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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270401017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-01
- Monat1927-04
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1927
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irr. 154 Sette r — »Dresdner Nachrichten" — Areitag. 1. AprU 1927 dienten. Darüber hinaus galt für ihn der Grundsatz: »Keine Nation kann ans die Däner an dem Wortlaut eines Ver trages kleden, wenn il>r Lebensinteressc dem entgegensteht." Bon dieiem Standpunkte aus ivar ein Bündnis mit einem bestimmten Staate für Visinarck niemals ein Hindernis, auch »ach anderer Nicht»»» Ankiiüpfung zu suchen und für Deutsch land Lonipathien zu erwerben. Sv war er ständig bemitbt, eine deutsch-französische eiuiaininenarbeit vor allem aus kolonialem Gebiet herbeizusübre». und besonders meisterhaft ivar seine Politik der »zwei Eisen im Feuer" gegenüber Eng land und Rußland. Der Heilsatz Bismarcks. ungeachtet aller Bündnisse die deutsche Bewegnngssreiheit nach allen Leiten hin offen zu halten, und seine grobe Wertschätzung unserer Beziehungen znm Osten, haben für uns unter den jetzigen internationalen Verhältnissen eine erneute aktuelle Bedeutung gewonnen. Unser Bestreben kann nur darauf gerichtet sein, uns alle nur irgendmöglichen Garantien zu verschaffen, dag wir keinesfalls in einen kriegerischen Konflikt aktiv hineingezogen oder zum Durchmarsch- oder Kampfgebiet fremder Heere gemacht werden können. Mit diesem Bemühen aber werden wir um so mehr Erfolg haben, je fester bei den fremden Nationen die lieber, zeugung wurzelt, dasi unsere Wehrmacht trotz ihrer zahlen mäßigen Geringfügigkeit doch nach ihrem Geiste und ihrer Ausbildung eine Elitctrupve ist, die jede gewaltsame Ver letzung der Unversehrtheit deutschen Bodens zu einem folgen schweren Risiko für die Be ruber des Unrechtes machen würde. Wenn mau das bedenkt und sich die Wirkung auSmalt, die eine Unterhohlung unserer Reichswehr von innen heraus nn- vermeidlich aus feindliche BergewaltiguugSpläne haben mutz, dann empört sich jede Fiber gegen die nationale GesinnungS- losigkeii, die ans den gehässigen radikalen Angriffen gegen unser kleines, aber bis jetzt zum Glück völlig intakt geblie benes und schlagfertiges Heer spricht. Angesichts dieses un verantwortlichen Treibens brauchen wir eine Krastnatur vom Schlage des Eisernen Kanzlers, einen Plan» mit stählernen Nerven, der in dein vom Radikalismus entfachten Sturm auch nicht um Haaresbreite nachgibt, sondern unerbittlich den lärmenden Hansen zürnst: »Die Hände weg von der Reichs wehr!" Der NeichSwehrminislcr Dr. Gebier ist eine Per sönlichkeit. zu der das deutsche Volk das volle Vertrauen haben darf, dag sie uneiiiwegt nach dieser Parole handeln und nie mals etwas gut heiben wird, was den tadellosen Geist der Truppe gefährden könnte. Auch Bismarck sind ja schwere Kampfe gegen eine antinationale militärseindliche Opposition nicht erspart geblieben. ES war ein hartes, aufreibendes Rin gen, das er mit der Mehrheit Windthorst-Richter-Grillcn. berger. der vereinigten Mach! deS Zentrums, deS Freisinns und der Sozialdemokratie zu führen hatte. Diele Dreiheit setzte seinen HeereSplcinen einen fanatischen Widerstand ent gegen und snchle insbesondere die Erneuerung des sogenannten ScptennatS, d. h. die Festlegung der Heeresstärke aus sieben Fahre, um sie der schwankenden Grundlage der jährlichen parlamentarischen Bewilligung zu entziehen, zu durchkreuzen. Als der Reichstag im Jahre 1887 die RegierungSfordernug, die anher dem Septennat noch eine Erhöhung der FriedenS- präsenzsrärke umschlob, nur aus drei Jahre bewilligte, wurde er ausgelöst, und die Neuwahlen hatten das Ergebnis, dag die Koalition Windthorit-Richter-Grillenberger