Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-17
- Monat1881-12
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1881
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Erscheint täglich jrüh 6'/, Uhr. KeSaction und LrprdMea JohanneSgasse 33. SPrechknnSk» Ser Urdartien: BorinlNagS 10—13 Uhr. Nachmittage —6 Uhr. »Il tt« tNiii-«ir «jn,kiart«kr M-r.iiicrirtr «L-l sich »x »iclLclico ,,»l «ttuiUich U»u«h»e »er sür »te uächftk«l,e»»r N«»«er bestimmte» Iukerate a» S«che»ta»eu bis L ttbr Nachmitt«,«. »»Len«- un»Fcftti>»ru srühbi«'/,VNHr. 3u -rn ^ilinlru fiir Ins.-Annahmn Ltt» jllemui. UniversitätSstraße 21. Leus» Lösche, Katharinenslraße 18, p. «ur bis ' ,S Uhr. müMLagMIt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- «nd Gcschäftsverkchr. Auflage L7LVV Adonntmrnlsvrris viertelj. 4'/, M>l^ iacl. Brmgerloim 5 Mk.. durch di: Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne -tumincr 25 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebübren iur Lrtrabeilage« «tzne Postbciürvcrung 39 Lik. Mit Poflbeiürseruttg 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrine» laui unjcrem PreiS- verzcichmß. Tabellarischer Say »an, höherem Tarif. Kerlamrn unter den UedartionsKrich die Svaltzeile 50 Pi. Inserate sind stets an di« irrtzetzinau zu seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernixia oder durch Post Nachnahme. 3»1. Gorumbe»d den 17. December 1881. 75. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 18. December, Vormittags nur bis j.» Uhr geöffnet. Lxpeältlon «Los I-oiMser 'raxedlnttes. Amtlicher Theil. Vekanntmachung, dir Anmeldung Mtlitatrpflichtiger in die Recra- tirnngSstammrolle« betreffend. Nach der deutschen Wehrordnung vom 28. September 1875 sind für jeden 57 rt Verzeichnisse aller Militairpflichtigen (RecrutirungSsrammrollen) zn führen und eS liegt für die Stadt Leipzig die Führung dieser Stammrollen der Unter zeichneten Behörde ob. Uebrr die Meldefrist zu dieser Stammrolle enthält tz. 23 der gedachten Wehrordnung folgende Bestimmungen: 1) Nach Beginn der Miutairpflicht (d. h. nach dem 1. Januar de» Kalenderjahres, in welchem der Wehr pflichtige daS 20. Lebensjahr vollendet) haben die Wehrpflichtigen die Pflicht, sich zur Aufnahme in die RecrutlrungS-Stammrolle anzumelden. Diese Meldung muß in der Zeit vom 15. Januar bi« zum 1. Februar erfolgen. 2) Die Anmeldung erfolgt bei der OrtSbehörde desjenigen OrkcS, an welchem der Mililairpflichtige seinen dauernden Aufenthalt hat. Hat er keine» bauernden Aufenthaltsort, so meldet er sich bei der OrtSbehörde seine- Wohnsitze-, d. h. desjenigen Orte», an welchem sein, oder sofern er noch nicht selbstständig ist. seiner Eltern oder Vormünder ordentlicher Gerichtsstand sich befindet. 3) Wer innerhalb deS RrichSaebietS wrver einen dauern den Aufenthalt noch einen Wohnsitz hat» meldet sich in feinem Geburtsort zur Stammrolle, und wenn der Geburtsort im Ausland« liegt, in demjenigen Orte, i» welchem die Elter» oder Familienhäupler ihren letzten Wohnsitz Halter.. 4) Bei der Anmeldung zur Stammrolle ist da» GeburtS- zeugniß*) vorzulegen, sofern die Anmeldung nicht am Geburtsort selbst erfolgt. L) Sind Militairpflichtige von dem Orte, an welchem sie sich nach Nr. 2 zur Stammrolle anzumelden haben, zeitig abwesend (ans der Reise begriffene Handlung»- diener, auf See besiiikliche Seeleute rc.), so haben ihre Eltern, Vormünder. Lehr-, Brod- oder Fabrikhcrren die Verpflichtung sie zur Stammrolle anzumelden. > 6) Die Anmeldung zur Stammrolle ist in der vorstehend vorgcschricbcnen Weise seiten« der Militairpflichtigen so lange alljährlich zu wiederhole», bis eine endaillige Entscheidung über die Dienstpflicht durch die Ersatz- behvrdcn erfolgt ist. Bei Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle ist der im ersten Militairpflichtjahrc erhaltene Locsung». schein vorzulegen. Außerdem sind etwa emgekretene Veränderungen (in Betreff der Wohnsitzes, deS Gewerbe?, deS Stande» :c.) dabei anziizeigcn. 