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Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192508013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19250801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-01
- Monat1925-08
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- Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
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lVIitlwoek s^SUliioiJ Ser deutsche Flüchtlingsstrom aus Polen. Das überfüllte Flüchtlingslager in Schneibemühl. — Täglicher Zustrom von s—8«« Personen. Bevorstehende Enlenke-Einla-ung an Deutschland zu mündlichen Verhandlungen? — Ab- el Krim macht Fortschritte. Die Opfer -er polnischen Aulrurschande. Berlin» 81. Juli. Der Zustrom von de« ans Pole» ver« triedone« nach Schnetdemühl nimmt in erschreckender Weise z«. Die Bermaltnng des Durchgangslagers in te» Albatroswerkcu in Schneidemühl leistet schier übermensch liche Arbeit, »m di« dentsche« Optanten «nterznbringe« und »eiter»«leiteu. Hnnderte von Ausgewicsenen trefsen täglich 1« Gchneidemühl et«, und «nr ein kleiner Teil kann in Kürze «eitergelettet «erde«. Durchschnittlich komme» täg lich k—«00 Flüchtlinge an. von denen jeweils nur L»v «nherhald SchncidemühlS und der polnischen Grenzmark Posen-Westprentze» «ntergebracht «erde« könne». Am Mitt» »och trafen tagsüber allein 48S. nachts «och 240 Personen ei«. Die Gesamtzahl der augenblicklich im Dnrchgangslagcr befind liche« Optanten beträgt ü«00. Ueber de« Umfang der von der polnischen Regierung ein- «eleitete» i«q«gS»eisen Abschiebung dentscher Optanten find die dentsche» Amtsstelle» anch hente «och im »«klare«, da irgendwelche Listen von de» polnische« Behörden nicht z« er lange« find. Inzwischen wächst aber täglich der Zustrom der Optanteufamtt««, die die durch die polnische Polizei beabsich tigte A«stretb»ng ans ihrem bisherige« Nest st nicht abwarte« «ollen. Dies« Flüchtlinge werden, soweit das dcutsclx General- konswlat in Posen davon Kenntnis erhält, nach dem auSgc- bmrten Durchgangslager Schnetdemühl überwiesen. Zahlreich« Familie« wandern jedoch anch über die Grenze nach Ostpreußen und können erst nach «nd «ach ermittelt «erden. Di« deutsch« Fürsorge für Li« gewaltsam ihrer Existenz be raubten zielt natürlich in der Hauptsache dahin, so schnell als möglich Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Ledige lüchtling« aber werden durch die beim Generalkonsulat in mit dem Reichsarbeitsmtnistertum eingerichtete »rdeit »Vermittlungsstelle sofort an Arbeitsstellen in Deutschland überwiesen. Hier hat sich die ostprenstische Land wirtschaft für die vorlänsigc Ansnahme solcher Flüchtlinge als Erntearbeiter in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Trotz -iescr Hilf« durch Ostpreußen ist es aber bisher völlig «»Möglich gewesen, den Tausenden von vertriebenen Familien ««reu Erwerb zu verschaffen, auch die Versorgung mit Woh- «nngsgelegenheiten fällt bei dem großen Wohnungsmangel außerordentlich schwer. So find den« taufend« von Familie« mit ihre« Sinder« und ihrer »st nur notdürftig verpackte« Habe in dem Schnei-emühler Lager zusammengepfercht. Die amtliche Ueberuahmestelle. die der Leitung des Schneidemühle» Obervrästdenteu v. Bülo« «utersteht, hat nun lode« preußischen Regierungsbezirk angewiesen, eine bestimmte Anzahl der bedancrnSwerten Flüchtlinge für die einzelnen Ge meinde» -es betreffenden Bezirks z« übernehmen «nd für Unterkunft und Erwerbsmöglichkeit zu sorgen, ^ei dem Dar- niederliegeu der gesamten deutschen Wirtschaft begegnet jedoch di« Durchführung dieser Anordnung