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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.04.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270429028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927042902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927042902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-29
- Monat1927-04
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irr. roo Seite 2 ,Vr»-aer Nachrichten AreUa^ 2S. AprU 1S27 Protestantischer Vorbehalt für ein Konkordat. Deutsche, nicht römische Aechlsauslegung. Eine Rede Dvehringo. Berlin. 2l>. ?Ipril. In, Lutherring sprach gestern abend Hol- Prediger Dr. D oehr i ng in einen, -Vortrag über die Kon- kordalSsrage. das, jeder Bcrirag mit de,» Papst, sei es in Kon- kordais. oder anderer Fori», abzulehnci, ist. in de»i nicht ein» leitend feierlich erklärt wird, daß als innere Norm für Ber- nandiils und Auslegung dieses Verkehrs nicht ,retten solle. wie der Papst ilm ansfaise. sondern wie wir Deutschen ihn aus. lassen. De», Papit müsse nachdrücklich zum Bewußtsein aebracht iverde». das, ei» Perlraa zwischen ihm »,,d Deutschland oder Preuße», als Gemeinwesen mit e v a n a e l i s ch e r Borinacht, zumal in -unseren Tagen, die durch den Persuch einer Geaeu re so r mation aekennzeichnet seien, nur möglich sei. wenn aus deutschem Poden das deutsche Rechtsprinzip von dem Papst »nd seinen Nachgeordneten Jnstanlkvn als unbedingt verbindlich anerkaiiut wird. Für den Fall der r'lblelinnna einer solche» grundsätzliche» Erklärnng seitens des Papstes müsse es unseren römisch katholischen Volksgenosse» überlassen bleiben, ihrer seits die Regelung ihrer kirchlichen Angelegenheiten. soweit staatliche Kompetenzen dabei in Fraae kommen, in, Rahme» der deuliche» Geietzgebnilg zu beantraae». Das Prinzip der Parität ersvröerl eine einheitliche Rechtsgrundlage der Cvan- aelischen »nd Kalhoiikeii. Tschechische unö serbische Konkor-als- verhanblungen. Praa, 28. 21pr>I. Das sozialdemokratische Olga» „Pravv Vidi,' oerolie,illicht die Pkilleilung. das, zwischen dem P a t > k a n und der t s ch e cho - slo iv akijche n R e g i e r „ » a in aller Drille über ein »ionkordal oerhandelt ivud. Ebenso verhandle der Paltkan mit der s n d s l » iv i s ch e n Regier n n a. Beide Regierungen versolaen dabei die aleichen Ziele. Die wollten sich de» größtmöglichen Einsluß ans die Ernennniig der kirch lichen Wurdeulräaer »nd die kirchlichen Organisationen sichern. Für Zugeständnisse des PaiikanS in dieser Einsicht versprechen beide Oiegierunaen die Cmstellung des Knltnrkainpfes. die iliiiliebiina der Beschlagnahme von K ircheiigulern nnd die Zu lassung von kirchlichen Schule» Dndilaivien be>tel>e anscerde», ans Zulassung der slaiviiche» Liluraie. Der Heilige Dtnhl sei da;» bereit und iverde die slaivische Liturgie anch für die Tichecho Dloivakei znaesteüen. Lord Balsour über den I7-Doot-Krreg. London. 20. April. bl ui einem aeslern abend unter Vorsitz ven Lord R e a ö i II g veranstalleten englisch-amerikanischen Diner, ans den, L ord P a I f o n r und der amerikanische Bot schafter die Hanpiaaue ivaren. hielt Palsour eine Rede, in der er, an» seine erste Mission nach den Pereinigten Dlaaie» Vc- z»a »ehmeiid. sagtet Damals halte der Unterseeboot krieg seine» Höhepunkt erreicht. DaS ist der einzig schwache Punk« i« her alliierte« Rüstung gewesen, es war damals keiurswego klar, hast der Krieg gewonnen werden könne, nicht aus den Schlachtfelder», sondern durch Unterseeboote. Diese Drohung zu überwinden, ist der Hauptzweck meiner Mission gewesen. Auf die A b r ii st u n g S f r a g e Bezug nehmend, sagte Lord Balsour: Wen« in dieser Krage anch