7) Bon der Wiederholung der Anmeldung zur Stamm rolle sind nur diejenigen Militairpflichtigen befreit, welche für »tue« beffiaeinte« Zritra««» von den Ersatzbchörden ausdrücklich hiervon entbunden oder über daS lausende Jahr hinaus zurückgcstellt werden. 8) Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stamm rolle im Lause eine» ihrer Militairpflichtjabre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einen, anderen AuShebungSbezirk oder MustcrungSbezirk ver legen. haben diese« behus- Berichtigung der Stamm rolle sowohl beim Abgänge der Bebörkc oder Person, welche sie in die Stammrolle ausgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Ort derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens inner halb dreier Tage zn melden. 5) Versäumnis, der Meldefristen lNr. !, 6, 8) entbindet nickt von der Meldepflicht. 10) Wer die vorgetchricbencn Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, ist mit Geldstrafe bis zu Dreißig Mark oder mit Hast bi» zu drei Tagen zu bestrafe». Ist diese Vcrsäumniß durch Umstände herbeigcsührt, deren Beseitigung nicht in dem Willen des Melde- pflichtigen lag. so tritt keine Strafe ein. Wir fordern demgemäß unter Hinweisung aus die ange- drobten Strafen alle obenerwähnten Militairpflichtigen. soweit sie im Jahre 1862 geboren, resp. bei früheren Musterungen iurückgestcllt worden sink, beziehentlich im Falle der Abwesen heit deren Ellern. Vormünder, Lehr-, Brod- oder Fabrik- Herren hiermit zur Befolgung der im tz. 23 enthaltenen Be- jummungungen insbesondere aber dazu aus: in der Zeit von, l5. Januar bis 1. Februar künf tigen Jahre» Obff««rkt GDr. S Parterre» Hi««er Vtr. L», im Quartier-Amte, in den Stunden von Vormittag» 8—l2 Uhr und Nachmittag» 2—6 Uhr unter Vorzeigung der Geburt»- resp. Locfung-scheine die vorgefchncbene Anmeldung zu bewirken. Gleichzeitig bnnzen wir zur Kenntniß, daß Reklamationen bei Verlust derselben einige Zeit vor der Musterung und spätesten» im MusterungStcrmine und durch obrigkeiilich beglaubigte Urkunden oder Stellung von Zeugen und Saa>- verständigen zu bescheinigen sind. Diejenigen Militär pflichtigen. welch« al« Stütze ihrer Eltern rrclamirk baden, müssen Letztere in der Regel im MusterungStermine verstelle». Leipzig, am 7. December l88l. Der Ratb der Stadt Leipzig. I-r. Trüadlin. Lamprecht. ^ Dies» Geb»r1»zeugn1ss« sind kostenfrei zu ertheileu. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf den Ausbruch der Rinderpest i» Schlesien verordnen wir unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 8. laus. Mon., da» Verbot de« Abtriebe» von Wieder käuern aus dem Pfasicndorscr Fettvichhosc betr., hiermit noch Folgendes: 'Um eine gehörige Beaufsichtig«»« »er betzafs Affent» licheu Verkauf- tu uaferer Stadt i» Primaten Aäunrlichketten znsa««euaedrachtea Vesiäude von Rindern, Kälbern, Schafe» «nd Ategen zu criiiögilchen, wird allen Denen, welche innerhalb de» Stadt bezirke» Leipzig dergleichen lebende Wiederkäuer, von avGvärt» zusammengebracht, außerhalb de« Pfaffendorfer Fettvi»bose» ^um össcntlichen Verkauf stellen, aufgegeben, jede» venauste Stück vor der Ucbergabe durch den König!. BezirkSthirrarzt untersuchen zu lassen. Die Untersuchung geschieht aus Kosten der betreffenden Viebhändter. Mehrere bei demselben Unternehmen beteiligte Personen haben sich in Betreff der Untersuchungskosten gegen- seitia zu vertreten. Zuwiderhandlungen gegen vorersichtliche Bestimmungen werden, insoweit dieselben nicht nach tz. 328 de- ReichSstras- gcsetzbuckc» mit Grfangnisi bi- za 2 Jahr«» zu bestrafen sein würden, polizeilich out Geldstrafe bi» zn LAOMk. oder mit Haft bis zu v NZoeye» geahndet. Leipzig, den l5. December >88t. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Kretzschmer. Nachdem die verloren gegangenen Sparkassenbücher Serie I Nr. 52,903 und Serie U Nr. 35,979 al» auch die gleichfalls verloren gegangenen InterimSschcine der Filiale ll und 1U über die Sparcassenbücher Serie II Nr. 52.226 und 67,524 ungeachtet der auf Grund von tz. 10 der Leipziger Sparcassenorvnung erlassenen Bekanntmachungen Nicht «»- geliefert worben sind, so werden die bezeichnet«« Bücher sowohl al« auch die Zntcrimsscheine hiermit für «ngiltig erklärt. Leipzig, den 15. December 188l. Die Verwalt« ag de« Leihhauses und de« Sparemff«. Nichtamtlicher Theil. Die Lage im Reichslage. Die DonnerStag-Sitzung deS Reichstage» trug einen überaus dramatischen Charakter. Wir erhallen über den Verlaus derselben die folgende interessante Eorrespondenz au» Berlin: „Dieser 15. Decemvcr l88t (der Antrag Hänel be treffend die Prüfung der bei den Wahlen vorgekommenen Unregelmäßigkeiten stand aus der Tagesordnung) wird ein denk würdiger Tag in der parlamentarischen Geschichte Deutsch land» bleiben, und wenn es Herrn v. Puttkamer daraus ankam, dem Gebächtniß seines Namens eine längere Dauer zu sichern, als er nach seinen sonstigen Verdiensten in Anspruch nehme kann, so muß man cS ihm bezeugen, daß er dieses Ziel epfsticht hat, aber beneiden wird ihn deshalb wahrlich Nicnialkd, vielleicht Herrn Marcard oder Herrn v. Klcist- Retzow ausgenommen. ES ist ebne Beispiel, daß ein preußischer Minister e» auS- spricht, die Beamten hätten die Pflicht, der Regierung in den Wahlkämpfen ihre Unterstützung zu leihen, und Die jenigen. welche so gebandelt, könnten aus de» Dank und die Anerkennung deS Staatsministerium- und ihieö kaiserlichen Herrn rechnen. Der Sturm der Entrüstung, welcher sich bei diesen herausfordernden Worten aus der Linken erhob, war durch den gezwungenen Beisall der Eonservativcn nicht auS- zuglcichen; der nervösen Erregung de« Herrn v. Puttkamer aber war eS anznmcrken, daß er viel darum gegcvrn hätte, wenn er den scharfen Pfeil der Rede, der nur auf ihn, den Schützen, zurückprallen muß. im Köcher behalten hätte. Dieser Staatsmann hat neben vielen hervorragenden geistigen Fähigkeiten auch die wenig staatSmännische Eigen schaft. sich zuweilen recht gründlich „fesizureden". So wurden gleich seine ersten Schritte aus der Ministcrlaufbahn von den unangenehmen und böck'sten OrtS mißliebuz ausaenommenen Enthüllungen über den Bruch der deutsch-russischen Freundschaft begleitet; so versperrte er sich al» EultuSminister den Weg zur völli gen Gewinnung deS Eentruiii». indem er bei den kirchcnpvlilischen Debatten des vorigen ZahrcS die Erfüllung der Anzcigrvflicht als unerläßliche Bedingung deS Frieden» bczeichnetc, oowohl Fürst BiSmarck seinerseits über diesen Punct recht gern mit sich reden zu lassen entschlossen war. So setzt er sich jetzt wiederum in einen Gegensatz z» dem Reichskanzler, indem er dieselben Beamten zum antiliberalen Kamps ausruft» von denen Fürst BiSmarck in seinen bekannten Bemerkungen über die angeblichen Wahlbceinflussungen in Sachsen-Meiningen versichert hatte, daß sie sich die strengste Unparteilichkeit und Enthaltsamkeit zur Richtschnur zu nehmen haben würden. Denn darin batte heute der Abg. Rickert in seiner Be leuchtung der Wahlbceinflussungen >md in seiner Charakteristik der „Prcv.