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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-12
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uktarlisn »«t Lr»E« g»tz»»»e«g,ss« 3S. L^rrchünn-rn drr Krd«ti«»: vormittag« 10—IS ltyr. Nachmittag« —S Uhr. ! «, Vi-naiett»», »»ch< ßch »«e Nee«cl>«» mm MMr N«che»t«ge» hi» 1 Uhr «» r«»«» >>«» -estt«,k» früh hi« '< A«>«hm« »er für »te nichKssl^«»« »«««er heftim«»»« I»ser«te »» 3n -rn /ilialrn siir 2«s.-^anah»e: Ott« Sie««. Unlvers>töt«straste »1. L«nt» Lüsche, Lalharineiistraßt 18, p. ««r »i« Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 12,1«v. Abonnrmrnisprns vicrtr-ij. 1»/, MH., incl. Brinaerlobn 5 Mt., durch dir Post bezogen 6 Ms. Jede rinzeliie Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage, obnr Pvftbcsörderuiig '>0 Mk. «ttl Poslociördcrung 48 Mk. Ililrrotk bgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unjercm Preis- verzelchnig. Tabellarischer Tay nach höherem Tans. Herlamrn unter Leu Uednctionaltrich die Svailzeile SU Pf. Inserate sind iieis an die Expcütti«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnrouumenrmio oder durch Pok- »achnahme. 12. Donnerstag den 12. Januar 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtkanutinichlms. Da» königliche Ministerrum des Jui.ern hat durch Ver ordnung vom 3. d. M. dir durch Verordnung vom 16. Deeem- ber vorigen JakreS sostgrsetzle Beschränkung bezüglich de» Ab trieb» von Schafen au» dem Piassendorser Fettviehhose, »ach welcher die Schafe ausschließlich Privatschlachlhäusern in der Stadt Leipzig zur al-baidigen Abschlachtung zuaefllhrt werden dursten, wieder ausgehoben, auch die Auüsuhr von Ziege« aus dem Pfaffendorser Fettvirhhofe ebensall» ganz ivieder frrigegcbe». Solches wird im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 20. Decembcr vorigen Jahre» andnrch mit dem Bemerken bekannt gemacht, dag eS bei dem in unserer Bekanntmachung vom 8. Decembcr vorigen Jahre« erlassenen Verbote de» Ab trieb« und der AnSsuhr von Rindvieh jeden Aller» von dem genannten Biehhofe bi» aus Weitere« zu bewenden hat. Leipzig, den 9. Januar t882. Der -tath der Stadt Letpzla. , i. Ri, lebhaftester Erörterung in allen politischen »reisen. Heu ' Or. Georgs. lichter. Vrkauntmachll«-. Ein hiesiger Burger, dessen Name nicht genannt werden soll, hat au« Anlaß de« erschütternden BrandunqlückeS in Wien der in, Jahre 1880 begründeten Ioha«»a»Httft««g siir gse«erwehrle«te zur Belohnung besonder- guter Leistungen der Chargitten und der Feuerwehrleute der hiesigen Berussfeuerwebr, sowie zur Unterstützung solcher Mitglieder dieser Feuerwehr, welche durch Krankheit oder sonst m be drängte Lage gekommen sind. »0« Mar- überwiesen, wofür wir hierdurch unfern aufrichtigsten Dank aussprechen. Leipzig, am 7. Januar 1882. Der Rath der Stadt Hetpzt vr. Trvnvlin. Henmg Wo in der heutigen Lage ein zwingender Anlaß gegeben war. so chwierige und zarte Fragen anzuregen, wie die der Stellung der Krone im constitntionellen Staat, vermögen wir nicht zu erkennen. In Preußen und Deutschland ist die monar chische Staatsform so fest begründet und so allseitig al« un antastbar anerkannt^ e» ist hier ein so besonnener und gr ünde: Ausgleich zwischen Fürsten- und Bolksrechten