noch viel zu tun übrig sei, so habe die Washingtoner Konferenz im Jahre 1l>22 tatsächlich mehr erreicht, alö irgendwo aiiders seit dem Kriege zur Verwirklichung dieses großen internationalen Ideals er reicht worden sei. Schließlich sprach sich Lord Balsour gegen ein englisch-amerikanisches Bündnis a»S, da die» nicht die Art sei, durch die wahres Zusammenwirken zwischen Völkern, wie de», amerikanische» und dem deS britischen Reiches, erzielt werden könne. sW. T.B.i Kughes -riingl auf Abrüstung. Washington, 2Ü April. In seiner Rede auf der Jahres versammlung der Amerieai, Society for International Laiv führte der frühere Staatssekretär Hughes, der bekanntlich die Pereinigten Staate» auf der FlottenabrUstuiigskonsereiiz vertrat, ans, es sei kaum eine günstigere Zeit siir die Be schränkung der Rüstungen zu erwarten als die gegenwärtige. Die Genfer Diskussionen liehen daran verzweifeln, eine welt umfassende Rlistungseinschränkuiig für alle Völker und Waffengattungen z» erreichen. Aber wie könnten mit der Erfahrung der letzten Jahrzehnte vvr Augen die Staats männer die gegenwärtige Gelegenheit zur Abrüstung vor- übergehen lassen? Die Beschränkung der deutschen Wehr- macht durch den P e rsailler Vertrag sollte »ach Erklärung der Mächte der Vegiii» einer allgemeine» Rüstungsbeschrän- knng sein, »nd der Vertrag von Loe » r » v habe die G r und ing c n der Sicherheit geliefert. Es sei kaum zu erkennen, auf welchem andere» Wege eine solche Sicherheit geliefert werden sollte. Die erhoffte Verständigung der drei Mächte Amerika, England und Japan über die Sceabrüstnna sollte andere» Mächte» als Beispiel diene». sW. T. B.) Zwei Deuiscbe in dasDölkerbunüssekrelaria!. Berlin, 20. April. Zwei neue deutsche Beamte haben dieser Tage ihren Diens, im Völkerbnndssekretartat an- gctreten. In die Finaiizsektio» ist der frühere Oberrcgierungs- rat im ReichSstnanzministerium Dr. Alfred Hutzle in. zu letzt -Bairküirektor im Berliner .Kassenverein. eingetreten, wäh rend der bisherige hessische Regierungsassessor Dr. Metter nich der Berkehrslektion zugewicsen wurde. Der bisher zur Vorbereitung der Wirtschastskonfereiiz in der Finaii.zsektlon tätige Regiernngsra, Dr. Olt gilt speziell in Z o l l f r a g e n als ausgezeichneter Fachmann. Es wird gehofft, datz er nicht anS dem Sekretariat ansscheiden iverde. — In zwei Sektionen deS VoikerbilndssekretariatS fehlen noch deutsche Vcamte. nüniltch in her Mairdatssektivn nnd in der für Deutschland noch wichtigeren Minderheiiosektivn. Vor dem Durchstich öes Mississippi-Deiches. Reu - Orleans, April. Die Erregung bei den Farmern wegen des für heute beabsichtigten DeichdurchbrnchS hat sich gelegl. Rur noch eine Anzahl Trapper erklären, sich unbedingt de» RegierilnaSmatznahmen, nötigenfalls mit Waffengewalt, widersetzen zu wollen. Die Räumung der infolge des DammdnrchsticheS gefährdeten Gebiete soll bis heute niiiiag beendet sein. Die Veivohner von Reu-OrieanS haben versprochen, die Opfer der Ueberschwemmnng bei sich aiifznnehmen. Da die Gefahr besteht, datz der Damm von den empörten Trappern a» einer der Stadt gefährliche» Stelle durchbrochen wird, halten Militärpatrouille» den ganzen Damm weiter bewacht. Washington, 20. April. ES wird bestätigt, datz auf den anicrikanischen Handelsminister Hoover während seiner Beuchligniigsrene durch das Missiisippi-Gebiet drei Schüsse abgegeben worden sind. Rach Aussagen der Begleiter Hoovers ist über die Täler nichts bekannt. sD.