Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.03.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260326019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926032601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-03
- Tag1926-03-26
- Monat1926-03
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.03.1926
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rs. m«-z isrs Rr. 144 L«lte» Die Retch»gesun»hett»»»che« »p« S,»»«Sg>»s«uß «achsen für r,,t«»ts»e O»lrs»el«tru«g «trd uns g^chrsebenr Dt« Reichsaesunbhettswoche ist nicht von der Zettlag« atz- -Sngtg. Zu allen Zeiten spielt dt« Frag« der körperlichen und getfttgen «esuwdbett und WlderstandSfäbiakeft o«S et»- »elaeu dieselbe Stolle sür dte Gesundheit eines Volke». An normalen Zetten, in denen Geld und ArbettSlrtstung für dte öffentliche Wohlfahrtspflege, für dte Schaffung von gesund- hettltchen Einrichtungen, für dl« Bekämpfung der Krank- Helten leichter »ur Verfügung stehen, wurde in Deutschland hierin Grobe» geleistet. An Zelten der Not, wte heute, darf aber Mangel an Geld und Arbeit nicht dazu führe«, obige Frage abzulehnen. Ja gerade wegen der gesundheitlichen Not der Zelt ist der persönlichen und allgemeinen Gesundheit doppelte Aufmerksamkeit zuzuwendenl Gesundheit wirkt schöpferisch nicht nur tm materiellen Sinne! Krankheit wirkt gersttirend und entzieht der Allgemeinheit wertvolle» Kapital. An dem Worte »Krankheit» v e r h ü t u n g, nicht KrankheitS- vergtttung" findet die Forderung de» Tage» ihren treffenden Ausdruck. E» ist fa bedauerlich, dab für diese not wendige ideelle Sache der R. G. W. materielle Dinge au», schlaggebend gemacht werden lGeld und ArbettSlatstung». wo auf Vergnügen u. a. trotz allem anscheinend so viel Zeit und Geld verwandt iverden. Aber nickt auf Gelbkrebit kommt c» an. sondern auf Personalkredtt. Der Zeit entsprechend soll dt« R. G. W. möglichst mehr tm Arbeit», und AlltagSktttel burchgesllhrt werden al» mit Festen und kostspieligen Veran staltungen. Freischaffend möge sich der Wille zur Gesundheit in der N. G. W. »eigen, da» Bedürfnis nach Gesnndbeft ein dringlich erwiesen werden. Auch gehe man nicht abschreckend vor, indem man etwa die Krankheiten zu lehr in den Vorder grund drängt: da» Wichtigste sind dte einfachen Fragen der Hngtene: Wohnung Kleidung. Ernähning, Fortpflanzung. Säuglingspflege. Jugenderziehung, Leibesübungen u. a. Dann besteht auch keineswegs dte Gefahr, dass eingebildete Krankheitsfälle zurzeit eine weitere Zunahme der Krankmel- düngen und damit eine Erhöhung der Kosten für dte Kranken- Versicherung bewirken. Gerade in der Zelt der Not zeige man unseren Volksgenossen, wo di« Quellen der Kraft liegen. D i e Mahnung möge überall -urchklingen. dab Gesundheit ein Fußweg ist. der von jedem persönlich beschritten werben muß. Noch gilt der Satz, daß ein Pfennig Frohsinn ein Pfund Sorgen vertreibt — und Frohsinn ist dort, wo Gesundheit ist. Fuchs — -te große Mode. Kelchs»FuchSwocke vom LS. März bi» 8. April IM». »Warum Pelze nur tm Winter?" Diese lapidare Frage soll der deutschen Frauenwelt in den Tagen vom 25. März bis zum 8. April zu denken geben. Dte deutsche Pelzbranche ver anstaltet