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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-10
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrßartion und Llpeditio« . Johannesgasse 33. AprklWuiidru der Urdartio«: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. irr »u titiagol« rm«kl-nrlkr Ma«uicri»I« macht sich tu «ttaciioii »ich« »«duaUch Annadmr der für die nächstfolgende Nummer deftimmte» Inserate an Wochentage» dis L Uhr Nachmittag», OnS»»»- »ndKesttagr» srühbi»'<,vttd^ Iu den chilialr» für Ins.-Annahmr: Ott« Klemm, Universitätsstraßk 21, VouiS Lösche, Katharinenstraße 18, p. unr di» '/.L Uhr. Utlp ngerTagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,10« ^vonnemenlslirris viertel,. 4'/. Mk., incl. Bringcrlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexcinplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» ohne Postbesorberung 30 Mk. Mit Postbesorberung 48 Mk. Inserate 6gespalte»e Petitzcile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Say nach höherem Tarif. Nectamen unter den Uedallionssirich die Spoltzeile nO Ps. Inserate sind stets an die t-rstevilion t» jeaden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung praenuiiu-eaiitl» oder durch Post- . Nachnahme. 344. Sonnabend den 10. December 1881. 75. Jahrgang. I»r gkMiM Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 11 Deeembev, Vormittags nur bis jz« Uhr geöffnet. LxpvÄMon ÜV8 I^ip/Ixer ?»8odlLttv8. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Bei dar.am heutigen Tage erfolgten planmäßigen AuS- loosnng Leipziger Ltadtschuldscheine sind gezogen worden: Bon der Anleihe deSIahreS R8S« je «««Mark Nr. 327 601 603 601 676 815 005 >029 >l78 l2I0 128» 1316 1103 1676 2390 2136 3152 3618 3769 3805 3811 3901 1293 1293 1303 4180 1571 1735 4916 494l 4968 5522 5533 6253 6655 6721 7145 7286 7762 7808 8061 8111 8175 8591 8885 9075 9710 10093 10097 10156 10226 10219 10269 10286 10572 10851 10976 11026 11098 11154 11373 I208I 12086. Don der Anleihe de- Jahre- I8«4 je LStt« Mark Nr. 51 91 98 112, je ««« Mark Nr. 12518 12532 12548 12618 12673 1301l 13078 13091 I3I10 13188 13199 I32I8 13313 13319 1.3151 I37W 13896 11069 I11IS 14274 14293 11736 >1812 11991 15018 15055 15225 15285 15416 15622 15662 15768 15801 I58I2 I0I97 >6329 10502 16590 16678 16773 16918 17060 >7080 I753I 17651 18090 18218 18122 >87.35 18907 18929 1895.3 19052 19411 19151 19217 19307 19135 19141 >9768 199.31 20218 20370 20.377 20381 20122 20523 20713 20319 20853 20897 20915 21143 21I5I 2II52 21520 21618 21627 21672 21736 21024 21950 22112 22370. Don der Anleihe -e- Jahre- I8«S (Lheater- auleike) j- Ul»» Mark. Skr. Sl 115 17l 227 368 920 1051 1083 1152 >198 1551 1656 1712 1757 1812 1835 1932 1937 1913 2031 2116 2194 2448 2596 2611 2762 3105 3197 3563 367.3 3716 3832 3396 4014. Don der Anleihe deS Jahre- I8«8 je ISVV Mark Nr. 1.33 392. je IN»» Mark Nr. 141 2.30 36S 447 760 863 992 1068 1088 1110 1586 1588 2352 3608 3654 3702 3924 4051 1218 4277 1292 1308 4781 4805 5114 5206 523» 5911 6213 6375 6191 7731 7998. Bon der Anleihe deSIahreS 187« zu »«»«»Mark Nr. 39. je 1»«»» Mark Nr. 250 295 473 482 918 1020 1980, je »»» Mark Nr. 171 283 361 912 1277 1784 1967 2868 3188 3257 3185 3893 1329 1998 5111 5635 5651 5778 0070 6157 6279 6518 6607 6933 7255. je I»» Mark Nr 133 >98 125 503 884 929 917 1385 1192 1913 1957 2291 2378 2576 272« 3192 3792 3798 4979 5080 5237 6039 6167 6281 6838 7032 7515 7898 8258 9286 9356. Ter Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Talons und Coupons vo.