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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: 4. Beilage fälschlich in Ausgabe vom 05.01.1882 eingebunden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-06
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1882
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Vrfchetnt täglich früh 6»/, Uhr. Ntöarlion nnd Lrpr-itio» Iohaimesgasje 33> -Prrchliiiiidri, drr Urdartiou: Bormiitag» 10—12 Uhr. Nachmittags —6 Uhr. tz«r ti» Ni»lp"tr >„^rl,i»kl<r vi-nuiccirt« Mccchl stch »«« «ci^cr-c» v!»> >»««,« »er sür »tr nächftf«I,r»»r Nummer bestimmten Anserare a» «»chentane» bis Z Uhr Nachmitt«,», aar«»u- »nv Festtage» srntz bi«'»,v Uhr. I« de« ^ilialrn für Ins.-Änuahmr: ktt« Klemm, Uiilversitätsstrabe 21. Lsuis Lösche. Italharinenstraye 18, p. n»r bi» Uhr. KiWgcr.TiWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,10«. Äbonnrmrnlsvrns viertelt. 4V, Mll., incl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren iur Extrabeilage» ohne Poftbesorberung 39 Mk. mit Pvslbeiöroerung 48 Mk. Inserate bqeipaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten laul uniercm Preis- verzeichn»». Tabellarischer Sah naw höherem Tarif. Krclamen unter den Ukt>nctions>trich die Svaltzeile 50 Ps. Inserate sind ueis an die Epprvntou za senden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung pravuum-'r.iu'io oder durch Post» Nachnahme. K. Freitag den 6. Januar 1882. 76. ZcchMNg. Amtlicher Theil. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wobnhaslciiKnabcn, welche Ostern >880 und Ostern 1881 ans einer der hiesigen Volksschulen entlasten worden oder von einer höheren Schule ab- geaangcn sind, ohne im letzteren Falle daS 15. Lebens jahr vollendet und die Classe erreicht haben, welche diesem Aller nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungsschule sür Knaben verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wobnhaft sind, bei Herrn Director Püschinann, tafern sich sich aber im Bezirke der II. Fortbildungsschule aushallen, bei Herrn Direclor 1)r. Störl zu erfolgen hat; 3) datz auch diejenigen Knabe« anzaneelden sind, welche auS irgend einem Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildung« schule entbunden zu sein glauben; 4) daß hier ciuzicheudc Knaben, welche Ostern 1879, 1880 und 1881 aus einer auswärtigen VolkS- schule entlasten worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tage nach dem Einzüge bei dem Director der Fortbildungsschule ihres Bezirks anzuineldeu sind; t) daß Eltern. Lchrherrcn, Dienstherrschaften und Arbeit gebcr bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 Mark, die im Falle der Nichterlegung in Haft umznwandeln >. die schulpflichtigen Knaben zu dieser An- eldung anzuhalten oder letztere selvst vor- zuuehmen haben. Leipzig, den 2. Januar 1882. Der Nath der Ttadt Leipzig. I)>. Tröndlin. Lchnert. Die am L5. Oktober a. o. verstorbene Frau Marianne Pauüne verw. Vtende geb. Thieriot hat der hiesigen Armem eaffe letztvillig ein Bermächtniß von t Sechstausend Marl «»gesetzt. Für dielen Beweis hochherziger Mildthätigkeit fühlen wir unS gedrungen, der Verewigten unseren innigsten Dank inS Jenseits nackzurusen. Leipzig, den 31. Deeember I88l. DaS Armendirectorlum. Ludwig-Wolf. Zu genauer