Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-01
- Monat1881-12
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1881
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Grfch-tnt täglich früh 6'/, Uhr. Ur-«e1i«n mid Lkpr-ttio» IohaiuicSgajie 33. Sprechliun-r« irr ttr-artioa: Vormittag« 10—l2 Uhr. Rackmittaq» 4—6 Uhr. . kl.» ti» nue,»rk kin,klanv»rr rn-mik>i»«e »Acht ftch t» «eksclicn »>i»t »errmrilch <- . >»«atz«« -er sür dt» N»««er trsttiumteii Inserat« a« WecheatHO«« dt« 2 Uhr -iackmittaa«. »»La»»,»»« -cftttts« sißh »i»UHr. 2» de« /iNalk« Nr 2ns.-Z»»ah«r: Ott« Rl«««. UniverNtSttstraßr LI. L«t« L-sche. Kalbarinenftraße 18, p. «nr dt» '/,» Uhr. MMr.TWÄM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 17,10*,. ^donnemrnisvrris viertelj. 4V, »ncl. Bringerlobn L Mk.. durch die Pofl bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numiuer 2ä Ps. Bclcge^emp.ar 10 Pf. Gebühren lür Ertradeilaar» «dar Postdejürderung 39 Mk. Mit Postbesürverung 48 Mk. Inserate ssqespaltene Pctitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzelchniß. Tabellarischer Lay nach höherem Tarts. Prrlamrn unter Len Uedartianaftrich die Svaltzeile 60 Pf. Inserate sind steiö an die t^rprvltiot Pt seaven. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prewauioei-awin oder durch Post» Nachnahme. .1° 335. Domrevstag dm 1. Dccember 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Zum Zwecke der Einkouimeiischätzung auf da« Jahr 1882 werden gegenwärtig diejenigen Beitragspflichtigen, deren Ein kommen nicht zweifellos unter dem Betrag« von 1600 Mark bleibt, zur schriftlichen Declaration ihre» Einkommen« unter Zusertigung eine« Derlarationssormular» und unter Ein räumung einer zehntägige«, »o« Lage der Be» dändignng ab z« berechnenden Artft, deren ver» sänmatg den Verlust des Reklamation-rechte» sitr da- lausende Lteurrjahr nach stch zieht, auf gefordert. Gleichzeitig wird in Gemäßheit von tz. SS der rum Ein kommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen AuSfUhrungS- Berordnung vom 1l. October desselben Jahre» hierdurch bekannt gegeben, daß auch denjenigen, welchen ein« Drrlarations- aufforderung nicht zugesendet wird, e« freisteht, «tu« Declaration über ihr Einkommen bl- zum L Januar ISSN in der alten Nicolaischulc, Nicolaikirchhof Nr. 12» eiuz«- reichen, woselbst auch DrclaralionSformulare unentgelllich in Empfang genominen werden können. Im Weiteren werden auch alle Vormünder, begleichen euch alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personen- oereincn, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte de» Bermögen-erwerb» auSgessattelen vermögm-massen aus gefordert, sitr die von ihnen bevormundeten Personen der. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. l w.» foiveit dieselben ein steuerpflichtige« Einkommen beziehe». Declarationen an obengevacbter Ervedilionsstrlle auch dann «inrureichen, wenn ihnen deshalb besonder« Aufforderungen uiMt zugehen sollten. Leipzig, den 28. Novemder 1881. Der Rath der Stadt <«1pztg. vr. Georgi. Gühlitz. bt» Un-1»»s««g Lrtpzlger Stadtschnlbschetne betr. Die AuSloosung von 18,800 Mark Capital der Anleihe bo« 1. Juli 188«. von St.200 Mark^ Capital der Anleihe dom V. April 1864, vo» 10,200 Mark Capital der Anleihe vom 2. Januar 1865 (Theateranleihe), von 12,900 Mark Capital der Anleihe von, >2. Juni 1868 und von 27,600 Mark Capital der Anleihe von, 4. September 1876 soll den bi. December d. I. Vormittags um 10 Ubr in, Stadthause, Obstmarkt Nr. 3, Zimmer Nr. ü3, bssciitlich erfolgen. Leipzig, den 28. Novemder I88>. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. Scidcma,»,, Stadtcassircr, Vekinmlniachung, Unfallstatistik betreffend. Unter Bezugnahme ans unsere Bekanntmachung vom 6. Auguss d. I.' ersuchen wir alle Fabrikanten und alle Gewerbtreibenden, in deren Betrieben Dampfkessel oder durch clc»,ciitare Krasl bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen, die ihnen durch unser statistisches Bureau zugcstelllcn VrbebungSforinulare über die vom 1. August bis 30 November 1881 eingctretencn Unfälle sowie Uber daS Alter der am b. October 188l beschäftigten BctriebSbcamtcn und Arbeiter rechtzeitig anSznsüllen bczw. mit Bacal- bemerku»ge>l zu versehen und derart bereit zu halten, daß sie am S. Drcr«ber d. I. Vormittags durch unseni Boten abgeholt werden können. Leipzig, den 26. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. Hasse. Vrkanntillachnng. E« wird untersagt, den hinter der Rennbahn über daS Pleißenflnthbctt führcnocn Kettenlteg durch tactmästtgeS Marfckiren mehrerer Personen oder sonstwie absichtlich in schwingende Bewegung zu setzen, eder ans demselben flehen zu bleiben. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu «tt Mark oder mit Hast bis z« 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, am 2l. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Iw. Gcorgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß mit dem I. December d. I. in der ersten Etage de« Stadt- banse«. Obstniarkt Nr. 3, für die dort untcrgebrachten städtischen Erpedltivncii eine eigene Sportclcaffe errichtet wird. Leipzig, den 23. November 188>. Der Rath der Stadt Leipzta. Di. Gcorgi. I)r. Wangemann. Nach dem Gesetze vom 20. November l861 vermittelt und übernimmt die königliche LandcSculturrcntenbank die Leistung und Zahlung derjenigen Geldbeträge, welche nach meiner Be kanntmachung vom 8. November d. I. von den Mitgliedern de« FlubregmirnngSvcrbandcs in Gohlis an die Genossenschaft zu entrichten sind, gegen Gewährung einer nach Höhe von fünf vom Hundert des zu zahlenden Geldbeträge» sestzuücllenden jähr lichen Rente, welche aus dem Folium de» betnciligte» Grunk- slürte« in, Grund- und Hnpothekenbuche al« Reallast ein zutragen ist. Indem ich die Mitglieder des genannten verbände-hieraus in ihrem Interesse ausmerksani mache, empfehle ich denjenigen der selbe», welche von dcr Bcrniittolung der königlichen Lanke»- culturrcntenbank Gebrauch machen wolle», baldmöglichst ihr Gesuch bei dem königlichen (sommissar sür die Elstcrregulirung Herrn RegicriliigSralü 1»i. Flicker in Leipzig cinzurcichen. Leipzia. am 28. November >88l. Der Vorstand des FlustregnlirungSverbanbeS in Gobli«. G- Mechler. Am Nachmittage de« LS. b. ist im Noanenholze in der NLHe der Kettenbrücke ein anständig gekleideter Mau» erhängt aufgesuaden und potlzetltch ausacboben worbe». Da über die Persönlichkeit de« verstorbenen bt« jetzt hier Nicht- bekannt geworden, so ersuche» wir alle Diejenigen, welch« darüber Aulkuaft »u geben vermöge», ungesäumt un« Mitthriluugru zu machen. Leipzig, am SS. November 1881. D«» V«lt;ei-A«t der Ttadt Leipzig vr. Rüder. vr. Berger. Signalement: Alter: 80—40 Jahre: Größe: 1.78 m; Haar: dunkelblond; Stirn: schmal; Augen: grau; Mund: gewöhnlich; Nase: spitz; Zähne: unvollständig: Gesicht: hager und schmal; Ge stalt: schlank; Bart: dunkler Boubart. Bekleidet war der Lobte mit einem dunklen Winterüberzieher, dunkler Stoffhose, alter Lederhose (Unterhose), dunkler Weste, altem weißen baumwollenen Hemde, blaugestrtistrm Oberhemde, gewirkter blauer Untorjacke, fleischfarbigem HalStuche, gestreiftem Borhrmdchcn, schwarzem Shlip«. Bei sich hatte der Tobte ein wetßeS Taschentuch, L. IV. 10 gez., und eia Paar schwarze baumwollene