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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-12
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1881
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>"V' Erscheint tLglich früh «V, Uhr. Leßscti«« «>- Lkpettti«» JohanneSgasse ZS. SPrrchkundrn öer Nrh«ti«: «»rmittag» 10—12 Uhr. RochmittaaS 4—6 Uhr. «unatzme »er lnr »1» nichstk«t,e«»e »»««er »eftt««te» Auserot» «« Wochentagen bis S Utzr Nochmittoas, an Sann- nn» Festtage« trat »i«'/,» Utzr. 3u -ev Mialku ftir Jus.-Änuatzme: vtt» «eunu. Universttät-straße 21, Lauts Lösche, Katharinenstraße 18, P. n»r tzl» '/,S Utzr. tWlgtr Md Tageblatt Auflage ISVSS. Ätz»n»r«r>it,»rrig viertelj. 4V, iucl. Brmaerloh» S ML, durch die Post dezogeu 6 ML Jede riazrtne Nummer 2ü Pf. Belegsemplnr 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» atz« Postbeförbänng R ML »tt Postbesördernug 48 ML JusMkte Soespallrm Prtitzrilr 30 Pf. ; Ähristr» lau Größerr Anzeiger. Organ für PsM, Localgeschichtr, Handels - and GeMSverkehr. 318. Gonnabend den 12. November 1881. Zur geWgtn Vcachtung. Unsere Expedition ist morgen Gonntag, den LS. November, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. kxpeckltiva Ses I^lprlxer 'ruxvdlLtt««. Amtttcher Thetü Vrtlnmlmichmir. Da- 2S. Stück de» diesjährige» Rcich-gesetzblatte- ist bei un« eingegangen und wird bis zu« SV. diese» Moaat» auf dem Rathhau-saale zur Einsichtnahme öffmtlich aur- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1450. Verordnung, betreffend die Einberufung de« Reich-tag«. Vom 4. November 1881. Leipzig, den 8. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georg».Stütz. die Auftiahme schalpfftchtiger ^ktmder tu die Bereinigte Aretschule betreffend. Diejenigen Ellern, »velchc für Ostern 1882 um Aufnahme ihrer Kinder in die Freischule bei un- »achzusuchen gesonnen sind, haben ihre Gesuche »o« jetzt an dt» spätesten» de« Iktz. diese» Monat» aus dem Rathhause in der Sckulerpeditivn, 2. Etage. Zimmer Nr. 8, Nachmittag- von 2 bi- « Uhr persönlich anzubringen und die ihnen vorzu» legenden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig da- Zeugnitz Über da» Alter de- anzumeldenden Kinde- vorzulegcn. Leipzig. am ü. November 1881. Der Schnl-AuSschuH der Stadt Leipzig. 1>r^ Pa nitz. LeAiert. Vekanlltmch»»-. Wegen Reinigung Per Lokalitäten der sogen, qrotzen RathSstub« bleibt dieselbe Montag, de« 14. diese» Monat» geschlossen. Leipzig, am v. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Gevrgi. vr. Wangemann. 8LtrunK 668 ärxtlielien Lexirks- Ver6in8 6er 8ta6t Vlonntna, äen 15 Xarembar, ädeoü, 8 Ukr Im 8»ul« äer Lrntoo Lilrieernekule. Dncresoränung: Lericbt 4es, kür Ltnuäes- «nxelegsnlisiten über: 1) ^»trae >le» Leniialausscdnese» äer Ler- Iiuer ü<;rirlc»vereln« detr. «len Leitritt ru einer von idm »n äev öeici^lcaneler ge^eu <Ia- Leldst-llüpenüren äer Uomdopntken ge- rickiate» l'etiijon (/svretl. Vereine-Llatt blo. 110, Seile 118). — 2) Die vom Uro. Oenerulurrt vr. UvstMann in Lnrlwwb« nus- genrdeitete unä vom sie.» käkt»»u»«-ku«« il« äeutsedea Xerete- vereio«lnii»is« xur Lerrtliung xesteUts äeuteek« Xerrteorünung «5enitl. Verei»«-LI»tt 0<tdr. 1t8l, Na. 114, Seit« 239). — Vis UitKlieäei nenlea einuebt, ilie betr. Xmiimen» äe» Verein^-LlLttes rur Sitruiu; mlt/ubriu^en. vr. Live». Nichtamtlicher Theil. Der Ausgang -er Leipziger Wahl. * Mit dem woblthuenden Gefühle innigster patriotischer Befriedigung begrüßen wir da« Ergebniß