fast unüberwindlichen Schwierigkeiten. Wie groß bereits die Anzahl und das Elend der aus Polen gewaltsam Vertriebenen ist, geht allein daraus hervor, daß neben dem großen Schneidemühle! Lager noch ein weiteres in Ostpreußen errichtet werden muß. Wenn jetzt noch in de« nächsten Tagen die von Polen vorbereitete polizeiliche Zwangsocrtreibnng der noch in ihrem bisherigen Wohnsitz -lerbliobencn einsetzt, dann können sich in de« Flüchtlings lager« leicht Verhältnisse entwickeln, die allein schon in ge sundheitlicher Beziehung sehr bedenkliche Folgen auslösen müssen. Das „Kulturwerk" -es polnischen Wesl- markenvereins. Berlin, 31. Juli. Zu der von Polen eingeleiteten zwangs weisen Mastenvcrtxeibnng deutscher Optanten sind heute nach mittag an den Berliner Amtsstellcn Nachrichten etugetroffen, wonach der Zustrom der über die Grenzen kommenden Flüchtlinge seit gestern in außerordentlichem Maße zugenommcn hat. Die barbarische Austreibung der deut sche« Optanten ist ein Erfolg der BerhetzungSpolitik des pol nischen Westmarkenvereins unter geistiger Leitung des Posener General st aatsanwalts Kierski, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die ehemals deutschen Gebiete in rein polnische zu verwandeln, koste cs, was cs wolle. Daß damit nicht nur blühende Gefilde in Oeden verwandelt, ganze Länder um ein Jahrhundert in ihrer Entwicklung zurück- geworfen werden, sondern daß auch gleichzeitig infolge der notwendig werdenden Gcgcnmaßregeln der deutschen Regie rung Tausende von polnischen Familien ins Elend gestoßen werden, kümmert die polnischen Chauvinisten nicht. Polnische Zvllmatznahmen zurValulaslühung Warschau, 81. Juli. Der Ministerrat hat im Zusammen hang mit dem Rückgang des Zlotykurses folgende Verfügungen getroffen: Einführung von neuen Tarif- ermäßigungen für Exporteure, Einstellung der Gewährung von Zollermäßigungcn ab 1. August, Einstellung jeglicher Kreditierung von Zöllen und Einführung der Reglemen tierung von gewissen Luxuscrzcngnisien sowie einiger Waren, deren Einführung aus Deutschland verboten ist, um ihre mittelbare Einfuhr nach Polen unmöglich zu machen. iWTV.) Die lschechisch-pvlnifchen Verlrüge ralifizierl. Warschau, 81. Juli. Der Senat ratifizierte gestern sämtliche elf zwischen Polen und der Tschecho-Slowakci be schlossenen Wirts chasts- und Rechtsverträge, u. a. den Handelsvertrag, den Rcchtshilfcvertrag, nnd bas Ab kommen über den kleinen Grenzverkchr. «Südliche »erhandlunzen mit Deutschland? Englisch-französische Annöherung in -er Sicherhellssrage. EA«, Londoner Konferenz vor der Einladung Deutschlands. London, 81. Juli. Nach Pariser Meldnugcn hiesiger Blätter erscheint es ziemlich sicher, daß der französische Außen minister Brtand im August nach London kommt. I« Part» soll die Anficht bestehen, daß die französische und die eng lische Anfsassung in der Frage des Sicherheitspaktes sich nun mehr so weit genähert habe, daß die Berhandlnngc« mit Dentschlavd t« Wege mündlicher Aussprache fort- gefetzt werde« können. Aus diesem Grunde wird auch eine »orherlge Zusammenkunft zwischen Brtand und Chamberlat« gemünschi. sW.T«.j Sine Konferenz mii den Deutschen «lchi vor Novemder? London, 81. Juli. „Manchester Guardian" veröffentlicht «in Pariser Telegramm, worin eS zur Frage desSicher- beitSpakteS u. a. heißt: Augenblicklich seien die Jnrtste« »es Foreign Office «nd des Onai d'Orsay mit der säst ««» «»glich z« lösenden «nfgabe betraut, zwischen der britischen «N» de« sranzvfischen Anfsassung «on de« Befugnissen de» Btzlkerbnnde» eine« Ausgleich z« sindo«. Die Franzosen hoffe», daß