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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-20
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1881
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Erscheint täglich MH 4'/. Uhr. NebsrNs« «ad LkpedM« J»h»me«->ss« 33. -Mchß«»de« der Ned«rii«u-. Donnlttazt 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. Wr VN MX«.»« Wacht «ch »k «ttaction »tcht „atudllch Mnnstzm« »er für »te »Gchftf«k«e»s« N»mmer »rftimmten Inserate «» »<ch«tt«,»u »i« S Uhr Nachmitt«,«, an Senn- un» Kestta,rn früh sts '/,4 Uhr. 3a de« Filialen fSr 3ns.-Lu««h»r-. Pli« Rle««» Universttäwstraße 21. L««i» Lösche, Kaiharineastraße IS» p. mir di« '/,S Uhr. riMgerTagkblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anflage L«,SS0. Ah»»»e»e»t»»rna viertelj. 4V, mel. Brinaerloha 5 Mk-, »mH di» Post bezogt» S VN. Jede rliizelur Nummer 25 Pf. Vrlrgeremplar 10 Ps. Oebührea lür Eptrabetlaae» ahne Postbeitrderunz 39 Mk. Mi» Postbesördrrun, 4« VN. SüKrstr «qespattme Pelitzrile »0 Pf. Großer« S-rlsren laut unserem Prei«» vrr^lchuiß. Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif. Nkklanen unter de« ükdarlionsltrich di« Sdaltreile 50 Ps. Iuierat« sind stet» au die Vrpesitt«> za sraden. — Rabatt wird nicht geneben. Zahlung pruamuusruwio oder durch Post- uachuahme. ^ 324. Sonntag dm 20. November 1881« 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Seßeirtllche Sitzung -er Sta-tveror-nrlen WttttWoch, am srr. -lovember ».Abends «»/, Uhr tm Saale der I. Bürgerschale. Tagesordnung: I. Gutachten de« Bau- und bcz. Finanzausschusses über a. Abänderung der Wafferleitungsanlaaen am Viaduct auf der Berliner Straße, b. bauUch« Veränderungen in den TheatergebÜnden. ll. Gutachten des Ockonomieaussckufles Uber ». Einlegung einer Thonrohrschleuße im Dvsener Wege. d. Pos. 12 in Conto t2 des diesjährigen HauShaltptane«. W. Gutachten deS Stift,mgSau-schusse« Uber ». Anschaffung neuer Waschmaschinen für da« Krankenhaus, d. Erhöhung der Positionen 51., 67. und 72. im diesjährigen Budget de« Krankenhauses, v. die Rechnung des GeorgenhauseS pro 1879. IV. Gutachten de« Finanzausschusses über ». verwilligung eine- Beitrages zum Kirchenbau in Lindenau. d. Ber- mietbung mehrerer Parterreräume des Stockhauses an den Bvrsenvorstand. o. Anstellung eines ThierarzleS zur Ueberwachung des städtischen SchiachthoseS, ck. die Lager hosrechnung aus da- Jahr 1879. Vkkailntmachuiig. Zur Ergänzung de« mit dem 2. Januar 1882 aus- fchetdenden DritttheUS der Herren Stadtverordneten, inglcichen zur Diederbesetzung einer davon bereit« durch Tod erledigten Stelle, ist die gesetzliche Neuwabl zu veranstalten. Die deshalb angefcrtigte und in Druck gegebene Wahlliste liegt vom 21. November bis mit 5. Decembrr in folgenden Geschäftslocalen, deren Inhaber sich der mit der Auflegung und Aushändigung verbundenen Mühwaitung mit danken«- verthrr Bereitwilligkeit unterzogen haben, als: bei Herren Grünthal üb Parthey, Tauchaer Str. N. A. R. Wittmaa«, Dresdner Straße 38, Gustav Hehler, Gternwartenstraßc 84, Gustav Geißler, Windmühlenstraße 17, Grau; Wittteh, Windmühlenstraße LI, Gruft Nodenourg, Windmühlenstraße S/S. B. H. ßieutemao«, Windmühlenstraße 