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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-08
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kr-aktion uud Lkpetiti«« Iohannesgasse S3. SprrMuiidru -rr lirdacti-»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. L»r »ie Ni'ckaadr ein>,eland«kr M»i>uicr,»tr ««chl gch die Nct-cuon nicht »«MichUch Annahme der für die n«chstk»k»enh« Rnmmrr hrsti««ten Insernte n« Wochentagen bis 2 Uhr Rachmittaa«, nn A»nn- „»hKefttage« früh hi«'/,» Uhr. 3« den Iilialru skr I«s.-Anuhh«e: VN« Me««, UnivtrüIätSstrabt S1. Lani» Lüsche, Kathlirinensteatzc 18, p. nnr üt» '/,» Ikhr. 'timigcrLagrlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- and GeschüstSverkehr. Lck,LW» Aboiiiieinrntsprris viertelj. 4V, Mir.» »ncl. Bringrrloh» 5 Mt., durch die Post üezogen 6 Mk. Jede einzclnc Nnmmer 2', Ps. Belegexemplar >0 Pf. Gebühren für Extrabeilagen «t»e Postbeförderuag l>0 Mk. «it Poslbeförvcruiig 48 Mk. Inserate bgespaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schristc» laut unicrei» PreiS- verzeichnib- Tabrllanscher Sop „ach höherem Tarif. Ueclamen nnter den Pedactionsllrich die Spaltzcile 50 Pf. Inserate sind stets an die «rprduion zn senden. — Rabatt mird nicht gegeben. Zahlung praeuumeranü» oder durch Post- uachnahme. »4L. Donnerstag den 8. December 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkanktmachu«-. Nachdem da-Entlassungsgesuch de« Herrn Stadtverordneten Kuustgärtner Emil in der Stadtverordnetensitzung vom :<0. November ». o. für begründet erachtet und derselbe daher seine- Amte- enthoben worden ist, so ist bei der am 8, S. und 10. dsS. Mts. stattfindendcn Ergänzungswahl ei« ««»»säsfiaer Bürger mehr zu wählen. Wir machen dies mit der Bemerkung bekannt, daß nun mehr jeder Abstimmende 10 ansässige und II unansäsfige Bürger zu wählen hat. Leipzig, am ». December 188t. Der N«th der 4st«d1 Leipzig I)r. Ge> rgi. N. Drli««ittmachmiz. In Gemäßheit der tztz. 2 und 7 vcö Regulativs für Gas- rohrlcitungen und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgruud- stlickcn voin 2. März 18KS machen wrr hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr Friedrich Bernhard Odear Madel hier, Floßplatz Nr. 2S, zur ttebernalnne solcher Arbeiten bei u»S sich angemetdct und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachge- wiescn hat. Leipzig, den ü. December 188l. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Altmann. Vekanntmachung. In Gemäßbeit des tz. l der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrlcitungcn und Wasirranlagcn in Privatgrundstücken voni t. Julr 1880 und der tztz. 2 und 7 tcS Regulativs für Gasrohrleitungen und GaSdeleuchtunas- anlagen in Privatgrnndsliicken vom 2. März 18K3 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schloß« Herr Wilhelm» Becker hier, Kohlenstraßc Nr. 7, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 5. December 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Tröndlin. Attmann. vr. Mcolaigymnafium. An«et»nngen für Ostern 1882 wlrb der Unterzeichnete am s.. 8. und s. Teecmber von 12—1 Uhr in seinem Dienft- zimincr (2chnlgcl-äude, pt.) entacgennehmen. WünschenSwcrlh ist, daß gleich bei der Annieldnng die letzte Schulcensur, »er Tauf- ltztebnrts-) «Uv