gesprengt wurde und an ihre Stelle eine bedenkende konservativ-national- liberale Mehrheit trat. Diese Erinnerung ist gerade heute. wo wieder «in mUitärsetndNcher, radikaler Geis» bei u»S um- geht, sehr zeitgemäß, da sie zeigt, wie notwendig es flir daS Gemeinwohl ist, daß die leitenden Männer stets des Bismarck- schcn Grundsatz»» eingedenk sind, datz in gewissen vagen Energie die oberste aller staatsmänntfchen Tilgenden darstellt. Das gilt gegenüber der jetzigen radikalen Maulwurfsarbett gegen die Reichswehr in besonderem Matze. Bon hervorragendem Gegenwartsinterefse ist die Tat- lache, datz der Altreichskanzler in seiner letzten Reichstags- rede als staatserhaltende Parteien nicht bloß die Konserva tiven und die Nationalliberalen, sondern auch da» Zentrum bezeichnet«, also dieselben Parteien, die den Kern der jetzigen NeichSregierung bilden: womit natürlich nicht ausgeschlossen ist, datz BiSmarck unter veränderten Umständen auch die Mit- arbeit jeder anderen ehrlich staatsbesahenden Partei will- kommen geheilten und anerkannt hätte. Die Vertrauens» kundgebung für das Zentrum in der erwähnten Rede, die im Februar l888 gehalten wurde, nachdem erst ein Fahr vorher der erbitterte Wahlkampf gegen daS Zentrum durchgcsochtcn wordezl mar. ist ein Schulbeispiel der BiSmarckschen StaatS- kunst, die stets bestrebt war, dem geschlagenen Feinde goldene Brücken zum Rückzuge zu bauen, um ihn einer späteren Ver sühnung geneigt zu machen. Die weise Mäßigung, mit der BiSmarck seine ungeheure Macht gebrauchte, ist niemals vor ihm in ähnlicher konsegnenter Weise von einem leitenden Staatsmann betätigt worden, und sie mutz daher zu den her- vorstechenden besonderen Merkmalen gerechnet werden, die der BiSmarckschen Politik ihren eigenartigen Stempel aufdrücken. Diese Mäßigung, die stet» nur da- höhere vaterländische Interesse im -luge hatte, mar so stark, datz sie BiSmarck in den Stand setzte, sogar die schwere persönliche Unbill zu ver gessen. die ihm -a- Zentrum angetan hatte, als eS ihm im Verein mit dem Freisinn und der Sozialoemokiatie den Glück wunsch de- Reichstages zu seinem 70. Geburtstage ver- weigerte. Für BiSmarck- nationale Politik kam nur die Er wägung in Betracht, datz ein dauerndes Beharren deS Zentrums in der Opposition der Stabilisierung der inneren Vage abträglich sein mutzte, und deshalb suchte er nach her Erledigung des MilitärkonslikteS die Zentrumspartei wieder zur Mitarbeit heranznzichcn. Seine Mäßigung mutz für uns auch insofern ein Muster sein, als sie unsere Negierenden warnt, den -logen nach der Seite des Einheitsstaates hin zu überspannen. Eine notwendige Entwicklung im Sinne einer ständigen Stärkung der Zentralgewalt klug zu fördern, ohne sie mit Zwangsmitteln zu forcieren, ist die Richtschnur, die wir als übereinstimmend mit Bismarcks Wünschen nach Matz- gäbe der veränderten Verhältnisse betrachten dürfen. Gerade die Wandlungen in den Beziehungen der Gliedstaaten znm Reiche sind recht geeignet, uns zum Bewußtsein zu bringen, datz wir nicht alles so wiederherstellen können, wie eS früher gewesen ist. Aus der großen Tagung der Deutschen Volks- Partei in Hannover, wo die Mjährige Jubelfeier der National- liberalen Partei begangen wurde, fiel daS Wort von den „Wanderern zwischen zwei Welten" mit bezug aus die heutigen Deutschen. DaS sind wir in der Tat. Wir können nun einmal nicht mehr die BiSmarcksche Zelt mit der heutigen in eins verschmelzen, aber den neuen Bau im Sinne und Geiste Bis- marckS auSgestalten, das können und sollen wir, und dazu helfe uns das ehrfürchtige Versenken in sein unvergleichliches, durch allen Wechte! der Zeit mit nie vermindertem Glanze strahlendes Vorbild! Zer Haushalt des Reichssinanzmlnlfterlums. Die Nachmillagssihung des Reichstages. Berlin, 81. März. Vor