getroffen, unser ConstitutionaliSmu» hält sich im Ganzen so frei von den anderwärts zu Tage tretenden Ausschreitungen, daß man die Berechtigung durchaus nicht zugeben kann, diese Grund lagen unsere« BersassungSIcbenS alS bedroht und gefährdet darzustellen. Zu einem BerfassuugSconflict in dem Sinne, den da» Wert mit der Zeit angenommen, sehen wir »irgend« eine» Grund oder Anlaß, »nv wenn man sich gebervet, al» ob ein olchcr unvermeidlich hcrausziehe, und leichthin mit den damit verbundenen schweren Krisen spielt, so können wir die» nur im höchsten Grade bedauern. Der Erlaß hat nirgends den Eindruck gemacht, als wehre er unberechtigte Augrisse gegen die monarchischen Bestandlheile der preußischen Verfassung ab. ondern alS bereile er vielmehr aus Augrisse gegen das con- litulionelle System vor. Wir wollen gleichwohl so ungemein weittragende Folgerungen darin nicht erblicken: wir seiwn in der Fragestellung von teni Umfang drS Rechts der Krone einstweilen nur die Anregung einer ziemlich müßigen akademi eben Streitfrage, der wir eine praktische Bedeutung gegenwärtige» Augenblick nicht zu zuerkenlicn vermöge». Nur sehr mittelbar im Zusammenhang mit dieser Frage kehl die andere über die Verpflichtung der Beamten zur lnterstützung der Regieru»gSpolit>k. Die ganze unabhängige, rlbst die Vekanktruachims. feptember 1837 Hierselbst Der am l. September 1837 Hierselbst geborene Schlosser Vtorttz Theodor Dehler, welcher zur Fürsorge für sein im hiesigen Waisenhausc untergcbrachte» Kind anzuhalten, testen Aufenthalt z. Z. aber unbekannt ist, soll sich dem ver> nehmen nach in Leipzig aufhalten. Da jedoch die Woynung Ochler'« Hierselbst nicht hat er mittelt werden können, so ersuchen wir alle Diejenigen, welche Auskunft hierüber zu geben vermögen, der Unterzeichneten Be hörde baldigst hiervon Mitteilung zu machen. Leipzig, am 7. Januar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen 4l«»t. Ludwig-Wolf. Wendt. Holz-Auction. „.den SO. Januar d. I. sollen im Burgauer Forstreviere aus dem Millelwaldschlagc in Abtheilung 7 in der Nähe des ForsthauseS: I. von Vormittag- 0 Uhr an: l3 Raummeter Elchen-Nntzscheite. 236 - Eichen- 64 Raummeter Buchen-, 12 . Eschen- 31 - Rüstern-, 5 « Ellern- und 8 Raummeter Lindem Breaasehette und 16 Raummeter Weide«-Rolle«, ferner: H. von Vormittag» 11 Uhr an: cm 80 starke Abranmhaufen unter de» im Termine öffentlich ciuSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgcbote verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwaldschlage am Forst- hau- Burgaue. Leipzig, den 7. Januar 1882. De» Rath» Aorsk-Depntatto«. Vckaiwtmachun-. Da» vom Stadtrath j« Loldip unterm SO. September 1877 für den Laufbursche, -ran, Moritz Müler au« Lvtt» -««gestellte Dieustbuch ist abhandeu gekommen und wird hierdurch für «»gütig erklärt. Leipzig, am S. Iauuar 188S. Da» P»li,et-A»t der Stadt Lripzio. Richter.Rfdr. Falbix Holr-Aucttim. 