38. Hermaan Meerstadt, Kvrnerstraß« 18. »arl Tvdt. Münzgaffe L, August Huhu, Dorotheenstraße «. August Lhärtgeu, Ranstädter Steinweg 13, 3 ult uv Hvffmaun, Petersstemweg 3, Karl Golzfch, Grrderstraß« «1, Gustav Iuekuff, Hainsiraßc IS. <V. A. Schubert Vtachs., Brühl 61. Gustav Stu«, Griu, maische Straß« 16, Albert Ander«, Grimmaischc Straße 6, Hah« üb Schelde, Pclersstraßc 86, Ostur Herbst, Südstraß« 19, au« und wir» vom 2l. November ab auf Verlangen nicht nur in diesen Geschäftslocalen, sondern auch im Rathhause. 1. Stock, in der Rathsnuntiatur den Stimmberechtigten in je einen» Exemplare ausaehänvigt. Bis zu Ende deS siebenten Tage« nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung, also bis mit Montag, den 23. November d. I., Nachmittag« 8 Uhr, steht jedem Be- tbeiligten frei, gegen die Wahlliste bei dem Unterzeichnete» Slatb« Einspruch zu erheben, über welchen dann binnen der nächsten sieben Tage Entschließung gefaßt und dem Ein spreche,»den eröffnet werden wird. Nach Lblaus obiger 14 Tage wird die Wahlliste geschloffen und ist den zu dirscm Zeit punkt« etwa noch nicht erledigte» Einsprüchen für die bevor stehend« Wahl keine weilere Folge zu geven; auch können Bürger, welche in der geschlossenen List« nicht eingetragen find, an der Wahl nicht Theil nehmen. Die Wahl selbst ist d,rect «nd bat jeder Abstimmende 10 ansässige und 10 unansässige Bürger zu erwählen; sie erfolgt durch Stimmzettel, welche bei der Abgabe uneröfsiiet in ein verschlossene» Behältniß einzulrgen sind. Aus denselben sind die zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Insoweit Stimmzettel dieser Vor schrift nicht entsprechen, oder Namen Nichtwäblbarer «nt- halten, sind dieselben ungiltig. Werden zu viele oder zu wenige Namen, also die Namen von mehr oder weniger Haus besitzern und Unausässigen, als oben angegeben, aus eiuem Stimmzettel gefunden, so wird hierdurch zwar di, Giltigkeit desselben nicht aufgehoben, es sind aber di« überzähligen Namen als nicht vorhanden anzusehm. Die Stimmzettel sind an einem der hierzu festgesetzten drei Wahltage, de» K. «nd 14. Deeemver ». «., in den Vormittagsstunden von 9—12'/» Uhr, oder in den Rachmittaasstunden von 3—6 Uhr tu dem Parterrrfaal« der Buchhä'udlerbSrse vor dem Wahlausschüße von den Abstim,»enden tu Person bei Verlust de« Stimmrechte» für dies« Wahl abiugeben und wäre es im Interesse einer raschen Abfertigung sehr wünschenswerth, 1) wenn vorzugsweise die zwei edieren Tagt von allen Wählern, denen dieselben irgend paffen, zur Stimm abgabe benutzt würden, da außerdem erfahrung-mäßig immer am letzten Tage ein allzu großer, die Abfertigung verzögernder Andrang zu den Stimmkästen statt« findet, und 2) wenn jeder Wähler an der Urne di« seinem Namen In der Wahlliste voranstehend« Listennummcr angeben wollte. Rach Anszählung der Stimmzettel werden die Gewählten durch den Wahlausschuß von der Wahl benachrichtigt. Leipzig, den 17. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. NitztLe. Lrffentliche Han-rlsletzranßalt M Leipzig. Am Dienste«, d. >2. November, Abend« 8 Uhr, Vortrag des Herr» vr. vtta Hetz». Lehrer« der Anstalt! Preußen NN» der deutsch« Zedieret». Eintritt stet. Zu gefälligem Besuch« ladet die Herren Principal« uud Handel«»«hülfen in hiesiger Siedl »rgedenst ,1, Carl Weisrn«, Direktor. Die Inhaber von Materialwaaren- und Tabakhandlmigen werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen nach 8- 3 deS Gesetze» vom 10. September 1870 zwar gestattet ist. an Sonn- und Feiertagen außer der Zeit de» Vormittags- gottesdienste» Eß- und Materialwaaren und die zu letzteren gehörigen Cigarren und Tabake zu verkaufen, nickt aber zu- gleich andere Maaren, insbesondere also nicht Ttgarrea« spitzen, LabakS« und Etgarrenpsetfen und andere Rauchutensilie«. Derartige Gegenstände dürfen auch Sonn- und Feiertag« nicht an den Schaufenster« ans gestellt «erden. Leipzig, am 9. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Attmann. Itr. Georgi. Vckanntmachnng. Die Anfnahme schnlpsttchttaer Kinder tn dt« LVendler'sche stzretschule betreffend. Diejenigen Eltern und Vormünder, welche für Ostern 1882 um Ausnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wendlcr'siüe Frei'cbule nacbznsuchen gesonnen sink, haben sich entweder am DtcnStag, den 84. d. M. 2 Ikhr, oder nm Freitag, den 2. Decbr. 2 Uhr in der Frei schule, Zöllnerstraße ä, pcrsönlicü mit den Kmdern eiiizusince» und zugleich Taus- und Impfschein de» Kinde« vorzuleaen. In die unterste Classe der Schule können nur Kinder Aufnahme sinken, welche in der Zeit vom l. Juli 1875 bis zum 30. Juni 1876 geboren wurden. Kinder, welche schon Schulunterricht genossen haben, können nur. soweit Raum noch vorhanden ist, in einer oberen Claffe der Schule aufgenominen werden. Leipzig, l!>. November >881. DaS Dirrctorimn der Wrndler'fchea Stiftung. Ausschret-en, Düngrralifuhrr ans vrm Vairifchen vatzn-os tn Lrtp,t> betreffen». Die Düngerabsuhre auf dem Bairischen Bahnhote hier soll, mit Vorbehalt der Auswahl unler den Bewerbern, vom 10. Februar 1864 ab verdungen werden. Reflektanten wollen Ilire Anerbietungen versiegelt bis zum 30. d. M. aus Unterzeichnete« Aurea» eturelcheu, bei de« dt« nähere« t'e» dingungen etnzulehen sind» und welche« die »skhlgr Auskunft rriheilt. Lechzt», am 17. November 1861. Königliches Abtdetluitgs-Ängentenrdnreau I. Bairischer Bahnhof. Llnladüng. Herr M. st. Vahs«, welcher als Vertreter der sächsischen Han- dels- und (Yewerbe - Interesse» die Aiisstellungen tu Sydney und Melbourne besucht, auch die TiIds'e.Inskln bereist bat, wird Dienstag, den 22. d. Mts., A»en»S » Uhr im großen «aal« des ttausniännischen Bereins-Hausc» eineu Vor- trag über Australien und die Llldsee-Ansrla tn ihrer Be deutung für Deutschland» Handel und «ewrrdsieth kalten. Kauileute und Industrielle, welche daran Interesse nehmen, können Eintrittskarte» auf unserem Bureau, Nenniarkl 19, I, tn Empfang nedmen. Leipzig, den 19. November 1881. Die Handelskammer. 