nahezu leerem Hanse begann nach 8 Uhr die N a ch m i l t a g s »i tz n n g deS RcichStagcö. Auf der Tageoorduung stand die zweite vesnng deS Haushalts des ReichSsinanzministeriumS und deS HauShaltgcsctzeS. Abg. Simon-Schwaben lSoz.j erhob Protest dagegen, datz die Regierungoparteien. um daS Defizit von Milliarden zu decken, eine Reihe wichtiger sozialpolitischer Ausgaben gestrichen hätten. Die Skeucrlcistungen der Besitzenden müßten durch Aus bau -er B c s i tz st e u e r erhöht werden. Bauern habe mit seine» '>8 Tteuerarieii die icucrste und komplizierteste Stcuer- verwalkung. Das Ilebcrstundenwesen in der Finanzverwallnng sei ein Verbrechen am Volk und an den Erwerbslosen. Jetzt dürfe nicht mehr bloß geredet werden, sondern der Finanz- iiiinister müsse endlich Talen sehen lassen. Abg. Dr. Gereke iD.-N,> ivieS darauf hin, daß der Etat sparsam ansgestellt ist. Die sachlichen Ausgaben sind etwas erhöht, diee ist aber durch Beschränkung der personellen Aus gaben ausgeglichen. Die Finanzämter sind zweifellos über lastet und darnnier leiden auch die Steuerpflichtigen. Bei den Finainännern ist ein Personalabbau nicht mehr möglich, und die Arbeitoireudigkeit der Beamten mutz leiden, wenn sie trotz aller Uebersiunden die Arbeit nicht aufarbciten können. Die Ucberlastung der vandessinanzäinter und der Finanzämter muß nickt nur durch Pcrsonalvermehrnng, sondern auch durch eine Rationalisierung überwunden werden. Der Redner bat dann lim die baldige Vorlegung des Rahmengesetzes für die Rcalstcucrn. Es mutz eine Zusammenlegung der Annahme stellen erfolgen. Au» den Vorwurf der Skenersabotage gegen die Vandwirlicha'l. den der sozialdcmokralische Redner erhoben Hane, erklärte Abg. Dr. Gereke, daß doch aus der Denkschrift des Finanzministeriums hervorgehe, datz dieser Vorwurs völlig unbcgründel sei. Datz die landwirtschaftlichen Organnaiionen ihre Miiglieder objektiv über ihre Steuer- vflickt ansklärcn. könne man ihnen doch nickt zum Vvrwurs machen. Plan dürre ans keinen Fall einzelne Fälle von Hinlerziehungen. die fick doch überall linden, verallgemeinern. Wir haben, schloß der Redner, in einer Einschließung ein eni- schicdenes Vorgehen gegen wirkliche Skeucrsgbolcnre verlangt, denn wir wollen durchaus eine gerechle Steuerveranlagung. lBenall rechls.i Abg. Dr. Scheller lZenlr.j erklärte, datz dir NeichSfinanz- verwallung so organisiert sein müsse, daß sie die Steuern ge recht verteilen und daß sie sie voll hereinbekommen könne. Die sortgesctzien Acndernngcn der Stenergesetzc haben im Volke Mißtrauen und Mißstimmung verursacht. Es mntz Ruhe und Stetigkeit in die Zleneroerwaliunq gebracht werden. Tie uneinbringlichen 2 t e u e r r ü ck st ä n d e ans früheren Fahren bis 1ü24 sollten niedergeschlagen werden. Der Sleuerruckgang bei der Einkommensteuer der Landwirt schaft ist aus die gesunkene Rentabilität zurückzuführen. Er bat mit Steuerdrückrrci nichts zu tun. Für den Vorschlag, die Einkommensteuer wieder nach dem dreijährigen Durch- schniu zu veranlagen, können wir uns in diesem Augenblick nicht erwärmen, da die Einkommenovcrhältnisie noch nicht wieder stabil genug geworden sind. Ob eine einzige Steuer für die Landwirtschaft nach der Bodenfläche, Ertragoiähigkeit, Bodengestaliung und Absatzmöglichkeit zu einer Vereinfachung des LvsteinS fuhren wurde, müssen wir sehr bezweifeln. Die Finanzverivaltnng müsse im übrigen den anderen Verwal tungen in ivari'amer Wirtschaft vorangeben Abg. Eremer lD. Vv.i erklärte, datz der krttüere Finanz- minister Dr. Ncinhold seinerzeit zu seinem freudigen Opti mismus durchaus berechtigt gewesen lei. Er habe aber seinem Nachfolger d-as schwere Stück der Nnsgabendecknng kiinter- lasfen. Der Abbau der Beamten der Reicbsftnan,Verwaltung sei etwas übereilt vorgcnommen worden