Handschuhe. Btkan«t«achuug. Di» Glas«-, Tischler- und Schlaffer - Arbeite» ,n dem Neubau de« Veßrtuu« und Jnrtdicn» sind »er,eben, wovon dt« nicht zur Berücksichtigung getaugten Herren Gewerken hiermit in Kenntuiß gesetzt werden. Leipzig, am LS. November 1881. Untuersttits-Nentumt. Gras. Nichtamtlicher Thetl. Fürst Bismarck un- die Ultramontanrn. Wer die Verhandlungen de« Reichstage« ausuierksam liest, der wird und muß auS dem Zusammenhänge hrraussindrn, daß der Abgeordnete Windthorit, der Führer der Centrum»- Partei, d. h. der von Rom au» geleiteten Ultramontaneu. sich ganz und gar als Herr der Majorität und als unum schränkter Diclator der klerikal-konservativen Verbindung aerirt. Die Conservativen macken keinen Hehl darau», daß sie diese» Büntniß genehmigen, und der Reichskanzler selbst nahm Veranlassung, die Einsicht und die Verdienste der kleinen EzrreUenz hervorzuhrben. Benutzt Fürst Bismarck die parlamentarische Lage, um jetzt einen endgiltigon Ausgleich de« Conflicte« zwilchen dem preußischen Staate und der Curie hcrbeizusührcn? Fast scheint c» so. Es gehe» seltsame, unser Volk im höchsten Grade beunruhigende Gerüchte um. Aber diese Gerüchte, welche neue Verhandlungen zwischen Rom und Berlin verkünden und von nicht geringeren Plänen als dcr Ilcbersiedclunq des Papste» nach Fulda und cinc» staatlichen Eingreifen» in die Frage de» weltlichen Besitzlhuins dcr Kirche wissen wollen, entsprechen wohl offenbar mehr gewissen Wünschen al» de» Thatsachcn. Sollte wirklich von irgend einer Seite Der artige» angeregt worden sein, so erscheint cS unü doch gänzlich undenkbar, daß eine preußisch-deutsche Regierung und zumal ein Staatsmann wie Fürst BiSmarck ernstlich über solche Ideen verhandeln könnte. Aber schon da» Austauchen solcher Gerüchte beweist, was man in gewissen Kreisen bereit» dcr prcußisch-dentschcll Regierung zuziitraucn wagt. Wir wollen über diese ungeheuerlichen Pläne weiter kein Wort verlieren. Allein auch von solchen Ungeheuerlichkeiten abgesehen, wäre e» dringend wiinschcnSwerth, bald einen Einblick i» den gegenwärtige» Stand der kirchcnpolitischc» Frage zu empfangen; und wir hoffen, die Verhandlungen im Reichstag werden dazu Gelegenheit geben. Es ist m diesen Tagen wieder viel von den unerguicktichen Partcivcrhältnissen nn Parlament, von dem Mangel einer festen Mehrheit und dergleichen die Rede gewesen. Einer Klärung dcr parlamen tarischen Berhältniffc sicht Nichts mehr im Wege al» die Ungewißheit darüber, welche Stellung in unserem nationalen StaatSwescn fernerhin dem UltramontaniöniuS eingcräumt werden soll, al» die niemal» abgebrochenen und doch dabei nicht recht vorwärt» kommenden Versuche, vermittelst kirchlicher Zugeständnisse das Eentrum zu einer in politischen und wtrth- schastlichen Fragen gefügigen Partei zu mache». Es könnte nnS nur lieb sein, wem» die ultramontane ActionSparlei wirklich mit solchen Phantastereien, wie dem Ansinnen eine» staatlichen Eingreifens zur Wiederherstellung der weltlichen Macht de» Papste-, an die deutsche Regierung bcranträtc. Je offener sie »nt ihren letzten Zielen hervortritt und je Höker sie dieselben spannt, um so klarer wird c» werde», daß mit solchen Bestrebungen nicht zu pactiren ist. Die gänzlich schiefe Stellung, welche dieser mächtigen Partei in unscrm politischen Leben in den letzte» Jahren cingeräumt worden, muß um so eindringlicher zum Bewußtsein kommen, je unoerhüllter die Ziele des Ullra- niontanismu« sich jetzt zeigen. An« den jüngsten Windthorst'schcn Reden war deutlich genug dcr Preis zu hören, — »nd er war nicht gering — den taS Eentrum zu zahlen bereit sein würde. Allein cö konnte auch mit gutem Grund gewarnt