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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-06
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xr-tltioii und Lrpeditiok IoliaimeSgasfe 33. IPktchkiiudkn -rr tir-acki«»: Bonuittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. tt-r t e r!l:«a»ic M-miicrirlr »acht stch tu Akt-lllk» Ui»l >«»u»kch An»»h«e »rr für »ie nSchftsat«eude Nummer »estimmten Iujerate a« Wochentage» di« 8 Udr ««chmitta,». ««-«»»- nuv Festtagen früh bi»'/.»Uhr. 2« dru Ulialr» siir 2ns.-Änu>h«e: ktt« klemm, Universilätsstraße 21, V«» iS Löscht, katharinmstraßc 18, p. «ur bl» 'i.S ktzr. Auflage L7LV« Ädounnurntsvrris viertelj. 4'/, KUl., ,ucl. Brinaerlolia 5 Ml-, durch die Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilage» «h«e Poftbejürderung öS Mk. M»t Postbcförverulig 48 Mk. Inlrratr 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uujcrclu Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Lectamkn unter den Uc-acti»n»strich die Svaltzeile 5,0 Pf. Iuferate sind stets an die Expedlti«« zu jeaden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung praemiiiieraiulo oder durch Post» Nachnahme. E^o 310» Dienstag den 6. December 1881. 75. iS—————SS—-SS—s-sss»s—-SS—SSSSMSSS-SS-SSiSMSS-S^SSSSSSSSSSWSSSSSSSWS»«^ I'"« Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Rächte Nt daSEntlasiungSgcsnch des Hern« Stadtverordneten Knuftgärtner Emil Böttger in der Stadtverordnetensitzung von« 30. November a. o. siir begründet erachtet und derselbe daher seines Amte-Z enthoben werden ist, so ist bei der am 8, s. nnd tO. dss. MtS. stattsindcnten ErgänzungSwabl et» unansässiger Bürger mehr zu wählen. Wir machen die» mit der Bemerkung bekannt, daß nun- niehr jeder Abstiiiimendc 10 ansässige und II uncmsässigc Bürger zu wählen bat. Leipzig, am 3. December 1881. Der Skath der Stadt Leipzig vr. Georgi. N. ülMahls-Vekanntmalhung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Eine eiserne Waud-Vohriuaschtue nnd eine ebensolche Gchrauben-LchneideNuppe, aus einer Werkstatt im Grundstück Erdinannöstraßc 3/4, im Lause der leywergangenen 4 Monate; 2) ein Frauenklets von grünem Stoffe, mit braunem Atlas besetzt, aus einer Wohnung in Str. 12 am Ranstädter Steinweg. in der Zeit von Ende August dis 30. v. Mls.; 3) ein Kopfkissen mit roth- und weitzgestteiftem Inlett, nebst roth» und weiftcarrirlem Ueberzug. sowie ei» weibleinenes Vett- tuch, ans einer Wohnung in Nr. 13 der Bindmühlenstraße, zm 26. v. M.; 4l ein zwenäderigcr Handwage», graugestrichen, mit neuem Baum und ebensolchem Handgriffstück, welcher in der Psaffendorfer Strastc gestände» hat, am nämlichen Tage Abends: 5) ein schwarz und weißcarrirtes wollenes Lhawltuch mit Franken (tenittlich an einem Brandfleck >, aus dem Hosraum deS Grundstücks Nr. 17 der Moritzstrabr, am 27. v. M. früh; 6) ein Kinterüderzirtzer von dunkelblauem geriesten Floconns mit schwarzen, Lammetkrageii, zwei Reihen Knöpfen, Seitentaschen mit Patten „nb schwarzem WollatlaSfutter, anS dem Tanzsaal im Pantheon, am gleichen Tage Abends; 7) ein Fra«enpalrt«t von dunkelbraunen« Stoffe, mit weiten Aermeln, braunen Hornknüpsen und Frausenbesatz, — in einer Talckic befand sich ei« schwarzledernes P«r1emonnaie mit einein Schlüssel —, au« demselben Locale und zu gleicher Zeit; 8) einen derßletche« für ein Schulinüdchen passend, von schwarzem starken «toffr, mit schwarzem Sammetkragcn und m>t zwei Reihe» schwarzen Hornknüpsen, — m den Taschen befand sich ein weißleinenes