Ehamberlain schließlich überredet werden würde, «im „Kompromiß" anzuuehmeu, welches als Grundlage für eine neue Antwort dienen küunne. Wenn es notwendig erschein«, daß Bk taub seinen persönlichen Einfluß geltend machen müsse, um ein solches Kompromiß zu erzielen, so werde er sicher bereit sein, nach England zu sichren. In Paris sei »«m der «»sicht, daß die Verhandlungen eine lange Zeit in Anspruch nahmen würde« nnd daß man vor Oktober »der W» Rooember kan« mit de« deutsche« Vertreter« zu einer formelle» Konferenz »«sammenkommen werde. Dandervelde einer Aevijion des Versailler Vertrags nicht abgeneigt. London, 81. Juli. Der Brüsseler Berichterstatter der „Times" meldet: Die belgische Regierung erhielt vom britischen Geschäftsträger eine Note ChamberlotnS betr. den Sicherhcitspakt. auf die der Außenminister Bänder- velde mit einer Note erwiderte, in der er den Standpunkt der belgischen Negierung auseinandcrsetzt. Der Berichterstatter erhielt von besonders gut unterrichteter Seite eine Erläuterung zu dem belgischen Standpunkt, worin u. a. ausgeführt wird, die deutschen Erklärungen erforderten zweifellos eine große Behutsamkeit. Aber man könne nicht sür immer alle Be mühungen verhindern, das in Artikel 19 der Völkerbunds, satznng vorgesehene Revlsionsversahre« ans Deutschland a«zn- wenden. WaS den Eintritt Deutschlands in den Völker bund angeh«, so erwarte Strcscmann wohl schwerlich im Ernst, baß der VölkerbundSrat seine Antwort vom letzten März abändern werde. Die deutsche Antwort stehe auf festem Grunde, wenn sie auf der Notwendigkeit beharre, ein unparteiisches verfahre» vorzusehen, durch das entschieden werde, wer der Angreifer sei. Nicht zu dulden würde es aber sein, baß der Widerspruch einer einzelnen Nation genügen sollte, den Ga ranten zu verhindern, zugunsten des angegriffene» Staates cinzugretfen. lW.T.B.» Wechsel im Traasserßomttee. Berlin, 81. Juli. Wie der Generalagent für die Repa rationszahlungen mitteilt, ist Albert Janßen als bei- gischev Mitglied des Transferkomitees infolge seiner Er nennung »mn belgischen Finanzminister aus dem Komitee aus geschieden. An seine Stelle ist Ren« Tilmont, Direktor der belgische« Natioualba.uk, getreten. (T. UI Deutschland und die englischen Kreuzer. D>e Billigung der riesigen Kreuzersorderungen der eng lischen Admiralität zunächst im Londoner Kabinett und dann auch im Untcrhause bildet «ine lehrreiche Illustration zu der Aeußcrung Baldwins in seiner letzten großen Rede am Sonn- tag, in der er von dem unbestreitbaren Rechte Deutschlands sprach, auf Grund des Versailler Diktats von allen Vertrags mächten eine unverzügliche Inangriffnahme der all gemeinen Abrüstung zu verlangen. Er tat Labet ein übriges, indem er den „beträchtlichen Anfang" -er Abrüstung erwähnte, den England mit der Annahme der Verminderung seiner Rüstungen zur Sec auf der Washingtoner Konferenz gemacht habe. Die Tatsache der neuen Kreuzerbauten aber spricht eine andere Sprache. Selbst in weiten konservativen Kreisen Englands wird der Sieg der Admiralität in bezug ans das Flottenbauprogramm mit recht gemischten Gefühlen auf. genommen, da man die Angen keineswegs vor de» Unvermeid lichen Folgen verschließt, die dieser durch keinerlei sichtbar« außenpolitische Gefährdung begründete Nüstungseifer zur Sec als verhängnisvolles Beispiel für die übrigen Welt mächte zeitigen muß. Seine provozierende Wirkung auf di« übrigen.Mächte ist zweifellos: denn an di« Notwendigkeit dieser „Ersahbauten" kann man natürlich um so weniger glauben, als England heute schon mehr nach 1918 gebaute, also modern«, Kreuzer beO'-t als Amerika, Japan. Frankreich und Italien zusammengenommen. Es ergibt sich damit das grotesk« Bild, daß man in dem Augenblick, in dem Coolidg« seine neue Ab- rüstungskonferenz erwägt, — die allerdings ausgerechnet erst nach Abschluß des Sichcrheitsvertrages mit -cm entwaffnet?