werden, den protestantischen Geist des deut schen Volkes zum Kamps hcrauozusorder». Nicht zum Wenig sten hat dcr Reichskanzler die Einbuße an persönlicher Popu larität, die doch unstreitig bei den Wahlen zum Ausdruck gekommen ist, den Besorgnissen vor allzu weitem Entgegen kommen gegen die Forderungen de« IlltrapiontaniSmuS zu zuschreiben. Eine Rückkehr zu gciundcren und ersprießlicheren Verhält nissen wird erst eiulrete», wenn dieser drückende Bann ge krochen ist, der augenblicklich »och die einsache Tbalsache nicht zum Durchbruch komme» läßt, daß eine nationale dculsche Politik nu>» und nimmer aus de» UttranionlanismuS zu be gründen iss. „Mehr Licht" in dieses trübselige Dunkel: daS ist heute der Wunsch, welcher jeden Vatcrlank-sreuiid beseelt. Dem Kanzler aber rufen wir immcr und »»»»er wieder zu: „Laß Dich vom Schwarzen nicht umgarnen!" Leipzig, 1. December. ES scheint der Regierung sehr unangenehm zu sein, daß bezüglich der Verhandlungen zwischen Rom und Berlin „inopportune" Nachrichten inS Publicum dringen. Ei» Be weis dafür ist unsere gestrige Depesche an- Köln, welche wir dem osffcivscn Wvlff'schcii Telegraphcnbureau verdanke». Die selbe lautete: Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Wien gemeldet, von zu- verliffssger Seite werde versichert, daß die Nachrichten, welche seitens einiger Blätter über Schritte der Curie bei einzelnen Re- gieruugen wegen Verlegung de- Sipe» de» Papste» etwa nach Malta, Salzburg oder Fulda verbreitet wurden, durchaus falsch und lediglich auf Schritte dcr Curie zurückzusühren seien, welch« diese Gerüchte selbst auSgesvrengt habe, um aus Italien einen Druck aus- zuüdni. Nirgendwo sei etwas Osficielle» geschehen, und eS werde auch Nicht» geichehen, da die große Mehrheit der Mitglieder de» LardinalscollcgiumS entschieden gegen eine Verlegung de» päpstlichen Sitze« sei und außerdem die kühle Ausnahme einer derartigen Annugede»Papstes bei allen Mächten nahezu gewiß erscheine. Bcrmulhiich haben wir cS hier mit dem nicht sehr glück lich gerathenen Auszug au» einer österreichisch-osticiöscn Wiener Eorrespcnvenz dcr ,)Köln. Zlg." zu lhun. Wir entnehmen daraus, daß die Bedeutung der vom Papste bei verschiedenen Mächten geschehenen Schritte wegen Verlegung seine» Sitze» abacschwächl werden soll. Daß dcr Papst sich zuerst officio» versichert, welche Antwort cinc officlelle Anfrage erhallen würde, liegt in den Bcrkehrssormen der Diplomatie und hiervon ist sicher auch bei den jüngsten Vorgängen nicht ab gewichen worden. Die Behauptung, daß die Curie die Ge rüchte auSgesvrengt habe, um auf Italien einen Truck auS- zuüben, ent spricht bei» wirklichen Verlaus der Sacke in keiner Weise. Tic kühle Aufnahme einer derartigen Anfrage de- Papste» bei allen Mächten erklärt dcr Wiener Ossiciöse für .nahezu gewiß". Damit wäre im Wesentlichen TaS bestätigt, was die „Nationalzeitung" über den Wunsch de» PapsteS, seinen Sitz nach Fulda zu verlegen, veröffentlicht hat. Man schreibt un- aus Berlin vom DienStag: „Der Sieg, welchen die vereinigten Liberalen gestern bei den Ber liner Nachwahlen erstritten haben, stellt sich bei näherer Betrachtung dcr Einzelcrgebnisie in den Abstimmung-bezirken als ein unerwartet glänzender heran-. Im dritten Wahl kreise hat der conscrvativc Candidal Prof. Wagner in keinen, einzigen Adstimmungsbczirke auch nur die relative Mehrheit erlangt, Munckel halte säst überall mehr Stimmen als der conscrvativc und der socialdemokratische Mitbewerber zusam men genommen, nur in einem Bezirke, einem richtigen Arbriter- quarlier, erhielt Auer >82 Stimmen, während aus Munckel nur 172, aus Wagner 61 Stimmen fielen. Im 5. Wahlkreise war daS Ergcbniß ganz ähnlich, dock hat hier Herr Cremer wenigstens in einem Abstimmungsbezirle, und zwar in einer Geaend, wo man daS eigentlich nicht hätte erwarten sollen, kn der Umgebung dcr Markthallen, die bekanntlich seit vielen Jahren als CircuS dienen, nicht allein die relative, sondern z«»A.'