Impfschein beigebracht werden. Die Tlassen Quinta »nd Quarta werde» voraussichtlich Ostern 1882 durch die vorhandenen Bestände so gefüllt werden, daß es zweifelhaft ist, ob Aufnahme» ln dieselbe» werden statthabrn können. Leipzig, den 1. December 1881. vr. Dtz. Saget. Nichtamtlicher Thetl. Die Hamburger Frage und das Lentrum. Die Aussichten für die Annahme der Hollanschluß kosten» or läge beginnen in bedenklicher Weise sich zu trüben, und je mehr die bezügliche Reich-tagSeommission in der Einzelberathung vorrückt, desto klarer treten die in der Sache selber liegenden Schwierigkeiten hervor. Es zeigt sich dabei das merkwürdige Schauspiel, daß gerade Diejenigen, welche anfänglich zu dem größtmöglichen Entgegenkommen gegen den Standpunkt der Reichsregierunq geneigt waren, ans den in zwischen gemachten Nachfragen die Gründe kür eine Acnderung ihrer Ansichten entnehmen. ... Die staatsrechtlichen Bedenken, die in der Commission auf- laiichen und von dencndic Windthorst'sche Erinnerung bezüg lich de« StaderHolleü nur einen verhältnißmäßig untergeord neten Ausschnitt bildete, lassen sich nicht kurzer Hand abwcifcn; noch mehr Eindruck aber hat die Enthüllung gemacht, daß die Posten des ZollanschlusseS sich aus rund 200 Millionen Mark belaufen würde». Wenn auch der Beitrag des Reich-, der höchsten« t0 Millionen Mark betragen soll, hierdurch nickt berührt wird, so verschließt man sich doch nicht der schweren moralischen Verantwortung, die gegenüber de» Ham burger» aus diese Weise übernommen werden würde. So reich die Stadt auch ist, so kann eS ihr nicht leichten HerzcnS zngcmnthel werken, eine Schuldenlast von lOoMill. zu überneh nehmen; der Rückschlag, der unausbleiblich erscheint, würde in cinein Sinken de« Hanscstädtische» Wohlstände- und Handel« sich str ganz Deutschland fühlbar macken. Selbst die Conser- vrtiven zweifeln angesichts der Sachlage daran, daß cS möglich sein wird, die Zollanschl,iß - Vorlage noch in diesem Ialrc zu Stande zu bringe» »nd sie gewissermaßen als Weih nachtsgeschenk dem Reichskanzler aus den Tisch zu legen. I»i Ce» »rum aber hat man nur malitiösc Miene», wenn auf die Han:b»rger Frage die Unterhaltung gelenkt wird. Ein überaus heftiger Angriff der „N. A. Z." gegen -Hern, Windthorst, als eine, Agenten de» Auslandes^ als einen Man», der für die Ehre DeutllhlanvS und für seine Großmachtsstelluiiq kein Interesse und kein Verständniß zeige, und der einen Einspruch Englands und Rußlands in die Regelung der Zoll- Verhältnisse an der Untcrelbc fürchte, hat in den Reiben der Ultramontenen überaus böses Blut gemacht. Die „Germania" nennt den Artikel „scandalös" und weder der Finanz,»iiiislcr noch Fürst Bismarck »vollen ihn, wie der Erstere in der letzten Comimssionssitzung versicherte, „geschrieben" haben. ..Geschrieben" hat ihn der Reichskanzler sicher nicht, aber daß er ihn anaeordnet hat, bezweifelt Niemand. So klar es nun ist, daß Fürst BiSmarck nach Spatzen nicht mit Kanone» schießt und eine blos sachliche Diffe renz mit dem Centrumssübrcr ihn nicht zu einem so heftige» Hornesausbruch veranlaßt haben wurde, eben so unklar ist der tiefere Grund dieser Gereiztheit, unklar wenigstens in seiner Specialisirung. Denn d«ß noch mancher.Venn kes Zwistes zwischen ken beiden vertragschließenden