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Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192508013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19250801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-01
- Monat1925-08
- Jahr1925
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.08.1925
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irr. z»7 Seif« 4 — Dresdner Nachrichten — Sonnabend. 1 ' ft 1S75 Oertliches unü SLchsisches. Aeaderung »er QuM«ng»letst«»g ans de» ivas.» Wasser- un» Slromverbranchnrechnnngen. Der Rat zu Dresden, vetrtebamt. teilt un» mit: Zum Zweite der besseren Uebersichtlichkeit wird daS btS- her bet der Etnkassicruna der Gas-. Wasser- und Stromver- brauchögelder aeiibte Quittungsverfabre« aeändert. Während bisher bei der sofortiaen Bezahlung der BerbrambSgelder an die Geldeinbel»er über die erfolgte Begleichung der Rech nungen durch die Unterschrift der Geldeinheber quittiert wurde werden von der am 3. August d. I. beginnenden Ein- hebnngSoerivöe ab den Abnehmern bet sofortiger Bezahlung an die Ginheber QnittungSabschnitte überreicht, die mit dem Kassen st empel des BetriebSamteS ver sehen sind. Die handschriftliche OuittungSleistuna der Geld einheber fällt somit in Zukunft weg. Jede handschriftliche Quittungsleistung, die mißbräuchlich vorgenommen werden sollte, sowie iedec O.uittnngsäbschnitt. der keinen Kassenstempel deS Betriebsamtes enthält, ist ungültig. An dem Ein- hebnngsverfahren selbst wird durch daS neue Quittungs- Verfahren nichts "-ändert. Im übrigen wird aus die im Be- kanntmachlingsteil der heutigen Nummer erscheinende Be kanntmachung hingewiesen. — Gin Großflugzeug in Dresden. Eines der Iunkerschen Grvsiflugzeuge, mit acht Sitzplätzen und drei Motoren, hat in den letzten Tagen wiederholt Dresden besucht. Hierbei hat sich herauSgestellt, daß der Kaditzer Landungsplatz anch für derartige Großflugzeuge außerordentlich geeignet ist. Bei der ersten Landung hat das Großflugzeug beispielsweise nur ein Drittel des vorgesehenen Landungsweges benutzt. Wie wir vom Städtischen Verkehrsamt erfahren, dürfte das Groß flugzeug. das die Luftlinie Berlin — An sterdam befahren hat, in der nächsten Zeit schon in die F ngstrecke Dresden — Ä^erlin—Kopenhagen — Malmö ringest "lt werden. — Die Heimatsahrt der Gellert-Tische nach Hainichen. In den Tagen vom 15. bis l7. August kommen die itzellert-Tischc von G h e m n i tz, Dr e s d e n, Le i v z i g und Frankenberg nach Hainichen. Die Stadt rüstet sich, die Heimatsahrt ihrer auswärts lebenden Söhne und Töchter würdig zu feiern, und die bereits im Gange befindlichen Vorbereitungen lassen einen erhellenden und interessanten Verlauf des Festes er warten. Am Sonnabend, dem Id. August, abends, werben in den größten Sälen der Stadt Kommerse stattfinden, und für den Sonntag, als den Hauptfesttag, find ein Festzug. Früh- schoppen. Konzerte, Museumsbesichtigung, Vorführungen der Deutschen Meister des Nadsahrerneretns und ein Festball vor gesehen. Der Montag soll Ausflügen und Besichtigungen ge widmet sein. — Kriegsgräberfürsorge. Zum zweiten Male hat ein ValkSbundmitglied eine große Anzahl deutscher Kriegersried höfe in Polen, vor allem in der Gegend von Bolimov, Lowicz. Skierniewice und Lodz besucht. Das Juli lieft der Zeitschrift .