.r die absolute Majorität erlangt. Er erhielt hier 8lS Stimmen, Günther nur 178, Bevel 4L. Im Uebrigen ist r» Thatsache und durch das Sklmmenverhältnitz vom gestrige,, Tage acnügend erwiesen, daß die „antisortschnttlicke" (wie »e stch selbst nennt) oder antisemitische Bewegung hier in Berlin >m Rückgänge begriffen ist. Die Gründung immer neuer Vereine, als BolkSvcreine, Deutsche Bürgervereine und der gleichen kann darüber nicht täuschen. Gerade die konservative Agitation bat viele Bürger, die stch sonst leider nicht allzu viel um öffentliche Angelegenheiten kümmerten, dazu bestimmt, in die libe ralen Bezirksvereiue als Mitglieder stih einreihen zu lassen, »in so ihre Ucberzeuguna zu dccuiiientiren und zugleich durch ihre Namen wie durch iyre regelmäßigen Beiträge Vir liberale Sache zu fördern. So hat einer der rührigsten dieser Vereine, der unter dcr Leitung de» Abg. Knörcke sichende Potsdamer Thor-Bezirk-vcrcin, in Folge eine- in voriger Woche erlassenen Ausrufs zum Anschluß nickt weniger al- 200 neue Mitglieder gewonnen. Unter diesen befindet sich auch der greise vr. Sybow, der freisinnige Prediger und treueste Schüler Schleiermachcr'ö, dcr vor wenigen Tagen fein 81. Lebensjahr vollendete. Durch diese deutlichen Anzeichen einer für sie günstigen Strömung werden sich indeß die Liberalen keineswegs ver leiten lassen, stch jetzt der Ruhe auf ihren Lorbeeren hinzu- gcbcn. Im Gegcntheil sind schon die Einleitungen getroffen, um die Organisation der Vereine kräftiger und leistiing»- säbiger zu gestalten. ES gilt nicht allein sür eine etwaige plötzliche Auzlösuna de» Reichstag» gerüstet zu sein, sondern auck den von den Conservativen angekündigten Kamps bei den nächstjährigen LandtagSwahlen und vei den Communalwahlcn auszunehmen und zu einem guten Ende zu führen. Die Hoff nungen, mit denen man libcralcrseil» diesen Kämpfen entgegen siebt, sind nach dem Ausfall de» gestrigen Tage» sicherlich nicht unberechtigt." Eine sehr erfreuliche Erscheinung in dcr gegenwärtigen Session »st die starke Frequenz auf den Bänken der Volks- Vertretung wie namentlich am BundcSrathSlisch. Wohl ein gutes Viertel sämmllicher Sitzungen in der vorigen Session endigte damit, daß durch irgend eine plötzlich noth wendig gewordene Auszählung de» HaüscS die Beschlußunfähig kcit feftgestcllt wurde. Vor dieser »ullebsamen Ucberraschung ist man jetzt wenigsten» bewahrt, trotzdem die Arbeiten mehre- rer süddeutschen Einzcllandlagc eine ganze Reihe von Abge ordneten noch von Berlin fern halten. Trostloser fast al- die Leere im ReickStagSsaal wirkte ehedem die Abwesenheit dcr Mehrzahl der BundcSrathSmitgliedcr. Wenn auch in dieser Beziehung augenscheinlich ei» lebhafteres Interesse an den parlamentarischen Verhandlungen sich geltend macht, so ge schieht e- eben deshalb, weil da« Gefühl ei» allgemeine- und zwingendes ist, daö wir jeden Tag vor plötzliche und weil tragende politische Entscheidungen uns gestellt sehen könnten. Wie sehr die Atmosphäre mit Zündstoff erfüllt ist, war nicht besser zu beweisen als durch die letzte Sitzung, in welcher sich an da» denkbar glrichgiltigsle Bcratbu»g»thema wider Ver muthcn eine der Icidenschastlichstcn Debatten anschloß. Der Bunde-rath hielt am Dienstag eine Sitzung im ReichStagSqebäude ab. Aus dcr Tagesordnung befanden sich n. A. Vorlagen über die Feststellung von