8» Universität«»«!»» bei Lirherlmotrtni^solleu i»ersitl Mittwoch. de« 18. Aonnor von Vormittag« 10 Uhr au 6 Raummeter eichene Nupscheite, 48 - i 12 - birkene r Vrruoscheite, 7 » erleae I 20 - eichene Rollen, SO . harte« Brocke». u»d Spanholz 77 » eichene« Stockholz, 302 Laubholz-Langhaufen und 34,50 Dellenhunden hatte« Reißigbnubhol, gegen Erlegung der geordneten Anzahlungen und unter den so« t bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Versammln«,: a«s dem «chl«,e »« der Mies«. Leipzig» o« 7. Januar 188L ll«t»ersit1t«->ent»»t. Sras. Schulr za Reudnitz. Die Lnmelbung der Ostern e. schulpflichtig werdenden Kinder er folgt vom 1». bi« Ä. d. M.. Vorm. >0—IS und Roch«. S—4 Uhr i» der Schub-Eppe di klon outer Vorlegung de« Taus- «ob Impfschein«. vr. Mtttptock, Direktor. Nichtamtlicher Thetl. Inr tkaaie schreibt di« „Rationaliiberalc Correspondrnz": Noch unmer biltcl der Erlaß vom 4. Januar den Gegenstand davon, daß demnächst ein im RcichSamte de» Innern auS- gearbeitetes General-Register zu den Drucksachen und Protokollen de« BundeSralbS (einschließlich de« BundeSralbS des deutschen Zoll- und HandclSvereinS und de« BundeSralbS für Elsaß- Lothringen) für die Jahre 1867—l88t erscheinen unk zur Vertheilung gelangen werde. Der Vorschlag de« Vorsitzenden, die Vorlagen, bctressend die Zulasiung gemischlcr Prival- traositlager von Getreide in Pillau und in Constanz, in eiuer der nächsten Sitzungen zur Berathung und Veschlußnabme zu bringen, sank die Zustimmung der Versammlung. Se dan« nahm die Versammlung Kcnntniß von den Vorlagen, bctressend eine Zusatz Erklärung zur ReblauS-Eonvcntion vom 3. November 1881. den Geschäftsbericht des BuudeSamlS für daS Heiinakhwcsen für 1880/8l, den deutsch-italienischen vom 3l. Decembcr 1865» und die SchisfsahrtS- ui l4. Oktober 1867, sowie betreffend die Einstellung eines Verfahren« wegen Beleidigung des Bundes ratb«. Endlich wurden mehrere Eingaben, betresscud die Zvlltarisirung von gebranntem Eacao, die Ermäßigung des EingangSzollS fürHolzpapiorstoss im teigarttgen Zuslande und die statistische Gebühr siir Steinkohlen, den zuständigen Ausschüssen überwiese». Die gemischte Com Mission für Errichtung deSRcickS- tagSgebüude« hielt am Montag Abend um 9 Mir im Reicksaml deS Innern ihre erste, constiluirciide Sitznug. Zum Vorsitzenden mit dem Recht, sich eine» Stellvertreter zu sub- stituiren, wurde durch Acclamalion StaalSsecretair v Boet- t ich er gewählt. ES wurde sodann eine Sub-Commission für da» Bauprogramm niedcrgesctzl; dieselbe besteht auS den 5 Mitgliedern Dr. ch. Forckeubeck, Gras Klcist-Schincnrin, von Levetzow, Senator Krüger, Graf v. Lerchcnseld. Geh. Ober- > den 3 Anbi- . . „ . . . ES wurde so- kam. sich ilberclnstiinnitnd gegen ein System erklärt, da« den > dann der Beschluß gefaßt, die Summe für den Grundcrwerb Beamten zu einem willenlosen Werkzeug wechselnder Re-1 de» ReichSkaaSgebäudc» in den Nachlraa-etat rinzustcllc», da- g,erringen erniedrigen würde, und bal damit unzweifelhaft I gxgcn die Beschlußsasiung über da» PräMal-Gcbäude vertagt. im - aemäßigt cönfcrvälive Presse hat. alS der Gegenstand RegierungSrath Lticberdin'a (als Referent) unk bei de» Wahltcbattcn IM ReichSlag zuerst zur Verhandlung ^ tckten Bauräthen Adler, Ende und PersiuS. < nur der überwiegenden öffentlichen Meinung Ausdruck gegeben. Huch die Gutheißung dieser Theorie durch den Erlaß vom Januar wird in der Ucbcrzeugung nicht irre machen können, daß die neueste Lehre von der Pflicht der Beamten von un gesunden und nachtheiligcn Grundsätzen auSgeht, da» Slreber- thum befördern, tüchtige