« Deutschland möglich sein soll! — trotz der Washingtoner Ab- rüstungsbcschlüsse die Rüstung in gewaltigem Ausmaße ver mehrt. Man baut »war keine Linienschiffe über 19 000 Tonnen mehr, weil das in Washington verboten wurde. Man hält sich an den Buchstaben von Washington. Aber dank den rapiden Fortschritten der Gcschütztcchnik haben die neuen 10 000-Tonncn« Kreuzer heute einen Gcfechtswert, den man noch zur Zeit -er Washingtoner Konferenz nicht für möglich gehalten hatte. Und mit Recht fragt ein so regierungsfreundliches englisches Organ wie der „Economist", wie England erwarten könne, daß Frankreich oder sonst jemand abrüsten würde, wenn „Eng land der Welt mit dieser Flagge der Aggression vor dem Ge- sicht s'»rumfucht«le". Man kann es Baldwin zug>ute halten, daß er und mit ihm die Mehrheit des Kabinetts mehr die Geschobenen als die Führer gewesen sind. Denn was sich im englischen Kabinett abspielte, war ein erbitterter Kampf zwischen der Admira lität und der verantwortungsbewußten Richtung der konserva tiven Partei, die angesichts der großen wirtschaftlichen Depres sion in England das Prinzip der Sparsamkeit in den Vorder grund stellt. Und dieser Kamps, der sich bis zu einer ernsten Gefährdung des Kabinetts Baldwin zufpitzte, hat für die Admiralität mit einem vollständigen Siege geendet. Gewiß, der Admiralität sind schließlich durch ein sogenanntes Kom promiß nur sieben statt der ursprünglich verlangten neun Kreuzer für die nächsten zwei Jahre — und drei weitere für jedes folgende Jahr — bewilligt worden, aber wer die Taktik der englischen Admiralität kennt, der weiß, daß sie im Ernst gar nicht mehr verlangt hat. als was jetzt erreicht worben ist. Ihr Sieg ist unbestreitbar, und er ist letzten Endes eine Folge der jahrhundertealten Tradition, die angesichts der über ragenden Bedeutung der englischen Flotte für das gesamte Weltreich und seine Verteidigung den Sicherungsforderungen der SeelordS eine beherrschende Stellung im britischen Haus halt verschafft hatte. Die Admiralität bestimmte, wie vielSchiffe gebaut werden mutzten, und Ausgabe des Kabinetts war es lediglich, für die Bewilligung der Mittel zu sorgen. Das war seit Jahrhunderten so, und das hat sich auch heute gegen den hartnäckigsten Widerstand des Schatzministers Churchill durch- gesctzt. Dieser Steg der Admiralität aber hat eine ernste weltpolitische Bedeutung. In erster Linie natür lich als alarmierendes Signal zur gesteigerten Fortsetzung eines allgemeinen Wettrüstens, das den ehrlichen oder ge heuchelten Tendenzen einer allgemeinen Abrüstung, wie sie nicht nur in Versailles feierlich verkündet, sondern auch heute noch als offiziöses Ziel der Wcltpolitik dargestellt wird, be wußt entgcgenarbeitet und den Wert aller früheren un- künftigen Abrüstungskonferenzen beleuchtet. Darüber kin- aus aber wird jetzt in England von niemand mehr verkannt, -atz die Gefährdung Englands und seines Imperiums durch, aus nicht mehr ganz ausschließlich von der Leeseite her droht. Schon als im Weltkriege die ersten deutschen Luftstrettkräfte Uber England erschienen, bürte man den erschreckten Ruf: „kngionck n« iongar istaixt." England ist keine Insel mehr. Und vom rein militärischen Standpunkt« ans -rohen Eng-
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