da die Reich» - FuchSwoche, die berufen ist. einem großen WirtschaftSkrcis« neue Lebensfähigkeit einzuflößen. Wenn die Pclzbranche gerade zum Frühlingsanfang an die Oesfcntlichkeit tritt, so geschieht daS nicht, um llberslüssiger- w»ise zu zeigen, daß Pelze einen wirksamen Schutz gegen die Kälte obgaben, und auch nicht, um einen etwaigen Wlnter- luxuS über den Frühling weg in den Sommer überzuleiten, sondern e» geschieht, weil Pelz in bestimmten Arten und Farben für jede Jahreszeit unentbehrliche Gegenstände de» täglichen Bedarf» der modernen Frauenwelt und überdies durch die herrschende Verarbeitungsart kleidsame, Wirkung», und reizvolle Modeartikel geworden sind. DaS wird dte ReichS-FuchSwoche -eigen. Daß man für dte wärmeren Monate nur an leichte Pelze denkt, ist selbstverständlich, und in der betreffenden Zeit steht für die pelztragende Frau an erster Stelle der FuchS, der Pelzkragen, der so oft anmutig am Arm getragen wird, um auch in der warmen Jahreszeit, dte oft genug kühle Abende mit sich bringt, als praktischer und reizvoller Halb- und Schultrrschmuck zu dienen. Der Fuchs, der gegenwärtig die große Mobeneuheit ist, wirb sogar auf Hemdblusen getragen, der FuchS, mit seinem weichen, schmeichelhaften Haar, al» sibirischer, alS virgtnischer oder als natürlicher Rotfuchs, oder in diesen drei Arten al» geblendeter KreuzfuckS. al» ge- blrnbeter Silberfuchs, al» gefärbter Zobelfuchs und als ge- färbter AlaSkasuch» der FuchS als viclbegehrter Ebclfuch». als natürlicher Weißfuchs ober auch als SlatefuchS. der FuchS in allen sonstigen Modefarben, wte zum Beispiel beige- oder rostgefärbt, der FuchS alS echter KreuzfuckS. als echter Blau- fuchs und als edelster der edlen, nämlich als echter Silber- suckS. nicht zu vernessen der GrteS-, Kid-, patagontscke und mongolische FuchS in natürlicher oder künstlicher Färbung. Kaum irgendeine andere Pelzart bietet eine solche vielseitig- keit wte der FuchS und paßt sich infolgedessen so schmiegsam den verschiedenen Kausmöglickkeiten und insbesondere den Geldmitteln der schönen Käuferinnen an. Dir Schaufenster sämtlicher brutschen Pelzgesckäfte werden in den Tagen vom 25. März btS 8. April 1V2S unter dem Zeichen dieser Woche stehen. Aommunislenskanöal im Landtage. Die Anträge znr Sr«erb»loseimor. — Die rrübüne» werden geräumt. itzortsrpung de» Bericht» «u» de« Abendblatt.» Der Gesetzentwurf aber dt« Verlängerung der Notverord- nnng »ur «nsbringung de» Geldbedarfs der Handels, und Gewerdekammer bi» »um 81. Mär» 1V27 wirb in sofortiger Schlußberatung angenommen. Der Mal de» Finanzministerium» wirb ebenfalls nach der Vorlage verabschiedet. Gegen da» «e» halt de» FinantmintsterS stimme« die LinkSsozialdemokrateu und Kommunifte«. Abg. veutler lDn.j fragt nach dem Schicksal »o« de« Ans» fichtSratSp-stc«, die Ftnanzminister Dr. Äetnhold tnnegehabt habe. Kt«a»»«t»ifter Dr. Dehue teilt mit, daß der AufstchtSratSposten Dr. Netnhold» bet den Sächsischen Werken ruhe und daß Dr. Neinhold nicht alS Ftnanzminister, sondern persönlich dem AufstchtSrat der Säch- fischen Bank angehöre. ES folgt die Verabschiedung von Kapitel vü, Hochbanwese«, und Kapitel S7. Botanischer Garten. Dann tritt