Taschentuch, gez. L. U. nnd ein Paar graue Buck- skiuhauHfchUhe —» aus einem Garderobezimuier i» Nr. 2I/2L am LhomaSkirchhos, am 28. vor. Mt«. Vormittags; S) ein schwarzlackirter Hauskord, darin «ine Ouantttät Nafiuen, aus einem Handwagen, welcher in der Plauenschrn Straß« gestanden hat. au nurgcdachtem Tage Abends; 10) ein Muss vo» Bisampelz, mit braunseidenem Futter und ebensolchen Quasten aus einem Äarderobclocal in Nr. 29 der Mittel strabe. zu derselbe» Zeit; 11 ein Geldtäschchen von schwarzem Leder, enthaltend 3t in zwei Kronen. zwei Fünfmarkscheinen und zwei Fünfzigpsennig. stüacn, sowie eine Empfangsbescheinigung über einen bei einem Spediteur in Chemnitz lagernden Koffer, aus einem Schlaflocale in Rr. 7 der Wüidmühlenstrabe, vom 28. bi« 29. v. Ml«.; 12t ein WinterÜbrrzirtzer von braunem Kammgarnstoff, mit schtvarzem Sammetkragcn, zwei Reihen schwarzen Hornknöpsen, Scitentajche» mit Patten, schwär; und blaugestreistem Aermel und schottische», wollenen Lchooblutler, aus dem Tanzsaal iu der Ion» Halle, zu derselben Zeit; 13, ein braunledernes Geldtäschchen mit Klappe und gelbem Schlößchen, enthaltend ca. <l Mark, in einem Fünsmarkstücke und kleiner Münze, sowie jüns Marken mit der Aufschrift „Marien- garten", mittelst Taschendiebstahl« in der Grimmaischcn Straße, am 29. v. Mts. Nachmittags: 14) ein rothledcrncs Portemonnaie mit Stahlbügel, enthaltend «inen goldenen Siegelring mit blauem Stein, einen ebensolchen iogen. vandring mit grünen, Stein, zwei Pfaudkchetn« über versetzte Sonnen- bcz. Regenschirme und ein Fardezetche«, mittelst TaschendiedstahlS in einer Straße des westlichen StadttheilS am nämlichen Tage Abends. 15) vierzig Stück graulcinene Scheuertücher, welche zur Schau an einem Sleichüstslocal in Nr. 37 der Windmühlenstraße gehangen haben, zu gleicher Zeit; 16) eine Geldsumme von 161 W«rk. in einem Hundertmark scheine, zwei Toppelkronen, zwei Kronen und zwei Fiinszigpsennig- stücken, sowie ein altes sächsische« Zweigroschenstück, ein edcnsolche- Fünspsennigstück, ein Sousstück und div. Kupfermünzen, au» einem Gelchästslocale in Rr. 26 der Stcrnwartcnstroße in der Nacht vom 30. v. bis 1. ds. Ml«.; 17) ein Wiuterüderzieder von grauem Stoffe, mit schwarzem Sammctkrage». zwei Reihen knöpfen, Bordeneinsassung, Schoos, talchen mit Patten und schwarzem WollatlaSfutter — in den laichen besandcn sich ein Paar schwarze Glacötzandfchntze — au« einein Lehrzimmer in Rr. 19 der Universitätsstraße, am 1. ds. MtS. Abend«; 18) ein Manntsaquel von dunkelcarrirtem Stoffe, mit zwei Reihen Knöpfen und schwarzem WollatlaSfutter, ein edensalche» von braunmelirtem Stoffe, mit einer Reihe Knöpfen und braunem Futter, eine Weste von demselben Stoffe, mit gelb und schwarz gestreiftem Futter, ein Paar Hasen von graumelirie», Stoffe, daran ein Paar braune Hasrnrräger, ferner ein schwarzer Filz- tzut mit braunseidenein Futter, ein Paar Stiefeletten, fast neu, mit Gummi Einsatz, ein schwarzer baumwollener Regenschirm und eine tttzrkrtte von Nickel, au» einer Wohnung in Rr. 18 der Albertstraße, zu derselben ^stit; 1») zwei Hände des Romans „Ti« Ara« vürgermetstrrin" von Georg LberS, neu, in marmorirtem Einband mit reichlicher Goldverzlernng, au« einen, Seschäftslocal in Nr. 16. der HospitaU straße a», 28. vor. Mt«.: SO) rin Deckbett mit blau und «riß gestreiftem Inlett, nebst weißem Urberzu«, ein Unterdett mit verwaschenem Inlett nebst roth »nd weiß gestreiktem llrdrring, ei» kapfttffe» mit roth und weiß gestreiftem Inlett und zwei weißen Ucberzbgeu und ein weiß- 1«i,enr« Betttuch, sämmiliche Urberzüge und Betttuch 8. 