Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-25
- Monat1881-11
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. NkSilltion und Llptdition JohanneSgasie 33. Lprrchlliindr» -er Urdartiau: Vormiltogs 10—12 Uhr Nachmiliags 4—6 Uhr. HLr tu Riuk-ade k>n-ki»ntl-r Manulcnrir macht sich »I« Netaciion Nlchi «ertuiril» . -- Au»atz«e der für die nächstfolgende Rnmmer deftinimten In, ernte an Wochentagen d,s 2 Uhr Nachmittags, a» Tonn- nud Festtagen früh bis ',Ü Nhr. 3» ütu ^illalrn für Ius.-Ännahmn Ltto Aleinm, UniversttSisstraße 21, Louis Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur bt» ',.3 Uhr. WMtr.TlMUM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeWftSverkehr. Auflage Aboannarntsvrris vlertelj. 4'/, Üicl. Bringerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iur Extrabeilage» ohne Postdciürderung 33 Mt. mit Postbeförverung 48 Mk. Inserate üqeivaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schrillen laut unierem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Lttlamen unter örn NeLartionakrich die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die Expedition tz» jendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoaunieriunjo oder durch Post nachnahme. 3L9. Freitag den 25. November 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekaniltmachllug. Zur Ergänzung des mit dem 2. Januar 1882 au«- scheidenden DrilttheilS der Herren Stadtverordnete». ingleichen zur Wiederbesetzung einer davon bereits durch Tod erledigten Stelle, ist die gesetzliche Neuwahl zu veranstalten. Tie deshalb angescrtigte und in Druck gegebene Wahlliste liegt vom 2l. November bis mit 5. Decciiiber in folgenden Gefchäslslocaleii, deren Inhaber sich der mit der Auslegung und Aushändigung verbundenen Mühwaltung mit dankens- wcrther Bereitwilligkeit unterzogen baben, alS: bei Herren tErünthat L Parthey, Tanchaer Str. t l, F. R Wittinanii, Dresdner Straße 38, Gustav Aehler, Sternwartenstraße 34, Gustav Geistler, Windmühlenstraße l7, Kran; Wittiey, Windmühlenstraße 51, vrust Rothenburg, Windmühlenstraße 8, B. 4p. Leutenranu, Windmühlenstraße 38, Hermann Meerstedt, Körnerstraße 18, barl Tobt, Münzgasie 5, August Kühn, Dorolheenstraße 6. August Tharigen, Ranstädter Steinweg 13, JuliuS Hoffman», PeterSsteinweg 3» Hart Golzsch, Gerberstraße Ol. Gustav Juckuff, Hainstraßc 18, b. F. Lehubert Rachf., Brühl 61. Gustav RuS, Grimmaischc Straße 16, Albert Anders, Grimmaische Straße 6, Hahn L Scheibe, PeterSstraße 36, OStar Herbst, Sütstraße 19. au- und wird vom 2l. November ab aus Verlangen nicht nur in diesen GeschästSlocalen, sondern auch im Rathhaufe, 1. Stock, in der RatbSnmitiatur den Stimmberechtigten in je einem Eremplare auögckändigt. Bis zu Ente dcö siebenten Tage» nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung, also bis mit Montag, den 28. November d. I., Nachmittags 6 Uhr. steht jedem Bc- lkeitigten frei, gegen die Wahlliste bei dem Unterzeichneten Ratbe Einspruch zu erbebe», über welchen dann binnen der nächsten siebe» Tage Entschließung gefaßt und dem Ein- sprcchcnden eröffnet werden wird. Nach Ablauf obiger 14 Tage wird die Wahlliste geschlossen und fft den zu diesem Zeit punkte etwa noch nicht erledigten Einsprüchen für die bevor stehende Wahl keine weitere Folge zu gcoenj auch können Bürger, welche in der geschlossenen Liste nicht eingetragen sind, an der Wabt nickt Theil nehmen. Die Wahl selbst ist direct und hat jeder Ubstimmende 10 ansässige nnd lO unaiisässige Bürger zu erwählen; sie erfolgt durch Stimmzettel, welche bei der Abgabe unerösfnet in ein verschlossenes Behältniß cinzulegen sind. Aus denselben sind die zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Insoweit