Mittelwerthen sür Berechnung der Wechselstcmpcl- und RcichSstempelabgabc» von ausländischen Wcrthpapicrcn; über die Ausführung de» Anschlüsse» der Unter-Elbe an da» deutsche Zollgebiet und die dadurch entstehende» Kosten. Ferner Auoschußberickle über Maßregeln zum Schutz nützlicher Vögel und über eine Anzahl elsaß-lothringischer Gesetze. Die Budget com mission de» Reichstags setzte am Dien- tag die Beralyung deS MililairetatS fort. A» der Forderung sür Geldverpflegung dcr Truppen wurden, vorbehaltlich einer nochmaligen B-schlußsassung, 800,000 Mark gestrichen. Ebenso wurde die bereits aus srllbercn Jahren bekannte Forderung von >30.000 Mark sür eine GarnisonSbäckerci in Altona abermals abgcsctzt. Glaubwürdige», Bcrnehmeii nach ist die Entscheidung be tresf» der Wieterbeschung de« BrcSlauer BiüthumS nicht so schleunig zu erwarten, al» eS nach den bisher um gehenden und stch al« osflciö» darstellenden Versionen scheine» konnte. Die Frage steht in zu enger Verbindung mit der aelammten kirchcnpolitischrn Lage, und die letztere ist von ihrer Lösung noch so fern, daß die Negierung kaum geneigt sein wird, einen der Trümpfe, den sie lürersoil» in der schlesische« BischosSsragc In der Hand hat, voreilig sortzugeben. Di« überau» brüske Abfertigung, welche heute dem Prinz« Radriwill, als dem »urmöglichslen aller Candidatcn, in der „N. A. Z." zu Tbeil wird, zeigt jedenfalls, daß Fürst Bis marck weit davon entfernt ist, Rücküchleii dynastischer oder verwandter Natur (Prinz Radziwill slcbt in sehr naben per sönlichen Beziehungen zum kaiserlichen Hause) gegenüber dra dringendsten SlaalSinIeresseii mitsprechcn zu lassen. Au» Altona wird un» privatim mitgctheilt, daß mehrere Mitglieder deS Verein» gegen den Zvllanschluß dessen Auflösung zu beantragen beabsichtigen, da nach Lage der Sache ein ersprießliche» Wirken in dom Sinne, in welchem der Verein gegründet worden sei, doch nicht mehr zu erwarte« stünde. Man kann den Motiven und ihrem Zweck in der Tbat nur beistimmen. Etwa» Andere» ist freilich die Frage, ob oi« Altonaer gut daran tbun werken, die Versprechungen, welch« ihnen der preußische Finanzminister Bitter in der Zoll» anschlußdebatle ii» Reichstag gemacht, allzu gläubig aufzu- nchmen. Einen Freihafen erhallen sie nun einmal in keinem Falle, und ob die in Aussicht gestellte directe Eisenbahnver bindung Altona» mit dem Hinlerlande zu Stande kommt, da« hängt nicht lediglich von dem guten Willen der Regierung, sondern in erster Reibe vom preußischen Landtage ab, der sich zu dieser Frage voraussichtlich recht nüchtern und praktisch stellen dürste. Der Generalseldmarsckall Graf Moltke zieht stch nicht, wie behauptet ward, von seinem Amte zurück und gedenkt auch nicht, Berlin öfter» und auf längere Zeit wie biSyer zu verlassen, sondern erhält lediglich ans feinen Wunsch eine» Adlatu« in der Person de» General Grasen v. Waldersee, auf den der Marschall einen Theil der bi» jetzt von ihm selbst bewältigten Arbeite» übertragen kann, so weit ihm Die« geratben oder durch seine GosundheitSverbältnisse angezeigt erscheint. Di« Anhänger de» ZukunfSstaate« rühren stch, indem sie r That schreiten. Ucoer eine starke Socialistenrevolt« in Marienborn bei Mainz berichtet nämlich da» „Frank furter Journal": „Dcr Beigeordnete von Mar'ienborn war im Wahlkampfe für I)r. Phillips (Fortschritt) thätig. Dir Socialistcn schreiben ihm zu, daß dort m der Stichwahl weniger Stimmen als in dem ersten Wahlgange für Lieb knecht abgegeben wurden. Sonntag Nacht» brach nun «in Trupp Socialisten in da» Hau» des Beigeordneten, mit- handelten ihn, sowie seinen Schn, gräßlich und verließen dann drohend das HauS. DaS