Erfreulicherweise habe man inzwischen Beamte wieder eingestellt. Grundsätzlich müsie man jedoch mit einer möglichst geringen Anzahl auS- kommen. Die Klagen über bar'ckeS Auftreten der Beamten hätten crireulichcriveise nachgelassen. Die Stenerstattstiken sollten möglichst bald vorgelegt werden. Der Redner besprach dann noch B e a m t e n f r a g e n und erklärte, daß die Be amtenschaft endlich zu einer gerechten Neuordnung ihrer Be- zsigc kommen müsse. Zum Sehlntz erörterte der Redner di« Frage, ob dieser Etat in der vorgesehenen Weise überhaupt auSgesührt werden könne. Das deutsche Volk müsse immer bedenken, datz die Zeit der frohen Feste noch immer nicht ge kommen sei. Abg. Höllein iKonrm.1 erklärte, datz der Massen- betrug die einzige Staatsmaxlme der deutschen Republik zu sein scheine. Die gegenwärtige Koalition bezeichnet« er als den „Hungerblock". Abg. Dietrich-Baden lDem.j verlangte energische Ein treibung der Slcuerrückstände. — Abg. Mollath lWirtsch. Ver.j führte Klage über daS heutige Si,stein der Stencreinschätznng und über die steuerliche Behandlung des erwerbstätigen Mittelstandes. Die Steuersenkungen wolle man durch Ubcr- mätzigc Stcncreinschätznngen wieder herrinbringcn. Retchsfinanzminisler Dr. Köhler, der dann in vorgerückter Abendstunde noch das Wort ergriff, erklärte zunächst, daß er über die allgemeine Finanzlage am Freitag sprechen werde. Den Wünschen nach Vereinfachung der Finanzverwallnng stimme er durchaus zu. Durch Neu- einstellung von Beamten sollen die Finanzämter in die Lage versetzt werden, ihre Arbeiten zu erledigen. Es werden Vcr- anlagnngS- und Vollstreckungsbeamte gebraucht. Wenn wir Rückstände von über einer halben Mil liarde haben, so müssen wir uns bemühen, sie hcrein- znbckommen. Wenn mir das nicht täten, dann wäre jeder zn bedauern, der leine Steuern rechtzeitig bezahlt. Eine Eintreibung der Rück stände soll mit aller Rücksicht aus die wirtschaftlich Schwachen vorgenommen werden. Ein Vorgehen sind wir allen denjenigen Ichuldig, die ihre Steuern rechtzeitig bezcchlt haben. Das gilt ganz besonders von den Lohn- und GehallSempsän- g e r n, bei denen selbst in ärmlichsten Verhältnissen keine Mög lichkeit der Steucrstundung besteht. ES sollen möglichst auch Warte st andSbeamte eingestellt werden. Der Minister erklärte, er sei fest entschlossen, nach Verhandlungen mit den Ländern die Zahl der Finanzämter wesentlich zu verringern. Eine einheitliche Vcranlaanng nnd Erhebung der Stenern soll im ganzen Reich durchgcführt werden. Einzelne Beschwerden sollen nachgcprüst werden. Gegen Stcuersabotage werde vor gegangen werden. Der Minister verlangte am Schlüsse keiner Ausführungen eine Politik, die aus den wirtschaftlichen und sozialen Charakter unseres Volkes Rücksicht nimmt. In der an die Ausführungen des Ministers sich an schließenden Debatte meinie Abg. Dorsch-Hessen lDn.j. das, dao NachkricgSrcgime der Landwirtschaft eine Riesen,zahl von Slcncrarten gebracht habe. Die BcwilligungSwirtschast in Hessen sei vielleicht ein Schulbeispiel dafür, datz Demokraten und Sozialdemokraten finanzpolitisch nicht realeren können.— Abg. Diez lZ.j behandelte das Gebiet der Branntwein- »i v n o p o I v e r w a l t u n g. DaS Branntweinmonopol sei ein Fehlschlag nnd eine baldige Umkehr sei notwendig. Nach weiterer Debatte vertagte sich daS Haus um IN Uhr auf Frei tag vormittag. Verlosung des Autzenausfchusses. Berlin. 