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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-03
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ltüaltion und Lr»rUti>» Johauuesgasse 33. SPrrchünndrn der Nedarti«»: Bormiltags 10—12 Uhr. Nachmitta-s —6 Uhr. - - "NLS'N ALÄ" - »er kür »1, »Lchfts«I»e,tze N»«»rr tzestt««tea Lnjerit« «» lUsche»»««»» »I« 3 U»r N«ck»ltt»»«, «» tsnn-nutz -eftta,eu «ritz tzt»'»,» Utzr. 3u den Filialen Nir Zps.-Iinnahme: Ltt« Me««. llniverNtStsSraße 21. L*»is L-sche. Katharinenstraße 18, p nur tzl« ' ,S Utzr. ttMger Tagcblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. «nflnge LV,L«0. Lda«ne«ent»»rns viertelj. 4'/, M>. «cl. Brmoerlotza 5 Ms., durch dir Post bezogen 6 ML Jede ewzelue Nummer Sb Ps. Belrgrxrmplur 10 Ps. Gebühren tür Lktrabeil»««, »tz«e Postbkiorderua, 3S Mk. «U Postbesörderuug 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Grötzere Schriften laut unjerem Preis, verzeichniß. Tabellarischer Sag nach höherem Tarts. iterlamrn unter den ttrdactionskrich die Spaltzeile bO Pf. Juserate sind stets an die t-rprdui«u zu senden. — Rabatt wird »ichl gegeben. Zabluna vnceuuinc-riunio oder durch Post» Nachnahme ^-3. DteuStag den 3. Januar 1882. 76. ZahMiiz. Amtlicher Theil. Au genauer Nachachtung bringen wir hierdurch die Dor- schriftcn': daß jeder antommende Fremde, welcher hier übernachtet, Taci ' am tage seiner Ankunft. und wenn diese erst in den Abendstunden erfolgt, am ander» Tage Vormittags von seinem Wirlbc ^ unserem Fremden-Bureau anzu melden ist. diejenigen Fremden aber, welch« länger als drei Tage hier sich aufhalten, Anmeldeschein zu lösen habe». in Erinnerung ,uid bemerken, daß Vernachlässigungen derselben mit einer Geldbuße von 15 Mart oder verhältnißmäßiger Haststrase geahndet werden würden. Leipzig, am 1. Januar 1882. Da» Polizei-Amt der Ltadt Leipzig. Richter. Degner. S. Die ErpeditiouSzeit bei der städtischen Sparcaffe ist sür den Monat Jaaaar nächsten Jahres auf die Tageszeit von 8 Uhr MorgeaS di» L Uhr 8kach«tttag» beschränkt. Leipzig, den 2». Decembcr 1881. Der Nath der Stadt Leipzig. Itr. Georgi. Frengang. Vekannlmachu«-. Wegen einer vorzunehnienden baulichen Aenderung im Vestibüle des Muse««» bleibt dasselbe am 3., 8. und S. dieses Monats geschloffen. Leipzig, den 2. Januar 1882 Der Skath der Stadt Leipzig. Pr. Da vr. Georgi. angemann. Vrkauntmachu«-. Nach den Mcffungcn des Herrn Geh. Rath Professor Vr. Kolbe betrug die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase« im Monat Tecrmber 1881 durchschnittlich da« Siedenzehn sache von der der RvrmalwachSkerze bei 0.46k specisischem Gewicht. ' Leipzig, den 2. Januar 1882. De» Skath» Deputatio« zur Ga»a«stalt. NiiWfliilstri Mittwoch, den 8. Jauuar 1882 sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mittelwaldschlagr m Abth. 25a deS Burgauer Forstrevier«, in der sogenannten Leutzscher Gottge, in der Nähe deS Leutzscher Pfarrhotzes 31 Eichen-, 25 Bucken«. 