Nachachtung bringen wir hierdurch die Vor schriften: daß jeder ankommende Fremde, welcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, und wenn diese erst in den Abendstunden erfolgt, am andern Tage Vormittags von seinem Wirtbe bei unserem Fremden«Bureau anzu- meldcn ist, diejenigen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich anfhalten, Anmeldeschein zi . lösen haben, in Erinnerung nnd bemerken, daß Vernachlässigungen derselben mit einer Geldbuße vdn 15 Mark oder verhältnißmäßiger Haftstrafc geahndet werden würden. Leipzig, am 1. Januar 1882. DaS Polizei-Ämt der Stadt Leipzig. Richter. Degner, S. , Im Laufe der lctzlvcrgangencn drei Monate sind die nach verzeichneten Gegenstände bei dem Unterzeichneten Amte als gesunden bcz. herrenlos abgegeben resp. angcmelket worden. Zwei goldene Ringe, zwei Zehnmarkstücke, ein MannSrock, eine granleinene Wagcnplane, drei Swmuckscdern, eine alte OsficierSschärpe, ein goldenes Medaillon, em Soniincruber- zieher, ein Tragkorb mit etwa- Wäsche, zwei Taschenuhren, eine kleine goldene Brochc, eine Wagcnwlnde, zwei Pferde decken, sechs Robrstühlc, eine Bifamboa, ein Ballen Papier, ein Sack mit Tabak, ein Musi, ein Päckchen Wäsche, ein desecte» Velocipede, mebrere LeihbauSscheine, mehrere Porte monnaies bcz. Geldtäschchen mit Geldinhalt, ein Handwagen und einige Regenschirme. Wir fordern die unbekannten Eigenthümer vorgedachter Gegenstände hierdurch auf. sich zur Empfangnahme derselben in der Registratur unseres Commisiariatö zu melde», indem sonst in Gemäßheit tz. 239 dcS Bürgerlichen Gesetzbuchs darüber verfügt werden wird. Gleichzeitig erhalten alle Diejenigen, welche im Jahre 1880 Funvgcgenständc an unS abgcliesert, zu denen sich aber die rechtmäßigen Eiaentbümcr nicht gemeldet babcn, hiermit Beranlasiung, die betreffenden Gegenstände zurückzusorkern, Während sonst auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, am 3. Januar 1882. DaS Poli;ei-An«t der Stadt Leipzig. Richter. Graf. Königliches Kymuallum. .. Attmelyungrn sür Lftera werden entgegengenomme» ,m 10. »1. und 14. Aaauar vo» 10—12 und 3—4 Uhr. Ls wird gebeten, die letzte llenlur des Anzumeldenveu vorzulegen Leipzig, am 10. Trrember 1881. . ' LlekarS Llebter. Nichtamtlicher Theil. Walslreformtn. In denjenigen Blätlcrn. in welchen die Anschauungen der RegierungSkreile wicdcrgegcben zu werden pflegen, wird schon seit längerer Zeit gegen da- im Reiche herrschende Wahl system ein mebr oder minder offener Feldzug eröffnet. ES sollte uns daher nickst wundern, wenn demnächst auch an diesem Puncte eine „Reform" als dringend nöthig vargestelll würde, vorausgesetzt daß sich irgend welche Aussichten erösiuen sollten, mit Vorschlägen ans Abändcrnng dcS Wahl»ied»S durchzudringen. Unstreitig war die Gewährung de» allgemeinen gleichen und direkten LtimmrcchtS ein Schrill von unerhörter Kimnheit, und schon der Besitz dieses so schrankenlos keiner andere» großen Nation zustebcnden Rechtes sollte etwa» vorsichtiger machen in den oft gehörten Klagen über da« dürftig» Maß unserer Freikeite». Es hat schon bei Vereinbarung der nord deutschen BnndeSversasiung auch aus liberaler Seile nicht an Bedenken über dieses schranken- und unterschiedslose Wahlrecht gefehlt. Dasselbe entsprang durchaus der Idee dcS Fürsten