„Kriegsgräberfürsorgc" enthält einen ein gehenden und anschaulichen Bericht über die Reise, sowie über den Zustand eines jeden besichtigten Friedhofes. Wiederum tauchen vor uns die ruhmreichen Taten unserer heldenhaften Truppen aus dem Jahre 1015 auf, und wir weilen mit dem Berichterstatter an den heiligen Stätten, auf denen die dort gebliebenen Söhne des deutschen Volkes ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die würdige Instandhaltung und Pflege dieser Ehrenstätten ist die heiligste Aufgabe, die das deutsche Volk zu erfüllen hat, nnd an der alle, die sich im Volksbunde Deutsche Kriegsgräbersürsorge zusammengefunden haben, seit Jahren arbeiten. Gleichfalls bringt das Heft viele Berichte über den Zustand unserer Kriegersriedhöse in Frankreich, Belgien, Polen, Litauen. Lettland. Rumänien, Serbien. Türkei, Afrika und Indien. Eine Gruppe Wandervögel hat das Grab von Walter Flcr auf der Insel Qesel besucht und gibt ihre Eindrücke in einem anschaulichen Bericht wieder. Auch die Jugend nimmt Anteil an den hohen Aufgaben des VolkSbunöes. Durch den vielseitigen Inhalt ist dieses Heft besonders wertvoll, und es ist zu wünschen, daß die Zeitschrift in allen Kreisen des deutschen Volkes gelesen wird. Sie ist zu beziehen durch die Bundesgeschäftsstelle des Bolksbundes Dentsche Kriegsgräbersürsorge. e. V., Slerlin W. 15, Branden- burgische Straße 27: auch die Verbände und Ortsgruppen er teilen jede gewünschte ivcitere Auskunft. — Die Geschäftsstelle der Ortsgruppe Dresden, die Bestellungen auf die Zeitschrift und Mitgliederanmelduugcn entgegennimmt, be findet sich Dürerstraße 13, 1. — Der Lutherische Jugcndbnnd hielt in Crimmitschau seinen 6. Jngendtag inmitten der ev.-luth. Gemeinde zum .Heiligen Kreuz ab. Aus allen Teilen des deutschen Vater landes, auch aus dem besetzten und dem abgetretenen Gebiet, waren Jugendvertreter zu dem wichtigen Werke lutherischer Jugendarbeit zusammengekommeu. Im Jugendgottesdieust sprach Pastor Nikli (Hartenstein). In den späteren Ver anstaltungen pries in seiner Ansprache Pastor Reuter di« Herrlichkeit des Kirchengesangcs und wrach dann über „Unsere Juseud und Luther» Ehejubiläum*. Montag nnd Dienstag war«« Dag« reicher Arbeit. Im Mittelpunkt staub der Lehr- vortrag Pastor Hch. Stallmann» (Berlin-Norden) über »Unsere Jugend und die Misst»»*. Bon brsoirderer Beden»ung waren dt« Lehrvortrüge de» Pastors Kirstens (MiSbroy t. P.) über den Inhalt der BundeSzeltschrtft „Jrrnker Jörg* und de» Pastor Gchmeckenbecher (Frankfurt a. M.) über verschiedene Methoden des Bibelstudiums tm Jugendverein. Btkar Schöbe! (Stuttgart) gab gute Wink«, wie man gesellige Unterhaltung in christlichem Geiste pflegen kann. Am Mittwoch trat ein Teil der Versammlung eine Fahrt nach der Wartburg an, der andere besichtigte die Umgebung Crimmitschau». — Di« Ort»kra«ke«kaffe al» Streik»««erstütz«ngSa«ftalt. Di« „Radeberger Zeitung* schreibt: Bei -er hiesigen OrtSkrankenkaff« find die finanziellen Verhältnisse derart trübe, -aß, wenn nicht baldigst eine Besserung eintritt, die Kaffe ln kurzer Zeit völlig zahlungsunfähig sein wird. Der Hauptgrund liegt darin, daß sich sehr viel« der seinerzeit auS- gesperrten GlaS-, Bau. usw. Arbeiter »krank* gemeldet haben, um so ihr Einkommen höher al» di« Streikunterstützung zu gestalten, was vom menschlichen Standpunkte aus begreiflich ist. -i« Kaffe aber dabei in arge Bedrängnis gebracht hat. Sie hat prozentual den höchsten Krankenstand aller Krankenkaffen -er Kreishauptmannschaft Dresden und muß deshalb 85 Pro- zent ihrer