-Corr.' Recht: „Fürst BiSmarck ist eS nicht, dem alle Liese ungualisscn baren Tinge amtlich zur Last fallen, sondern einzig und allein der preußische Minister de» Innern, .Herr v. Puttkamer, ist cö!" Es klang wie Ironie, wenn Dieser, der FractionSgenosse eine» Stöcker und Perrot. eine» Minnigerode und Kleist Retzow, mit Patho» versicherte, die Regierung de» König» von Preußen lei keine Partei regierung. sie stehe über den Parteien. Die Erregung te» Hause» ließ die ungemein wichtige Debatte, welche durch die Erklärungen deS Herrn v. Putt« kammcr eine ganz ungeahnte und solgenschwere Wendung genemmen hatte, nickt zu Ende gedeiben; aus allen Seiten machte sich das Bedürfnis; geltend, dieselbe mit sicheren Kräften sorlzuietzen. In der fast einstimmigen Geschäftsordnung», ditcussion, welcke sich darüber erbeb, cd diele Fortsetzung sckon beute Abend ober morgen oder noch später staltsinden solle, reiqte sich übrigen-da« Een kr um von einer auffallen den NndiScivlinlrtl'eit und Verfabrenheit. Während Vie größere Hälfte der Nltramrntanen unter Herrn Win dt borst'» Führung mit den Conscrvativen für eine Abcndsitzung, d. h. für ein „UeberS Knie brechen" te» Gegenstanke» stimmte, trat ter Nest den Liberalen bei. welche bi« Vertagung bi» zum Freitag Vormittag wünschten. Mit nur einer Stimme über die absolute Mehrheit mit 136 gegen 134 Stimmen, wurde die Abhaltung einer Nbendsitzung beschlossen." Wie unS weiter auS Berlin gemeldet wird, hatte die Abwesenheit de» Präsidenten v. Levetzow in der Donners- tagS-Sitzung de» Reichstag» da» Gerücht bervorgerusen. daß Derselbe infolge ter Anfechtungen, tvelche seine Wahl er fahren. sich vom Präsidium zurückziehen wolle. Man hörte jedoch bald, daß Herr v. Levetzow durch den drandenburgischcn Provinziallanttag am Erscheinen verhindert war. Tie am Sonnabend vorzunekmende endgiltiae Präsi dentenwahl wird voraussichtlich durch einfache Acclamation, welche von der linken Seite de» Hause» beantragt werden soll, vollzogen werden. ES ist die- auch um so mehr zu wün schen, al» der Reichstag nach Neujahr hoffentlich nur noch 14 Tage zu arbeiten haben wird, und eS tcSbalb sehr über flüssig wäre, noch einen Tag mit Präsidentenwahlen zu ver lieren. Die Nachrichten, daß dem Reichstage noch neue wichtige Vorlagen seitens der Regierung zugehcn würde», finden m parlamentarischen Kreisen keinen Giauben. WaS die gegen wärtige Geschäftslage anlangt, so besteht einstweilen noch die Absicht, die zweite Lesung de« Etats vor der WeihnacbtSpause zu beendigen. Da aber der Etat der Zölle und Berbranch- steuern voraussichtlich zu längeren Debatten Veranlassung geben wird und der Sonnabend für die Interpellation Hertling in Beschlag genommen ist, so würde sich diese Absicht wohl nur verwirklichen lassen, wenn noch einige Tage der nächsten Wecke zu Sitzungen verwendet würden — eine Au«sscht, für welche unter den Abgeordnete» wenig Sympathie zu fein scheint. Leipzig, 17. December. Der bisherige französische Botschafter TrafSaint- Dallier wurde am Donnerstag Nachmittag vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen, um da- Schreiben de« Präsidenten der sranzösifchcu Republik zu überreichen, durch welche» er vom Hose in Berlin abbernsen wird. Unmittelbar darauf halte der Botschafter die Ehre, von der Kaiserin empfangen zu werten. Um 5 Uhr fand zu Ehren de» Grasen Saint-Vallier im königlichen Palais ein größere» Diner statt. Da» Organ de» Reichskanzler», die „Norddeutsche Allge mein« ZcituuH", bringt den auf Reform he» Hastpslicht- gesetzöS