der Landtag in die Erledigung der Anträge zur Erwerbslosennoi ei«, wobei von den Kommunisten gefordert wird, einen Er- werbSIosen tm Landtage sprechen zu lasten und allen Erwerbs- losen, die tm Hause anwesend seien, den Zutritt zur Tribüne zu gestatten. Vizepräsident Dr. Gckardt lehnt dies unter Hin- wet» aus die Geschäftsordnung al» unzulässig ab. Abg. Dennhardt tLink»soz.s erstattet de» Bericht der HauShaltauSschüsse ^ und 8. Er beantragt u. a., sich damit einverstanden zu erklären, daß dte bet Kap. SS ^ Tit. 11 des Etats für produktive Erwerbslosenfürsorge eingestellte Summe von 8 Millionen Mark um iS Millionen Mark überschritten werde, und daß weitere 18k Millionen Mark, die tm Etat eingestellt sind und zur Arbeitsbeschaffung bienen, schon vor Beginn de» HauShaitlahreS 1V2S und unerwartet der Verabschiedung des Etats ausgegcben werden. Ferner soll der für Forstverbesserungsarbeiten eingestellte Betrag von S2SV00S Mk. um 1 Million Mark erhöht werden. Die selbe Erhöhung soll der für Straßenbauten eingestellte Be- trag von 400 MV Mk. erfahren. Die Negierung soll ermächtigt werden, aus dem allgemeinen Staatsvermögen einen zins losen Vorschuß von 1 Million Mark an den Wegebaustock zu geben. AlS Darlehen an Gemeinden sollen 2 Millionen Mark zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit an Erwerbs- lose eingestellt werben. ES wird vorgeschlaaen, die Anträge der Sozialdemokraten durch die gefaßten Beschlüße als er ledigt zu erklären, die noch wettergehenden Anträge der Kommunisten aber abzulehnen. Endlich wird vorgeschlagen, den Antrag de» Abg. Suntzsch iD.-N.s anzunehmen, durch den dte Regierung erlncht wird, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, dab die Mittel der produktiven Erwerbslosenfürsorge und dte zur Verfügung stehenden Sondermittel »ur Be kämpfung der Erwerbslosigkeit auch zur Förderung beS Woh- nungSbaue» durch Gewähr««« »o» erste« Hypotheken lsogenaunten Zwtschenhypothekens verwendet werden können, um durch Streckung der für den WohnungSneubau aus den Erträgnissen der Mietzinssteuer bereitgestellten Mittel in größerem Umfange die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und gleichzeitig den Wohnungsbau zu fördern. Abg. Blüher lD. Vp.s führt al« Mitbertchterstatter au», daß die damaligen Anträge der Sozialdemokraten in keiner Weife vorbereitet gewesen seien. Der Ausschuß habe daS fehlende Material, erst herbetgeschasft. ES handle sich hierbei um dte sogenannten DprengnngSanträae, dte mehr politische Be deutung hätten. alS baß sie Hilfe für die Erwerbslosen brächten. Dte Regierung und dte Gemeinden hätten sich bereits vor Einbringung der Anträge damit beschäftigt, NotstanbSarbeiten ausführen zu lasten. Uebcr den Etat hinaus sollten nun 18k Millionen Mark für die Erwerbslosen zur Verfügung gestellt werden: also nahezu dte Summe, die Arzt und Ge nossen gefordert hätten. Aber darüber hinaus sollten noch lök Millionen Mark Etatmtttel sofort berett gestellt werden, um durch Aufträge an Industrie, Handel und Gewerbe Ar beitsgelegenheit zu schaffen. Ueber dte Anträge Arzt hinan» sollten nicht bloß den Gemeinden Mittel für Notstands- arbeiten gegeben werden, sondern