Sliminzcttel dieser Bor schrist nicht ciitixrcchcn, oder Namen Nichtwählbarcr ent halte», sind dieselben ungiltig. Werden zu viele oder zu wenige Namen, also die Namen von mehr oder weniger Ha„S- besitzeri, nnd Unansässigen, aiS oben angegeben, aus einem Stimmzettel gefunken, >o wird hierdurch zwar die Giltigkeit desselben nicht aufgehoben, cS sind aber die überzähligen Namen a>S nickt vorhanden anziiscbcn. Tie Sliinmzellct sind an einem der hierzu festgesetzten drei Wahltage. de» 8., 8. «nd Ist. December ». v., m den BorniittagSstiiiiken von 9—12'/, Nbr. oder in den NachmittagSs,linden von 3—6 Uhr tn dem Parterrefaale der Buthhändlerbörse vor dem Wahlausschüsse von den Abstimmende» tn Person bei Verlust tcS Stimmrechtes für diese Wahl abzugeben »nd wäre es im Interesse einer raschen Abfertigung sehr wünsckenSwerth, 1) wenn vorzugsweise die zwei ersteren Tage von allen Wählern, denen dieselben irgend paffen, zur Stimm abgabe benutzt würden, da außerdem ersabrungSmäßig immer am letzten Tage ein allzu großer, die Abfertigung verzögernder Andrang zu den Slimmkästen statt findet, und 2) wenn jeder Wähler an der Urne die seinem Namen tn der Wahlliste voranstehende Listennummer angebcn wollte. Nack Auszählung der Stimmzettel werden die Gewählten durch den Wahlausschuß von der Wahl benachrichtigt. Leipzig, den 17. November 188l. Der Rath der Gtadt Leipzig. Ür. Georgi. Nitziche. Bekanntmachung. Um sestzustellen, inwieweit die von hiesigen Gast- und Schänkwirthen gebrauchten pneumatischen Bierdruckapparatc in Bezug aus Eonstruction. Ausrüstung und Ausstellung den Vorscheinen des ortspolizeilichen Regulativ-. die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatisch»» Bierdruckapparate in Leipzig betreffend, vom 24. Juni l88l entsprechen, soll ein mit dem erforderlichen Sackverständniß auSgestatteter und sonst vertrauenswürdiger Mann mit eine», monatlichen Gehalt von 150 Mark gegen 14 tägige Kündigung angestellt werden. Mechaniker. Klempner, Schlosser, Kupferschmiede »nd äbnlicke > Prosessionistcn, welche sich dieser Function gewachsen fühlen aber nicht selbstständig mit der Herstellung von Bierdruck- appar». ,fx„ sich beschäftigen dürfen, werden daher ausgesordert etwaige Bewerbungen um diese vorübergehende Anstellung innerhalb ^>- nächsten 14 Tage schriftlich hier anzubringen. <k'PZ'g. am 22. November l88l. Der Rath der Stadt Letpzta. Vr. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Tie von unt , nm tO. diese- Monat» zur ander»etten «erMtethnna versteigerte« Loeatttckte« der htestae« xurgkeller. st. ,estauratton nebst Anh-Hstr sind dem »»«dstdteter r» ,^schlagen worden und entlaste» wir daher in Gemaßke, , he, Versieiqernng-bevingungen die Uhrt- st*» «"ter hier, «jt ihrer Gebote. Leipzig, den 19. November I88l. Der Rath der Stadt Leipzig Der Inhaber de« abhanden gekommenen Sparcaflen- quittungSbuckeS Serie I. Nr. 37,472 wird hierdurch aus- gefordcrt, sich damit binnen 3 Monaten und längsten» am 26. Februar 1882 zur Nachweisung seine- Rechte», bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcaffen-Ordnung gemäß dem angemeldeten Berlusttriiger nach ersolgter Beeidi gung seiner Ansprüche der Inhalt dieses Bucke» auSgrzahlt werden wird. Leipzig, am 2«. November 1881. Die Verwaltung de« Lethhanfe« und der Sparkasse. Bekanntmachung. Der am 16. August r». o. vernorbcue Rittergutsbesitzer Herr Atto Friedrich Ferdinand von Posern aus Oelzschau hat der hiesigen Armencaffe letztwillig ein Ver- mächtniß von Sechstausend Mark au«gesetzt. Für diesen Beweis hochherziger Gesinnung und Mild- thätigkeit fühlen wir un» gedrungen, dem Verewigten unser» innigsten Dank in da» Jenseits nachzurufen. Leipzig, den 2l. November >881. DaS Armen«Direktorium. Ludwig-Wolf. I. Bekanntmachung. Die Ausnahme schulpflichtiger Rinder t» -t« Wendler'sche Freischule betreffend. Diejenigen Eltern und Vormünder, welche für Ostern 1882 um Ausnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wendler'sche Frcischule nachzusuchen gesonnen sind, haben sich entweder am DienStag, den 2»'. d. M. 2 Uhr, oder am Freitag, den 2. Decbr. 