31. März. Die für Freitag angelehte Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages ist wegen der Plenarsitzungen aus DonnerStag, den 7. April, verschvben worden. Auf der Tagesordnung dieser Sitzung stehen: die Stellung Deutschlands im albanischen Konflikt, Deutsch lands Politik in China und die deutsche Sch iedsgerichtS- Politik. Um die deulsche Sprache im Inlernalionalen Ardeilsaml. Gens. 81. März. Der GeschästSordnungSanöfchutz des BerwaltungSralcS de» Internationalen Arbeitsamtes hat beschlossen, einen Antrag der ReichSregierung auf teilweise Einführung der deutschen Sprache bereits im Arbeitsamt vorhandener Dolmetscher für die Verhandlungen im Arbeitsamt dem BerwaltungSrat zur Annahme zu emp fehlen. Die Entscheidung über einen weiteren Antrag der ReichSregierung aus ossiztelle U Übersetzung der Be- schlüsse deS Verwaltungsrates und der Internationalen ArbeitSkonserenz in die deutsche Sprache wurde aus eine spätere Tagung verschoben. <W. T. v.j Was geht in Litauen vor? Berlin. 8l. Mär». Der «. O. D. meldet aus Riga: N,ch den hier aus Litauen eintressrnde« Nachrichten herrsch, in Uownocr Regiernnaskrcise« eine unaewvhntiche Ner,«sslii!. die sich auch durch die in den letzten Tage« »orgenommener Verhaftungen matzgedlicher Politiker der Opposition dircl, kundgcgede» hat. Die Regierung Woldemaraü scheint einci grotzen Schlag gegen die Opposition vorzubereite«. der sic voi wirs«, datz sie eine Einhcttdsron« mit den Kommunisten bilde, wolle, um die gegenwärtige Negierung durch eine revolntiouä Erhcbuug zu stürzen. Die üvoerhastetcnSln gehörig, der Opposition, die sich vorwiegend au- VolkSsozialis» und Sozialdemokraten zusammeusetze«. solle» wegen Hoch verratS vor ei« Militärgericht gestellt werde«. Fu die Aburteilung der angebliche« Rädel-sührcr lzwei Labor«, teu. zwei Studenten und zwei Svldatenj soll die Absicht d> stehen, diese sechs Verhafteten sosort vor ein Feldgerich zu stellen, was nur das Todesurteil zur Folge habe« kann. In de» litauischen Oppositionskretscn herrscht etne u» aeheure Empörung wegen dieser Absichten der Regier»»? WoldemaraS, znnial bereits durch das offiziöse Regierung? vrgan bekannt geworden ist. daß die Regierung auch dic Immunität der oppositionellen Abgeordneten auszuheben droht, um angeblichen revolutionären Versuchen rechtzeitig vorzubcugen. — Datz diese Nachrichten keinesfalls übertriebe» sind, beweist auch die Tatsache, daß die litauische Regierung eine Note an sämtliche ausländische Vertretungen tn Kowno sowie eine entsprechende Mitteilung an ihre Gesandtschaften im Aus. lande gerichtet hat, in der sie ihre ernsten Besorgnisse wegen der angeblichen Bedrohung der Staatsordnung durch revo lutionäre Elemente znm Ausdruck bringt. Die Angehörige» der litauischen Oppositionsparteien bestreiten entschieden jede Absicht einer revolutionären Erhebung gegen die Regierung und betonen, daß die Regierung WoldemaraS sich dieses Vor- wandeS bediene, um aus bequeme Weise die linken Oppo sitionsparteien, die der Negierung WoldemaraS vor allein in tn der Außenpolitik unbequem sind, nicderzuknüppeln. I» hiesigen politischen Kreisen wird angesichts dieser Aus sehen erregenden Meldung aus Kowno daraus hingcwiesen, datz vor kurzem ein Bvmbenattentat auf die volkssozialistischc oppositionelle Zeitung „LletuvoS ZinioS" verübt worden ist, weil sie immer wieder betonte, daß zwischen verantwortlichen litauischen und polnischen Kreise» insgeheim Berhaudlungcu über ciu polnisch-litauisches Bündnis stattsände». Der Mecklenburgische Landtag aufgelösl. Schwerin. 81. März. Im Landtag wurde heute der Gesetzentwurf über die einstweilige Regelung der Führung deS Staatshaushaltes U127 angenommen und damit zugleich die Auslösung deS Landtages am 12- Juni beschlossen. Die Neuwahlen sind auf den 22. Mai b. I. angcsetzt. T. B > Grzesinski zum Slahlhelmkag. Berlin, 81. März. Im Preußischen Landtage wies heute der Innenminister auf die große Betastung hin, oie die Tätig keit der Schutzpolizei durch politische Demonstrationen erfahre. Der Minister betonte, er könne nur alle dieienigen, die etwa eine Demonstration Andersgerichteter, auch die des Stahl- helmö am 8. Mat, stören wollen, bringend davor war nen. Tie Erklärung deS kommunistischen Abgeordneten Eber lein. daß die Kommunisten am 8. Mat nicht zu Hause bleiben, sondern ans den vaterländischen Verbänden vaterländische Gipsverbändc (!