9. gez., aus einer Wolmung in Nr. 6 der Moritzstraße, in der Nacht vom 1. bi« 2. ds. Mt«.; 21) ein goldener Ring mit brüunlichgrldem ovalen Stein aus «»er Wohnung in Rr. 17 der Sebastian Bachftraße, am 2. d«. Mi«. Rarmittags; 22) ein kleine« Partemanngte von schwarzem Leder mit Stahl- dügel, enthaltend ca. 2» .«>. in einer Krone und div. Münze, sowie ein Aisrndatznfatzrdistet 3. El , Zeitz-Letvzig, mittelst Taschen- dtrdstatzl« in der Berliner- oder Reichsftraße, zu derselbe» Zeit; 21) rin Fraueujaguet von schwarzem Doubleftoff. mit zwei Reihen schwarzen Hornknöpfen, au» dem Barsaal einer Wohnung in Nr. 18 der Lteriuvartenstraßt, am nämlichen Tage Nachmittags; 24 ein P«rteman»«ie von lklsenbeia mit Etahlbügel, ent haltend ca. LI Mt„ in einem Zwanzigmarkscheine, einer Doppel- krane, einer Krone und kleiner Münz», mittelst Tasche»diekst»tzl< in der Petersstraße, an demiclbcn Tage Abend«; 25- ein ichwarzer Schafpelz mit schwarzem Uederzug und rde«. salchen Hornlndpfe», welcher auf einem Pferd», das in der Hallesche» Straß« gestanden, gelegen hat. zu gleicher Zelt; 26) eine Gelds«««« von 18 Mark, in Thalern. Zwcimark» und Markstücken, aus einer Wohnung in Nr. 13 der Lützowstraße» an demselben Tage; 27) ein Fußabstreicher von Locosfasern aus der Treppenflur de« Hause« Rr. 104 der Berliner Straße, zur nämlichen Zeit; 28) ein braunseidener Negenschir« mir geschnitztem Griff, au» der Hausflur de« Grundstück« Nr. 8 9 der Klostcrgassc, am gleichen Tage Nachmittags; 29) eine weiß« Decke, Waffelmuster» aus einer Droschke im Grundstück Nr. 2 der Fregestraße, vom 2. bi- 3. dS. MtS.; 30) ein Paar Halifax - Schlittschuhe, au« einer Wohnung in Nr. 21 der Moltkestroße, am 3. d«. MtS. Vormittag«; 31) eine Hoa von Bisampelz, aus dem Vorsaal einer Wohuuug in Nr. 6 der Jnsclstraße, zu gleicher Zeit. 32) ein ebensolcher Muff mit braunseidenem Futter und der gleichen Quaste», au« einem Geschäft-local in Rr. 26 der Nicolai- straße, zu derselben Zeit. 33) eine silberne ChlinÜeruhr mit Secunde, Goldrand, geriester Rückseite und im Innern de« Deckel« die Reparaturnummern 272 und 2268 X. eingekritzelt, nebst kurzer langgliederiger Taluttkette und ovalem Medaillon, au« einer Wohnung in Nr. bä der Gerberstraße, am gleichen Tage Mittags. 34) ein Fast, gez. k. ck <7o. No. 20,337, enthaltend 26 Liter Lagerbier, aus der Hausflur des Grundstückes Nr. 7 am Neu markt. am nämlichen Tag« Nachmittags; 35) eine alte silberne Spiudkluhr nebst ueusilberner Kapsel, ans einer Wohnung in Nr. 20 der Gerberstraße, am gleichen Tage; 36) rin alter Wtnterüberzteher von braunen,, glatten Stoffe, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie und dcsectem braunen Futter, auS einer Wohnung in Nr. 43 der Windmühlenstraße, an demselben Tage AbendS; 87) ein Spazierstack von polirtem Ebenholz, mit Griff von Elfenbein und ueusilberncm Ringe, in welchen, „Julius Ressel «<t Leibfuchs Alfred Lette" cingravirt ist, aus eine», Gasttocale in Nr. 27 der Petersstraße, vom 3. zum 4. dss. Mls: 38) ca. siebenzig Flaschen Roth- bcz. Weißwein mit den Vignetten ..