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Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192508013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19250801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-01
- Monat1925-08
- Jahr1925
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- Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
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r«mabend, 1. August ISA — Dresdner lUuhrichlru — Nr. SS7 reite S Abbruch der Lonboner Schuldenverhanbluugen. Frankreichs uuzulünglicher gahluugswiUe. Dentsche Markbeträqe al» Ha«d«l»,»ielt. London. »1. Juli. Die französische« Schulde» kn ndiernn«»- »ertantzlnng-». die v»r einige» Tage» t» Londo» «»I. ge»»»««» »orde» »are«. sind aester» abgebrochen worden. Da« nene fra«,»fische «naebot schien de« britische« Schatzamt s» »»»«reichend «» sei«, daß «an es »»« vornherein ablehnte, »a« «naebot ernstbast »» «rbrter». Di« französische Del«, vation fährt nach Pari» zurück, wo Ne Latllaux Bericht er- Ratten wird. I» politischen Kreisen London» erklärt man. baß. wenn der französische Finanzmintster nicht tn der Lag« sein sollte, et« neue», erweiterte» Angebot »u machen, da» britische Schatzamt e« vorztehe« würde, da» Eraebnt« der französisch-amerikanischen Schulbenbesprechungen abzuwarte». »«vor e» die Verhandlungen wieder auknebme. Wie «er» lantet. betrng die britische kfordernna bv Millionen Pfund pro Aabr. »»hingegen die von Laillanx voraeschlaaene Kisker »ach britischer Meinnng «nr ei« Drittel diese» Betrage» an», »««acht hätte. Die französische Annuität sollte dem Vorschlag »«folge au» zwei Teilen bestehe», deren erster in Sterling, «nd deren zweiter und gröberer Teil tn deutscher Mark bezahlt werben sollte. Diese deutschen Markbeträge sind der französische Anteil au» de« DaweS-Annuitäten. Da» britisch« Schatzamt lehnt e» indessen ab. ssir die deutkche Mark «ehr al» 40 bi» SV Prozent vom Effektiv»«« in Anrechnung M» bringe«, da Fraukreich nicht di« Garantie kür die Schuld, »««andlnnq und de« Transfer dieser dentsche« Mark über» nehmen wollte. Die britisch« Verweigerung der Anrechnung der vollen Markbeträge ist dabei bezeichnend für die grobe Skepsis England» gegenüber dem TranSserproblem. da» doch da» Kernstück de» DaweS-PlanS bildet. Wenn England ietzt schon tt» so hohem Mabe an der Möglichkeit der Umwandlung beutscher Kahlungen in ausländische Valuten zweifelt, dann läßt da» Rückschlüsse darüber zu. wie wenig man in England an ein praktische» Wtrksamwerben der deutschen Kohlungen an La» Ausland glaubt. Amkliche französische Veschwichkigungs- versuche. Pari», 31. Juli. Nach dem amtlichen Kommunique hat Finanzmintster Catllaux im heutigen KabinettSrat zu den Londoner Verhandlungen u. a. erklärt, der englische und französische Standpunkt hinsichtlich der Bezahlung der fran zösischen Kriegsschulden an England wichen merklich vonetn- ander ab. Nichtsdestoweniger sei schon eine stark« Annähern», erzielt worden. In einem Leitartikel de» »Temps" zur Kriegsschulden, frag« heißt e» n. a-r Di« Unterbrechung der Lonboner Ver- bandlunge» kan» nicht überrasche«, wen» man daran denkt, baß et» äußerst verwickelte» Problem »n lösen ist. Anderseits bars man an» de« Rückkehr det sra«,»fischen Delegierte« nicht de» Schluß ziehe», daß man in eine Sackgasse gerate» ist. Jede Regelung der französische» Kriegsschulden, gleichgültig ob e» sich um die an England oder die an Amerika handelt, muß der