der am Donner-tag hier abgehaltenen Slickwahl. Er ist erreicht worden, was jeder Freund Leipzig« wünschen muhte, e» ist gelungen, wonach von allen Woblgesinnten mit Energie gestrebt worden war: unsere Stadt ist dem traurigen s'oose, durch einen Führer der Umstnrzpartei sich im Reichstage vertreten zu sehen, glück lich entgangen, und als unser Abgeordneter wird in dem Parlamente deutscher Nation ein Mann sitzen, der zu den angesehensten und geachtetsten Persönlichkeiten desselben gehört und die Bedeutung und da« Ansehen, dessen Leipzig genießt, in würdigster Weise zu repräsentiren im Stande und willens ist. Immerhin aber fordert das Ergebniß der Slichwabl nach mehr als einer Richtung hin zu den ernstesten Erwägungen aus. Die Hoffnung, welche wir aus Leipzigs Wählerschaft zu setzen >mS berechtigt glaubten, ist doch nicht vollständig in Erfüllung gegangen, die Mehrheit der Stimmen, welche dem Eaüdidaten der Ordnung-Parteien zugesallen, ist bei Weitem nicht so groß, daß sie als ein imposante« Zeugniß sür die Gesinnungen und Bestrebungen unserer OrbnungSparleien an- aeseden werben könnte, und die Stimmen, welche bei der ersten Wabl dem Eandidaten der llmsturzpartei zugesallen waren, haben bei der Stichwahl eine Vermebrnnq erhalten, welche zu ganz eigenthlinilichrn Betrachtungen Anlaß bietet. Auch der Eifer der Beteiligung an der Wahl hätte wobt noch viel bedeutender und umfassender sein können, wie es bei der nun einmal gegebenen liage der Dinge wünschenSwerth und noth- wendig erscheinen mußte. Eine einfache Zusammenstellung untrüglicher Zahlen wird da- eben Gesagte gewiß ausreichend bestätige». Be» der Wahl am 27. Oktober waren von den Wählern unseres 12. Wahlkreise- abgegeben worden: 88S4 Stimmen für vr. Strpbani. 474« « . vr. Mothrs. 1720 » » Prof. Birchow, «482 » - Drech-ter Bebel, 21,842 Stimmen^m Summa. Bei der Stichwahl am iO November erhielten 11,8«S Stimmen vr. Stephani, 9821 - Drechsler Bebel, 2l.«84Hunmen in Summa. L« erhellt darau», datz bei der Stichwahl (wenn man einige ungiltige Zettel mit in Berechnung zieht) etwa anderthalb Hundert Stimmen weniger abgegeben worden sind, als Dies bei der ersten Wahl der Fall war. Diese Wahrnehmung ist an sich schon eine keineswegs er freuliche. Bei der ersten Wahl fielen 6466 Stimmen auf zwei Can- didaten, welche bei der Stichwabl nicht mehr in Berücksichti gung kommen konnten. Diese Eandidaten waren von zwei Fraktionen der Ordnung-Parteien ansgestellt worden, und es hätte nun doch wohl gehofft und erwartet werden dürfen, daß alle die Wähler, welche jene Stimmen in die Urne geworfen, ohne jegliche- Bedenken bei der Stichwahl für den Vertreter der Ordnung-Partei und gegen den Can- didaten der revolutionären Umsturzpartei sich "erklären wür den. Die» ist aber nicht geschehen, denn von den mehr al« 8000 Stimmen fiele» 3339 dem Socialdemokralen zu, wäh rend vr. Stephani nur eine» Zuwachse« von 2989 SÄNimen sich rühmen darf. Äst Da« nicht eine blichst betrübende Er scheinung? Möchte man nicht irre werden an dem gesunden Sinne eine- großen Theil- unserer Mitbürger, wenn man solche Vorkommnisse zu registriren hat? Sagen wir eS nur offen heraus: dieser Erscheinung liegen unnatürliche Verhältnisse zu Grunde. E» ist doch mit aller Zuversicht zu behaupten, daß seit dem 27. Oktober mehr als 3000 Socialdemokralen nicht gleichsam über Nacht auS dem Boden gewachsen find; e« darf auch auf Grund viel facher Erfahrungen ebenso zuversichtlich angenommen