der Staat wolle auch er höhte Summen bet den Forsten und Straßenbauten zur Verfügung stellen. DaS. waS die AuSschußanträge brächte«, lei «ege«, über de« AgitattonSanträge« Arzt viel praktischer. Abg. Dr. Kästner lDcm.s berichtet im Aufträge des HanS- haltauSschosie« 8 über die Beratung der RegterungSvorlag«, durch die zur Ferttgstelluug der vahullnie Würze«—Eileubnr, et» Darlehe» »o, b Miütpue« Black an dte Deutsche NeichSbahngesellschast gegeben werde« soll. Durch diese Eisenbahn würde dauernd« ArbeitSgelegeuhett in wesentlichem Umsauge geschossen werden. Dte Bewilligung erfolge jedoch unbeschadet de» Rechtsansprüche» gegenüber dem Reiche und ohne baß daraus irgendwelche Konsequenzen gczogen werden dürften. Abg. Lieberasch sKomm.) hält in einer lauge» Red« dte Anträge seiner Fraktion »ur ErwerbSlosensrage aufrecht. Lt'eberasch erhebt insbesondere Vorwürfe gegen dt« Sozial- demokraten. Räumung -er Tribüne Nach Schluß der AuSsührunge« Lieberasch» «erbe» drohende Ruse von der vsseutlicheu Tribüne gege» da» HauS laut« so daß sich Vizepräsident Dr. Hübschmau» ge nötigt steht, die Sitzung zu unterbrechen und die Tribüne räumen zu laste». Während die Tribüneubesocher abziehe«, wird der Landtag in unerhörter Weise beschimpft. Die kam- muuistischcu Abgeordneten bcictiigen sich au dem Lär«. Abg. Voigt <D. Vp.) begründet nach Wiederaufnahme der Verhandlungen einen EntschlteßungSantrag seiner Fraktion, die Negierung zu ersuchen, im Interesse der Schassuna von ArbettSmöglichketten für die sächsische Wirtschaft aus dte Neichsregierung sowie aus die Verwaltungen der RetchSbah» und der Retchspost in dem Sinne nachdrücklichst etnzuwtrken, daß die RetchSbahngesellschaft. dte ReichSpostverwaltung und die BcschassungSstellen de» Reiche», insbesondere der Reichs- wehr Austräge aus den HauShaltplänen für Ek> berett» setzt im weitest möglichem Umfange an Industrie und Gewerbe erteilen. Abg. Weckel (LinkSsoz.) wendet sich gege« de» Abg. Lteberasch. besten Rede zu SV Prozent «in Kamps gegen die S. P. D. gewesen sei. Nachdem Lieberasch sertig gewesen sei, habe der Lärm auf der Tribüne eingesetzt. Im Ausschuss« habe man nicht bemerkt, daß die Interessen der Erwerbs losen von den Kommunisten anders vertreten würben al» von den Sozialdemokraten. WaS heute geschehen set, set et» Mißbrauch der Erwerbslosen. Der Skandal sei bestatt ge, wese«. Der Abg. Blühcr habe etwas Vernünftiges au« de« Anträgen machen wollen. Man solle sich aber daraus hin ein mal die Anträge ansehen. Die wlchtiosten Punkte seien weiter nichts als Titel au» dem Etat. WaS dann noch angeführt sei, daS sei reine Formalität. Auch der Entschließungsantrag Voigt sei weiter nichts als Schaumschlägeret. ÄuS der Ab lehnung der Anträge im Ausschuß ergebe sich die Tatsache, baß dte Koalition rücksichtslos ihre Macht auSnütze. Abg. Lieberasch sKomm.s bestreitet, daß der Lärm auf der Tribüne bestellte Arbeit gewesen set. Abg. Blüher lD. Vp.j entgegnet dem Abg. Weckel, daß dte von den Ausschüssen beantragten Mittel wett über de» Etat htnanSgtngen. Na^dem ein Antrag aus Schluß der Debatte angenom men und unter großem Lärm der Linken einige persönlich« Richtigstellungen erfolgt sind, wird die Abstimmung vorgenomme«. Unter Allehnung sämtlicher MtnderhektS, anträge werde« die AuSschußanträge verabschiedet. Sn- tForttevung gehe näckste Sette.» LandhausNratze 13. 