2 Uhr in der Frei« schule, Aölluerstraße S, persönlich mit den Kindern einzufinkcn und zugleich Taus- und Impfschein de- Kinde- vorrutegcn. In die unterste Claffe der Schule können nur Kinder Ausnahme finden, welche in der Zeit vom l. Juli 1875 bis zum 30. Juni 1876 geboren wurden. Kinder, welche schon Schulunterricht genossen haben, können nur. soweit Raum noch vorhanden ist, in einer oberen Claffe der Schule ausgenommen werden. Leipzig, 19. November l88l. Da« Direktorium der Wendler'sche» Stiftung. Ben Handelsverkehr mit Australien -etr. Herr M. F. Vahse wird in der Zeit vom 23. bis 26 d. M. jeden Bormittag von 9 bis 12 Uhr auf unserem Bureau, Neu- markt 19, I., zu sprechen sein, um aus Fragen, welche den Handels- verkehr mit Australien betreffen, Auskunft zu ertheilen. Leipzig, den 22. November l88l. Die Handelskammer. vr. Wachs muth, Vors. vr. Gensel, S. vr. Georgi. :tvß. Nichtamtlicher Theil. Deutsche in Ungarn. Obwohl eine deutsche Dynastie über Oesterreich-Ungarn herrscht, obwohl neun Millionen sechsmal hundert Tausend Deutsche in diesem gesegneten Lanke wohnen, welchen die Monarchie ihren Wohlstand, ihre Gesittung, ja ihre Macht stellung in Europa verdankt — die planmäßige Unterdrückung des Dentschthumö von Wien und Pest aus mit Hilfe einer bicr rein magyarisch, dort slavisch-födcralistisch organisirten Regierung ist eine Thatsachc, welche überall Unwillen her vcrrust, so weit die deutsche Zunge klingt. Tie Zustände in Ungarn spotten bereit» jeder Be schreibung; man kann sich im weiten Deutschen Reiche kaum eine Vorstellung davon machen, mit welcher rassinirlen Bos heit die Vollblut-Ungarn bei der Entnalionalisirung, bei der ÄuSrottung dev Deutschthum» zu Werke gehen, und mit welchen ungebcuren Schwierigkeiten auch die natürlichsten, die gerechtesten, seit Jahrhunderten geheiligten Bestrebungen die Deutschen in Ungarn zu kämpfen haben. Gegenüber keiner der verschiedenen Nationalitäten Ungarn- verfährt die Pester Regierung rauher, rücksichtsloser und himmelschreiend un gerechter als gegen die friedlichen, arbeitsamen und in jeder Beziehung fortgeschrittenen Deutsche». ES mag dies seinen Grund darin haben, daß die übrigen Natio nalitäten eine größere Widerstandsfähigkeit gegen die Magvarisirung an den Tag legen al» die Deutschen, die nur zu oft der eigenen Kraft mißtrauen und da» Beste vom Himmel erhoffen. Die ungarische Regierung mag Alles eher dulden, al» daß man von einer deutschen Nationalität in Ungarn auch nur sprechen darf; obwohl die Deutschen in Ungarn mehr als rwei Millionen zählen und die wohl habendste und strebsamste Nationalität bilden, dasjenige Volkslhum überhaupt, auS welchem sich vorzüglich die In telligenz der Magyaren, soweit von einer solchen überhaupt die Rede sein kann — recrutirt. Daher der Haß gegen Alle» waS deutsch heißt, daher da« unerhörte Bestreoen der ungarischen Regierung, gerade diese Nationalität am meisten zu nntcrdrücken, um sie desto sicherer in die Arme de- nimmersatte» Magyarenthum- zu treiben. Aber hier und da trifft man koch noch in Ungarn ein rege- nationale« Gefühl bei den angesessenen Deutschen, und eS ist ergreifend, wie diese schlickte» und tüchtigen Leute für die Erkaltung ibrc» deutschen Wesen», ihrer Sprache und