werben, daß die Socialdemokralen gleich bei der ersten Wahl alle ihre Kämpfer bi« aus den letzten Mann zur Urne geführt und also am 10. November nicht mehr über Reserven zu ver fügen hatten: woher also jener gewaltige Zuwachs der Stim men zu Gunsten de« Socialdemokraten? Dieser Zuwachs läßt nur dadurch sich erkläre,,, daß von den in der ersten Wahlschlacht Unterlegenen viele au» wer weiß welchen Beweggründen sich bewogen suhlten, ihre Stimme, nnr um sie den, verhaßten Liberalen zu entziehen, den, Umstürzler zu gönnen, und so ist eS gekoinmen, daß die Mehrheit der Stimmen, mit welcher der Candidat aller wahren Anhänger der Freiheit und Ordnung gewählt worden, bei Weitem nicht eine so glänzende Höhe erreichen konnte, wie man wohl im öffentlichen Interesse wünschen mußte. Da- aber ist eine traurige Erscheinung. »mV Leipzig hat wahrlich keine Ursache, ans sie stolz zu sein. Doch laßt un-, wie der Dichter mahnt, dieser Stunde schöne« Gut durch solchen Trübsinn nicht verkümmern! Be gnügen wir un« mit Dem, wa« erreicht worden ist, freuen wir unS, daß Leipzig nicht durch einen Mann deS Umsturzes im Reichstage vertreten kein wird. Schon diese negative Er rungenschaft ist unter Pen obwaltenden Umständen höchst werthvoll, denn der augenblicklich« Zug der Zeit geht nun einmal unverkennbar immer mehr nach — link«. ES werden doch auch wieder andere Zeiten kommen, wo Leipzig- Bürger nicht mehr nvthig haben, ihre alte wohlbekannte „Hochburg" gegen die Ueberfälle der Umstürzler zu ver- theidigen und mit aller Kraft sich focialdemokratischer Ucber- rumpeluny zu erwehren. Dann wird e« eine angenehmere Pflicht sein, über hiesige Wahlen zu berichten, dann wird jene unselige Zersplitterung, welche im Grunde an dem Charakter und dem AuSgana der letzten Stimmgebung schuld ist, hoffentlich gesunderen Z»ständen und Vcrbältnissen den Platz geräumt, dann wird Leipzig in zufriedenstellendster Weise sich „wiederaefundcn" haben. Die Wünsche aller wahren Freunde unserer Stadt werden sich gewiß den unserigen anschließen. Leipzig, 12. November. Die österreichische Regierungskunst versagte von je her. wenn eS sich darum handelte, fremde Völkerschaften dem StaalSorganiSmuS ohne „Schmerzensschrei" einzusügen. Wie ganz anver« Preußen, welche« mit vollendeter Meisterschaft den Grundsatz der StaatSeinheil zur Geltung bringt, wenn neue Provinzen dem Ganzen angegliedert werden. Die Occupirung Bosnien« durch Oesterreich- Ungarn bat unumstößlich klar bewiesen, daß eS leichter ist, eine Provinz zu erobern als sie zu beruhigen. Die Ocster- reicber habeil pch, wie man osficivS auch eingestrht, bisher die Zuneigung und da« Vertrauen der bosnischen Bevölkerung keineswegs zu erwerben gewußt, im Gegentheil scheint die Abneigung noch die alte zu sein. Auch bat man Nichts von durchgreifenden Reformen in jener vielumstrittenen Provinz bemerkt und a»«b die „Colomsativn" durch Deutsche, von der man so viel Lärm machte, bat aus die Verhältnisse deS Landes wenig eingewirkt. Am wenigsten aber ist der selt same Widerspruch in der staatsrechtlichen Stellung Bosniens seiner Lösung näher gekommen. BoSiuei, ist allerdings von den Ocsterreichern besetzt; aber in der Convention vom April 1879 ist ausdrücklich an erkannt, daß der Sultan der Sonverain de« Landes ist. Die geistreiche Art, mit welcher die Ocsterreicber die Wirkung dieser Convention Hintertreiben wollten, verdient weiter be kannt zu werden; man verbot den Abdruck der Convention in den