3. «Firwprrcher l»^7» ForlMungsknrse für Kabelsbergerlche SlenogWhie: «0-lvo Silben! Dienst«»» d—-i lldr. Wlllwsch» 7-b Ittzr, «»- >10 Sllvea - Msntag» - - 7 Adr, zm—1« Silbe« i Montag» 7—» tldr, l«-NX Süd«,; Freiing, 7-« Udr. SoriMlwgstMle für MeilskmzWül: Alben: Montag, o-» Uhr, Diensleg, »-« Ubr, W,uwo«l Alben: Dtenelag» 7-> ubr. «-»«Silben: «- t»> Silbe»: Dtenelag» , lM-Mv Süden: Donnerstag» -—7 Ubr. ,»wach« 1—7 »he. 1. Dresdner Damen-Derein für Gabelsbergersche Stenographie» G. D. S. Sartn»,, vsrNhenü«. wie Heringe tm Salzfaß. Tausende von Menschen ans allen Ständen, vom Minister bis herunter »um Tagelöhner Der Saal gleicht einer Wiese mit schwarzem GraS. au» dem dte von Vterbegoisterung rosig überhauchten Gesichter kahle Köpfe und bunte Fraucnbluscn heranSIeuchten wie Blumen. So lange die Musik schwelgt, ist in den Masten kaum Be- wcgung. Nur zwischen den Ttsrhrelhen quillt ununterbrochen ein dicker Menschcnstrom. durch den sich, Motorbooten gleich. Lte großen »nd kräftigen Kellnerinnen, ganze Trauben von Maßkrügen in den Hände, mt, einem „Soße! Soße!" hin- durcksteuern. Und über dem Ganzen liegt ein Dunst, der schon an sich trunken macht, und jagt ein Lärm, den man vor lauter Lärm nicht hört. Da. . . man sicht den Kapellmeister mit dem Taktstock anS Pult schlagen, man sieht, wie die Musiker die Instrumente zum Mund heben, sicht den Posaunenbläsor die Backen blähen aber hören kann man zunächst nicht» Nur ab und zu brechen ein paar Töne durch das dickte Gewölk des Stimmengewirrs. Aber schon gebt in der Nähe der Kapelle Bewegung durch die Maste: wte wenn der Wind durch ein Achrenfeld sltcat. Man faß, sich bei den Händen und wiegt sich, wie Kinder, hin und her: „O. Susanna. o. Susannal Wte ist das Leben doch so schön!" Und der Menschcnstrom zwischen den Tischen, der wir träges Sumpfwasser dahlngeschltchen Ist ist plötzlich voll tanzender Wirbel. Dutzende entdecke« ihre Befähigung zum Kapellmeister und dirigieren: „. . . Wie ist das Leben doch so schön!" Und Frauen, von der Begeisterung gepackt führen auf den Tischen, zwischen den Krügen, bacchantische Eiertänze auf . . . Dte Musik schiveigt. Und nun fliegt der Schlachtruf der Münchener: »Eins. zwei, drei — g'kussaü!" mächtig durch den Saal. „Proß! Prost! Prost!" lind dann — eine Atem pause in der Schlacht! — ein langer Schluck voll Andacht. Dann aber brandet der Lärm um lo lauter. . . . Und so geht » Siunde um Stunde. Und mit jeder Stunde wtrd's lauter und toller und voller. Dte tausend- kövftge vndra schreit und trinkt und grinst und trinkt und trinkt. btS dte Nacht bereinsinkt lim S Ubr iS ofttziell Schluß An den Schenken erlöschen dte Lickter die Musik 'chwetat und die Kellnerinnen, todmüde, verlassen den Saal Keinem fällt eS aus. Eine Stunde lang bleibt die Menge ko dickt wie zu vor. BtS man merkt, warum keine Kellnerin mehr kommt. Dann aber blitzen a»S dem Dunkel der Masten da »nd dort dte bisher unsichtbaren Krüge auf. wte vereinzelte Sterne am Abendhimmel. Lücke um Lücke