13 Rüstern-, 4 Linden-, 7 Eschen- und 7S Ellern«Mutzslittze, 4 Stück SchirrbSlzer, io - Schirrstauge« und 25 « Kedebaume imter den im Termine öffentlich auSgebangcnen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werveu. Zusammenkunft: aus dem Mittelwaldschlage in Abth. 25a ul der Leutzscher Gottge. Leipzig, den 20. Decembcr 1881. De» Statb» Tsorstdeputatio». Vrennholzauction. Mittwoch, den It. Januar L888 sollen von Bor mittags 9 Nbr an im Forstreviere Connewitz aus dem Mittel« Waldschlagc i» Abth. Itob und 3l ca lOtt Haufe« starker Abraum und 73 » Schlagreisttg tLanghaufeu) unter den im Tennine öffentlich auSgehanaeuen Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgebote verkauft werben. Aasammeakunft: aus dem Holzschlage in der Conne- witzer Linie unterhalb der schwarzen Brücke. Leipzig, den 1V. Decembcr >881. De» Rath» Jorst-Deputatio». 151 ein rothlederueS Gettztischchen mit gelbem Schlößchen, Ntt- haltend ca. » Gl. in einem Thaler und Neiner Münz«, sowie »ine« Psantzschei« aber eine llylinderuhr und einen kleinen Kalender, aus einer Wohnung ia Nr. 8 der Webergaffe vom SS. bis SO. vor. Mt«.; 16) ein OeFtzett mit rothem Inlett, nebst weißem Retzerzu»' !ez. X. 2.. ein ebensolches Kützfkisse» mit gleichem lieber»««. ein« fesgletcheu mit roth und weiß gestreiftem Inlett, nebst weißem Irtzerzug und eia wrißleinene« Betttuch, ferner ein Wauu«r«k von dunkeldlaurm Kammgarnstoff, säst neu, mit hellgestreiftem Aermelsutter und schwarzem Wollatlassutter im Schooß, eiu edeu- olcher A»«k. länger getragen, ein Winterst berztrtzrr von glattem braunen Stoffe, mit schwarzem Sammetkragen, einer Reih» Knöpfen, verdeckter Batterie, Seitrntaschen mit Patten und schwarzem Voll- atlassuttcr, — in den Taschen befand sich ein Grsatzreserbeschetn. eia Zeugnth und eia polizeilicher tlnmeltzeschnu, aus Bernhard Schiefer lautend, ferner ein Mannet von schwär» und weiß meltrtem englischen Stoffe, ein Paar BetnNettzer von demselben Stoff, ein Ä«ffuet von dunkelbraunem Stoffe, mit schwarzrm Futter, ein Paar Beiukkettzer von blauem gerieften Stoff, mit buntgestreiftem Bund, utter und gelben Knöpfen und eine Weste von schwarzem Stoffe, au« einer Wolmung in Sir. 7 der Löhrstraße, am SO. vor. Mi». Abend«. 17) eine Partie alte« Zinkblech, ungefähr 40 Kilo an Gewicht, au» dem Hosraum des Grundstücks Nr. 9 an der Berliner Straße, in der Nacht vom SO. zum 31. vor. Mt«.; 18) ein v»rte«<n«ate von schwarzem Leder mit neustlbernem Schlößchen, enthaltend 15 Gl, in drei Thaleru und sechs Markstücken, mittelst Taschentziebftatzls. am 31. vor. Mt», vorm.; 19) eine Brtst» in silbernem Gestelle, nebst schwarzrm Futteral, auf gleiche Weise aus dem Ficischerplatze, am nämlichen Tag» Mittags; SO) eine Geldtasche vo» braunem Leder mit Tragriemen. ent« haltend unyefähr 140» Mark, in neun Hundertmark., einem Fünf« zigmark-, einem Zwanzigmark- und sieben Fünfmarkscheinen. sowie einigen Dovpettronen, sechs Thalen» und einem Zweimarkstücke fer- „er drei Ostttt»«,«» «der 18 .sl SO bez. 285 und 4059 Gl. ein Spiel Karte», ein granleinenes Gstlkche», gez. 6. 0. v. und ein Natiltzitch in blauem Einband, au« rmem Rrstaurationslocalc in Nr. 62 der Gerberstraße, am gleichen Tage Nachmittags; St) ein Kranen Paletot von schwarzem Stoffe, mit schwarzem Pelzkragen, einer Reihe schwarzen Hornknöpsen und Schnuren»», cung, welcher an einem Ge'chäftsloeale in der Kaiharinenstraße . 