1>r. Gachsmnth. Vr.Gensek.E. Nichtamtlicher Theil. Gestrrreichische Finanzen. Der Telegraph bat mit einer bewundern-weri. .» Aus, filbrlichkeit über die Erklärungen berichtet, weiche der vster> rrtchische Finanzminiffer v. TnnajewSki im Abgcord netcnhause über da- Budget abgegeben hat. Das Land der Gulden- und Kreuzcrzeltel ist bekauntlick in seinem Staats haushalte schon so lange mit einem chronischen Deficit be haftet, daß man die Zeiten, da Oesterreich- Finanzen noch in blühendem Zustande waren, als eine märchenhafte bezeichnen muß, als eine schöne Fatamorgana, deren baldige Wiederkehr Herr v. Tuiiajrwski freilich alle Weit glauben machen will. Löblich ist es immerhin, wenn der Herr Finanzminister die allcrarößten Anstrengungen macht, um da« Deficit zu tilgen; aber rS fragt sich auch, mit welchen Mitteln man den Schaden curiren will. Seine Ercellenz stellte den von den Conscrvativcn höchlichst bewunderten Tay auf, man müsse die llederschiisse besserer Jahre zur Deckung der Schulden früherer Jahre verwenden. Da« sagt so viel, daß zweinial zwei vier ist; wie Adam Riese Herrn v. Dunajewski belehre» könnte. Denn »m solch tiefe Weisheit zu ergründen, hätte man sicherlich den Herrn Finanzmiinstrr nicht gebraucht. ES fragt sich nur, und da» i>t de» Pudels Kern, wo di« Ucberschliffe besserer Jahre Herkommen sollen. Man will also die Einnahmen vermehren; uno zwar durch eine auch anderwärts beliebte Revision de« Zolltarifs, durch eine Petrolenm-Vorlage, sowie durch «ine Reform der directen Steuern. Reformen, und abermals Reformen: aber keine sicheren Ealellle mit gegebenen Verhältnissen! Mit anderen Worten, eS bandelt sich »m Steuererhvbungen, von denen wir von unsere», Standpuncte nur eine, die Branntwein steuer, zu bewilligen vermögen; di« denn auch in der Thal zeplant m. In Summa: die österreichischen Steuerzahler ollen noch tiefer in den Säckel greisen, um di« rapid sich irigernden SlaatsauSgaben zu decken; eine freilich sehr ein- acke. man ist verslicht zu sagen neude Finanzpolitik; nur werden unsere Freunde, die Oesierreicker. sich schwerlich wehler dabei befinden, al« wenn sie die Staatsschulden verzins«« müssen. Man sprach sogar von ..Ersparnissen"; und wir freuten u»S schon, Venn wir dachte», Land Oesterreich wolle einmal mit gutem Beispiele vorangehen und Ersparnisse bet seinen Armeeausgaben herbrisüb,en. Aber welch eine Täuschung! Nicht beim Militair-ütal. sondern bei den Btamtcupensioncn sollen Ersparnisse ri»gefl1brt werde». Man hat noch niemals gehört, daß tn Oesterreich mit den Bcaiiitenpeiisioiien ein desondcrer Lupus getrieben wurde; man weiß im Gegentheil. daß daselbst namentlich di« untern Beanilenclaffen äußerff knapp gehalten werde» uud daß Dem entsprechend auch die Pensionen zui» Leben zu wenig, zum Sterben zu viel sind. Welch eine Grausamkeit der Slaatsraison. darf man sagen! WaS da noch abgespart und abgezwackt werden könnte, ohne die Betroffenen von der großen in di« äußerste Noth r„ »ersetzen, ist uns unerfindlich. Herr v. Dunajewski feilscht in der Thal um einen Mund voll Brod bei Leuten, welche ihre ganze Lebenskraft dem Vaterland« gewidmet haben. Die Oesterreicher, wenigsten- die denkenden, werden also nicht einsehen können, daß die neue Finanzpolitik de» Herrn FinanzmlNifterS eine Wohlthat für das Land ist: wenn sie auch von der feudal-slavischen Mehrheit des NeichSrathes noch so laut bejubelt und beklatscht wird. Herr v. Dunajewski bat ferner gesagt, c« mache sich ein wlrthschaftlicher Aufschwung in Oesterreich bemerkbar. Wir können zwar nicht recht daran glauben; wenn aber die Sach« sich dennoch so verhalten sollte, so wäre es denn doch keine ffinanzvolitik, dies