Mächten, dem Reichskanzler »nd der »ltramonkanen Partei, siegt, darüber konnte der Höflichkeit- au-tausch in der vorigen Woche nur einen oberflächlichen Beurtheiler täuschen Aber auch die Ablehnung des Volks- wirthschastSrath» durch daS Centrum bat den Kanzler nicht so in Harnisch gebracht, wie mehrfach versichert wurde. Er mußte eS wissen und wußte es auch recht gilt, daß Herr Windthorst in jener Frage unmöglich den Schimpf eine- schroffcn Sinneswecksel» im Vergleich zur vorigen Session auf sich nehmen könnte, und daß er in der Gruppirung seiner Getreuen und in der theilweisen Fernhaltung derselbe» von der Abstimmung schon da» Acußcrsie an Entgegenkommen geleistet hatte. In der Thal ist der Riß, der sich, wie cS scheint, vor Aller Augen zwischen dein Fürsten Bismarck und dem Centrum austhut, ein deutlicher Beleg dafür, daß die seit niehreren Tagen in Abacordnetcnkrelsen umtausenden Gerüchte aus Wahrheit beruhten, wonach vertrauliche Verhandlungen über die Erzielung eine« grundsätzlichen Einverständnisses zwischen dem Kanzler und den Ultramoiitaneu gepflogen wurden, und es darf jetzt wohl als feststehend gelten, daß diese Be sprechungen, die sich allem Vermuthen nach auf die Einzel heiten der Bismarck'schcn Resormplänc. aus seine focialpoli- tischen Vorlagen ebenso wie ans« Tabaksmonopot bezogen hatten, ohne Ergebniß, wenn nicht gar mit einem negativen Resultat verlausen sind. Welche Aussichten sich damit für den ferneren Gang der inneren Politik eröffnen, läßt sich noch gar nicht absehen. Ein Scheitern der klerikal-conservativen Mehrheit wäre gleich bedeutend mit der unbedingte» Nothwcndigkcit einer Reichs- tagSaustösung, wenn die Politik von dem tovte» Strang, aus welchen sie geralbe», überhaupt einmal hcrunterkomiiien soll. So viel können wir versichern, daS in alle» ernsthafteren Kreisen die Lage als eine ungemein kritische betrachtet wird. Andererseits fehlt es auch nicht an dem Humor, der die Düsterkeit der Lage freundlich erleuchtet. Als an, Dienstag im Foyer Herr v. Forckenbeck dem Abg. Windhorst be gegnete, begrüßte er ihn, wie man u»S »iltthcitt, mit den wohlgemeinte» Worten: „Guten Tag, Herr College Reichs feind", ein Witz, der mit verständnißinniger Heiterkeit aus genommen und weiterverbreitet wurde. Zur Sache bemerkt die „Nationaltibcrale Corre- spondenz": „Zwischen dem Reichskanzler und dem Abg. Windthorst weht, wenn man wenigstens an- der Sprache der Ossiciösen die Anschauungen des crsteren erkennen kann, schon wieder eine recht schneidige Lust. Eine Frape Windthorst'» in der letzten Sitzung der HamburgerZott» anschtrcßcommifsion, ob nicht die geplanten Zollvcr- ändernnqcn aus der Elbe vielleicht den Einspruch auswärtiger Mächte Hervorrufen könnten, wird von der „Nordd. Allg Zlg." als Appell an VaS Ausland ausgesaßt und mit hohem Aufwand von Entrüstung zurnckgewiesen. Ohne Zweifel schießt das osfieiöse Blatt mit dieser Auffasiung weit übers Ziel hinaus und seine Entrüstung, so gerechtfertigt sie sein würde, wenn seine Darstellung der Sachlage richtig wäre, ist darum verschwendet. Wir betrachten diesen ZeituiigSkainps, der am DienStag auch die Zollanschluß- coiittnission in Bewegung setzte und vielleicht noch sein parlamentarisches Nachspiel haben wird, nur als ein inter essantes