BiSinarck; die ReichSvcrsasiung wäre damals vcrmuthlich auch mil einer anderen VertrclungSart zu Stande gckoinmcn. Ein billiger und ruhiger Beobachter wird aber zugeben müssen, daß sich bis jetzt kies höchst freisinnige Wahlrecht wenigstens im Ganzen wohl bewährt bat. Wir haben Zeiten tiefgehender Erregung der unteren Schichten dcS Volke» durchgemacht und macken sie noch durch, obne daß der äußerste Radikalismus allzu viel Boden in der Volksvertretung hätte gewinnen könne». Der in neuester Zeit v hart angeseindete Liberalismus hält auch heute noch in einer ganz überwiegenden Mehrheit die Grenze einer bc- onnenen. mit den realen Verhältnissen rechnenden, staatS- und zesell'chastSerhaltenden Politik fest, mehr als manche der jenigen Bestrebungen, t»e sich heute „conservativ" nennen. Der Unmutb, daß nicht allemal die Volksvertretung den wechselnde» Stimmungen und Absichten der leitenden Kreise vollständig entspricht, sollte doch nicht so weit sichren, in un gerechtester Weise daS herrschende Wahlsystem als gänzlich unhaltbar, verderblich unv verwerflich anzuklagen. Daß wir zu einfachen, klaren parlamentarischen Verhält nissen und zu einer Regierung mit fester Stütze in der Volks vertretung nicht gelangen können, liegt nicht am Wahlsystem, andern an anderen Umständen, über die unS auSzulasien heute zu weit fübren würde. Einen wesentlich ankeren Reichstag würde der Reickskanzler unter den heutigen Verhältnissen auchmik einem WablmoduS nicht zu Stanke bringe», wie er in den deutschen Einzclstaatcn besteht. Man wird bald wieder Ge legenheit baben zu erprobe», ob daS Wahlsystem in Preußen zuivesentlich andcrenErgebnissensükrt al« da« imRciche. Bisher ist die VolkSsiimmung bei den RcicbStagSwahleu immer an nähernd zu demselben Ausdruck gekommen wie bei den LandtagS- wahlen »n den einzelnen Bundesstaate». Allein auch ivenn daS gleiche direkte Wahlreckt sich schlechter bewährt unv zu unbaltbareren Zuständen geführt hätte, als cS in der Thal dar Fall ist. so würde die Entziehung diejeS- einmal verstehend, Recht» den allergrößten Schwierigkeiten und Bedenken unter liegen und voraussichtlich gefährliche Erschütterungen zur Folge haben. Ob man gnt that, dies schrankenlose Wahl recht zu verleiben, konnte ztveistlhaft sein: daß man eS nicht wieder zurücknehmc» kann, ist nicht zweifelhaft. DaS aber muß noch besonders betont werde», daß die Aufwerfung dieser Frage in einer Zeit, die ohnehin schon genug Keime zu Be unruhigungen enthält, im höchsten Grade unzweckmäßig ist. Leipzig, 6. Januar 1882. Die „Vrovinzialcorrespondcnz" bestätigt heute, daß die Einberufung des preußischen Landtags am l-t. d. M. bevorsteht. Aus den lveiteren Mittheilungen dcS kalbamtlichen Blattes ist von Intereste die endliche Bestätigung, daß dem Landtag eine kirchenpolitische Vorlage zügehen wird. Bekanntlich wurde dieS von verschiedenen teilen noch bis in die jüngste Zeit hinein in Abrede gestellt, lieber Inhalt und Ziel dieser Vorlage erfahren wir freilich nichts. Aus dem unendlich langen und phrasenreichcn Artikel über „die Anfänge einer besseren Zeit für die katholische Kirche" irgend einen greifbaren Kern herauszuschälen, wird Niemandem gelingen, c« müßte denn sein, daß die preußische Regierung ihre wei teren Schritte zum kirchlichen Frieden sür