(Rntonu Tärktte , Scharlachberger und „pauket Qanet", sowie ungefähr zwei Scheffel Kartoffel«. auS einer kellerabthcilung in Nr. 14 der Brüderstraßc, iu der Zeit vom 2. bis 4. dss. MlS. 39) eine rothwollene Pferbtbrcke und eine ehensalche mit schwarze« kantenstreiscn, au« dem Hosraum deS Grundstücks Nr. 11d der Sophienstraße, am 4. d. M.; 40) ein Dirnftmantel von dunkelgrünem Tuche, mit zwei Reihen weißen Metallknöpsen und grauem Futter aus einem Bahnwärter häuschen der Thüringer Bahn, an der Berliner Straße, an dem selben Tage Nachmittag«; 41) ein Frauenpaletat von schwarzem starken Stoffe, mit zwei Reihen Hornknöpfen, Aermelausschläge und Taschenbesatz von Plüsch und breitem Kragen mit Schnurcnbcsatz, aus dem Tanzsaal in der Lentralhalle, am nämlichen Tag« Abends; 42) ein Winterüherzirher von hellbraunem, graumelirtem wolligen Stoff, mit schwarzem Sammrtkragen, zwei Reihen Horn- knöpsen, Bordeneinsassung, Seitentaschea mir Patte» und schwarzem WollatlaSfutter, — in den Taschen befand sich ein weißleincnes Taschentuch, gez. IV. S., ein buntes desgleichen und ein Paar braun« Glacehandschuhe —, aus dem Tanzsaal im Tivoli, zu derselben Zeit. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sacken oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 5. December 1881. Las Pattzri-«»t »er Stadt Leipzig. >. v. Junck, Pol.-Rath. vr. Denecke. Nichtamtlicher Theil. Zur Kirchenpolitischen Lage. Eine bochbedcutimgsvvllc parleunentarischc Woche liegt hinter u»S; tcr Totaleiirvruck der Debatten ist aber gewiß kein erfreulicher. Wurde doch nicht :ur Sache, zum Etat, gesprochen, sondern die heftigsten Angriffe zwischen den Liberalen und dem Reichskanzler gewechselt. Jeder machte den Andern verantwortlich für die unerquickliche Lage, Jeder warf dem Andern vor. daß die letzten Folgerungen seines Ver hallens die schädlichsten sein müßten. Der Reichskanzler erklärte, daß zwischen dem deutschen Reiche nnd der römischen Curie keine Verhandlungen statt- sanden. Cr habe jedoch die Absicht, dem preußische«, Budget einen Posten einzusügcn. der den Zweck habe, eine dirccte Verständigung zwischen der Regierung und drm Vatican zu ermöglichen, da jetzt wieder die freundlichsten Beziehungen zwischen der Regierung und dem Inhaber de« päpstlichen -Stuhle« beständen und cS der Regierung daran liege» müsse, die Interessen ihrer katbolischen Uiitertbancn bei der Curie wahrzunehmen. UcbrigenS werke die zu schaffende Stellung nicht eine Vertretung bei einer auswärtigen Macht, sondern bei dem L'bcrhaupte tcr katholischen Kirche sein; darum könne dieselbe nöthigenfallS auch einem Vertreter des deutschen Reiches übertragen werden und jeden Augenblick in eine Ver tretung deS Reicks übergeben. Oftcntar war die letzte Bemerkung gemacht, um das Ccntrui», welches viel mehr einen Gesandte» kcS deutschen Reiche» als Preußens im Vatican zu sehen wünscht, zu ködern. Da tcr Reichskanzler indcß bei seiner Begründung der Errichtung teS GcsandtsckastSpcstenS bemerkt hatte, daß er dem Frieden mit Rom so nahe zu kommen hoffe, wie rS nur irgend möglich lei. ko klopfte Bindow bei iln» an, um zu er fahren. was es mit dem Gerückt über eine etwaige tiebcr- siedelung des Papste« nach Deutschland für eine Bewantniß habe. Auf diese Frage gab Fürst Bismarck keine Antwort; dagegen sprach er sich de; Wetteren Uber den Weg zur Her stellung des Friedens mit Rom auS. Er babe überhaupt, so sagte er, stets nur gekämpft, um de» Frieden z» erlangen. Wenn er denselben beute erreichen zu können hoffen dürfe, so sei eS seine Pflicht, dem Gegner näbcr zu treten und wenig stens den Abschluß eines Waffensiillstanbe« zu versuchen. Er sei dazu, selbst wenn er drn Kamps scrtsetzcn wollte, um so mehr gezwungen, da seine früheren Bundesgenossen ihn ver lassen oder ihre fernere Unterstützung a» unerfüllbare Berin gungen geknüpft hätten. Wenn er zuletzt durch die Verschie bungen innerhalb