« rr«. Jnni 1882 ab, mit welchem Tage die Verzinsung der Capitalien aufhört, bei unserer Stadieasse zur Auszahlung. Hiernächst werden die Inhaber der bereits früher au»- gclooste» Schuldscheine der Anleihe de- Jahre- 18»» zu ««»« Mark Ser. 14. Nr. 198. je I»» Mark Ser. 14. Nr. 266 273. Ser. 35. Nr. 687. Ser. 55. Nr. 1082 1091 1094, der Anleihe de- Jahre- 18»« je rtt»» Mark. Nr. 119 622 1829 2083 5086 5075 5695 9001 I1131 12115, der Anleihe de- Jahre- 18«4 je ;»<»« Mark Nr. 13046 >3212 13214 13302 >3677 13719 III13 >1936 15203 I519I >5592 15891 15908 15933 15995 >5995 16370 >6767 16815 16846 17268 17687 17954 >8272 >8313 >8328 18919 19635 20204 21462 21607 21881 22279 22371, der Anleihe deSIahreS I8«t» (Theateranleihe) je »«»<» Mark. Nr. 916 2293 2602 2666 2776 3133 3315 3428 3510 3514 3711, der Anleihe deS JakreS I8«8 je »<»«» Mark Nr. 61 160 776 1876 2019 2174 3925 1760 1996 582!» 6217 6180 7070 7368 7820 wiederbolt ansgesordert, den Betrag tiefer seit ihren» NiickzahlungSterniine vo» der Verzinsung auSgeschloffenen Lchnltscheinc zu rrhebeu. Wegen der Leipziger Stadlsch»ldschei»e der Anleihe vom i. Zull 1856 Nr. 6192, der Anleihe vom 9. April I8o1 Nr. 11031 14035 15826 über je 300 Mark und der Anleihe vom 4. September 1876 Rr. 5712 über 500 Mark ist das Aufgebotsverfahre» zum Zwecke der KrastloSerklärnng derselben beim Königlichen Amtsgerichte Leipzig anhängig. Leipzig, den 8. December >88l. Der -kath der Ltadt Leipzig. vr Tröndli». Seideman», Stadteass. Die Stelle eines ständigen, jedoch nicht ccnsirmirteu Hilf» geistlichen bei den vereinigten Parockieen Leipzigs, mit welcher »m Gehalt von 2400 Mark jährlich. Amtswohnung jedoch nicht verbunden ist, soll möglichst bald besetzt werden. Geeignete Beiverber bitten wir. diesbezügliche Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse hiS zum 24. dies. Mou. bei unS eiuzurcichen. Leipzig, am 8. December 1881. Der Rath der Stadt Leipzig DrTröndlin. Hemffg. ^ Bekanntmachung. DaS l l. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für daS Königreich Sachsen ist bei unS cingegaugen und wird bi» zum 24. dieses Monats auf dem Rath- hauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Tastelbe enthält: Nr. 62. Verordnung, eine Ernennung für die erste Kammer der Ständeversammtung betreffend; vom 7. November 1881. Nr. 6». Bekanntmachung, den zwischen der Königlich Sächsischen, der Ärvßherzoglich Sächsischen und den beiden Fürstlich Reußischen L. und j. Linie Regierungen Uber den Ankauf, Ausbau und Betrieb der Mehlthcuer-Weidaer Eisen bahn durch den StaatSfiScuS im Königreich- Sachsen abgeschlossenen Staatsvertrag vom 20. September 1881 betreffend; vom 10. No vember 1881. Nr. 64. Verordnung, die Expropriation von Grund- eigenthum für Herstellung einer ErwciterungS- anlaae an der Eisenbahnlinie Dresden-Werdau betreffend; vom 22. November 1881. Leipzig, den 8. December 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Trönvlin. <stöß. Bekanntmachung. Wegen AuSbnichS der Rinderpest ui Schlesien hat die hiesige königliche Kreis-Hauptniannschast aus Anordnung des königlichen Ministeriums deS Innern den Abtrieb aller Wiederkäuer auS dem Pfaffendorfer Diehhof« auster nach dem städtischen Schlachthause btS auf Weiteres verboten. Dc»ige»,äß dürfen von beute ab bis aus weitere Anord nung im Psaffendorser Vicbhofe befindliche Rinder, Kälber, Schafe und Ziegen nur dann daraus entfernt werden, wenn dieselben