Zahlungsfähigkeit Frankreich» Rechnung tragen. Auf keinen Fall darf die Liquidierung dieser Schulden die Sanierung der Finanzen und dt« Wtederausrichtung -er Wirt. " ' ' ^ Ich» behln' M schaft Frankretö Indern ober auch noch verzögern. Dte Vernehmung Mareel Cachins. Pari», »1. Juli. Der Untersuchungsrichter hat gestern den kommunistischen Abgeordneten Marcel Lachtn tu Anwesen- heit eines RechtSanwaltS und de» kommunistischen Abgeord neten Berthon verhört. Lacht» erklärte, daß er al» Mit glied de» ExekutivauSschusse» de» ZentralaktionSkomttecS gegen den Krieg die volle Verantwortung für dte Veröffent lichung der von dieser Kommission ausgehenden Dokumente in der »Humanitö", die ihm zur Last gelegt wird, übernehme Der Untersuchungsrichter beschuldigte Lächln ber Aus- reizung von Milttärpersonen zum Ungehorsam. Nach dem »Journal" führt« die Untersuchung zu außerordent lichen Enthüllungen. Mehrere Anklagen gegen gewisse kom- muntstische Führer seien erhoben worden. Paris, 81. Juli. Da» Strafgericht von Lyon hat geftc. n zwet Kommunisten wegen Aufreizung von Milttärver- sonen zum Ungehorsam zu 8 bzw. 2 Monaten GefängntS verurteilt. lW. T. B.) Anerkennung -er Dorkriegsschul-en -urch -ie Sowjetregierung? Paris, SO. Juli. In ber Frag« -er franzöfifch-rusfische» Schnldenverhandlunge« ist eine sensationelle Wendung ein- getreten. Es wird erklärt, daß Krasstn während der Ver handlungen. die er dieser Tage mit dem Präsidenten ber Kom- Mission für russische Angelegenheiten, Dalbiez, hatte, diesem neue Vorschläge unterbreitet habe, die von de» bisherigen stark abweiche«. Danach soll die Sowjetregiernna die Borkriegs» schulde« anerkennen und die Versus««» nicht mehr von der Gewährung einer Anleihe abhängig mache». Frankreichs ernste Lage in Marokko. Erhöhte Kampsiittlgkeil -er Aisleuie. Madrid. 81. Juli. Spanische Meidungen aus Marokko besagen, daß sich die La^: weiter zuungunsten der Franzosen verschlechtert habe. I« de« letzte« Tage« sei die französische Front au verschiedene« Stellen durchbrochen worden. Bet Len Nifleuten zeige sich eine erhöhte Kampftättgkeit, besonders in der Gegend von Söuls el Araba. Ristruppen haben verschiedene erfolgreich« Vorstöße gegen französische Ber- pflegungskolonnen unternommen. Die französischen Truppen befinden sich augenblicklich in einer Umgruppierung. Gestern sei es den Kabylen gelungen, die Eisenbahnlinie nach Taza «n verschiedenen Stellen unbrauchbar zu machen. lT. U.) Fall -es Slützpimkles Ain du Atfcha. Pari», 81. Juli. Zu der Räumung LeS Stützpunkts Ain bu Aischa berichtet „TempS" aus Fes: Noch beute früh hat ein« zu der mobilen Truppe gehörende Abteilung den VefE erhalten, zum Stützpunkt Ain du Mscha vorzuttoßen, obwohl die letzten Nachrichten über die Lage des Postens schon sehr ungünstig gewesen sind. Gestern nacht ist dann auch baS Block- bans des Posten- gefallen. Flugzeug« suchen dte Kampsi- gegcnd ab. Sprengung de» Pulvermagazins von Varrasch. Paris, Sl. Juli. »HavaS" meldet aus Tanger: Das Pulvermagazin von Sarrasch ist gestern abend teilweise explo diert. Der Sachschaden ist bedeutend. ES kam zu einer Panik. Die Explosion wird auf ein feindliches Attentat zurückgestthrt. Ein englischer Marokkvberlchl. Abd el Krim» strategische Pläne. London. 