der liberalen Partei vor die Rolbwentigkeit gestellt sei, zwischen einer Annäncrung an das Ccittrum oder einer solchen an die Fortschrittspartei zu wählen, so müsse er aus Gründen de» Staatswohls die Bundesgenosse,ischast de» CentrumS vorziehen; denn letzteres könne für den Staat zwar sehr unbequem, aber nie so gefährlich werten wie die Fort schrittspartei. Begreiflicherweise fühlte sick der Abg. von Kleist Reyow durch die Aussichten, ivelche Fürst Bismarck den, Centriim machte, nun auch seinerseits ermulhigl, dem Letzteren öffentlich die Hand zu bieten. Und als der Reichskanzler voraus, zur Richtigstellung einer von Aleist-Retzow gethancn Acußcrnng. gar bemerkte, er Hab« dem CivilstandSgesetz seinerzeit nur wider Willen, gezwungen durch seine liberalen College», zn- gestimmt, faßte der Führer der conservativen Partei, Aog. von Minnigerodc, das Ergcbniß der Verhandlungen dabin zusammen, daß er erklärte, die natürliche Verbindung zwischen dem Centrum und seiner Partei befestige sich mehr und mehr, denn beide begegneten sich aus demselben Wege nach ver wandten Zielen. Leider eröffnet das unter dem Schutz« des Reichskanzler- angebabnte Bündniß zwischen den Römlingen und den pro testantischen Conscrvativen eine trübe Aussicht aus die Zukunst. Trotzdem braucht Denen, die wahrhaft national und liberal gesinnt sind, bei de», Blick aus die Zukunft der Muth nickt zu cittsallen. Möge Fürst Bismarck eö nur ver suchen. das conservativ-klerikale Bündniß für sich und seine Resormpläne fruchtbringend zu machen, er wird bald genug erfahren, wa« er aus diesem Wege erreicht. Mit Leuten, die er selbst in der berühmten HerrenhauSsttzuug vom l5. April 1875 als Feinde de« Evangeliums und des preußischen Staates bezrichncte, kann er unmöglich aus die Dauer Arm in Arm gehen. Er wird bald merken, daß der Friede, den er »it ihnen abgeschloffen, nur eine schmachvolle Niederlage ist und das deutsche Reich unter da« Joch de- römischen Papste- bringen muß. Zudem liebt die deutsche Nation zu sehr die geistige Freiheit, al- vaß sie ein Pfafsenregimeitt von Römlingen und orthodoxen Protestanten lange ertrüge. Für die Richtigkeit dieses Satze» erheben sich selbst kon servative Stimmen. DaS „protestantische Bewußtsein", welches Hauet neulich nicht aurufcn wollte, wie die ultra- montanen Blätter sagen, sondern nur etwa» in Berücksich tigung zu ziehen bat, ist in der Thal in hochconservativen Kreisen erwacht. Ein kirchliche» Blatt, der „Evangelisch- Kirchliche Anzeiger", der sonst mit drn Kteist-Rctzow und Gcnossen an einem Strang zieht, hat schon seit einiger Zeit seine warnende Stimme gegen das Compromittiren mit dem Papftkhum erhoben, und zetzl kommt auch der „ReichS- botc" der Herren v. NatbustuS-Ludom mit einem Artikel unter der Aufschrift „Der Gesandte bei», Papst", in welchem als Gegengewicht gegen '.die vom Fürsten Bismarck in ihrer „souverainn, Selbstständigkeit" anerkannte katholische Kirche eine selbstständige freie evanaelischeKirchegesordert wird. DaS conservatlvc Blettt tritt dabei ausdrücklich der „irrigen Mei nung" entgegen, „e- sei ein Zeichen von Mangel an StaatS- sreundlickkeir oder Pietät gearn unser« frommen Kaiser, von solchen Dingen zu reden." -di« Zeit dränge, daß die deutsche evangelische Kirche sich ansrafsc und sich ans ihre groß« Mis. siou besinne. In dieser „großen weltgeschichtlichen Stunde" sei eS Zeit cmfzustebcn vom Schlafe. UcbrigenS ist der „RcickSbote" verständig genug, von dem Papstlhum, wenn dasselbe wirklich, wie Fürst Äismarck