unter der von unS angeordncleii Contrvle direct nach dem städtischen Schlachthause zum Schlachten gebracht werden, wogegen der Abtrieb nach Privalfchlacht- yäusern gänzlich untersagt ist. Zuwiderhandlungen werden nach tz 328 de« ReichSstras- gesetzduche« mit Gesängniß bi» zu 2 Zähren bestraft. Leipzig, am 8. December 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Pschmer. I>r. Tröndlin. Krrtzsi Audion. Bet dem Unterzeichneten Haupt-Zollamte sollen ^ den lv. d esrs Monats Vormittags iS Uhr im Revisionslocal Rr. HI. gegen 1506 Kilogramm Maculatur unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Leipzig, den 1. December 188t. SSnlgliches Haupt-Zolamt. Kerstan. Einladung. Zu der Grundsteinlegung kür dir „ene Kirche in Ltndena» Montag den 12. Terrmber 1881 Mittags 12 Uhr gestatten wir unS, alle Gönner und Freunde hiermit ergebenst cia- zuladen. Versammlung im Belsaale. Der Kirchcnvorstand. v. tkeol. Friedrich August Schütz. Nichtamtlicher Theil. Herr Windthorst. Die Person des CentruinSführer - und sein Verhältniß zur Regierung beherrschen noch inimcr daS politische TageS- intereffe, und die Vorgänge in der Zollanschluß-Com mission de» Reichstags bilde», wie begreiflich, unaus gesetzt den Gegenstand der lebhaftesten Erörterungen in der Presse wie in den Versammlungen. Am Mittwoch Abend wurde in einem Berliner Vereine die Anwesenheit deS Abgeordneten für den ersten Hamburger Wahlkreis, Sandtin ann, Mitgliedes der Coiiiinissivn, zu einer Interpellation über den ..intcrestanten Zwischenfall" benutzt. Der Interpellant trug den Sachverhalt vor, wie ihn die Presse dargcstellt hat, nainentlich auch daS Versprechen deS Finaiiziniiiisters Bitter, daß eine der „N. A. Z." rn- gcsandtc Berichtigung »ud Ehrenerklärung für de» Abg. Windthorst scheu im Morgenblalte veröffentlicht worden wäre, wenn der Truck »ick't schon begonnen gehabt, jedenfalls aber im Abendblatt zur Veröffentlichung kommen würde. Der Abg. Saudlmaun glaubte im Allgemeinen über die Verhandlungen der Commission speeiellc Miltheiluuge» nicht machen zu dürfen, bezeichnet- indessen de» vergelrageneu Thalbcstand als richtig »nd meinte, er würde sich lehr wunder», im Abcndblatte der ..N. A. Z." die in Aussicht gestellte Erklärung nicht zu finde». Es wurde daraus der Artikel deS ossieiöscn Blattes, welches nicht nur keinen Widerruf, scuderu neue und stärkere Anklagen gegen Wiudlhorst enthält, zur Verlesung gebracht, und der Abg. Sandtinaun gab nach derselbe» die Erklärung ab, daß er »nr mit Herrn Bitter sagen könne: „Ich bin höchlichst überrascht!" Die „Germania" ist nicht weniger überrascht, sie giebt beute ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß daS „verhetzende Ge bahren" der „N. A. Ztg " nur den Liberalen und Freihänd lern zu Gute kommen werde. Da übrigens Herr Bitter in der Commission ausdrücklich erklärt hatte, der Widerruf der „N. A. Z." sei bereits redigirt und nur wegen deS Schlusses deS MorgcnblaltcS noch nicht veröffentlicht worden, so ist man gespannt daraus, wie sich der Kinanzminiffer jetzt Herrn Windthorst gegenüber entschuldigen werde. Man spricht in parlamentarischen Kreisen davon, daß der Reichskanzler durchaus mit der Haltung de» ossiciösen Blatle«, nicht aber deS Herrn FinanzminislerS einverstanden sei, und daß Letzterer, dessen Stellung ohnehin seit langer Zeit als erschüttert gilt, ehestens seinen Abschied nehmen werde. So weit sind die Ding« wohl kaum gediehen; c» ist aber für die in manchen Kreisen gehegten