9 zur Schau ausaehangen hat, an demselben Tage Abend«; 22) sechs^Knackwürste, drei vkutwstrste, zwei Bratze nud e ne große Wlchatznrstr, au« einer Sveisekammer t» Nr. 17 am chm «tt Pattm »ad schwarzem Wollatlassuktrr, — tu den Taschen lasand sich «in -eldlühbuntes Tascheutuch, eia Paar guiue BuckMtzstOWßchah» »atz «ine Itgarrrastzttze von Weichsel- Holz, — au- dem Taa-Ml i« Pantheon, zu gleicher Zeit. 24) ei» etztusalchee von dunkelblauem glatten Stoff, mit schwar zem Sammetkrogen. »wer Reihe Knöpfen. Seitentaschrn mit Patten uud schwarzem Wollaetassutter» — in den Taschen befanden sich ein Paar graue Wildleder« pautzschutz«, ferner ein niedriger schwarzer Ailztzat mit gelbe« Futter und dem Firmenstempel „1>ejooi»i»x", au« einem Rrstaurattonslocale tn Nr. 7 der Windmühlenftraße, zu derselben Zeit; 25) einer Dergleichen von schwarzen, Diagonal» mit schwarzem Sammelkragen, zwei Neiden Knüpfen, Seitcntaschen mit Patten und graiiwollenkm Futter, — in einet Tasche befand sich eine rotdlcderne Brieftasche, darin ein Bstrgerscheiu und div. Papiere aus Oa», lautend —, ferner ein schwarzer Atljtzut mit schwarzem Bande, weißer Schnalle und bläulichem Futter, au« einem gleichen Locale in Nr. 3 der Kohlenstraße, zu gleicher Zeit: 26) drei schwarze Hützner und ein ebensolcher Hatz«, au« einem Stall« im Grundstück Nr. 2 an der Pleiße, in der Nacht vom 31. vor. bis 1. dss. Mts. ; Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter find ungesäumt bei unserer Criminai- Lbtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2. Januar 1882. La» Palizei-Awt »er Stadt Leipzig I. «. Junck, Pol..Rath, vr. Deuecke. Vitböahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhicr 1) Eia Geltztiischch«» vo erstatteter Auztige zufolge: von schwarzem Leder mit Liatzlschlößchen nud einem Inhalte von 80 Mark, in einer Doppelkrone, sowie eine Mtsftnawarke, woraus der Name „Iloritr ZVüiucdn" steht, aus einer Wohnung in Nr. 12 der Lessingstraße, am 23. vor. Mts.; 2) ei» Loupon roth und «rißgesträster Sittlich» ungefähr 14 Meter haltend, au« einem GeschSMocale in Nr. 5 am Brühl, am 24. vor Mt». Vormittags: 3) ein Ktntzerwliff von grauem Pelze, iitit braunem Futter «nd eine gelblichgraue Paa» beide Stücke neu, aus einer Wohnung tu Nr. 21 der Münzgasse, vom 24. bis 28. voe. Mts.; 4) eine grauwollen« Psertzetzeckr mit gelb und roth«, Kanten- streifen, ziemlich gut, und eine Peitsche mit gelb überzogenem Rohr- stab, aus einem Wagen, welcher «n der Kaiser-Wilhelm-Straße ge standen hat, am 26. vor. Mts.; 5) eia Kastle« » Atztragekarb aus dem Rayon des Kohlen» Bahnhof«, vom 27. bis 28. vor. Mts.: 6) eine Wafferwaage mit Bleiloth, ungefähr SO ew lang und X. X. gez., au« einem Neubau an der Bismarckstraße, am 28. vor. Mts. Bormittags; 7) eine braun und weißgestreifte Ktnsterwagendeckc, Waffel Muster, au» einem Kinderwagen, welcher «m Hosraum 0e« Grund- stück« Nr. 33 >» der Blüchcrftraße gestandeu hat, am gleichen Tage Nachmittag«: 8) ein Schinken, mittelst Etntzrnch« aus einer Räucherkammer Im Grundstück Nr. 76 der Brandvorwerkftraße. za derselben Zeit; S) ein lederner Geltztzentel mit zwei tchltzffrt« und einem Inhalte von ca. 10.ck. in einem Thaler, einem Zweimark-, zwei Mark- stücken und kleiner Münze, aus einem Riederlaasraume >m Grund- stück Nr. 44 45 am Brühl, am 29. vor. Mt«. Abend«; 10) ein kleine« PnptzkSftchen, darin zwei goldene Tranrinar, gez. .,»l. )l. bez. X. ä. ck. 13. Xorkr. 