TYPENFORMEN DER VERGANGENHEIT UND NEUZEIT Die Handschrift ist der natürliche, unmittelbare Vorläu fer der Druckschrift 5 daher ist eine gewisse Kenntnis ihrer Geschichte wesentlich für jedes tiefereVerständnis der Typo- graphie. Nicht die ganze Geschichte ist interessant; wir kön nen im Rahmen dieses Überblickes glücklicherweise diejahr- hunderte übergehen, die zwischen dem Entstehen der Un- zial- und Halbunzialschrift aus den Originalversalien schöner römischer Inschriften und der Entwicklung jener Art von Handschriften liegen, die mehr den zum Satz dieser Zeilen verwandten Buchstaben gleichen. Unser Bericht beginnt mit der Epoche um 780 — 800. Gegen Ende des achten Jahrhun derts beschloß Karl der Große eine Revision der in den Kir chen seines Reiches zum Gottesdienst benutzten Bücher. Bei dieser Tätigkeit war ihm der Angelsachse Alcuin von York behilflich. Der große Gelehrte und Kirchenfürst hatte England mit der Mission verlassen, in Rom für den in York zum Erzbischof erwählten Eanbald das erzbischöfliche »pal- lium« entgegenzunehmen, ein den Metropolitanen vom Papst verliehenes Gewand, ohne das sie nicht zelebrieren durften.Während dieser Reise begegnete Alcuin 781 in Parma Karl dem Großen und wurde geladen, an den Hof des Kai sers überzusiedeln, sobald er, nach England zurückgekehrt, seinen Auftrag erledigt habe. Alcuin verließ England und wurde zum Mittelpunkt einer Gelehrtengruppe unter kai serlichem Patronat, die Studium und Erziehung neu be-