stillen Hoffnungen charakteristisch, daß dem ..Zwischenfall „N. A. A"-Windt horst" eine Spitze gegeben wird, die sich gegen den Fmanz- minister Bitter richtet. ^ ^ . An diese Vorgänge anknüpsend, wird der „Magdeburger Zeitung" geschrieben: Worin aber besteht nun eigentlich der Zwischenfall, welcher Centrum, oder sagen wir vorläufig genauer CeiitrumSsuhrrr und Kanzler plötzlich so arg verfeindet hat?, ES muß wohl »och irgend «in Vorgang im Spiele sein, dessen Kenntinß sich jetzt größeren politischen Kreisen entzieht und über den man vielleicht erst im Lause der Zeit, vielleicht auch — soll» sich der Riß wieder zuzieht — gar nicht Aufklärung erhalten wird. Oder sollte Fürst Bismarck schon jetzt nach so kurzer parlamentarischer Probe- it die Ueberzeugung erlangt haben, daß ein Rebeneinandersiwnnen -er Ultramontanen und der Conservativen Kleist-Stöcker scher Farbe völlig ungeeignet ist, den preußischen Staats- wie den deutschen Reilt»swage» aus nationaler Bahn vorwärts zu bringen? Diese Erkenntnis; wäre nach des Kanzlers neulichem Ausspruch, das Cen- trunr schein« ihm, wenn es überhaupt ei» Ucbel sei, das kleinere Uebel als die Fortschrittspartei — einigermaßen überraschend und schnell gekommen. Das Centrum aber von der welsischen Führung Windthorst'S und vom ParticularismuS abzutrennen und alsdann der Regierung gefügiger zu machen — diese Idee scheint uns zu wenig Aussichten der Ausführbarkeit in sich zu tragen, als daß man sic dein Kanzler zumuthen könnte. Im Ce», r»i»S lager herrscht große Aufregung und Entrüstung wegen des Windlhorst'schen Zwischenfalls und der jetzt oste» zu gegebenen Weigerung der „N. A. Ztg ", die Berichtigung des Finanz Ministers auszunehmen, während dasselbe Blatt dock, wie Jeder weiß, Regierungsansichtc» und 'Mittheilnngen sonst so bereitwillig seine Spalten öffnet. Man ist daher im Ceiitrum überzeugt, daß die Ausnahme der Bitter'sche» Berichtigung von einer höheren Stelle aus verhindert worden sei. Die Fraclion des Herrn Windthorst hatte am Mittwoch eine lange Sitzung zur Bcraihiuig dieser An gelegenheit. Andere Gerüchte wollen wissen, der Kanzler werde in kurzer Zeit seinen völlige» Bruch mit dem Centrum öffentlich erklären. Man hört aiidererseits davon, daß auch daS Ceiitrum betreffs der Windlhorst'schen Angelegenheit eine üssentliche Erklärung auf gesetzt habe. . Sicher ist. das geht wobt au» diesen Mittbeilungen hervor, nur daS Eine: die politische Lage ist verworrener denn je. Auch über daS Schicksal der Hamburger Vor lage läßt sich Bcttimmtes »och nicht sagen. Von dem Nutzen des Zollanschlusses ist eigentlich kein Mitglied der Commission überzeugt. Allein man fürchtet, und wohl nicht ohne Grund, oaß die Ablehnung der Vorlage derartige Erschwerungen de- SchiffSverkchrs für Hamburg zur Folge haben würde, daß die Stadt dadurch dem Ruin überliefert wäre. Es gilt daher nur noch, zwischen zwei Nebeln zu wählen, und wie eS scheint, wird die Mehrheit den kostspieligen Zollanschluß nun doch wohl für daS geringere Uebel Hallen. Leipzig, 10. December. Die Berathung des Gesetzentwurfs, betr. Erhebung einer BerusSstatistik. welche für Freitag auf der Tagesordnung des Reichstags stand, bat durch die GcschäftSordmmgSdcbatte am Schluß der letzten Sitzung bereits eine kleine Vorgeschichte erhalten. Der Präsident hätte vorgeschlagcn: „Erste und eventuell zweite Beratlmng deS in Rede stehenden Gesetz entwurfs. Gegen den Zusatz „und eventuell zweite" wurde von Seiten der Linken Widerspruch