gerichteten liberalen Bestrebungen geringe Sym pathie entgegen, und wenn nian auS den Ausführungen dieses Blatte» auf die Anschauungen der RrgierungSkreisc sicher schließen darf, so würde diese au» dem Schooße der liberalen Partei hervorgehende Anregung nicht gerade viel Aussicht haben, zu einem positiven Erfolg zu gelangen. Man wird die genaue Kenntniß der Vorschläge zur Reform de» Hastpflichtgesetze- abwarten müssen, um beurtheilen zu können, in wie fern die Einwendungen de» Regierung»- Blalte» gerechtfertigt sind. Soweit man au- den bisheri gen Andeutungen sich rin Urlheil bilden konnte, sind die Ziele jener Anregung und der BcrsicherungSpläne des Reichskanzler» so übereinstimmend, daß man bei gutem Willen eine Verständigung leicht erreichen könnte, und auch die beiderseitigen Wege zum Ziel sind nicht so grundverschieden, daß sie die Berstänbiguna au-schlösscn. Kommt eS doch nicht dazu, so würde cö den Anschein gewinnen, daß man bei der Behandlung ter sog. sociale» Frage nicht allein den humanen arbeitersreundlicken Zweck in, Auge bat, sondern auch poli tische und Parteiinteressen, und davor kann nach allen Seiten hin nicht eindringlich genug gewarnt werden. ES wäre ein sehr kleinlicher und engbcrzigcr Standpunkt, wenn die Regierung und die Parteien unter einander sich den Ruhm, die positiv« Arbeit auf diesem Gebiete angeregt und gefördert zu haben, nicht gönnen, gewissermaßen nicht aus den Händen winden lassen üno jedem Vorschlag, der von an- derer Seite kommt, nur darum Widerstand bereiten wollten, weil dadurch vielleicht ibre eigene Fürsorge für das Arbcitcr- wohl verdunkelt werden könnte. Bei einer solchen Anschauung und Behandlung würde die Gesetzgebung auf diesem schwie rigen Gebiet von vorn herein irregeleitet und ihren eigentlichen Zwecken entfremdet werden. Die sociale Frage ist zu ernst, um daraus im Parteiintercsse Capital zu schlagen. Der Reichskanzler legte dem Bundcsrathe bezüglich de» Lollanschlusse» der Unteretbe folgende Anträge vor: l) In den am 1. Januar 1882 anzuschlicßenden GebietS- theilen wird die Nachsteuer erhoben. 2) Die» geschieht nicht durch eine besondere Nachsteuer-Commission, sondern durch den Provinzialsteuerdircctor von Hannover, bezw. da» Hauvt- zollamt Harburg. 3) Bon dem Ertrage ter Nachsteuer sollen nach Abzug der ErhebungSkostcn 40 Procent Preußen, bezw. Hamburg. 60 Procent den ReichScinnahmen rusallen. Ferner legte der Reichskanzler dem BunvcSraih eine Verordnung zum Gesetz über die Küstenfrachtsahrt vor, welche» am l. Januar 1882 in Kraft tritt. Danach wird da» Reckt zur Küstenfrachtsahrt den Schissen Belgien». Brasilien», Dänemark«. Großbritannien», Italiens und Schweden-Norwegen» ein geräumt. Tie von der Presse weiter verbreitet« Nachricht der „vossischen Zeitung", Herr Lieber mann von Sonnen- berg sei schuldenhalber „durcbaegangen", ist von A bi» Z erfunden. Der aenannte Herr veröffentlicht solacnve Erklärung: Di« „Voi'sische geituug" bringt «ncn Artikel, der ein bübisches Attentat ohne Gleichen aus meine Person enthält. Ja einem von Lügen strotzenden Aussatz wird unter Anderm behauptet, ick sei nach Brasilien gestachtet. Ich bin hier »nd werde e» der Vossischen Zeitung" beweise», daß e« »och Richter in Berlin giebt! Berlm. Liebermana ». Somiender-, Msttelstr. 