Gesamteinnahmen allein für Krankengeld auf wenden, während der Landesdurchschnitt 26 Prozent beträgt. Als Sanierungsmaßnahmen werden Herabsetzung dcS Krankengeldes von 65 auf 50 Prozent, Wegfall der Familien hilfe usw. angekündigt. —* AusklLrung oou Wohnungseinbrüchen. Der kürzlich festgenommene Schlosser Walna hat nach den bisherigen Erörterungen elf Einbrüche in Dresden, zehn in Bautzen und drei in Breslau verübt. Er ist Ende 1024 mit BetväbrungS- frist aus der Strafanstalt entlassen worden, nahm darauf eine verbrecherische Tätigkeit sofort wieder auf und wurde im Frühjahr erneut festgenommen und dem Gericht zugeführt. Aus der Heil- und Pfleganstalt, in die er zur Beobachtung seines Geisteszustandes gebracht wurde, entwich r nach kurzer Zeit. Bald darauf wurden seine Kleider an der Elbe gefunden, die er dort niedcrgelegt hatte, um vorzntänschen, daß er beim Baden ertrunken sei. Die Annahme, daß er damit nur die Polizei täuschen wollte, wurde bald bestätigt durch die Ver übung rveiterer Diebstähle, insbesondere in Bautzen. Walna hat Helfershelfer gefunden, die ihm Unterschlupf gewährten, und nunmehr ebenfalls der Bestrafung ent-reg: isehcn. —* Sammcllistcnbetrüger. In Vorstadt Löbtau hat wieder holt ein Betrüger mit einer handschriftlich hergestcllten Sammelliste des Christlichen Vereins Junger Männer in angeblichem Aufträge verschiedener Pfarrer Geldbeträge gesammelt. Der Betrüger ist etwa 20 Jahre alt. bartlos, hat frisches Gesicht, blondes Haar, trug graubraunen Jackettanzug und ebensolche Sportmütze. Es ivird gebeten, ihn der Polizei zu übergeben. — GeschäftssubilSe«. Kaufmann Richard Rudolph. Inhaber einer Papier- nnd Schrcibwarenhandlnng in Loschwitz, Grund strabe 18, begeht heule sein lOjährigeS GeschästSiiibiläuin. Eben falls da» iOjäkrtae G-'^äftSinbilänm begeht heute der Schneider meister Robert Schulze, Kleine Plauensche Gasse 1, während der Friseur Eugen Rafelt. Grunaer Straße 31, lein MiährigeS GeschäftSsiibiläiim feiert. — BrrufSsubilänm. Heute feiert Herr Oswald Espig sein 26 iährlgeS Jubiläum al» Letter brr Kürschnerei der Firma Hirsch L Co., Prager Straße 6/8. Dem allseitig beliebten Jubilar wurden zn diesem Tage viele Ehrungen seitens der Firma und seiner Mit arbeiter zntelj. — Dresdner Volksbühne. Ee n t r a l - T h c a t e r. iGastsptel des Neuen Theaters mit Olga Limburg.) Täglich „Unsere kleine Frau*. Sonntag: Nr. 1986 bis 2286: Montag: 2286 bis 2586: Diens tag: 2686 bis 2886: Mittwoch: 2886 bis »186: Donnerstag: 3186 bis »486: Freitag: 848g bis 8785: Sonnabend: 8786 bis 4086: Sonn- tag (9.): 4086 bis 4385: Montag ilN.s: 4386 bi» 4685. — Oper t m Aibert-Tbeater: Der Verein Volksbühne empfiehlt seinen Mitgliedern den Besuch der Vorstellungen. Als Preis wird 2,66 Mark für alle Plätze Parkett bis einschließlich 2. Rang an der Tageskasse, gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte, erhoben. — Im Interesse der in den Ferien befindlichen und befindlich gewesenen Mitgliedern ist die Frist für den Umtausch der Mitgliedskarten und den Neueintritt bis mit 5. September verlängert worden und findet täglich von 9 bis 8 Uhr ln der Geschäftsstelle statt. Freitags nnd Sonnabends von 9 bis 6 Uhr. — Es werden für kein Theater mehr Marken geklebt. Die ausgegebcnen Weltmarken verlieren mit dem 31. August 1925 ihre Gültigkeit! — In der Große» Wirtschaft tm Großen Garten findet heute, Sonnabend, ein Blumensest mit anschließendem Sommernachlsball zum Besten der Kreisgruppe Ostsachsen im Bunde erblindeter Krieger unter Ehrenvorsitz des Herrn Generalleutnant Müller statt. Militärkonzert der Kapelle des 3. Batl. I.