarliSle hielt, in« Lächerliche gezogen. Vor einigen Wochen hieß eS. daß die deutsche Regierung den sogen. Bancrost-Vcrtrag mit den vereinigten Staaten von Amerika betreff» der naturalisirten Bürger deutscher Abkunft abgeändert z» haben wünscht und daß der soeben nach Washington zurückgekehrtr deutsche Gesandte. Baron Scdlözer, die Vorschläge dazu bereit» in der Tasche habe. Der „N.-fs. HandelSzig." zufolge ist jedoch darüber bislser nur so viel bekannt geworben, daß es sich um eine Ausdehnung de« mit dem ehemaligen Norddeutschen Bund geschloffenen Vertrag» auf da- Gebiet de« Deutschen Reiche» bandelt nnd daß einzelne Paragraphen, die diesseits de» Ocecm» ander» auSgelegt wurden, wi« jenseits, klarer gefaßt werden sollen, damit aus die in letzter Zeit sehr häusig ge worbene» Reklamationen von keutscb-ainerlkanischen Bürgern, die besuchsweise nach dem alten Vaterlande zurückkehrten, schnell und sicher entschieden werden könne. Die Rab«tt-HParanftal1 im Kaufmännisches« Verein. * Leipzig, 4. November. Die gestrig« vochen Versammlung des Kaufmännischen Vereins «ar ausPrordentlich za dl reich besucht nnd nahm einen lehr lebendigen Verlauf. Dl« Verhandlungen endeten erst gegen Mitternacht, ohne daß es gelang, die Kragen, um welche sie sich drehten, zum Abschluß »» bringen. Aus der Tagesordnung stand das in Verlia »eu gagrüudet« Rov»tt-S»ar- Juftttut, über welch«« schon mehrsach in diesem Matte berichict worden ist. Die Debatte wurde «ingeleitet durch eine« Vortrag de- Herrn llr. Löweathal au» Berlin, eine- der Begründer und Verwaltung» ratdsmitglieder de? aedachieu Instituts. Der Redner betonte, das System der Rabatt-Sparanstalt derud« aus Zweierlei, auf der MSg- Uchteit rtuer »abattirung und der Thatsache der Aussparung de« Rabatt«. Die Anstalt solle in erster Lin« dazu dienen, dem iu Deatschland s» sehr eingeriffenen Schlendrian de- Aufborgen« ent legen z» treten. Ja der Natur des Handel« liege ein gesunder lrrdit begründet, dieser gesund« Kredit habe aber lne voraossrdung einer fest bestimmten Dauer und bringe nur eine geringe Ber then eruug der Naare hervor. Diesem gesunden Kredit steh« gegenüber der volkswlrtkichastlich ganz unrichtige, grenzenlose «uchborg, unb darüber seien all» Rationalükouomea einig, daß dieser letztere Kredit eine oagemessrne Bertheuerung der Maaren ^rbeisüdn. I« liege aus der Hand, daß, wen» der Itausmana bet Baarzahluaa sei» Kapital 19mal im Jahre nmfetzea könne, er di« Waarea billiger zu verkaufen tm Stand« sei, ai« wenn er bei dem Barglystem das Kapital nur 2> oder 3 mal umsetze. Da- Borgsystem Hab« aber auch schwere moralisch, Hebel im Gefolge, es gebe dem aavtztn Handels- und Gewerbetreibenden - Stand rin unsolide« Fundament, verleite die Borgendrn zu Ausgaben, die bei einem richtigen, aus Baarzahlung beruhenden Budget nicht gemacht werde» würden, »nd in letzter Linie müsse allemal der Konsument dte Ver« thrurruaa der Maaren tragen. Allerdings liege e« den Begründern der Rabatt-Sparanstalt fern, etwa anzunebmen, daß da- Borgwstem ganz verschwinden werde, sondern sie gingen nur darauf ans, die Zahl der Borgenden z» vermindern. Ein Zwang laste sich in dieser Beziehung nicht an», üben, sonder» man müsse die Menschen bei ihrem