Gesittung eintreten. Der „Allgemeinen Zeitung" wird darüber ein rührende« Beispiel berichiet. Um sowohl die Deutschen al« die Serben zu magyarisiren, errichtete die ungarische Regierung in Neusatz neben dem bestehenden confessionetten serbischen Gvmnasiuiil ein ungarische« StaatSaymnasium. Die ungarischen Lehrer an diesem Gymnasium hatten gleich an- saiiqS nicht« Belfere« zu tbun, al» sich Über alle« Deutsche lustig zu machen, alle« Deutsche zu verunglimpfen. Endlich rafften sich aber die Deutschen auf und wollten ihre Kinder nickt mehr in» ungarische Gvmnasiui» schicken, wo sic kein deutsche« Dort, wobt aber elende Sckimpsreden über die Deutschen zu hören bekommen. Sie beschlossen daher, in Neusatz eine deutsche Gewerbeschule mit deutscher VcrlragS- sprache zu errichten. Diese schlickten Leute — e« sind meist arme GcwerbSleute — haben mit ihren Sparpfennigen einen Fond- zusammengeschcffen. au» welchem diese Gewerbeschule erhalten werden sollte. Aber welchen Schwierigkeiten begeg neten sie bei der ungarischen Regierung I Ueber zwei Jahre dauerte e-, bi- sich die ungarische Regierung entschloss«» hat, die Errichtung dieser deutschen Gewerbeschule zu bewilligen, und dann wieder mit vielfachen Elauseln, unter welchen die Kenntniß der ungarischen Sprache von Seiten der Lehrer an erster Stelle verkommt. — Ist e- nicht unerhört, einem strebsamen Volke selbst die Mittel zur Förderung seiner Bil- düng zu erschweren? Fast scheint e». at» betrachte Herr Ti« za und die ihm blind ergebenen Werkzeuge seiner deutsch- eindlichen Regierung die deutsche Enltur al« einen Makel ür Ungarn Wie gelaffen sieht man dock diesen Ungerechtig keiten in Wien zu, obwohl eine hochentwickelte deutsche Presse daselbst sich der geknechteten LandSteule mit Muth und Thatkrast annimmt! Diese« Pröbchen ungarischer Regierung»mnst steht natür lich nicht vereinzelt da; alle Mittet und Wege sind der Pester Regierung gerecht, um ihre Zwecke durchzusetzen. Bor einigen Wochen war es da« erste Mal, daß ein deutsche« Blatt in Ungarn einen Preßproceß hatte. Wie aber ging Da« zu? In Ungarn giebt e« rin Dutzend deutscher Provinzblätter» die aoer alle im Solde der ungarischen Regie rung stehen. ES sind eben magyarische Blätter» die in deutscher Sprache geschrieben sind! Eine Ausnahme macht in neuester Zeit die in Neukatz erscheinende „Batsch-Rodroger Presse". Sie hatte zur Zeit der deutschen Tbratersrage in Pest einen sehr heftigen Artikel auS dem Berliner „Export" abgedruckt. Die ungarische Regierung besann sich lange, einem deutschen Blatte den Preßproceß zu machen, denn man ollte e- nicht wissen, daß auch die Deutschen in Ungarn gleich den übrigen Nationalitäten Opposition machen. Endlich wurde aber nach einem Jahr doch der Preßproceß eiagrleitrt, und die Pester Jury verurtbeilte den Redacteur Fach« zu l4 Tagen Grsängniß und 10O Gulden Geldstrafe. Dag die wenigen deutschqeschriebenen und dabei deutschgefinnten Blätter !n Ungarn einen schweren Stand haben, um sich zu behaupten, ist. nach Allem wa» man au» dem Lande hört, nur allzu wahrscheinlich. Ein vor trefflich redigirteS und den Kamps gegen daS andrängeude Magyarenthum mit Muth, Geschick und Besonnenheit ührendeS Blatt ist daS in Hcrmannstadt erscheinende „Siebenbürgisch-Dcutsche Tageblatt", daS wir Denjenigen unserer Leser empfohlen haben möchten, die sich für unsere Landsleute in Ungarn warm interessiren und denen daran g«l»en ist. de« Ellltnrkampf der Deutsche» gegen di» ungarisch« Gleichmacherei „von Staat« wegen" eingehend z» verfolgen. Die Ausgabe der deutschen Presse aber muß e« sein, immer und immer wieder aus diese trostlosen Zustände in Ungarn binznweisen und dadurch unseren