biSchen Aufschwung durch erhöhte Steuerlasten sofort wieder aus saugen zu lassen. Das Land, will »nS bedilnken. wird die Heilsamkeit dieser neuen Finaiizkuilst um so weniger verspüren, alS der Auf schwung nicht vorhanden, die Vermehrung der Belastungen aber eine Tbatsache ist. Somit dürste diese stinanzpolitik nur dabin führen, daß sich die finanziellen Verhältnisse Oesterreich- noch mehr verschlechtern WaS „ützl eS de», Volk, wenn man ihm eine Last von der reckten Schulter nimmt und sie verdovpclt auf die Linke ladet V Der gute Oesterreicher wird diese Wendung mindesten- nicht bejubeln; die e» aber gethan, »iliffcn einer ganz eigenen SpecieS von Palriole» sein. Leipzig, 20. November. Die Schwicriakcileii, welche unsere lniicr-politische Lage beherrschen, beeinflussen die Präsidentenwahl iin Reichs tage in ungewöhnlichem Grade. Die Wahl selbst sollte am Sonnabend Nachmittag vollzogen werden, und man braucht kein Prophet zu sein, ui» da» mulhmaßliche Ergebniß im Voraus zu verkünde». Wenn nicht alle Anzeichen trügen, haben wir ein Präsidium Levctzow-Franckenstein-Hänel zu erwarten. Ueberraschnngen in anderer Richtung scheinen nickt aus geschlossen, liegen jedoch nicht iin Bereiche der Wahrschein lichkeit. Wie es heißt, ging die Ausstellung einer Cantidatur Stansfciiberg sür den ersten Sitz von der Fortschritts partei ans, und zwar ans besonderen Vorschlag de- Aba. Hänel, eines Mannes, welcher rn den gemäßigten Mit- aliekcru dieser Pariri zählt. Tw Zustimmung der National- ItkerAlen zx vieler Combinatton ist, wie man uns be richtet. nicht durch Fractionsbrschluß. sondern a»S der Ent schließung der Parteiführer erfolgt. An der Genehmigung der eingegcrngcnen Verpflichtung durch die Fraktion wnrde indessen nicht gezwciselt. Die Kandidatur Hänrl's für die Stelle als zweiter Licepräsirent verdankt ihre Anregung der ücntrnni Sparte! und ist sofort von allen Parteien, auch von der Fortschrittspartei und den Seccssicnistcn, ge nehmigt worden. Herrn von Levetzow. der LandeSdirector der Provinz Branrcnburg. wird neben seine»» höflich-feinen und gewinnenden Wesen auch die sachliche Befähigung sür daS llderauS schwierige Amt, die Debatten de» Reichstags z» leiten, zngcsprockicn. Die Herren von Fra» ckenstein nnv I)r. Hänel haben schon zu wiederholten Malen Gelegenheit gehabt, ihr« Ge schicklichkeit in der Führung der Präsidialgeschäste zn be kunde». Die kleineren Gruppen des Reichstag- dürsten sich anläßlich der Präsidentenwahl voraussichtlich svallen. Während die Volk-partei »»d die Sveialdemokraten de» Abgeordneten von Staussenderg als ersten Präsidenten billigen, werden wohl Polen. Welsen »nid Protestler ihre Stimmen auf den Name» de- Hern» von Levetzow vereinigen, der also immer hin der Erwählte einer Zweidrittelmehrheit sein wird. lieber die an, Freitag sial tgcsundenen Fraction-vkrhcnidkungrn weiß die „Bosstsche Zeitung" noch Folgende- zn berichten: „Nachdem Vertreter der nationallibrralen Partei mit delicn der Seeessionisten censerirt haben, kann eS als sest- stehend gelten, daß Frhr. v. C taufsenbera al» Candidat sür die Stelle de- ersten Präsidenten von allen liberalen Gruppen ausgestellt werden wird. AuderrrscitS werden Cent rum und