selbstbewußte Kräfte abschreckcn muß und damit den Werth des Bcaintentlium» nur horabdrücken kan». Ein Vergleich de» deutschen Bcamtcnlhum» etwa mit dem französischen oder amerikanischen sollt« doch schon ab halten, die Beamten auf die jeweiligen politischen Ansichten der Machthaber einschwören zu wölken. Wir meinen auch, die Regierung Kälte sich im Allgemeinen Uber den Eifer der BcrwalkuugSdcaiutcn bei den Wahlen nickt zu beklagen, und öS wäre viel mehr in ihrem Interesse zelegcn, diese Angelegenheit möglichst aus sich beruhen zu asscn, alS sie dermaßen ans die Spitze zu treiben und sie zu einer Streitfrage ersten Range« zu steigern, die ihre Lösung vor der öffentlichen Meinung und in den Kreisen der Beamten selbst unmöglich im Sinne de« Herrn v. Putlkanier finden kann. — Auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung nimmt nunmehr da- Wort zu dieser Kundgebung. I)aS cfsieiöse Blatt schreibt wörtlich Folgende«: Der Eindruck des königlichen Erlasst« an daS StaatS- mlnisterium scheint in den liberalen Kreisen ein tieferer zu sein, ol der der Eröffnung-botlckiast war. Diese wurde trotz ihres hoch- bedeutsamen und im Ausland überall vollkommen gewürdigten In halts unter das Schema einer Rcgierungskundgevung verwiesen. Nur so ist eS erklärlich, daß man i» liberalen Blättern eine Rede Richter's als Antwort auf die Botschaft hinstellen konnte. Und doch war der persönliche Charakicr jenem Aktenstück in allen Zügen ausgeprägt und sollte ihm ausgeprägt sein. Den Kaiser hat, wie man wohl annehmen darf, die Auffassung seiner Botichast uud besonders die parlamentarische Behandlung seiner Stellung iu neuerlichen ReichStagöredcn, namentlich auch in der Rede des Herrn von Bennigsen, bewogen, eine zweite noch nachdrücklichere Kundgebung der Auffassung über seine Stellung als Monarch zunächst an daS Ltaatsministcrium, durch dieses ober an die parlamentarischen Körperschaften und an das gelammte Volk gelangen zu lassen. Herr von Bennigsen hat, wie man sich ettnnett, dem Minister des Innern einen Vorwurf daran- gemacht, daß er den Beamten, wclck>« die Regierung bei den Wahlen unter stützen, den Dank des Königs in Aussicht gestellt hatte. Herr von Beuniasen hatte ferner die Rede des Minister- dahin aus- gefaßt, al- solle daS ganze Beamtenthum zur Bersüguny des jeweilige» Ministeriums stehen. Es handclt sich aber nicht um die Personen des jeweiligen Ministeriums, sondern» m den monarchische »Willen, drr in den großen Angelegenheiten des Staates ein stetiger ist. Se. Majestät will nicht, daß die Unverletzlichkeit der Person des König«, die in Preußen jederzeit geachtet worden, und die durch einen Bersassnng«arlikcl wohl bestätigt, aber nicht eingesührt ist, dafür angesehen werde, als ob sie den persönlichen RegiernngS aeten die Natur selbstständiger Entschließungen benommen hätte. Denn eine Anzahl liberaler Blätter dem Erlaß gegenüber auS- rust, da« Wort: ls roi rötzne, m»iz U uo xouvsrn»- p«u behalte nach wie vor iu Preußen staatsrechtliche Giltigkeit, so kann es nicht- Falscheres geben. Dieser Satz, der höchstens als blendende Phrase, nicht als eine staatsrechtliche Norm bezeichnet werden kann, hat auch nach Einsührung der B rsassuug in Preußen niemals Geltung gehabt und niemals