derartige hält, daß sie aus die Unterstützung der „Vertreter der katholischen Be völkerung" hoffen zu können glaubt. Daß Vorlagen über die Verstaatlichung mehrerer Eisenbahnen und über die KrciS- und Provinzialordnung für Hannover dem Landtag zuachen werden, war bereit« seil längerer Zeit bekannt. Aus die letztere Vorlage scheint sich die ganze Gesetzgebung zur Ver waltungsrcsorm beschranken zu sollen. Von Gesetzentwürfen zur Steuerreform ist nickt die Rebe, und auch sonst werden größere und neue gesetzgeberische Arbeiten nicht namhaft gemacht; allerlei Ucberraschuugeu könnten aber trotzdem Vor behalten sein. Herr Eugen Richter behauptet in dem neuesten von ihm geschriebenen Artikel, daß der Antrag Windthorst mit erheblicher Mehrheit angenommen werde» wird, da daS überwiegende GroS der Fortschrittspartei dafür stimmen werde. WaS von den Maigesetzen envgiltia aufzugcben ist. daS werde die ForlschrillSpartci näher formuttrcn. Vorarbeiten bierüber seien innerhalb der Fraction im Gange. Tie Fortschritts partei will, so beißt eS weiter, die deutsche Gesetzgebung unabhängig von Rom behandelt wissen, unv darum werde sic die Geldmittel für einen Gesandte» beim päpstlichen Stuhl verweigern. — Zn der Bemerkung der Richlcr'fchcn Corre- spoutenz: „Jedenfalls werden alle Abgeordneten der Scces sionistenpartei aus conscssionell gemischte» LandeStheilen für den Antrag Windthorst stimmen" fügt die „Germania" die lehrreiche Wanzuyg hiiizu: „Wir möchten wünschen, daß die Conscrvativen eS den Führern der Katholiken nicht gar zu schwer machten, die katholischen Stimmen in den gemis len Kreisen den entsckncdenen Liberalen vorzucnthallen und sllr die Conservativen zu sichern." Wer jetzt am meisten in den Fragen deS „CultarkampfeS" bietet, hat in der Folge dir ullramontancn Stimmen in Wahlkreisen, wo ein CentrnmS- mann nicht durchbringt. DaS Geschäft deS Stimmen» schacherS. daS bei den jümgsten Wahlen bereit- zu so großer Blittbe gediehen, wird immer ungeschenter betrieben. — Dir sreiconservalive „Post" bemerkt zu dem Nicht er'sck»en Programm: Ten kirchlichen VerichtSkos scheint der große Kirchcnpotstlker ab- schassen, aber dabei auch so radikal verfahren zu wollen, daß er nicht einmal den Rechtsschutz des Einzelnen, Laien wle Geistliche», gegen Nebergrifse der kirchlichen Gewöllen beibchalten will. Ten Ersatz findet er i» der thunlichst erweiterten Sekbfistandigkett der Gemeind« gegenüber der Kirche, der Gleichberechtigung der religiösen Nürperichasten und die der Erleichterung des AuSirttt», diese weientlich um die «lletn selig machende Eoncurrenz in tlirchensachev z» sörbern. Daß die türseyr, welche die Gemeinden von der Hierarchie unabhängig machen sollen, der kattwliichen Kirche gegen über »Sllig versagen, lehren zwar die Erfahrnnge» Mit den preußt- schen Gesetzen über di« kirchliche Bermogensverwaltung und dir Psarrwabl mit nick» mißzuverstehender Klarheit: nicht minder schlagend iveicht auch der Verlaus der christ- und der altkatholischen Bewegung gegen die Bedeutung der Eoncurrenz gegenüber de» eften «efüge der katholischeu Kirche. Allein da« weiß der große Politiker entweder nicht, oder er glaubt, daß die greisbarstcu Er- ahrungen gegenüber der reinen unverfälschten Doktrin nickt i» Betracht kommen. Beides überaus