46, H. Herr Liebermann v. Sonnendcra hat sodann in einer öffentlichen Versammlung die Angriffe ter „Vossischen Ztg " näher beleuchtet und eingehend zurückgewiesen; dem Ge nannten wurden bei dieser Gelegenheit die wärmsten Sympathiekundgebungen seiner politischen Freunde entgegen- gebracht. Da» dritte Lerzeichniß der bei bem Reichstag ein- gegangenen Petitionen enthält eine größere Reihe von Petitionen um Aushebung de» Anwaltszwanges, ferner um Wiedereinführung de» früheren ExecutionSversahrrn», eventuell um Uebertraaung der Haftpflicht für entstandene Testete seitea» der Gerichtsvollzieher aus da» Reich. Von allge meinem Interesse sind ferner noch Petitionen: nm Ein- sührnng von Arbeit-büchern für alle Arbeiter, um Abänderung de» Gesetze» über den Unterstützung-Wohnsitz, um Einschrän kung'der Bivisertion, u» Erlaß «ine» Gesetze», betreffend die Zulässigkeit der Berufung in Spcrtelsacheu. Da» österreichische Herrenhaus berieth am Donner» tag den vom Abgeordnetenhaus« angenommenen Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung dcö Bolkoschulgesei c» in Bezug aus die Erleichterung der Schnlpsiicht. Ter Antrag der Mehr heit der HerrenhauScomniission befürwortet, den in dieser Angelegenheit gefaßten Beschluß de» Herrenhauses ausrecht zu erhalten, die Minderheit beantragt, dem Beschlüsse deS Abgeordnetenhauses beizutrcten. Nach längerer Debatte wurde der MchrheitSantrag mit 72 gegen 62 Summen angenommen. Man schreibt un» au» Wien vom >5. d. M.: In der jüngsten Sitzung unsere» Abgeordnetenhauses lenkte Abg. Herbst die Ausmcrkfamkelt aus die Lander bank- Angelegenheit und die eigenthüuilichcn Beziehungen zwischen Herrn Bontour und dein Finanzmiiiister. DaS Hau» verfolgte die AnSiiihruiigen Her bst's mit großer Spannung, ja mehrere Stellen seiner Rede erregten geradezu Sensation und die Majorität erhob keinerlei Einsprache. .LLarum arbeitet die Ländcrbank nicht lieber in Paris als in Wien?" bemerkte unter Anderm der Redner. „Ick glaube nicht, daß noch heule Jemand zu behaupten wagt, diese Heranziehung fremden Capitals wäre fiir unS von Vortheil gewesen. Wir wissen ja, daß der Direktor jener Gesell schaft in einer öffentlichen Versammlung in Paris erklärte, er sei allezeit wahrend seines Aufenthalts in Oesterreich guter Franzose geblieben! (Sensationelle Bewegung, Ruse: Hört! Hört!) In der mir vorliegenden ..OorreZponckuuco blous", dem Organe de» Hern, Bvnlour. fährt der Ncvner fort, heißt e»: Sie, die Bank, wird im Wege eines Privilegium» beauftragt werten zum Ankäufe von Staats gütern, zur Dcnveudung der StaatScassenbestände u. s. w. Da» mag immerhin Reclame sein, aber Bontoux spricht auch von einer Special - Convention zwischen Minister und Gesellschaft und bezeichnet diese mit dem Worte: „ConsScration". Dieser Ausdruck ist im Franzö sischen identisch mit adwln, innItörLdle, juviolndlo, also mit einer geheiligten Sache. (.Heiterkeit.) Redner glaubt nicht, daß die Convention besteht, räth aber dennoch zur Vorsicht. Wenn die „Dmou gsiuLruIe" behauptet, sie besitze schon gegenwärtig iu Pari» 300 Millionen, so wären diese eine Macht, die allmiilig Alle» absorbircn würde; die kleine» Banke» müßten unbedingt verschwinden. Schließlich würde» «ur zwei Banke« übrig bleib» uod bei der -erwgep Lim- currenz würde jedenfalls da» Volk geschädigt und der Staat die Kosten tragen. Weder die -Vuiou güuLrnls" noch die Rothschildgruppe könnten Geld beschaffen, wenn nicht hinter ihnen die große Masse stehe, die c» bnnge." Redner schließt mit der Bemerkung, es habe fast den Anschein, al» ob trotz aller bitteren Erfahrungen abermals ein neuer gewaltiger .Krack" Hereinbrechen sollte. — Finanzminisicr Duna- jewSki versucht gegen die Bedenken Herbst'» eine Er widerung vorzubringen, welche da» Haus nicht befriedigt, ja nicht einmal bei den Pclen Beifall findet, die doch sonst mit diesem gegen ihren LandSmann nicht zurückhaltend sind. Ucbcr den Ausstand in Süd-Dalmatien wird au» Triest gemeldet: Banden