haben tollen. Der ehrlich über staatliche Einrichtungen nachgedacht hat, weiß, daß das reiner, dem das guuveimer entgegengesetzt wird, keinen Inhalt hat, als den leerer Repräsentation. Wo jenes französische Watt gilt, da rhut der König überhaupt nichts, wo aber ein leben dige- KSuigthum besteht, da regiert auch der König, uud nur durch da« Regieren ist er König. Tic Verfassung hat in Preußen nur die Wirkung, eiae«iheil« einen Krei« der Regierungsihäiigleit an Gesetze zu binden, andererseits den König mit verantwortlichen Rath geben, zu umgeben, welche aber doch darum sein« Organ« bleiben »nd nicht die Organe eines Parlaments werden. welches in Wahr heit regiert, während die Genehmigung des Königs (dann besteh« jeue« sog. reiner) höchsten« etwa die Bedeutung behält, daß ein Staa»«ack abgeschlossen ist. Die liberale Presse kündigt bereit« an, daß der königliche Erlaß zum Gegenstand der Besprechung im Reichst»«« gemacht werde» soll. Berechttgt wird da« jedeusall« erst dann gcscheden kön. neu. »eou der Erlaß, na« allerdings nicht unmöglich, selten« de« Reichskanzler« auch zur Kruniniß de« Reichstag« gebracht werden sollte. Glelck'zeittq schreibt die „Norddeutsche Allstem. Zeitung" In Berlin circulirt eine in Folge de« neuesten Allerhöchsten Erlasse» an Se. Majestät den Kaiser und König gerichletc Dankadresse, die äußerst zahlreiche Unterschrijlen findet. Leipzig, 12. Iauuar 1882. In der am Montag unter dem Vorsitz« de» Slaat»- ministerL von Bettücher adgehaltenen Plenarsitzung de» BundrSrathS machte der Vorsitzende zunächst Miltheilung Zum Schluß gab SlaatSsecretair v. Vottlicker rin Expos» über die Zeiteintheilung für die Arbeiten drr Commission. Die nationalliberale Fraction hat in ihrer Sitzung am Dien-tag zu dem Antrag Windthor st Stellung ge nommen. Da» JutcrnirungSgcsetz ist im Reiche erlassen aus Antrag der preußischen Negierung, welche kiese Hilfe de« Reicks zur wirksamen AuSsühruna der svgenannlcu Maigcsetze zu hodürsen glaubte. Bis jetzt sind weder jeue Maigejetze aufgehoben worden, noch hat die preußische Negierung im Reiche erklärt, daß sie daS Internir»ng«grsey nicht mehr bc dürfe. Unter diesen Umständen haben Diejenigen, welche dir« Gesotz feiner Zeit bewilligt haben, keine Veranlassung, cö jetzt zu beseitigen. Diesen Gedanken wird die nationallibe rale Fraktion im Reichstage vertreten und demgemäß den Antrag Windthorst einfach ablchnen. Sclb-lverstäiid lich wird sie von diesem Stankpuncte auS auch gegen etwaige Anträge auf commissarische Berathung oder auf uiolivirlc Tagesordnung stimmen. Fürst Bismarck hat auf die Depesche der SchlcSwigcr Zünftler, welche für daS Kleingewerbe obligatorische Ge »osscnschastcn fordern, geantwortet: „Ich hoffe, daß der Gedanke obligatorischer Genossenschaften schon bei den diesjährigen RcichSlagSvcrhandlunaen in Bezug auf die Unfallversicherung zur Anerkennung gebracht und damit eine Grundlage gewonnen werden wird, um denselben auch behuso welkerer socialer und wirthschasllicbcr Reformen nutzbar zu machen. Um den daraus gerichteten Bestrebungen der Ne gierung den Erfolg zu sichern, ist aber natürlich die Milwir kung der parlamentarischen Körperschaften nölhig." Die Commission für die Vorlage wegen der BerusS- statistik hat am