1881", au« eine« Geschäft«, locale in Nr. 1 der Lolonnadeustraße. zu gleicher Zeit; 11) ein große« Stzerngl«« mit defectem schwarzltdernen Uetzer. zutz, nebst schwarzem Kntternt mit Tragriemen, an« einer Stube m Nr. 25 der Ulrichsgasse, am 28. vor. Mts. Abend«; 12) eine gribwollenc Pfertzttzecke mit roth und blauen Kante», streiken, die aus einem Pserde gelegen, welche- ans dem Blücherplatze gestanden ha», am 29. vor. Mt«. Abend«: 13) ein halbhoher schwarzer Ktlztznt mit grünem halbseidenen Futter und dem Stempel ,,1>eut«cd« lockuartte . welcher zur Schau an rinem Geschäft-local in Nr. 11 der Nicolaistraße gehangen bat zu derselben Zeit: 14- ein gelbsetdencr Utzawl, ein etze«s«lcher von schwarzer Farbe und ein kettztz««»schei» über ei» schwarze« Kleid, au« einer Wohnung in Nr. 40 der valdstraßr, in der Zeit vom 15 bis 30. vor. Mts.; Höhere Schule fltr NS-chen. Die Anmeldung für Schülerinnen sür Ostern 1882 erbitte ich mir in der Woche vom Montag den S. bi« Sonnabend den 14. Januar von 11—12 Uhr morgens. Di« Hauptausiialime findet sür die X. Elaste (erste- Schuljahr) und für die VH. Elaste (vierte- Schuljahr) statt; für die übrigen Elasten, soweit der Platz reicht. Leipzig, den 2. Januttr 1882. Vr. W. R-Itzekt. Nichtamtlicher Theil. Vom Papste. Da» alte Jahr ist zu Ende gegangen, ohne daß die Osficiösen sich Herbeigelaffen hätten, mit demselben die Papst frage zu begraben. Dieses heikle Thema wird auch im neuen Jahre sich im Vordergrund« der politischen Discussion behaupten. Was will der Pontiser? so mnß man immer wieder fragen. Eines ist gewiß: so oft der Papst seinen Mund öffnet, u», Reden zu halten, welche für die Oeffentlichkeit be stimmt sind, kan» man sich nicht genug über den Eontrafl wundern, in welchem die Worte deS „Statthalter- Christi' mit der ganzen Haltung seine« Vorbildes stehen. So verhält eS sich auch mit der bekannten Ansprache, die Leo XIII. am Weihnachtsabend an die ikn beglückwünschenden Car- dinäle gerichtet hat. Tie Christenheit feiert um Weihnachten den Gottgesandten der der Welt durch seine Selbstaufopferung das Heil ge bracht hat und als Kink, umgeben von Mangel und Armutb, in einer Krippe laa. Aber der Stellvertreter Dessen, der nicht hatte, wohin er «ein Haupt legen konnte, weiß da- Weih- »achtssest nur damit zu begehen, daß er über feine schwierige, jeden Tals unerträglich»«-: werdende Lage klagt; der Stellver treter Dessen, der da» Wort gesprochen : „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", jammert am Weihnachtsabend darüber, daß man ihm die weltliche Herrschaft genommen, daß er also nicht mehr wie ein weltlicher Fürst Steuern einzichrn. Polize ausüben, Soldaten halten u. s. w. kann. Unk was für Beweis« bring« er vor, um seine Klagen zu begrünten? Nickt« »IS Entstellungen und ilebertreibungen. Während er die neueste Heiligsprechung mit dem größten Prunke »nd in vollkommenster Ruhe vollzogen bat. behauptet er. er habe deren Pracht auS Rücksichten auf die Sicherheit bedeutend eiiffchränkm müssen und sei ebenso wzscki« gesezerlen .Heiligen „mit saerilegffcdrr (d. i. kirchenräpderffcher). Frech heit" verhöhnt und verspottet, ja „maffenhafd E SPtz lüd -- .. > ^ Pchmutz beworfen" worden. Alt ob es den Italienern bei der bestel-enden Preßfreiheit hätte verwehrt werden können, ei» scharfe« Urtheil über den „unfehlbaren Lehrer der Wahr- eit" zu sprvhen, der es im 19. Iabrbuntert unternahm, ihnen jeisonrn als nachahmen-werthe Tugendmuster vorzusübren. vo« denen einer, rin unvrrbefferlicher Thunichtgnt. abgesehen von allem Andern, schon