-U.s Die englische Linke für Rückzug der China-Truppen. „Die fremde» Truppen eine Gefahr für den Weltfrieden." London. Al. April. Gelegentlich der heute nach London einberulenen Konferenz der englischen Gewerkschastsexekutive n't ein von zahlreichen Mitgliedern des Parlaments Unter zeichneter A n f r n ? veröffentlicht worden, in dem daö Zn- sammcnziehen grotzcr fremdländischer Streitkräfte in (5 hi na als eine unmitlelbare Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet wird. Die Umerzcichiier verlangen drohalb die sofortige Zu rückziehung aller britischen Ltrcitkräste anS China und for dern in diesem Punkte Untcrflütznng von der britischen Arbeiterbewegung. Am Schlich des Ausrufes Hecht eS, die britische Arbeiterbewegung habe das Erwachen der östlichen Rassen, die bisher die grötzte Reservearmee für die kapita listische Ausbeutung gewesen seien, begrübt. (TU.) « London. 20. April. Rach einer Meldung der „Chicago Tribüne- aus Schanghai mach, sich dort gegenwärtig eine starke Strömung gegen die Amerikaner geltend, die aus die Haltung Coolidges, der Strasinaßnahmen in China ad le h n t. zurückzusühren ist. Die britische Presse in Schanghai kritisiert die .Haltung Eoolidges recht deutlich. sT.-tt.j Kein übermäßiger Sowjet-Einfluh auf Kanlvn. Paris, 20. April. Der Sondcrberichlcrstatter des »Jour nal" hatte in Kanton mit Wai Pul, einem Mitarbeiter deS Aiitzenministers Ticken, eine Unterredung, in der dieser die Nachricht von dein Einflüsse Towjetriißlands auf die Kanton- regierung als übertrieben hinstellt. Svwjetrutzland habe militärische Instrukteure geliefert. Hütte man solche von Frankreich erbeten, so wäre man wahrscheinlich auf eine Ab lehnung gestoben. — Wai Unk forderte in der Unterredung Frankreich ans, dem jungen Ehina Vertrauen zu schenken und ihm Zeit z» lassen, sich durchzusetze». lW. T.B.i Oerlllches und SSchftfches. Dr. Albert Schweitzer, der Mobilster Aequotoriat-Afrika«. Den großen Saal der Kaufmannschaft füllte am Do«««r». tagabend ein pornehmes Publikum, au» dem viele Sharakter. köpf' t gesUischasUtchen »ud wtssriLchasttiche» D eöd-ns markant hervorstachen. Man war gekommen, um and dem berufenen Munde Pfarrer v. Men singt» eine» Lichtbilder- vortrag Uber Lebe« «nd Rrdeit Dr. Albert Echwettzer» zugunsten seines Lpttalb in Lambaren«, «equatorial- Afrtka, anzuhüren und namentlich einen rmblick !n das grauenerregende Eiend zu bekommen, welches die Schlaf- krankhett und andere Seuchen, besonders auch Sie von Europa eingeschleppten Geschlechtskrankheiten und der Schnapstqusel. über Afrikas bedauernswerte Negerstämme gebracht habe». „Hat der Europäer ein Recht, die Augen vor diesem entsetz, lichei, Ja,»ii,er zu verschltetze», weil er in seinen Zeitungen zu wenig davon hört?", fragte sich der deutsche PfarrerSsoh» Albert Schwettzer, »nd in seinem Christnsherzen entstand das Gelübde, Opfer zu bitngen für das Glück tner onnigen Jugend nnd geordneter, nicht durch eigenes Verdienst ihm ge schenkter heimatlicher Lehensverhaltiitssc. Und so entstand t» seiner Person eine der interessantesten Forschergestalten der Gegenwart. Er wurde Professor der Theologie, entwickelte sich daneben zum berühmten Orgclvirtuosen und bekannten Bach-Jnterpreten, studierte Philosophie »nd schrieb führende Werke, entschloß sich als Dreißigjähriger, erschüttert durch die unsägliche Rot -er Eingeborenen in de» Tropen, zum Studium der Medizin, war mit 87 Jahren in der inneren Medizin wie in der Chirurgie völlig auSgebildet, und ging schließlich mit seiner Frau nach Afrika, »m in Verfolg seines Opfergelübdes de» Weg unmittelbaren Dienens an den Menschen cinzuschlage». Und nun entwickelte der Redner ein Bild von solcher Gewalt »nd Größe, wie eS trotz etnfachstcr Sprache den Be suchern von Lichtbildervortrügen nicht alltäglich geboten wird. Glühend heißer Urwald, .Kongorauschcn, ein einsames Gchtff- lcin, TrvpenstiNe, »»heimliches, krankheitsschwereö. sumpftgcs -Hauchen der Luft — das die quälenden Aeutzerlichkctten der Hölle, in der der Held am Rande des Urwaldes sein Spital baut, jawohl baut mit eigener Hand: denn er ist alles, Zimincrinalln, Schlosser, Dachdecker, spärlich unterstützt von trägen, teilnahmslosen, größtenteils schwerkranken Negern. Und heute ist das Spital überfüllt mit den Aermsten der Armen, Aussätzigen, Ruhr- nnd Schlafkranken, Syphilitischen. Verfolgt sind sie alle, der Arzt, seine Gehilfen und Schwestern, und seine Brüder, die .Kranken, von einer wütende», mit Gtst arbeitenden Priesterkaste, von reißende» Leoparden, scheuß liche» Schlangen, bösartigen, in den Tropen nicht mehr heilenden Geschwüren. Längst sind Frau und.Kind des helden haften Mannes, schwer krank, das .Kind durch die Unstttlichkeit der Neger auch moralisch gefährdet, der Borsicht halber nach Europa geschafft. Allein, »ns sich selbst gestellt, schwer an Ge schwüren leidend — arbeitet dieser lebensfrohe Niese schaffen, der Ewigkeitswerte weiter. Wohl gab eS ein Recht, diese sonnige Feuerseele christlicher Liebe, diesen vom Mitleid bis zur Erbarmungslosigkeit gegen sich selbst getriebenen Optt- misten der moderne» Welt als Lcbensvvrbilü hinzustellen. Ach, wie selten sind diese Rettergestalten! Der schöne Bortrag mar unterstützt von erschütternden sund auch ersreulichent Bildern ans der Krankheitsgeschichte Aequatvital-Afrikas. Frau Sophie Schellbach und Musik direktor Pfann stiehl steuerten hochkünstlerischc musika lische Gaben bei. - * Die Pfingstscricn deS Landtages. Nach dem setzt aus gestellten vorläufigen Arbeitsplan des Landtages ist vor gesehen, daß der Landtag Uber Pfingsten vom 18. Mai bis zum 14. Juni seine Beratungen unterbrechen wird. —* Die Zeitungsannahme «nd -anSgabe des Postamts 1 wird am l. Mai in den früheren Raum, Zugang von der Annenstraße. Eingang L, verlegt. wir Kaden ee in äer ttarui M W Ahnen bet «Personalbedarf sofort,««i»net» D » Bewerber ,u»un»etsen, da «n untere» 4» »ach« g > abteilunacn dt« Etnnun, de» ein»el«e» aus« N W aenauesle aeprUst wird. Unser« Dorschtla« > > sind unoervindltch und koftenlo». pffentl. Lrb«it»na«bwet» Dresden u. U«,.. Ntateruistr. 17. Anruf: LSSL1 und L4SL1. ..Wallenslein." Rencinstudiernna >m Lchauspicldans. '„'8. April 1027: „W a l l e n st e i n s Tod." Run ist das Werk der Erneuerung von Schillers ,.W a I l e n st e > n" vollendet und damit eine unserer größt»:» äeulschen Trameiidichtniigeii erneut der Bühne gewonnen. Von Zeit zn Zeit sind solche Umgestaltungen von .Klassiker- aiissührnngen nötig, schon weil sich auch die .Knust der Regte weit.re»tivickelt. „nd mit ihr unser Geschmack für die An und Weise der Gestaltung klassischer Werke. Was Schiller an- langt, ko legen wir heute einerseits aus Vertiefung der Psnchvlogie, anderseits an, Entfesselung der Massendrainatik mehr Wert, als aus Rhetorik und historische Treue. Unser starker Wirklichkcitssinn will die Schillersche Idealität nicht aussieben, aber ans Verständlichkeit der seelischen Beweg gründe bauen. Dieser Grnndcinstellung hat offenbar Georg .K iesau als Regisseur der Wallensteintragödie Rechnung ge tragen und ihre Berivirklichung an dem großen Ganzen er strebt. Ihm gebührt Dank für den Ernst und den Umfang der gewaltigen Arbe't, die uns in», ein Zweitageivcrk neben Gielens andersgeartete RegieEislnng a» de» beiden Teilen von Llmkeiveares „Heinrich IV." gleichwertig hingestellt hat. „W a l l e n st e i n s Tod" spielt sich vor uns ab als eine einzige ungeheure .Katastrophe. Von der bangen Stimmung im astrologischen Turm bis zu der Ermordungsszcne ist alles aufs höchste gespannte Erwartung. Unser Wissen um den Ausgang nimmt „ns nicht die