DienStag die Ausnahme einer Vichsta list i k ganz abgclchnt. Der durchschlagende Grund dafür war, daß ine letzte Viehzählung im Januar vorgenoinmen Worte» ist. die neue dagegen in den Sommer, d. h. in die Zeit des durch die Frllhjabrsgeburten besonder- erhöhten VichslandcS fallen und dadurch zur Vergleichung gegen die früheren unbrauchbar sein würde. Im klebrigen wurde der Gcsetzculwurs cnl sprechend den Beschlüssen der ersten Lesung angenommen. Die Gesellschaft Barmer Wirthe bat sich mit einer ein gebende» Petition um Regelung deS Gast- und Sedank wirthschaflSwesen» an den Reichstag gewandt. Cs kehren in derselben die früheren Klagen über die polizeiliche Handhabung der CoirccssionSschranbc und die im Verhältnisse zu den Rechten drr Wirthe ungleiche Besteuerung, über «Strafanzeigen wegen Branntmein-ÄuSschankS und endlich über die Concurrenz drr Bierverleger wieder. Die Pctenlcn kom men aus folgende Forderungen hinaus: l) daß alle Wirlh schastSconcessionen in Bezug aus die Verabreichung von Speise» und Getränken unbeschränkt und in vollem Umfange erlkcill werten: 2) daß der Dctailverkaus in Maaßen und Flalche», sei eS Branntwein oder Bier, nur den Wirlhschaste» gestattet sei; 3) daß die Concessionen im Vcrhältniß zur Einwohner zahl vertheill werden sollen, wobei ledocd Hasen-, Handels oder Fabrikslädte zur ausgedehnteren Berücksichtigung gelangen dürfen; 4) daß die bezüglichen GesctzeSparagraphc» eine der arl präcise Fassung erhallen, daß der Vermallungsbebörkc bei Prüfung der Bedürsnißsrage und bei Abgabe ihres Gutachtens über die Person der Gesuchsteller und die sanilälliche Zweck Mäßigkeit der Locale jede Gelegenheit zur willkürliche» An Wendung ihrer Machtbefugnisse abgeschnitten sei. In den Pariser Blättern ist jetzt alltäglich viel tbörichteS Gerede aus Rom und Berlin zu lesen, bei dem man nur bedaurrn muß, daß der theuere Telegraph zur Beförderung in Anspruch genommen ist. So stritt heule wieder in der „France" eine lange Berliner Depesche zu lesen, wonach Kaiser Wilhelm die Regentschaft de« Königreich« Preußen an seinen Sobn, den Kronprinzen, abtreten und der neue Regent am 22. März d. I. in gemeinschaftlicher Sitzung der beiden Häuser de« Landtag» den Eid aus die Verfassung leisten soll. Fürst BiSmarck würde dann auch d>e Minister präsidentscbirsl niederlegen und dem Kaiser als Kanzler ledig lich in der Regierung de« Reich» zur Seite stehen.. I Wie man un» au» Warschau schreibt, soll die Peter« burger Polizei ersabren baben, daß zwei größere Abthei lrmgen entschlossener Nihilisten, eine au- 60, die andere auS 84 Personen bestehend, demnächst i» Petersburg cin- trefsen werden. Ferner berichtet man über eine in Pari« gebildete Bande, welche sich daselbst aus daS Bombenwrrsen einübt, wozu sse mit Sand gefüllte GlaSbüchsen verwendet Die in letzter Zeit vorgenonimcnen Verhaftungen sieden jeden fall- mit düse» Meldungen in Verbindung. Tie jüngsten in der SemSkajastraße und daraus in dem Hause Lichatschew, Ecke Newski und Fontanka, gegenüber dein Anilschkowpalais gemachten Verbasinngen sollen von ganz besonderer Wichtig keit sein. So wurde» in der Semstaja zwei Männer und eine Fra» sestgenoininen, welche man für Häupter der Partei bält. Wer dieselben sind, weiß man noch