Conservative gemeinschaftlich operiren »nd für Herrn v. Levetzow stimmen, doch berieth da« Cenlrum Mittag» noch über seine endgiltige Entscheidung. Für die Wahl de- erste» Präsidenten dürste daS Verhalten der Polen und Elsaß-Lothringer den Ausschlag geben; die Polen waren gegen Mitlaa ebenfalls z» einer Besprechung zusamnikngetrrte». Die Wahl de» Frhrn von tzrancken- stein zum ersten vieepräsidenten dürfte ohne weiteren Ansrand erfolgen. Dir liberalen Gruppen stellen sür den Posten de» zweiten Vieepräsidenten die Canoidatur des Abg. Vr. Hänel aus." Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" dom Freitag bringt an der Spitze des Blatte» die folgende, man darf wohl sagen ossicielle Darlegung des Standpunktes der Negierung dem neuen Reichstage gegenüber: Wlr lesen tn verschiedenen Blättern, sowohl liberalen aU con- servottven, Mlrrlftllungeii, al« ob »wtlchen Sr. Majestät dem Kaller und dem Reichskanzler irgend welch« Dtsserenzen bestanden hätten, welch« erst durch wiederholt« Vorträge beglichen worben waren. Dies« Nachrtchten sind durchweg au« der Lust grgrtssen. iNetnungsverschtedenlftlten I-aben weder l, der Berganarnhelt. noch ia der Gegenwart be standen. Der Geaeiiliiwv der Veraidunaen war rin ganz natttr- llcher und selbstverständlicher. Der Kaiser hat mit dem Reichskanzler erwogen, welch, Slellung angesichts dt« aussälllgen Wahlergebnisses etnzunchincn sein wird, und blcse Erwägung hat Seine Ma,estät zu dem Beschlüsse geführt, die Opposition aufzusvrdern» daß sie sich nicht mehr nur negativ, sondern auch positiv au dn Leitung ber Gaschäste betheMg». Es wird sich bet diesem Versuch« zeigen, ob da« Wahlergelmlß der Ausdruck einer besiiminteu Abneigung des Volke« gegen dt« soetale Reform ist, zu welcher sich der Kaiser schon tn verschiedenen Thronreden. namentlich tn dn vom Februar Jahres, bekannt hat. Besieht in der Dhat ela« solch« Abarsglina, und zwar bewußt uud dauernd, so dürft»»» wettere Schritte aus diesem Gebiet» unterbiet»«». Dle gletch« Erwägung findet aus dem wedlet» der Zoll« und Vteurrgrsetzgebung statt. Der Kaiser hat im Grund« genommen kein etgeniltche« gehobenes Interesse an der Frage von Sch utzzolliindFrethandel, von directen oder indirekten Steuern. Wenn die Mehrheit der Bevälkeruiig dorzleht, die uuabwelsdaren Staatslasten direct auszubrlnaen, so werden sür dl« nächsten Be- dürfntbsälle Steigerung der Einkommen-, Elasie» und Wewerde- steuern ebenso gut wie die Besteuerung de« Tobaks mtl oder ohne Monopol in Vorschlag gebracht weeven kännen, und wenn di« Bevälkrrung durch Ihre Wähler zu erkennen gtebt, daß sie dauernd überzeugt ist. bei dem FrelhondelSsystem von 1865-1877 bester gestand» zu habe«, wt« unter dem heutigen Schutz« «alänAscher Produktion, so wird der Kaiser »ad seine Regierung jede« Maß von Handelsfreiheit ebenso gut ertrage» können, wie die Nation. Dle jüngsten Wahlen gebe» uun allerdings der Vermittln«»» Raum, daß die ländliche Bevölkerung «nd dl« Arbeiter, welche für sortschrittlsiche Laudidatr» gestimmt habe», keinen Zollschutz, keine Minderung der dtrecte« Steuern «nd Gemeiadelasirn und keine socialen Re. formen haben wollen, denn dir Opposlilon gegen dreien Loarplt-x von Maßregeln bildet die