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Dresdner Nachrichten : 26.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192706264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-26
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- Dresdner Nachrichten : 26.06.1927
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Hr. 295 Seite 2 — «Dresdner Nachrichten" — Sonntag. 20. Ivni 1927 ausgeschivsse» sind, Voranosetzung für das Slufrücken von der elften in die zweite Linse ist, dafr sich aus dem Gesamt- veiiialke» des tsefanaeiien Anzeichen ergeben. die tkin als zu» gängliä, für erzieherische Einivlrkung erscheinen lassen. Wenn dann das Gesamtverhollen des Häftlings darauf schlicken läßt, das, die erzieherische Einwirkung Erfolg hat. soll er in die dritte Linie aufrücke». Dabet darf alierdinas nicht nerkannt werden, das; es zu weit acht, wen» man von dem Strafvollzüge j„ Stuten. wie cs die 1928 vereiubarten Grund- sähe taten, ..die innere sittliche Wandluna" des Gefangenen erwartet. ES ist daher zu begrüben, dab dieses unkantroliier- bare Moment in dem Entwürfe außer Betracht geblieben ist. Wird das ethische Ziel der Gesiininngsäudcriing des Be straften erreicht, um so besser. Der Gesetzgeber must sich aber als Regel damit begnügen, das, der Geangene einem ans,erlich geietzmäntgen Leben znrückaewonnen wird, Außer- dem iü von berufenen, in der Strafvollstreckung wirksamen Autoritäten auf die Oiefahr ausmerksam gemacht worden, das, der Strafvollzug in Ltufen durch Mechanisierung zu einem Mittel entwertet wird, das lediglich den Zweck verfolgt, die Ausrechterhallnng der Disziplin in den Strafanstalten zu er leichtern. indem man den -Lüstlingen schablonenmäbig ein- vaukt, das, ihnen stufenweise Erleichterungen zuteil werden, wenn sie sich gut schicken. Das würde dann dazu führen, das, gerade die schweren Verbrecher, die sich erfahrungsgemäß am ehesten der Hasldisziplin anpassen, am leichtesten zu den Vergünstigungen gelangten, während die besseren Elemente, die am meisten unter den Wirkungen der Hast leiden und daher mehr zu Verubben gegen die Hausordnung infolge körperlicher und seelischer Beschwerden geneigt sind, bei der Stnsenversehnng zurnckbleiben müßten. Es muß immer der sittliche Gemmtcharakter des einzelnen Gefangenen, soweit er äußerlich überhaupt greifbar ist. de» Ansschlag geben, un beschadet der Tatsache, daß die „innere sittliche Wandlung" im Rahmen einer Strafanstalt überhaupt nicht sestgestellt werden, sondern sich überzeugend nur erweisen kann, wenn der Gefangene »ach wiedererlangter Freiheit sich aufs neue den Stürmen und Versuchungen des Lebens gegenübersieht. So stellte der stufenweise Strafvollzug an die vsiicbologische und pädagogische Einsicht und Schulung aller Strafanstalts beamten, vom höchsten bis zum untersten, besonders scharfe Anforderungen. Der Entwurf regelt ferner das schwierige Gebiet des D i s z i p l i n a r r e ch t e s in den Strafanstalten, der sogenann- ten Hausitrafen. Hier wird, um das wesentliche hervorzuheben, folgende Regelung getroffen: Die Strafanstaltsleiter haben die Befugnis, die Beleuchtung in der Zelle auf die Dauer bis zu vier Wochen, das Recht, Besuche zu empfangen, bis zu drei Monaten, die Bewegung im Freien bis zu einer Woche und daS Bettlager ebenfalls bis zu einer Woche zu entziehen. Bei der Entziehung der Bettruhe, der Bewegung im Freien und der Beleuchtung tritt insofern eine Milderung ein, als an jedem dritten Tage die Verschärfungen sort sallen. Die Fesselung von Mördern und ähnlich schweren Verbrechern bleibt beibehalten, man muß sagen selbstver ständlich. Die Todes st rase wird, wie bisher, durch Enthauptung vollstreckt. Neuerdings macht sich ja eine lebhafte Bewegung für ihre Abschaffung geltend. Den Vertretern dieser Rich tung mochte man daS krasse Bild