-Regt. 10 unter Leitung von Obermnsikmcister Arnold: reichhaltige Tombola und Pracht» illumination. Beginn 4 Uhr. Im Saal von 7 Uhr ab Sommer- nachtSball. — Im Belvedere, Weißer Saal lRestauratiouS-Betrleb). findet das 1. Dresdner Gastspiel des berühmten „Celln-dc-Rheidt- Balletts" lSchönheitS-Tänze — Pantomimen, 12 Personen) statt. Persönliche» Auftreten von Frau Celli, de Rheidt am Mon tag, den 3. August, Dienstag, den 4. August, und Mittwoch, den 5. August, abends 8^ Uhr. Karten nur Im Belvedere erhältlich. — Kurkonzert in Oberlößnllz am Sonntag, vorm. 11 Uhr, auf dem Königsplatz. Orchester: Kurorchcster Oberlößnltz: Leitung: Stadtmuslkdirektor Landet. BortragSordnung: Abschied der riß Gladiatoren lS. vlaukeuburgl! Ouvertüre zur Operette un» Bauer* lyr. «. Gupps): Zwei Llede,! ») »Mein Dank*: K) .Wie dankbar bin ich meinem Mütter!* lv. Strrnenzauber, Walzer l». Waldteufel): Fantasie an» »Parti«, Leben* (I. Offenbach). — «atnrtbeater Heldeparl lHaltestelle Galoppe). Gonntag, 4 Uhr: „Berrlnngene Gatten*. Lustspiel tu »re» Akte» «o« Bruno Boß. — Der Dentsch« M«»»er.G»la»»»rrei» „Für» BttmarS* bat sein Verein»- unb UebungSlokal nach der Turnerschtlnke, Permoser strab» 18. verlegt. Hebungen Mittwoch», abenb» » Uhr, «b 12. August d. I. Schwurgericht. Drei größere MeiueidSprozeffe. beschäftigten das Schwurgericht Dresden an zwei verhand- lungstagen. In geheimer Sitzung mutzte sich die 189» z« Meißen geborene, in Leubnitz - Neuvstra wohnhafte, weg«» Hehlerei vorbestrafte Ztrgeletarbetterin Martha Helene leb. Oeser vcrantworte». Sie ist bereit» Mutter von drei Kindern im Alter von 6 Jahren bi» herab zu IX Jahr, steht auch erneut ihrer Niederkunft entgegen. Nach dem Eröff- nungSbeschluß Hot die Oeser gelegentlich eine» Unterhalt». Prozesse» gegen einen Arbeiter falsche Angaben gemacht und beschworen. Al« ordentliche Strafe waren ein Jahr zwei Monate Zuchthaus in Ansatz gebracht, aber nach S 1V7 de» R.-St.-G.-B. auf den vierten Teil herabgemtndert und in vier Monate fünfzehn Tage Gefängnis umgewandelt worben. Eine weitere geheime Nerhanblung richtete sich gegen den Handlungsgehilfen Kurt Eugen Fleischer, gebürtig a«S Dresden, wohnhaft in Kvtzschenbroda. Die betraf Anstiftung znm Meineide. Dieser Verhandlung ging bereit» am 19. De zember v. I. eine SchwnrgertchtSverhandlung voran». Der erste Termin richtete sich gegen die 28 Jahre alte ledige Steno typistin Anna Frieda Naumann aus Niederlößnitz, die mit Fleischer zusammen vier Wochen in der Sommerfrische Rehe» selb geweilt, dort einen Trauring getragen, sich als dessen Ehefrau bezeichnet nnd auSgegeben nnd bann im Ehe- scheibungSprozeß alles glatt abgeschwvren hatte. Die Nau mann wnrde wegen Meineids zn drei Jahren Zuchthaus ver urteilt, nach 8 >57 deS R.-St.-G.