allein durch seinen phvsischen Schmutz ein Gegenstand des Ekels und «bscheues für seine Zeit- genoffen war. Und während er selbst, von Niemandem behindert, auf die gottlos« Welt hinweist und grollt, reclamirt er die weltliche Herrschaft als nothwendig für die Freiheit und Unabhängig keit seiner geistlichen Macht und klagt darüber, daß man ihm auf sein« Forderung mit Drohungen und Beleidigungen anvvorte und seine Anhänger Rebellen oder Feinde Italien- nenM. Al« ob da» italienische Volk nicht ebenso wie jede antzwce Nation volles Recht dazu bätte, alle Diejenigen, welche ihm seine theuer erkaufte Einbeit nehmen wollen, al lein« Feinde zu betrachten und als solche zu behandeln! Offenbar würde der Papst das Wcihnachtöscst nicht zu einer so unduldsamen, herausfordernden Sprache gegen sem eigenes Vaterland mißbraucht haben, wenn er nicht gerade etzt sich in der Hoffnung wiegle, daß die auswärtige» Mächte hm da- Patrimonium Petri wiederverschaffen und besonders Hürst Btsmarck. der mächtigste Mann unserer Zeit, sich bereit inden lasten würde, seine Stellurg durch ein sog. „Gcsammt- -rotectorat" der Mächte zu sichern. Wir wissen nicht, wer ich erlaubt hat, dem „Heiligen Vater" einzuredcn, der deutsche Reichskanzler gedenke seine rnbinreiche Laufbahn damit zu krönen, daß er durch irgend welche Stärkung der päpstlichen Macht einem Vaterland«: uud seiner Religion Schaden bringen würde. Aber Da- wissen wir. daß eS sich bei den Verhandlungen über die zukünftige Stellung des Papstes, wenn solche über haupt geführt werden, zugleich darum bandelt, die ..Verant wortlichkeit" de» Papste- all unerläßliche Bedingung seiner Unabhängigkeit festzustellcn, d. b. die Mächte in den Stand zu setzen, daß sie den römischen Bischof, falls derselbe sich erlauben sollte, ihre Sicherheit oder gar ihre Cristen; zu be drohen, zur Verantwortung ziehen können. An einen Erfolg derartiger Verhandlungen ist also, da der „oberste Herr und Gebieter der Fürsten und Völker de- Erdkreise-" sich niemals dazu herbeilaffe» wird, seine Souvrränetät irgend wie eiuzu fthGDWv, pickt zu denke«. «änderbarer Weis« erklärt der Papst, obgleich « seine Lage „absolut unverträglich mit der Würde des h. Stuhles" bezeichnet uud sogar noch eine Verschlimmerung derselben Voraussicht, dennoch alle» Weitere abwarten zu wollen. So wird er eö sich den» auch wohl gefallen lasten muffen, daß die Italiener, seiner ewigen Angriffe ans die Einheit und Ruhe ihre- Staates müde, ibn endlich ersuchen, den Staub der ewigen Stadt von den Fußen zu schütteln. Leipzig 3. Januar 1882. Wie sich von selbst versteht, wird, so schreibt man der „Nat.-Ztg.", der Inhalt der kl rchen politischen Vorlage, mit welcher sich dcinuächst daö preußische SlaatSministerium zu l-elchästigen haben wird, geheim gehalten; doch wirk ge flissentlich die Ansicht als wahrscheinlich behandelt, daß eS si zunächst bei allen diesseitigen Plänen um Wadrung dc« Princips der discrctionären Vollmacht handelt. Der Regie rung sind die Wünsche der Curie, welche sich, was auch sonst darüber gesagt werden inag, im Wesentliche» mit den For derungen de« CentruiuS decken, bekannt: den AnSgaug der selbe» bildet nach wie vor die Aushebung des kirchlichen Gerichtshofs als Hanptzugeständniß sür die Erfüllung der modisicirlen Anzeigepflicht. Darin gipfelten auch die Wahr nehniungen, welche