rctßt'S in die Zechcrschar. und der Saal gleicht einem Pelz, in den die Motten gekommen. Aber Hunderte von Zechern, dte sich vorsorglich mit einer .Reservematz" »ersehen, bleiben Kleben". Nun tauchen dte .Reftltrinker" auf. Daz ist etne ganz besondere Münchener Spezialität. Leute, dte von den Bro samen der anderen leben. Entweder Faulenzer und Tage- blebe ober .Drei-Ouartl-PrivatierS". die dte neue Zeit zu den bedauernswertesten Menschen gemacht hat. Am Tag suchen sie auf der Straße nach Zigarrenstummeln und nachts inspizieren sie auf den groben Kellern die Maßkrüge, ob nicht vielleicht doch einer noch einen Schluck darin gelassen. Während des Krieges waren die „Reftltrinker" total auSgcstorbcu. Ver durstet. Denn „Dünnbier-Restl" zu krinken, das hat keiner überlebt. Aber der erste Salvator nach dem Krieg hat Ne wieder erweckt von den Toten. Wie die Hnänen des Schlacht feldes schleichen sie von Tisch zu Ttich und heben prüfend di« Krüge. Ihre Finger sind so fein wie die Apolhekerwaage. Die fühle» schon beim Heben, ob sich « lohnt, in den Krug zu gucken. Rest wird zu Nest geschüttet, und mancher setzt sich mt, ein paar vollen Krügen still in etne Ecke. Wenn man nur in Ruhe trinken könnte! . . . Aber schon beginn» tn der hin- tersten Ecke die Vertreibung aus dem BierparadieSI Pickel hauben und die vtelgehaßten „QrdnungSleute" tauchen auf Wte etne Phalanx schieben sic sich vor. Tisch um Tisch wlrd von den Seßhaften geräumt. Etne schwere Arbeit. Mit Ge- walt und List wollen sie bleiben. Ausreden haben sie wte klein« Kinder. Manche stellen sich schlafend verkriechen sich unter den Bänken, verstecken sich im Abort. Nur schrittweise weichen die „Letzten" zurück. Am übernächsten Tisch haken Ne sich wieder rin Manche bitten alS bäten Ne um thrLeben Frauen bieten Schutzleuten Brüderschaft an und wenn dag nicht zieht, einen Schlag mit dem Maßkrug auf den Kops Schließlich wird man energisch Derbe Fäuste greifen nach den Widerspenstigen. Mancher wehrt sich und klammert sich an den Tisch, flucht schreit, beißt Aber man „setzt ihn tn Schwung" und bevor der an der Tür postierte Sanitäter sein „SanttätSloS gefällig?" her- ausbringt, ist der „Letzte der Zehntausend" schon au ihm „nvrübergegangen!" Dte Ordner seufzen auf. Endlich ge- räumtll Ihre Tantalusqualen haben nun auch ein Ende. Denn nun bürten sie. was sie den ganzen Nachmittag reicht tun durften: auch Salvator trinken! . . . Dte Halle tst leer. Kein Mensch mehr. Kein Laut Nun ersi offenbart sich dte ganze „Größe" beS Trinkfestes Ein Blick rückwärts und man sicht — ein Bild dag man über wältigend nennen könnte! — Maßkrüge zu Hunderten und Tausenden wirr durcheinander auf den Tischen stehen So wett das Auge reicht: lauter klein« weiße Letchcnsteine auf der Walstatt der Salvatorschlacht . . . Bücher und Zeitichrtilen. ^ . In ber Bücherreihe „Deutsche Stadt — Deutsche» Land", die der Berliner Schriftsteller Erich Söhrer seit einigen Jahren herau»gibt «In der Deutschen VerlagS^lktien- gcselltchakt. Berlin 8. 