nicht, da sic die alte Taktik befolgen, aus die ihnen vorgelegken Fragen nicht r» aiitworle». Es bat den Anschein. als ob eine Verabredung besiehe, die erssc» zwei Tage nach der Verhastnug Nichts zu lagen, waS alle in de» letzten Tagen Verhasleten gelha». Auch tauchen iu jnngsier Zeit wieder zahlreiche Pcoclamalwncu aus. Man darf sich deshalb nicht wundern, daß inan in den Regierungskreisen beunruhigt ist. Während die äußere Politik Europa- anscheinend immer noch Ferien hat, kommen der „Nat.-Z." auf dem Wege über K onsian l in e pcl beunruhigende Nachrichten bezüglich der Verhältnisse in Bulgarien zu. Die Lage in Sofia wurde schon längere Zeit als eine bedrohliche und preeäre betrachtet. (Auch uns ist m diesem Sinne aus Wien berichtet worden.) Nach de» jetzt einlangenten Nachrichten haben die Unruhe» ihren Beginn mit blutigen Vorkommnissen in der bulgarischen Hauplstadr genommen. Die „Ausständlschen" haben verschiedene ^lattvierlcl nach Nihilittenarl angezniidet »nd verbrannt. In türkischen R.gicrungskreisen will man wisse», eS sei die bulgarische liberale Partei, die Alles angesiiskel habe und die- tclbe besitz- nicht nur ihren Rückhalt in dein raticaleren heil der russischen Liberale», sondern empsange auch ibre VcrhaltnngSbeschle von dort. Die Spitze der Be wegung richtet sich gegen den Fürsten Alexander, den Prinzen von Battenberg, und sei» Unternehmen, die Veisassnng außer Thäligkeit zu setzen, scheint mit einem großen Fiasco endigen zu sollen. Die Frage wirft sich aus, welche» Emflnß die bulgarische Bewegung aus die Lage von Ostrumelien anSüben wird, die Stimmung in dieser privilcgirlen Provinz wird sehr verschieden geschildert. Im Hintergrund stellt die Frage nach der Jnlervenlion, wenn die insurreclionellc Bewegung in Bulgarien größere Verhält nisse annekmcn und nach Ostrumelien übergreisen würde. Die Stellung der westeuropäischen Mächte hak sich den mittel europäischen Mächten indessen in der letzten Zeit in der Be- enäherl, so daß man in Handlung der orientalischen Frage aei Konstanlinopel ohne zu große Besorgniß der Entwickelung dieser Angelegenheit entgegensicht. Es ist kein Zweifel, da9 eS des guten Willens aller Mächte bedarf, wenn der Funke, der an einer nicht ungcsährlichen Stelle gesallen ist» keinen größeren Brand entzünden soll. An« Rnstschuk wird unS geschrieben : „Der inS 0 fia ein- getross-mc diplomalischc Agent Rußlands, Hitrowo. hat die Nachricht gebracht. General D 0 m 0 nk0 w > lsch werden schon in nächster Zeit eintressen, um das Ministerium des Jnnern zu übernehmen. Diese Mittheilung ruft in Sofia einen sehr getbeillc» Eindruck hervor, da nian vor Allem die Ernennung eines Bulgaren gewünscht Halle und General Domontowitsch üherdieS zur Zeit, al« er Kanzleidircctor des Fürsten Don- dukow Korlakcw gewesen, in zahlreichen Kreisen kein sremitlicheS Andenken hiiilerlafsen habe." — Die Pforte hat die von Ale ko Pascha vorgeschlagcne Ernennung Karawe- low'S, cbenialigcn bulgarischen Minister-Präsidenten, zum Direktor der vstrumcli'chcn Finanzen nicht genehmigt, wobei sie vielleicht von Rücksichten aus die Stellung de« Fürste» Alexander sich leiten ließ. Im G a »1 bcttistischcn Lager herrscht Jubel und Freude, denn das Ergebniß der französischen