erhoben, während Centrum und Conservative den Vorschlag deS Präsi denten unterstützten. Erst alS die vorgenommcne Abstimmung zweifelhaft blieb und zur Stimmcnzähluiig geschritten werden sollte, zog der Präsident ans Anregung des Aba. Windthorst den Zusatz zurück. Dem unbetheiligtcn Zuschauer mochte die Hartnäckigkeit, mit welcher beide Seiten in einer an scheinend so gleichgiltigen Sache ihren Standpunct be haupteten, schwer begreiflich erscheinen. Dennoch hatte zum Mindesten die Haltung der Liberalen ihren guten Grund. Durch die ausdrückliche Annahme deS Zusatzes „und eventuell zweite Lesung" wurde der Reichstag in- dircct erklärt haben, daß er eine cvmmissarische Berathung deS fraglichen Gesetzentwurfs vorläufig nickt für »ötkig halte. Statt dessen war aus liberaler Seite die Ansicht überwiegend, daß allerdings die Vorlage an eine Commission werde ver wiese» werden müssen. Und die eingehenderen Fractions berathungen haben diese Notbwcndigkeit nur noch klarer hcr- auSgestcllt; die Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit der BernsS- statistik wird dabei nicht bestritten. Aber eS wird in dem Gesetze Vorkehr getroffen werden müsse», daß bei den Er hebungen in die Privatvcrhält»issc nicht tiefer, als schlechter dings erforderlich, ringcgrifsen wird. Der Gesetzentwurf aicbt die AnSführungSbeiiiiiimuiigc» ganz dem Ermessen deS BundeSraths anhcim. Dagegen muß die Volksvertretung wünschen, daß in dem Gesetze selbst eine möglichst genaue Richtschnur hicrslir gegeben wird. DaS hat allerdings seine großen Schwierigkeiten, aber gerade deshalb ist eine roin- miffarische Berathung um so »nerläßlichcr. Auch die Stras- beslimniung deS Entwurfs bedarf ei»cr genauen Prüfung. Nach alledem darf man wohl erwarten, daß der Antrag aus Verweisung an eine Commission die Mehrheit er halten wird. Der Abg. Paper bat, unterstützt von Mitgliedern sänimt licher Parteien, außcr der deulschcoiiscrvativc», einen Antrag ciiigebracht. der die Erwartung auSspricht, daß in der nächsten Session des Reichstags Vorschläge z» einer durchgreifenden Ermäßigiinz der GerichtSkostcn gemacht werde». DaS Gesetz vom 29. Juni I88l sah bekanntlich von einer allge meinen Revision deS gerichtlichen KostciiwcscnS ab »nd be schränkte sich aus die sog. Nebenkosten, d. h. die Gebühre» der Gerichtsvollzieher und diejenigen Beträge, welche vo» den Gerichten als baarc Auslagen, namentlich als Schrcib- gebühren cingezogen werden, sowie aus die für die Ausnahme eine- Vergleichs zu erhebenden Gebühren. Ein Antrag, wonach die eigentlichen GerichtSkostcn in den untersten Wcrth- ttufen procentnal ermäßigt wurden, mußte damals gegenüber der bestimmten Erklärung der Regierung, daß daran daß Gesetz scheitern werde, fallen gelassen werden. Der Reichs tag erblickte aber i» dein Geseu vom 29. Juni i83l nur eine Abschlagszahlung Der Pahcr'sche Antrag wird ohne Zweifel mit großer Mehrheit angenoinineu werden; daß er alöbalv von Erfolg sein werde, wird man freilich nach den neulichen Auslassungen tcS Leiters deS RcichSjustizamteS kaum bosscir dürfen. « AuS dem zweiten Verzeichn iß der bei den, Reichstag cingcgangene» Petitionen feie» bervcrgchobcn: Pe.itionei, gegen die Einführung de» Tabakrnoiiopol». um Erlaß «ine- Gesetze» zur Beschränkung der Vivisektion, um Auf hebung der Straßburger Tabakinanufactur als SlaatSanstalt» um Ausbebung de» AnwaltzivangcS. um Erlaß eine» Vogel« schiitzqesctzcS, um Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter, ni» Reform