unglücklichen StammeSgenoffen eine moralische Stütze zu gewährcnsje einhelliger Dir« geschieht, um so eber werden die ungarischen Machthaber zur Besinnung kommen und wenigstens zögern, mit weiteren, noch mehr drakonisch angehauchten Maßregeln gegen die Deutschen vor zugehen. Vielleicht daß die Ungarn dadurch auf die Majestät de« neuen deutschen Reiche» hingewiesen werden, da» noch dazu die Ehre hat. der politische Bundesgenosse Oesterreich- Ungarn» zu sein, und wenn immer nvthia mit dem Gewichte seines Ansehens für die Interessen dcS Nachbar» einzutreten Leipzig, 25. November. Die „Provinzialcorrefpondcnz" läßt sich herbei, der nationalliberalen Partei große Lehren zu ertheilen. Sie beschäftigt sich in einem ihrer doctrinären Artikel, deren Ton der Bevormundung nachgerade den Wahlergebnissen gegenüber etwa« naiv erscheint, mit der „gemäßigt liheralen Partei", indem sie hervorhebt, daßsich die nationallibe rale Partei nach wie vor sür den Mittelpunkt und zutresfcn den Ausdruck der ganzen liberalen Partei halte, wäh rend da« Volk in den Wahlen ihre Partei und ihre Auffassung gerade am meisten verleugnet habe. Durch die Wahlen sei der Schwerpunkt innerhalb der liberalen Partei nach link» verrückt worden. Die conservativ-liberale Verbindung, auf welche sich in früheren Zeiten die Regierung stützen konnte, könne unter den jetzigen Verhältnissen nickt mehr al- Grund lage einer Mehrheit behandelt werden, da die Gemäßigt- Liberalen auf kaum 40 Stimmen herabgesunken sind Weiter heißt e» wörtlich. Allerdings war e< lange Zeit hindurch, seit der Beendigung de« ikonslict« und der Gründung de« Norddeutschen Bunde«, die Hoff- nung der Regierung aewesen, au» den alten Lonservativen, welche die Unterstützung der Krone Preußen aus den geschichtlichen Grund lagen von >cher al- eine ihrer Houpiausgaben erkannicn, und den neuen konservativen, welche dir nationalen Einrichtungen in dem Geist nnd Sinn, der sie in« Leben gerufen, fortbilden wollke», immer mehr eine feste, zugleich fiaalSerbaliende und im besten Sinne freisinnige Mehrheit zu bilden; aber aus diese Hoffnung hat sie zu- nächst verzichten müssen, al« sie sah. daß die Band«, welch« nach der geschichtlichen Entwickelnng der letzten Jahrzehente unsere tonan- gebenden Liberalen mit den Demolraten, den ewigen Feinden jeder geordneten, zumal monarchischen Regierung, verbinden, noch zu stark find, als daß die sogenannten „Gemäßigten" in entscheidenden Augenblicken dem unheilvollen Zuge zu dieser Gemeinschaft mit den fortschrittlichen Elementen widerstehen könnten. An diesem Zuge nach links ist die nationalliberale Partei zu Grunde gegangen, sie ist in der „großen liberale» Partei" begraben, i» welcher die Demokraten von 1878 da« entscheidende Wort reden Wenn e« wahr wäre, daß die Rationalliberalen in den Dingen die der Regierung besonder« am Herzen liegen, annähernd denselben Grundsätzen huldigen wie früher <wa« durch ihr parlamentarische« Verhalten freilich nicht erwiesen ist), Io baben sie sich doch neuerding« durch die Verbindung mit den grundsätzlichen Gegnern der Regierung dir Freiheit de« Entschlüsse« und de« Handeln« sehr beschränkt und die Regierung wäre offenbar allzu vertrauensselig, wenn sie nach den gemachten «r«adrungen ihre Berechnungen der Zukunst ans die Freundschaft dieser angeblich „treuesten Freunde" gründen wollte. E< wird den Nationalliberalen, wenn auch eia nähere« «erhältniß derselben zur Regierung zur Zeit nicht mehr besteht, auch in der bevorstehenden Session, so beschränkt di« nächsten Aufgaben nach Lage der Dinge fein mögen, nicht an Gelegenheit fehlen, mit der Thal zu zeigen, inwieweit der Reich«kanzler trotz ihrer jetzigen Zugehörigkeit