-B. aber die erkannte ordent liche Strafe ans ein Drittel, demnach auf ein Jahr Zuchthaus, hcrabgemindert. In dieser Verhandlung war es bereits zu erregten Zwischenfällen gekommen. Der sehtge Angeklagte Fleischer war damals bereit, ebenfalls als Zeuge einen Mein- etd zu leisten, um wiederum die ehemalige Geliebte Naumann vor einer Zuchthausstrafe zu retten. Die Anklage, vertreten durch Stantsanwalt Dr. Schubert, legte Fleischer zur Last, die Naumann angestiftet zu haben, tm EhcscheidnngSprozeß einen Meineid zn schwören, wegen dessen sie bereits verurteilt worden ist. Die Beweisgnfnahme fand unter Ausschluß der Ocffentltchkeit statt. Fleischer wnrde wegen Anstiftung zum Meineide zu zwei Jahren Zuchthaus nnd fünfjährigem Ver lust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt und für dauernd unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich ver nommen zu werden. Ein weiterer Termin richtete sich gegen den lSOI zu GcrS» dorf (Amtshauptmannschaft Pirna» geborenen Reichswehr- soldatcn Ernst Wilhelm Köcher, der sich wegen Zeugen meineids zu verantworten hatte. Der Angeklagte dient beim Reiterregiment 18 in Großenhain. Im August vorigen JahreS befand er sich mit feinem Truppenteil tm Manövergelänbe bei Köntgsbrück. Ende August hatten er unb andere Kame raden sogenannten SonntagSnrlaub nach der Garnison er- halten. Köcher benutzte znr Fahrt nach Großenhain ein Rad. In seiner Begleitung befand fick der 20 Jahre alte Retter Walter Hartmann, der seine Geliebte in Großenhain hatte und gern in deren Nähe weilen wollte. Nm nicht wieder zu dem Truppenteil znrückkchren zn müssen, war er auf den Ge- danken gekommen, sich unterwegs ins Bein zu schießen. Da mit bestand Aussicht, im Lazarett verbleiben zu können. Anch Köcher sollte eine ähnliche Dummheit machen. ES wurden demnach ein Revolver und Mnnitlon beschafft unb bann lm Walde bei Ouersa zur Tat geschritten. Hartmann schoß sich tu den rechten Oberschenkel. Köcher unterließ eS. die Waffe gegen sich zu richten. Der Truppe gegenüber sollte dann gesagt werden, sie seien im Walde von unbekannten Personen an- geschossen worben. In dem später gegen Hartmann wegen Selbstverstümmelung anhängig gemachten Verfahren batte Köcher eine unrichtige Darstellung gegeben «nd am 18. No vember n. I. anch beschworen, am 9. Januar d. I. aber nach- träglicb berichtigt. Hartmann ist für seine Handlungsweise mit zwei Monaten einer Woche Gefängnis bestraft worden. Der gerichtliche Termin fand Ende Januar vor dem Amts gericht Großenhain statt. Köcher stand setzt nachträglich noch wegen Zengenmeineids vor dem Schwurgericht. Er wurde zu der ordentlichen Zuchthausstrafe verurteilt, diese aber gleich, falls nach 8 157 des R.-St.-G.-B. auf sechs Monate Gefängnis herabgemindert. St. JobanniS tätig, leitete den Thomaschor während der In terregnen nach dem Ableben E. F. Richters und W. Rusts, übte aber seine wichtigste kirchenmusikalische Tätigkeit von 1800 bis 1020 als Kantor und Organist an der Lutherkirche aus, wo er auch mit einem Chor von Thomasschülern Ausführungen veranstaltete, z. B. von Schiitzichen Passionen in der Original gestalt, Werken HerzogenbergS u. a. Ferner war er auch als Gesangslehrer an der Thomasschule erfolgreich tätig. Noch heute hat Bernhard Friedrich Richter die Oberleitung der Leipziger musikalischen Vvlksbibliothck (Töpferstraße), deren Mitbegründer er auch war. Sondergebiete seiner gründlichen wissenschaftlichen Forschungen waren die Geschichte der Tho- masschule und des Thomanerchores, die Leipziger Stadtge schichte und nicht zuletzt die Persönlichkeit und die Werke Jo hann Sebastian Bachs. Viele seiner Aufsätze sind tm Bach jahrbuch, Eitncrs Musik.zeitung, dem Leipziger Kalender er schienen. Die vielen Freund« des trefflichen, bescheidenen Mannes und seiner literarischen und künstlerisclien Tätigkeit wünschen ihm noch viele weitere Jahre wohlverdienten