sagte, »ine „innere In stitution des Deutschen Reichs" wäre, zu urlbeilen: „Die Folge würde sein, daß das Deutsche Reich dasselbe auch schützen muß. wie alle seine einheimischen Institutionen, wenn sie angegriffen werden. Diese Folgerung könnte dem Deutschen Reiche, wenn sie rechtlich gezogen werden sollte, viele Schwierigkeiten bereiten." Diese Warnungen kommen auS dem konservativen Lager; wahrlich, ein bedeutsame» Anzeichen dafür, wie be- iorgnißerrcgeiid die tirckenpolitlsche Lage ist. Wa-aber nun? Nur die Zeit wird lehren, ob Fürst Bismarck reckt hat oder nickt. ES ist jedenfalls höchst traurig für jeden Bater- landssrcund, daß die Mittelparteien von, Reichskanzler bci- scitcgeschobcn worden, und die extremen Conservativen und die ultramontancn Heißsporne anS Ruder gebracht worden sind. Vielleicht helfen unS die immer dreister werdenden Forderungen de» CentrumS auS diesen Schwierigkeiten heraus, indem „Junker" und „Psafs" selbst dafür sorgen, daß ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen. Leipzig, 6. December. Der Präsident de» Reichstage» Herr v. Lcvehow und Vicerrästdent Hosrcttb Ackermann wurden Sonntag Mittag ' »l Uhr vom Kaiser in Audienz cmpsanaen. Herr v. Fränckenstein, welcher als Präsident des bairischen RcickS- rath» in Anspruch genommen ist. war an dem Erscheinen bei der Audienz verhindert. Der Kaiser, welchem man die über- standene Krankheit kaum mehr anmerkte, convcrstrte mit de» beiten Herren in huldvollster Weise circa 20 Minuten, und nachdem die beiden Präsidenten auch von der Kaiserin empfangen worden, verließen sie da- Palais uin l Uhr. Se. Majestät der Kaiser empfing am Sonntag nm 4 Uhr drn Reichskanzler Fürsten BiSmarck und um halb fünf Uhr den Muschir Ali Nizami. welcher Sr. Majestät den Allerhöchst- dcmsclben verliehenen Orden Nischani-Jmlia; überbrachle. Man hoffte am Montag di« zweite Lesung des Etats zu Ende führen zu können, um alsdann am Diens tag oder Mittwoch mit der Debatte über die Ausfüh rung de» Socialistengeseyes beginnen zu können. C» wird aber eine ansehnliche Menge schmutziger Wäsche ge waschen werden, und namentlich die Conservativen macken sich daraus gefaßt, wegen ibrer nicht überall reinlichen Wahl bündnisse sckarf angegriffen zu werde». Die Vertretung für die Bündnisse der Conscrvativen mit den Socialdemokraten oder bester gesagt, die dreiste Ableugnung der cingegangenen Compromisic ist dem Vernehmen nach Herrn Stöcker über tragen worden, der sich in tcr Thal für derartige Kunststücke vortrefflich eignet. Nach der Erklärung de» StaatSsecrctairS v. Bötticher, daß eine Vorlage betreffs der Errichtung eincs Reicks- tag-gebäude» „noch vor Weihnachten" dem Reichstage zugehcn solle, dars man eS wohl als gewiß «„sehen, daß die Session über Neujahr binanS verlängert werde» wird, daß also die Abgeordneten gezwungen sein werden, nach den Dcib- nachtsscrien noch einmal »ach Berlin zurückzukrhren und viel leicht mit de», preußischen Landtage, der spätestens aus den 16. Januar einberuseu werden muß. zusammenzutage». Als eine» Berathnngsgegenstand, testen Erledigung noch in dieser Session dem Fürste» Bismarck besonders am Herzen liegt, bezeichnet man jetzt nicht etwa die Hamburger Ausihluß- srage, sonder,, die Vorjage wegen einer Berufsstatistik, die srcilich mit ihren Strasandrobungen schwerlich Aussicht bat, ai,genommen zu werden. Aus den Zweck, der mit dieser Statistik vcrsolat werde» soll, wirst die Andeutung der „N. A. Z ". daß ent von einer festeren Organisation der einzelnen