bosnischen Blätter». Dieselbe ward natürlich durch die in Bosnien sehr verbreitete türkische Presse cm die Oeffent- lichkeit gebracht, und mit Staunen sahen die Bosniaken, daß sie nnumehr zwei Souverainc hatten, einen in Wien und und einen in Konstantinopel. Wenn nun einmal ein Krieg zwischen Oesterreich und der Pforte aus bräche, dann würde der Widersinn einer solchen staatsrecht lichen Stellung rin sehr acuter werden. Die bosnischen Muhamedaner haben e« schon öfter öffentlich ausgesprochen, daß sie in einem solche» Fall gegen den Sultan, als den obersten sie haben nämlich in Bosnien die Wehrpflicht eingrstthrt, natürlich durch emsacte kaiserliche Verordnung, denn man bat wohl absichtlich vergessen, den BoSniakcn bei Cultivirung ibre« Lande« auch konstitutionelle Zustände zu Theil werden zu lassen. Ob man wohl auch genügend untersucht bat. wie und od sich die BoSniaken sür die allgemeine Wehrpflicht ngncn? Vorlänssg jedenfalls nicht gut; denn die Bosniaken warten nun schon lange ans die Vorzüge der abendländischen Cullur. sie haben aber mit der Wehrpflicht nur eine neue Last be kommen. und zwar eine für sie sehr drückende Last. Dazu kommt noch, datz sie nach dem neuen Wehrgesetze einfach Soldaten de« Kaiser- von Oesterreich sind, und was wird geschehe,^ wenn ein Krieg zwischen Oesterreich und der Pforte auobrechen würde, der ;a nicht in Aussicht steht, aber doch auch nicht »l den Unmöglichkeiten gehört? Ein großer Theil der bosnischen Bevölkerung wird die neue Belastung wohl mit großer Rübe ertragen; s^U^bÄäßigkeit dürste gerade dws-Gelegenheit ^ Regieruna der MtzWM-M winue» verstchen. Rl-marck ist weder «tt den Tsnftrdatiden. noch mitten^entrnm-leuten. noch mit ^" Liberalen Zureden; geU dw sich ^rzugSweise der Widerspruch der Uberalen Wähler aewmdet hat; insbesondere da« Fallenlaffen der sog. staatSsocialistischen Versuche, m.l denen der Re'ch-kanzl-r an die Arbeiterfrage herantreten wollte, und de« Tabak " °Der Reichskanzler wird um so mehr ansi diese Lieblings pläne verzichten müssen, al« dieselben auch de, der CentrumS- Cliq« eine ganz unumwundene Zurückweisung gesunden haben und Abst bei dZn Consewativen sich nur d.e der hierum, blind^rgebenen Politiker dafür erklärten. Gegen die Zoll end Weüergesetzgebung de« ÄabreS 1879 wird in der nächste Feit *»uch der entschiedenste Liberalismus nicht Sturm ^«sen wollen; und wenn er eS wollte, so würde er sich al« ,u schwach erweisen und sich selbst m weiten Kreisen der Wähler, die jetzt trotz der Gegnerschaft 'nZollfragen oppo- fitionell-liberal gestimmt haben, empfindlnhcn Schaden ^ ^ §llir meinen, es ist gar nicht nöthig, daß Alle«, was seit drei Äahren auf dem Gekurte der wirtbscdaftiichen Gesetzgebung aefchehen ist, zurückgenommen wird, um «ine Wiederan- »Oh-rung de« Reich-kanzler« an den Liberal,«- 4,» - anch einer vorgeschritteneren Richtung zu ermöglichen. Nöthig ist nur der Verzicht aas gewisse Uebertreibunge,, und Maßlosigkeiten, die sich un Verfolgen an und für sich berech- tigter Bestrebungen in die Pläne de- Kanzler« eingeschlichen haben und eine Machtvollkommenheit de« Staate- im wirth- schastlichen und socialen Leben zur Folge haben würden, gegen die auch Gegner de« sogen. „Manchesterthum«"die schwer- sten und unüberwindlichsten Bedenken haben. Gegen die Ueber- treibungen uud Auswüchse deS neuesten wirthschaftlich-socialen System« viel mehr al« gegen dessen Kern, gegen die drohenden Zukunft-Pläne viel mehr al« arge" da- bereit« gesetzlich