Anzeichen der politischen Stimmung, und von diesem Standpunct aus könne» wir von den neuen Aussichten, die er eröffnet, nur befriedigt sein. Dem Führer des Centrums wird Mangel an Patriotismus und Nationalgefübl vor- aeworfcn, dafür spricht die „Germania" von ospciöfer Vor teumdung, dreister Entstellung der Wahrheit, skandalöser Vcr dächtigung u. s. w. Zu Zeiten dcS blühendsten CulturkampseS war die Stimmung nicht gereizter. Vor wenigen Tagen lehnte Windthorst de» Volkswirthschastsrath ab: heute kann er sich au- der ..Norddeutschen" belehren, wie sehr er damit die schönen Illusionen von Ver conservativ-klcrikalcn Allianz und der Gunst de« Reichskanzler« zerstört hat. Daß da« Freundschaftsverhältniß de-Reichskanzler- und derConservativen mitdemCentrum keinenlangen Bestand hat, haben wir nie bezweifelt. Daß aber die junge Liebe schon so bald wieder m den alten Haß n»,- schtagen werde, haben wir nicht voransgesehe». Noch ein paar „Zwischenfälle" und die Lage wird erfreulich ge klärt sein." Leipzig, 8. December. Der Reichstag setzte am DienStag die zweite Etats berat Huna fort und erledigte (wie schon gestern telegraphisch gemeldet) ohne erhebliche Debatte die Etat« des Eijcnbahn- niid dcS Bankwesens. Alsdann wurden die der Budget coinmissioit überwiesenen Theil- deö Militairetats bc ratben und kurchivcg nach den Beschlüsse» der Eoniinissioil a»ge..online». Aus der Debatte ist wenig von allgemeinerem Inlercsse hervorzuliebci«; u. A. wurde dem Wunich nach Ver längerung der Recrulenvacanz Ausdruck gegeben. Abg. Sonne in an» erklärte, daß die Volkspartei gegen das gesamiiite Exlraordinariuin sttinuicil iverde. Abg. v. Buhler tündigte seinen bekannicn Abrüstung-antrag wieder an. Bei der For derung sur ein Militair K»abenerzichungSitistitul in Reu dreifach wendete sich Abg. Richter-Hagen gegen die Grund sähe, »ach denen diese Institute verwaltet werden und über baupt das MilitairerziehitiigSwescn geordnet sei, und beantragte Streichung deS Postens. Derselbe wurde an die Bndget- coiiimissioii znrückvcrwiesen Daraus wurde die Aortsetznug der Elatsberathung ans Mittwoch vertagt. Uebekwiegend macht sich in der politischen Welt die An sicht geltend, daß es »ich» »löalich sei» werde, die Reichs tags) ess io» »och vor Weihnächte» zu schließe», lind daß die Unbegucuitichkeit de- Zilsainniciitageiis von Reichstag und preußischen Landtag iin Januar deshalb lanni zu vermeiden sei» durste. Bei angestrengtester Thätigkeit läßt sich in dieser n»d der nächsten Woche, der einzigen noch zur Disposition sichenden vor Beginn der Festlage, nicht mehr erledigen al te» Etat in zweiter und dritter Lesung und allcnsaltS der Rcchensch.istsbericht über die Anssül»,l»g des Socialt'tengeietzes Würde es bei der Absicht, die Scisiou ZI« schließe», sein Be wende» habe», so iniißte also ans die V iatbnnz der Vor lagen, betreffend die Bernfssiatistik, de» Reichstagsiiciida'r iinl die kleineren eisaß lothringischen .tnsiizgeket e R'otariatsoid »ung re.) verzichtet werden, eine Geschäftslage, die kann, de» Anschauungen de- Fürsten Bismarck entsprechen durste. Dabei sind nech nicht einmal die liberale» Sccialresormanträge in Betracht gezogen^ an deren grnndlichei Beratdiing oder roch wenigsten- Besprechung Freunde »vie Gegner ein gleich