glücklich« Borauosetzungen sür ein praktisches kirchenpolitisches Programm! Kurzum, das Richter'sche Programm ist nach seinem sachlichen Inhalt völlig wcrlhlos; eS zeigt sich bei diesem ersten Anlaus einer positiven Politik wieder einmal, daß Kritisiren so sehr viel leichter il, als besser machen. Nach der tacltschen Seite, die ja Herr» Richter'» beiondere Stärke ist. erscheint e» werlhvoller. Iniolern eS unter Preisangabe der wei'enilieysten bisher von der Forlschrttts- partei sestgehaltencn Grundsätze den Wünschen des CeiilrumS sich s esällig erweist, unterstützt eS nicht ungeschickt die Tendenz^ des Windttwrst'schen Antrages aus Herstellung eines auch kür de» Staat annehmbaren w«Iu« vivenäi mit der katholischen Kirche. Vivat die klerikal-sortschrittlichr Verbindung! Die vom BreSlaner Domcapitel eimzereichte Vor- chlaqSliste von Eandidatcn für den fürstbisckiösliche» Stuhl ist nach ossiciöser Milkbeilung staatlichcrseilS durchweg ab- zelebut worden, indem säiiimllicke daraus sigurirendcn Per onlichkeiten als minus xratao bezeichnet wurden. — Nach de», „Wests. Bbl." soll die Ernennung de- Eapilular Vicars I)r. Höting in Osnabrück seiten- deS Papstes zum Bischof von Osnabrück nahe bcvorstcbc». In juristischen Kreisen erregt die Erhebung deS Eom- petenz-ConsliclS in der Klagesache des KammerratbS Berling gegen den Landratb v. Bennigsen-Fördcr um o größeres Interesse, als seil dem Inkrafttreten der neuen Iustizgesetze dies der erste Fall ist, wo von der schneidigen Besugniß deS Eingriffs in den geordneten Gang des Rechtes Gebrauch gemacht wird. Die Gründe, aus denen sick Herr von Puttkamer zur Stellung der Conipelcnzsrage ent- chlosien hat, müssen alS ein politisches und psychologisches Rälbsel gelten. Denn c» zweifelt Niemand daran, dag daS ObcrverwaltungSgericht das eingelegte Rechtsmittel abweisen und im Geiste deS hier in Betracht kommenden tz. II de« EinführungSgesetzcS zur neuen Gerichtsverfassung dahin ent- cheiden wird, der Landratb von Bcnnigsen-Fvrder bade eine Amtsbesugnisse überschritten, alö er in der bekannten Manier gegen Herrn Berling vorgegangcn war, und eS müsse deshalb der Gerechtigkeit freier Laus gelassen werden. Oder wäre eS wobt denkbar, daß ein preußisches cht ein Urtheil fällen sollte, wonach jeder beliebige L waltungSbeamtc aus Kosten des guten Rufs von Männern in Ehren u >d Würde» daS Geschäft der Wahlagitation be treiben darf? Da» hieße, die Puttkamer'schen Grundsätze von den politischen Pflichten der Beamten znm StaatSgrund- gesetz erheben. Ja, daS wäre nicht einmal möglich gewesen unter der Herrschaft deS älteren preußischen Gesetzes dom 13. Februar 1851, betreffend die Erhebung der Eompetenz- Consticle. Denn auch nach jene» durch die Rcichsjustizgesctze aufgehobenen Bestimmungen mußten Amts- und Dienst handlungen in Frage stehen, wenn die oberen VerwaltungS behörden das Recht der Gerichte zur Entscheidung irgend einer Klagsachc ansechtcn sollten. Nun wird es aber doch Niemandem einsallcn. zu behaupten, eS sei eine „AnttS- und Dieusthandlung" dcS -Hern, von Bennigsen-Fördcr gewesen, dem Kamnierrath Berling. der ihn dienstlich nickt «»ging, Verdächtigungen von einer Schwere anzuheslen, das; sie, wen» wahr, de» Belasteten vor den Strafrichter und mit größter Wahrscheinlichkeit direct in