Fest- aestelltc richtete sich der in den Wahlen zum Ausdruck gekommene Widerspruch, wie auch die Agitation der oppositionellen Parteien au» den ersteren weil mehr als au« dem letzteren wirksame Waffen gewann. Der Liberali-muS anch der entschiedeneren Richtung bietet gerade in seiner Stärkung eine Garantie, daß di« einseitigen und extremen wirthschast-politischen Grundsätze, die bisher bei ihm al« einer kleinen Grvppe maßgebend waren, an Schroffheit verlieren werken, daß auch hier der Grundsatz nicht auf die Spitze getrieben wird, wenn man auf der ent gegengesetzten Seite aus Urbertreibungen und Maßlosigkeiten verzichtet. Stillstand und Ruhe in der wirthschasllichen Gesetzgebung ist gegenwärtig auf der sog. oppositionellen Seite viel mehr die Losung, als Wiederbeseitiguug alle« seit drei Äahren aus diesem Gebiet Geschaffenen: mit der Sicherheit, datz nicht sortivährend neue umwälzend« Pläne in dir Welt geschleudert werden und Unruhe und Unsicherheit erzeugen, würde ein guter Theil der herrschenden —nL-: ^>r--- csegeniay am iqars>«en zugeipitzl hat, Verständigung zwischen dem Kanzler und auch einem fortschrittlichen Liberalismus noch mög'lich. Noch viel leichter aber ließe sich eine solche aus anderen Ge bieten Herstellen, wenn der Kanzler sich aus dem Banne de« Compromittiren« mit dem allen echten Vaterland-freunden verhaßten Cent rum befreien und den dem deutschen Volke widerwärtigen Zugeständnissen an die ultramontan-jesuitischen Ansprüche ,n Kirche und Schule ein- für allemal entsagen wollte. Für jede wahrhaft nationale Frage ist auch ate noch eineMehrheit im Reichstag vorhanden; r da« Ccntrum wird sie nicht liefern, sondern der bart^ Heu aber angeseindete Liberali»mu«. lieber die Eröffnung de« Reichstag« sind, wie ofsiciöS geschrieben wird, noch keine festen Bestimmungen getroffen Unter tue Möglichkeiten, ivrlche dabei in Betracht komme» gekört vor Allem auch die Möglichkeit der Eröffnung durch den Kaiser in Person, um so mehr, als e« sich um die Eröffnung bei Beginn einer neuen LeqiSlatur-Periode handelt. Änbetz wird eS selbstverständlich von dem Gesundheits zustand des Kaiser» abhängen. ob die Absicht verwirklicht wird. Material, da- dem Reichstage in feiner Herbstfession zur Beralhung ,„gehen wird, verbreitet sich nach und nach einige« Licht. Neben dem Etat in seiner Gesammtheit. der ,n jedem Falle schon am Tage der Erösf- n„ng des Reichstage« zur vertheilung gelangt i kommt die vom Vundrsrathe s-bon ,m Frühjahr genehmigte Vorlage wegen Zuschusses de« Reiche« b>« zur Höhe von 40 Millionen i'".?»* Kosten der Einziehung Hamburg« an da« Zollgebietbestimmtzur Vorlageundaußerdem dürsteda«Tru n k- siicbtsgesetz aiiS ver vorigen Session wieder zum Vorschein kommen. Ferner beißt es. daß niau mit derAusstellung einer Be- / ^ "^en der Armen- und ^c°n* sUr d,e geplante Arbeiterversiche- E entschieden, ob diese ^ dunde-rath hinan« an den Reich«, tag gelangt, da sie auf dem verordnungSwege erledigt werden A d-Ä dem letzteren Falle wird da» betreffendes-»/^ ^ae^^rÄU"L>^.'"' Frühjahre zu erwartenden vor- lagen über «rbnterversicherung voraussichtlich m» erscheinen. Icnü »nftrrm Preis- verzeichniß. Tabellarischer Sa« nach höherem Tarif. Lkclamen unter -en Neiactious-rich die Spaltzeile VO Pf. Inserate sind stets an die «iDeVM« M senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuwernuöo oder darch Post nachnahme. 