drin gendes Interesse haben. In Reichstagökreiscn ist es ausgefallen, daß. ivährend der osfieiöse Telegraph über den Empfang de» Reichs tags-Präsidiums beim Kaiser schon am Montag Vor mittag Berichte nach auswärts versandte, dem Reichstage selbst m seiner Sitzung am Montag eine dahin gebende Mit theilung seitens des Präsidiums nicht gemacht wurde. Noch kurz vor der Sitzung wurde der in Rede stehende Empfang der Herren Präsidenten von Lcvetzow und Ackermann beim Kaiser im Foyer des Reichstage- besprochen und victcrseitS erwartete man, daß in gewohnter Weise der Präsident des Reichstage« sofort nach der Sitzung über den Empsang be-^ richten werde. Um so überraschter war man, als nach Er öffnung der Sitzung der Herr Präsident nur die üblichen geschäftlichen Mittheilungcn dem Hause machte und dann sofort die Debatte über die aus der Tagesordnung stehenden Gegenstände erüfsnete. In der am 5. December unter dem Vorsitze de» Staats- ministers von Bötticher abgehattenen Plenarsitzung des Bundesrat heS wurden znnächst die Vorlagen, betreffend die Uebersicht der Ausgaben und Einiiahmen der Landcsver- waltung von Elsaß Lothringen für 1880/81 und betreffend die Er>vcrbu»g eines Bauplatzes sür das RcichstagSgebäude, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Der Gesetzentwurf, be treffend die Controle des RcichöhauShattes und des Landes Haushaltes von Elsaß Lothringen sür daS Etatsjahr >88182, tvurde gciiehmigt. Auch dem Entwürfe eines Gesetzes über die Erhebung einer Berufsstatistit und die Vornahme einer Biehzäblung >»i Iabre 1882 ertbcitte, gemäß den Anträgen der Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rcchiuings- wesen, die Versammlung ihre Zustimmung. Ein Antrag des Ausschusses für Iustizwescn, betreffend Herstellung einer Statistik der Strafsachen wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Reichsgesetze, wurde angenommen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Erhebung einer Verriss st ati st ik sowie die Vornahme einer Bichzäh lung »m Jahre 1882 ist dem Reichstag zugegangen. Die Kosten werten aus I.t 52,500 Mark veranschtagt. In der „Begründung" wird das Bedürsniß nach einer gleichmäßig bearociteten cingebenten Berussstatislik hervorgehobcn, welche sich aus dem Ürinaterial der Volkszählung nicht Herstellen lasse. „Die Ausgaben der Gesepgebtnig erheischen aber drin ge«"' den Besitz zuverlässiger statistischer Angaben über die Berr^setaffen, m welch« die Bevölkerung zerfällt. Sowohl b<7 rn Erörterungen über die Wirkungen wirthschcrftlicher > li> e und Anordnungen, als auch bei den Verhandlungen ^ das Untcrstützungswohnsitzgcsctz hat der völlige Mangel q,k weder auch nur annähernd richtigen Berussstatistik üch s ar gemacht. Ebenso bei der Untersuchung über die tkl »vendigkcit und Durchführbarkeit der nenerdingS in den E -ergrunv getretenen sociatpotitischen Probleme — inS- b«> ndere der wirksameren Fürsorge sür die durch Unfall, Invalidität und Alter erwerbsuiisähig gewordenen Arbeiter. Die aus diesem Gebiete liegenden Ausgabe» der Gesetzgebung weijdcn nur dann eine gedeihliche Lösung finden können, wenn den gesetzgebenden Factvrei, die Möglichkeit gewährt wird, sich über bie thatsächliche Entwickelung und derzeitige Gestalt deS gcsammten nationalen Erwerbslebens