Ruhe standes. -n- -s George G. Haven f. Wie aus Parts gemeldet wird, erschoß sich George G. Harren, der Präsident der Neunorker Metropolitan-Oper, in einem dortigen Sanatorium, das er zwecks Heilung von einem schweren Krebsleiden ausgesucht hatte. Haven, der ein großes Vermögen in Eiicnbah'iuntcr- nehmungen aller Art erworben hatte, war ein begeisterter Kunstfreund, der namentlich für die Oper schwärmte. Zahl reiche Sänger und Sängerinnen, die später zu Ruhm und An sehen gelangten, wurden von ihm entdeckt und auf 'eine Kosten ausgebildct. Als sich vor IX Jahr die ersten Anzeichen (eines Leidens bemerkbar machten, zog er sich von allen Geschäften nnd sonstigen Verpflichtungen zurück, um sich mit der ihm eigenen Energie a»? den Versuch. Heilung zu finden, zu kon zentrieren. Als er sah. daß alle Anstrengungen der Aerztc vergeblich waren, griff er zur Waffe. s- Dentsch-bnlgarische Zusammenarbeit. Zur Förderung der geistigen Annäherung zwischen Deutschland und Bulgarien beschloß das bulgarische Unterrichtsministerium die Ent sendung einer Gruppe von hervorragenden bulgarischen Schriftstellern. Malern und Tonkünstlern zum Studium nach Deutschland und zur Berichterstattung über die neuesten kul turellen und geistigen Erscheinungen in Deutschland. s Ans Thomas Mannö Anfängen. Dir Feier von Thomas Manns 50. Geburtstag ist mit allerlei Beröffeni- lichnnaen über das Leben und Wirken des Dichters verbunden gewesen. Eine hübsche Episode aus den Anfängen der Be rühmtheit deS jungen NvmanschreiberS erzählt Professor AnthcS in dem Thomas Mann gewidmeten Sonderheft von ReclamS Universum. Die .Buddenbrooks* waren er schienen und machten den 2Ssährigen Antor mit einem Schlage berühmt. Die Gefühle, die man dem jungen Dichter in seiner Vaterstadt Lübeck entgegenbrachte, waren allerdings ver zweifelt ablehnender Natur, die ganze Stadt fühlte sich in dem Roman verhöhnt, der Lokalpatriotismus war aufs schwerste beleidigt, jede künstlerische Qualität wurde mit Temperament geleugnet, sogar unter Hinweis aus die nachweislich miserablen deutschen Aufsätze, die der Schüler Thomas Mann seinerzeit geliefert habe. (Es dauerte eine ganze Reihe von Jahren, bis die Aussöhnung Thomas Manns und seiner Vaterstadt er folgte: die „Buddenbrooksbnchhgndlnng* in Lübeck wurde erst nach dem Kriege gegründet). Was das Aergste an der pein lichen Sacke war, man glaubte in den Personen des Romans bekannte Persönlichkeiten Lübecks wicderznfindcn. Mit In brunst ging es nun ans Luchen: wer steckte hinter dieser Figur und wer hinter lener? Die Schnüffelnaien hatten sozusagen alle Löcher voll zu tun. Eines Tages erschien zn einer Kaffee gesellschaft eine besonders eifrige Forscherin, die „Budden brooks" unter -cm Arm, knallte den Roman auf den Tisch und rief erleichtert un- triumphierend auS: „So, dreimal habe ich cs -wiesen, setzt habe ich sie alle 'raus* f Das Heiligtum der Tanit. Neber die Ergebnisse der Grabungen, die im Frühjahr in Karthago bei dem so genannten Heiligtum der Tanit vorgenommen worden sind, hat ihr Leiter Chabot jetzt der Pariser Akademie Bericht er stattet. Aul einer Fläche non >50 Quadratmeter ist der freie Platz, der das Heiligtum umgab, vollständig aufgeräumt: man hat hier noch an ihrer ursprünglichen Stelle gegen dreihundert Lielen und Votttialtäre mit figürlichen Darstellungen und vnnischen Inschriften zutage gefördert. Unter jedem dieser Monumente sind kleine Urnen