vonCrivoScianeru und Herze gowiner» lagern auf den Höhen zwischen Perasio und Lcdenice. In der letzten Zeit lvmmcn wiederholt Einfälle in den Bezirk Ragusa vor; den Bewohnern von Stolivo und Lastua im Bezirke Cattaro gelang die Abwehr von Uebersällen. — AuS Eattaro wird noch berichtet, daß cs dem Baron Iwanovic gelungen, durch Ausstellung eines Grenzcordon» in der Suttorina und Zubci die Crivoscianer von weiteren Verstärkungen auS der Herzegowina abzusckneiden und die Verbindung zwischen den Insurgenten-Banven in der Herze gowina und den Bocchcscn zu verhindern. Der Eonflict zwischen Rumänien und Oesterreich- Ungarn in der Donaii frage harrt noch immer auf einen friedlichen Ausgleich. Da» ossiciöse Wiener „Fremden blatt" bringt über den Stand der Verwickelung beifolgende Auslastung: „Wenn die rumänische und die runiäneiisrcuiiLlicln: Presse meint, Oesterreich werde jetzt mit Vorstellungen oder mit Repressalien kommen, dürste dieselbe freilich ruhig und lange warten. Nicht unsere Regierung, sondern die Buka- resler Regierung hat jetzt zu bandeln. Oeslcrrcich-Uiigarn hat eine beleidigende Taktlosigkeit mit einem seiner Grvß- iiiacbtstclluiig entsprechenden Schritte beantwortet und cS ist die Sache Rumäniens, als tcS Beleidigers, s!ck zu ent scheiden. ob e» die mit Recht verlangte Genugthuung geben will. Weigert man sich, so wird die österreichische Regierung wissen. waS sie zu thun hat. die Richtung ihres Handelns ist ihr durch die an den Gesandten Graf Hovos ergangene Weisung klar vorgezeichnet, au» welcher sie einfach die weiteren Con- seguenzen zu ziehen hat. Wir dürfen anncbmcn, daß die leitenden rumänischen Kreise noch rechtzeitig eiiischen werden, waS e» für Rumänien bedeuten würde, aller sreuiitschastlichen Beziehungen zu einem Staate verlustig zu gebe», aus dessen Unterstützung c» beim Auslaucken europäischer Fragen in erster Linie angewiesen ist. Der Wahn, Rumänien könne an» dieser Sackgasse leicht durch die Vermittelung einer anderen Macht herau-gelangrn. sche nk unS aus einem großen Irrthui» zu berulien. Lesterreich-Ungarn bat in Liisscr Elweusackc allein mit Rumänien zu thun und kann keinerlei Mediation eine» Dritten annehmen. Die Hcraussordernng, ven Rumänien au-gegangen, kann nur direct und allein von Rumänien gut- gemacht werden. Je schneller man dies in Bukarest erkennt und entsprechend handelt, desto besser sur Rumänien." Diese entschlossene Sprach« wird sicherlich nickt vcrschle», in Bukarest Eindruck zu mackwn. klebrigen» wird der Artikel de» „Fremdcnblattes" in diplomatischen Kressen dabi» gedeutet, daß, wenn Rumänien keine Schritte timt, sich wegen der Tbronrede zu entschuldige», daS Wiener Cabinet dem nächst die diplomatischen Beziehungen mit 'Rumänien ab- brcchen werde. Wie die jüngsten Nachrichten au» Bulgarien melden, scheinen die dortigen politische» Verhältnisse immer verwirrter zu werden. Die Bestätigung der Slaatsratl'Swaksscn wurde abermals und zwar aus den 3. Januar vertagt. Fürst Alexander scheint übcrbaupt ziemlich ratbloS geworden, denn er bat sich durch eine längere tclcgrapbische Depesche an den Kaiser von Rußland mit der Bitte gewendet, den früheren diplomatischen Vertreter Rußland-, Hilrowo, wieder »ach Sofia zu senden. Diese» Verlangen scheint daraus binzu- weisen. daß entweder Oberst Remlingen dem Fürsten unbequem geworden oder selbst der Staatsstreich die gegen wärtige Regierung Bulgariens nickt gestärkt habe. Mil der Pforte hat Bulgariea seine diplomatischen Beziebnngen bereit- gänzlich abgebrochen. Ter bisherige bulgarische Agent Bal «u H k «4 1 'i,' k
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