Herr von Schlözer bezüglich der Ver- stäiidigungspunete gemacht hatte, und wir haben allen Grund zu der Annahme, daß der ttntcrstaatssccretair vr. Busch in dieser Beziehung kaum eine Veränderung der Lage gesunken hat. Die Berliner Osficiösen schicken die folgende Bc schwichtiaungsnote in die Welt: Am Jahresschlüsse sind wir in der Politik so wenig weiter gekommen, daß die Pessimisten bereits einen schweren Stand haben. Da es bi- jetzt noch nicht schlimmer geworden ist, meint man die Hoffnung hegen zu dürft», eS könne unverhofft auch einmal wieder bester werden. Man will und kann es nicht glauben, daß Fürst Bismarck jetzt gemeinsame Sache mit den ReichSseinden machen wolle gegen die große Schicht deS reich« »reuen Volkes, die zuverlässigste Stütze de« jungen Reiches, das liberale Bürgerthum. Den socialen Reformplänen de« Kanzlers steht keine einzige Partei im Reiche so nahe und so intcressenioS gegen- über wie die liberale, und es wird nie und nimmer gelingen, ohne die Liberalen diese großen Resormarbeiten zu einem Ziele zu führen, welche« für die Weiterentwicklung des Reiches gedeihlich und u»gc jährlich iväre. I» ke.ner einzige» Frage hat sich besonders die Aus saffung de« Lentrums der d«S Fürsten Bismarck verwandter er- wiesen als die der Liberalen. Während aber dle letzter« der per- sönlicheu Freiheit, soweit sie mit der nothwendigen staatlichen Auto- ritit vereinbar ist, ihre Rechte wahren wollen, sind die Ultramontanen eher bestrebt, der individuellen Freiheit Zügel zu lassen, wo sie gegen die Staatsgewalt auszuschlagen verspricht, wie sic allenthalben den Machtbereich der einzelnen Staaten aus Unkosten der Reichseinheit zu erweitern trachten. Wenn man also liberalcrseitS nicht mit allzu düstcrn Gedaaken in da- neue Jahr tritt, so geschieht das in der Annahme, .daß die Logik der Ereignisse den Fürsten Bismarck doch wieder aus den Weg bringen werde, den er nie hätte verlassen sollen. Denn von dem Tage, da er sich vom gemäßigten Liberalis- mus wegwaudte, datiren die Unruhen und Aufregungen in unscrn, inner» staatlichen und gesellschaftlichen Leben, die in tiefster Seele von Jedermann bedauert werden. Daß wenigsten« hierin da» n-nc Jahr uns bessere Zustände bringe, als wir sie »m alten sahen, wolle» wir von Herzen wünschen. Aus der Berliner „Volkszeitung" erfahren wir, daß die Fortschrittspartei beschlossen hat, cinpositives kircken politisches Programm auszustellkn. Bei den thatfäch lichen und erst in den letzten Tagen wieder deutlich hervor getretenen McinungSversctnedenl-eilkn in der Partei wird man gespannt sein dürfen, ob und wie eS gelingt, diesen Vorsatz zur Ausführung zu bringen. Wir fürchten, es wird Mancher unliebsam an Versprechungen erinnert werden, die er in der Wahlbewegung gemacht. Indessen wünschen wir dem Versuche, ein liberale- sirckenpvlitischeS Pro gramm auszustelle». den beste» Fortgang und wollen einstweilen an der Möglichkeit, zu diesem Ziel zu rietkin Ziel zu gelangen, nicht ganz verzweifeln. Aus alle Fälle ist der Versuch kankrnStverth. aus dem Gebiet allgemeiner Rekewen düngen, die in dieser Frage wie kaum in einer ankeren ihr Wesen treiben, herauszutreten und bestimmt und klar diejenigen Beftanbtbeile der kirchenpvlitikchen Gesetzgebung in Preußen zu bezeichnen» welch« unter allen Umständen aufrecht erhalten werden müssen, ebenso