gefunden worden: sie enthielten verbrannte Gebeine von Kindern, die jedenfalls der Göttin geopfert, wahrscheinlich lebendig verbrannt worden sind. Der Vortragende wie auch di« Akademie in ihrer Gesamtheit sprachen den lebhaften Wunsch aus es möchten die Ausgrabun- aen fortgesetzt werden, damit man. wenn möglich, das Heilig-, tum selbst finde. Es würden sich damit für die Kenntnis der karthagischen Kultur reiche Aussichten eröffnen. s* Sine Gälisch« Universität. Dir Hochschule zn Galwan in Irland soll zu einer Nattonal-UniverNtät ausgebant werden und ausschließlich der gällschen Sprache gewidmet sein Auch der Gesamtunterricht In allen Fächern wird in Gälisch erteilt werden. Es ist beabsichtigt, die gällschen Seminare der Universität Dublin und Cork nach Galway zu überführen. Wild in -er Arktis. Von Major a. D. Ernst Littmann. Bis vor kurzem noch galt der größte Teil der Arktis als grausige Wüste ewigen Eises ohne jedes Tierleben. — Die nördliche Grenze des Vorkommens von Rcnntter, Ovibns (fälschlich Moschusochs« genannt), Polarfuchs. Wolf und EiS- bär war in ihrem allgemeinen Verlaus schon lange bekannt. Strittig blieb die Frage, bis zu welchen Breitengraden der Seehund lebt. Da er das Hauptnahrungsnttttcl deS EiS- baren bildet, war man zu dem Schluß gelangt, daß das Nicht- Vorkommen von Eisbären im höchsten Norden zugleich ein Beweis für das Fehlen deS Seehundes sei. Diele Ansicht ist in der älteren Literatur allgemein. Erhärtet wurde st« noch durch Nansens Erfahrungen auf seiner berühmten Expedition mit der „Fram* (1803—1806) und durch den Bericht PearyS, der bei seinem Vorstoß zum Nordpol (1009) kein Höher ent wickeltes Tier zu Gesicht bekam. Unter diesen Umständen war eS ein großes Wagnis d«S Führers der kanadischen Expedition (1013 bis 10)8) StetansionS durch monatelang? Märsche über Treibeis in noch nie betretene Teil« des arktischen Archipels von Nordamerika vor zudringen. ohne Mitnahme des üblichen Proviants. Stefans» ion ließ sich hierbei von den Erwägungen letten: Von den Tropen nimmt der Reichtum an Seetieren in der Raumein heit bis zu den Polarkreisen beständig zu. und die großen Fischeretgründe liegen gerade in den nördlichen Meere«. Warum tollten die Verhältnisse tm höchsten Norden eine Um kehrung erlahren? Warum sollte das Nördliche Eismeer ohne Füll)« und niedere Lebewesen sein? Wo sich aber tm Norden Futter für die Seehund« findet da leben auch Seehund«, und sie liefern fa dem Polarforscher alles waS er braucht. Wenn Nansen und Pcarn, so sagte sich StesanSion. keine Seehunde sahen, so wohl deshalb nicht, weil sie bei ihrem raschen Bor» wärtsdringen und tm Besitz genügenden Proviants n'cht so sorgfältig daran? achteten wie ein Forscher, der vom Land« leben will. So ging denn StefanSlon gegen den Glauben und di« Uebcrlieterung der Eskimos gegen die allgemeinen Erfah rungen der hervorragendsten Polarforscher und gegen die Ansicht der Walfänger in daS EiS der Beau rtsee hinaus, von nur zwei Gefährten begleitet Nnd seine Theorie sollte sich auf der fast fünfjährigen Reise als richtig erweisen. Die Bedeutung der kanadischen Expedition liegt weniger darin, daß drei neue Länder lBarden-Jnsel Metahen-Jnsel. Lo«g- Heed-Jns«l» entdeckt und 350 006 Quadratkilometer Land karte- graphisch ausgenommen wurden, alS darin, daß r Ben-eiS erbracht wurde, -atz di« Insel« und besonders daS Meer de»
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