> machen würden, sei eine unerhörte Pro vokation, so daß die Polizei gegen sie die entsprechenden Vor bereitungen treffen werde. jT.-U.j Wirtschaft und Sozialversicherung. Die Spitzcnverbändc gegen die Aendernng der Invaliden versicherung. Berlin. 8l. März. Der Reichsverband der Deutschen In dustrie. der Deulsche Industrie- und Handelstag, der Hansa bund. die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und etne Reihe anderer Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft wenden sich in einer Erklärung gegen die Beschlüsse der Negiernngüpartelcn über die Abänderung der Jnva- l i d e n » c r s i ch c r u n g. Sic stellen fest, datz diese Anträge im Falle ihrer endgültigen Annahme durch den Reichstag eine Erhöhung der Gesamtausgaben auf dem Gebiete der Invalidenversicherung von insgesamt 298 Mill. Mk. zur Folge haben. Für die für die deutsche Sozialversicherung zu machen den Aufwendungen, einschließlich der Kosten für die Erwcrbs- losensnrsorge, hätte bereits ein Betrag von 4,3 Milliarden Mark gereicht. Aus diesem Grunde könne die in Aussicht genommene Erhöhung der Invalidenversicherung nicht ver antwortet werden. * Berlin, 81. März. Die Mitgliederversammlung der Deutschen Arbeitgeberverbände wendet sich mit einer Er klärung an die Oesfcntlichkeit, in der darauf hingeiviesen wird daß die von Rcichsrcgicrung nnd Reichstag beabsichtigte» sozialpolitischen Diatznahnien. das Arbeits - zcitnvtgesctz im Zusammenhang mit der Praxis der Sckilichtnngsbchörden bei der L o h n g e st a l t u n g und dic letzten Beschlüsse zur Invalidenversicherung geeignet seien, dic ersten Ansätze einer Mirtschaftsbelebnng ause schwerste zu gefährden. Tie Vereinigung der T«utschcn Ar beitgeberverbände erklärt nachdrücklichst ihre Entschlossenheit im Rahmen des wirtschaftlich Möglichen mit allen Kräften aus die Hebung der Lebenshaltung und der Kaufkraft der Arbeit nehmer,'chast pvsiliv hinzuwirken, lehnt aber gerade im Hin blick auf die Sichern»» der Existenz der breiten Massen eine soziale Gesetzgebung ab. die ihre Grundlagen wesentlich in politischen Erwägungen finde und zu den schwersten Be unruhigungen der Wirtschaft und des sozialen Friedens führen müsse. sT. U.j Disziplinarunlersuchung gegen Pfarrer Schnoor. Berlin, 81. Marz. Auf Grund der Erörterungen in der Presse hat daS Konsistorium gegen den Pfarrer Schnoor eine D i s z i p l i n a r n n t e r s u ch u n g eingeleitet, die jedoch erst beendet werden kann, wenn die Untersuckungs- bchördcn die Akten über die gegen den Geistlichen erstattete Anzeige geschlossen haben. DaS Konsistorium will zunächst den Vorwurf prüfen, ob Schnoor in der Tat unerlaubte Bc- zichnngcn zu seiner Wirtschafterin unterhalten habe. In den nächsten Tagen wird der Pfarrer hierüber verantwortlich gebürt werden. Bis zur Erledigung aller Verfahren ist dem Angeschnldigtcn von seiner Vorgesetzten Dienststelle aus- gegebcn worden, Zurückhaltung zu üben und vorläufig nicht zn amtieren. Nicht zutreffend ist aber, datz er vom Amte suspendiert worden sei. Aelchsindexzisser im Miln 1827. Berlin, 81. Mär». Die R e > ch S > n d e x, I f f e r sür die Lebenshaltungskosten iErnährung, Wohnung. Heizung, Be leuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarfs ist nach den Fest stellungen deS Statistischen ReichSamteS sür den Durchschnitt deS Monats März mit 144,9 gegenüber dem Vormonat mit 145,4 nm N,8 v. H. zurückgegangcn <W. T. B.j m»n »I, d-II->I»e «"!>-» »rill«» und cks vltt« von tpttvVV- »runio , so»»r
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