Jedermann bekannte Signatur des Fort- ichrttt« und der Vecesstontsten, welche durch die Neuwahlen elncm so unrrwartetcn Zuwacs^ erhielten. Der Freihandel lieferte die Fahne, unter welcher dir Seeessionisten da» national liberale Lager verließen, zu deren Faline also dev de» üngsteu Wahlen die Wähler von 105 Reichslagsabgeordnctttn ge- chworeo. Wir werden abwarten müssen, wie in den Vlbstimniwagen ich die Ziffern weiter gruppirrn, um danach unsere «vlrthsch« slllch« , Zukunft bkurthetln» zu kännen. An anderer Stelle bemerkt die ,.N. A. Z ", daß di« Botschaft des Kaiser« „die kategorische Widerlegung der in neneren Tagen wieder sich vordrängenden Partcifictlon sei, die zwischen „Kaiser" und „Regierung" einen Gegensatz aufzustellen bemüht gewesen sei. Die Botschaft entbiieltr ein kal seitliches Programm, durch dessen Kundaebungstch ein Hauch der Empfindung ziehe, daß der 85 jährige Monarch nicht daraus rechnete, seine Pläne noch selbst bis zstt End« durchführen zu können, jedenfalls aber entschlossen sei» seinen Willen, und wenn eS sein letzter Wille ist, seierlüch kund- zuqebcn." Jedenfalls ist dir Entschiedenheit bemrrkrtasweriß. mit welcher die osficivsen Blätter die Pläne des Reich-kanzler« al« auf den speeiellen Wünschen Seiner Majestät, fußend darstellen. Die Ultramontanen beeilen sich, da« Regierung«- Programm, wie es in der kaiserlichen Botschaft nüedergelegt m, für ein regelrechte« Uedereinkommrn zu „apttrrn", d. y. sich zurrcbt zu lege»; und man muß nach Lag« der Dinge zuaeben, daß sie geschickt genug dabei verfahren. Wenn der Reichs kanzler ,»it den Centrumsfuhrern in die angnkündigten Unterhandlungen Antritt, so werden diese zweifello« zu eine» Ziele führen, sobald al» Grundlage di« Vorschläge fastgehaltea werden, welche die parteiofsteiöse „Germania" entwickelt. Fürst Bismarck will die Arbetterdersicheruna, da« Eentrum will sie auch. Fürst Bi»marck hat schon a» 2. April d. I. erklärt» ihm schwebe al- Ideal die Bildung korporativer Genossenschaften zu den Zwecken der Versickerung vor, da« Eentrum hält ihn bet diesem Wort fest und ersucht ihn kreundschastlickst, da« staatSsocialistisch« Beiwerk al« eine den Kern der Sach« verdunkelnd« Ungeheuerlichkeit sortznlasien. Fürst Bismarck verlangt da» Tabaksmonop»!, da« Eentrum sagt nicht direct „Nein", aber e« giebt u» er wägen. daß es doch recht unzweckmäßig wäre, die Pferd« dimer den Wagen zu spannen, «nd daß sich Lb«r dt» Steuerreform schon werde reden lassen, wenn nur erst durch die ., «raantsatorifche» Gesetze" da« Be» dürfnlß und die Verwendung dar neuen Einnah« gesetzlich festgestellt worden. Und wen» endlich der Reichs kanzler di« »wesjährtge Budaetpertode auf« Neue für unadwendtich erklärt, so stehen die Ultramontanen dieser For derung nickt »ehr so schroff gegenüber, nachdem die jährliche Berufung de« Neich«tag« außer Frage sieht. Man sieht anch hier, daß. wer zur Uetergabe bereits innerlich entschlossen ist» »m die Gründe sür seine Eapitulatto« nicht verlegen zu sein braucht. Iedensall« fehlt es nicht an Verständigung«» «nd Berührungspunkten zwffchen dem Fürsten Bismarck und Herrn Windthorst; «ineTbatsache. üb«, di« man sich auch in, liberalen Lager gar keine falschen Vorstellungen