KreiSaml entsandte in Folge An zeige eine Gendarmeric-Abtbeiliing nach Marienborn. Di« Gendarmen wurden von dcr Menge verhöhnt und mutzte» Seitengewehre auspflanzen. Nach einer Stunde erst gelaug die Herstellung der Ruhe. Die Weiber reizten di« Männer zum Widerstande aus. Untersuchung ist eingelcitct." TaS ossicielle Verhältniß zwischen Wien und Berlin ist ein ausgezeichnete», wie die Sympathie beweist, welche ma» unscrm deutschen Kaiserhause an der Donau widmet. S« schreibt die „Wiener Abendpost": „Die erfreulichsten Nach richten, welche heute vorliegen, sind jene über die in dem Be finden de» Kaiser» Wilhelm eingctrctenc Besserung, welche dem greisen Monarchen bereits wieder gestattete, eine Spazier sah. - zu unternehmen. Die bezüglichen Berichte sind um so willkommener, al« sie beweisen, daß die Besorgnisse, welchen verschiedene Blätler in den letzten Tagen in Folge vager und ungünstiger Meldungen Ausdruck zu geben sich veranlaßt sähe«, glücklicherweise unbegründet waren." Au» Pari» wird un» telegraphisch vom Dienstag ge meldet: JuleS Simon hat die Leitung de» Journal« „Gauloiö" übernommen. I» seinem Programme spricht sich Simon gegen eine Revision dcr Verfassung au» und verlangt Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit. Er will nicht, daß man eine antiklerikale Intoleranz an Stelle der klerikale« Intoleranz setze; die Partei, welche die Freiheit für Alle in dieser Beziehung wolle, sei für die Interessen dcr Republik die angemessenste. — DaS Journal „Le SiSclc" bestätigt, datz der Cultusminister einen Gesetzentwurf vorbcrcile, durch welchen die Beziehungen zwischen Kirche und Staat geregelt werden. Der Entwurf nehme al» Basis daS Eoncordat und die organischen Artikel und beseitige den Boden dcr Erklärung vom Jahre I6S2. sowie die seit 1802 eingesuhrten Gesetz« und Decrete, durch welche die Privilegien der Kirche ver» grbßcrt wurden. — Die Gruppe der „Union rüpublt» caine" deS Senate« hat stch sür eine Revision der Ver fassung ausgesprochen. — Tic Commission sür di« Bcrathung deS sranzbsisch-italic»ischen Handelsvertrages hat be schlossen. die Amiahinc de» Vertrages ohne jede Modifikation zu empfehlen und wird ihren Bericht am Donnerstag ver legen. — Ter Eisenbahnverkehr zwischen Vintimiglia und Bordighcra ist in Folge von Ucbcrschweminungcn unter brochen, eine Brücke ist eingcstürzt. — Nachrichten auS Tuni« zufolge ist cine französische Colonne in Ncsta, an der Südarcnzc von Tunis, angcko»,n>cil und hat daselbst proclamirt. Laß Frankreich La» Protcctorat übernehme und die Anhänger Frankreichs, welche von den Aufständischen geplündert worden, schadlos halten werde. — Dcr Ausfall der in 13,000 Gemeinten statlgchabtcn Wahlen von Tclcgirten als Wähler bei Senat» wählen im Januar, läßt, obwohl nicht vollständig bekannt, dennoch zahlreiche Siege der republikanischen Candidalen constatiren, so datz in mehreren Departement» die heutige conscrvalivc scnatoriale Vertretung keine Aussicht mehr aus Wicdcrivabl besitzt. Bei der Wahl der Tclcgirlcn des Pariser Gemcinderath» War der Triumph von Laurent Pichat. deS Candidaten der Auto« nemislen und Intransigenten, über Albert, den bekannten Arbeiter und einstige» Mitglied dcr provisorischen Regierung von 1848, sowie Candidalen dcr Opportunisten und Ga»- bettisten, von de» radicalen Ultra» lcbyaft auSgebcutet. Musik. Viertes Eutcrpcconeert. Leipzig, 3o. November. An Abwechselung hat e< dem Programm deS vierten EutcrpccoucertcS jedenfalls nicht arsehlt. Acht Nummern und al» AuSsührende außer den» Orchester noch einen Sologeiger (Herr Ccncrrtmeistcr Raab), «ne»
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