BcrusSelasien eine Besserung des WablsvstemS zu erwarten sei, ein ganz neues Licht. Auch ist es lehrreich, zu beobachten, was die antisemitischen Führer von der Bcrnssstatistik er warten. Bor einigen Tagen erklärte Herr Otto Glagau, der sich bisher noch nicht als VolkSrednrr cm der Agitation bcthciligt hatte, in einer Bersammtung de» Nuppel'schen „ResormvereinS", der wichtigste Punct der kaiserlichen Bot schaft sei die Ankündigung einer Berufsstatistik, die er für die Vorbedingungen aller künftigen socialen Reformen halte. AuS dieser Statistik würde man ersehen können, welche Leute arbeiten, welche faulenzen und sich vom Schweiße ihrer Mit bürger mästen. „Ich fasse diese Vorlage als eine Revision der Jubenschast aus", rief der Redner in unmittelbarem An schluß an die vorher mitgethciltcn Worte unter dem tosenden BeisallSgehcul seiner Zuhörerschaft, ohne daß die Polizei eine Miene zun, Einschreiten gemacht hätte. Zu der Zeit, al- die Liberalen de« Fürsten BiSmarck unterstützten, würde gegen sic ein Sturm der Entrüstung in der RcgierungSpresie auSgebrochcn sei», wenn sie 85,000 Mk. zu einem Zwecke, für welchen der Kanzler lebhaft cingetreten, verweigert hätten. Di« Haltung deS CentrumS, der an geblichen neuen Regierungspartei, aber bei der Abstimmung über den Volk» wirthschastSrath hat noch kein osficiöseo Wort der Kritik veranlaßt; die „Nortk. Atlg. Ztg." versenkt sich, al» ob die Sitzung vom Donnerstag niemals stattgesund« hätte, tief in Untersuchungen über da» beste Mittet, die Ver tretung der Minoritäten in den Parlamenten zu sichern. Möglicherweise wirb ernstlich die Hoffnung gehegt, bei der dritten Lesung ein andere» Ergebest zu erzielen, als bei der zweiten; so liest man in der „Neuen Pr. Ztg ". wekch« den ablehnende» Beschluß tief beklagt, aber ebenfalls nicht ein Wort de- Vorwürfe- für LaS Centrum hat: Indessen möchten wir doch fragen: ob eS nicht politisch prak tischer wäre den Standpunct de» Mißtrauens mit dem der Beo bachtungen »u vertauschen, d. h. sich zu einer einmaligen Bewilligung der Etatspositton zu verstehe«, wie auch Abg. Frege einpsahl. Ge wiß sind ia manche Bedenken gegen da« Institut, die Art seiner Zusammensetzung und Functionining, vorhanden, auch aus Seite« derer, welch« ihm ihre Sympathie entgegenbringen: aber die Be willigung der Position auf ein Jahr würde dem Institut nicht den Lharaktrr einer constanten Gefahr geben, wir die principielle« Gegner befürchten, wohl aber Gelegenheit, durch seine praktisch« Hebung die sachlich gehegten Bedenken zu erledigen oder zu bestätigen, in nwtchem letzteren Falle eine Bescnigung der constatirte« Unzn» träglichkinten wohl nicht ohne Erfolg gefordert werden würde. Da- konservative Blatt vergißt, daß als Bersuch-object der preußische VolkswirthschastSrath bereit» vorhanden ist, der sich zudem bisher so wenig wie möglich bewährt hat. Und die partikularistischen Bedenken des Centrums sind durch den vorgeschlagenen Versuch überhaupt nicht zu beseitigen. Säbrend man eine bairische Ministerkrisis vielfach im Reichstage erwartet, heißt e« andererseits, daß Freiherr zu Franckenstein seine Anwesenheit in München dazu be nutzt habe, seine klerikalen Freunde in der bairischen Kammer vor einem allzu schroffen Vorgehen gegen da» Ministerium Lutz zu warne», da durch ein solches die günstige Lage, welch« für daS Centrum in Berlin jetzt bestehe, leicht verscherzt werden könnte. Auch Abg. Frhr. von Staufsenberg bä» gicbt sich nach München. In einer am Sonntag Vormittag zu Mainz stattgehabten