zur ..großen liberalen Partei" an ihnen eine Stütze haben kann, und inwieweit fl« im Stande sind, eine Einwirkung aus ihre Genossen zu üben: aber um ihretwillen aller anderen Unterstützung zu eniiagen und sich von der „großen liberalen Partei", d. h. van den Demo kraten. abhängig zu machen, dazu kau» sich di« Regierung nicht veranlaßt sehen. Die „Provinzial-Correspondenz" kann sich eben der Wahrnehmung nicht verschließen, daß Verhandlungen im Zuge find, um die drei großen liberalen Gruppen einander zu nähern. Wie schon erwähnt, erklärte vr. Karl Braun in Sagan al- Bewerber um ein durch Forckenbcck'S Ablehnung sreigewordene« Mandat, daß Forckenbeck ihn bei den Wählern nur daruni nicht persönlich «insühren könne, weil Derselbe genölhigt gewesen sei. an Ber» bandlungen Theil zu nehmen, welche in Berlin behus« Ber einigung der sämmtlicken liberalen Gruppe« u einer großen liberalen Partei an diesem Tage ftattsmdcn. Mögen immerhin Verschiedenheiten der Auffassung innerhalb der liberalen Partei obwalten, so sind diese Unter- chiede doch lange nicht so groß als diejenigen, welche die liberale Partei von den Conservativen und Ultramon- tanen scheiden. Und so hat die Partei Ursache, an da« Wort zu denken: „Eintracht giebt Macht!" Sehr treffend bemerkt die „Kölnische Zeitung": „Ta irgend ein Anlaß, rin den liberalen Parteien ungünstiges Ercigniß. welches sie wenigstens dem oberflächlichen Scheine nach bei der Krone und vor dem Lande ins Unrecht setze» könnte, vom Reichskanzler leicht zur Auslösung und Neuwahl benutzt werden kan», so gilt eS sür alle Liberalen: „Mäßigung nnd Besonnenheit» aber auch Entschiedenheit und Vorsicht!" von einem Obsiegen der preußischen Staatsgewalt Uber Kom scheint zur Stunde nicht mehr die Rede zu sein, um o mehr von einer schweren kirchenpolitischen Krisi«. Sehr bemerkt wird eine Audienz de» Herr» v. Goßler beim Kronprinzen, die von ungewöhnlich langer- Daner mar und die durch den Empfang, mit welchem Va» kronprinzliche Paar am DienStag Abend den Cardinal Hohenlohe beehrte, noch ein besondere» Relief enthält. Daß die kircken- wlitischen Verhandlungen sich wieder einmal z» einer Ent scheidung zuspitzen, ist eine Tbatsache, die nicht mehr geleugnet zu werden braucht; selbst von den Eingeweihten bat Niemand mehr ein Interesse daran, sie in Abrede zu stellen. Man mag sich darüber entrüsten oder e» mit nothqevrungener Ruhe hinnehmen, jedenfalls liegen gegenwärtig die Dinge so. daß Uber den Gang der inneren deutschen Politik der nächsten Zukunft jetzt in Rom entschieden werden soll und daß diese Politik so lange vertagt bleibt, al- jene Entscheidung nickt erfolgt ist. Wenn freilich von päpstlichen Zumulhunqen so dreister Art gesprochen wird wie beispielsweise, daß die deutsche Regierung nur um den Preis der Wiederherstellnng de« römischen Terri torialbesitze« den Frieden erkaufen könne, so liegt darin ein Erceß de« Scharfsinne«, ivelcher der politischen Einsicht Derer, welch« diese Gerüchte in Umgang setzen, nicht viel Ehre macht. Go aeistverlaffen ist die Euri« einstweilen döch wohl nicht, daß sie heute Forderungen stellen sollte, di« weder Fürst BiSmarck noch irgend ein anderer deutscher Staatsmann, und iräre e- selbst ein Klerikaler, durchführe» könnte, ohne einen Wrltbrand zu entzünden. Mögen immer hin die Zeichen der Zeit andere geworden sein, so ist c» doch nicht allzu lange ker, seit der deutsche ReickSkanrlcr von der italienischen stkegierunq die strengere Handhabung de« „GarantiegesetzeS", da« will sagen ihrer Herrscherrechte über den Papst, verlangte, denselben Papst, der fetzt angeblich durch da» neue protestantische Kaiserthum wiederum zum alleinigen Herrscher im