genau und zuver lässig zu unterrichten. Insbesondere wird sich nur auf Grund einer auf zuverlässigen statistischen Ermittelungen beruhenden Kenntlich unserer qesamirite» ErwerbSverbältnissc beurthcilcn taffen, in welcher (gestalt »nd in welchem Maße die Organi sation corporatioer Genosienschaslen bchnsS Lösung iener socialen und wirtbscbasttichen Aufgaben durchführbar ist. Eben wegen dieser Beziehungen zu weittragenden socialpolitischen Entwürfen wird der Gesetzentwurf nicht ohne einige» Miß traue» ausgenommen; ferner erregen die Strasandrobungen für wahrheitswidrige Beantwortung der gestellten Fragen vielfach Bedenken. Auch den Nachweis wird inan vermissen, daß imd warum eine zuverlässige Berussstatistik nicht billiger »nd ziveckmäßiger zngteich mit einer neuen Volkszählung veranstaltet werden kann. Ohne mannichsachc Anfechtungen wird auch diese Vorlage nicht bleibe». Man schreibt un« au» Berlin vom Dienstag: „In Bezug aus die gestrigen Perhandtnngen der von den drei liberalen Fraktionen eiiigesetzten S»l>eoinlnissio>i zur Vorbcratbung des HastpslichtgcsebcS ist strenge Geheim haltung verkündet worden. Die ironischen Commciitare. mit welchen die Eonservativcn heute diese Thatsacbe begleiten zu solle» glaubte», entbehren indessen der Begründung: bei den Herren von der Rechte» ist der Wunsch der Pater des Ge dankens. wenn sie von einer recht großen Zersplitterung und »nheilbarc» sachlichen Differenz unter den Liberalen reden und die anscrlcgtc Geheimhaltung als Beweis sür diese Be hauptung anführe». I» Wirklichkeit hat »>ai» sich liberaler seit« zu der Maßreget, die ergriffen worden, nur deshalb entschlösse,,, »m zu verhindern, daß incorrccte, allen Dcu- tiulgsvcrsuchcii preisgegcdciie und deshalb nvthweiidig zu einem schrvsjcn Urtheil führende Darstellungen von der Thätigkeit der Con>i»isiivn in die Oefsentlichkeit dringen. Man will die Ergebnisse der gepflogenen Unterhandlungen nur in ihrer Gesaiiiinlheit und nur in vollkommen antorisirter Form der Kritik übergebe», d. h. also nicht cbcr, als bis die Beralhungen abgeschlossen sind und der bezügliche Antrag auf Revision de» Haftpflichtgesrhes iin Hanse cingcbracht ist. Nach wie vor besteht die Absicht, ken bezüglichen Entwurf »och im Lause der Woche sertigzusiclle».". Inder Coniinission sür den Zotlanschluß Hamburg- an das Zollgebiet, welche am Dienstag vor der Pleiiarsitcung des Reichstages tagte, führte der (von uns an anderer Stelle erwähnte) Angriff der „N. A Z" ans den Abg. Windthorst z» einer erregten Seene, welche den aliwcscndei, Fiiiaiiriniilistcr Bitter sehr peinlich berühre,, mußte. Windthorst behauptete, daß er gar nicht behauptet habe, was die „Norkd. A. Z." ihn, in de» Mund lege, ,,»d censirte den Artikel des ossiciösei, Blattes als eine ibni zngesügtc persönliche Beleidigung, als eine Aiitaiiiing feiner Ebrc u. s. w. lieber die welkeren sich hieran ichtießenden stör erregte» Anseinandersepungen beschloß niau Diskretion walle» z» lassen. Windthorst soll ferner daraus bestehen, daß das genannte Organ »ach erfolgter il(ae>>elti»ia der Angelegenheit eine E»tschntdig»iig bringe. I» weit Dies geschehen wird, »inß sich ja in der nächsten Zeit bergiiostellei, Im Uebrigen ha» die Commission noch keine Beschluß gefaßt, sondern die