Egoismu« packe», ihnen klar machen, welche Bortheile ihnen au» der neuen Anstalt erwachsen, indem man ihnen zeige, um wie viel billiger dir Maare» bei der Baarzahlung werden. Die« werde erreicht, indem di« Kausenden bci jedem Einkauf kleine Scheine empfangen, aus denen der erzielte Rabatt vermerkt ist. Diese Scheine sind gleich baare» Geld und der erzielte Rabatt trage, indrm er au einer keatralftpfle ausgespart werde, Zin« aus ZinS. Der Käufer Hab« somit stet» eine sichere Quittung darüber in Hönde«, wieviel er durch Baar- zahlnng verdient habe. Herr Otto Meißner wendete sich iu längerer Ausführung gegen dir Rabatt-Spar-Anstalt. Wer praktlscher Kaufmann sei» müsse daS System derselben verurtheil«». Die Rabatt-Spar-Anstnlt führe eine 3proc. Bertheuerung der zu vrrkausrnden Maaren herbei und dir Handeltreibenden würden, wenn sie der Anstalt bettretrn wollten, gezwungen sein, ihre Maaren stet« 3 Proc. theurer zu ver kaufen. Nur ein verschwindend kleiner Theil der Kanslente «erde im Stande sein, seine BerkausSartikel ini Preise um 3 Pro«, herad- zusetzen. Aus der anderen Seite seien die Lorthrile de« neneu In stituts für das kaufende Publicum noch keineswegs erwiese». I» Kleinhandel lieg« dw Sache)», daß kleinere Beträge nur wenig credmrl werde» und dag Kredit nur bei größere» Beträge» stattjindet, R glaubt, der solidcre Theil der Handeltreibende» muffe wünsche», daß, re 3 Pro«, vo» seinem erzielten Gewinn abgebe» solle, dann lieber recht viel geborgt werde, denn hieran« entspringe ihm allemal nach ein größerer Nutzen. Der richtig rechnend« Kavsmann werbe fim übrigens sragr», warum er die 5 Proc Rabatt nicht direkt de» bei ihm kaufenden Baarznhlern zukommen lassen solle. Jeder der Rabatt- Spar-Anstalt Beitrerende müsie nach dem Etat«» 100 >l Eintritts geld bezahlen, die er nie wieder heran« bekomme. Mas «erd« übrigen», wenn dir Gesellschaft in Insolvenz gerathe? Dieser Fall sei doch nicht ausgeschlossen und warum habe man nicht lieber, da doch nicht nur Wenige, sonder» die Allgemeinheit beglückt «erden solle, eine Gegenseitigkeits-Anstalt begründet? Redner betont hie» nach noch, nach seinem Dafürhalten müsse schon der Staat gegen die gegründete Gesellschaft einschreiten. Herr Zehler findet darin, daß die Gesellschaft einmal da« Li». IriitSgeld gestundet und sodann auch für gewisse Fälle den Borg zulößt. den B.weis, daß sie selbst gegen da» von ihr vorgeschlagen« System verstößt. Herr vr. Löwenthal bemerkt gegen die beiden Vorredner» die Eintrittsgelder seien bei den« geringe» Nutzen, mit dem dt« Gciellschaft arbeite, mit dazu bestimmt, die «»vermeidlichen Orgont» saiionssprien zu decken: um den kleinere» Gewerbireibendeu den Eniirüt in die Gesellichalt zu erleichtern, Hab« man im Statut bestimmt, vast das Eintrittsgeld ralcnweise bezahlt werden könue. Darin liege keine Consequenzlosigkeit, die Gesellschaft könne nicht sprungweise Vorgehen und den Borg nicht mit einem Male arlchaffen. Dir Rabatt-Spar-Anstalt habe sich znr Aufgabe gestellt, die Leute zum verständntß des Vorthnles der Baar zahlung zu erziehen; dieser Voriheil liege einmal in der Sicher heit des gemachten Geschafft und sodann in der sich ergebende» Möglichkeit, den Umfang der Geschäfte sicher