3U Juli. Ein englischer Bericht über Li« Lag« in Marokko besagt: Zuverlässigen Informationen aus KeS zu folge sind die französischen Streitkräste in Marokko bisher Überhaupt noch nicht den regulären Truppen Abd el Krtms gogenübergctreten. Sie haben vielmehr bisher lediglich von Abd el Krim organisierte Aufstände von Rtfstämmen zu unter drücken versucht. Denselben Informationen zufolge soll Abd el Krim über mindestens SSW» gut bewaffnete «nd wohl disziplinierte Truppe« verfügen. Es wird ferner angenommme», daß Abd el Krim ver suchen wird, bis Oktober dnrch lokale Aufstände von Rif» stämme« die Franzose« z« beschäftige«, da dann -ie Regeu pertode beginnt, während welcher eine französische Offensive so gut wie ««möglich ist. Wie verkantet, beabsichtigt Ab el Krim dann seine Hauptmacht einznsetzeu. Augenblicklich sollen sich nur etwa 48 französische Ba taillone in Marokko befinden, einschließlich der Sicherungs posten für die Verbindungslinien. Schätzungsweise würde» die Franzosen etwa 1ÜÜ000 Manu europäische Truppe» be nötigen. um der Lage mit irgendwelcher Anssicht ans Erfolg Herr zu werden. Die Spanne bleibe» so «nt »ie untätig. Franzvflsche Reseroeossiziere nach Marokko. Paris, 81. Juli. „Journal Offictel" wird morgen ein Dekret veröffentlichen, wonach eS Len französischen Reserveoffizieren gestattet sein wird, an dem Feld zug in Marokko tetlzunehmen. Mit diesem Dienst sind besondere Vergünstigungen verbunden. * Die Kampffront wird von General Nanlin unter Ein- geuppiernug der Sultantruppe einheitlich organisiert. Die herangezogenen Verstärkungen werden sofort tn dte Stell»»- gen. die eine Ausdehnung von 800 Kilometer haben, eingesetzt. Beginn -er Blockierung -er Langerzone. Paris, 81. Juli. Aus Madrid wird gemeldet, daß ei« französisches «nd ei» spanisches Kanonenboot die Blockade der internationale« Süstenzoue von Tanger begonnen bat. ES heißt, daß sich auch britische Schiffe an -er Blockade be- teiligen. Der Niedergang -er -eulschen Wirtschaft. Lvnß»». »1. Füll, «ie .Dali, Mail" erfährt, gib« der letzt« Bericht de» Generalagenten für Dentschlanb de« Rück, gang de» dentsche» Gefamtpr-dntti«» seit JnkxasttxetendeSDaweS-PlanernwSr^Pr»« zentz«. lTU.) Streik im Berliner JigareNengewerbe. verliA 81. Juli. I« den Zigarettenfabriken Man oll« Enver Bet und Problem sind dir Tabakarbetter, Buch binder und Transportarbeiter wegen Lohnstrettigkeiten in den Au »stand getreten. Dte Arbeitgeber der Ztgaretten- industrt« hatten eine Lohnerhöhung von 4 Prozent angeboten. aber eine weitere Aufbesserung ber Löhne ab- gelehnt, worauf die Arbeiter tn den genannten Fabriken die Arbeit niederlegten. Dte Arbeitgeber ließen durch ihren Syndikus Dr. Engel erklären, baß etwaige Verhandlungen, die über das Angebot von 4 Prozent hinausgtngen, nur nach restloser Aufnahme ber Arbeit in den bestreikten Gebieten möglich seien. In einer Funktionärversammlung beschlossen bi« Arbeitnehmer, sich mtt den Ausständigen solidarisch zu er klären, aber keine Erweiterung des Streiks vorzunehmen. Der Syndikus Dr. Engel hat für dte Arbeitgeber einen Strafantrag gegen den Vorsitzenden der Zentralstelle Berlin des Deutschen Tabakarbeiterverbanbes Armbrust wegen Tartfbruches gestellt, da die Unternehmer den Airs- stand als wilden Streik betrachten. Der Tabakarbeiterver band wird durch den Strafantrag für einen Schaden von 13S000 Mark regreßpflichtig gemacht. Lvhndlfferenzen im Flugzeugbau. Berlin, 81. Juli. In den Differenzen im Flugzeug bau, die bereits zum Streik tn einzelnen Betrieben ge führt hatten, fällte die Schlichtungskammer einen Schieds spruch, der die Löhne für die beiden Spitzengruppen er höht. Die streikenden Belegschaften nahmen heute früh die Arbeit wieder auf. lW. T. B.) Drohender Sisenbahnerslrelk lm Saargebiel. Saarbrücken. 