macht «nd die vor Allem nicht durch das oberflächlich« Absprrchea an der Welt zu schassen ist, daß die Forderungen de« Eentrum« in Rücksicht ans ven Üulturkampf doch eigentlich unerfüllbar seien. Sit brauch« auch sür jetzt gar nicht in ihrem volle» Umsang« erfüllt zu »«erden, da« Eentrum ist. wie wir wieder holt au»geführt, billiger zu haden. Schließen sich so die Kreis« de« reactlvnalrrn Bündnisse« immer enger, so ist ein natür licher Gegenstoß die Einigkeit der liberalen Fraktionen ein Gebot, dessen Nothwcnvigkeit in allen drei Grnpvcn allmälig und gleichmäßig anerkannt wird. Mit am meisten in der „kaiserlichen Botschaft" bat wohl die destimnile Ankündigung überrascht, daß vom Reichtstag jetzt die Entscheidung über da« Tadaksm, nopol «ingeholt iverdea soll. Nachdem sich nicht nur all» liberalen Ri^ tungen, sondern auch da« Eentrum und selbst manch« Eonservativ« mit Entschieden beit gegen diesen Plan aus» aesvrochen haben, ist der Gedanke, hierfür eine Mehrheit ia diesem Reichstag zu finden, ganz ausgeschlossen, und der Plan, etwa wegen dieser Frage den Reichstag aufzulösen und da« Monopol znm Schlachtruf bei eine», neuen Ruf an da« Volk »u machen, würde so ungünstige Aussichten für den Reichskanzler eröffnen. daß man eine solche Absicht bei einem so klugen StaatSmanne nichl wird Vvraus- setzen können. Ein Räthsel bleibt es also, woher die Regierung die Zuversicht schöpfen konnte, das Monopol jetzt tn so bestimmter Welle anzUkttndigen. Brmerkensiocrth m badet aber, daß das Monopol jetzt nicht mehr als „Patri monium der Enterbten" vorgesührt wird, von diesem Schlag wort. da« in der Wahlbewegung eine fo große Rolle gespielt und dir oppositionelle Stimmung wesentlich verstärkt hatte, ist nicht mehr die Red«; mit den socialen Nrformplänen wird das Monopol nicht mehr In Verbindung gebracht, sonder» es erscheint jetzt wieder lediglich als ein Glied tu der Kette neuer steuerpolitischer Maßregeln, gleich den Vorschlägen aus Erhöhung der Getränkesteuer»', und wird wieder unter dem alten Gei,cht«punet der Entlastung an drückenden directen Steuern emvsohlen. E« ist »oohl angebracht, aus dies« Wandlung hinzuweisen. Es ist von ganz besonderem Interesse, den Eindruck fest- z,»stellen, welchen die deutsche Thronrede aus die politi sche« Kreis« de« uns befreundeten Oesterreich» hervorge bracht hak. Da« „Fremden bla kt" findet in derselben Nicht«, was von irgend »liier Partei al« eine ihr gemachte Eoncesston »u denten wäre. Au« der Thronrede spreche di« Uederzeugung. daß dl« deutsch« Nation in ihrer inneren Entwickelung an einem wichtigen Wendepunkt angelangt sei. Die Friedensbot schaft de, Thronrede werd« Überall ans da« Freudigste be grüßt werden, ganz besonders warm in Oesterreich - Ungarn, da« di« Bemühungen Deutschlands auf Bewahrung de« Fris» deus seit Jahre» treu und rückhaltlos unterstützt«. — Di« „Presse" sagt: „Die Botschaft markirt in gewisser Weis« da« Ende der Krisis, indem r« die völlige Uebereinstimmuna de« Kai ser« mit der gelammten inneren Politik de« Kanzler« kund-kebt. Di« Bedeutung der ernsten Frieden-Worte an» Beginn einer neuen Aera Frankreich« spring« klar tn die Auge«. Niemals
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