entgegcnhalten, das sich in der Ehemniyer Schwurgerichtsverhandlung gegen den Mör der einer Frau und ihres dreijährigen Kindes entrollte. Die Einzelheiten sind schauerlich. „Er brauchte Geld." Deshalb schlachtete er kaltblütig Mutter und Kind ab. Und daS Todes urteil auittierte er höhnisch mit den Worten: „Mein Kopf ist mir sicher. Ich weiß, daß man in Sachsen kein Todes urteil vollstreckt." Der alte Thiers hat einmal gesagt, alS man von ihm die Beseitigung der Todesstrafe forderte: „(Zis rne^ieurs Io« assassin« oornrnsnoont!" Mögen die Herren Mörder mit der Abschaffung der Todesstrafe be ginnen. indem sie nicht mehr morden! ES ist sehr zeitgemäß, an dieses Wort zu erinnern. Außerdem ist zu betonen, daß der Entwurf des Strafgesetzbuches als Gegengewicht gegen die Todesstrafe mildernde »Umstände auch beim Morde zuläßt. Nach dem alten Strafgesetz muß der Richter bei Mord immer auf Todesstrafe erkennen, auch wenn noch so schwerwiegende mildernde Umstände vorliegen. Künftig wird er aber in der Lage sein, in solchen Fällen von der Todesstrafe abzusehen. Ein Mangel ist das Fehlen von Vorschriften über die Art, wie die neueingesührte Slrasart der Einschließung voll zogen werden soll. Es handelt sich dabei um einen Ersatz der früheren FestungSstrase alS Ehrenhaft, oustosiia honssta. Der Zweck dieser Strafe besteht darin, solchen Uebertretern des Strafgesetzes, die aus ehrenhaften Beweggründen ge handelt haben, den Makel der Gefängnisstrafe zu ersparen. Dazu gehört aber, daß die Einschließung in besonderen Ge bäuden vollzogen wird: denn wenn sie in den gewöhnlichen Strafanstalten zur Vollstreckung kommt, kann es nicht aus- bletben, daß der zu Ehrenhaft Verurteilte, der Absicht des Gesetzgebers entgegen, in der bürgerlichen Gesellschaft als bemakelt gilt. Hier wird daher der Reichstag Sicherun gen schaffen müssen, auch nach der Richtung, daß die Ein schließung, die nach ausdrücklicher Vorschrift nur in der ein fachen Freiheitsentziehung bestehen soll, nicht etwa in der Praxis in eine regelrechte Gefängnishast umgewanbelt wird. Nicht im Strafvollzugsgesetz geregelt ist die Behandlung solcher Verbrecher, die nach dem neuen Strafgesetzbuch der sogenannten Verwahrungs- oder Sicherungs haft überwiesen werden. Die wegen mangelnder Zu rechnungsfähigkeit Freigesprochene» und die auf Grund ver minderter Zurechnungsfähigkeit leichter Verurteilten sollen künftig nicht mehr, wie jetzt, unbehindert aus die menschliche Gesellschaft losgelassen werden, sondern in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt Unterkunft finden. Verurteilte Trunksüchtige werden einer TrinkerheilaiGalt überwiesen. Ferner kann gegen Gewohnheitsverbrecher, die für die öffent liche Sicherheit eine Gefahr bedeuten, bei ihrer dritten Ver urteilung aus „Sicherheitsverwahrung" erkannt werden. Diese ganze Materie wird in einem dem Reichstage vor liegenden Bcwahrungsgesctz gesondert geordnet. Die Für sorge für die aus der Strafhaft Entlassenen will der Entwurf bereits während der Verbüßung der Strafe beginnen lassen durch die Einrichtung der „Helfer", die, vor allem aus Kreisen der Geistlichen und Lehrer entnommen, die Verbindung des Gefangenen mit Familie und Arbeit geber aufrechterhalten oder neue Arbeitsgelegenheit er mitteln und ihm auch nach der Entlassung eine Stütze bleiben sollen. Bayern hat sich entschlossen, mit einer großzügigen Maßnahme auf diesem bedeutsamen Gebiete der sozialen Frage voranzugehen durch die Errichtung einer staatlichen Zentralsürsorgestelle, des „Obsorgeamtes", und eines eben falls staatlichen Obsorgeheims. Wenn das große deutsche Kulturwerk der Strafrechts reform in der Praxis sich voll bewähren soll, darf nicht ver gessen werden, baß es dabei sehr wesentlich auf die Hand habung der neuen Gesetze durch Richter, Staatsanwälte und Strafanstaltsbeamte ankommt. Der