daS Zuchthaus geführt haben würden. I» der bairischen Kammer der Abgeordneten ist eS am Mittwoch sehr stürmisch zugegangen. Wie schon gestern kurz erwähnt, erklärte bei der Bcrallmng de» Etats des ÄaatS- ministeriumS, deS königl. HauscS und des Aeußern beim Postulat für die Gesandtschaften der Abg. Herz, daß er feinen früheren Antrag aus Aushebung der Gesandtschaften, weil derselbe aussichtslos fci, nicht wiederholen wolle; er berührt aber den Vorfall mit Herrn von Rudhardl beim Reichskanzler, wobei die Ehre Baiernü und seine» Gesandten rücksichtslos verletzt worden sei. Dieser Anlaß berechtige zu der Frage, ob cs nickt besser sei, den Berliner GcscmdlsschastSposten überhaupt em>;»l,cbcn Abg. SchelS ist über den Vorfall der gleichen Ansicht; er bezeichnet denselben als einen unerhörten und spricht mil großer Schärfe über die Angelegenheit. Abg. Kopp ist der gleichen Ansicht wie die Vorredner; eS sei die Ausgabe, dafür zu sorgen, daß Minister am Platze seien, welche die Ebrc de» Lande« zu schützen wissen. StaatSminister Freiherr von Crailsheim erwiderte: er stehe aus dem Stankpuncle des Vorredner«; eS würden sich niemals in Baiern Minister finden, die anderer Ansicht sind. Wenn der Vorgang in der Hoffnung angeregt worden sei, daß er über dcnseloen eine authentische Darlegung gebe, so bedauere er. daß er dieser ^ ofsnung nicht entsprechen könne. Es handle sich um einen intimen organg und er sei nicht berechtigt, hierüber Mitll>eilu»acn zu macken. Die Berichte, welche die Presse über denseloen gebracht habe, seien größtentheil« übertrieben gewesen. Abg Schel«: Die Kammer, welche daS Geld bewilligen soll, habe daS Recht, Ausschluß zu verlangen. Wenn dies nicht in der Kammer geschehen könne, so werte eS koch wohl im Ausschuß fein können; er beantrage deshalb taö Postulat für die Ge sandtschaften an den Ausschuß zurückzuvcrweiscn. Nach kurzer Erörterung wird dieser Antrag abgelebnt — die Linke mit einem Theil der Rechte» stimmte dagegen — und da» Postu lat wird genehmigt. Der MinisterialtiSpositiondfondS wird auch bei diesem Etat abgelehnt. Au« Prag wird nn» weiter vom 4. d. M. gemeldet „Die czechische Agitation gegen deutsches Schrist thum und die literarische Production Deutschlands bat hier im Lause der jüngsten Tage ihren Höbrpunct erreicht Rieger hielt im czeckischen National-Vcrcin eine wülhent fanatische Red«, in der er unter Andern, sagte, inan dürfe in Böhmen die „gedruckten politisch literarischen Niederträchtig keiten der Deutschen, diefcr lausendjähr-gen Erzseinke der Slaven. nicht länger dulden. In keinem ezechiscben Hauke in Heiner czechische» Familie dürsten zukunslig deutsche Zeit schriften oder Bücher gelesen werken, deren Herausgeber »nd Verfasser Feinde der böhmischen Nation nnd alS solche jeden Augenblick bereit feien, wie sie cS schon oftmals und erst vor fünfzehn Jahren gethan, in nnicr Land zu brechen, um eS allen Schrecknissen der KriegSsurie preiözugeben." — Diesen und ähnlichen Worten Rieger'S folgten miimtcnlang dayernde, geradezu betäubende Slavaruse. die kurz vor dem Schlüsse der Verhandlungen sich fast noch lärmender wieder holten. al« nämlich die e zechjschen Buchhändler Prags erklären ließen, sie Kälten schon seit längerer Zeit mit alle» jenen deutschen VerlagSsirmen, die