immer wieder erregte Bangig keit: wie wird dieses Schicksal enden? Es ist der Weg. nicht das Ziel, was uns spannt. Dramatische Großtat des Dra matikers Schiller wie in „Maria Stuart". Sein Einsall, Wallcnstcins Zaudertaktik aus seinem tiefen, unerschütter lichen Steriiengsanbcn abziileiten. ist ei» genialer, psuchologi- schcr Zug, denn nun erst wird der schwankende, keineswegs sunuxithische Charakter des geschichtlichen Herzogs von Frted- land in höhere Bedeutung erhoben und wird vorstellbar ge macht. daß ein so unentschlossener, halber, hinterhältiger Mann eine Fülirerstelluna etnnehmen und wahren konnte. Schillers Mallenstein wird nicht klein, wenn er alle War nungen der Freunde mißachtet dieienigcn. die ihn rerraten. wie Piccolomini nnd Buttler für seine Getreueste» hält, sondern er wird groß in dem Vertrauen auf höhere Mächte, die ihm als Auserwühlten tieferes Wißen verliehen. Um so furchtbarer Ct der Sturz in die Tiefe, denn er erschüttert zu gleich allen Gla"'"'» an Sternenwahrhcit und Schick'-Us- berechnung und verweist den Menschen ganz ins verworrene Red irdischer Verwicklungen und menschlicher Feindseligkeit. Wallenstetn. der Wachträumer. stürzt wahrhaftig aus allen Himmeln in die Mördergrube, und die »naerührten Sterne leuchten seinem Fall. So oder ähnlich möge,, wir beute wohl diese Traoödie empfinde», als iahe Kometenbahn, die zer. stiebt, während die alte Erde mit ihren unseligen Menschen unverändert weitcrrollt. Diese vielleicht ein wenig Schillers Jdeenglauben zu- widerlaufende Wirkung übt sein Drama auf uns aus, das die Darstellung einer unaufhaltsamen Katastrophe ist. Bruno Decarlis Wallenstetn, nun tu seiner ganzen Anlage er kennbar, fördert eine solche Auffassung. Cr scheint ein dem Verderben Geweihter von vornherein, denn die Züge der Ahnung des Mißlingens, die Hochspannung ins Ucbersinnliche hinein macht ihn zu einem tragisch zcrquültcn, tatunfrvhcn, dem Erfolg mißtrauende» Charakter. Er ist keine Herrcn- natur, kein Glücksritter, keiner, dem das gefährliche Spiel eine innere Frende macht. In der Verhandlung mit dem schwe dischen Oberst ist er bereits unfrei und kann eS kaum vcr- bergen: sein Suchen nach einem Weg, den c r vermag zn gehen, ist qualvoll: sein Entschluß hat nichts Sieghaftes. Dafür frei lich entrückt ihn die Trailinerzählung in transzendente Stim mung. i» eine ergreifende weil ans tiefstem Seelenbedürfnis steigende Sehnsucht »ach übermenschlicher Bestätigung seines schwankenden Geistes. -Hilfe für seine Hilflosigkeit. Diese Seite bringt Dccarli wundervoll heraus, und non dieser Stelle aus bleibt auch ein Glanz über dem Bilde seines Wallenstein, das sich immer mehr oerdunkelt. Man fühlt, wie der Künstler uni Bewältigung der große» Gestalt gcrnngen hat nnd wie er sie menschlich begreiflich »rachen will. Bitter lich entströmt ihm die Klage vor Buttler, daß der Alte, der Piccolomini, ihn dem Kaiser verraten habe, und ganz schlicht und einfach klingt die Bitte an Max, die ihn znm Bleiben be wegen sott. Und »och einmal klingt dieser Hcrzcnstvn des Menschen Wallenstcin auf in der Klage, daß mit dem jun gen Freunde die Blume hinweg ist ans dem Lebe». In diesen Leiichtpiinktcn eines rein menschlichen Gefühls dürste die be sondere Schönheit von Decarlis Wallenstein-Darstellniig zu finden sein. Die Entwicklung der anderen Gestalten setzt die angcfan- genen Linien fort. Lind» ers Octavio bewährt sich in der eigentümlichen Verschlossenheit der Charakterzeichnung und offenbart den Gegenspieler WallensteinS als einen Urteils» sicheren Menschenkenner in der überlegenen klugen Art, wie er erst Jsolani tM e ne rs und dann Buttler s.K v t t c n- k a in pj behandelt. Buttler ist