Richter muß, wenn er gerecht und völlig im Geiste des Gesetzgebers urteilen will, Wesen und Wirkung der Strafe genau kennen und be herrschen. Das gilt auch für die Staatsanwälte, deren oft- mals vom Urteil so stark abweichende Strafanträge vielfach aus nicht genügender Würdigung der Strafwirkung beruhen. Die Beamten des Strafvollzugs müssen so vorgebildet sein, daß sic imstande sind, eine den Geist der Vorschriften tötende Schabloninerung zu vermeiden und eine individuelle Be- Handlung der Gefangenen durchznsühren. Von allen bei der Anwendung der neuen Gesetze beteiligten Stellen ist ein starkes und vertieftes soziales Empfinden und Verständnis zu fordern, wenn sie der Absicht des Gesetzgeber« gerecht werden wollen, die kurz dahin zusammengesaßt werben kann, daß die soziale» Ursachen und Zusammenhänge der Ver brechen ersaßt und die in ihnen liegenden MilberungSgründe mit dem natürlich in erster Linie stehenden Schutzbedüi-knis der Gesellschaft möglichst in Einklang gebracht werden sollen. Um die mittlere Linie der zottpolitil. Die Deuifche Dolksparkei als Mittlerin. Ueber die Bestrebungen der Deutschen Volks- vartei bei den Verhandlungen um die künftige Zollpolitik führt die «Nattonalltberalc Korrespondenz" folgendes au«: Dte im Sommer ES beschlossene Zolltartfnovelle fetzte den vorhandenen Zolltarif der Vorkriegszeit mit einer Reihe von Abänderungen der autonomen Sätze weiterhin in Kraft, legte jedoch für eine Reihe von wichtigen, insbesondere der Volksernührung bienenden Artikeln besondere ermäßigte autonome Zollsätze zunächst auf die Dauer eines Jahres fest, welche dann mit verschiedenen Aeuderuuge» bis zum Ab lauf der Novelle, der am 3t. Juli 1927 bevorstcht, in Kraft blieben. Erfolgt bis zum 1. August 1927 keine Neuregelung, so würde au diesem Zeitpunkt ein tarifloser Zustand eintreten. Tie ursprüngliche Absicht der Negierung, bis zum 1. August 1927 einen völlig neuge statteten Zolltarif zur Verabschiedung zu bringen, ließ sich aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht verwirklichen,- auch beute kan» es sich daher nur um eine Verlängerung des Provisoriums handeln: von der Negierung ist zunächst eine solche bis zum 31. Dezember 1929 ins Auge gefaßt. Mit Rücksicht auf das von der deutschen Regierung gebilligte Ergebnis der Welt- wirtschastskonferenz bestand der Wunsch, das Provisorium jedenfalls nicht mit einer Erhöhung von Zollsätzen zu be lasten, sonder», wenn möglich, eher ein gutes Beispiel mit dem Abbau einzelner Zölle zu geben. Auf der anderen Seite hat sich sowohl bei gewissen Industriell als insbesondere aus den Kreisen der Landwirtschaft die Forde rung erhoben, gewisse Zölle sowohl in ihrem autonomen Satz als in dem ermäßigten vorläufigen Satz zu erhöhen, weil der bestehende Zvllschutz nicht hinlänglich wirksam sei. Ohne Zweifel würde die Erfüllung dieser Wünsche die Erreichung des für die Existenz des deutschen Volkes unum gänglich notwendigen Standes der deutschen Ausfuhr er schweren. Zugleich würde eine gewisse Verteuerung der Lebenshaltung für die n i ch t l a n d w i r t s ch a s t l i ch e Bevölkerung, insbesondere die Jndustriebevölkerung, die Folge sein, die man allerdings hinsichtlich ihrer Höhe nicht in dem Maße agitatorisch übertreiben sollte, wie es von seiten der Linken vielfach geschieht. Auf der anderen Seite ist die Bewahrung des deutschen Charakters des deutschen Ostens in ganz hervorragendem Maße von der Intensivie rung der östlichen Landwirtschaft abhängig, die nach Klima und Bodenbeschasfenheit kaum aus einem anderen Wege als durch die Förderung des Kartoffelanbaues und der F l e i s ch e r z e u g u n g erreicht werden kann. Während der Kartoffelzoll ohne Zweifel vor allem die Landwirtschaft des Ostens stützen soll, haben die Fleisch- und Fettzöllc auch für die übrige Landwirtschaft dte