75. Jahrgang. Die Aufstellung der BerufSstatistik hat wahrscheinlich zu der irrthün-lichen Mittheilung Anlaß gegeben, daß eine anderweite Regelung der Statistik der Bodenerzeugnisse devorstehe. Bezüglich der finanziellen Lage des Reiche-erfährt die Allq. Ztg ". daß da« Deficit im RcichSetat pro 1882/83 in der Tbat 12 Millionen Mark beträgt, die Ma- tricularbeiträge also um diese Summe erhöht werden müsse». Äi, den die-jährigen Etat waren k Millionen Mark lleber- schüsse au« dem vorigen Äahr eingestellt; für den nächst jährigen fehlt eine entsprechende Einnahme, und da« Minu« erhöht sich in Folge von Mehrau-gabeu in einer Reihe von Etat» und von Mindereinnahmen au- Verbrauchssteuern um weitere 6 Mill. Gleichzeitig werden anch die AuSzablunge» au- Zöllen und Tabaksteuer abnehmen. Man hat sich über- ^«^baß der die-jährige Etat-anschlag um 10 Milli«»«» Mark zu hoch ist» dies« Summe wird also den Einzelstaaten artgeche». 9m nächsten Äahre hofft man. daß die Einnahme» au« den Zöllen sich um 9 Millionen, au« der Tabaksteuer «m S Millionen heben werden. wozu dam, noch der Ertrag der Bvrsensteuer kommen würde. Da« Thema der „KanzlerkrisiS" wird von der ge lammten europäischen Presse behandelt. AuS den zahlreichen Kundgebungen der auswärtigen Blätter mag wenigsten« EiniaeS hervorgehvben werden. Die Wiener „Neue Freie Presse" meint, e« sei wenig wahrscheinlich, daß durch Ber- öffentlichungeii in der „Post", deren traurige Rolle in de» letzt«» Wahlkampf die Niederlage der Regierung zu einer so eclatanten machen half, sich Fürst Bismarck an die Liberalen wendet; nicht nur der Änhalt der Ankündigung, sondern auch die Stelle der Veröffentlichung zeigten nur von einer Ver tiefung der antiliberalen Stellung de« Reichskanzler«. Die Wiener „Presse" schreibt unter dem ersten Eindruck: ..Wie man sieht, wird diesmal mit dem schwarzen Zaunpfayl ge droht! Einerseits da« Revanche-Ministerium Gambetta, andererseits ein Ministerium Windthorst — hübscher läßt die Sündfluth nach Bismarck sich schon gar nicht mehr illustriren." Nach einem der „Nat.-Ztg." vou Wien zuaehenden Privat» telegramm bringt die „Presse" sensationelle Mitthellungen über den Zusammenhang Kanzlerkrisi«, aus deren Aus- tauchuiig nach bekannten Vorgängen man gefaßt sein mußte. Danach hätte der Einfluß einer dem Thron sehr nahestehen den Persönlichkeit ungünstig sür dir BiSmarck'sche Wirth- schast-resorm gewirkt, e- sei die- trotz de« streng constitutio- liellen Verhalten- de« Kronprinzen hervorgetreten. (??) Dies« Vorgänge hätten Antheil an der Regierung-Müdigkeit de« Fürsten'Bismarck Die „Presse" will wissen, daß man in Wiener Regierungskreisen die Lag« ernster betrachte, al- in Berlin angenommen wird. Der genannt« Wiener (Korrespon dent telegrapbirt, daß der Artikel der „Presse" al- von diplo matischer Seite infpirirt betrachtet werde. Wir begnügen unö mit Registrirung de« Borgange«. Die deutsche Presse schickt sich immer mehr an, die .^kanzlerkrisi«" nicht allzu tragisch zu nehmen. Don den officiöfen Kundgebungen über die Kanzler krisiS mag noch mitgetbeilt werden, wa- der Berliner Corrrspondcnt der allerweltSofficiösen „Politischen Correspon- denz" dem genannten Blatte schreibt. Dieser „Eingeweihte" weiß von der Absicht Bismarck'-, zu Gunsten eine- ultra- montanen Nachfolger« abzudanken, nicht«; dagegen schwärmt dieser wunderliche Heilige für ein Zufammengeben der Jesiiitenclique mit dem Fürsten Bi-marck und droht nebenbei mit der Auslösung de- Reichstage«, wenn sich dieser Plan nicht verwirklichen