SenatSwahlen kurz zusainmengcsaßt, ist die vollständigste Niederlage der Monar chisten wie der Radikalen. DaS interessanteste Ercigniß de« TageS ist die vierfache Wahl Freycinet'S. Das moralische Ansehen desselben ist hierdurch gewaltig gestiegen, unk Frey- cinct wird allgemein alS evenlueller Nachfolger Gambella'S bezeichnet. Ebenso ist bereit« Frcvcinet'ö Cankidatur für die Präsidentschaft de« Senat« an Stelle Lton Say's aus- gekaucht, zumal jetzt die Geneigtheit Frcvcinct'S zu einem etwaigen Einlritl in daS Ministerium Gambctta weniger wahrscheinlich denn je ist. Der Aussall der SeiialSivahlen. wodurch »unmchr der Senat eine vollständig sichere n»d un- zweifelbasle republikanische Majorität enthält, von der keinerlei hemmender Widerstand gegen die resormatorischen Pläne der Kammer und der Regierung zu befürchten ist. ruft in republikanischen Kreisen gesteigerlcOpposilion gegen die Revision der Verfassung hervor, bosondcrs da die Modifikation deS jetzt republikanischen Senats überflüssig erscheint und alsdann Gambctta'S ganzer Revision-plan vornehmlich ans Durchsetzung der Listenwahl für die Depulirtenwable» hinauslanse» dürste. Hinter letzterem aber sucht man mißtrauisch cäsarstlischc Ten denzen Gambctta'S versteckt. Andererseits wird behauptet, Gambctta bestehe aus iencm RevtsionSplane, um auS der möglichen Schlappe dabei Anlaß zu gewinnen, von der Regierung zurückzulrctc». — 20 von den bei der Blangni» Manifestation Verbasltton sink bereits vor dem Zucht polizcigerichl erschienen wegen Nclellio» wie Beleidigung nnd Thättichkcilcn gegen Polizcibeamke. Tie Pariser inlransigenlc Presse tobt in unglaublichor Hesligkeil gegen Gambctta nnd seine „Sbirren"; palltttisch schreit man über das „vergossene Blut des Volkes" und über die „Schlacht am PSre Lachaisc". Ter spanische Ministerpräsident Sagasla bal ein kühnes Programm entwickelt, aus welchem er mil Hilfe der im September vor. I. gewählten Kammern die liberale Politik der gegenwärligen Dynastie Spaniens cillmälig ausbauen will. Für dar tausende Jaür plant er die Reorganisation der Finanzen, die Convernon der Staatsschuld, die Handelsver träge, eine Politik der Vereinigung und deS freien Verkehrs mit den Colonicn; für 1^3 die Reorganisation der Verwal tung nnd des Gerichtswesen"; für l88l die Vollendung der össenlliche» Arbeiten; da» Jabr l885 endlich soll die Krönung des Gebäudes brmgen durch die Wablresorm und die politi scheu Nesormcn. weiche vor den Wahlen den Triumph deS dynastischen Liberalismus für siini wettere Jahre vorb reikcn würden. „Es ist freilich der Traum aller Parteien in Spanien", sügl der Madrider Correspondent drS „Temps" dieser Mittbeilnng hinzu, „die Arbeit ihrer Nachfolger unmög lich zu machen." Da» „Journal de» DöbalS" erhält Nachrichten aus Chile und Peru, »ach welchen der gewesene Präsident von Peru, Pierola, von seinen Truppe» vcltstäntig verlassen worden sein soll, welche sich nnter die Befehle Montcro'S als Ver treter« de» von den Chilenen gesangcn gehaltenen Präsidenten Catderon gestellt haben. Andererseits sei die provisorische Regierung nach Areqnipa verlegt worden, von wo sie Truppen abgescndcl habe, um Enzco z» besetzen. Es beißt ferner, daß
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