des GmosscilsckastSgcsctzeS. Besonder zahlreich sind die Petitionen um Abänderung deS Titel» III der Gewerbeordnung, den Hausirhandel betreffend. Herr v. Windthorst erhält nun auch wegen seiner Nicht« betheiligung an dem EmpsangSabendc des Reich»« kauzler» von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" seinen „Wischer". DaS „von jeder Regierungs- Verantwortlichkeit so unabhängige Blatt" schreibt: Wir hatten bisher geglaubt. da- Nichterscheinen sämintticher Mitglieder deS Centrums aus der DienStags-SoirSr beim Reichs kanzler als eine der Zusälligkeiten betrachten zu dürfen, wie sie auch srühec schon vorgekommen sind. Diese parlamentarischen Abe»d- aesellschaftcn haben ja seit vielen Jahren stattgesuiiden, »nd schon iu früheren Zeiten konnte man beobachten, daß die Mitglieder des linken Flügels der Nattouallibcralen ohne Absage auSblieben, wenn die Regierungspolilik der Zufriedenheit des Abgeordneten LaSker entbehrte, und umgekehrt sehr vollständig erschienen, wenn ihr Führer in der Lage war, der Regierung eine günstige Censur zu erlheilen. Aber selbst nach den heftigsten parlamentaris-ve» Kämpfen haben wir nie gehört, daß eS zur Fractionsiackie gemacht wurde, »tue höfliche Einladung unbcfolgt und unbcaiilworlcl zu lassen.... Wir würde» unsererseits dieses Thema gar nicht besprochen, sondern auf sich haben beruhe» lassen, wenn die „Germania", indem sie daS Vorhandensein des Interdikts constalirt, uns nicht dazu »öthlgte. Nachdem dies geschehen, verbinden wir mich hiermit deu Nachweis, in welchem Maße dos Berhalle» deS Abg. Wmdthoest und seiner politischen Freunde bei dieser Gelegenheit ab irnto in- spirirt worden ist. Andere Parteiführer und der Reichskanzler selbst müssen sich sehr viel schwerere Beleidigungen gefalle» lassen, ohne dieselben zu einer Stnals- oder auch mir FractionSsache machca zu dürfen, während eine, wie wir glauben, gemäßigte Kritik de« politischen Verhaltens des Herr» Windthorst i» einem von jeder RegierungSvcrantwortlichkeit so unabhängigen Blatte, wle daS unseriae, von der Centrumssraclw» und dem ossiciösen Blatte derselben wle ein Frevel t>ehandelt wird, für den kein Aus druck, keine Berdammung, keine Genugthung zu stark wäre.. .. Die „Voss. Ztg." bemerkt nach der „Wcscrzeitung" zu der demonstrativen Fernhallung deS CentrumS vv» der nenlichcn parlamentarischen Soiree beim Reichskanzler: „Wenn doch auch die Leute, von denen gesagt worden sein sollte, sie müßten an die Wand gedrückt werde», derartige AnSbrlich« von Zärtlichkeit nur in einer eben solchen Weise beantwvrlet hätte»! Ihrem Ansehen hätte da« nach keiner Richtnna geschadet." Darauf möchte» wir den Blätterig die tagtäglich sich in kleinen Malicen gegen die Nationalliberale» zu ergehe» lieben, bemerken, daß der Reichskanzler über die Fortschritts partei noch ganz aildere Dinge gesagt habe» soll, ohne daß die Mitglieder der letzteren ihrem Ä»sehen und ihrer Ehre Etwa« zu vergeben meinte», wenn sie politische Differenzen nickt auf den geselligen Verkehr einwirkcn ließe». Wenn Herr von Goßlerin derselben Weise, wie sein Vorgänger, Herr v. Piittkamer, die Ausführung de« ScbulaussichtSgesctzeS versteht und handhabt, so wird eS wohl bald in Preußen keine weltlichen KrciSschiilinfpcctoren mehr gebe». Bekanntlich waren diese Beamten nnter der Aera Falk vorzugsweise im Westen der Monarchie und überhaupt entweder in rein katholischen oder in cvnsessionell stark ge mischte» Gegenden ei»gcsührt worden, dagegen war iin