wirlbschasttiche Seite der I AnschtnVrage debatt'rk Man schreibt uns au» Wien vom Dienstag: „Es aiebt ier zu manchcrlei Bedenken Anlaß, daß die französische reffe in dem diplomatischen Consticte zwischen Oesterreich und Rumänien ihre Sympathien de» Bukarestcr Rc- aierungSkreisen zuwendet und sür Oesterreich wenig freundlich« Worte hat. In dieser Richtung ist heute eine hiesige hoch- osfieiöse Auslastung bemcrkcnswerth, welche darauf hinweist, daß der neue Leiter de» auswärtigen AnitcS in Paris schon vorher ähnliche intime Beziehungen mit den radicaten Füh rern Rumänien» unterhielt, wie seiner Zeit Napoleon Hl. mit den revolutionslustigen Bojaren. Der Verdacht liegt nahe, heißt eS weiter, daß Gambetta nicht übel Lust verspürt, dem östlichen Zweige der lateinische» Race gelegentlich in seiner Weise hilfreich unter die Arme zu greifen, um c», der unteren Donau für gewisse Ereignisse treue Bundesgenossen zu haben. In Bukarest fehlt es seit einigen Monate» nicht an Anzeichen, daß die Beziehungen mit Frankreich, nicht die ossiciellc», sondern die der radicaten Parteiführer, wieder besonders srcundschasttich geworden und Mancherlei osficiöS über die Köpfe der beglaubigten Diplomaten hinweg verhandelt wurde. Dabei ist zu bemerken, daß die französische Presse ganz leidenschaft lich den ausschließlich rnniänischen Standpunkt in der Donau- sragc »nterslnbtc. Die nächste Zukunft dürste >,»» wohl belehren, ob dieser Liebesdienst btoS platonischer Neigung gegen daS „staiii»,verwandte Brudervolk" entsprungen, oder ob diese pubticistische Verbrüderung zwischen Paris nud Bukarest nur da« Vorspiel einer offenen diplomatischen Unter stützung sein soll." Aus Pest wird vom DienStag telegraphisch gemeldet, daß in Koinorn ein elegant gekleideter Mann verhaftet worden, weil er eine Skizze der Festungswerke zeichnete. Der Ver haftete behauptet Spanier zu sein, man hält ihn indcß sür eine» Franzosen oder Italiener. Zur Feststellung der Persönlichkeit des Verliasteten wird derselbe nach Pest gebracht werden. Die türkische NegiernngSpreste nimmt zur bosnischen Wchrsrage eine abweisende Stellung ein »,,d meint, daS Wehrgcsctz sür Bosnien widerspreche geradezu der April - Conrentio» und schädige die Souveränität dcS Sultans. In diesem Sinne sprechen sich »anicntlich die türkischen RegierniigSjournale „Wakit" und „OSniauli" sehr nachdrücklich aus. DaS letztere Blatt glaubt, die Pforte hätte zweifellos Recht zu proteslircn und Oester reich Ungarn alle Ursache, die bestehenden srenndschastlichen Beziehungen nicht zu stören. Man glaubt indcß. daß schließ lich noch eine Verständigung zwischen der Pforte n»d dem Wiener Eabinetc zu Stande kommen werde. Graf Kalnvk» ist am DienStag von St. Petersburg abgercist. Das „Journal de St. PötcrSboura" giebt de», Be dauern über die Abreise de- Grasen, welcher seinen Sonvcrai» bei dem kaiserlich russischen Hose so würdig vertreten und so viel dazu beigctragcn babe, die Bande der Freundschaft zwischen beiden Kaiserreichen enger zu knüpfe», Ausdruck und sagt: „Wir sind überzeugt, daß Graf Kalnoky aus de» neuen Posten eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Oesterreich-UngarnS berufen ist, um daS gute Einvernehmen und die sreundschastlichcn Beziehungen zwischen beiden Re gierungen zu erhalten und noch zu befestigen und so Be ziehungen zwischen beiden Nationen auf der Grundlage de< gegenseitigen Vertrauens, dieser Bedingung für eine befrie digende i!