9», ist al» Band ll ein Werk über „Dte Ptal,— Ihr« Entwicklung und ihre Zukunst- erschienen. Damit kommt zum ersten Male tn der Bücherreihe ein Stück besetzte» deutsche» Land zur Darstellung, «nd es ist klar, daß diesem Bande au» diesem Grunde erhöhte volitlsche und kulturelle Bedeutung Innewohnt. Der Herausgeber bat sich eine der bekanntesten literarischen Persön lichkeiten der Psalz, Franz Hartmann, al» Mitarbeiter gestcher«. und e» ist den beiden Herausgebern gemelnlam gelungen, ein schönes, stattliche« und wertvolle» Werk zustande zu bringen. Der t» Ganz leinen grbnndene Band zeigt Sutzerllch die alten Farben der Pfalz. Schwarz^Sold. mtt einer kehr liebenswürdigen weth-bldue« Brr- zternng. Innerlich lea« da« Buch ZengnI« ab zunLchll ttlr den deut- 'chen Charakter der Pfalz, der ln einer Reih« von «ustLven zte>- bewutzt und klar betont wlrd. dann aber auch tür ble eng« kulturelle und «irttchattltch» verknüptung de« behandelten Gebiete» mit dem Reich, und kllr dte Bedeutung, dte dte Pfalz tm Gesamtbild der deutschen Wtrtlchast sür sich in Anspruch nehmen bars. Dte Heraus- geber haben verstanden, whlrelche sührenbr Persönlichkeiten und Fach mSnner ans allen Gebieten In diesem Buche ,u vereinige«. Da» Gc leltwor» bat der langsährtge Vtatzkommistar der bayrischen Regierung. Mintstertaldirektor a. D. Dr. Wapve». geschrieben. Bon den geschichi '-chen Ausläoen sind die Abhandlungen de» StaatSoberarchivar» Dr. Vteisser über „Die deutsche Pfalz-, de» vberregterungSrate» Ub- mann über historische Denkmäler der Psalz- und de» Museuma- direktor» Dr. Sprater über da» Psalzmuseum in Speyer hervor ,»heben Die Psalz al» Wirtschaftsgebiet behandelt der Syndlkn- der LudwtgSbasener Handelskammer. Dr. Kehm, die Wirtschaft der ?aarpsal, wird tn einem belonderen, lehr Instruktiven Auttav von Dr. Emil Farob dargestellt. OberreglrrungSrat Dr. Frisch beton: in einem Beitrag den wlrttchattllchen Ttnn br» Pfälzer». Die wta>- tigsten Industrien der Psalz. Schuh und Metalle werden von den mahgrbenben Siublzl dargcstellt. Sine» breiten Raum nimm» tell»!- verständlich der Charakter der Platz als Weinland eln. Ueber den Pfälzer Weinbau schreibt der Besitzer der berühmtesten Pfälzer Lagen. Dr. v. Bagrrmann-Forban. Daneben linden sich Autiäse über Vtälzer Wein, über dt« staatliche Lehranstalt illr Wein- und Hbstbau und aber „Nhelnvkälzer Weinstuben-. Dte tandwtrtschaii- llche Bedeutung der Pkal, würdigt der SyndlknS der Bauernkammer. Dr. Ferneketz. Dte gröberen Städte ber Vtatz. Speyer Frankenthal. KatterSlautern, Landau. LudwIgShaten, Neustadt. Ptrmaten». Zwe'- brllcken und dte wichtigeren Orte der Saarpsal, werden in knappen prägnanten Darstellungen, meist der ersten Bürorrmelstcr. gckchllder:. Ueberaus reich Ist ber Bildschmuck de» aus bestem Kunstdruckpavirr rollende» gedruckten Werke«. Fn nahezu >50 Bildern und 4 Kunst, bellageu wird eine anschauliche Vorstellung von den eigenen land- lchastllihen Retzen der Psalz und von ihren wlrtlchastllch schassen den Krästen vermittelt. Diele Eindrücke werden verstärkt durch dte „Einzelbilder au» dem Wirtschaftsleben- de» Sonde», dte I» Wort und Btlb tenelnbe Vorstellungen von der ungeheuren Fülle tn- dustrteller und gewerblicher Arbeit erwecken, dte t» dem alte» Anltor. -eotet gelelstet wird. .. . >
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder