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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-14
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1881
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WWUPDW WWWW WWWWWWMWM« "7V, ^rfchei«t täglich früh 6'/. Uhr. Lrd«ts«, ,,h ErpesUiM gohmnx-ßasi« «. Hstmtztimdt« her Lröiti»»: Barmittag« 10-lß Uhr. «achmiueg» 4-« Uhr. ' ^ «AM» ^ »sr für 9te »»chßtsnl^»»« 9«stt»»t«, -nserake a, t^e» bt» » Ahr Aachmttta»-. «l»früh »t»ÜHr. Iu he, /ilirle, Kr I,s.-A«u»i,«r: Vit« Me«». Unkversitttsftrohe »l. tiO»1» LVsch». K-tharMmchraßi 1«»». «r bt» Utzr. eWigcl-Tagkblatt Anzeiger. Organ sör Politik, Localgeschichte. Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS S»«. Idnlnemrnloprrls viertelj. 4'/, MH «cl. Brmaerloh» - Ml., durch dir -oh bezogen - Vtt. Jede einzelne Annmx, 2- -f. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdken sür Lxrrabellaqe» «»,, Boftbes-rderung SV «l. »U Haftbesördenm, 48 Ml. Inserate »gespaltene Petitzeile 20 Pf. Geührrr Lchrifien laut «nserem Prris. 1 höhere» Darss. Leclamea »Mer he> UeLaetianoltrich U» Soalchelle bO «s. JnlerM« sind Hers an die »rpebitt»» zu leade». — «abatt wird »icht gegeben. Aaytuag praanumeransso oder durch Pass- ^§318. Montag den 14. November 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thell. Vekanntmachuns, ^ die Metchstag-wahl detteffemd. Die Zusammenstellung de« Ergebnisses der Wahlen in d« 51 Bezirken de» hiesigen zwölften ReichstagSwahllreise« wird von dem Unterzeichneten Wahlcommissar Moatag, de« R4. -tovenibee d. I.« Bornetttag» IV Uhr ine Saale der alten Waage (A. Stage) bewirkt und das Gesammtergebniß brr Abimninung un mittelbar daraus verkündigt werden. Der Zutritt zu dem bezeichnet«, Locale steht jedem Wähler offen. Leipzig, am >0. November 1881. vr. TrSndlin. Vrliaunlmachllkg. Au» Anlaß der Einschätzung zur Eintommenstener aus da» Jahr 1882 werden de« Vorständen von juristischen Personen und Vereinen aller Art. sowie den Arbeitgebern re. gegen wärtig Formulare zur Anfertigung von Gehalts- bez. Lohn- nachweifungen behandigl, welch« nach Maßgabe der Bestim mungen in HH- SS und 37 de» Einkommen sleuergesetzes vo>n L. Juli 1878 verbunden mit tz. 28 der dazu erlassenen Aus- sührung«. Verordnung vom ll. October deffetben Jahre» «»gefallt dt«»e« 8 Tage», voa der erfolgte« Be» hül»dig««g ab gere«h«et, det Ber»etv««g eiaer Seldsttafe dt»z« SU Mar?, die bet DerabsLumaag de» Ter«t»» ««»achsiehtltch detgrtrtede« «»erde« wird, a« die Filiale »«serer Stadt»Ste«er»St«» »ah«»« t» der alte« -tteolatfehnlr, Nwoiaitirchhos Nr. 12, abzugeben sind. Sollten d»e betreffenden Vorstände. Arbeitgeber x. Fvrmu- lare i» nicht genügender Anzahl oder bi« znm tL. d. Ml«, überhaupt »icht erhallen haben, so wollen dieselben dergleichen Formulare von obengedachter ExpeditionSstelle entnehme«. Leipzig, den 8. November I88l Der Rath der Stadt Letp^g. vr Georgi.Gohlitz. Dekülllltmachsug. Di« Lieferung der zu den Schxugenleparattwm und Er gänzungen sür da» Jahr 1882 erforderlichen Material»« und Steinmetzarbeiten soll an einen Unternehmer in Aceossb ver- drmae» werden. » Di« Vedingtmaen für diese Lieferungen und Arbeiten Lege« in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathbau». Zimmer Rr. 14. au» und können daselbst eiugesehe» rrsp. ent»»vmmcn Werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ^^et »nretzardettea h«t Schle«-e«da»te» t« versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 2S. November d. I., Nachmittag» 5 Uhr abzugeben. Leipzig, den 10. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg». Eichoriu». Vtkannlmachung. Di« Lieferung der zu de» Lcvleu^n-Reparatureu und Ergänzungen für da« Jahr 1882 erforderlichen Steinzeug- rohrr. sowie de« Eement», Kalk» u. f. w. soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Lieferungen siegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ratbhau». Zimmer Nr. l4. au» und Ubrne» daselbst eingeseheu rrsp. entnommen werdeu. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: «Tho»rodre, Se«e«t, Kal? re. für Gehle «ste»- reparat»re» t« Jahre L88L^' Versehe» ebeudasrlbst und zwar bi» -um 2» November d. I.. Nachmittag« 8 Uhr abzugeben. «iphig- den 10. November l88l. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Geotgi. Eichoriu». Vekauntmachllllg. Di« Lieferung der zu den IM Jahr« l882 ausjufübrenden Schlrußenreparaturen erforderlichen Quantitäten scharfen Lande» und de» zu Ausfüllungen nothwenvigen Kiese» soll an «wen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Saad »«d Kte» »« de« Gchleustenreparaturea t« Lahre versehen ebendaselbst und zwar »1» ,«« A«. Rove«der d I., Rach«». » Uhr abzugeben. Leipzig, am IS. November 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg».Eichoriu». Äuctio«. Bon dem Unterzeichneten Armenamt« sollen im Stadt- Hanse «llbier /-Eingang Mlihlgafle Nr. 7) Mttt»»ch, de« I«. Ro»e«ber ». Vor«», »va v Uhr a», »«rschiedei»« Rachlaßgegenslänv«, als: Möbel. Hau»« und Kücheugeräth«, Belten, stleivung-stücke, 2 Paar goldene Ohr- ri»ae ». s. w. meistbietend gegen sofortig« vaarzahlung verpeiaert werden. Lapzig. deu 9. Noveniber 188t. Da» >r»»»a«L Ludwig-Wolf. Junghähnek. Nichtamtlicher Theil. Leipziß, 14. Nodemter. D« «uaamhr beeudet« Wahlkampf hat geradezu wun- derba», Lrsch«»u,gen auszuweisen. L» meisten von alle» Partei«« Hab«« di« Sortaldemokratra au» den Stich wahlen Nutzen gezogen. Nachdem sie bei den Hauptwahle» keinen einzig,» Sitz im Reichstag errungen, haben stein den Stichwahlen dadurch, daß ihnen von den verschiedenste» Seiten Unterstützung zugeführt wurde, noch so viel« Siege errungen, daß sie schwerlich erheblich hinter ihrem höchst«, Besitzstand Zurückbleiben werken. Ntau hat in dem Ergcbniß der Dahlen eine Berurthei- lnng der neuesten socialpolilischrn Entwürfe de» Reich»« kanzler» erkennen wollen. Wir geben da» ru. soweit diese Entwürfe phantastisch« und praktisch undurchsührvare Ziel« ausi'iellten. d>e Staat»gewalr mit einer Ausgabe belasten wollten, der sie nicht grwachsm sein kann, unk Forderungen erhoben, zu deren Erfüllung ganz unberechenbare Summen nöthig wären. Soiveit aber den socialpotitischen Entwürfen de» Neickakanzler« ein „berechtigter Lern" innewolml. soweit sie übersehbare und erreichbare Ziele verfolgen, tann in dem Eraebniß der Wahlen unmöglich etwa« Abschreckende» für diese Ptaiu liegen. Für große und die wichtigsten Bestandtheile de» Unsall- versicherung-gesetze» ». V. ist auch in dem neuen Reichstag gewiß noch eine Mehrheit zu sinken, wenn aus die ,.staal«soeialisiischen" Zuthaten verzichtet wird und wenn mau aushört, mit diesem gesetzaeberijchcn versuch ein« ganz neue vahn einer omivalzenden socialen Ordnung betreten zu wollen, statt sich daraus zu beschränken, aus einem abge schlossenen übersehbaren Gebiet eine einzelne praktisch« Re form vorzunehmen. W»r würben e» im höchsten Grade be dauern. wenn der erste positive versuch soeiatpvtitischer Re formen jetzt im Heim« erstickt sein sollte, wenn die Regierung sich entmuthigt fühlte, noch irgend Etwa» aus diesem Gebiet« zu thun, und wenn die liberal« Opposition mit dem nega tiven Erfolg sich begnügte, von jedem Heilversuch adgesckreckt ru haben, ohne ihrerseit» irgend etwa« Positive» vorzu schlagen. Ob da» Socialistengesetz noch lange besteht, ist leider sehr zweifelhaft. Die Mehrheit, die e« be willigt hat. ist nicht mehr vorhanden. In zwei Jahren wird die Frastr p,r Verlängerung der Gültigkeitsdauer diese» Ge setze« wieder an den Reichstag heranlreten. Ob Erntrum oder Heeessionisten bereit fein ,vorder,, diese« Gesetz noch einmal zu erneuern, ist sebr zweifelhaft und au« einem vereit erwähnten Artikel der „Nordv. AUg. Ztg." könnte man viel- leicht herauolesen, daß auch der Regierung an diesem Gesetz nicht allzu viel mehr liegt, unter desie» Herrschaft nur. u>! mit osficivseu Reocwendungen zu sprechen, die „bürgerliche Demokratie" um so ungestörter gedeiht Werden über kurz oder lang die Unterdrückungs-Maßregeln eingestellt, so wird da» Gefühl der Sicherheit, welches jetzt di« bürger lichen -reise vielleicht mehr alS gerechtfertigt erfüllt, bald schwinden und der Ruf nach positiven Reformen, den man jetzt vielfach alS künstlich gemacht gerinaschätzt. wirb sich sehr taut und einvrmglich hören taffen. Die Unterdrückung«.Maß regeln sollten nach allgemeiner Anschauung nur den Boden für positive Reformen empfänglich machen, und die Noth« wendigteit der letzteren wurde vor Erlaß des Socialisten» aeseye« auch von den Gegnern desselben nicht geleugnet. Jetzt haben wir die besten Aussichten, in nächster Zeit ivcder Ausnahme-Maßregeln zu besitzen noch irgend etwa« Greif bare» geleistet zu haben, die Gefahr socialen Umstürze» aber mächtig anschwellcn zu sehen. Die Stichwahlen sind der Mehrzahl nach zu Ende; nur eine verhältnißmäßig gering« Zahl zieht sich noch in diese Woche hinein. Der Gosammlcharatler der Stichwahlen läßt sich dahin zusamniensaffen. daß sie da« Ergebniß der Haupt- wählen noch etwa» verschärft zum Ausdruck gebracht haben. Die verschiedenen liberalen Richtungen haben in ziemlich gleichem verhältniß noch eine ansehnlich« Verstärkung em pfangen. einen starken Zuwach- ferner die Socialdemo- kraten. Auch da» Eentrum hat eine Reih« neuer Sitze gewonnen, dagegen habe» die Eoaservativen nur ganz vereinzelt noch ein Mandat erobert; die Wahl Stöcker'« in Minden erregt dabei ein ganz besondere« Inter esse. Die deutsch« Reich«partei ist nahezu der- nichtet. Rach den Stichwahlen ist da» Vorhandensein einer klerikal.konservativen Mehrheit noch zweifelhafter al» vorher und damit ist der feste Pnuct, der in den bisherigen Spekulationen auf den künftigen Gang der Reichspolitik am Bestimmtesten hervorgelreten war, nahe daran, unter den Händen zu zerrinnen, zumal wenn num. wie e« doch geboten ist. die Anhängsel de» Eentrum» von der positiven Mitarbeit au«scheidel. Immer mebr zerschellt jeder versuch, mit diesem Reichstag ein« andere Politik al» die der Beschränkung aus die Nächstliegenden Gegenstände, der Enthaltung von allen tiefer eingrcisenben gesetzgeberischen Arbeite« zu führen, au den harten Zahlen. Die Zahl der bi« jetzt definitiv vollzogenen Doppel wahlen beträgt bisher neun. (Fall, Forckenbeck. Rickert, Richter, v. Saucken-Iarputschen, Lenzmann. v. Schorlemer- Alst. Liebknecht. Hobrecht.) Finanzminister a. D- Ho brecht hat da» Mandat für den Wahlkreis Holrminden-Ganders- heim angenommen und e» wird somit eine Nachwahl für deu -reis Gluhm-Marienwerdrr erforderlich. In Berlin sind bei den Stichwahlen im vierten und sechsten Wahlkreise die Socialdemokraten von der tzortschritt<partei geschlagen worden und zwar mit sehr geringen Mojoritäten. Im ersteren Wahlkreis« erhielt Albert Träger lv.llSOStimmen (Bebel l8.v79). im letzteren Klotz l7,94k Stimmen (Hasrnclevek 17.S77). Di« Agita.ioo der Loeialdemokrati« war in keiner Weise eingeschränkt, so daß di« Wahlzettel mit dem Namen „Bebel" und .Hasen- clever" vor den Wahllokalen offen und ohne irgend welche Scheu angeboten werde« konnten. Noch bei der Haupt, wähl Hallen die Soc,aldemokralen in dieser Beziehung vielfach ein« auffallend« Zurückhaltung beobachtet. Aber während der Waylkampf sich solchergestalt »ehr zuqespitzt hatte, al» am 27. October, war mit dem Ausscheiden der dritten Partei auch da» aufregend« Element au» dem Wahlkampfe geschieden, da» am letzten Wahltage der Stabt Berlin äußerlich ei» so wenig anmuthende», ja geradezu ab stoßende» Gepräge ausgevrückl halt«. Die mit einem Zauber, schlag« waren die Earicakuren. di« aushetzeuden FluAlatter, di« verhöhnenden Drucksachen von deu Straße« verschwunden. Unter den vor den Wahllokalen postirte» vertrauentmännern der beiden Parteien entspann sich kein Wortwechsel, in wahr haft wohllhuenver Ruk« vollzog sich überall die Wahl. L» standen sich eben nur die alten starren Gegner gegenüber, die Kunststück« and Ma«kirw>gen verschmähten. — Zn dem Er» gedniß bemerkt die.Hoff. Ztg.": Daß Beide nur mit geringe» Vlojvrüäte» ihre, sorialdeuwkratüchra Mitbewerbern den Vorrang abgewannen, danke» wir der itndeftnirdarra Pattri, d>« sich unter der Führung de« Hosprediger« Sttcker zur Ve» lämpiung des Liberalismn« zusammrngesnaden Freilich sind dir Verhandlungen, welch« zwischen den Fübrera dieser -artet und den Sociawemokratea wegen Unterstützung der Tandida- turrn von Hasenclever und Bebel stattgesunden habe», abgebrochen worden, aber in dem Stimmverhälkniß bet der Klnh-Vahl lasten sich ihre Wirkungen ganz überzeugend Nachweise». L» 27. Octaber erhielt im 4. Wahlkreise Bebel ISchTS. «rosestar Wagner 8270 Stimmen, gestern fiele» ans Bebel 1-HS79; im 6. Wahlkreise wurden am 27. v. M. 10,629 Stimmen für Hasen- ciever und 8!>ö9 sür Obermeister Meyer abgegeben, Sonnabend bekam Haienclcver 17Z77. Weder die Erregung der Wählerschaft, noch die ««Heiligung am vahlgeschäs» ist gestern so gewesen, wie dei der ersten Wahl, für di« liberalen Landidate» sind sogar einige Hundert Stimmen weniger abgegeben worden, als am 27. Oktober, trotzdem verzeichnet Bebel eine» chewin» von b—8000, Hasenclever sogar va» beinah« 7000 Glimme». Di« am l l November unter dem Borsitze dns Staats- minister» v Boellicher abzehaltene Plenarsitzung de» B nnde»- rathe» war der Elaisberathung gewidmet. Aus die B«. richte der Ausschüsse wurden di« Entwürfe de» Etat» sür I882/8S der Verwaltung de» ReichsheereS. de» allgemeinen P.nsionsso„r», de» Jnvalidenfoad». sowie der Reichs-Post- und Telegraphenverwattung mit wenigen, nicht wesentlichen Abänderungen genehmigt. Znm Schluffe legt« der Vor sitzende einige Eingaben vor, welch« den Ausschüssen über wiesen wurden. lieber da« Befinden de» Großherzogs von Bade» waren im Lause de» gestrigen vormittag« neuere Nachrichten nicht eingetrofscn. T>»e letzten Depeschen eonstatirlen eine ieuht« Besserung in dem Befinden de» hohen Patienten, Au dem Krankenlager weilen der Erbgroßberzog. der deutsche Krouprinz und der Kronprinz und di« Kronprinzessin von Schwede«. Fürst Bismarck ist am Sonnabend Abend k Uhr mit Ve» Eourierznge der Berlin-Stettiner Bahn anscheinend i« besten Wohlsein in Berlin eingetroffeu. In seiner Beglei tung befanden sich noch die Fürstin und der älteste Sohn. Gras Herbert, welcher den Reichshnnd Tira» an der Le«« hakt«. Zum Empfang hatte» sich der jünger« Schn. Graf Wichst« und der Schwiegersohn. Gras <Lmo zu Randau auf ve» Stettiner Bahnhof »ingesunvcn. Beim Verlassen de« Salonwagen« mußte sich der Reichskanzler, vermutylich wegen der noch etwa» lästigen neuralgischen Schmerzen auf seinen dicken Knotenstock stützen, während rr mit der linken Hand sich so lange am Griff de» Waggon« festhielt, bis er sicheren Boden unter den Küßen fühlte, und nun sich zur Begrüßung an feine Angehörige» wenden konnte. Die Fürstin, welch« zuerst auSgeniegen war. woll.« ihrem Gemäht behülstich sein, doch lehnt« er die» mit einem leichten Kopsschütlcln ab. Der Fürst schritt dem Grafen Wilhelm BiSmarck entgegen und sprach «ach herzlicher Um armung mit demselben duffem sein Erstaunen au» über sein« schlaiikr Figur, wa« er mit den Worten that: „so schlank ge worben", wobei er unter Lächeln die betreffende Bewegung mit beiden Händen machte. Fürst Bismarck trug den be kannten dreitkrämpigcn Schlapphut, sein Lussohen war ge sund; in seinen Bewegungen ungewöhnlich rasch, hoch ausge richtet, schritt er über den Perron, dem Publicum durch Lüsten de« Hute» „Guten Abend" wünschend. Nach kurzem Aufenthalt in den kaiserlichen Wartezimmern bestieg er dann mit seiner Gemahlin seine Equipage, der sein» Söhne in einem zweiten Wagen folgten. Gambetta ist heute tbatsächlich Ministerpräsident; die Namen der Mitglieder seine« Eabiuet» find indeffen »och nicht bekannt, di« Veröffentlichung der Miuisterliste kann in- veffen stündlich erfolgen. Der Ex-Diktator ist sicherlich ein anderer geworden, als 187 t. aber e» fragt sich, ob nicht im Grund« seine« Herzen» das alt« Revanch «gelüste zurück geblieben ist. Man kann diese Frage getrost bejahen, wenn auch nur bedingt. Der tollen Revanche, der .Fievanche der Revanche halber", der Revanch« um jeden Preis, wird Gam betta nicht mehr nachjagen, und insofern braucht da» Empor, kommen de» ehemaligen Diktator» nicht allzu sehr zu beunru higen. ganz abgesehen von dem Vertrauen, da» unser deut sche« Volk aus seine eigen« Kraft setzen kan«. Be» gebotener günstiger Gelegenheit aber wirb Gambetta alle» thun, um Elsaß-Lothringea wieder zu erwerben, und er geht darin nicht weiter, al» bx meinen Franzosen. Aber dx Verhältnisse sind mächtiger al- die Menschen, und die gegenwärtig« Lag« ist durchaus nicht dazu angethan, den Franzosen auswärtige Unternehmungen wünschenswerlh erscheine» zu lasten. Nach außen fleht Frankreich, Dank der Politik de»Ministerium« Ferry und namentlich der tunesischen Unternehmung, allein, im Innern aber bleibt der Thalkraft Gambetta'« «in reiche» Feld Vorbehalten. Dx Boaapartisten, Klerikalen und nameul» sich di« Intransigenten werden >bm da» Leben sauer genug machen, und auch aus rem wirthschasllichem Gebiete fehlt es nicht an brennenden Fragen. Wie er mit diesen zurecht kommen wirb, da« ist ein« Frage, die in erster Linie und säst aus schließlich Frankreich interessirt; seine Feind« behaupten, er werde sich cm Ministerium alnutzen wie all« sein« Vorgänger und da» End« werv« «in jäher Sturz sem. E» bleibt da» abzuwavten. Für da« Austanv voa Veveulung ist der Um stand. daß dir geheime Gewalt aufgehört hat und daß deren bisheriger Inhaber von jetzt sein« Strebungen amtlich ver treten muß. daß der ungreisbar- geheim« Einfluß zu End« ist und daß wirjetzt nicht mehr mit Marionetten, sondern mit hantelnden Menschen zu thun haben, die sich ibrer Verant wortlichkeit nicht entladen könne». Gambetta'« erste Regierung». Handlungen, dessen dars man sicher sein, werv« keür« ander« Bedeu tung haben, al« eine ganz und gar friedliche, wie da» bei allen neuen Ministerien Brauch »st. Ob aber Gambetta hierin nur dem Brauch« folgt oder mit dem Brauch« sei» wirkliche» Programm verbindet, da» wird sich bald genug zeigen. Wenn Deutschland ihm ^nen starken Verdacht rnt- gegenbringt. so kann Gambetta sich darüber nicht beschweren, den» er hat dazu Anlaß genug gegeben. Trotzdem wirb »an auch bei ihm den Thaten mehr Gewicht beilegen müssen al» de« Worten. Vielleicht daß die neu« Stellung anch einen neue» Manu macht, daß di« Thaten de« Minister» die Wort« de» ehrgeizigen Minister-Eandidate» widerlegen. Neue Lagen erfordern neue Männer, aber nene Männer schaff» auch manchmal neu« Lagen. van bervorragender Seit« wird de» „Deutschen Tage blatt" au» Pari« gemeldet: Der Sultan hege schon lange da» ar»ßte Mißtraue« gegen die Regier»«» Gambetta'»; der Sultan äußert« zum Minister Assim Pascha: „Ich er blick« al« nächst« Folge der Einsetzung «ine» Minister«»,» Gambetta eine verstärkte Aktion Frankreich» zur Befestigung seiner Macht in Nordafrika. dazu werken die Engländer ihre guten Dienste leihen, di« Einsetzung eine« Ministerium« Gambetta werde ich mit Entsendung aller mir zu Gebot« stehende, Streitkräst« nach Lripoti« und Egypten zu «noideru wissen." Bei Gelegenheit der Grundsteinlegung für da» Mauritiu». Lazaru».Hospital in Turin gab König Humbert ein größere« Diner, an welchem der Prinz Amadeus, der Prinz von Savoyen-Earignan und die Spitzen der Behörde» theil- nahmen. Der Erzbischof von Turin nahm dabei va» Dort und versicherte, daß er sowohl, wx der Klerus von Turin täglich inbrünstige Gebete sür den König zu Gott richtete» und hofften. Gott werde dieselben erhöre« und dem Könige, deu Miiglieder» der königlichen Kamüx und dem Staat« seinen LU«» angedeihe» lassen. Au» Bilgrav «,rd der „Pvlit. Torresp." vom lO. No vember telegraphirt: Alle Nachricht«, welch« von einer Nachgiebigkeit der Regierung dem Metropoliten gegenüdcr wissen »ollen, «ulvehren jeder Begründung. Bischof Mojsij« hat bereit» die Administration der Metropolit übernommen und der abgesetzte Metropolit wurde angewieseu. da« erzbischöfliche Balai« zu «Lumen. Ln« dem Innern de» Lande« find zadttwch» Znstimmungserklärungen Z» dem Vor gehen de» Eadmet» Plroe»auac, da» die Verfassung mck die Autorität de» Staatsoberhaupt«« gegen Jedermann zu schützen entschlossen ist. eingetroffen. — Di« Eröffnung der Gkuptschina dürste gegen Mitte Deeember alten Stil« er folgen. — W« dam ..Petter Lloyd" telegraphirt wird, wird der Ex-M«tro»»kt Wichal in einem Kloster iuternirt. Mllßll. bl. — (Eoweart i« Tivoli.) Während vom Wei!«« hi» Osten der Päuserkrri» unserer Stadt genug der Etablisse ment» besitzt, m welchen hmreichend Platz für ein größere» Publicum vorhanden ist. verfügt der Süden eigentlich nur über ein einzige» zweckentsprechende» Eoucerthau«: ^d<w lliaer llnte» bfierschast zu von Wochen Tidoli. E« blldat diese» Beri cu»ch de» Mittelpunkt zahlreicher hättunge» ufid vten7 und chen Versammlungen alle« Art. Seit einer Reihe ist auch wieder die Muse der edlen Tonkunst in da» Hau« eingezogen und wirkt, indem sie ihrer leichteren, flotteren Schweiler Terpstchore sonntäglich da» Feld überläßt, all wöchentlich Freitag« durch gediegene Kunstschöpfungen. An der Spitze der Eapelle de» 107. Regiment» leitet mit bewährter Führerschaft der kvnigl. Mufildireetor Walther da» Orchester. Wie Letzterer seine Aufgabe er füllt, da» bewies aus» Neue zu Gunsten de» gedämmten Eorp» der jüngste Freilag Abend. Weber'» Oberon »Ouver türe, Beethoven'» Coriolan-Ouvertüre standen an jedem der beiden Theile de» Programm» obenan, während Lachuer's Serenade sür 4 Celli, Noclurno fltr Violine von Chopin (eine treffliche Leistung de» gesammte» Quartett») al» Haupt nummern eingesüat waren. Kretschmer'« Krbnungsmarsch Lu der Oper „Die Folkunger", von Militairmusir inlerpretirt. schloß, nachdem auch Delibe», Lervi und Strauß ihre Ber» tretung aefunven. den Eoncertabend wirkungsvoll ab. Al« Novität kam ein Idyll von Michaeli« „Die Schmiede i« Walde" zu Gehör. Mil Geschick reiht der Autor hier ein« Reih« von musikalischen Stimmungsbildern zusammen, die in gefälliger Justrumentirung dem Hörer enkgegentraten. * Die in jeder Saison, so wird e» auch in gegenwärtiger nicht an Extra-Eoncerren fehlen. Zunächst kommt ein lieber Gast, welcher am 7. Deoembcr im Saale de» Gewandbause» wxder einen Schubert-Abend in sickere Au«sicht gestellt hat» uämlich der k. k. Hofopern- und Kammersänger Herr Gustav Walter, der die Müllerlieber von Schubert singen wird. Unterstützt wird Derselte vom Wieixr Pianisten und Eomponiste» Herrn Auto» Rückaus. LuMeiLungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wirb gerichtlich verfolgt.) Der Metzger Bernhard B. und ter Buchhalter Juuu» M. zu W. waren weaen Nöthigung au» tz. 240 Str.«G-B. augeklagl. Der Buchhalter M. hatte, vou dem Metzger Ä hierzu veranlaßt, an ziv- Geschäftsleute H. und G- l« einen Brief geschrieben, in we dem er voa ihnen die Berichtigung ihrer Miethschuld unter ber Drohung verlangte, er werde sie. im Falle dies« Aufforderung vergeblich bteiben sollte, al» zahlungSunsäbige Miether den Mitgliedern de» Vereins der Hausbesitzer bekannt machen. Ta» Landgericht hatte beide Angeklagte sreigesprochea; es nahm an. die Bekanntmachung einer Person al« zahlungs unfähig eu Mietber könne unter Umständen nach tz. 185 Str.-G.-B. strasvar« Beleidigung «uihaUea, vernßint« jedoch, daß gerade vorliegend mit dem Vergehen der Beleidigung gedroht worden se». Lean i« Fall« die angrkrohte Bekannt- mackmug wirklich vollzogen sein würde, so würde den Ange klagte» der tz. 19S Str^-G -B strasdesreirnd zur Seite qe- standen haben, weil sie lediglich zur Wahrung berechtigter Interessen stattgesunden haben würde. Die Revision de» GtaatSanwall« sicht die freisvrecheud« Entscheidung au» de« Grund« an. weil in dem Vollzüge der angedrohtea Bekanntmachung eine Beleidigung zu finden ge wesen sein würd^ sonach mit einem vergehen aebroht worde» sei und Nicht« daraus a»komme. ob dasselbe hinter drein zur Bestrafung hätte gezogen werben können ober nicht. Der 1. Ltraf-Lenat de« R -G hat am IS. Geptbr. d. I. di« Revision verworfen, weil es im Begriffe der Drohung, welch« aus Herbeiführung einer Handlung. Duldung oder Unterlassung gerichtet ist, liegt, daß di, angedrohte Handlung eventuell «mch vollzogen, beziehungsweise wenigsten» der Glaub« erregt werden soll, es werd« dieser Vollzug statt- finden, da sie andernfalls «ine» zwingenden Einfluß nicht ausüben würde. Darum I«« der tz 240 Str -G -B. nicht dahin verstanden werden. «» genüge zur Strafbarkeit der Nöthiguna. wenn sich anr die angedrohte Handlung ihre« abstrakten EharaN« nach al» ein verbrechen oder ver gehen darstelle, vielmehr muß e» wesentlich daraus ankommea. ob in de« Vollzüge der angedrohten Handlung «in
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