ösn»a der schwebenden Fragen und sür eine gedeih liche Entwickeliina beider Reiche aus dem friedlichen Wege des Fortschritts hcrzustellen." Wie man an- Petersburg vom 5. d. telegraphisch be richtet, ist cs der dortigen Polizei gelungen, einigen Urhebern der jüngsten Verbreitung der nihilistischen Zeitschrift „Zerno" aus die Spur zu ko», inen und jene zu verhaften. Bei eineiu reichen Gutsbesitzer Namens Nikolaus Korostowzow, der in einem eleganten Hause der Marskaja wohnte, sind nämlich mehrere tausend Exemplare der genannten Zeischrist in Schränke» gesunden worden, die mit geheimen Fächern ver sehen tvarcn. In einem derselben fand man auch Adressen und Briefe, welche zu weiteren Verhaftungen Anlaß gaben. Die Polizei drang in da» Schlafzimmer Korostowzow'« ganz unveriuuthet ei». Al» er sich entdeckt sah, wollte er nach einem sechsläufiaen Revolver greisen, der ans seinem Schreib tische lag. tvard aber daran verhindert. In dem Kampfe, der sich um die Beschlagnahme de« Revolver» entspann, ging ein Schuß loö, ohne indcß Iemand zu verletze». AuS Konst antinopcl geht die Nachricht ein, daß di« Lage der Dinge in Albanien die Pforte veranlaßt, Der wisch Pascha aus seinen Posten zu belassen und ihm anß«r den Vilajets vo» Kosowo, Monastir lind Ipek auch noch da von Satonicbi »nterzuordi>e». Die Durchführung der Con- scriptioii flößt in Albanien »och fortwährend aus große Hinder nisse. wiewohl Derwisch Pascha sehr energisch voraeht. In den nächsten Tagen wird er sich an die serbische Grenze be gebe», ui» die Beschwerden der serbischen Regierung über dir wiederholte» Einsälle der Albanesen zu untersuchen. Die Senats de- linke» Eeiitrums noch vor der Vertagung der Kammern eine» entscheidenden Scklag gegen das Ministerin», Gam betta zu versuchen. Der Ausfall der Delegirtemvahlen iniißte die Führer der Rechten im Senate belehren, daß. sobald sic erst die Frist bis zu den Erneuerungswahleii un» genützt verstreichen ließen, Gambetta in beiden parlamentari sche» Körperschaften über eine geschlossene Mehrheit verfügen wird. Hieraus erklärt es sich, daß gerade jetzt alle An strengungen zu einem Ansturm gegen daS neue Cabinet gemacht werden. Jules Simon hat zu diesem Behnse sogar die Leitung des „GauloiS" übernommen, der alltäglich seindsetig« Artikel gegen den Ministerpräsidenten veröffentlicht. In einem dieser Artikel, atS dessen Verfasser Jules Simon selbst gilt, werden die Parteigänger Gambetta'- i» zwei Kategorien, die ^moiwnrn^ und ,.mouä«^, eingetbeilt, welche letztere wieder m besondere Kategorien zcrs'allen; und zwar sind e» hier die „Diiininen" n„d die „Feigen", welche das hauptsächliche Cd»« tingent stellen sollen. Wie die Wiener „N. Fr. Pr." melket, wird Minister Mancini demnächst i» der italienischen Kammer ossiciell« Erklärungen über die aus Italien bezüglichen Aeußernnae« des Fürsten Bi-marck im deutschen Reichstage geben. Di« italienische Regierung kann sich allerdings, meint da- genannt« co»servativen Parteigruppen de- französischen t beabsichtigen, im Verein mit den Abtrünnige«
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