vorauSberechnen z» können. In Delitzsch hätten ihm zwei Kanslente versichert, daß st« mit dem neuen System in drei Tagen bereit« eine Erhöhung des BaarunisatzeS »m 40 und 60 Proc. erzielt hätten. Redner sucht hirrnach noch herauszurechnen, daß die Waaren bet dem jetzigen Borgsystem durchschnittlich um 18 Proeent vcrtheuert werden, während bei der V.iarzahlung eine Leclheoerung um höchstens 3 Procent ftattfinde. Herr Geyer versichert, die Zahl der Geschäfte, welche S Proc. bewilligen könnten, werde eine verschwindend kleine sein. Ja der Regel wcrden jetzt bei Baarzahlung nur 2 Proc. bewilligt. Die Kunden müßten förmlich verblüfft sein, wenn ihnen auf einmal 3 Pro«, gewährt werde» sollten. und sie würden sagen, der Man» bat uns bisher bedeutend übervvrtheilt oder er derkaujt von »un an für Preise, bei drnen er nicht bestehen kann. Daß der Umsatz sich bei der Baarzahlung gleich in bedeutendem Maß« erhähe» werde, halte er für ein« gewagte Behauptung. Die Konsumenten könnte» doch nicht aus der Erde gestampft werden! Herr Gerst erklärt auf Grund seiner langjährigen kaufmännischen Praxis, daß, wenn er 3 Prrxcnt von seinem erzielten Gewinn ab aeben solle, er bankerott werden müsse. Im Detailhandel besteh« da- Borgsystem bei Weitem nicht i» der Ausdehnung, wie es behauptet worden. Der Kaufmann, der seinen Verdienst der Rabatt-Spar- anstalt überweise, sei heut zu Tage unmöglich. Herr Vr. Löwenthal steh« natürlich ans einem andern Standpunct«, er sei einer der Gründer der Anstalt und besitze 100 Actien. Herr Stadtrath Nagel führt au«, durch di« 3 Proc. Abzug würden unter allen Umständen um diesen Betrag die Waaren ver- lheuert werden und »war zu Ungunsten der vaarzahlcr, also Der jenigen, denen geholfen werden sollt. Wer könne de» Bttvrt« dafür erbringe», daß der Umsatz sich um so und so viel heben werde? Es gebe sür die Vermehrung des Umsatzes eine ganz naiürluh« Grenze nnd diese trete ein, sobald das Rabatt-Tvar.Inftttnt sich verallgemeinere. Da« Institut inet» den Gesehäststreibenden s» wenige Boriheile und diese seien wieder an so schwere Bedingungen geknüpft, daß der Beitritt zu dem Institut sich durchaus nicht empfehle. Die Herrn, Hlrschsrld, Reinhold und Krüger sch'ießen sich den Gegner» der Rabatt-Spar-Aoftalt unbedingt an. Herr Vr. Lömentbal ergreift »um dritten Mal« das Wort und er widert »«nächst tn sehr beitim > ter Weift ans den ihm gemachte» Bonmws, daß er «m persönlicher Bottheile willen ein Vertreter seiner Sache sei. Es ft> eine grobe Unwahrheit, wen» behauptet »erde, er besitze 100 Actien der Gesellschaft; dft Wahrheit sei, daß er 10 Aktien, w« tm Statut voraeschriede», im Nominalwert!) von 1000 ^il besitze Ansgegeben seien im Ganzen 4M Actien. mit denen die 34 BerwaliungSrathsmitglxder und Begründer der Gesellschaft im allerhöchsten Falle 40M^l Gewinn erzielen könnten. Erscheine dieser Thatsache gegenüber der vorwnrs der persönlichen Vonheile nicht geradezu lächerlich? Jedem unehrlichen Gewinn fti im Statu« ein Riegel vorgeschoben Wenn nur die ungeheuere Zahl der Bequemlichkeit«- und »elegenheitsboraer, welche recht gut tin» bezahlen können, beträchtlich eingeschränkt werde, dann Hatz» dte
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