Bedeutung einer Sicher stellung des wichtigsten Teiles ihrer Produktion gegen Unterbietung ihrer Selbstkosten durch Einfuhr aus dem Anslande. Wie die Besserung der deutschen Handelsbilanz am erfolg reichsten zugleich mit den beiden Mitteln der Senkung der Einfuhr und der Hebung der Ausfuhr erstrebt werden muß, um das der Gesamtheit nützliche Ergebnis zu erreichen, so wird auch auf dem Gebiete der Zollpolitik eine sorgfältige A b- wägung der verschiedenartigen Interessen der L a n d w i ri sch a f t auf der einen Seite, der Industrie und des Kon sums aus der anderen Seite notwendig sein, und es handelt sich darum, hier eine mittlere Linie zu finden. Das Zentrum hat bei den bisherigen Verhandlungen zwischen den Regie rungsparteien den starren Standpunkt einer unveränderten Ausrechterhaltung des gegenwärtigen Zollzustandcö vertreten, auf welchen es sich wahrscheinlich nicht ohne Ucberwindung starker Schwierigkeiten intern geeinigt hat. Die Deutsch nationale Partei hat es für unmöglich erklärt, den gegenwärtigen Zustand weiterbestehen zu lassen, — der Deutschen Volkspartei fällt also in dieser Frage die Rolle des e h r l i ch e n M a k l e r s zu. wenn anders überhaupt die Regierungsmehrheit das Zollproblem lösen soll. Sie wird ihr Ziel darin zu suchen haben, der Landwirtschaft das als unumgänglich notwendig Erkannte zuteil werden zu lassen, hierbei jedoch im Rahmen desjenigen zu bleiben, was mit der Fortsetzung einer gesunden Handelöverlragspolitik vereinbar erscheint und gegenüber den übrigen Teilen der Bevölkerung zu rechtfertigen ist. Die Linie, in welcher man schließlich sich zusammenfinden wird, ist heute noch keineswegs deutlich zu erkennen. Wenn die R e i ch s r e g i e r u n g. um die Vorlage noch rechtzeitig an den Reichstag zu bringen, sich zunächst schlüssig gemacht hat, den Kartoffelzoll lediglich zu verdoppeln, dagegen im übrigen den bestehenden Zustand ausrcchtzuerhalten, so dürfte hiermit zwar ein Ausweg gezeigt, aber das letzte Kort »och nicht gesprochen sein. Jedenfalls ist ein Einverständnis der Regierungs mehrheit auf dieser Grundlage bisher noch nicht erzielt, und es läßt sich gewiß auch noch an manche andere Möglichkeit zur Ueberbrückung der vorhandenen Gegensätze denken. Freilich müssen die Kompensationen für zollpolitische Zugeständ. nisse jedenfalls aus dem Gebiete liegen, um das es sich hier han delt, wenn sie die Zustimmung der Deutschen Volkspartei fin den sollen. Es erscheint «ns ganz undenkbar, daß im Ernst der Versuch gemacht werden könnte, etwa eine Ver knüpfung des Zolltarifs — fei es mit der Kultursrage des Reichsschulgcsctzes, sei cs mit der Finanz frage der Re- amtenbcsoldungöreform — herbciznsiihrcn. Ein solcher Ver such würde aus irgendeine Unterstützung durch die Deutsche Volkspartei nicht rechnen können. Die bis zur Erledigung des Zollgesetzes noch verbleibenden kurzen Wochen müssen viel mehr für eine s a ch l i ch c Annäherung und Ausgleichung der zollpolitischcn Gegensätze verwandt werden. Agrarrchuftzvtt und die Gemer Beschlüsse. Rur Abwehr der ««zeitigen Agitation für Freihandel. tDraht Meldung unterer Berliner L ch r t t t 1 e I t u n Berlin. 25. Juni. Bon den Gegnern landwirtschasllicher Zölle ist in der letzten Zeit tue Behauptung zu einem Agi. t a t i o n S f ch l a g w o r t geprägt worden, eine Erhöhung auch nur einzelner lanbwiitichaslltcher Zollpvsitionen stehe im krassen Widerspruch zu den noch von der RrichSrcgicrnng ausdrücklich gebilligten Beschlüssen der Genfer Weltwirl. schaftSkonferenz Dieses Schlagmort kann allerdings nur den gefangen nehmen, der mit den Beschlüssen der Welt- ivirtschastSkonserenz gar nicht oder nur mangelhaft sich ver. traut gemacht hat. Zunächst hat die Weltwirtschastskonsercnz diese Angelegenheit nur in ganz allgemeinen Wendungen behandelt, indem sie erklärt, daß eine Herabsetzung der .'solle in allen Staaten wünschenswert wäre Es wird nach die sem Wnnsch sofort aber erklärt, dab eine solche Herabsetzung, wenn das W i r t s ch a f t S g e f ü g e der einzelnen Staaien nicht schwersten Schaden erleiden solle, nicht mit einem Male vor sich gehen könne. In der Erklärung über die Land wirtschaft wird dann ausdrücklich festgestellt daß auf der ganzen Welt eine grobe Disparität zwischen Landwiri sch a ft und Industrie herrsche, daß aus dieser Jmvariiäi der Rückgang der landwirtschastlichen Produktion und daraus resultierend die Verschuldung der Landwirtschaft bcrvoraehe, die aus die Industrie und Ihre Produktion von Absatzmöglich, ketten außerordentlich hemmend einwirke. Berufene Persönlichkeiten haben in der letzten Zeit dieses Thema ganz eingehend erörtert und ebenfalls nachgewicsen, dab eine Erhöhung landwtrlschaftlichcr Positionen nicht im Widerspruch zu den Beschlüssen der Weltivirtschastskvnserciij steht. So hat der frühere Neichsfinanzminister Hermes aus der Tagung deS Deutschen Landwtrtschaftsrats in St>'tttii über dieses Thema ansgeführt, daß gerade dte deutsche Land wirtschaft immer nur die Parität der Zölle zwischen Land wirtschaft und Industrie verlangt, daß sie niemals einen Schuh für sich beansprucht habe, der über den der Industrie ge wohnten noch hinausgehe. Heute noch weniger als in der Vergangenheit dürfe man systematisch jede Zollcrhöhung ab- lehnen. Das Absahproblem in -er Lan-wirtschafl. Kassel, SS. Juni. Die Verhandlungen deS 4 9. Deut- schen landwirtschaftlichen Genossenschasts. tageS wurden gestern in einer zweiten Hailptnersammümg fortgesetzt. Ans der Tagesordnung stand zunächst ein Referat von Professor Dr. Beckmann-Bonn-PoppelSdorf über dte „Mitwirkung der landwirtschaftlichen Genossen- schäften bei der Standardisierung landwtrt- schaftlicher Erzeugnisse". Die Konkurrenz des Auslandes in Agrarprvdukten in Deutschland, so führte der Redner ans. ist heute fast ausnahmslos Standardware und gleichfalls fast ausnahmslos Genossen? chasts- warc geworden. Ehemals arbeitete sie mit niedrigerem Preis, beute mit besserer Qualität aus dem deutschen Markt. Wenn Deutschland nach außen mit Zöllen sich dieser Waren erwehren will, so bedarf es auf dem inneren deutschen Markt außerdem einer Standardisierung, um die deutsch» Ware unter,»bringen. Zölle auf VeredlnngSvrodnkte und Stan dardisierung gehören zusammen. Dabei ist die Genossen schaft eine zweckdienliche und erwünschte Hilfe. Besonders in der Erziehung der Hersteller zur OualitStöprodukttoo ist die Genossenschaft unentbehrlich. Sieht man in der Standardisierung eine Methode des Absatzes, eine besondere Art der Absatzpolitik, dann ist die Genossenschaft sogar der einzig mögliche Weg für diese Absicht. Die Standardi sierung will die Preisschwankungen durch Lieferung von Qualitätsware mildern, den zusätzlichen Verzehr und Verbrauch durchsetzen und die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Kaufkraft der Abnehmer anpassen. Die Industrie hat diesem Ziel der Marktunabhängig- keit in der letzten Generation ihre besten Köpfe und ihre feinste Qrganisationsform gewidmet mit dem Erfolg, daß sie viele Störungen vom Markt her beseitigt hat. Der Land bau widmet sich erst jetzt dieser Marktpolitik. Die Ge nossenschaft hat aber eine spezifisch günstige Marktstellung, die günstiger ist als die der unorganisierten Landwirte und als die des freien Handels. Sie kann das Angebot quali tativ und der Menge nach gleichmäßig halten, von der Unterbietung befreien und mit geringerer Spanne arbeiten. Sie steht so nahe bei den Produkten, daß sie sogar in die Organisation der Produktion eingrcisen kann. Der Zwang zur Standardisierung wird auch in Dentschland immer größer werden, da die psychologische Umstellung der Menschen noch längst nicht abgeschlossen ist. Die Lösung des Absatzproblems ist die zukünftige Aufgabe geworden. Ueberall da, wo der Absatz kein Problem mehr ist. tn der Nähe reiner In dustriegebiete, steht der deutsche Landban tn sichtbarem Auf schwung. Der Unterschied zwischen Osten und Westen mit dem Süden ist nicht mehr der zwischen Rittergut und Bauern hof. sondern der zwischen Marktnähe ohne Absatzschwie rigkeit und Marktferne mit Absatzichwieriakeit. Da liegt die staatöpolitische Bedeutung der Standardisierung, den Osten näher an die großen Absatzmärkte des Deutschen Reiches heranzubringen. — Die Ausführungen Pros. Beck manns wurden mit großem Interesse von der Versamm lung ausgenommen. Ein pazifisches Locarno? Washinglon weih von nichts. Neuyork, 25. Juni. Amtlich wird erklärt, daß Washing ton offiziell nichts von dem japanischen Plane wisse, den Ab schluß eines amerikanisch-japanischen Locarno-PakteS für das Gebiet des Stillen Ozeans vorznschlagcn. — Aber selbst wenn die darüber vorliegenden Meldungen zutreffend sein sollten, so müsse doch festgestellt werden, daß ein derartiger Plan mit Genf nichts zu tun habe, da auf der dortigen Kon ferenz lediglich Rüstungsbeschränkungen zur Debatte ständen. Sin solcher Vorschlag würde daher auch kaum den Abschluß eines japanisch-amerikanischen Kompromisses in der Frage der Rüstungsbeschränkungen erleichtern können. Washington werde, falls ein solcher japanischer Schritt erfolgen sollte, ihm gegenüber dt« gleiche Politik der „freundschaft. lichen Erwägung" einschlagen, wie gegenüber dem Frte- densplane Brtand«, der trotzdem für überflüssig ge- halten werde. Der Sinn -er Cooli-ge-Konferenz. Neuyork, 25. Juni. In einem Leitartikel „Weltgeschichte im Werden" führt „World" au«: DaS Genfer Problem dreht sich einfach um die Frage, wie der englisch« Wunsch, dte See- Herrschaft zu behaupten, dte tm letzten Jahrhundert nur «in- mal durch die Schaffung der deutschen Flotte ernstlich bedroht worden ist. und der amerikanische Anspruch, eine der eng« ltschen ebenbürtige Flotte zu bauen, miteinander tn Einklang gebracht werden können. Dte britische Seemacht ist nicht lediglich ein Werkzeug der Verteidigung, sondern «tn Instru ment der politischen Vorherrschaft, deren Ab» tretnng eine neue Epoche der Weltgeschichte ctnlcitcn wurde. Es dreht sich um die Frage, ob die Menschheit in diese Epoche friedlich eintreten kann. Die wirtschaftliche und wachsende politische Macht Amerikas lassen eS als sicher erscheinen, daß England im zwanzigsten Jahrhundert nicht die gleiche Vor> Herrschaft in der Welt behaupten kann, wie im neunzehnten. Ausgabe der StaatSkunst ist cs, diesen Uebergang Englands von der Vorherrschaft zur Gleichheit und Amerikas Aus rücken zur Gleichberechtigung friedlich zu gestalten. Die gegenwärtige Generation stehe vor der Frage: Wird auS dem Verhältnis der Gleichheit Amerikas und Englands eine Zusammenarbeit von Teilhabern oder ein Kamps von Rivalen hervorgehen? Neuer brMfch-öqyplischer Konflikt. London, 25. Juni. Zwischen England und Aegypten ist es zu einem neuen Konflikt gekommen. Gestern hat das ägyptische Parlament den Kricgsetat angenommen, nachdem einige Posten, dte aus ausdrücklichen Wunsch Lord LloydS, des Hoben Kommissars, ausgenommen waren, gestrichen waren. Tie Gelder für den Strüar sind nur vorbehaltlich bewilligt: der Bericht des parlamentarischen KriegSauSschusseS, der seiner- zeit beantragte, diesen Posten zu streichen, soll erst begutachtet werden. Der Vorschlag, die Küsten, und die Grenzwache zu verschmelzen, gleichfalls ein Wunsch der britischen Regierung, wurde mit übergroßer Mehrheit abgelehnt. Beschlossen wurde, daß die Küstcnwache wieder, wie vor 1925. unter dem Finanzamt ressortieren solle: praktisch bedeutet da«, daß England jede Kontrolle darüber verliert.
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