socialistischen Wahlversammlung sprachen Liebknecht und Bebel. Als Hascnclever als Redner austreten wollte, erhob die Polizei Einspruch dagegen. Tcr Präsident schloß sodann die Versammlung »nd richtete die Aufforderung an die Socialisten, am Nachmittag zu der von der Fort schritt-Partei in Aussicht genoinuicncn Versammlung vollzählig zu erscheinen. — Ein zweite- Telegramm meldet gleichfalls vom Sonntag: „Eine heute Nachmittag stattgehable Wahl versammlung der Liberalen wurde wiederholt von den Socialdemokraten gestört. Adolf Philipps konnte seinen Vortrag nur mit Milbe beendigen, der Reichstagsabgeordnete Träger war gcnötbigt, seine Rede abzubrechc». In Folge Dessen wurde die Versammlung aufgehoben und der Saal von der Polizei geräumt." Die „MontagS-Rcvne" sagt in einem der Donausraa« gewidmeten Leitartikel: „Die Weisung a» den österreichi schen Gesandten in Bukarest trifft an sich nur die formelle Seite der fraglichen Angelegenheit, eS soll damit nur der der österreichischen Monarchie in der rumänischen Thronrede an- gethane Schimpf in einer deutliche» aber der Großmacht wür digen Form zurückgewicscn werden. Graf Katnoky hatte bc, seiner Mäßigung nur die geringe Bedeutung Rnmänien- im Auge. Die materielle Seite der Frage gehört nur vor den europäischen Arcopag. Vor dem großen und letzten Tribunal der VertragSmäcble wirb vielleicht, wenn dieselben wieder versammelt sind, die österreichische Regierung und Monarchie vorübergehende Veranlassung nehmen, die essenti ellen Recriminationen Rumäniens sowie dessen unberechtigte Anmaßungen und Ansprüche aus ibr hohles Nichts zurück- zusührcn, in Bukarest aber kein Wort mehr in rer Sache verlieren. Ein wichtiger Tbeil der Mission Kalnok»'» liegt jetzt in dem Einslehen für den entschiedenen Einfluß der Monarchie läng» der ganzen Donau, für die vitalen politi schen und volkSwirlbschafllichen Interessen des GcsamnttstaateS." König GeorgioS von Griechenland sammelt neue Ebrcn. Seine Majestät hat sich am 23. November im Hasen von OropoS eiiigoschifst, gelangte noch am selben Tage bis ChalkiS und landete, von der griechischen Flotte, die diesmal au» den beiden vereinigten EScadrcs bestand, begleitet, um 5 Uhr Nachmittag» deS folgenden Tages in Bolo, wo er von einer bei 40,000 Perionen (?) räblcnde» Menschenmenge, die au« der Umgegend VoloS und Pclion» bcrbcigeeitt war. empfangen wurde. Marineminittcr BubuliS begleitete den König: der Jubel aber war groß, wie die osstciöfen Berichte aut Athen hinzufügen. Die Berichte an- Frankreich über das Eraebniß der kürzlich stattgehabten EenatS-Tclcairtcnivahlen lasten einen großen Sieg der republikanischen Partei constatirrn. Man kennt bi» jetzt da» Resultat von 25 Departement» unter den 31, die an der Ernennung der Dclegirtcn theilnahmen. In den sechs übrigen Departement» war man im Voran- de- Erfolge» gewiß, da dieselben nur republikanische Senatoren zäblten. Unter jenen 25 Departements sind aber nur drei, nämlich Eure. Orne und Bcntöe. in welchen die Rcactionaire noch Hoffnung haben, ihre Candidaten kurckzubringc». Dir Linke kann somit schon jetzt aus einen Zuwachs von 2l Stimmen rechnen, doch ist Hoffnung vorhanden, daß sich derselbe definitiv aus 27 Stimmen belaufen dürste. Lurch diese» Ergebniß wird dir Verbindung der Rechten de» Senat- mit der Gruppe Jules Simon zur Ohnmacht verurtheilt. . Da» Auffälligste in der gegenwärtigen Lag« ist da fast feindselige Auftreten de» Reichskanzlers und der Regie«
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