81. Juli. Wie die „Saarbrücker Zeitung" mitteilt, hat die Reqieruugskommisstou die Lohnforderungen der Eisenbahner abgelehnt. Eine Bcrsammluna des Deutsch» Sisenbahnerverbanbes hat daher beschlossen, ber Nakmarbeiter- schaft den Streik zu empfehlen. Die Bezirksleitungen wurden beauftragt, eine Urabstimmung unter den Mitgliedern vorzunehmen. Auch die anderen Eisenbahngewerkschasten werden zu der Lage Stellung nehmen. lW. T. B.i Die DergarbeilerverbSn-e sor-ern Lohn erhöhung ab 1. Sepiember. Kündigung ber bestehende« Lohnverorduung zum 81. August. Essen, 81. Juli. Die Bergarbeiter haben die bestehende Lohnverordnung zum 31. August 1925 gekündigt. Gleichzeitig wird eine Lohnerhöhung ab 1. September beantragt, deren Begründung demnächst mündlich vorgetragen werden soll. Es wtrd um eine baldige Festlegung des Verhandlungstermins gebeten. <W.T.B.) Be-rohUche Wirtschaftslage lm Hagener Bezirk. Essen, 31. Juli. Die Lage ber märkischen Industrie, ins besondere des Hagener Bezirks, wird immer schlechter. Einige Werke haben den Entschluß gefaßt, in den nächsten Wochen un gefähr die Hälfte ihrer Arbeiter zu entlassen. Von einer gan zen Anzahl anderer Werke ist Antrag auf Stillegung oder Arbeitsverkürzung gestellt, teilweise auch schon durchgeführt worden. lT.U.) Abfchlutz -es -eulschen Walz-rahlverban-es auf S Jahre. Köln. 31. Juli. Wie die „Köln. Ztq." erfährt, wurde in der heutigen Mitgliederversammlung des Verbandes der Drahtwalzwerke völlige Uebereinstimmuna erzielt. Der deutsche Walzdrahtverband ist nunmehr ans fünf Jahre enbaültia ab-^ltbl-'s-n. Er nimmt sofort seine Tätigkeit ans. Vorsitzender ist Direktor Hobrecker vom Kruvvkouzcrn. Die Preise werden wahrscheinlich eine mäßige Erhöhung er fahren. Wie daS Blatt weiter hört, ist mit der Klöckner-> Gruppe eine Einigung wegen ihrer Beteiligung zustandc- gekommen, wäbrend mit dem Gußstahlwerk Witten, A--G., noch verhandelt wird. lW. T. B.i Tokio. 31. Juli. Das Kabinett ist znrückaetreten. Dieser Beschluß ist auf gewisse Konflikte zurückzuführen, die sich bet der Behandlung der neuen Steuervorlaae innerhalb des Kabinetts ergeben hatten. Prägers in. 23 Wie sich Dostojewski zu Deulschlan-bekehrte Dostojewski, der so vielfach als Hauptvertreter des Slawo- PhilentumS tn Anspruch genommen worden ist, mußte aus seinem dnrchanö russischen Weltgefühl heraus einen Haß gegen die westliche Kultur haben, und e» ist begreiflich, daß sich diese Abneigung besonders gegen -ie Deutschen richtete die nächsten Nachbarn, deren Einfluß ihm auf Schritt und Tritt tm russischen Reich entgegentrat. Dies« geradezu krank hafte Abscheu gegen alles Westeuropäische tritt besonders deut- Ach zutage in dem „Tagebuch der Gattin Dostojewskis", das tu der Reihe der Nachlaßschriften deS großen Dichter» er schienen ist. ^°ese fast täglich stenographisch niedergeschrtebenen Aufzeichnungen der zwetten Frau Dostojewskis bieten «in« ««geschminkte Darstellung der ersten Zeit dieser Eh«, die dem Dichter erst die Ruhe zu großen Schöpfungen bieten sollte führen tief ein tn das aus genialer Kindlichkett und nervöser Ueberreizung gemischte Wesen des großen Schriftstellers und geben zugleich in -er Beschreibung -er deutschen Reis« von 1887, wo sich das Paar hauptsächlich in DreS-en und Baden-Baden aufhielt, ein recht unterhaltendes Bild des damaligen Deutschland. Dostojewski zeigt sich in