lasse. Er sagt u. A.: Die liberale wie die katholische Presse scheinen einig indem Bedanken, daß der Kanzler sich in Folge der Wahlen vom 27. Oktober in einem Abgrund befinde, aus dem ihm nur die Hand de« Leutrum« führen könne. Di« liberale Presse aber will dem Kanzler die Annahme dieser Hisse, unter welchen Bedingungen sie auch ersolge, verargen; die „Germania" will die Hisse nur un. oe» Preis gewähren, Laß der Kanzler die Bedingungen de« LentrnmS an nimmt, wie die „Germania" dieselben sormnurt. Der angebliche Ab grund existirt aber doch nur in der Einbildung. Weist da« Lentrn« eine Looperatton übertmnpt zurück oder macht e- dieselbe von unam nehmbaren Bedingungen abhängig, so wird der Ausgleich mit Rom unmöglich. Der Kanzler wird zunächst diejenigen BolkSkreise wiedrr für sich gewinne», welche jeden zum AuSgltichr mit Rom einge- schlagenen Weg gefährlich finden. Sodann würde da« Erscheinen der znr Tocialreform dienenden Vorlagen die ungeheuerlichen Besorg nisse zerstreuen, mit welchen Fortschritt und Manchesterthum diese, bi« ans die Unfallversicherung, noch ganz unbekannten Lorlage« z» Schreckbildrrn der besitzenden Llassen geformt haben. Der Reichstag würde dann die Wahl haben, durchdachte und unbesonnene Lar- schlüge zur Heilung gerechter Beschwerden leidender Bolktclassen ab- »ulkdnen, oder die Rolle der Opposition anszngeben. Im erste» Falle würde da« besser als vor dem 27. Oktober insormirte Volk im geeigneten Momcnle cinc neue Entscheidung zo geben haben. Eine der ersten Aufgaben der liberalen Parteien im neuen Reichstage sollte sein, die Wablvorgänge und dir dabei her- vorgetretene osficielle Beeinflussung zur Sprache zu bringen; da« Gebühren der osficiellcn, ofticiösen und halbosficiösrn Presse sollte bei diefer Gelegenheit genügend gekennzeichnet und der Antheil sestgestellt werden, welchen die gouvernemen- talen Blätter an der allgemeinen Verwirrung der politischen Lage haben. Auch die „Politische Correspondcnz" gehört zu denjenigen Organen, welche durch Entstellung der Thatfichen dem Deutschen Reiche insofern Schaden gebracht baden, als sie im AuSlande nur falsche Darstellungen über die Ziele und Anschauungen der liberalen und nationalen Parteien erweckte. Än der Dahlbewegnng sind sowohl von fortschritt licher als secefsionistischcr Seite dem Centrnm mit unter sehr weitgehende Zugeständnisse gemacht worden, na mentlich bei Stichwahlen, wo eS galt, die ultramontanen Stimmen zu gewinnen. Der erstrebte Erfolg ist denn auch nicht au-geblieden. Es ist in der Presse aus verschiedene Er klärungen von dieser Seite hingewicsen worden, worin die gefammte neuere kirchenpolitische Gesetzgebung als AuSnahme- aesetzgebung derurlheilt, die allgemeine Straflosigkeit de« Messelesrn« besürwortet, die Aufnahme der aufgehobenen kirchenpvlitiscbrn Artikel der preußischen Verfassung in die Reich-Verfassung zugesagt wurde. Man maa" an Versprechungen bei den Wahlen nicht den strengen Maß stab wie an Versprechungen anderer Art legen; allein zu billigen ist e« doch nicht, wenn im Eifer, ein paar hundert oder tausend Stimmen und einen Sitz im Reichstag mehr zu gewinnen, in der wichtigsten und entschiedensten Frage unserer inneren Politik von liberaler Seite Erklärungen abgegeben werden, die allen sonstigen Ueberlieserungen und GewoAAiten der liberalen Parteien gerade-weg- zuwidrrlausen, die Au> svrüche de« Nltramontani-mu- al- gerecht anerkennen und
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