rein protestantischen Osten die Schulaufsicht in den Händen der Geistlichen verblieben. Jetzt wird nun auch in den westlichen Bezirken die confessiouellc Trennung wieder cingcsührt und damit die Herrschaft der Geistlichen über die Schule wieder hergcstcllt. Die königl. Regierung in Minden hat soeben die evangelische» Schulen in rein überwiegend katholischen Kreise« der Aussicht der weltlichen KreiSschulinspeetrrcn entzogen und unter einen evangelischen Pfarrer gestellt. Natürlich ver lange» die Katholiken nun daS Gleiche. Der vsterrcisch-ungarischc Minister deSAnSwärligen erfreut sich in Berlin der allgemeinsten Ansmerksamkeit. Am Donnerstag Nachmittag hatten der grvßbritanuische Botschafter Lord Ampthitt und sänimtlichc Attaches der österreichisch-ungarischen Botschaft dem Grafen Kalnoky im Hotel Royal ihre Aufwartung gemacht, lieber dessen Weiterreise nach Wien ist bis jetzt »och nichts bekannt. In dem „Moskauer Telegraph" liegt eine angeblich aus dipso- matischcr Quelle geschöpfte Information über die Unterredung vor, welche Graf Kalnoky ln der vorige» Woche mit dem Leiter de« Ministeriums des Auswärtigen v. GierS in Petersburg gehabt hat. Danach soll Gras Kalnol» sich in Bezug ans die Politik im Orient dahin geäußert habe», daß Oesterreich sich von, Rußland nicht trennen werde. Die zwischen der Türkei »nd Oesterreich an läßlich der Einsührung der allgemeinen Wehrpflicht in Bosnien und der Herzegowina en!stande»en Differenzen würde» in nächster Zeit beigelegt werden. Eine Intervention in dieser Hinsicht könne noch größere Wirrnisse unter den Bosniern hervorrnse». Was die Miß verständnisse anbetrifft, die angeblich zwischen Oesterreich und Montenegro entstanden seien, so hätte sich Gras Kalnoky sehr zurück haltend gezeigt. Er erklärte, in geographischer Hinsicht befinde sich daS Fürsteiitlnim in sehr »ngiinstiger Beziehung z» Oesterreich. Die Beziehungen Oesterreichs zu Montenegro feie» gegenwärtig jedoch die friedlichsten. Der Umstand, daß österreichische Truppen an die inonteiiegriiiischen Grenze» entsendet seien, wäre durch die Ereignisse in Bosnien und der Herzegowina hcrvorgcrusc». Die Politik Oesterreichs sei die friedlichste, sowohl Europa al« auch besonders Rußland gegenüber. Man berichtet auö Prag vom 7. d. M.: „Heute Abend wnrden auf dem „Graben" (eine Hauptstraße Prags) mehrere Eouleurstiidenten. darunter vier auS Jena, welche zum GrnndnngS ConimcrS der „Thessalia" nach dem Nestanrant Platteis sich begeben wollten, von einem pseisenden »nd johlenden tschechischen Vvlkshanse» »mringt Die Polizei war sofort zur Stelle, trieb die Ska»dali»achcr a»? einander »nd geleitete die Studenten nach dem nahe gelegenen Cas- Wien, von wo sic später unbehelligt z» dem CömmcrS ge langten." AnS Wien wird uns vom 8. d. geschrieben: ..Au« Salonichi und Konstantino pel liegen unS heute eine Reihe Sensationsnachrichten vor. die wir hier verzeichnen, ohne indcß für die Richtigkeit derselben cinsiehcii zu kennen. Bor Allem meldet ei» Telegramm auS Salonichi» Derwisch Pascha habe Befehl crhaltcn, in jencr Stadt und deren Umgegend »nisassende militairischc Vorsichtsmaß regel» z» treffen, die mit den Dingen in VvSnien Zusammen hängen solle». Thalsache sei eS bereits, daß in Salonichi in aller Eile Truppenvcrstärtnnae» eingctrcffe». denen schon in den nächsten Tagen weitere svlgen sollen Man spricht von der Ziisammenziryiing eine« Armeeeorp« von lO.ooo Mann.da«
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