dieser Zeit als ein großer Deut, ßchenseind, der ihnen alle» Bös« nachsagt. Aber seine Wut ausbrüche richten sich durchaus nicht gegen Deutschland allein, sondern auch die anderen Nationen kommen nicht besser weg, «nd er schreibt damals an einen Freund: »Ach. wenn Di« wüßten, welche tiefgehende, au Haß gegen ganz Westeuropa gefaßt habe aber von dieser ungerechten Verurteilung entfernt. Die Briefe an seinen Bruder Michail zeigen, daß Dostojewski schon tn seiner Jugend von Werken deutscher Dichter und Philosophen angezogen wurde. Deutsche Bücher waren es immer wieder, die ihn in den entscheidenden Zeiten seiner inneren Entwicklung beeinflußten. So ist seine idealistische Weltanschauung in der Zeit vor der sibirischen Ge- saugenschast hauptsächlich von Schiller bestimmt: sein« literarische Tätigkeit begann er damit, daß er Werke Schillers ins Russische übersetzte: er berichtet einmal aus ->«- sen Jugendtagen, -aß er ganz« Nächte über Schiller »phantasierte". DaS phantastische Element in seinen Schriften ist von E. T. A. Hoffman« beeinflußt, dessen Erzählungen auf ihn nach seinem eigenen Geständnis den tiefsten Eindruck machten, den er überhaupt jemals von Büchern erfahren hat. Such mit ber deutschen Philosophie beschäftigt« er sich «nd vertiefte sich tn Kant und Hegel. »Vom Studium Hegel»", so erklärt er einmal, »hängt mein« ganz« Zukunft ab." AIS «r sich bann zu Anfang ber sechziger Jahre deS vorigen Jahr- hundert- von der Romantik abwendete und radikalen Ideen nachhing, war eS wieder ein Deutscher. MarSttruer. dem I er Gefolgschaft leistet«, und in der Entfaltung seiner neuen' christlichen Ideen war Novalis in vieler Hinsicht sein Führer. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege wurde er tn den letzten Jahren seines Lebens zu etnem auSgesvrochenen Deutschenfreunde, und au» dem Verächter der deutsche» Kul tur. wie er uns in dem »Tagebuch der Gattin" entgegentrttt, entpuppte sich ein großer Bewunderer und wahrer Freund deutschen Wesens, der in seinen politischen Schriften die Idee eines russisch-deutschen Bündnisses ver trat und von dem Zusammengehen der beiden Staaten für Rußland große Vorteile erwartete. »Ein Bündnis zwischen diesen beiden Staaten", äußerte er sich damals, »würde Ruß- land und Deutschland zu den alleinigen Beherrschern Europa» machen." Man hat mit Recht von ihm gesagt, er sei für daS damalige Rußland der Vertreter der BiSmarckschen Politik gewesen. Besonders bedeutsam für diese Bekehrung Dostojewskis ist eine redaktionell« Bemerkung, die er als Redakteur deS »Grashdantn" in den siebziger Jahren einem Artikel seines Berichterstatters aus Halle beifügte: »Bet uns wird der deutsche Patriotismus schon seit langer Zeit vielfach ver spottet," schreibt er da. »In Wirklichkeit aber müßte man diese begeisterte Vaterlandsliebe mit Neid betrachten, zumal sie Deutschland die Kraft zu neuen Fortschritten tn Wissen schaft, Kunst und Dichtung verleiht und weil sie vielleicht viele Seelen bereichert." Er nennt die Deutschen ein glück licheS Volk, weil sich ihr« langgehegten Hoffnungen erfüllt haben, und wirft dann die Frage auf, ob diese neue Entwtck- lung Bestand haben werbe: »Um auf diese Frage zu ant> Worten, muß man sich an baS geistige Leben des Volkes wenden: denn ein Volk erhält sich nicht durch seine Militär macht und lebt nicht von Brot und Manufakturwaren, sondern IweifelloS von den Ideen, die tn seinem Herzen und tn einer Seele wohnen. Dte Deutschen wissen