wie diejenigen, wehche, im Eifer de« Kämpft« geschaffen, eine unbillige oder unnökdige Härte enthalten »nd dem Frieden zulieb gemildert oder bcleiligl werken können. Wir warte» daS in Aussicht gestellte ortscbrittlichc Programm ab, ehe wir uns über die Mög lichkeit und Wahrscheinlichkeit äußern, daß unter den heutigen Verhältnisse» eine einmüthige Stellungnahme aller Liberale» zu der kirchenpolitischen Frage zu er zielen ist. Daß das liberale Programm auf tö» Beifall der llltramontanen nickt rechnen kann, Kalle» wir von» vorn herein ür selbstverständlich, »»d wir nehmen mit Be-danerii wahr, daß gewisse fortschrittliche Kundgebungen in den Blattern dev CeiitrumS mit unverhohlener Gcnugthuuntz und Anerkennung besprochen werde». Die weiteren gesetzgeberischen Maßrc.zc!» zur Herstellung deS kirchlichen Friedens werden ohne Zweifel nicht mit liberaler Hilse oder wenigstens »»r mit -ganz vereinzelter Zustimmung vo» liberaler Sevte beschlossen werden; sie werden niit Unterstützung des Eenttinns oder gar nicht zu Stande kommen. Diese sichere Ausßcht kars aber die Nationaiiil'eralcn Nicht abbaUen, auch ibrcr.ftitS bestimmt estzustelleu, bis zu weichem Grade eine Rep»siou der Mai gesetze zulässig »uv unschädlich ist. Man schreibt »nS aus Berlin: „Dadieco-uservativicn Blätter bei der Vcrtlielkiguiig de« Verlangens-, ras; die Be amten unweigerlich sür das jeweilige Ministerium zu wirken und zu stimmen haben, in der Behauptung Hortjahre», daß eine liberale Regierung unzweiselhast dastzeibe Verlangen an seine Beamten stellen werde und müsse, so muß daraus hingcwiescn ivcrdeu. daß das liberale Ministerium Gras Schwerin, von diesem Grundsätze in der Zeit der „neuen Acra" durchaus nicht ausgeganqen, vielmehr der Wahlsrei- beik auch der Beamten vollen Raum gelassen hat. In dem Erlasse vom Ockober 1861 werden folgende Grundsätze sür die Wahlen überhaupt und sür die Beamten insbesondere ausgestellt: „Für die Leitung und Ausführung der Wahlen must die Ausgabe maßgebend sein, welche koe Versaßungs« urkunde und das Wahlgesetz au die Wahlen stellai. Diese Aus gabe besteht darin, der Ueberzcugung des Landes voll und unbehindert Ausdruck zu verleihen. Die richtige Anwendung der bestehenden Wablvorschrislen und die Stellung der vollziehenden StaalSgewail z» den Wahlen erächen sich hieraus von selbst." Hinsichtlich der Beamten seiest heißt eS dann in demselben Erlasse dev Grasen Schwerin: „Für ihre Pe-ffon ist den Beamten bei der Ausübung des eigenen Wahlrecht« unverschränkt. wie jeder Mann ihrer Ueberzcugung zu folgen. Stimmt dieselbe nicht mit den Grundsätzen der Staatsregicl-ung überein, so muß von ihnen gefordert werden, daß sie diejenige Zurückhaltung sich aus- erlegen. welche eS ihnen gestattet, bei den Wahlen ihrer Amts pflicht nachzukommcii. Ihr Pflichtgefühl und ihre Ehrenhaftigkeit wird ihnen zunächst den Weg zeigen, aus welchen, sie die Aus übung ihres staatsbürgerlichen Rechte« mit ihrer Amlopflicht in Einklang zu bringen im Stande sind." Und nun vergleiche mau hiermit den spätcrcnWak'lbecinsluffungserlaß desGrascn Eulen- burg, welcher den Beamten Maßregelung und Absetzung aiidrvhte, falls sie gegen die Regierung stimmen würden. In der Debatte über kiesen von der „N. A. Ztg." wieder auSgegrabenen Erlaß aus der ConfliclSzeit, erklärte Gras Schwerin selbst am 28. November 