in Maske nnd Gehaben klo biger und bärbeißiger geworden und wirkt in seiner plumpen Ungcschlachtheit jetzt bedrohlicher. Den Max cntwlckelt Felix Stcinböck in der Richtung aus trotzige Mannhaftigkeit: dein Vater wie dem Feldherrn gegenüber gelingt ihm mit einigen markigen oder gesühlöwetchen Tönen eine ziemliche Abstreifung des Sentimentalen von dieser Gestalt, die trotz alledem in der Oekvnomtc des Dramas als ein riesiges „retar dierende Moment" wirkt, als ein Hemmnis des schnellen Handlungsverlaufes im dritten Akt. Hier hat Kiesau all seine Kunst der Massenbefeurung angcwendet. um den Wirbel der sich überstürzenden Ereignisse fühlen zu laßen. Das gelingt prachtvoll, da ist kriegerischer Atem, geballte heroische Stim- nmng.EntschctbungSkampf. DteGruppe der Frauen um Wallen, stein in der Fensternische gegen die tobenden Pappenheimer ge. setzt, wie Geschlagene gegen Sieger. Antonia Dietrichs stummes Ausdrucksspiel bei Maxens Abschied ist fast stärker als ihre sonstigen Lprechszenen, obwohl die erschütterte Gefaßtheit in der Unterredung mit dem schwedischen Hanptmann die große seelische Reife dieser Künstlerin bezeugt, deren Thekla wir nicht gegen unreife Jugendlichkeit tauschen dürfen. Grethc B o l ck ni a r hat für die Gräfin Terzky, wie sich nun völlig zeigt, nicht die sonst gebräuchliche Mannweiblichtett der polt- tischen Frau: dazu fehlt ihr die Härte der Konturen,- dafür kommt ihre Sorge um Wallenstetn aus liebendem Frauen- berzen, nicht ans kaltem Ehrgeiz. Die Gestalt erscheint da durch dramatisch unbedeutender, aber menschlich wärmer. Clara SalbachS Herzogin ist ein Bild bangen, hilflosen Mitcrlebens schwerer, unabwendbarer Geschicke, gespiegelt in einem leidenden Mutteraiitlitz. Znm ersten Male taucht bei schwedische Oberst Wrangel ans und Rudolf Schröder spielt ihn so gefestigt und sachlich, daß man die Klugheit und Sicherheit dieses entscheidenden Unterhändlers deutlich empfin det. Die beiden Mörder, von Ltcdtke und Malten ver- körpert, sind nicht mehr so wüste Banditen wie einst, sondery nur engstirnige und moralisch verwilderte Kriegshanptleute. Den Gordon spielt Siegfried Lewinsky mit fester, innerlich leidender Greisengllte: O st m a l d S Astrolog Gent, Paulsens diskreter schwedischer Hanptmann, Posse- frischer Pappenheimer find neben den schon früher hervor- gchobcncn Darstellern belebende Gestalten im ftgurcnretchen Gemälde. Die meist düstere, stcinschwere Architektur der Räume in Pilsen, das baulich eigenartige Treppenhaus tn Eger sind setzt wuchtig und wichtig wirkende Schauplätze d«S düsteren Dramas, die Stimmung und zugleich Gelegenheit zu wechselreichen Stellungen der Spieler und Gruppen geben. Brandt und M a h n k e habe» hier im gleichen Geist« wie der Regisseur mitgcarbeitct, eine gediegene, historisch wirkende, ernste Atmosphäre für die große Tragödie zu schaffe». Dr. Felix Zimmermann. Kunst und Wissenschaft. Mitteilungen der Sächsischen StaatStheater. Oper«. Haus. Sonntag, den 1. Mat 1>»8t, außer Anrecht: Puccini» .ToSca" mit Meta Seinemeyer tn der Titelpartte, Max Htrzcl, Robert Burg. Musikalische Leitung: Kurt Striegler: Spielleitung: Georg Toller. Die Ausgabe der Sonder-Anrechtskarten für die Auf führungen von Rtch. MagnerS »Ring des Nibelungen* G. Mat: „Rheingolb", 7. Mat: „Walküre", 11. Mat: .Tieg- frted", 10. Mat: J8öttcrdäiiiiiicrung"i erfolgt am ». nnd 4. Mat nur an der OpernhauSkasse. Bestellungen werben schon jetzt an der OpernhauSkasse, den Theaterkassen de- Dresdner GerkehrSvcretnS. Hauptbahnhof sOstboui und Altmarkt, Reh. feld.Haus sowie Jnvalidendank, Johannstratze 8, schriftlich und telephonisch angenomwou.
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