sehr genau, daß >ie Hauptsache die Frage ihre» inneren Lebens, nicht aber allein ihr Sieg über die Franzosen ist. und darum haben sse gerade in ber letzten Zeit begonnen, oft und von verschiedenen Seiten über ihre Kultur, über deren gegenwärtige Bedeutung und die Hoffnungen, dt« man auf sie gründen kann, zu prechen." Dostojewski erwähnt dann die Bedeutung der Ideen Schopenhauers und der Wagnerschen Muss!, da» Wirken Tr eit sch ke» und Kuno Fischer» un- chlletzt: »So sind dte Deutschen in diesen und tn vielen anderen Dingen unsere Lehrmeister gewesen und werben e» noch lange ein. Wollen wir «n» endlich einmal ans der Lage der Schuljungen befreien und der zuweilen wohlverdienten Ver- achtung entgehen, so müssen wir MiS nolons rolsns bestreben, unsere Lehrer richtig zu verstehen." Kunst «n- Wissenschaft. -f Dresdner Theaterspielpla« für heute. OpernhauS und Schausptelha us geschlossen. Albert-Theater: »Dt« junge Gräfin" (LS). Residenz-Theater: ,^)te kleine Sünderin" l^8). Central-Theater: »Unsere kleine Frau" s8). s Spielplan der Over l« Albert-Theater vom S. bis Il>. August. Sonntag (2-): ,L>ie lusttgen Weiber von Windsor". Montag: »I^n ccmtessins" t„Di« tung« Gräfin"). Anschließend Tanzabend, aus- geführt von Dame» ber Mary-Wigman-Gchule. DtenStag: „Boc caccio". Mittwoch: „Tannhäuser". Donnerstag: „Ua contessinn" l„Dte iunge Gräfin"). Freitag: „Boccaccio". Sonnabend: „Die schöne Helena". Sonntag (9.): „Dte schöne Helena". Montag: ,H)t« schöne Helena". s Mitteilung der Oper i« Albert-Theater. Die Mitglieder der Dresdner Volksbühne erhalten zu ollen Borstcllungcn im Albert- Theater ermäßigte Eintrittskarten, dte bet Vorlegung der Mit. gltcdSkarte an der Theatcrkaße auSgegcbcn werben. s verufsiubiläe« an den Staatstheater«. Der Chorsänger Georg Wehrle sowie der Beleuchtungsobermeister tm Schau spielhaus Arthur Großer können am k. August d. I. aus ein« ununterbrochene LSIährige Tätigkeit bet den vormaligen Hof- und jetzigen StaatStheatcrn zurückblicken. -f Wechsel in der Leitung der staatlichen Sknlptnrensamm« lang. Der Direktor der staatlichen Stulpturensammlung, Pro fessor Dr. Paul Herrmann, scheidet infolge Erreichung der Altersgrenze mit dem heutigen Tage aus seinem Amte a-uS, das er seit dem Rücktritt Georg TreuS im Jahre 1825 ver waltete, nachdem er vorher 25 Jahre lang als Direktor-tal- assistent Treus gewirkt hatte. Das hohe Verdienst des Prof. Dr. Herrmann ltegt darin, daß er di« Schätze unserer staat lichen Skulpturensammlung, die jahrzehntelang magazinartig aufaehäuft, ohne innere Ordnung und Zusammenhang ver wahrt wurden, -urch dte lockere Form ihrer Ausstellung wieder zu voller Wirkung ihres Wertes und ihrer Schönheit gebracht hat. Der Nachfolger Prof. Herrmanns ist Prof. Dr. Bruno Schröder, bisher Kustos an der staatlichen Antikensammlung in Berlin. s Organist Professor Bernhard Friedrich Richter in Leipzig, einer der hervorragendsten Bach-Kcnner der Gegen wart, feiert in Leipzig am 1. August, nachdem er erst kürzlich noch von schwerem Krankenlager iOberschenkelbruch) glücklich wieder genesen ist. tn voller geistiger Frisch« seinen 75. Ge- burtStag. AlS »weiter Sohn Ernst Friedrich Richters, des Verfassers -er auch heute noch viel benutzten weltbekannten Harmontolehr«, in Leipzig geboren, besuchte er die Thomas- chul« und war in der Musik hauptsächlich Schüler seine» Vaters. Zunächst war Richter al» Organist -u St. Jacob und
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