slavcnfcttidlichc Jour nale, Zeitschriften oder Vlicker verlege». jeden Geschästttzoer- kchr abgebrochen. — Diese neueste czechische Agitation Hegen daö literarische Tcutschlbui» soll sich selbstverständlich nicht allein aus Prag, sondern ans ganz Böhmen, Mähren und Oesterreich isch-S ch testen erstrecke»." Der Abgeordnete Teuschl zeigte, wie die „F. Z * au» Wicn meldet, dem Präsidium des Reichsraths an, e»iß er ein Mandat als Vertreter der Tricster Haiitelska r»mer nieterlege, weil ibm die pslichtgetrcue Anoubung seine» Mandats unlcr den gegcnwärligen Veebällmsie» umaoglich ei. In einem längeren Schreiben au die Handelst»»»»«» agt Teuschl. aus die bekannte» Worte des Kaisers ststgug nehmend: er nehme die volle Verantwortlichkeit seiner Hand lungen aus sich. Er habe die kaiserlichen Worte ebrsurchisvoll clltgegcngenoiiimc», doch müsie er nach Prüfung secne? Hand lungsweise sage», daß er sich nie von der sachlichen Beurlt'eilung der Regiermigsmaßrcgcl» entfernt bade. Er bade in gewissen hafter Ueberzeugnng sür die Inlercsien der Stadt, für das Wohlergehen und die Machtstellung des Reiches s.cwirkk. Sein Schreibe» schließt mil der Anzeige der MiankalS- niedcrlegung. Man schreibt u»S aus Wien vom 4. d. Ai r „Zur Papstsrage will man in diesigen aristolratisch-sultra- montauen Kreisen Mittbcilungen auS Rom «rballen haben, welche daraus Hinweisen, daß bezüglich der Lösung jener Frage alle Nachrichten der deutschen Blätter nuil Miß trauen auszunchmen seien." Unser Wiener Berichterstatter meldet unS wciüer vom d.: „DaS 30. Iägcr-Balaillv», bisher in Zn arm garni» vnirenv, hat M arscdbes e b l nach Süddalinatien erhalten. In militärischen Kreisen verlautet, daß demnächst noch andere Jäger-Bataillone »ach Dalmatien abgchen sollen. — Ein oebcn aus Rom eingegangeneS Telegramm meldet, daS in Neapel erscheinende Hauptorgan der Irrikcntisten „I-'Italia ckegli Italiani" sei gestern wegen eines gegen die öster reichische Armee gerichteten SchmähartikelS von der Be hörde in Neapel beschlagnahmt worden." AuS Rom wird unS vom 2. d. geschrieben: „Seit einigen Lage» macke» sich' die diesigen Journale nicht wenig üvcr den „Wohllhätigkeitssiim" deS Grasen HicronimnS Mastai lustig, der, alS Großneffe deS verstorbenen Papstes PiuS IX., gegen den Rcdacleur des in Montpellier erscheinenden „LS- 'ublieaiu «In Hlicli' einen Eutschädigungöproceß angestreugt hatte, weil Jener eine Skandalschrist gegen PiuS IX. unter -» seareta ckv I'm IX." veröl hatte, dem Titel: »Das mnaur» DaS Gericht in Montpellier bat auch wirklich auf eine au den Grasen Mastai zu leistende Entschädigungssumme von 60,000 FrcS. erkannt, welche, wie nltramontane Blätter ?ompbasl verkünden, der Graf einem „WobllbätigkcilSzwecke" zuzuwcnkcn gedenke. Da indeß letzterer nicht näher bezeichnet worden, so behaupten die liberale» Journale die angebiichc Wobltkätigkcit deS Grasen sei nichts als bloße Flunkerei und er beabsichtige jene 60,000 FrcS. i» seine Tasche zu stecken, falls sic überhaupt von dem verurlhcillen Redacteur Leo Fcril eindringlich seien. Der „Onservatoro UolULllti" pro- lcstirl freilich gegen diese „Verleumdung", sinket aber im Publicum nur wenig Glauben." Der römische Correspendent der „Neuen Freien Prelle" erfährt von maßgebender Seite, der deutsche Botschafter von