1863 im Abgeordnete» Hause: „Ich denke, meine Herren, eS ist consiatirt, ja ich hotfc, die Regierung selbst wird sich davon überzeugt habe», daß daS alte Reccxt des Herrn von Gerlach. „durch Zucker brot) und Peitsche den preußischen Beamtcustanv zu kressircn", in Preußen nicht anwendbar ist. daß cs die Wirkung nicht hervorbringt, die die Regierung davon beabsichtigt. . . Ich hielt an dem Grundsätze, den ich auch damals (als Minister) vertheidigtc» und »och vcrtheidigc, daß, so lan^e ein Beamter », seiner Stellung als Beamter seine Schuldigkeit thut, und seinem Vorgesetzten gehorcht, ich nicht nach 'seiner politische» Ge sinnung frage." Da» klingt freilich ganz anders als die Theorie von dem „monarchischen Gcsc»i»iitorga»iSmuS", in welchem der Beamte nur eine Marionette sei; allein, wir sind der festen Uebcrreugung, falls einstmals Herr v. Putt- kamer unter einem Ministerium Bennigsen oder Forcken- beck Oberpräsidcnt sein sollte, so wird er keinen Augenblick anstehen, seine eigenen Lehren von der politischen Dienstbar keit der Regierung zu widerrufen und die Grundsätze als richtig auznclkennen, welche Gras Schwerin und »nt ihm die lwcralc Partei von einst und jetzt verfochten haben." Am ersten Januar dieses Jahres ging die Wirksamkeit deö preußischen Kirckengrsetzes vom 1-1. Juli 1880 ru Ende, soweit seine Bestimmungen nicht dauernde Giltig keit haben. Die Paragraphen über den Erlaß des Bisckoss- eidcS, über die Wiederaufnahme der gesperrten Ltaatsleistuiigen. llber die commiffarische Vermögensverwaltung sind sonach fortan aufgehoben, gerade die Bestimmungen, in welchen die sogenannten „tiocrelionäreil Vollmachten" besonders hcrvor- traten. Vor Thoresschluß hat. wie rer „Staalsanzeiger" mittheilt, daö preußische Slaatsministerinm »och beschlossen, die gesperrten Leistungen sür den preußischen Theil rer Erz- diöccse Prag wiedcraufzliiichnicn. DaS Ergebniß der N ach wähl zum Reichstag im zweiten Braunschweigischen Wahlkreis an Stelle teü ver storbenen Abg. v. Heiiicmann ist bis aus wenige »eck aus- stehende Wahlbezirke bereits bekannt. Die Wahl deö Senators Römer (nationallibcral), der in seinem früheren Wahlkreis Hildeöl-eim bei den lctzlen Wahlen gegen den wclsischcn Gras Bennigsen unterlegen war. ist danach gesichert und dem Reichstag eine altbewährte Kraft wicter- gewonncn, die aus liberaler Seite ungern vermißt worden wäre. ES erhielten Römer 1350, vou Eramm 1350 und Bebel 600 Stimmen. Ali Nizami Pascha und Reschid Ben. die Abgesandten deS Sultans an den Kaiser Wilhelm, sind ans der Rück reise von Berlin in Wien ringetrossen. Sic wurden vom Kaiser Franz Joses empfangen und dann zur Hostasel geladen, eine Auszeichnung, die sehr bemerkt worden ist. Auch mit kein Minister de« Auswärtigen Grasen Kalnoku batten sie eine länger« llnterrcdung, in der ihnen viel Schönes »nd Gutes von der „Freundschasl" Oesterreichs sür die Türkei gesagt wurde, von den besten nachbarlichen Gesinnungen, dem Wohlwollen, da» man den Resormabsichtcn des Pakisihak rntgegenbriiige und dergl. mehr. Ueber allgemeine Redens arten ist man aber nicht hinauSgegangen, und ivenn Abdul Hamid gebotst haben sollte, daß seine Sendboten etwas Positiveres mit an da« Goldene Horn bringen würden, so wird er bald um eine traurige Erfahrung reicher sein.
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