Gebiete der Stadt Rom erhoben werden soll. Die deutschen Ultramontanen haben freilich kein Interesse daran, jenen aufregenden Nachrichten entgegen zu treten, va ihnen ein friedliebende« Oberhaupt der Kirche nicht entfernt so erwünscht ist wie ein solche-, welche» möglichst große und verblüffende Forderungen stellt. Dennoch gilt an bestunterrichteten Stellen als das hervorstechendste Moment der Lage die Versöhnlichkeit und Mäßigung der Curie, die sich, so wird angcdeutet, nicht blos in dem alsbald zu erwartenden Verzicht deS Erzbischofs von Kol» auf seinen Sitz zeigen werde, sondern auch in weiteren Maßnahmen sehr entgegenkommenden CkarakterS zu erproben sein dürfte. Ob man dabei an eine stillschweigende Beiseiteschicbung de- CardiiialS Ledochowski oder an einen Act besonderer Freund lichkeit bei der BrcSlauer Bisckosswahl zu denken hat, darüber werden vermuthiich schon die nächsten Tage Aufklärungen bringen. DaS Domcapitel zu BreSlau hat bereit» seine Eankidatenliste sür den erledigten BischosSstubl entworfen »nd reicht sie alsbald der Negierung ein. Enthält dies« Liste auch den Namen de« CardinalS Hohenlohe, so würdm damit, wie eS scheint, die Frieden-aussichten ganz erheblich gestiegen sein. Nur schade, daß vielen Leuten im Reiche dieser „Friede" al« em fauler erscheinen würde. Für die am Donnerstag beginnende erste Bcrathung de- ReichrhauShalt« sind drei Tage in Aussicht genommen; die Debatte »vird sich voraussichtlich über da« ganze weite Gebiet unserer inneren Politik erstrecken; die Anwesenheit de« Reichskanzler« und sein Eingreifen in die Verhandlung wird mit Bestimmtheit erwartet. Man wird wohl annehmen dürfen, daß auch der gegenwärtige Stand der kirckenpolitischen Frage nicht unberührt bleibt; der Etat de« Au-wärtigen Amte« dürste zur Hereinziehung dieser Frage rinen geeigneten Anlaß bieten. Bezüglich der weitere» geschäftlichen Behand lung de« Etat« werben die auch srül'er üblichen Anordnungen getroffen, gewisse herkömmliche Purlien in die Bukgercom- mission verwiesen, ker größere Tbeil auch in zweiter Lesung im Plenum verhandelt werben. In vierzehn Tagen kann die Budgetberatbnng vollendet werden unk, fall« nicht neue große Vorlagen eingeken, stände Nickt« im Wege, die Reichstag«- sesffon an Weihnachten zu schließen bezw. zu vertagen. Bei seiner Verhandlung über die Besetzung der Com missionen hat derSeniorenconvrnt de» Reichstag« die ein zelnen Fr actione» vorläufig wie folgt festgesetzt (unter Be rücksichtigung der Doppel- »nd Neuwahlen): Centrum ltO, Fortschritt 60, Teutsch-Conservative 50, Liberale Vereinigung 48. 'National-Liberale 45. Reich-Partei 27, BolkSpartei 7. Wenn man »un weiter die Polen mit 18, die Elsässer mit l5 und die Sccialdemokraten mit 13 Mitgliedern abzählt, so bleiben 4 „Wilde". Di« „Prov.-Corr." bemerkt über die Präsidenten wahl: „Dir rrlalive Mehrheit der Gewählten betrug bi« 60 Stimmen, die absolute Mebrbeit (die Mehrheit über die Hälfte der Stimmenden) etwa 25 Stimmen, und zwar in einem Hause, in dem etwa 50 Abgeordnete fehlten. Man sagt: bei sachlichen Abstimmungen würden leicht 25 Stimmen absallen; da» ist leicht möglich, immerhin bliebe nach obigem Stimmverbältniß noch eine, wenn auch geringe. Mehrheit der Conservativen, de« EentrumS und ihre» Anhänge« bestehen, wogegen zunächst Da« erwiesen zu sein scheint, daß die ganze liberale Partei mit allen ihren Anhängseln c« (bei etwa 350 Anwesenden) noch nicht aus l50 Stimmen zu bringen vermochte und daß eine Vermehrung dieser Stimmen höchsten« zur Verneinung zu erwarten ist. Insofern ist diese erste Ab- vimmung auch für die Regierung lehrreich und dürste sür
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