Keudell habe aus eine Anfrage M ancini' S, ob Für st Bismarck wirklich im Sinne bade, die römische Frage anzu- regen, geantwortet, ibm sei davon gar RichlS bekannt. Beim Neiijabrscinpsange der Deputation dor Kammer äußerte König Huinbert, demselben Eorrcspondcnten zufolge, auf die Frage eines Teputirtcn: „Die Beziehungen uvischen Italien und dem Papste sind innere Angclegcnhcilcn; Niemand anders al» wir hat sich damit zu beschäftigen". Man schreibt unS auS Petersburg vom 31. Deeember: JedeSmal, wenn die Rede von irgend einer Veränderung in der Organisation der Spitzen der administrativen Staats gewalt ist, tauchen gleichzeitig wieder Gerückte über de» bevor stehenden Rücktritt tcö Grasen Ignaticss ans. Auch jetzt, wo die Institution eines unabbängigcn Polizeiniiniste- riuniS, mit dem General Tschercwin als Cbes. in ge» wissen Kreisen sür beschlossen angesehen wird, erzählt man sich, Gras Ignaticss werde seinen Posten als Minister dcS Innern verlassen, weil er vo» den ibm jetzt znstobenden Eompclrnzen nichts opsorn wolle. Es scheint das kein Grund ru sein, baß den Grasen Ignaticss eine Verringerung seiner Macht wie seiner Lasten so cmpsindlich bcrübrei, sollte, daß er deshalb von seinem Posten zurückträte. Sicher ist übrige»-, daßGras Ignaticss entschieden gegen die Bildung cmeö i csondercn PolizeiministeriuinS ist, noch mebr aber gegen las Ergreifen außer ordentlicher Maßregeln im Interesse eines verstärk len S laatS- schutzeS. Eö beißt auch, daß er a»S der letzteren Frage eine CadinetSfrage gemacht bade. Dem Ministerium dcS Innern nahestehende Personen versichern, Ignaticss werde auch diesmal den Sieg über die Partei der .,Weinen" davonlragcn. So heißt nämtich eine bei Hose sehr beliebte Partei, zu welcher auch die „Heilige Trnsckina" gekört, weiche gern den Belagerungszustand über ganz Rußland verhängen möchte. Jene Partei bat cs auch durchgesetzt, daß das Attentat gegen General Tschercwin bei Hos als eine Kundgebung der Nihilisten angesehen wird. Das ist aber nicht der Fall, da ja die Nihilisten selbst scbr energisch sich dagegen verwahren, daß Sankow - ki unv Melnik o w zu ibrer Partei gekörten. Sankcwüki scheint viel daran zu liegen, als gefährlicher Staatsverbrecher bclrachlct unk als solcher bestraft zu werden. Sibirien dürste ibm wohl sicher sein." — Weiter wird unS anö der russischen Hauptstadt gemeldet: „DaS „Journal de St. P« lersbourg" protestirl entschieden gegen daS Arrangement, durch welche» die Tribute vo» Bulgarien nnb Ost-Rninrlien den Bondbolter» zugesprochen werden sollen. Das ossteioie Organ betont nachdrücklich die Priorität der russischen Kriegs entschädigung und meint, daß Rußland Ursache babe-c könnte, gegen die Zahinngspslicht Bulgariens nachsichtig z» sein, aber keine Veranlasinng bade, die Boiitbolders ans Kosten der Balkanländer nnd Rußlands ;u befriedigen. Weiter pretestirt auch das „Journal de St. P> lersbourg" gegen die von Seiten der Pforte mit loo.ooo türli'chcn Pfunden crsolglc Beincsinng dcS bulgarischen Tributs. Serbien bade bis 1878 1000, Numänie» 8000 Pfund gezahlt; von Bulgarion ko»»!.' man also nach seiner BevölkerungSzisscr höchsten- 5000 Pfund, also nur daS Zwanzigstel ven der Forderung der Pforte verlangen."
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